Gates between heaven and hell

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“


  • A warning to the people
    The good and the evil
    This is war

    ..............30STM - This is war


    Zehn Jahre nach den schrecklichen Geschehnissen in Sword Art Online. "GATES BETWEEN HEAVEN AND HELL" ist der Name des neusten VRMMORPG (Virtual Reality Massively Multiplayer Online Role-Playing Game), welches auf den Markt kommt und sogleich die ganze Welt mit seiner fortschrittlichen, realitätsnahen Scheinwelt begeistert, in welche man mithilfe des NervGears schlüpfen und dort neue Rollen annehmen kann. Unwissend, dass Ihnen das gleiche Schicksal blüht, wie den Spielern von Sword Art Online, verlieben sich die Menschen in die Fiktion des Spiels und verdrängen die damaligen Geschehnisse. Doch kaum haben sie sich in das Spiel eingelebt, entdecken sie, dass der 'Logout'-Button fehlt - eine Panik bricht aus und die Ereignisse von vor zehn Jahren drohen sich zu wiederholen. Doch schnell schließen sich Gilden zusammen, deren Ziel es ist, den Endboss zu besiegen und somit alle zu retten. Doch wird diese Rettung erfolgreich sein?

    ______________________________________________________________


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    Eine Altersbeschränkung wollen wir nicht festlegen. Jeder sollte darüber selbst entscheiden, was er liest - trotzdem solltet ihr die Warnung lesen. Dinge wie Tod, Trauer, psychische sowie physische Belastung werden vorkommen. Außerdem können wir nicht garantieren, dass keine sexuellen Anspielungen seitens der Charaktere vorkommen könnten.



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    Herzlich willkommen zu Gates between heaven and hell einer FanFiction zu "Sword Art Online", welche von der lieben Ashrose und mir geschrieben wird.
    Reizt es nicht jeden die Möglichkeit zu nutzen, um in eine virtuelle, andere Welt zu schlüpfen? Den Helden zu spielen, Monster jagen und bekämpfen, verrückte Abenteuer erleben, neue Leute kennenlernen und trotzdem irgendwann wieder in die Realität zurück zu kehren - in das normale Leben. Doch was, wenn es aus dieser virtuellen Welt plötzlich kein Entkommen mehr geben würde? Interessiert es dich zu erfahren, was dann alles passieren könnte? Dann bleibt dran, lest und lasst uns vielleicht sogar einen Kommentar da! Wir würden uns freuen und an dieser Stelle wünschen Ashrose und ich euch noch viel Spaß!



    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/genrerk75fycvo8xlsnm.png]
    Fantasy|Sci-Fi|Romance|Drama|Reise|Abenteuer



    • Ashrose - Wo ein Startpost ist, muss auch eine Widmung ihren Platz finden! Ich danke Mami und Papi Nein, mal ehrlich. Ich widme dir die Story, Blair, danke, dass du mich mit deiner Idee so angesteckt hast und wir mithilfe der tollen Erfindung der Sprachnachrichten via Whatsapp alles bis ins kleinste Detail geplant haben und nun endlich - dank deiner tollen Kreativität ♥ - anfangen, unsere wirren Gedanken zu verwirklichen. Du bist toll und ich will dich nicht verlieren und freue mich, dass wir das zusammen machen <3 Dann kommen noch die, deren ich um ihre Kreativität beneide - ein großes Hallihallo an dieser Stelle an Feliciá, Cáithlyn, Sterling, Darkheart, Nijana & Cassia, ich wünschte manchmal, ich wäre so begabt wie ihr, danke, dass ihr für mich da seid, haha <3Das war's dann auch schon mit der Widmung - ich denke, wir widmen sie uns gegenseitig, Blair, haha. Auf das wir das Durchziehen!

    • Blair - Ich glaube, dass ich noch nie eine Widmung in einem meiner Startposts hatte. Ehem, nun denn! Ich möchte diese Story, dieser mega niedlichen und begabten Person widmen mit welcher ich die Ehre habe diese FanFiction zu schreiben. Ja, es stimmt von dir ist hier die Rede meine liebe Vany! ♥ Ich hoffe du nimmst mir nicht übel, dass ich es schaffe dich mit 12-minütigen Sprachnachrichten über Whatsapp zu quälen und es trotzdem irgendwie schaffe fast gar nichts zu sagen. Danke dir, dass du mich damals angeschrieben hast - bloß, weil du meinen damaligen Nick so toll fandest, hihi - und auch dafür, dass wir immer noch Kontakt zueinander haben. Es wäre wirklich mies, wenn es nicht so wäre! Außerdem danke ich dir, dass du diese FF mit mir schreibst - gawd, habe ich mich gefreut, als du vorgeschlagen hast sie mit mir zu schreiben und ich tue dies immer noch! Das Ganze hier macht einfach schrecklich viel Spaß und glaub mir, ich hoffe auch, dass wir dies hier bis zum Ende durchziehen!

    • Ashrose - Auch hier muss ich natürlich erstmal dich erwähnen, meine liebe Blair! Ohne dich und deine tolle Idee hätte ich nichtmal im Traum daran gedacht, so eine Story zu schreiben! Maßgeblich hat auch die 100-Minuten Folge von SAO zu meiner Inspiration beigetragen - danke an dieser Stelle dem SAO-Fanclub im Allgemeinen, denn durch euch wurde meine Liebe zu Sword Art Online wieder aufgefrischt c: Mehr gibt es hier auch gar nicht zu sagen, also genießt die Story :3

    • Blair - Man kann ja nicht verleugnen, dass die Idee hinter SAO wirklich ziemlich cool ist. Na ja, als ich dem Sword Art Online Fanclub wieder beigetreten bin - auch ein Dankeschön an diesen - und diese verdammt lange Extra-Folge gesehen habe, da überkamen mich ziemlich viele Ideen und vor allem die Lust so eine Geschichte selbst zu schreiben. Charaktere, Welten und so viel anderes musste her, aber was ich eigentlich suchte, war ein Partner, weil ich auch mal wieder Lust hatte, daraus eine Partner-FF zu machen (vor allem, weil diese Person mir den größten Teil der Arbeit abnehmen konnte, hihi). Nachdem ich Ashrose von dieser Idee erzählt habe, kam es irgendwie dazu, dass sie zu meiner Partnerin wurde.Ich hoffe doch, dass ihr genauso viel Spaß beim Lesen haben werdet wie Vany und ich am erstellen der Geschichte! ^.^


    ______________________________________
    It's the moment of truth and the moment to lie
    The moment to live and the moment to die
    The moment to fight, the moment to fight
    To fight, to fight, to fight [...]
    _____________________________________



    [tabmenu]
    [tab=Charaktere]

    In den nachfolgenden Tabs stellen wir kurz und knapp die wichtigsten Charaktere vor. Andere Charaktere, welche im Lauf der Geschichte auftauchen werden, sind im Tab "Nebencharaktere" zu finden.

    [tab=Eternal Warriors]
    [subtab=|]


    [subtab=Amalia]

    Nickname: Amalia
    Klasse: Sorcerer
    Level: 1
    Herkunft: Pennsylvania, Amerika
    Wohnort: North Dakota, Amerika
    Erstes Erscheinen:
    Prolog 1.0


    [subtab=Lacie]

    Nickname: Lacie
    Klasse: Warrior
    Level: 1
    Herkunft: Salvador, Brasilien
    Wohnort: Lyon, Frankreich
    Erstes Erscheinen:
    Chapter 01


    [subtab=Shinigami]

    Nickname: Shinigami
    Klasse: Sorcerer
    Level: 3
    Herkunft: Yokohama, Japan
    Wohnort: Hokkaido, Japan
    Erstes Erscheinen:
    Chapter 03


    [subtab=Enygma]

    Nickname: Enygma
    Klasse: Warrior
    Level: 1
    Herkunft: London, England
    Wohnort: London, England
    Erstes Erscheinen:
    Chapter 05

    [subtab=Kimu]

    Nickname: Kimu
    Klasse: Sorcerer
    Level: 2
    Herkunft: St.Cloud, Minnesota
    Wohnort: Duluth, Minnesota
    Erstes Erscheinen: /

    [subtab=Tynesdi]

    Nickname: Tynesdi
    Klasse: Warrior
    Level: /
    Herkunft: Tokio, Japan
    Wohnort: Olympia, Washington
    Erstes Erscheinen: /

    [tab=Vicious Doves]
    [subtab=|]


    [subtab=Arwen]

    Nickname: Arwen
    Klasse: Sorcerer
    Level: 1
    Herkunft: Galway, Irland
    Wohnort: Duluth, Minnesota
    Erstes Erscheinen:
    Prolog 2.0

    [subtab=Namilee]

    Nickname: Namilee
    Klasse: Sorcerer
    Level: 1
    Herkunft: New York City, New York
    Wohnort: Cumberland, Maryland
    Erstes Erscheinen: Chapter 10

    [subtab=Nicolai]

    Nickname: Nicolai
    Klasse: Warrior
    Level: 2
    Herkunft: Seattle, Washington
    Wohnort: Seattle, Washington
    Erstes Erscheinen:
    Chapter 10

    [subtab=Aleksej]

    Nickname: Aleksej
    Klasse: Warrior
    Level: 4
    Herkunft: Toronto, Kanada
    Wohnort: Toronto, Kanada
    Erstes Erscheinen: Chapter 11

    [subtab=Belladonna]

    Nickname: Belladonna
    Klasse: Warrior
    Level: 14
    Herkunft: Cloquet, Minnesota
    Wohnort: Duluth, Minnesota
    Erstes Erscheinen: /

    [/tabmenu]




    [tabmenu]
    [tab=Informationen zur Spielwelt]
    [subtab=|]

    Erst mal wollen wir festhalten, dass wir bloß kurze Infos geben. Falls irgendetwas nicht in diesem Tabmenu erklärt ist, bedeutet es, dass wir darauf genauer in der Geschichte selbst eingehen oder diese Infos für die Geschichte nicht nötig sind.

    [subtab=Allgemein]

    Gates between heaven and hell ist ein VRMMORPG (Virtual Reality Massively Multiplayer Online Role-Playing Game), dies bedeutet, das die Spieler völlig in das Spiel eintauchen. Dort können sie sich frei bewegen, die fünf Sinne werden angeregt und sie verspüren Hunger- und Durstgefühl. Jedoch muss man festhalten, dass die Dinge, die sie im Spiel tun, wie Essen oder Trinken, sich auch nur auf den Körper im Spiel beziehen. Der Körper in der Realität wird dadurch nicht beeinflusst.Das Ziel des Spiels ist es alle Ebenen freizuschalten und den Endboss zu besiegen.

    [subtab=Klassen Fähigkeiten und Attribute]

    Klassen
    In GBHAH sind zwei Klassen spielbar - die Warrior und die Sorcerer. Als Warrior kämpft man mit Schwertern, Äxten und anderen Klingenwaffen. Zur Verteidigung hat man schwere Rüstungen und Schilde. Die wichtigsten Attribute eines Warrior sind physische Stärke, Verteidigung, Ausweichen und die Kritische-Treffer-Rate. Als Sorcerer hat man als Hilfe im Kampf Zauberbücher und Zauberstäbe. Die physische Stärke eines Sorcerers ist eher gering und wächst nur durch Level-Ups, weswegen sie nicht in der Lage sind, schwere Rüstung zu tragen. Als Verteidigung dienen ihnen Rüstungen aus Stoffen, Leder oder leichten Metallen. Die wichtigsten Attribute eines Sorcerers sind magische Stärke, Verteidigung, Ausweichen und die Kritische-Treffer-Rate.


    Fähigkeiten
    Im Spiel gibt es offensive und defensive Fähigkeiten, die ein Spieler lernen kann. Für Sorcerer sind es Zaubersprüche und für die Warrior Angriffe. Größtenteils lernt der Spieler neue Fähigkeiten bei Level-Ups, jedoch ist es auch begrenzt möglich bestimmte Fähigkeiten durch Quests zu erlernen. Dabei können die Warrior z.B. lernen wie sie ihre Angriffe magisch verbessern.


    Attribute
    Die Attribute sind die Eigenschaften eines Spielcharakters - beide Klassen haben die gleichen Attribute, jedoch sind diese unterschiedlich ausgebaut.Folgende Attribute gibt es im Spiel:

    • KP und MP - die Kraftpunkte und die Manapunkte. KP bestimmen, wie viel Leben ein Spieler hat und die MP bestimmen die Anzahl der Manapunkte, welche man für Zaubersprüche oder magische Angriffe braucht. Warrior haben weniger Manapunkte als Magier.

    • Physische und magische Stärke - Warrior können ihre physische Stärke durch Level-Ups und die Verteilung der ATK Points (Angriffs-Punkte) vergrößern, ihre magische Stärke ist jedoch gering und wird nur durch Level-Ups beeinflusst. Bei Magiern ist genau das Gegenteil der Fall.


    • Schnelligkeit - dabei ist zwischen der Schnelligkeit der Angriffe und des Spielers selbst zu unterscheiden. Beide Attribute werden durch Level-Ups größer, jedoch kann nur die Schnelligkeit der Angriffe auch durch ATK Points vergrößert werden.


    • Verteidigung und Ausweichen - können beide durch Def Points (Verteidigungs-Punkte) vergrößert werden.


    [subtab=Dungeons und Quests]

    Dungeons
    Dungeons sind Orte, an denen sich mächtige Monster befinden. Im tiefen Inneren eines jeden Dungeons wartet der Boss, welcher mächtiger als die anderen Monster dort ist. Diese Bossmonster sind nur mit vereinten Kräften zu bekämpfen, weswegen man sich nicht alleine auf die Jagd nach ihnen begeben sollte. Sie bewachen große Schätze und in seltenen Fällen auch den Eingang zu der nächsten Ebene.


    Quests
    Quests sind Aufgaben, welche man erfüllt, um Erfahrungspunkte, Gold, Ausrüstungen und vielleicht auch noch andere Schätze zu erhalten. Diese Aufgaben kann man bei NPCs oder am Schwarzen Brett der jeweiligen Stadt erhalten. Größtenteils sind die wirklichen schwierigen Quests begrenzt und deswegen auch nicht für jeden Spieler erfüllbar. Leichtere Quests - bieten weniger Erfahrungspunkte, Gold usw. -sind jedoch auch für jeden Spieler täglich wiederholbar und können am Schwarzen Brett angenommen werden.


    [subtab=Inventar Häuser etc.]

    Inventar
    Das Inventar ist ein virtuelles Lager, in dem der Spieler seine Sachen verstauen kann. Zu Beginn hat jeder Spieler ein gleichgroßes Inventar. Dieses kann man jedoch bei einem allgemeinen Händler gegen Gold vergrößern lassen (die Kosten hängen von der Größe der Vergrößerung ab) oder indem man eine InGame-Beziehung eingeht.


    Häuser
    Im Spiel gibt es die Möglichkeit sich ein Haus zu kaufen, um sich etwas Ruhe und Privatsphäre zu gönnen. Natürlich ist der Kauf eines Hauses nicht sonderlich billig, weswegen man auch die Möglichkeit hat, sich mit mehreren Spielern oder aber als Gilde zusammen zu tun.


    Gilden
    Die Gilden sind Zusammenschlüsse von Spielern mit einem Anführer (in den meisten Fällen ist dies der Gründer einer Gilde). Seien es nun 10 Spieler oder bis zu 500 - den Möglichkeiten der Gildenzusammensetzung sind keine Grenzen gesetzt!


    Berufe
    Im Spiel gibt es die Möglichkeit bestimmte Berufe auszuführen. Folgende Berufe kann man ausüben:

    • Fischer

    • Schmied

    • Bäcker/Koch


    InGame-Beziehung
    Die InGame-Beziehungen sind ein weiteres Feature im Spiel - natürlich gibt es Spieler, welche aus Zuneigung eine Beziehung eingehen. Jedoch gibt es auch solche, die diese eingehen, um die Vorteile einer solchen Beziehung zu nutzen. Die Vorteile sind ein gemeinsames, vergrößertes Inventar und das Teilen von Erfahrungspunkten.


    [/tabmenu]



    [tabmenu]
    [tab=Orte]

    In den nachfolgenden Tabs stellen wir ein paar Orte aus 'Gates between heaven and hell' vor. Wir stellen nicht alle 100 Orte vor, sondern jeweils nur sieben aus der Himmels- und der Höllen-Ebene.Die verwendeten Bilder sind bloß als kleine Orientierung bzw. Beispiel da, damit man einen kleinen Einblick in die Spielwelt hat. Außerdem muss gesagt sein, dass Hölle nicht gleich Hölle ist und Himmel nicht gleich Himmel - sprich bloß, weil man den Weg in Richtung Hölle geht, wird einen dort nicht bloß Lava und Monster die Dämonen ähneln erwarten. Da es ganze 100 Ebenen gibt, gehen die Level der Monster und der Spieler natürlich noch weiter als bis 100.

    [tab=Das Tor zwischen Himmel und Hölle]


    Monster-Level: 1-10
    Nirwana, die Anfangsstadt. Befindet man sich in dieser großflächigen Stadt, ist man gleichzeitig in einer Safe-Zone, man kann also nicht angegriffen werden. Hier beginnt das Abenteuer von allen Spielern von 'Gates between Heaven and Hell'.


    [tab=Himmel]
    [subtab=Level 11-18]


    Dieses der japanischen Kultur nachempfundene Dorf ist ein beliebtes Ziel, und dem Spielalltag ab und an zu entfliehen. Dennoch wird die Höhe und Steile der Felsen oft unterschätzt - auch hier ist Vorsicht geboten.

    [subtab=Level 35-42]


    Der extreme Temperaturunterschied der beiden Städte macht nicht wenigen Spielern zu schaffen. Zudem sind beide Gegenden verfeindet, und auch diverse Monster wohnen ihnen bei, weswegen diese Gegend nichts für schwache Nerven ist.

    [subtab=Level 58-65]


    Ein mystischer Ort, an dem man nach harten Kämpfen wieder Kraft tanken kann. Der Legende nach sollen sich jedoch auch Drachen beizeiten dort sehen lassen.
    [subtab=Level 73-80]



    Diese alte Tempelruine wirkt auf den ersten Blick verlassen und ruhig, aber in ihrem Inneren könnten auch so manche Gefahren lauern. Dennoch kommen die meisten Spieler unvorbereitet in dieses Dungeon, nur um die Natur und ihre Schönheit zu genießen. Doch auch der zunächst wunderschön anzusehende Fluss machte schon vielen Spielern zu schaffen...

    [subtab=Level 98-107]



    Ein zunächst idylisch erscheinender Dschungel, der jedoch allerlei Gefahren, wie giftige Pflanzen, besondere Monster etc birgt. Diesen Ort sollte man gewiss nicht unterschätzen!

    [subtab=Level 122-134]



    Ein beliebtes Dungeon, um zu trainieren. Viele mächtige Monster warten hier auf den Spieler, der sich der Herausforderung gewachsen fühlt. Geeignet sowohl für Schwertkämpfer als auch Magier.

    [tab=Hölle]
    [subtab=Level 11-19]



    Unerträgliche Temperaturen herrschen hier - einzige Abkühlung bietet die weit entfernte Stadt. Jedoch finden die Spieler dort nicht nur Verpflegung und einen Ort zum Ausruhen! In der Tiefe der Stadt warten Schätze und bösartige Monster bloß darauf entdeckt zu werden. Doch um dorthin zu gelangen, muss man erst die lange Wüste durchqueren, welche selbst viele Gefahren birgt.

    [subtab=Level 35-45]


    Auch in Richtung Hölle existieren Orte, welche angenehm sein können mit viel Wasser und Plätzen, um sich vom Kämpfen etwas auszuruhen. Auf dem Weg zu dem Schloss findet man mehrere Safe Zones. Zurecht, denn die Wolken sind für viele eine größere Gefahr, als die Monster an diesem Ort.

    [subtab=Level 66-79]


    Zahlreiche Treppen, Fallen und Monster müssen hier bezwungen werden. Zwischendurch finden sich eins, zwei Safe Zones zum Kräfte Tanken. Denn am Ende erwartet ein mächtiger Boss die Spieler, welcher den Schlüssel zur nächsten Ebene bereithält.

    [subtab=Level 86-93]


    Ein Dungeon, welchen Spieler, trotz der düsteren Atmosphäre unterschätzen. Er mag zwar unbewohnt wirken, doch der Schein trügt. Nicht nur die brüchigen Brücken und die darunter endlos wirkende Tiefe sind eine Gefahr für die Spieler. Ein mächtiges Monster bewohnt diesen Ort und es weiß, wie man Spieler überrascht.

    [subtab=Level 104-121]


    Unglaublich wirkende Säulen aus Feuer, welche schwerwiegende Verletzungen hinterlassen können, sind das Merkmal dieser teuflischen Ebene. Am Boden ist der dichte Nebel ein weiteres Hindernis, welcher das Sehen erschwert. Monster an diesem Ort wissen, wie sie sich tarnen sollen.

    [/tabmenu]


    ________________________________________
    To the right, to the left
    We will fight to the death
    To the edge of the earth
    It's a brave new world from the last to the first [...]
    ________________________________________



    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/copyrightfyp3abrjn6n1sk8.png]
    Die allgemeine Idee des Spieles und die Machart stammt vom Anime 'Sword Art Online'. Die Bilder von den Charakteren stammen von diversen Internetseiten, nur das Bild der 'Amalia' und das Wappen der 'Vicious Doves' entstammen unserer Fantasie und gehören somit auch uns. Wir bitten darum, dieses Eigentum nicht zu kopieren!








    An dieser Stelle wünschen Ashrose und ich euch noch viel Spaß beim Lesen!

  • Prologue 1.0 - Entering the gates


    "Guckt euch die doch an!
    Ja, die spielt Online-Spiele, wie arm.
    Hat wohl kein Leben, hahaha."


    Langsam, die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht genießend, öffnete Rosemary ihre azurblauen Augen, die der Intensität des Himmels Konkurrenz machten. Die Sonne blendete sie, sodass sie die Augen kurz wieder zusammenkneifen und sich von ihrer auf dem Rücken liegenden Position auf den Bauch fallen lassen musste. Das Kissen unter ihr gab nach, einzelne ihrer blonden Stähnen fielen ihr ins Gesicht, die sie mit wenig Begeisterung wegzupusten versuchte.
    Viel zu oft dachte das Mädchen an die gemeinen Dinge, die sie immer wieder von ihrer Umwelt zu spüren bekam, sei es nun verbal oder auch nonverbal geschehen. Zähneknirschend dachte sie an den blauen Fleck zurück, der beinahe spöttisch auf ihrem rechten Oberarm prankte und auf ihrer blassen Haut herausstach. Wieso waren Menschen so gemein? Konnten sie einen nicht akzeptieren, wie man war, oder wollten sie dies schlichtweg nicht? Rosemary wusste es nicht. Sie seufzte, und der Laut klang noch kurz in ihrem ansonsten leisen Zimmer nach.
    Das Mädchen reckte sich, sodass sie schließlich einen Blick auf den Wecker werfen konnte, der neben einer Flasche Wasser und einem Bild, welches sie und ihre Mutter zeigte, stand.
    14:57 Uhr.
    Drei Minuten noch. Ein Lächeln schlich sich auf Rosemarys Gesicht, welches sich trotz der zuvor düsteren Gedanken sogleich erhellte. Sehnsüchtig wartete sie bereits seit Tagen auf das neue Online-Game, welches sie zwar bereits auf ihrem Computer installiert hatte, aber noch nicht spielen konnte, da es eben an diesem Tag um genau 15:00 online gestellt würde. Vorfreudiges Kribbeln machte sich in ihrer Brust breit. Den Computer hatte sie bereits ungeduldig hochgefahren, der Hintergrund, welcher eine römische Vorstadt zeigte, strahlte sie förmlich an und lud sie ein, sich endlich ins Spielvergnügen zu stürzen.
    14:58 Uhr.
    Rosemary war nie der Gesellschaftsmensch gewesen. Sie hatte immer für sich alleine gelebt, und nur seltenst hatte das die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich gezogen. Dies hatte sich jedoch in dem Augenblick geändert, als sie begann, in die virtuellen Realitäten zu schlüpfen, als ein Charakter, der stark und unabhängig leben und seine Freiheit genießen konnte. Sie wusste nicht, wieso die Gesellschaft diese Tätigkeit nicht akzeptierte. Seither war sie zumindest alleine gewesen. Noch einsamer als vorher. Doch es störte sie wenig - solange sie sich in ihr Spiel flüchten konnte, kümmerte sie die Realität kaum.
    14:59 Uhr.
    Das Bett knarrte unter ihrer Bewegung, als das Mädchen sich aufsetzte, sich einmal mit ihrer Hand durch die blonden Haare fuhr und diese sanft ausschüttelte. Durch die permanente Sonneneinstrahlung, schließlich tat sie seit zwei Stunden nichts anderes als auf die Veröffentlichung von 'Gates between Heaven and Hell' zu warten, waren ihre Wangen ein klein wenig gerötet. Vor Nervosität zitterten ihre Beine beim Aufstehen und sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht vor Vorfreude einen lauten Schrei loszulassen. Neben ihrem Desktop lag der NervGear, eine Gerätschaft, welche man verwendete, um in besagte Spiele eintauchen zu können, mit seinem vollen Bewusstsein, ohne dass der Körper sich dabei bewegt. Rosemary sehnte sich diesen Zustand herbei. Nur noch wenige Sekunden.
    Mit ihrer feingliedrigen Hand nahm sie die Maus und klickte auf das kleine Symbol, aus welchem sich alsbald der Startbildschirm von 'GBHAH' auftat. Ihr Herz pochte in ihren Ohren, ihr Atem ging vor Aufregung flach. Sie nahm sich den NervGear, legte sich zurück auf ihre bereits platt gelegene Matratze und setzte sich indes die Apperratur auf ihren blonden Haarschopf. Als sie sich dann auf ihrem Kissen platziert hatte, atmete sie erleichtert aus. Umgeben von nichts weniger als ihren Haaren, ihrem Kissen und dem Helm, war sie endlich in der Lage, sie selbst zu sein. Auf dem kleinen Bildschirm im NervGear lief indes ein Countdowm - eine Tatsache, die Rosemary nur noch nervöser machte. Ihre Brust hob und senkte sich unregelmäßig, doch sie versuchte beständig, ihren Pulsschlag zu verlangsamen. Ihre blauen Augen, die von einem tiefschwarzen Wimpernkranz umgeben waren, sahen beständig ihr Ziel vor sich:
    10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3...
    Erneut streckten sich ihre Mundwinkel in die Höhe. Im Flüsterton zählte sie mit.
    "Zwei...Eins..."
    Der Countdown vor ihren Augen verschwand und an seine Stelle trat ein Farbenspiel, welches Rosemary beinahe in den Augen geschmerzt hätte. 15:00 Uhr. 'Gates between Heaven and Hell' konnte beginnen. In den Augenwinkeln Tränen vor Freude, und die Brust von ihrem laut pochenden Herzen komplett eingenommen, rief Rosemary Clinton mit lauter, glockenheller Stimme:
    "Link start!"




  • Prologue 2.0 - Maybe it's the beginning of her end


    „Endlich“, waren die Worte einer jungen Frau, als sie völlig durchnässt ihr Zuhause betrat. Es war kein Palast, nein, aber trotzdem war diese Einzimmerwohnung wie ihr eigenes kleines Reich. Ein Ort, an dem sie ihre Ruhe hatte, welcher keine negativen Erinnerungen in ihr hervorrief und wo sie nicht an die ständigen Streitereien mit ihrer Mutter dachte. Außerdem musste Romina, welche eigentlich von allen nur Romy genannt wurde, diesen ganzen Spaß nicht selbst bezahlen. Ihr Vater, ein bekannter Anwalt, finanzierte ihr diese kleine Wohnung nur zu gern und das alles nur wegen einem einzigen Grund: Um es seiner Ex-Frau unter die Nase zu reiben, dass selbst ihre eigene Tochter es nicht mit ihr aushielt.
    Aber das Ganze war weniger relevant an diesem Tag.
    Romy warf ihre nasse Jacke und Tasche zu Boden und schleuderte sie mit ihren Schuhen in eine Ecke und lief schnurstracks ins Bad. Noch mehr wollte sie vom Anfang des Spiels nicht verpassen auf, welches sie sich schon seit Monaten freut. Sie hatte das Glück gehabt zu den paar tausend Käufern von Gates between heaven and hell zu gehören, denn das Spiel wurde erst nur in begrenzten Mengen verkauft. Größtenteils um den Server und das Spielerlebnis nicht zu belasten, was völlig verständlich war, wenn man bedachte, dass das Spiel schon in den ersten paar Minuten ausverkauft war.
    Heute am 15.August war es dann endlich so weit. Gates between heaven and hell wurde pünktlich um 15 Uhr auf den Server hochgeladen und der Spaß konnte beginnen. Romy hatte jedoch nicht die Möglichkeit gehabt von Anfang an dabei sein zu dürfen. Das reale Leben hatte natürlich Vorrang und somit auch ihr Job, welchen sie nicht gefährden wollte.
    Im Bad hatte sie sich schon längst ausgezogen und abgetrocknet, um sich dann eine kuschelige Jogginghose und ein T-Shirt anzuziehen, welche ihr eigentlich als Pyjama dienten. Ihre, vom Regen, feuchten Klamotten nahm sie vorsichtig, möglichst ohne sich selbst nass zu machen, ins Zimmer mit wo sie sie einfach auf die Heizung hängte. Keine sonderlich schlaue Lösung, das wusste Romy, aber woanders konnte sie die Sachen nicht zum Trocknen hängen. Auf der einen Seite von der Eingangstür stand eine kleine Einbauküche, welche früher wohl strahlend grün war und auf der anderen ein schwarzes Schlafsofa, ein Schrank und Schreibtisch auf, welchem der NerveGear und ihr PC war. Für einen Trockner war hier also so ziemlich kein Platz.
    Als Romy fertig war und ihr Blick auf den NerveGear fiel konnte sie die Vorfreude in ihrem ganzen Körper spüren. Jetzt müsste sie ihren PC bloß einschalten, das Gerät, welches ihr ermöglichte ins Spiel völlig einzutauchen, anschließen und es aufsetzen. Dann würde sie in einer komplett anderen Welt voll mit neuen Möglichkeiten sein.
    Romy fuhr den PC hoch, meldete sich an und schloss den NerveGear an, als plötzlich das Telefon klingelte. Sie seufzte. Es schien ihr, als ob sie irgendetwas davon abbringen wollte, das Spiel zu spielen.
    Natürlich hätte sie nicht dran gehen und das Klingeln einfach ignorieren können, aber als sie den Namen ihrer kleinen Schwester auf dem Display las griff sie nach dem Telefon.
    „Hey Kleines“, sagte sie liebevoll und durfte im nächsten Moment, das, ihr bekannte, Schnauben von Cece hören.
    „Noch ein paar Jahre und ich bin größer als du! Also nenn' mich nicht Kleines!“
    Sie unterdrückte ein Kichern, um das Mädchen nicht noch mehr zu verärgern.
    „Wolltest du etwas Cece?“
    „Na, ich wollte fragen, wann wir uns wieder sehen. Das letzte Mal ist schon eine Woche her und ich hab dir so viel zu erzählen. Außerdem soll ich dich von Mama grüßen“, erklärte sie und wartete auf die Antwort. Cece hoffte immer noch, dass sich ihre Mutter und ihre Schwester vertragen würden. Für sie war die Situation in der Familie nicht sonderlich leicht auch, wenn sie es sich nicht anmerken ließ.
    „Wir könnten uns eigentlich am Freitag treffen. Ich könnte dich von der Schule abholen, wenn du willst“, meinte Romy und ignorierte gekonnt den letzten Satz ihrer kleinen Schwester.
    „Das wäre toll! Dann könnte ich dir meine neue Freundin vorstellen. Sie ist zwar etwas verrückt drauf, aber ich denke du wirst sie mögen. Außerdem ist sie nicht so eine große Zicke wie Miriam.“
    „Ich denke niemand ist so eine große Zicke wie Miriam.“
    „Na ja, ich kenne da schon jemanden.“
    Die junge Frau hörte ihre kleine Schwester kichern und konnte sich nur zu gut denken, dass sie Romy damit meinte, aber auch diesmal ignorierte sie es. Ihr Blick wanderte zur Uhrzeit auf ihrem Monitor. Es war schon paar Minuten vor halb fünf. Eineinhalb Stunden hatte sie schon vom Anfang des Spiels verpasst! Sie wollte ihre kleine Schwester zwar nur ungern abwimmeln, aber sie konnten genauso später telefonieren.
    „Cece, ich bin gerade von der Arbeit gekommen und bin noch etwas erschöpft. Rufst du mich später an?“
    „Lieber morgen“, antwortete sie, „Habe heute noch etwas zu tun.“
    „Okay, dann bis morgen!“
    „Bis morgen. Hab dich lieb.“
    „Ich habe dich auch lieb Kleines“, erwiderte sie und legte kurz danach auf.
    Romy legte nur noch kurz das Telefon zur Seite und griff direkt nach dem NerveGear. Auf dem Sofa neben sich nahm sie Platz, setze sich das Gerät auf, legte sich mit dem Kopf auf dem Kissen hin und machte es sich gemütlich.
    Keinen weiteren Moment wollte sie warten und sprach die Worte, welche sie in die virtuelle Welt führen sollten, laut aus: „Link Start!“

  • Hallo ihr zwei :)


    Da ich vor einigen Tagen über eure Fanfiction gestoßen bin, dachte ich mir, dass ich euch jetzt - wo ich endlich mal ein bisschen mehr Zeit habe - einen kurzen Kommentar dalassen könnte. Allerdings möchte ich erwähnen, dass ich Sword Art Online (noch) nicht gesehen habe - ich hoffe, dass das beim Lesen der FF kein Problem darstellt und ihr mit meinem Kommi trotz allem etwas anfangen könnt.


    Startpost
    Ehrlich gesagt kann ich euch zu eurem Startpost gar keine negative Kritik geben, ganz im Gegenteil - er gefällt mir sowohl von Inhalt und Aufbau, als auch von der restlichen Gestaltung (bzw. Farbwahl) her ausgesprochen gut. Das einzige, was man vielleicht noch editieren könnte, wäre ein Header, wobei so etwas wieder nur Geschmackssache ist und ihr möglicherweise Gründe dafür habt, wieso ihr noch keinen Header eingefügt habt.
    Ansonsten finde ich aber nichts Negatives an eurem Startpost, der ist echt top!


    Prolog 1.0
    Auf geht es zum (ersten) Prolog, zu dem mir hoffentlich mehr einfällt als zum Startpost, haha.
    Schon die ersten drei kursiven Sätze sind meiner Meinung nach sehr interessant zu lesen, da sie direkt einen Einblick in das Leben von einem der Hauptcharaktere geben und ihn mir - wenn ich ganz ehrlich bin - auch schon ein bisschen sympathisch machen. Schon alleine deswegen, weil es schwer sein muss, gegen den Spott der Leute anzukämpfen, die Vorliebe für Online-Spiele aber bestimmt einen Grund hat - ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt.
    In den ersten Zeilen sind mir direkt die schöne Wortwahl sowie die passenden Vergleiche aufgefallen, die dem Text eine richtig interessante Atmosphäre verleihen. Es wird relativ schnell klar, dass versucht wird, den "Höhepunkt" so weit wie möglich herauszuzögern, was meiner Meinung nach auch ziemlich gut gelungen ist. Besonders durch die zwischendurch eingeschobene aktuelle Uhrzeit wird die Spannung jedes Mal um ein Stückchen gesteigert, da man als Leser allmählich das Gefühl bekommt, dass das neue Onlinespiel etwas Besonderes sein wird. Gerade durch den Countdown am Ende sowie die letzten paar Sätze wird Rosemarys Sehnsucht nach dem Spiel deutlich, wobei ich gleichzeitig das Gefühl hatte, dass ihr genau dies zum Verhängnis werden würde. Was sich laut dem Klappentext ja sogar bewahrheiten könnte.
    Jedenfalls ist der Text ein äußerst gelungener Einstieg in die Geschichte und verleitet nicht nur zum Weiterlesen (was ja auch eine der Aufgaben eines Prologes ist), sondern gibt durch die Verzögerungen bis hin zum Höhepunkt auch Einblick in Rosemarys Leben sowie Auskunft über ihren Charakter. Abgerundet wird dies durch gelungene Wortwahl, Vergleiche und Beschreibungen; zusammengefasst: Ich bin beeindruckt. Der Prolog hat mir wirklich mehr als gut gefallen, weshalb ich mich auch schon sehr auf die kommenden Texte freue!


    Prolog 2.0
    Der zweite Prolog ähnelt dem Ersten in vielerlei Hinsicht; auch er beschreibt die Umstände, wie einer der Charaktere - vermutlich wieder ein Hauptcharakter - zu dem Spiel kam und gibt wieder einen kurzen Einblick in sein (bzw. ihr) Leben. Durch das Gespräch mit der jüngeren Schwester wird auch hier der Höhepunkt weiter herausgezögert, was mir nach wie vor sehr gefällt. Durch ebenjenes Gespräch erfährt man wieder viel über die Charakterzüge von Romy, und ich muss sagen, dass sie mir wirklich sympathisch ist. Sie scheint es in ihrem Leben ja auch nicht gerade leicht gehabt zu haben, umso überraschender ist es, dass sie so freundlich und liebevoll mit ihrer Schwester spricht, was ihr aber eben einige Sympathiepunkte bringt. x) Wollte man Romy also sympathisch wirken lassen (was ich schwer annehme), dann ist das außerordentlich gut gelungen, dafür, dass der Prolog nur relativ kurz ist.
    Auch in diesem Text ist mir direkt wieder die schöne Wortwahl aufgefallen. Außerdem wurde Romys Vorfreude ziemlich gut rübergebracht, so dass ich mich als Leser sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Was mir aber etwas gefehlt hat, waren genauere Beschreibungen zur Umgebung bzw. eine genauere Erläuterung zum Aussehen Romys. Insbesondere letzteres wäre doch wichtig zu wissen und wieder eine gute Möglichkeit gewesen, um den Höhepunkt noch weiter hinaus zu zögern. Wobei ich es natürlich verstehen könnte, wenn absichtlich darauf verzichtet wurde, um den Prolog nicht allzu lang zu gestalten und stattdessen Platz für das mindestens genauso interessante Gespräch mit Cece zu machen. In diesem Fall wäre es aber natürlich schön, wenn eine genauere Beschreibung zu Romys Äußerem in einem der kommenden Kapitel folgen würde.
    Insgesamt aber auch ein äußerst gelungener Prolog, der mich schon sehr neugierig darauf gemacht, was mit Romy in der virtuellen Welt passieren wird und wann sie überhaupt das nächste Mal vorkommt.


    Das war es eigentlich auch schon mit meinem (leider relativ kurzen) Kommentar, ich hoffe, ihr habt euch darüber gefreut (obwohl ich ja nicht das Gefühl habe, dass ich allzu hilfreich war). Zu guter Letzt würde ich mich noch darüber freuen, wenn ihr mich auf die Benachrichtigungsliste setzen könntet, da ich eure FF ziemlich sicher weiterverfolgen werde :)


    Liebe Grüße


  • Chapter 01 - The entrance to hell


    Es erschien ihr fast wie ein Wunder, so unbeschwert über Hügel und Täler rennen zu können, wie Rosemary es jetzt tat.
    Nicht Rosemary, nicht hier, dachte sich das blonde Mädchen.
    Ihren Charakter zu erstellen war nicht schwer gewesen. Seit sie die Welt der MMORPG's kennen- und lieben gelernt hatte, hatte sie sich immer möglichst realitätsnah darzustellen versucht. So peitschten ihr auch jetzt, wo sie frei atmend den letzten steilen Hügel hinabrannte und sich mit jedem Schritt das unbändigende Gefühl der makellosen Freiheit in ihrer Brust verfestigte, die einzelnen, honigblonden Strähnen ins Gesicht, die sich nur vereinzelt aus einem zur Seite geflochtenen Zopf zu lösen drohten. Ihre azurblauen Augen reflektierten die einfallenden Sonnenstrahlen, die zwar ihr Gesicht sanft liebkosten, aber ihre Arme und Beine nicht erreichten, da sie von einer lilafarbenen Kampfmontur, wenn man es denn so nennen konnte, umgeben waren. Schließlich hatte sie selbst die Stufe der Sorcerer, der Magier, gewählt, weil sie von diversen früheren Onlinespielen sehr wohl in der Lage war, einzuschätzen, wie schlecht sie bei Handgreiflichkeiten reagierte. Und das nicht nur in der realen Welt.
    Und obwohl sie sich in diesem Spiel selbst sehr ähnlich sah, war es tatsächlich, als wäre sie ein komplett anderer Mensch. Sie nannte sich, wie in jedem Onlinespiel, Amalia. Alleine der Gedanke an diesen Namen rief nur positive Erinnerungen wach und ließ ein freudiges Lächeln auf ihren Lippen erstrahlen. Hier gab es zwar durchaus auch Leute, die sie verletzen wollten - doch hier konnte sich Amalia zumindest wehren. Vergessen waren die schrecklichen Assoziationen mit der realen Welt. Sie tauchte vollends ein in 'Gates between Heaven and Hell' - und genoss es. Sie konnte sich ein euphorisches Lachen nicht verkneifen, so entfloh es rasch ihrer Kehle und hatte ein allgegenwärtiges Vogelgezwitscher zur Folge. Das Mädchen sah sich um. Sie rannte gerade den letzten Hügel hinab, der sie noch vor dem Eintritt in die Stadt abhielt, wo alles letztlich beginnen würde - sie war am unmittelbaren Anfang des Spiels bereits dort, doch so aufgeregt gewesen, dass sie sich nicht hatte halten können und dann losgerannt war, auf die sattgrünen Wiesen nahe der Stadt.
    Diese Stadt hatte den Namen Nirwana. Amalia hatte genug im Religionsunterricht aufgepasst, um sagen zu können, dass es sich beim Nirwana um eine Art Himmel des buddhistischen Glaubens handelte. Auch der Titel des Spiels wies auf ein geradezu himmlisches Spiel hin. Umso mehr hatte es Amalia gewundert, dass es, wie üblich in solchen Spielen, nur die Rollen der Magier und die der Kämpfer zur Auswahl gegeben hatte - nicht etwa noch Engel oder dergleichen. Doch beschweren wollte sie sich nicht - sie erhoffte, alles in Nirwana erfahren zu können.
    Ein kühler, angenehmer Wind fegte über das Gras und ließ das Mädchen leicht frösteln. Eine Gänsehaut machte sich breit, und sie konnte nicht einordnen, ob diese nur von der Frische herrührte oder nicht doch von der freudigen Erwartung. Der Vorfreude. Dem Adrenalin. Okay, es musste sich dabei um die letzten Punkte handeln.
    Nur noch ein paar Schritte, dann würde Amalia die sicheren Mauern von Nirwana betreten. Auch aufgrund dieser Tatsache klopfte ihr Herz spürbar gegen ihre Brust, sodass sie vor dem Eintritt die nach Holunder duftende Luft einatmen musste, um ihren Pulsschlag zu normalisieren. Und dann trat sie ein, die Luft schimmerte kurz um sie herum, und um sie herum befanden sich eine Vielzahl verschiedener Menschen, die in reger Aufregung waren.
    Die Stadt an sich war gigantisch. Es erinnerte Amalia ein klein wenig an den Stil der frühzeitlichen Renaissance, und sie war sich bewusst, dass diese Stadt mehr herhielt, als sie mit den Augen erfassen konnte. Neben den vielen Spielern, die von einer Seite auf die andere huschten und sich mitunter angeregt unterhielten, befanden sich auf der Hauptstraße, auf welcher das Mädchen gerade in Richtung Zentralplatz unterwegs war, diverse budenartige Zelte, bei denen entweder Waffen oder Proviant angeboten wurde. Erstaunlich in Anbetracht der Tatsache, dass das Spiel seit gerade mal eineinhalb Stunden existierte. Diverse scharfkantige Objekte stachen Amalia ins Auge, darunter auch Zauberbücher. Diese waren für das Mädchen unentbehrlich, weil ein Sorcerer, wie sie einer war, die Zaubersprüche für einen Kampf nur durch solche gebundenen, nach Holz riechenden Bücher lernen konnte. Amalia beschloss, sich später genauer bei diesen Ständen umzusehen.
    Während sie sich ihren Weg durch die anscheinend immer größer werdende Menschenmasse bahnte, fielen ihr viele unterschiedliche Menschen ins Blickfeld. Obgleich es sich bei ihnen nur um Projektionen ihrer selbst handelte, war Amalia angetan von jedem einzelnen Gesicht. Männer und Frauen zu gleichen Teilen schien dieses neue Spiele zu begeistern, das Alter ging von den Älteren zu jungen Kindern. Doch eine Person sprang Amalia besonders ins Auge - ein dunkelhäutiges, ziemlich jung ausschauendes Mädchen mit onyxschwarzen Haaren schlüpfte gekonnt und ohne große Anstrengung zwischen den Menschen hindurch, in ihrer Hand einen Apfel, in den sie biss. Sogleich füllte sich ihre KP-Anzeige ein kleines Stückchen auf. Amalia lächelte unwillkührlich über diese Natürlichkeit, die das Mädchen ausstrahlte. In diesem Moment blieb besagtes Mädchen vor Amalia stehen und begutachtete sie genau, ja, sie legte sogar ihren Kopf schief und musterte ihr Gegenüber mit grünen Augen, die merklich aus ihrem Gesicht herausstachen. Für ihr Alter hatte sie eine nur spärliche Kampfmontur - ihr Bauch war komplett zu sehen und nur an einigen Stellen verdeckte silbernes Eisen das Nötigste. Doch etwas strahlte dieses Mädchen aus, das Amalia faszinierte - wenn man mal davon absah, dass sich die beiden seit gut fünf Minuten nur anstarrten.
    "Hey, mein Name ist Amalia. Wie heißt du?" Als die Worte aus Amalias Mund hervorkamen, blinzelte das etwa einen Kopf kleinere Mädchen überrascht, als hätte sie in den Minuten den Bezug zur Realität verloren. Sogleich fielen Amalia die dichten, ebenholzschwarzen Wimpern auf, die die Augen von dem Mädchen umrahmten. Ob sie auch in der Realität dunkelhäutig war? Amalia liebte diesen Farbton ihrer Haut, der etwas dunkler war als Karamell. Ohne zu antworten, schob sich das Mädchen den restlichen Apfel in den Mund, kaute ein wenig auf ihm herum und schien sich ihre Antwort genaustens zu überlegen. Was dann kam, hätte aber nichtmal Amalia erwartet.
    "Ich mag Äpfel," sagte das Mädchen, als hätte sie die zuvor gestellte Frage sinnfrei überhört. "Sie sind rund und rot. Und so unheimlich lecker!" Ihr Gesicht erstrahlte, und Amalia war sich nicht sicher, wie sie nun reagieren sollte. Sie starrte einfach nur weiter das kleine Mädchen an, welches seinerseits jedoch augenscheinlich an ihre vorbeischaute. Ob sich hinter ihr ein Apfelstand befand?
    "Zumindest sind die Äpfel hier gut. In der echten Welt sind sie immer gelb. Und matschig." Angewidert streckte das Mädchen ihre Zunge aus. Und Amalia wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    "Ja, du hast schon Recht, die Äpfel hier sehen wirklich fantastisch aus."
    "Möchtest du einen probieren? Ich habe noch einen."
    "Ehm, sicher, darf ich?"
    Nach kurzem Überlegen antwortete das kleine Mädchen: "Nein, es sind meine Äpfel."
    Amalia kratzte sich verdutzt den Hinterkopf. Solch eine Konversation hatte sie noch nie gehabt. Wenn man davon absah, dass sie sich in ihrem wirklichen Leben so gut wie nie mit Menschen unterhielt.
    Plötzlich schüttelte das Mädchen vor ihr so energisch den Kopf, dass ihre tiefschwarzen Locken durch die Luft wirbelten und beinahe schon Amalia erreichten. Sie formte die Hände zu Fäusten, stand sogleich mit aufrechtem Rücken vor Amalia und sagte mit fester Stimme:
    "Ich heiße Lacie. Du darfst mich auch so nennen."
    Lacie also. Auch wenn sich Amalia nicht erklären konnte, wieso sie plötzlich die Ehre hatte, diese Information zu erhalten, musste sie sich eingestehen, wie schön sie diesen Namen fand. Auch wenn sich etwas in ihrem Hinterkopf regte. Als hätte sie diesen Namen schonmal irgendwo gehört.
    "Lacie also, interessanter Name. Hat er eine tiefere Bedeutung?"
    Dann verringerte Lacie den Abstand zwischen ihr und Amalia, und dieser steig ein Geruch in die Nase, der sie tatsächlich an Karamell erinnerte. Lacie hielt ihre Hand wie einen Trichter vor ihren Mund und flüsterte mit einer Stimme, die hell war wie ein Flügelschlag einer Nachtigall:
    "Wenn ich dir den tieferen Sinn verrate, dann sind unsere Seelen durch eine tiefe, dunkle Macht verbunden, der wir dann nicht mehr im Stande sind, zu entkommen!"
    Und dann standen die beiden eine Weile regungslos an Ort und Stelle, Amalia nicht mehr im Stande, klar zu denken, denn sie wusste nicht, was sie von diesem zierlichen, lieb aussehenden Mädchen wirklich halten sollte. Dieses ging dann jedoch wieder einige Schritte zurück und lächelte Amalia unschuldig an, als hätten die beiden gerade über das Wetter gesprochen. Merkwürdigerweise musste Amalia unwillkührlich lächeln, und als ein Windhauch ihre blonden Haare erfasste, die in der Luft begannen zu tanzen wie flüssiges Gold, da ging das Mädchen frohen Mutes auf Lacie zu, versuchte die tiefe, dunkle Macht gekonnt zu ignorieren und hakte sich bei ihr unter.
    "Ich denke, ich bleibe bei Lacie." Diese Worte hinter sich lassend, gingen die beiden die Hauptstraße hinunter, um letztlich auf den großen Platz zu gelangen, wo in wenigen Minuten die Ansprache des großen Spielemachers gehalten werden würde.


    "Weißt du, was ich an Äpfeln noch so mag?" Während Amalia Lacie mehr hinter sich herzog wie im gleichen Schritt neben ihr her zu laufen, hatte das kleine Mädchen zumeist über ihre Passion gegenüber Äpfeln geredet. Amalia selbst dachte dabei immer an einen Anime, den sie vor nicht allzu langer Zeit gesehen hatte - da aßen bestimmte Kreaturen auch nur Äpfel.
    Ein glockenhelles Lachen schlich sich in Amalias Kehle, was sie zu unterdrücken versuchte.
    "Was denn?"
    "Ihren Geschmack. Äpfel schmecken nach Frühling."
    "Du hast eine interessante Art, Dinge zu sehen, Lacie."
    "Danke, Amalia."
    Mit jedem Wort schien Lacie normaler zu werden, aber auch mit ihrer anfangs erst grotesk wirkenden Art hatte Amalia sie sogleich ins Herz geschlossen. Nun waren sie mittlerweile ins Zentrum der Stadt gelangt - ein großräumiger Platz mit gepflastertem Boden, auf welchem sich bereits viele hundert Spieler eingefunden hatten, unter anderem auch das blonde und das schwarzhaarige Mädchen. Gespannt blickten sie nach oben, wo jeden Moment eine Projektion des Spielemachers oder dergleichen erscheinen würde. Die Spieler würden Informationen zu dem Spiel erhalten, und Amalia konnte es abermals nicht erwarten, endlich loszulegen, auf Abenteuer zu gehen. Vielleicht ja zusammen mit Lacie? Sie schien sehr flink und gerissen zu sein, und die Blonde war sich sicher, dass es sehr lustig werden würde, zusammen mit Lacie und der dunklen Macht umherzuziehen. Sie würde sie bei Gelegenheit mal fragen.
    Plötzlich erklangen Paukenschläge, zumindest assoziierte Amalia die folgenden Geräusche mit Trommeln. Es ging also los. Vor Spannung erregt hielt das Mädchen den Atem an, verstärkte bewusst den Griff um Lacies Arm und sah mit großen, blauen Augen zu, wie die besagte Projektion des Spielemachers erschien, mächtig und riesengroß vor den Spielern.
    Seine Stimme erschütterte die Mädchen, sodass beide gleichzeitig anfingen zu zittern, als die Stimme in ihren Köpfen erhallte wie ein Echo:
    "Liebe Spieler, liebe Sorcerer, liebe Warrior.
    Dies ist ein Triumph. Noch nie zuvor gab es ein so bahnbrecherisches Spiel wie jetzt. Ihr werdet mit Herausforderungen zu kämpfen haben, die euch an den Rand des Wahnsinns treiben werden. Ihr werdet Landschaften erleben, die ihr euch nicht in euren kühnsten Träumen ausmalen würdet. Ihr werdet Leuten begegnen, die alle verschieden sind, und doch das gleiche Schicksal teilen. Dieses Spiel ist nicht alltäglich. Dieses Spiel ist himmlisch, göttlich. Dieses Spiel ist 'Gates between Heaven and Hell'.
    Wieso wir uns einen solchen Namen für ein VMMORPG ausgesucht haben? Ihr startet von dieser Stadt, der Mitte aus. Nun liegt es an euch, zu entscheiden, wie euer Weg aussehen wird - ihr könnt den Weg zum Himmel nehmen, welcher fünfzig Floors nach oben, in den Himmel, beherbergt. Oder ihr wählt den Weg zur Hölle, bei welchem ihr ebenfalls fünfzig Floors nach unten bewältigen müsst. Es liegt an euch. In beiden Richtungen kann man gewinnen.
    Dennoch sollte es spannend bleiben, meint ihr nicht auch? Folgend erhaltet ihr ein paar schriftliche Informationen, die euch die Augen öffnen werden. Möge der beste Spieler gewinnen."

    Damit war die Botschaft zuende, und Amalia war schon voller Neugier, endlich loszulegen. Das Spielkonzept war der Wahnsinn! Fünfzig Floors nach oben oder unten, jetzt leuchtete ihr auch endlich der Name ein!
    "Komm schon Lacie!" Aufgeregt zog sie das zierliche Mädchen am Arm, doch dieses rührte sich kein Stück. Amalia schärfte ihren Blick, blinzelte ein paar Mal und erkannte, dass Lacie gerade die schriftliche Botschaft vom Spielemacher zu lesen schien. Mit Tränen in den Augen und völlig erstarrt. Auch Amalia rief in ihrem Menü die Botschaft auf.
    Und sie las. Flog mit den Augen über die Zeilen. Wieder und wieder. Doch das konnte nicht sein. Es musste ein schlechter Scherz sein. Es durfte nicht sein. Die Zeilen verschwommen vor ihren Augen, in welchen sich salzige Perlen bildeten.
    Sie wechselte das Menü, hektisch und mit zitternder Hand tippte sie auf die einzelnen Button, die ihr den Weg aus diesem Spiel zusichern sollten. Doch sie wusste, was sie erwartete. Tränen kullerten vereinzelt über ihre Wangen, die eine rote Farbe annahmen. Sie sah zu Lacie herüber, der es anscheinend nicht anders erging, dunkle Schlieren zeichneten den Weg der Tränen auf ihrer Haut nach.
    Wage erinnerte sie sich an dieses Spiel, an Sword Art Online. Damals war sie noch zu jung gewesen, um es zu spielen. Um die Tragik dahinter zu verstehen. Um nachzuvollziehen, wie schrecklich es gewesen sein musste. All diese Emotionen fluteten gleichzeitig in diesem Moment auf sie ein.
    Der Log-out Button fehlte. Sie waren in der puren, himmlischen Hölle gefangen.


    ***


    Liebe Spieler,
    wenn ihr das hier lest, werdet ihr sogleich bemerken, dass etwas entscheidendes anders ist. Dass dieses Spiel nicht ist wie andere. Dass ihr mit der Entschiedung zum Installieren dieses Spiels euer Schicksal besiegelt habt. Ihr könnt nicht fliehen, ihr müsst kämpfen. Bis einer gewinnt. So lauten die Regeln.
    Eine wesentliche Änderung ist daher, dass sich die Schmerzen, die ihr hier empfindet, auch auf euren physischen Körper in der realen Welt auswirken werden. Wenn ihr hier sterbt, sterbt ihr dort. Eine einfache Regel.
    Seht mich nicht als Monster an. Ihr habt euch das Spiel installiert. Es war euer freier Wille. Und nun müsst ihr eure Stärke beweisen.
    Viel Glück dabei.

    Der Spielemacher


  • Chapter 02 - The courageous


    Liebe Spieler,
    wenn ihr das hier lest, werdet ihr sogleich bemerken, dass etwas entscheidendes anders ist. Dass dieses Spiel nicht ist wie andere. Dass ihr mit der Entschiedung zum Installieren dieses Spiels euer Schicksal besiegelt habt. Ihr könnt nicht fliehen, ihr müsst kämpfen. Bis einer gewinnt. So lauten die Regeln.
    Eine wesentliche Änderung ist daher, dass sich die Schmerzen, die ihr hier empfindet, auch auf euren physischen Körper in der realen Welt auswirken werden. Wenn ihr hier sterbt, sterbt ihr dort. Eine einfache Regel.
    Seht mich nicht als Monster an. Ihr habt euch das Spiel installiert. Es war euer freier Wille. Und nun müsst ihr eure Stärke beweisen.
    Viel Glück dabei.

    Der Spielemacher


    Nur ein paar Meter weiter stand Romy da in der breiten Menschenmasse und überblickte mit ihren blauen Augen die Botschaft des Spielmachers, welche gerade jeder Spieler erhalten hatte. Sie hatte nicht, wie so viele andere, die Chance gehabt sich das Spiel sorglos und voller Enthusiasmus anschauen zu können. Doch stattdessen wurde sie direkt ins Geschehen hineingeworfen. Ihr war nicht klar, wie sie reagieren sollte – nachzuschauen ob der Log Out-Button erschien, wenn sie das Menü öffnete, war unnötig. An den Reaktionen der Menschen um sie herum wusste sie, dass das was in der Nachricht stand keine Lüge war. Romy wollte zurück in die richtige Welt, wünschte sich gar nicht erst das Spiel betreten zu haben, aber es gab kein Entkommen. Denn ihr wurde klar, dass dies hier nun die Realität war.


    Eine einfache Regel – stirbst du hier, stirbst du auch in der realen Welt.


    Der jungen Frau war nach Weinen zumute, aber sie spürte keine einzige Träne hochkommen. Sie konnte zwischen diesem ganzen Tumult keinen klaren Gedanken fassen. Die Menschen um sie herum weinten, manche schrien sogar und konnten wohl nicht glauben, dass das wirklich passierte. Dass sie sterben könnten, wenn sie diese Stadt verließen und versuchten das Spiel zu beenden, aber wenn es niemand schaffte, stellte sich die Frage: Wie lange hält der Körper in der realen Welt durch?
    Mit einem Satz drehte sich Romy um und drängelte sich zwischen den ganzen Menschen hindurch. Sie wollte hier raus und allein sein. Darüber nachdenken was sie jetzt tun würde.
    Diese Figur, welche sie sich geschaffen hatte und welche sie nun verkörperte, sollte eigentlich bloß dazu da gewesen sein, um dem Alltag durch dieses Spiel entfliehen zu können, um etwas Spaß zu haben – dort wo sie niemand kannte. Da hatte sie sich zu früh gefreut. Jetzt würde sie für die nächste Zeit Arwen sein. Diesen Namen hatte sie ihrem Spielcharakter mit den langen roten Haaren, blauen Augen und dem kleinen blassen Gesicht mit Sommersprossen, welche man fast nicht erkannte, gegeben. Um ehrlich zu sein, war ihr ihre Figur wie aus dem Gesicht geschnitten, was kein Zufall war. Romy war ziemlich stolz darauf mit ihrem Aussehen zeigen zu können, dass sie keine Amerikanerin, sondern irischer Abstammung war. Für sie selbst war sie die Verkörperung einer typischen Irin.


    Jetzt stand Arwen da, außerhalb der Stadtmauern, spürte den kühlen Wind auf ihrer Haut und blickte über diese wunderschöne Landschaft. Vor ihr eine weite saftig-grüne Wiese, welche sich auf den ersten Blick in die Unendlichkeit zog, aber bei genauerem Betrachten dort endete, wo auch der riesige Wald begann. Noch schien die Sonne und keine einzige Wolke verdeckte den hellen blauen Himmel, doch in ein paar Stunden würde auch hier die Dunkelheit einbrechen. Um sie herum, hier und da sah sie die ersten Monster, welche sich hier herumtrieben. Riesige straußartige Vögel mit einem wunderschönen buntem Gefieder – das Gefährliche an ihnen waren wohl die spitzen, leicht nach unten gebeugten Schnäbel und die langen Krallen an ihren Füßen, aber was ihr wohl am meisten Sorgen machte, war der dicke Knochen am Kopf dieses Wesens. Es sah hart aus und sie wollte gar nicht erst erfahren, wie sehr es schmerzen würde, von diesem Vogel getackelt zu werden. Zum Glück würde Romy es auch nicht erfahren, wenn sie das Wesen nicht angriff, denn die Monster hier waren noch friedlich. Wenn sie sich jedoch weiter von der Stadt entfernte, würden auch die Monster stärker und aggressiver werden.


    Die junge Frau beschloss weiter zu gehen, ruhig diese Welt zu erkunden und dabei darüber nach zu denken, was sie als Nächstes tun sollte. Die einzigen beiden Dinge, die ihr klar waren: Arwen wollte um keinen Preis sterben, aber tatenlos zu sehen und darauf warten, dass jemand dieses Spiel beendete kam auch nicht infrage.
    Aber um zu überleben, musste sie trainieren, kämpfen, neue Dinge und Leute kennenlernen. Sie musste diesen Menschen ihr Leben anvertrauen und daran glauben, dass sie diese Welt irgendwann lebend verließen und in der Realität wieder aufwachen könnten. Arwen wollte das alles, aber sie wusste nicht, ob sie die Kraft dazu hatte es durchzustehen – die Angst zu sterben, war so unglaublich groß.
    Romy dachte an ihre kleine Schwester, welche sicherlich bald bemerken würde, dass etwas nicht stimmt. Was würde Cece denken, wenn sie sich nicht meldete, nicht ans Telefon ging, wenn sie anrief und sie am Freitag nicht von der Schule abholte? Würde sie dann denken, dass etwas nicht stimmte, oder glauben, dass Romy sie ignorierte? Wenn Letzteres der Fall wäre, würde ihr Körper nicht lange durchhalten. Sie durfte erst gar nicht so negativ denken – nie würde ihre Schwester so etwas glauben. Hoffentlich.
    Also stand es fest, dass Arwen andere Leute suchen würde, denen sie sich dann anschließen konnte. Noch war es jedoch zu früh – sie glaubte nicht, dass jemand von den anderen Spielern nach so einem Schock direkt versuchte sich durch das Spiel zu kämpfen. Es müsste sicherlich etwas Zeit vergehen ehe sie sich eine Gilde oder Party suchen konnte. Vielleicht würde sie in der Zeit auch mehr Mut und Kraft finden, um das Ganze durchziehen zu können. Damit sie nicht die Lust und Hoffnung, welche sie zurzeit sogar noch hatte, verlor das Spiel lebend zu überstehen.
    Möglicherweise wäre es auch nicht verkehrt jemanden zu finden, der ihr Gates between heaven and hell näher brachte, damit sie die ganzen Funktionen verstand und wusste worauf sie achten sollte. Aber vor allem musste sie lernen zu kämpfen – noch hatte sie überhaupt keine Ahnung wie sie als Sorcerer ihr Zauberbuch, welches jeder Spieler der Magie-Klasse am Anfang bekam, benutze.
    "Aber erst mussten ein paar Tage vergehen", sagte Romy sich.
    Langsam bemerkte sie auch endlich, dass etwas nicht stimmte, und schaute sich um. Kein Wunder, dass es dunkler geworden war – sie war in einen Wald reingelaufen und befand sich auf einem Weg, welcher wohl durch ihn hindurchführte. Sie war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht erst auf ihre Umgebung geachtet hatte, was ein gewaltiger Fehler war.

    Ruhig blieb sie stehen und lauschte – keine Geräusche wiesen darauf hin, dass sich hier irgendwo Monster herumtrieben. Es könnte gefährlich für sie werden, wenn sie sich nicht schnell wieder auf den Weg machte. Die Strauße von vorhin mochten friedlich sein, aber in einem Wald würde es sicherlich anders aussehen. Arwen wollte erst gar nicht erfahren, was für Monster sich hier befanden, weswegen sie die Beine in die Hände nahm und in die Richtung lief aus der sie kam.
    Die verschiedenen Bäume um sie herum verdeckten die Sicht auf den Himmel. Sie war sich nicht sicher, ob es schon dunkel und wie spät es eigentlich war. Wenn sie wieder in Nirwana ankam, würde Romy sich direkt ein Zimmer suchen und sich schlafen legen. Sie fühlte sich erschöpft, was normal war, denn die Spielentwickler wollten dieses Spiel so realitätsgetreu machen wie nur möglich und dazu gehörte auch das Verspüren von Erschöpfung, Hunger und Durst. Jetzt wo sie es selbst bemerkte, wäre vor dem Schlafen eine Mahlzeit nicht verkehrt. Das nagende Bedürfnis nach Essen würde sie sicherlich nicht so leicht einschlafen lassen. Eigentlich zweifelte sie, dass sie einschlief – die junge Frau sprach sich selbst zwar viel Mut zu und probierte positiv zu denken, aber der Gedanke ans Sterben, würde sie nicht so schnell verlassen. Ob er sie jemals verlassen würde war eine andere Frage.


    Mit zunehmender Zeit konnte sie langsam Lichter erkennen, welche aber alle noch weit weg schienen.
    "Ich näher mich der Stadt", dachte sie erleichtert, "Wie lange bin ich wohl unterwegs?"
    Bis jetzt war alles gut gelaufen und Romy hoffte inständig, dass dies auch so bleiben würde. Wenn sie irgendetwas angriff, könnte sie nur wegrennen, um sich zu wehren, müsste sie wissen, wie sie ihr Zauberbuch benutzen konnte, was Romy noch nicht tat.
    Plötzlich bemerkte sie einen Schatten, welcher ihr die Sicht auf die Stadt und den Weg versperrte – mehrere Meter vor sich. Hatte Arwen mit ihren Gedanken etwa das Schicksal herausgefordert, sodass sie ausgerechnet jetzt einem riesigen Monster begegnete?
    Natürlich blieb die junge Frau stehen – sie spürte, wie ihr Körper zitterte, vor Angst, denn das Wesen bewegte sich auf sie zu. Arwen konnte nicht an ihm vorbei und in den Wald flüchten wäre genauso gefährlich, wie die momentane Situation. Eine weitere Möglichkeit wäre, wenn sie weiterhin den Weg nahm, welcher durch den Wald führte, und so das Monster abhängen könnte - zu kämpfen war sie nicht bereit. Also stand es fest. Arwen machte auf dem Absatz kehrt und wollte losrennen, als plötzlich eine Stimme ertönte.
    "Warte!", rief diese.
    Schon blieb die junge Frau stehen und drehte sich im nächsten Moment. Der Schatten nahm langsam Gestalt an und wurde menschlicher. Die Stimme gehörte also zu einem Spieler, welcher jetzt auf sie zu kam. Außer den langen dunklen Haaren, welche vom Wind hin und her gewogen wurden, konnte sie nicht viel erkennen. Arwen war sich aber sicher, dass diese nicht zu einer Frau gehörten. Nein, es war ein männlicher Spieler, das erkannte sie an der Statur.
    Dann stand der Fremde endlich vor ihr. Selbst jetzt, trotz der unmittelbaren Nähe, nahm sie nicht viel von seinen Gesichtszügen wahr.
    Er reichte ihr schließlich eine Hand, worauf sie überrascht reagierte, aber diese schlussendlich schüttelte.
    "Mein Name ist Percival", sagte ihr Gegenüber mit einer angenehmen, tiefen und leicht rauen Stimme.
    Der Name kam ihr vertraut vor, sie konnte diesen aber nicht zuordnen.
    "Arwen", antwortete sie ihm.
    "Schön dich kennenzulernen."
    Romy hätte um ehrlich zu sein nicht erwartet, dass sie so locker reagieren würde, wenn jemand sie ansprach, vor allem nach dem Schock, welchen sie dem Fremden zu verdanken hatte. Aber sie fühlte sich erleichter, weil sie sich nicht mehr alleine in diesem Wald befand. Es war verrückt, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr auch, dass sie diesem Mann vertrauen konnte. Vielleicht hatte Arwen in ihm sogar ihren Retter gefunden, denjenigen, welcher der jungen Frau half Gates between heaven and hell lebend zu überstehen.

  • [tabmenu][tab=Bonjour]

    Wo ich doch gelesen hab, lass ich euch natürlich auch einen Kommentar da. Bin ja grad im SAO-Fieber, da kam eure FF wie gerufen, hehe. =D


    Eigentlich wollte ich kein Tabmenü, aber so war's übersichtlicher OTL


    [tab=Gestaltungszeugs]

    Design, erster Eindruck etc.


    Mein erster Gedanke? DAT STARTPOST. *~* Einfach nur mal absolut woah, dieses Gestaltungstalent, Wahnsinn, und die Farben sind auch toll... Das einzige, was mir aufgefallen ist, ist, dass im allerersten Tab des Charaktere-Tabmenüs die Schrift nicht eingefärbt ist, in meinem Schwarz-Style ist die Standardfarbe weiß und da lässt sich das a) nicht gut lesen und fällt b) auch aus der Reihe, der Rest ist ja offenbar schwarz angestrichen. Oh, und man könnte die Links einfärben. So in gelb sieht das bei mir so komisch aus. xD


    Inhaltstechnisch ist alles drin, was drin sein muss, wobei ich finde, dass man bei den Charakteren doch ein wenig vorweggenommen hat. Man weiß jetzt schon, dass Lacie und Amalia wohl beide den Vicious Doves beitreten, und auch die anderen Charaktere kennen wir zwar noch nicht, aber sie stehen schon drin. Wie wär's denn, wenn man das nach und nach updaten würde, im Laufe der Story? So hab ich jetzt schon so viele Charas im Kopf, mit denen ich noch nichts anfangen kann. =O Ignorieren wir die Tatsache, dass ich die Steckbriefe genau so gut hätte überspringen können.


    Was mir richtig gut gefällt, ist die Übersicht über die Welt (wobei bei dem Nirwana-Bild eine Zeile frei ist darüber und bei allen anderen nicht. Erbsenzählerdasein juche!), die Bilder sind allesamt schön gewählt und obwohl sie nicht so konzipiert wurden (oder? Die Quellen sind jedenfalls unterschiedliche), wirken sie, als wären sie wirklich alle aus derselben Welt, so von Zeichenstil her und so. Und sie sind hübsch! o/ Gut ist auch, dass ihr einen nicht sofort mit Informationen erschlagt, sondern nur ein paar Orte vorstellt.


    Oh, und zum Titel hab ich noch gar nichts gesagt =D Joa, er bringt es auf den Punkt, und obwohl er nur der Name des Spieles ist, klingt er auch noch spannend, weil man sich fragt, was es mit den Toren zwischen Himmel und Hölle auf sich hat. Wenig zu meckern hier o/


    [tab=Prologe]

    Prolog 1.0 - Entering the gates & Prologue 2.0 - Maybe it's the beginning of her end


    Hab ich jetzt mal, frech wie ich bin, zusammengepackt, weil sie sich so gut vergleichen ließen.


    Btw, Prolog 1.0 heißt Prolog und der zweite Prologue, sollte man noch abändern. ~


    Zum Schreibstil muss ich glaube ich nicht viel sagen, da toll, von beiden Seiten. =D Wobei ein bisschen mehr Beschreibungen auf beiden Seiten noch schön wären, aber ganz ehrlich, so wie's jetzt ist, reicht's mir völlig, auch wenn da Ausbau nach oben nie wirklich falsch ist. Das ist allerdings bei diesen Stilen eure eigene Entscheidung und keine Notwendigkeit mehr. Besonders gefällt mir Blairs Elaines Stil, der hat irgendwie was Natürliches, während mir das irgendwie Poetische von Onee-chan auch gut gefällt. Ist auf jeden Fall eine schöne Mischung ^-^


    Hm, wir haben also auf einer Seite Rosemary, die um keinen Preis den Anfang des Spiels verpassen will, und auf der anderen Seite Romy, die das ganze etwas lockerer angeht, aber trotzdem ziemlich aufgeregt ist und sich auf das Spiel freut. (Wenn die wüssten...) Die beiden könnten verschiedener eigentlich nicht sein, und ich finde es irgendwie ironisch, dass sie blonde, blauäugige Schönheit eher der zurückgezogene Gamer ist, hat man nicht alle Tage. x) Viel passiert ist ja nicht, aber die beiden Hauptcharas sind mir schon sympathisch, vor allem Romy, das hat die kleine Unterhaltung mit ihrer Schwester (oh Gott, wenn ich daran denke, dass Romy sie jetzt gar nicht mehr sehen kann, argh ;A;) bei mir jedenfalls geschafft. Und jaa... Viel mehr hab ich überhaupt nicht zu sagen, tut mir leid. ._. Der Einstieg hat mir jedenfalls schon mal gefallen!


    [tab=Kapitel]

    Chapter 01 - The entrance to hell


    Hm, interessanter Titel. Ich vermute einfach mal, dass Rosemary, äh, Amalia den Weg durch die Hölle wählen wird, wenn Kapitel 1 schon so heißt.


    Hier lernen wir gleich schon einmal ein (potenzielles?) Partymitglied kennen. Lacie mag ich jetzt schon, die ist irgendwie verrückt, aber nicht auf eine flippige Art und Weise, sondern eher so in Richtung etwas seltsam. Ich mag etwas seltsame Charaktere, Lacie kann wenig falsch machen bei mir, außerdem ist ihr Name cool. =D


    Vom Szenario her erinnert mich alles doch sehr an SAO, was nicht unbedingt schlecht ist, aber dieser Déjà-vu-Effekt ist schon da, falls das nicht beabsichtigt war, weise ich euch hiermit mal drauf hin. Gerade das Ende des Kapitels bzw der Anfang des zweiten Kapitels kommen mir doch arg bekannt vor, aber hier wird ja Sword Art Online auch erwähnt, das Ganze spielt ja immerhin 10 Jahre danach.


    Ein, zwei Tippfehler habe ich gefunden, aber das schienen mir auch wirklich nur solche, und gerade bin ich zu faul, den Text noch einmal danach abzusuchen, war nichts Großartiges, sonst würde ich mir das merken. x)
    Oh, ich hab grad so spontan zwei gesehen, die kann ich auch euch gleich anstreichen. (Ich bin so unorganisiert...)


    Zitat

    "Komm schon, hier muss ein Komma hin Lacie!"
    [...]
    Wage -> Vage erinnerte sie sich an dieses Spiel, an Sword Art Online.


    Chapter 02 - The courageous


    Irgendwie mag ich den Titel total gern, hat einen schönen Klang, auch, wenn er gar nicht so viel aussagt, haha. ^^"


    Ui, eine Arwen! Da hat wohl jemand Herr der Ringe gelesen / geschaut, huh? Gibt ja genug Onlinespieler, die sich ihre Namen von fiktiven Figuren leihen, daher sehe ich daran nichts Verwerfliches.
    Brr, Percival ist mir jetzt schon suspekt. Der schreit doch geradezu "HEY! ICH FÜHRE NICHTS GUTES IM SCHILDE!" (Wenn ich falsch liege, erschießt mich bitte.) Diese gruselige "Der kommt mir vertraut vor"-Sache, die wir auch schon bei Lacie hatten, macht's nicht besser. A propos diese Sache - wieso? ;A; Argh, ihr schafft es auf jeden Fall, Spannung aufzubauen und den Leser damit bei der Stange zu halten. Mich zumindest.


    Ich mag eure Kapitellänge btw, die ist genau richtig so. o/ Zwar habe ich auch nichts gegen WoTs, aber solche kürzeren, aber nicht kurzen Kapitel sind doch bedeutend schneller und meist angenehmer zu lesen. Auch, wenn es darin resultiert, dass die Kommentare bedeutend kürzer werden, wenn man nichts zu meckern hat...


    [tab=Au revoir]

    Argh, dieser Kommentar war mal sowas von nicht hilfreich. ._. Aber ich hoffe, ihr habt euch trotzdem gefreut, und Benachrichtigungsliste, bitte :3


    Nija ~

    [/tabmenu]


  • Chapter 03 - Game of death and sorrow


    Viel Glück dabei, viel Glück dabei, viel Glück dabei...


    Es war unlogisch. Glück existierte nicht. Ebenso wenig wie Zufall. Ebenso wie gar nichts, was in dieser Welt wirklich existieren sollte. Es sollte ein Spaß werden. Ablenkung. Mehr nicht. Glück war nunmehr nichts weiter als ein leeres Wort, dessen Bedeutung sich Amalia nicht mehr erschloss.
    Sie hatte nicht bemerkt, wie sie begonnen hatte, zu weinen. Wie die kleinen, wässrigen Perlen still ihre Augenwinkel verließen und ihre Spuren auf den schneeweißen Wangen hinterließen, eine nach der anderen. Immer wieder.
    Aus dem Augenwinkel und mit komplett verschwommener Sicht, erkannte sie, wie ein rothaariges Mädchen aus der Stadt hinaus rannte. Gefolgt von vielen anderen Spielern, die dem Horror versuchten zu entkommen. Sollte sie auch wegrennen? Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als das Mädchen daran dachte, dass es ohnehin keinen Ausweg gab. Egal, wie lange sie rennen würde. Dass Berge und Täler immer nur Berge und Täler sein würden, und keine Hürden, die man einfach überwinden konnte.
    Unentschlossen biss sich Amalia auf die Unterlippe, bis sie den rostigen Geschmack von Blut schmeckte. Was wohl gerade mit ihrem Ich in der realen Welt geschah? Blutete ihre Lippe, ohne ersichtlichen Grund? Würde ihre Mutter irgendwann ins Zimmer treten, den Kopf aufgrund der Tatsache schütteln, dass Rosemary mal wieder viel zu selten rausging und das Zimmer schief lächelnd wieder verlassen? Wann würde sie merken, dass etwas nicht stimmte? In drei Stunden? Drei Tagen?
    Doch irgendwas musste getan werden. Amalia blinzelte die letzten paar Tränen weg, die sich ihren Weg durch die Augen bahnten, wischte sich zur Sicherheit nochmals mit ihrem violetten Ärmel drüber und atmete die Luft ein, sodass sich ihre Brust hob. Die Luft ihrerseits duftete jedoch nach Angstschweiß, Tränen und Blut. Waren die ersten schon gestorben? Amalia wollte es gar nicht wissen.
    Dann hob sie die Hand, sodass ihre feingliedrigen Finger in der Luft schwebten. Mit einem kurzen Tipp in die Luft rief sie das Home-Menu auf, in welchem man sich normalerweise auch ausloggen konnte - doch der Button war noch immer in der warmen Mittagsluft verschwunden. Wohin auch immer.
    Sie tippte zumindest auf den Menu-Button, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie klickte folgend auf das Feld, wo in Großbuchstaben ITEMS (6) stand. Amalia zog ihre ansonsten regungslos glatte Stirn in Falten. Sie wusste von zwei Tränken, einem Anfängerzauberbuch und zwei Äpfeln (die sie bei Gelegenheit Lacie zustecken wollte, ganz bestimmt!), die sich in ihrem Itembeutel befanden. Sie hatte erst vor ein paar Minuten nachgesehen. Doch was war das sechste Item?
    Sie berührte mit ihrer Fingerspitze die Schaltfläche, die sich sogleich in Luft verflüchtigte und die Gegenstände auflistete, an die das honigblonde Mädchen eben noch gedacht hatte: Buch, Äpfel, Tränke. Ihre Augen flogen nach unten auf das letzte Item, welches zuvor noch nicht da gewesen war: MIRROR.
    Spiegel?, fragte sich das Mädchen und klickte unvoreingenommen und naiv, wie sie war, auf den Button. Sogleich entstand aus millionsten Pixel ein Spiegel in ihren Händen, der sich leicht und kalt anfühlte. Seine Oberfläche war glatt und als sie den ovalförmigen Gegenstand hob, um sich damit selbst in die azurblauen Augen zu schauen, da schrie sie.


    Ihr Körper bebte kurz, flüchtig, nur für eine Sekunde. Und doch wusste sie, dass sie anders war. Dass sie hier, in der unscheinbaren Welt, zum Teil wieder zu Rosemary geworden war. Sie sah sich selbst entgegen, einen kurzen Moment im Spiegel, sah das Mädchen mit den goldblonden Haaren, die sich einzeln aus dem seitlich gebundenen Zopf lösten. Und dann verschwand der Spiegel, löste sich wieder in seine einzelnen Pixel auf, das Menü zeigte abermals: ITEMS (5).
    Bei Sword Art Online war es doch auch so gewesen, erinnerte Amalia sich, dass Spiegel ins Spiel eingebracht wurden, um die Persönlichkeiten der Spieler ans Tageslicht zu befördern.
    Ihre Augen wanderten über den großen Platz, der sich mittlerweile ziemlich geleert hatte, bis auf ein paar Spieler, die den Schock scheinbar noch nicht überwunden hatten. Manchen war anzusehen, dass sie den Spiegel ebenfalls entdeckt hatten: Korpulente Menschen hielten sich die tränenfeuchten Wangen, zwölfjährige Kinder schrien nach ihrer Mutter, ein blasser, schlaksiger Mann mit Brille weinte ebenfalls und entschuldigte sich bei seiner Frau, die sich anscheinend in der richtigen Welt befand. Und dann war da noch Lacie. Als Amalias Blick zu dem kleinen Mädchen wanderte, auf das schlimmste gefasst, sah sie nichts. Natürlich stand noch immer das dunkelhäutige, apfelliebende Mädchen vor ihr, doch eben das war das seltsame. Sie stand nur da, knibbelte gedankenverloren an ihren Nägeln herum und formte mit ihren Lippen Worte, die zu leise für Amalias Ohren waren.
    "Hast du den Spiegel schon benutzt?" Amalias Stimme klang brüchig. Sie räusperte sich.
    Lacie nickte. Sie hatte sich also ebenso real dargestellt wie Amalia. Taten das viele? Bei genauem Hinsehen konnte sie nur einen Unterschied ausmachen: Lacie war noch ein wenig dünner geworden, sodass ihre Kampfmontur etwas übertrieben an dem kleinen, zierlichen Körper wirkte. Sanft lächelte Amalia, die Umstände langsam akzeptierend.
    "Möchtest du einen Apfel?"


    Das laute, kindliche Schmatzen neben sich vernehmend, ging Amalia langsam mitsamt Lacie die Gassen von Nirwana entlang. Das kleine Mädchen neben ihr biss immer wieder herzhaft saftige Stücke aus dem Apfel heraus und lächelte dabei. Amalia war nicht hungrig. Sie bezweifelte auch, dass sie in dieser Welt überhaupt je wieder Hunger verspüren konnte. Da ihr buchstäblich der Appetit auf alles vergangen war. Sie wäre am liebsten zurück in ihr sonnendurchflutetes Zimmer geeilt, hätte sich auf ihr Bett fallen lassen und ein gutes Buch gelesen, wie sie es seit vielen Monaten tat. Ein Buch konnte Amalia seither immer in andere Welten verfrachten - plötzlich fand sie es unlogisch, dass sie ein Spiel den Büchern vorgezogen hatte.
    Noch immer duftete die Stadt nach Angst. Amalia versucht diese Tatsache zu ignorieren. Lacie hatte inzwischen den letzten Rest des Apfels vertilgt und leckte sich noch genüsslich den Rest von ihren kleinen, zierlichen Fingern ab.
    "Hat's geschmeckt?"
    "Äpfel schmecken immer." Es war irgendwie unangenehm, dass sich ihre Gespräche immer um Äpfel drehten, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich erst seit ein paar Stunden, ja nichtmal, kannten.
    "Wie geht es dir, Lacie?" Es war die nähstmögliche Frage, die Amalia für angebracht hielt. Auch wenn sie nicht davon ausging, dass irgendjemand in der hiesigen Situation 'gut' antworten würde.
    "Gut." Okay, damit hatte sie nicht gerechnet.
    "'Gut'? Hast du keine Angst, dass du stirbst?"
    Lacie richtete ihre haselnussbraunen Augen auf Amalia, die sich plötzlich stark beobachtet fühlte. Obwohl sie noch ein Kind zu sein schien, wirkten Lacies Augen weit tiefer und sinnlicher, als die mancher Erwachsenen.
    "Natürlich habe ich Angst. Aber diese Angst ist unlogisch. Dumm. Jeder stirbt. Du, ich, der schlaksige, alte Mann mit der Brille. Doch niemand vergegenwärtigt sich diese Tatsache. Nur der Spielemacher hat dies getan. Und plötzlich wissen alle, dass nur die Chance besteht, dass sie morgen nicht mehr lebend aufwachen. Alle verfallen in Panik. Und das, obwohl nichtmal gesagt ist, dass sie sterben. Das ist doch lächerlich.
    Versteh mich nicht falsch, ich will nicht sterben. Ich habe auch eine irre große Angst davor, vor diesem Spiel, vor dem Hier und Jetzt. Aber irgendwo ist es doch auch gütig, nicht? Wir sterben in einem Spiel, welches wir uns freiwillig zugelegt haben, und nicht bei einem zufälligen Autounfall. Wir wissen, worauf wir uns eingelassen haben. Deshalb geht es mir gut. Und dir?"
    Amalias Mund stand weit auf, als sie den Worten von Lacie gefolgt war. Wie konnte ein so junges Mädchen denn so schlau sein? Schlauer als sie? Ein Mädchen, dessen gesamten Lebensinhalt Amalia zuvor auf Äpfel reduziert hatte?
    "Ähm...", stotterte die Blondhaarige. Dem war nichts mehr hinzuzufügen.
    "Überrascht?" Lacie zog keck eine Augenbraue hoch und einer ihrer Mundwinkel huschte nach oben.
    "Ehm, ehrlich gesagt ja, ich hätte nicht gedacht, dass du so..."
    "...tiefgründig bist? Danke, dass sagen viele." Sie grinste weiter. "Aber bei Äpfeln bin und bleibe ich todernst!"
    Amalias glockenhelles Lachen entfloh ihrer Kehle. Es war das erste Mal seit der Verkündung, dass sie hier lachen konnte.
    "Das ist mir klar, Lacie."
    "Alice."
    "Huh?"
    "Mein richtiger Name ist Alice. Jetzt, wo wir ohnehin verloren sind, kann ich es dir auch sagen. Lacie ist ein Anagramm aus den Buchstaben von Alice." Ihre dunkelbraunen Augen ruhten ernst auf Amalia. "Ich will trotzdem nicht, dass das jeder erfährt."
    Schnell nickte die Blonde, sodass ihr einzelne blonde Strähnen ins Gesicht fielen, die sie mit einer Handbewegung zurück hinter ihr Ohr schob.
    "Okay, Lacie. Mein richtiger Name ist -"
    "Nein, du brauchst dich nicht verpflichtet fühlen, es mir zu sagen. Nur weil ich es dir gesagt habe, brauchst du nicht -"
    "Rosemary."
    "Schöner Name."
    Die beiden Mädchen lachten. Wie wäre es wohl, wenn sie sich im realen Leben getroffen hätten? Doch das hier war nicht das reale Leben. Das war ein Spiel, in dessen Fiktion sich allerlei Spieler verirrten. Plötzlich kam Amalia ein Gedanke.
    "Lacie, was denkst du ist der Spielemacher für ein Mensch?"
    Kurz musste das schwarzhaarige Mädchen überlegen und starrte in den wolkenlosen Himmel empor.
    "Er ist eindeutig ein Genie. Ein wahnsinniges Genie."
    "Das gleiche hätte ich auch gesagt. Nur, was denkst du, wieso hat er uns die Spiegel zukommen lassen?"
    Erneut nahm der blaue Himmel über den großen grauen Türmen der Stadt Lacies Gedanken für einen Bruchteil ein. Dann entgegnete sie:
    "Ich weiß es nicht. Wie gesagt, er ist ein wahnsinniges Genie. Vielleicht will er, dass wir so sterben wie wir sind, wirklich als wir. Es aber zu vermuten ist unsinnig, denn nur er weiß das wirklich."
    Amalia nickte. Plötzlich wurde ihr Dialog jäh unterbrochen, als die Blondhaarige registrierte, dass sich die beiden Mädchen immer mehr dem Torbogen näherten, der hinaus in die gefährlich präsente Welt von 'Gates betwenn Heaven and Hell' führte. In Amalias Kehle bildete sich ein Kloß und abrupt blieb sie stehen, Lacie tat es ihr nach einer kurzen Reaktionszeit gleich.
    "Dort beginnt das Spiel", flüsterte Amalia geistesabwesend. Dennoch reichte es, dass Lacie sie hören konnte.
    "Richtig, das Spiel um Leben oder Tod." Amalia sah hinab zu ihrer kleinen Begleiterin. Wie konnte so viel Weisheit in einen so kleinen Körper passen? Unweigerlich stellte Amalia sich viele Fragen, die es so bald wie möglich zu beantworten galt: Würden die beiden zusammen gehen? Würden sie überhaupt gehen oder in der Sicherheit von Nirwana auf Ergebnisse warten und dabei tatenlos rumsitzen? Würden sie den Weg der Hölle oder den des Himmels einschlagen? Würden sich noch mehr Leute zu ihnen gesellen? Was passierte jetzt?
    Doch bevor Amalia Lacie all diese Fragen stellen konnte, hörte sie eine tiefe, raue Stimme, die augenscheinlich zu ihnen sprach:
    "An eurer Stelle würde ich da nicht rausgehen. Zwei so zierliche junge Damen wie ihr wärt dort draußen nur ein gefundenes Fressen, nichts weiter."
    Gerade als Amalia den Kopf herumdrehen und dem Fremden eine gehörige Standpauke halten wollte, wie unverschämt es sei, Frauen auf ihre körperlichen Reize zu reduzieren und ihnen keinerlei kämpferisches Talent zuzutrauen, da fuhr die Stimmt fort.
    "Es sei denn, ihr erhaltet Schutz von einem so begnadeten Sorcerer wie mir!" Als Amalia den Blick auf den Erzeuger dieses unheimlich selbstgefälligen Satzes warf, konnte sie nichts weiter tun, als staunen.
    An einer Mauer, die zum Tor gehörte, lehnte ein kräftig aussehender Kerl mit grauschwarzen Haaren, die in alle Himmelsrichtungen abstanden. Er hatte so tiefbraune Augen, dass sie aufgrund des einfallenden Sonnenlichts beinahe rot wirkten. Auf seiner Schulter hatte sich eine Art Falke niedergelassen, und Amalia kam nicht umhin, sich zu fragen, woher der Spieler diesen hatte. Dieser wiederum kaute entspannt auf einem Grashalm herum, als wäre er nicht gerade in ein Spiel um Leben und Tod hineingerutscht.
    "Und wie heißt der so begnadete Sorcerer, wenn ich fragen darf?" Amalia stemmte ihre Hände in ihre Hüfte und begutachtete ihr Gegenüber skeptisch. Der Falke gab einen gellenden Schrei von sich, der Amalia in den Ohren klingelte.
    "Shinigami", antwortete dieser. Dann grinste der Junge ein schiefes Grinsen, sodass seine Zähne zum Vorschein kamen.
    "Das ist japanisch und bedeutet Todesgott."



  • Chapter 04 - Trust vs. mistrust

    "Percival?"
    Der Blick des fremden jungen Mannes neben ihr fiel auf Arwen. Er sagte nichts, bedeutete ihr aber mit einer einfachen Geste weiterzureden. Sie nickte, um zu zeigen, dass sie verstand und sprach dann weiter:
    "Wie kommt es, dass ich ausgerechnet dir im Wald begegnet bin?"
    "Misstrauisch?", antwortete Percival daraufhin fragend.
    Arwen erwiderte seinen Blick. Im schwachen Mondlicht konnte sie seine Miene nur schwer deuten, aber er wirkte ungewöhnlich ruhig auf sie. Zu ruhig. In ihr selbst wütete immer noch ein riesiges Gefühlschaos, welches drohte sie völlig verrückt zu machen. Von außen jedoch merkte man wohl wenig von ihrer Aufregung. Sie wollte sich nicht als schwach abstempeln lassen, vor allem jetzt neben einer Person, welche sie nicht kannte.
    Als Percival ihr vorhin gegenüberstand hatte sie das Gefühl ihm vertrauen zu können. Genauso wie in der realen Welt, waren Menschen jedoch die gefährlichsten Wesen und hier war es sicherlich nicht anders. Selbst, wenn ihr Bauchgefühl etwas anderes sagte, konnte sie diesem Spieler doch nicht sofort vertrauen. Arwen musste auf der Hut sein, denn das hier konnte noch schlecht enden.
    "Um ehrlich zu sein schon", antwortete die junge Frau schließlich.
    Percival lächelte kurz und wendete sein Blick ab.
    "So sollte es auch sein. Schenke keinem direkt Vertrauen. Vor allem einem völlig Fremden, dem man im Wald begegnet", erklärte er.
    Wieder bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Es machte sein Auftreten nur noch suspekter. Vor allem auch die Tatsache, dass er Arwen auf ihre Frage nicht geantwortet hatte. Sie wollte nicht locker lassen und fragte ihn noch einmal, woraufhin er schlussendlich antwortete.
    "Du standest neben mir, als der Spielmacher seine Nachricht verkündet hat. Na ja, ich habe es direkt bemerkt, als du plötzlich weg warst, und suchte in der Menschenmasse nach dir. Es klingt vielleicht komisch, aber es machte mir Sorgen", erzählte Percival und machte kurz eine Pause.
    Verwirrt – so fühlte Arwen sich, nachdem der junge Mann angefangen hatte zu erzählen. Sie verstand sein Handeln nicht. Kein bisschen. Man rannte jemanden, dem man nicht kannte doch nicht einfach hinterher.Das war völlig unsinnig.
    "Ich handel nie wirklich durchdacht, weißt du und in diesem Moment war es genauso. Da war bloß dieses Gefühl, das ich diesem Rotschopf unbedingt folgen musste, weil sonst irgendwas Schlimmes passieren könnte und na ja ... schlussendlich stand ich dir dann gegenüber."
    "Du hättest doch eh nie erfahren, wenn mir etwas zugestoßen wäre", meinte Arwen daraufhin, "Ziemlich komisch, wenn du mich fragst."
    Arwen hätte wohl ziemlich jede Reaktion auf ihre Aussage erwartet, aber kein Lachen, denn genau das tat Percival. Es klang wirklich angenehm, das musste Arwen zugeben und irgendwie war es auch weniger irritierend, als sein ständiges stilles Lächeln.
    "Das sagst du wohl zu Recht. Ich bin bloß ziemlich nervös und auch, wenn ich es ungern zugebe, habe ich eine Heiden Angst. Mein Kopf ist voller negativer Gedanken und ich weiß ehrlich nicht was ich tun soll. Ich fühle mich wirklich komplett verloren."
    Die Atmosphäre hatte sich stark verändert. Von einem Moment auf den anderen auch Percivals Gesichtsausdruck. Dieses unbesorgte Lächeln war verschwunden, stattdessen konnte man die Angst förmlich von seinem Gesicht ablesen. Arwen verstand ihn, genauso wie jeder andere Spieler es getan hätte. Sie wollte etwas sagen, um diese unangenehme Stille zu brechen, aber sie fand keine Worte. Was hätte man in so einer Situation auch ansprechen können?


    Es waren ungefähr noch zehn Minuten, welche die beiden Spieler von Nirwana trennten.
    Die vielen Lichter ließen die Stadt vom weiten hell leuchten und gaben einem das Gefühl, dass diese vor Energie und Menschen nur so triefte. Jedoch ließ die Stille, welche diesen Ort umgab, einen etwas anderes denken.
    Arwen fragte sich, wie es wohl hinter den sandfarbenen Mauern der Stadt aussah. Als sie zuletzt vor ein paar Stunden dort war, herrschte nichts außer Chaos. Die Menschen spielten völlig verrückt, nachdem sie die schockierende Nachricht des Spielemachers zu hören bekommen hatten.
    Natürlich war es verständlich, fand Arwen. Sie war selbst nicht besser gewesen und hatte undurchdacht gehandelt und sich in Gefahr gebracht.
    Aber etwas Positives hatte es doch. Vielleicht wäre sie Percival nie begegnet, hätte sie Nirwana nicht so flüchtig verlassen. Nachdem er sich in seinen Gedanken und seiner Angst verloren hatte, war Arwen wieder bei dem Punkt angekommen, wo ihr Bauchgefühl ihr sagte, dass sie diesem Menschen vertrauen konnte.
    "Es tut mir leid, Arwen."
    Der Blick der jungen Frau huschte rüber zu Percival, welcher wohl wieder in der Realität angekommen war. Sie hatte keine Ahnung, wofür er sich entschuldigte. Er hatte sich doch nichts zuschulden kommen lassen.
    "Weswegen entschuldigst du dich?"
    "Es schien mir, als ob du dich langsam an diese Situation gewöhnt hättest und dann spreche ich es wieder an. Ich hatte nicht vor dich wieder daran zu erinnern, wo wir uns eigentlich befinden."
    Vielleicht war es unpassend in dieser Atmosphäre, aber Arwen lachte kurz auf. Sie war sich nicht sicher, ob der junge Mann neben ihr das was er gerade von sich gegeben hatte, auch ernst meinte. Dachte er wirklich, dass sie sich in dieser kurzen Zeit daran gewöhnt hatte, in einem Spiel zu sterben? Sie war sich die ganze Zeit darüber im Klaren, dass es vollkommen lächerlich klang. In einer virtuellen, unechten Welt gefangen zu sein und jeden Moment sterben zu können.
    Natürlich war es klar, dass dies genauso in der Realität passieren könnte, aber dort dachte man gar nicht daran. Menschen fanden es vollkommen normal morgens aufzuwachen, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen und jeden Tag so zu leben. Aber man dachte gar nicht daran, dass es eigentlich nicht so offensichtlich war, am nächsten Morgen aufzuwachen oder sicher nach Hause zu kommen. Eigentlich war man keinen Moment im Leben in Sicherheit.
    "Perci-", wollte sie anfangen wusste jedoch nicht wie.
    Arwen konnte ihm jetzt einfach sagen, dass diese Entschuldigen vollkommen unnötig war und wie er überhaupt darauf kam, dass es ihr gut ginge – jedoch alles was sie sich zusammen dachte klang vorwurfsvoll.
    "Perci klingt gut", meinte er plötzlich.
    Wieder verstand sie nicht, was er meinte, und schaute ihn nur verwirrt an.
    "Ehm", fing Percival an, "du hast mich Perci genannt und da dachte ich, dass es ein guter Spitzname wäre."
    Hatte er damit etwa das Thema wechseln wollen? So schien es ihr zumindest. Sie stimmte ihm einfach zu, woraufhin er ihr erlaubte ihn so zu nennen.
    "Gleich werden wir in der Stadt sein", erklärte Arwen, den Blick auf den riesigen Eingang, vor sich, gerichtet.
    Von der Nähe aus gesehen schien Nirwana im Mondlicht nur noch majestätischer, fand Arwen. Irgendwie konnte sie, je mehr Zeit verging, nicht glauben, dass das alles um sie herum nicht echt war. Dass es nicht ihr eigener Körper war, welcher die ersten Schritte auf dem gepflasterten Weg machte, der in das Innere der Burg führte. Das alles fühlte sich unglaublich echt an. Die Geräusche, welche aus den verschiedenen Gebäuden zu hören waren, die Kälte die ihren Körper durchzog, wenn der Wind über diesen strich. Man könnte sich glatt in dieser virtuellen Realität verlieren.
    "Fast niemand zu sehen", flüsterte Percival.
    Seine Stimme klang besorgt und der Ausdruck auf seinem blassen Gesicht unterstrich dies.
    "Vielleicht haben sich manche einfach zurückgezogen", erklärte Arwen, "Ich wollte auch alleine sein, als ich die Nachricht gelesen habe."
    "Mag sein, dass du recht hast."
    Die Menschen die Arwen und Percival sahen – waren es wirklich welche? Sie war sich auf den ersten Blick nicht sicher, ob es keine NPCs waren. Sie hätten es leicht erfahren können, indem sie eine der Person anvisiert hätten. Die Leiste, welche dann über dem Kopf auftauchen würde, zeigte einem dann, ob es sich hierbei um einen Spieler oder NPC handelte.
    "Ich habe vorhin ein Gasthaus gesehen. Es sah sehr einladend aus - dort könnten wir auch essen", erklärte der junge Mann schließlich.
    Er streckte seine Hand aus und zeigte quer über den Stadtplatz, in dessen Mitte ein steinerner Schöpfbrunnen zu sehen war. An jeder Seite standen Bänke aus Holz, damit man sich Ausruhen und die ruhige Atmosphäre dieses Ortes genießen konnte. Um diese Uhrzeit spendeten die hohen Laternen, hier und da, und das Licht, welches aus den Gebäuden strömte Helligkeit. Um den Platz herum waren Häuser aus Holz, manche aus Stein und zwischen ihnen führten genau fünf Gassen in verschiedene Richtungen der Stadt.
    "Ich denke wir müssen in die Richtung", meinte Percival.
    Er klang selbst nicht überzeugt, änderte seine Meinung jedoch nicht, weswegen Arwen ihm einfach folgte. Sicherlich gab es genügend Gasthäuser in denen sie übernachten konnten.
    Durch etliche dunkle Gassen geführt kamen sie wohl schließlich am Ziel an – einem sich in die breite ziehendem Gebäude aus hellen, sandfarbigen Ziegeln, welches zwei Stockwerke hoch war und dessen spitzes Dach aus einem hellen Holz gemacht war. Laute Geräusche waren aus dem Gasthaus zu vernehmen und immer wieder sah man Schatten im Fenster vorbeihuschen. Arwen freute sich, dass dieser Ort so lebendig schien im Gegensatz zum Rest der Stadt.
    "Wollen wir reingehen?", fragte Percival und schaute sie mit seinen großen braunen Augen an.
    Eigentlich war diese Frage völlig umsonst, dachte Arwen, denn im nächsten Moment packte er sie einfach am Handgelenk, ohne ihre Antwort abzuwarten, und zog sie ins Gebäude rein.
    Das Gelächter, Gerede und die Geräusche, von aneinandergestoßenem Glas, wurden plötzlich lauter. Jetzt bemerkten die beiden auch die Musik, welche ein NPC auf seiner Laute spielte.
    Dunkles Holz zierte die Wände und den Boden dieses großen Raumes. Eine Bar war gegenüber des Eingangs hinter, welcher ein großer dunkelhäutiger Mann mit schwarzer Kurzhaarfrisur stand, während er ein Glas abwischte.
    Percival und Arwen setzten sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes. Keiner von ihnen sagte etwas, bis eine üppige, gebräunte Frau an den Tisch kam. Sie trug ihre blonde Mähne zu einem einfachen Dutt hochgesteckt. Auf ihren Lippen lag ein ziemlich großer Hauch von roten Lippenstift. An der weißen, etwas dreckigen Schürze und den Notizblock mit Stift in ihrer Hand erkannte man, dass es sich bei ihr um eine Kellnerin handelte. Sie lächelte, als Arwens Blick auf sie fiel.
    "Guten Tag verehrte Gäste. Auf unserer heutigen Tageskarte haben wir ein saftiges Mulukotlett mit leckerer Pilzsoße oder süße Pfannkuchen mit den Früchten der Saison zu bieten. Zu trinken kann ich ihnen Wasser, Bier, Rum oder Malumsaft anbieten", sagte die Kellnerin.
    In Arwens Gesicht spiegelte sich Verwirrtheit ab. Sie wusste weder was ein Mulukotlett noch was ein Malumsaft war.
    Die junge Frau flüsterte ihrem Gegenüber fragend zu.
    "Soweit ich weiß ist Mulu so etwas wie Hühnchen und was Malum ist, kann ich dir aber auch nicht beantworten", erklärte Percival.
    "Bei Ersterem bist du dir aber nicht sicher, oder?"
    Auf diese Frage schüttelte er den Kopf.
    Die beiden hatten sich schlussendlich für die Pfannkuchen entschieden.


    Ehe sie ein Gespräch anfangen konnten, kam auch schon das Essen an.
    "Das nenne ich Fast Food", meinte Percival lächelnd.
    Arwen dachte sich, dass er versuchte die Atmosphäre etwas aufzulockern. Es war nicht alltäglich für sie mit einem Mann zusammen zu essen. Wenn sie ehrlich sein wollte, war nichts von alldem um sie herum alltäglich für sie.
    "Sieht lecker aus", sagte Arwen, während sie nach ihrer Gabel griff, "und es duftet so gut."
    Perci antwortete gar nicht mehr, da er schon längst mit dem Kauen beschäftigt war.
    Arwen musste zugeben, dass sie sich in seiner Anwesenheit wohlfühlte. Alleine hätte sie sich wohl nicht hierhin gesetzt und etwas gegessen, sondern sich in einem Zimmer verkrochen und gewartet, bis ein paar Tage vergangen waren. Bis sie nicht mehr ständig an den Tod dachte.
    Percival legte sein Besteck zur Seite und entschuldigte sich – er war fertig mit dem Essen. Arwen jedoch hatte nicht einmal angefangen.
    "Ich hatte so einen Bärenhunger, aber jetzt widme ich mich dir", erklärte er.
    "Mir?", fragte die junge Frau erstaunt und mit vollem Mund.
    Ehe ihr Gegenüber Arwen antwortete, lachte er kurz auf.
    "Du bist wohl genauso hungrig, wie ich es war. Aber eigentlich wollte ich dich fragen, inwieweit du dich mit diesem Spiel auskennst?"
    Selbst in solch einer Situation – auf Leben und Tod – musste Arwen zugeben, dass es ihr peinlich war, ihm zu erzählen, dass sie keine Erfahrung mit solchen Spielen hatte. Ihr Wissen beschränkte sich bloß auf das Öffnen des Menüs. Die junge Frau hob ihre Hand, dachte an das Menü und rief mit einem kurzen Tipp in die Luft das besagte Menü auf.
    "Das ist alles", gab sie schlussendlich zu und beendete ihren Satz mit einem Grinsen.
    "Null Erfahrung?"
    "Das ist so ziemlich mein erstes Spiel."
    Stille. Arwen blickte auf ihren Gegenüber, welcher wieder in seinen Gedanken versunken schien. Sie fragte sich, was wohl in seinem Kopf vorging – ob er wohl dachte, dass es sinnlos war, ihr etwas beizubringen? Mit keiner Erfahrung in solchen Spielen würde Arwen sicherlich binnen ein paar Tagen sterben. War es das, was er dachte? Sie hoffte, dass sie sich täuschte, denn sonst wäre sie wieder auf sich allein gestellt. Ein einfaches Seufzen weckte sie aus ihren eigenen Gedanken.
    "Dann fangen wir morgen ein Training mit dir an, wie wär's?"
    Ein breites Lächeln bildete sich auf dem blassen Gesicht von Percival. Seine Augen schienen zu strahlen, als er dies sagte. Arwen spürte, wie die Unsicherheit langsam verflog – sie hatte ihren Retter gefunden.
    Mit einem Nicken antwortete sie ihm auf die Frage
    .

  • Chapter 05 - Deep blackout


    "Shinigami?" Gab es einen einfallsloseren Namen für einen Charakter, der ohnehin in einem solchen Spiel mit größter Wahrscheinlichkeit umkommt? Hatte er überhaupt eine Ahnung, wer in dieser Welt der wahre Todesgott war? Wer über jedes einzelne Leben in dieser verkorksten Welt bestimmte, als handele es sich um Schachfiguren?
    Für einen kurzen Moment gedachte Amalia der Möglichkeit, ihrem eingebildeten Gegenüber mit ihrer flachen Hand eins über's Gesicht zu ziehen. Im letzten Moment entschied sie sich dagegen. Er würde in diesem Spiel ohnehin genügend Schmerz erfahren.
    Stattdessen schluckte Amalia ihre aufkeimende Wut hinunter, genoss für ein paar Sekunden den seichten Wind, der ihr durch die blonden Haare fuhr, und erhob ihre Stimme: "Wie kamst du denn auf diesen Namen?"
    "Neidisch?" Gott, wie kann man nur so eingebildet sein? Der Junge stand lässig auf, der Falke auf seiner Schulter trippelte beinahe unruhig auf dieser herum. Amalia konnte erkennen, dass des Falkens Gefieder aufgrund der unterschiedlichen schwarzen und weißen Schattierungen beinahe grau im Sonnenlicht schimmerte. Ihr Herz pochte, als der Junge mit dem Tier auf sie zukam. Sie wich ein paar Schritte zurück.
    "Woher hast du den Falken?" Wachsendes Misstrauen schnürte Amalia die Kehle zu. Neben sich nahm sie wahr, wie Lacie seelenruhig da stand und in ihre eigenen, fantastischen Träume entfloh. Ihre Augen glänzten gläsern und blickten in die Ferne. An was sie wohl gerade dachte?
    Amalia blickte wieder zu Shinigami, der ihr immer näher kam. Sie biss die Zähne zusammen und ärgerte sich zunehmend darüber, dass sie bisher noch nicht die Zeit gefunden hatte, sich ihrem Buch mit den Zaubersprüchen zu widmen - denn aufgrund dessen, dass sie ein Sorcerer war, besaß sie kein Schwert oder sonstige Waffen. Schließlich konnte dieser Shinigami sonst wer sein. Schnell versuchte das Mädchen, ihre Gedanken zu ordnen und einzuschätzen, wodurch er eine Gefahr für sie darstellen könnte: Sein Falke könnte ihr die Augen auspicken. Er könnte sie, je nachdem, ob er bereits Zaubersprüche erlernt hatte, in eine Kröte oder dergleichen verzaubern (okay, zugegebenermaßen war das sehr unwahrscheinlich, aber Amalia drehte gerade auch ziemlich durch). Der Junge trat immer weiter auf sie zu, mit jedem Schritt verringerte sich der Abstand zu Amalia, was sie mit Schrecken konstatierte. Nur wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen, Amalia hielt die Luft an, bei dessen Prozess sie seinen Geruch kurz erfassen konnte - Gras und Seife. Sein Lächeln war nicht erblasst. Sie ballte ihre Hand zur Faust und machte sich bereit, ihm doch noch eine Lektion in Sachen Frauenbehandlung zu erteilen. Amalias Muskeln spannten sich an -
    "Ein niedlicher Vogel." Lacies Stimme drang in Amalias Bewusstsein, und unwillkührlich atmete diese die angehaltene Luft aus. Sie und Shinigami drehten ihre Köpfe zur Seite, wo sie das kleine Mädchen erblickten, welches ohne Furcht das schattenfarbene Gefieder des Falken streichelte, der dies augenscheinlich genoss, da er die Augen geschlossen und den Schnabel leicht geöffnet hatte. Amalia lächelte, ihre Gesichtszüge nahmen eine sanfte Gestalt an. Erneut erklang die Stimme des Mädchens: "Wie heißt er?" Shinigami entfernte sich ein paar Schritte, was Amalia erleichterte. Auch er lächelte stetig. "Umbra."


    "Also, woher hast du ihn nun?"
    "Sie."
    "Was?"
    "Umbra ist eine Sie. Ein weiblicher Falke." Shinigami lächelte ein schiefes Lächeln, der Falke auf seiner Schulter schüttelte bestätigend sein Gefieder aus. Vereinzelte Federn lösten sich vom Ganzen und flogen durch die Luft wie einzelne Fragmente.
    "Aber es ist doch nicht schwer, an einen Falken zu gelangen. Ich habe beim Erstellen meines Charakters einfach eine Fähigkeit ausgewählt, die zur Verfügung stand, die 'beast - taming' hieß, also so etwas wie Bestienzähmer. Ich habe mich für Umbra entschieden."
    Amalia legte ihre Strin in Falten, um angestrengt darüber nachzudenken, ob sie eine solche Fähigkeit hatte auswählen können. Nur vage erinnerte sie sich an einen Button, auf dem das englische Wort für Fähigkeiten, 'abilities' gestanden hatte. Sie hatte es übersprungen. Bockmist.
    Die Drei hatten beschlossen, den aufkeimenden Konflikt aufzugeben und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, wenn es denn in dieser Situation eine Lösung gab. Shinigami hatte neben diverser Selbstlobungen irgendwann gesagt, es sei nicht sehr taktisch klug, ohne jeglichen Proviant oder dergleichen sofort in die Schlacht zu ziehen. Missmutig hatte Amalia zugestimmt und sich insgeheim geärgert, dass sie selbst beinahe ohne zusätzliche Items in die Schlacht gezogen wäre. Somit befanden sich Lacie, Shinigami und sie inzwischen wieder auf einem der Wege, der auf Pflastersteinen in die Stadt hinein führte, auf der Suche nach einem Laden.
    Auf ihrem Weg liefen ihnen noch immer viele Menschen entgegen, die Augen zum Teil vor Furcht weit aufgerissen. Erneut schlich sich eine Frage in Amalias Kopf.
    "Hast du den Spiegel verwendet, Shinigami?"
    Dieser lächelte zum wiederholten Mal, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
    "Vielleicht. Aber das ist ohnehin unerheblich - ich sehe so oder so umwerfend aus."
    Natürlich. Amalia pustete sich eine ihr in die Stirn gefallene Strähne zurück zu ihrem Scheitel, doch der herrschende Gegenwind vereitelte ihre Pläne einer perfekten Frisur.
    Um sich abzureagieren, sah die Frau hinab zu der ein paar Köpfe kleineren Lacie. Ihre schwarzen, lockigen Haare fielen ihr wie Wellen den Rücken hinab, und auch ihr Schritt war beständig, wenn auch um einiges schneller als Amalias.
    "Und du?" Shinigamis Stimme unterbrach die Gedanken Amalias, welche augenblicklich blinzeln musste. Der Wind kühlte ihre warmen Wangen und spielte unabdingbar mit ihren hellblonden Haaren.
    "Und ich was?"
    "Hast du den Spiegel benutzt? Nicht dass du nur im Spiel so wunderschön bist und in echt siehst du aus wie die Hexe aus 'Die Hexe und der Zauberer'."
    Amalias Wangen, die gerade noch vom Wind gekühlt worden waren, erhitzten sich wieder unmissverständlich schnell und nahmen eine blassrote Farbe an. Hatte er ihr gerade in einer ziemlich abgedroschenen Form ein Kompliment gemacht? Die Wangen inzwischen rosenrot und die Haare vom Wind spielerisch von einer Seite zur anderen geweht, drehte Amalia ihren Kopf und sah mit ihren saphirblauen Augen Shinigami an, der daraufhin lächelte. Aber er lächelte nicht das für ihn typische Lächeln. Er lächelte anders. Sanfter? Amalia sah schnell wieder weg, auf den mit Kopfsteinen gepflasterten Boden vor ihr.
    "Ich habe ihn benutzt", brachte sie kurz angebunden heraus. Danach sagte niemand mehr etwas, aber Lacie konnte wunderbar beobachten, wie die rote Farbe in Amalias Gesicht nur langsam abzunehmen schien und wie Shinigami noch mehrere Meter sein Lächeln nicht verlor.


    Der Wind wurde schnittiger, die Luft kühler. Amalia sah von ihrem Weg auf, bei dem sie nach der schier endlos langen Zeit, auf dem sie dort entlang gewandert war, immer wieder die Steine gezählt hatte, die horizontal angerichtet waren - immer dreiundzwanzigeinhalb in jeder Bahn. Man müsste meinen, in einer derart großen Stadt, wie Nirwana es war, müsste man schneller einen geeigneten Laden oder ein geeignetes Restaurant finden, um Proviant zu kaufen - aber immer war irgendwas falsch.
    Der erste Laden hatte Waren zu Preisen angeboten, die sogar in der realen Welt für Proteste gesorgt hätten. Kurz danach hatten sie ein Restaurant gefunden, welches wirklich billige Speisen auftischte, die jemanden für ein paar Tagesreisen stärken konnte, aber da auf der Karte keine apfelhaltigen Speisen ausfindig zu machen waren, hat Lacie solange lautstark protestiert, bis die drei weitergingen. Danach haben sie einen Laden in einer ominösen Seitengasse entdeckt, und als wäre das noch nicht genug gewesen, stand der Laden auf vierundzwanzig horizontalen Ziegeln. Das war Amalia nicht ganz koscher gewesen.
    Der leere Magen zerrte zunehmend an des Mädchens Kräften. Auch Shinigami schien nicht sonderlich erfreut in Anbetracht der gegenwärtigen Situation. Lacie summte ein Lied. Sie machte irgendwie immer alles angenehmer.
    "Wenn wir nicht bald etwas zu essen finden, dreh' ich durch!" Die männliche Stimme klang angespannt, und Amalia konnte Shinigami ansehen, wie ausgezerrt er aussah.
    "Dann grillen wir einfach deinen Falken." Auch wenn dies als Scherz gemeint war, so starrte der Junge Amalia daraufhin derart schockiert an, was nur durch den ärgerlichen Ausdruck in Umbras kleinen, böse funkelnden Augen untermauert wurde. Jetzt hatte Amalia sich wohl einen Feind gemacht. Dass ihr erster, offizieller Feind in diesem Spiel ein Vogel sein würde, damit hätte sie nicht gerechnet.
    Gerade, als die Blondhaarige beteuern wollte, dass dies nichts weiter als ein blöder Scherz gewesen sei, da kroch ganz langsam, aber dennoch präsent ein Geruch ihre Nase hoch, liebkoste ihre Sinne und vernebelte sogleich ihre Wahrnehmung. Ihre Brust wurde erfüllt von einem warmen Gefühl, welches sich mit einem Brummen ihres Magens vereinte, und da wusste Amalia, dass sie einen Laden gefunden hatten, und dass sie dort essen würde. Koste es, was es wolle. Es roch so unvorstellbar angenehm nach Wein, frischem Brot und einer deftigen Soße, dass Amalia buchstäblich das Wasser im Munde zusammenlief. Als sie aufsah, konnte sie tatsächlich ein kleines, aus Holz erbautes Gebäude erkennen, auf dessen Dach in großen, metallischen Lettern der Name "Devil's kitchen" zu erkennen war. Kurz verunsichert, da sie sich ja eigentlich noch in einer neutralen Gegend befanden und ihres Wissens nach nicht in der Hölle, sah sie hinüber zu Shinigami, der ebenso fasziniert schien von dem Gedanken, endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Neben Amalia machte Lacie große Augen, und wenn die blonde Frau nicht alles täuschte, trat sogar etwas Speichel aus Lacies Mundwinkel hervor. Ohne weiter nachzudenken, und durch ein erneutes, gurgelndes Geräusch ihres Magens bekräftigt, fasste Amalia blind die kleine, warme Hand von Lacie und griff an etwas Stoffartiges von Shinigami. Teufel hin oder her - sie würden hier speisen.
    Nur eine hölzerne Tür trennte die Drei von dem herrlich duftenden Essen. Amalia stieß diese mit dem Fuß auf und sie leistete kaum Widerstand. Sogleich strömte der nun noch intensivere Duft auf sie ein, und sie konnte nichts anderes tun als ihn begeistert einzuatmen.
    Tatsächlich war es, gemäß dem Namen des Gebäudes, sehr heiß im Innenraum, doch in Anbetracht des wirklich fast betörend lecker duftenden Geruchs konnte Amalia gekonnt darüber hinwegsehen.
    Und trotzdem war es durchaus gemütlich. Alles war in schlichtem Mahagoniholz gehalten, was ein angenehmes Ambiente schaffte. An der linken Seite konnte man einen Thresen erkennen, hinter dem ein Kellner nostalgisch, wie man es sich vorstellte, Gläser polierte und mit einem Spieler redete, der sich über den Thresen beugte. Hinter dem Kellner konnte Amalia eine weitere Tür ausmachen, die zur Küche zu führen schien. Der Rest des Raumes wurde durch Tische gefüllt, an denen vereinzelt Spieler saßen, die essen, tranken, oder sich einfach nur unterhielten. Doch an einem Tisch blieb Amalias Blick haften, sie war nicht mehr imstande, wegzusehen - eine Frau saß an ihm, und trotz des warmen Lichts sah sie ungewöhnlich blass aus, beinahe wie Pergament. Amalia runzelte besorgt die Stirn. Die Frau hatte den Kopf in die Hände gestützt, die mit Narben versehen waren, und die Gestalt zitterte unverkennbar. Braune, wellige Haare umrahmten ihr Gesicht, welches jedoch eingefallen aussah. Amalia konnte die Spuren getrockneter Tränen auf ihren Wangen ausmachen. Die braunen Augen starrten ins Leere, beziehungsweise auf den Becher mit einem dunkelgrünen Getränk, welcher vor der Frau stand. Sie schien geistig nicht wirklich anwesend zu sein und passte nicht ins Gesamtbild dieses Restaurants.
    "Amalia, lässt du mich los?" Geistesabwesend leistete die Blonde der Frage von Shinigami Folge und ließ demfolgend auch Lacie los.
    "Ich geh' mir mit Lacie was bestellen, willst du auch was oder willst du nur tatenlos in den Gegend rumstehen?"
    "Bestellt mir irgendwas." Damit hörte Amalia nichts mehr und ging schnellen Schrittes auf den Tisch zu, an dem die Frau saß. Mit gerunzelter Stirn setzte sich Amalia auf einen Hocker neben dem der Frau, die jedoch ihrerseits nicht aufsah, sondern unabbringbar auf den Becher mit dem dampfenden Getränk vor sich starrte.
    "Entschuldigung?" Amalia sprach leise, wollte die Frau nicht erschrecken. Doch diese rührte sich noch immer nicht. Vorsichtig hob Amalia ihre Hand und legte sie der Frau behutsam auf die Schulter. Daraufhin zuckte sie zusammen und ihre weit aufgerissenen Augen ruhten auf dem honigblonden Mädchen. Die Unterlippe der Frau zitterte, bebte.
    "Guten Tag, mein Name ist Amalia." Keine Antwort, nur abwesendes Starren. Amalia schluckte und fuhr fort.
    "Ich habe Sie beim Reinkommen bemerkt und Sie sehen etwas kränklich aus. Geht es Ihnen nicht gut? Kann ich helfen?"
    Langsam schien wieder Leben in die nussbraunen Augen der Frau zu gelangen - es schien, als ob sie erst jetzt die Präsenz von Amalia in ihrer Gänze erfasste. Als sie dann versuchte, ihre Stimme zu erheben, bekam Amalia das erste Mal nur die Bruchstücke einer wunderschönen, aber gebrochenen Stimme zu hören:
    "D..Danke, aber...i...ich..."
    Noch immer ruhte Amalias makellose Hand auf der knochigen Schulter der Frau, als diese immer mehr zitterte. Plötzlich verdrehten sich ihre Augen, sodass Amalia kurz nur noch das Weiße sehen konnte. Die Blonde bekam Panik, sprang auf. Der Hocker fiel zu Boden. Ebenso wie die Frau, die langsam zu Boden glitt, die Augen geschlossen. Amalia versuchte, sie behutsam auf die hölzernen Dielen zu legen. Als das Mädchen letztlich um Hilfe schrie und Shinigami und Lacie sie bestürzt anschauten, war die Frau vollends in Ohnmacht gefallen.


    ***


    London.
    In einem viktorianisch gebauten Haus lebten Elizabeth und William McBeal, seit zwei Jahren im Alter von jeweils zweiunddreißig Jahren verheiratet. Sie lebten beinahe vollständig für sich. Liebten sich. Hätte William gewusst, was er seiner Frau mit dem NervGear antat, hätte er sich diese Gerätschaft niemals gekauft.
    Als er vor ein paar Stunden an die Schlafzimmertür geklopft hatte, war keine Antwort gekommen. Nur ein wenig besorgt hatte er die schwere Tür geöffnet. Und seine Frau mit dem eisernen Helm auf dem Kopf gesehen, ihre braunen Haare auf dem seidigen Bettlaken ausgebreitet wie Flügel. Er hatte sanft ihre Hand berührt, sich für die Wette entschuldigt. Ihre Hand war eiskalt gewesen.
    Er hatte versucht, die Gerätschaft auszustellen. Es war doch nur ein Spiel, nichts weiter als ein sehr realistisches Spiel. Er hatte es nicht geschafft, sie auszustellen.
    William hatte den Notruf abgesetzt. Sicher ist sicher. Doch sie hatten ebenfalls keine Möglichkeit gesehen. Sie hatten seine geliebte Frau ins Krankenhaus gebracht. Wie gebrochene Flügel ruhten ihre braunen Haare auf dem Krankenhausbett. Der Fernseher, der nebenbei lief, berichtete von dem Vorfall und der Tragik in einem Spiel, welches 'Gates between Heaven and Hell' hieß. Und William weinte. Er weinte an Elizabeth's Seite. Er würde seine Frau, die jetzt so leblos und dennoch irgendwie mechanisch lebend im Krankenbett lag, wohl nie wieder sehen.




  • Chapter 06 - The slaves request


    Wie viele Tage waren vergangen? Sie wusste es nicht.
    In der Kälte sitzend beobachtete Arwen wie Spieler, aber auch NPCs an ihr vorbei liefen – viele von ihnen wirkten völlig abwesend und nur noch wenigen konnte man die Angst vom Gesicht ablesen. Ist schon so viel Zeit vergangen, dass die Leute langsam vergaßen, an was für einem Ort sie sich befanden? Wann würden sie endlich anfangen etwas dagegen zu unternehmen? Mit jedem Tag, der hier verging, verloren sie wertvolle Zeit in der realen Welt. Aber Arwen war keinen Deut besser. Ihre ersten Tage verbrachte sie entweder in ihrem Zimmer im Gasthaus oder draußen, während sie auf Percival wartete. Er jedoch tauchte nach ihrem ersten Treffen nicht mehr auf. Zu ihrer Verabredung war er nicht erschienen und das, obwohl Arwen so viel Hoffnung in ihn hatte. Der junge Mann sollte ihr doch helfen sich in diesem Spiel zurecht zu finden, ihr das Kämpfen und Überleben beibringen. Doch nichts davon hatte er getan. Trotzdem war Arwen hier, saß bei dem Brunnen an welchem sie mit Perci an ihrem ersten Tag vorbeigelaufen waren. Sie wusste nichts mit sich selbst anzufangen – ohne Hilfe traute sie sich einfach nicht mehr aus der SafeZone raus.
    Ein starker Windzug kam auf und ließ die junge Frau frösteln. Sie dachte daran, wie echt sich diese Kälte anfühlte. Wie angenehm die Sonnestrahlen waren, obwohl das alles um sie herum nur programmiert war. Diese Welt wurde ihnen von einem Programm vorgegaukelt. Es war bloß eine Täuschung ihrer Sinne. Nicht mehr, nicht weniger.
    Mit einem Mal stellte sich jemand vor Arwen. Sie richtete ihren Kopf nach oben, um einen Blick auf den Fremden zu werfen. Ein großer Mann, vielleicht zehn Zentimeter größer als sie, mit blasser Haut und brustlangen, schwarzen Haaren. Er schaute sie mit bloß einem seiner schmalen, braunen Augen an, denn das andere war von einer Augenklappe verdeckt. Zwielichtig, dachte Arwen, mit diesem Wort konnte man ihren Gegenüber wohl am besten beschreiben.
    Sie entschloss sich dazu, den Mann zu ignorieren. Vielleicht würde er einfach wieder gehen, hatte sie gedacht, doch sie lag falsch.
    "Du erkennst mich nicht wieder, oder?", fragte er.
    Arwen schaute wieder nach oben. Zugegeben, er kam ihr bekannt vor. Die schwarzen Haare erinnerten sie an...
    "Percival, der Beherzte. Außerdem einer der Ritter der Tafelrunde."
    "Du siehst anders aus", meinte Arwen, während sie ihn ein weiteres Mal von oben bis unten begutachtete.
    Perci bedeutete ihr ihm etwas Platz zu machen, damit er sich neben sie auf die Bank setzen konnte.
    "Ich habe den Spiegel benutzt", erklärte er kurz und knapp.
    Trotzdem verstand Arwen nicht was er meinte und hackte nach.
    "Der Spiegel im Inventar. Du kannst mir nicht sagen, dass du ihn nicht bemerkt hättest! Na ja, wenn du also nicht willst, dass andere Spieler wissen, wie du im realen Leben aussiehst, solltest du ihn nicht benutzen."
    "So siehst du also in echt aus? Auch die Augenklappe?"
    "Auch die Augenklappe", sagte Perci, "Frag nicht weswegen."
    Ein Moment der Stille kam auf. Die beiden Spieler saßen da und starrten den gepflasterten Boden an. Beide wollten fragen was der jeweils andere die letzten Tage über gemacht hatte, aber keiner traute sich. Perci fühlte sich etwas unwohl, nachdem er ihr so harsch geantwortet hatte und Arwen wollte ihn nicht weiter aufregen. Das Einzige, was sie wollte, war, dass er ihr dieses Spiel näher brachte.
    Schlussendlich brach Percival doch die Stille zwischen den beiden, indem er ihr von selbst erzählte was er die letzte Zeit über gemacht hatte.
    "Ich war ein wenig jagen und gleichzeitig leveln, weißt du. Eigentlich hatte ich dir ja versprochen, dass wir zusammen ein Training machen, aber mir wurde klar, dass ich dir eigentlich nicht helfen konnte."
    "Aber du..", unterbrach Arwen ihn, doch er sprach weiter.
    "Lass mich zu Ende erzählen", meinte Perci, "Weil ich keine Ahnung von der Sorcerer-Klasse hatte, dachte ich mir, dass ich den Guide, welchen man sich für ein paar Goldtsücke kaufen kann, besorge. Darin werden die Grundlagen zum Spiel, aber auch zu den Klassen erklärt, deswegen dachte ich, dass es sicherlich hilfreich wäre so etwas zu besitzen, wenn ich dir schon helfen soll. Deswegen war ich über die letzten Tage etwas jagen und habe dann auch mein Ziel erreicht."
    Im nächsten Moment strich er mit seinem Zeigefinger schnell durch die Luft, woraufin das Menü auftauchte. Er klickte sich durch die verschiedenen Unterpunkte, bis er beim Inventar ankam und ein kleines Büchlein rausholte.
    "Hier", sagte Perci und hielt es ihr hin, "Du kannst es dir am Abend durchlesen."
    Arwen nahm das Büchlein dankend an. Sie war wieder einmal wirklich froh auf Percival getroffen zu sein. Jedoch merkte die junge Frau, dass sie selbst darauf hätte kommen können, stattdessen saß sie die letzten Tage tatenlos rum und hoffte darauf, dass Percival wieder auftauchte.
    "Gut, als nächstes holen wir uns eine Quest vom Schwarzen Brett", meinte er und sprang förmlich von der Bank ab.
    Etwas überrumpelt stand auch Arwen auf. Sie wusste nicht was sie von der Idee, eine Quest auszuführen, halten sollte. Mit diesen Aufgaben assoziierte sie Monster und Gefahren, was beides Unbehagen in ihr auslöste. Hoffentlich werde ich es überleben, dachte sie.


    Im Zentrum Nirwanas waren die Gebäude sowie der Weg und Dekorationen aus festem, sandfarbenen Gestein, welches in der Sonne leicht schimmerte. Ein großer Springbrunnen mit verschiedenen Verzierungen schmückte die Mitte des Platzes, davor stand das vorhin erwähnte Schwarze Brett, auf welchem man schon vom weiten die vielen Aufgaben sehen konnte.
    Percival, welcher ein paar Schritte vor Arwen lief, konnte es gar nicht erst erwarten seine erste Quest in diesem Spiel anzunehmen.
    Als Arwen beim Schwarzen Brett angekommen war, hatte Percival schon längst eine Aufgabe für die beiden gefunden.
    "Questgeber: Silberhauch", las er ihr laut, voller Begeisterung, vor, "Klingt das nicht magisch?"
    Arwen musste zugeben, dass der Name wirklich schön klang. Sie konnte sich vorstellen, dass dieser zu einem genauso schönen Wesen gehören musste und sie sollte recht behalten.
    "Bevor ich die Quest annehme, sollten wir noch eine Party bilden", meinte Percival und visierte die junge Frau im nächsten Moment an, woraufhin ein Menü vor ihm auftauchte.
    Er tippte sich durch die diversen Unterpunkte durch, bis vor Arwen eine Anfrage, in Form eines Kastens, erschien.
    Anfrage von <Percival> zur Bildung einer Party annehmen?, stand dort in verschnörkelter Schrift.
    Arwen bestätigte – in ihrem Sichtfeld tauchte in der oberen Ecke ein neuer Kasten auf, in welchem Percivals Avatar und seine HP und MP angezeigt wurden. Beide waren noch voll.


    Nachdem die beiden die Quest angenommen hatten, liefen sie nur ein paar Straßen weiter, bis sie zum Marktplatz kamen. In einem Kreis aufgestellt, standen verschieden große, aus dunklem Holz gefertigte Stände, welche alle etwas anderes anboten. Von Obst und Gemüse bis hin zu Waffen und Rüstungen konnte man hier alles finden. In der Mitte des Platzes stand ein NPC, gekleidet in lumpigen Klamotten, auf einem Podest und hielt in einer Hand einen Stapel von Zeitungen. Schon von weitem konnte man hören, wie er die Leute dazu anregen wollte, ihm ein Exemplar abzukaufen, doch die Spieler schienen ihn zu ignorieren. Trotz der fröhlich rufenden NPCs, die versuchten Kunden anzuwerben, wirkte die Atmospähre an diesem Ort nahezu bedrückend. Die Spieler konzentrierten sich bloß auf ihren Gedanken und wanderten wie Zombies umher. Wenn es so weiter geht, dachte Arwen, würden wir alle haushoch verlieren.
    "Laut der Karte sollte Silberhauch irgendwo ... da sein!", rief Percival, als er den questgebenden NPC erblickte.
    Mit schnellen Schritten liefen die zwei Spieler hin und waren beide erstaunte, vor was für einer Schönheit sie standen. Eine große, dunkelhäutige Frau mit einem wohlgeformten Körper, welchem jeder Mann wohl nachschauen würde, stand vor ihnen. Lange, weiße Haare, welche zu einem Zopf zusammengebunden waren, hingen von ihrem Kopf runter und wurden vom leichten Wind hin und her gewogen. Ein schmerzvoller Blick lag auf ihrem Gesicht, welcher wohl mit ihren vielen Wunden am Körper zu tun hatte. Als die Spieler den NPC anvisierten, tauchte der Name Silberhauch über ihrem Haupt auf.
    Percival begrüßte sie, woraufhin der NPC anfing zu reden:
    "Grüßt euch, Reisende. Mein Name ist Silberhauch. Ich bin die Sklavin einer der wohlhabensten Familien Nirwanas. Mein Gebieter trug mir die Aufgabe auf, die örtlichen Monster zu jagen, um frisches Fleisch zu besorgen, jedoch verletzte ich mich bei der letzten Jagd und bin nun nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Deswegen helft mir, gütige Reisende! Besorgt mir 20 Stücke Fleisch der "Gefleckten Taube". Ich werde mich sicherlich zu gegebener Zeit revangieren!"
    Arwen verspürte Mitleid für Silberhauch. Selbst, wenn sie bloß ein programmiertes Objekt war, wirkte ihre Bitte so echt. Sie wollte ihr unbedingt helfen.
    Wieder tauchte vor Percival ein Kasten auf, in welchem stand, ob die Aufgabe verstanden wurde. Er bestätigte die Frage und wendete sich im nächsten Moment an Arwen.
    "Wir haben Glück. Die Aufgabe sollte nicht allzu schwer sein", erklärte er, "Diese gefleckten Tauben finden wir, wenn wir durch das nördliche Tor gehen."
    "Sind das diese gefiederten, bunten Vögel die wir gesehen haben?", fragte Arwen.
    Percival erklärte ihr, während die beiden losliefen, dass diese Vögel, genannt Quarbel, zu finden sind, wenn man die Stadt durch das südliche Tor verlässt, also in die gegengesetzte Richtung.
    "Da wäre noch eine Sache, bevor wir mit der Quest anfangen", meinte Percival plötzlich.
    "Und das wäre?", fragte Arwen, denn ihr war nicht klar, was ihr Partner ansprechen würde.
    "Es gibt Gründe, weswegen ich dir helfe."

  • Wie versprochen ein Kommentar, wenn auch später als beabsichtigt >.<


    Ich könnte jetzt die ganzen Kapitel einzeln nehmen, die seit meinem letzten Kommi verstrichen sind, aber das wäre doch zu einfach, also fasse ich das alles mal in eine WoT zusammen =D


    Das Wichtigste (?) zuerst - Percival ist mir immer noch suspekt. >=( So langsam wird es besser (Augenklappen machen alle Charaktere gleich 30% cooler!), und ich habe auch nichts gegen ihn als Charakter, aber er kommt mir komisch vor, und ich bin daher auch schon sehr auf die Gründe gespannt, warum er Arwen eigentlich helfen will. Vielleicht kann er mich ja noch davon überzeugen, dass er doch ein lieber Typ ist, aber würde ich ihn im Spiel begegnen, hielte ich mich glaube ich lieber mindestens 5 Schritte auf Abstand. xD Was genau er will, kann ich mir übrigens null vorstellen. So null. Nur, dass es nichts Gutes ist! xD"
    Hingegen habe ich glaube ich in Shinigami meinen neuen Lieblingscharakter gefunden (naja, noch, wer weiß, wie der sich noch entwickelt), ich find ihn einfach sehr witzig, sympathisch und irgendwie cool. x) Lacie liebe ich übrigens auch total! o/
    Wenn man den Spiegel nicht benutzt, bleibt man also in seiner gewählten Gestalt? Wie urpraktisch das ist, wenn man sich irgendwie Feinde macht, einmalig das Aussehen wechseln (wenn man ganz anders aussieht halt) und schon weiß nicht mehr jeder, dass man die und die Person ist. xD (Sich dann noch mehr Feinde in der Gestalt zu machen, die man dann für den Rest des Spieles behält, ist allerdings nicht zu empfehlen. '-') Aber ich habe ehrlich gesagt selbst keine Ahnung, was ich hier labere, also vergesst das einfach... ^^"


    Nur vage erinnerte sie sich an einen Button, auf dem das englische Wort für Fähigkeiten, 'abilities' gestanden hatte. Sie hatte es übersprungen. Bockmist. <- Erinnerte mich übel an mich selbst, ich bin so der Mensch der sowas übergeht - und auch gerne mal Tutorials, was meistens darin endet, dass ich keine Ahnung von nix habe - und sympathisiere daher vollkommen mit Amalia in der Situation. =D
    A propos Amalia (ich will sie seltsamerweise immer Rosalie nennen, gibt's doch gar nicht), ich mag sie gerne, aber Arwen habe ich noch ein kleines bisschen lieber, haha. Beide sind auf ihre eigene Art toll, aber ich glaube, ich könnte mir eher vorstellen, mit Arwen befreundet zu sein als mit Amalia. Was mir gerade auffällt, im RL fangen beide mit R(o) an, im VL mit A, wenn das gewollt war, dann ist das ein tolles, kleines Detail, wenn nicht, ein sehr epischer Zufall. Ich mag solche Sachen, die einem nicht sofort ins Auge stechen, aber die doch unterschwellig vorhanden sind. :3


    Was ich mir nur wünsche, ist, dass es endlich mal raus in die weite Welt geht, wir sind mittlerweile bei Kapitel 6 und immer noch nicht aus Nirwana raus... Das liegt zwar wahrscheinlich daran, dass naja, zwei Autoren, zwei Hauptcharaktere, zwei Sichtweisen vorhanden sind und die beide nicht sofort drauflosstürmen, aber obwohl ich mich nicht gelangweilt fühle oder so, die Welt von GBHAH reizt mich schon ziemlich, da spannt ihr uns armen Leser ziemlich auf die Folter. owo Vielleicht könntet ihr das Tempo doch ein wenig anziehen, aber ehrlich, das ist so ein minimaler Kritikpunkt, im Grunde lese ich eh weiter, egal ob es schnell oder langsam vorangeht.


    Silberhauch ist tatsächlich ein schöner Name, und nun kriegen wir zumindest etwas vom Auftragssystem zu sehen, das ist schon einmal etwas. o/ Ja, so langsam kommen wir zu den kleinen Sachen, die nicht mehr wirklich in eine Gedankenkategorie passen, und dieser Kommentar ist definitiv zu kurz, aber wenn ich nichts zu meckern habe, endet das leider meistens so. ;A; Echt, mein einziges "Problem" bis jetzt ist halt die oben genannte Tatsache und ich bin sicher, die werdet ihr noch beheben, ansonsten kann ich nur sagen, dass ihr das echt super macht. Eure Story macht einfach Spaß zu lesen, die Kapitellänge ist angenehm, die Schreibstile auf eigene Weise schön, die Charaktere sympathisch (oder zumindest gut geschrieben, wie gesagt, was ich von Percival halten soll, weiß ich noch nicht *sieht sich paranoid in der Gegend um*), der Plot verspricht Großes und nebenbei gesagt habt ihr beide Talent dafür, tolle Kapitelnamen zu finden. x) Also, ja, macht weiter so!


    Nija ~


  • Chapter 07 - Acquaintance with a Death God


    Noch immer auf den hölzernen Dielen ruhend, wirkte die braunhaarige Frau beinahe so zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe. Ihre fast pergamentfarbene Haut sah so kränklich aus, dass auch Amalia sich in der allgegenwärtigen Situation angeschlagen fühlte. Ihr Magen rebellierte, obwohl er noch nichts zu sich genommen hatte. Doch jetzt musste sich Amalia zunächst konzentrieren, auf die Frau vor sich. Sie atmete nicht. Unter normalen Umständen wäre Amalia besorgt gewesen, aber dank ihrer jahrelangen Erfahrung in solcherlei Spielen wusste sie, dass der Körper der Frau nur noch eine kurzzeitige, offline-geschaltete Hülle für die Spielerin war. Ihr Torso lag nur so da, reglos, wie eine Puppe. Dennoch, sie lebte. Es wäre ja auch eine abartige Ironie, wenn eine Spielerin in einem Spiel auf Leben und Tod an einer Ohnmacht stirbt. Wieso auch immer diese ausgelöst worden war.
    In diesem Moment erschien Shinigami, dem Schweißperlen auf der Stirn glänzten. Verwundert blickte Amalia zu ihm auf und konstatierte einen ernsten, kühlen Blick seinerseits.
    "Amalia, sie befindet sich nur in einem Offline-Zustand. In ein paar Stunden wird sie sicherlich, nein, wird sie ganz sicher wieder aufwachen und sich an nichts erinnern. Du brauchst dir nicht solche Sorgen machen, dass kann jedem Spieler mal passieren."
    Er hatte ja recht. Und Amalia wusste es nur zu gut. Sie lächelte sanft und nickte Shinigami dankend zu, der sich alsbald mit Lacie an einen Tisch zurück zog, auf dem nun eine ganze Menge Lebensmittel standen. Der Junge warf Amalia einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte.
    Ihr Magen gab ein langes, ergiebiges Geräusch von sich, und sehnsüchtig schweifte ihr Blick erneut zu den Speisen, die vor Lacie und Shinigami aufgetischt waren. Doch wie konnte sie die arme Frau am Boden liegen lassen und sich selbst bereichern? Also biss sich Amalia auf die Lippe, wandte den Blick von den wohlig riechenden Speisen ab zu der unten liegenden Frau und wartete.


    "Komm, Amalia, du musst dich auch mal stärken. Du sitzt da schon seit nunmehr zwei Stunden." In Shinigamis Stimme schwang ehrliche Sorge mit, und als Amalia erschöpft zu ihren Begleitern aufblickte, konnte sie auch in Lacies Augen einen besorgten Glanz ausmachen. Ihre Knie schmerzten, so lange befand sie sich bereits auf den hölzernen Dielen, welche dazu auch noch splitterten. Kleine Holzpartikel gruben sich in Amalias Haut, doch glücklicherweise ließen es die Einstellungen des Spiels zu, dass sie nur ein drängendes Jucken verspürte. Das war das Gute an dem Spiel - Schmerzen gab es so gut wie keine. Amalia fühlte sich nur noch ausgelaugt und müde. Ihre Lider sehnten sich danach, zuzufallen, den dunklen Schlaf über die Blonde zu legen. Doch die Frau auf dem Boden lag noch immer regungslos dar, wie Schneewittchen in ihrem Sarg, aber Amalia traute sich nicht, sie auch nur ein paar Minuten aus den Augen zu lassen.
    Doch Shinigami machte es ihr wirklich schwer. Auf seiner Hand balancierte er ein hölzernes Tablett mit gut duftendem Brot, einem deftig aussehenden Aufstrich und einem Glas mit einer Flüssigkeit, die wie Milch aussah. Amalia lief das Wasser im Munde zusammen und ihr Magen bekräftige ihren Wunsch nach Stärkung mit einem kräftigen Knurren. "Bitte, Amalia. Du musst uns hier nicht verhungern."
    Zweifelnd blickte Amalia, sich auf die Lippe beißend, um. Der Gasthof hatte sich trotz des Vorfalls geleert, nur noch an einigen Tischen saßen vereinzelt Spieler, die sich jedoch nicht im Entferntesten für die am Boden liegende Frau zu interessieren schienen. Diese machte noch immer keine Anstalten, aufzuwachen, und der betörende Duft ließ Amalia schließlich schwach werden.
    "In Ordnung. Aber ich bleibe bei ihr." Ein verzweifelter Seufzer entrann Shinigamis Kehle, doch er zögerte nicht und kniete sich neben Amalia auf die Dielen, Lacie tat es ihnen gleich. Der dunkelhaarige Junge stellte das Tablett vorsichtig neben Amalia ab, die noch ein letztes Mal zu der jungen Frau hinab blickte und sich dann das Brot mit dem Aufstrich nahm. Alleine der Duft vernebelte ihre Sinne. Der erste Biss breitete sich infolgedessen wohlig in ihrem Mund aus, der Geschmack ließ ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken jagen. Genüsslich schloss Amalia die Augen und biss ein weiteres Mal herzhaft in das Brot. Sogleich fühlte sie sich gestärkt, ihre schmerzenden Glieder beruhigten sich etwas, und auch ihre Müdigkeit verflog ein wenig, wenn auch nicht ganz.
    "Besser?" In Shinigamis Frage konnte man den Anflug eines Lächelns hören. Ohne, dass Amalia hinsah, nahm sie sich nach dem aufgegessenen Brot das Glas mit der milchigen Flüssigkeit und trank sie in großen Schlücken aus. Es schmeckte jedoch nicht nach Milch, der Geschmack war eher süßlich, im Abgang wurde es bitter. Sie stellte das nunmehr leere Glas zurück auf das Tablett.
    "Besser." Doch unweigerlich machte sich ein schweres Gefühl in ihrem Magen breit, und mit Gewissensbissen schaute sie wieder hinab zu der Frau. Sie hatte sich nicht gerührt.
    "Amalia, es ist spät, wahrscheinlich muss sie sich nur einmal richtig ausschlafen. Und das solltest du auch tun. Wir alle."
    Amalias Blick traf sich mit dem von Shinigami. Die Müdigkeit zerrte an ihr, und sie wusste, dass sie ihm zustimmte. Stumm nickte sie.
    "Ich habe den Wirt vorhin nach einem Zimmer gefragt. Er hat uns ein Zimmer mit drei Betten bereitgestellt."
    "Aber was ist mit ihr?" Erneut schaute Amalia erschöpft auf die Frau hinab, legte eine Hand auf die knochige Schulter.
    "Ich kann auf dem Boden schlafen." bot Shinigami selbstlos an, und einen Moment lang konnte Amalia ihn nur mit weit aufgerissenen Augen ansehen. Dann nickte sie. Im Folgenden brachte Lacie das Besteck weg, während Shinigami seine Arme vorsichtig unter Schulter und Kniekehlen der Frau schob und sie behutsam in die Luft hob. Amalia stand wie betäubt daneben, beobachtete ohne Regung, wie sich Shinigamis Muskeln unter der Anstrengung anspannten. Ihre Kehle wurde trocken, doch sie schluckte ihre Zweifel und ihre gesamte Gefühlswelt hinunter und ging stumm hinter Shinigami und Lacie her, die Treppen hinauf, zu ihrer heutigen Bleibe.


    Das Bett war bequem. Nichts besonderes. Eben nur ein Bett in einem Spiel.
    Tatsächlich hatte es sich Shinigami auf dem Boden neben dem Bett bequem gemacht, in welchem die Frau noch immer seelenruhig in einem Zustand jenseits von Traum und Wirklichkeit ruhte. Amalia hatte diesen Zustand erst einmal in ihrem gesamten Leben erfahren - während eines Kampfes war es schwarz um sie geworden, und als sie wieder aufwachte, waren ein paar Tage vergangen. Das einzige was geblieben war, waren Erinnerungslücken.
    Shinigamis Falke hatte auf einer Nachttischlampe Platz gefunden, und sein Gefieder hob und senkte sich mit jedem tiefen Atemzug. Das Bett neben der bewusstlosen Frau beherbergte Amalia, auf die Seite gerollt, die Frau nachdenklich im dämmrigen Licht betrachtend. Gegenüber von ihr befand sich das dritte Bett, in dem Lacie ruhig und stetig ein und ausatmete. Sie schlief wohl bereits.
    Das Zimmer war adrett eingerichtet, zumindest für ein virtuelles Spiel. Die Betten standen jeweils an einer Wand, sodass in der Mitte des Raumes ein bisschen Platz blieb. Jedes Bett hatte einen Tisch neben sich, auf dem jeweils eine Lampe stand. Ein vorhangloses Fenster ließ das sanfte Licht des Mondes in das Zimmer scheinen. Über Lacies Bett befand sich eine Malerei, die Nirwana zeigte. Wie spät es wohl inzwischen war?
    Amalia drehte sich unruhig auf den Rücken und starrte gedankenverloren an die Decke. Sie spürte die Müdigkeit in jedem einzelnen Knochen, doch war sie überhaupt imstande, zu schlafen? Konnte sie die Augen schließen, ohne vor ihren Lidern Tod und Verderben tanzen zu sehen? Sie biss sich auf die Lippe und strich mit ihrer Hand müde eine Haarsträhne aus ihren Augen.
    Der erste Tag war vergangen. Doch der erste Tag von weivielen? War womöglich morgen schon alles zuende? In einer Woche? Was machte ihr reales Ich wohl gerade? Und ihre Mutter? Hatte sie das Drama bereits mitbekommen oder nicht?
    Amalia hatte noch nie viel über den Tod nachgedacht. Wieso auch, sie war ja gerade erst einmal siebzehn Jahre alt, da macht man sich Gedanken über Jungs, Make-up und die neueste Single von One Direction. Doch nun, mit dem Tod unweigerlich im Nacken, lag eine schwere Last auf Amalia, mit der sie nicht umzugehen wusste. Sie seufzte. Was, wenn sie sich jetzt schlafen legte und am nächsten Morgen in ihrem eigenen, weichen Bett aufwachen würde, wieder als sie selbst? Auch wenn der Gedanke noch so schön war - sie wusste, dass er nicht Wirklichkeit werden würde. Und diese Gewissheit trieb ihr die Tränen in die Augen.
    "Amalia?" Sie erschrak und hielt intuitiv die Luft an. Shinigamis Stimme war obgleich der geringen Laustärke unüberhörbar in dem ansonsten leisen Zimmer gewesen. Amalias Herz dröhnte in ihren Ohren.
    "Schläfst du schon?" Kurz überlegte sie, ob sie so tun sollte, als ob sie schlief, doch recht schnell entschied sie sich dagegen. Es konnte ja nicht schaden, sich in solch einer schrecklichen und dem Tod geweihten Situationen mit einem narzistischen Todesgott abzulenken.
    "Wie könnte ich jetzt schlafen."
    "Mir gehts genau so. Naja, aber Lacie scheint damit kein Problem zu haben." Erneut schwang dieses kleine, unscheinbare Lachen in seiner Stimme mit. Amalia schluckte.
    "Vielleicht hat sie einfach andere Sorgen als wir. Vielleicht denkt sie nicht so sehr an den Tod."
    "Sondern an Äpfel?"
    Amalia lächelte. "Vielleicht."
    Die Stimme von Shinigami wurde gedämpfter. "Woher willst du wissen, dass ich an den Tod denke?"
    Amalia überlegte nicht lange. "Wer denkt im Moment nicht an ihn?"
    Dann war es eine ganze Zeit lang still. Im Raum hörte man nur noch das ruhige Atmen von Lacie und von der ohnmächtigen Frau.
    Kurz dachte Amalia, dass Shinigami mitten im Gespräch eingeschlafen war, doch dann erhob dieser wieder die Stimme.
    "Wie heißt du?"
    "Amalia, was du wüsstest, wenn du aufgepasst hättest."
    "Nein, wie heißt du in Echt?"
    Amalia schluckte. Die Worte blieben in ihrer Kehle stecken und ihre Wangen erröteten leicht, wie in dem Moment, als er ihr ein verstecktes Kompliment über ihr Aussehen gemacht hatte. Glücklicherweise versteckte die Dunkelheit die verräterische Röte.
    Doch dann passierte noch etwas viel Eigenartigeres. Sie war sich sicher, dass sie es Shinigami anvertrauen wollte - wieso auch immer - und versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. Doch zu ihrem Erschrecken musste sie lange nachdenken, über ihren wirklichen Namen. Sie hatte sich inzwischen so an den Namen 'Amalia' gewöhnt, dass ihr wirklicher Name beinahe vollständig aus ihrem Gedächtnis verschwunden war. War auch das der Sinn dieses Spiels? Die Spieler zu einer grauen Masse zu machen, sodass jeder nur noch ein Spieler ist, ohne eigene, wirkliche Identität oder Individualität? In Amalias Kehle machte sich ein Kloß breit. Wo sie zuvor ihren Namen in dieser Welt vergessen wollte, so wollte sie jetzt nichts anderes, als ihn mit aller Kraft festzuhalten und in ihrem Herzen zu verschließen, sodass sie ihn nie vergaß.
    "Rosemary. Mein Name ist Rosemary." Sie atmete die zu ihrer Überraschung angehaltene Luft aus. "Oder auch Rose."
    Wieder verstrichen einige Sekunden, in denen nichts geschah. Dann sagte Shinigami:
    "Wow, ein schöner Name."
    "Und wie heißt du?"
    "Bist du es Leid, ständig 'Todesgott' zu sagen, wenn du etwas von mir willst?" Erneut schwang dieses Lachen in seinem Ton mit, das Amalia in diesem Moment zur Weisglut brachte. Sie hob eines ihrer Beine über die dicke Daunendecke, als sie sagte:
    "In der Tat. Die Metapher in einem solchen Spiel ist wirklich schrecklich."
    "Satoshi."
    "Oh. Japanisch?"
    "Die eigentliche Bezeichnung für einen Jungen der aus Japan stammt ist 'Japaner'."
    Amalia rollte mit den Augen. Diesmal war es schade, dass er es nicht sehen konnte.
    "Ich wette du rollst gerade mit den Augen." Verflixt. Wie machte er das?
    Erneut vergingen einige Momente, in denen nichts geschah. Doch dann ergriff erneut Shinigami - Satoshi, Rose, Satoshi - das Wort, mit neu gewonnener Ernsthaftigkeit in der Stimme:
    "Wovor hast du am meisten Angst?" Kurz musste Amalia nachdenken, was sie sagte. Im Prinzip sprach sie ja mit einem Fremden, von dem sie nur den Namen kannte. Doch diese Tatsache schien weit entfernt - wie so ziemlich alles in diesem Spiel.
    "Ich könnte jetzt sagen 'vor dem Tod', aber das stimmt nicht. Ich denke, wenn man in einem Spiel gefangen ist, wäre das noch das Gnädigste." Sie atmete ein. "Ich fürchte mich davor, wie es meiner Familie geht. Meiner Mutter. Sie ist ganz alleine in dem großen Haus, wenn ich fort bin, was ich de facto bin. Sie hatte nur mich. Um sie habe ich Angst."
    "Und deine Freunde?" Tränen schossen Amalia in die Augen, Tränen, die sie auf eine irrationale Weise nicht verstand.
    "Ich habe keine Freunde. Ich hatte immer nur Mom."
    Das Mädchen konnte hören, wie Satoshi die Luft scharf einatmete. Ganz offensichtlich hatte er mit einer solchen Antwort nicht gerechnet.
    "Wieso hat ein Mädchen wie du keine Freunde?"
    "Weil ich Online-Spiele spiele, die mich wortwörtlich in ihrer Welt gefangen nehmen. Und wovor hast du Angst?"
    Er schien kurz zu überleben. "Dass es Umbra schlecht geht. Wirklich, ich hab sie erst seit ein paar Stunden, aber die Kleine ist ein Wunder."
    "Hast du niemanden, um den du dich sorgst?"
    "Doch, nur leider gilt meine einzige Sorge nur mir selbst. Ich hasse es, auf Böden zu schlafen. Morgen werde ich furchtbar müde und verspannt sein. Schrecklich."
    "Und dann bist du noch schlimmer als heute? Kaum vorstellbar."
    "Oh ja, ich werde schlimmer sein. Ich könnte schwören, dass selbst Umbra mir dann liebend gerne die Augen auspicken würde, damit ich aufhöre zu jammern."
    "Ich bin mir sicher, dass sie niemand aufhalten würde."
    "Autsch, Rosemary, das tat weh."
    Dann herrschte wieder eine Zeit lang Schweigen. Die Art und Weise, wie er ihren Namen, ihren richtigen Namen, aussprach, ließ einen kurzen, undefinierbaren Schauer über ihre Schulterblätter und ihren Rücken hinab gleiten. Was dann folgte, konnte sie sich selbst nicht erklären.
    "Dass du so unerträglich wirst, wollen wir ja nicht. Willst du...raufkommen?"
    Am liebsten hätte sich Amalia in diesem Moment in den Bauch geboxt. Im Folgenden hörte sie vereinzelt das Rascheln von Stoff, und dann erkannte sie, wie eine dunkle Silhouette im Raum aufragte. Amalia schluckte.
    "Ich dachte schon, du fragst nie." Mit den Worten schritt er auf ihr Bett zu, und sogleich rückte sie mit zitterndem Körper an den Rand, so nah an die Bettkante, wie es möglich war, ohne dass sie runterfiel. Ohne Satoshi anzusehen, merkte sie, wie sich zusätzliches Gewicht auf der Matratze verteilte und es plötzlich ganz warm wurde. Bis dahin war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie gefroren hatte. Sie spürte seinen Arm an ihrem Rücken, und erneut überkam eine gesunde, rote Farbe ihre Wangen. Sie hatte noch nie mit einem Jungen ein Bett geteilt. Es war ungewohnt und gleichzeitig überwältigend.
    "Aber ich warne dich, Rosemary, kaum eine Frau kann mir widerstehen, wenn ich mit ihr in einem Bett liege." Und plötzlich legte sich Amalias Anspannung. Ihr war klar, dass sie keinen Grund hatte, aufgeregt zu sein. Sie wollte bei Gott nichts von einem so selbstverliebten Japaner.
    "Ich merk schon."
    Im Großen und Ganzen war es ihr unangenehm, doch sie sagte sich, dass sie das Richtige tat. Auch wenn sie so eingeengt wohl auch kaum zu einem erholsamen Schlaf kommen würde.
    "Du brauchst dich nicht so von mir abwenden. Es sieht aus als fällst du gleich vom Bett." Doch Amalia rührte sich nicht. Irgendwie würde es schon gehen.
    "Gott, Amalia, ich beiße nicht. Und wenn du es nicht willst, rühr ich dich die ganze Nacht nicht an. Nur du musst auch fit sein, wenn wir morgen die ersten Quests bestreiten wollen." Das war ein Argument. Zögerlich drehte sich Amalia um hundertachtzig Grad, sodass sie nun die Silhouette von Shinigami - Satoshi - erkennen konnte. Sie versuchte zu ignorieren, dass sein dunkler Blick auf ihrem Gesicht lag. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, versuchte, ihren Beinen den weitesten Abstand wie möglich zu den seinen zu gewähren. Doch zu ihrem eigenen Erstaunen gewährte sie es sich, ihre Haare ein kleines bisschen auf seine Schulter zu betten. Dann schloss sie die Augen, und es war, als käme plötzlich die gesamte Müdigkeit wieder über sie. So war sie nicht mehr imstande, die Augen zu öffnen, als der Junge neben ihr flüsterte: "Gute Nacht, Rosemary."
    "Gute Nacht, Satoshi." Er war so warm, und sein Geruch strömte auf sie ein, beruhigte sie. Zu ihrer eigenen Überraschung verspürte sie das erste Mal seit Beginn dieser Hölle so etwas wie Sicherheit. Geborgenheit. Und mit einem ihr unerklärlichen Lächeln auf den Lippen glitt sie, mit dem so narzistischen Japaner neben sich, in einen traumlosen Schlaf, doch in Anbetracht der Umstände war traumlos weitaus besser, als vom Tod verfolgt zu werden.

  • Chapter 08 - Tiptoe


    "Wie meinst du das?", fragte Arwen.
    Percival blieb stehen, wollte, dass sie das Gleiche tat, stattdessen lief sie einfach weiter.
    Ihre Angst vor der Außenwelt war plötzlich verflogen und mit ihr auch die vor der Quest. Die Monster, welchen man am Anfang in Spielen begegnete, waren schwach und in GBHAH wäre es sicherlich nicht anders. Natürlich. Es bestand die Möglichkeit, dass jemand wirklich ungeschickt war und zu Beginn scheiterte.
    Arwen fragte sich, ob es bereits Tote gegeben hat, bevor sie das Spiel überhaupt betreten hatte. Es war nicht unmöglich, dass sie während eines Kampfes gegen diese komischen Tauben ums Leben kam.
    Wieder baute sich Angst in ihr auf, doch als sie zu Percival schaute verflog diese wieder. Sie hoffte einfach darauf, dass er ihr in Not helfen würde, wie er es jetzt schon tat.
    "Vergiss es einfach", sagte Percival, während er angestrengt den Boden beobachtete.
    Er schien mit sich selbst zu ringen und Arwen wollte ihn auch nicht unter Druck setzen. Wenn er bereit war, ihr seine Gründe zu verraten, sollte er es tun.
    Sie antwortete ihm mit einem einfachen 'okay'. Um ehrlich zu sein war es ihr auch egal. Alles, was sie wollte, war seine Hilfe - welche Gründe er dafür hatte, war für sie irrelevant.


    "Da sind wir", erklärte Percival, als sie Nirwana durch das nördliche Tor verlassen hatten.
    Schon bevor er das gesagt hatte, kam Arwen kaum aus dem Staunen heraus.
    Vor ihnen Schnee, so weit das Auge reichte, und sonst herrschte auf dem riesigen weißen Feld bloße Leere, bis auf die Monster vor ihnen. Am Horizont jedoch erkannte man, wenn auch nur leicht, die Konturen von Bergen. Auch die Temperatur hatte sich von einer angenehmen Wärme in eine bissige Kälte verwandelt.
    Auf dem Schnee lagen pferdegroße - manche auch kleiner - Vögel grüppchenweise voneinander entfernt. Sie besaßen ein graues, geflecktes Gefieder, so wie ihr Name dies bereits verriet. Auf ihren Köpfen waren Hauben, die vom Wind leicht auf und ab gewogen wurden, und ihre langen, weißen Schnäbel wirkten durch die abgerundete Spitze harmlos.
    Arwen bückte sich und starrte den Schnee eine kurze Weile an, bevor sie mit ihren Fingerspitzen durch diesen strich. Sie spürte die Kälte und war erstaunt.
    Ein weiteres Mal griff sie hinein und nahm eine Handvoll. Als sie wieder hochkam, schaute sie zu, wie der Schnee schmolz und als Wasser langsam ihre Hand runter tropfte.
    "Wie ist das möglich, Percival?", fragte sie. "Im Süden Wiesen und Wälder und hier im Norden der Stadt plötzlich Schnee."
    Sie schaute zu ihm und Percival grinste.
    "Es ist ein Spiel, Arwen."
    Peinlich berührt wandte sie den Blick ab. Für einen kurzen Moment hatte sie sich in dieser Welt verloren.
    "Also", fing Percival an, "hol dein Buch raus."
    Arwen tat, wie ihr gesagt wurde. Im nächsten Augenblick hielt sie auch schon ihr Zauberbuch in der Hand – schwarz und unheimlich schwer mit Buchstaben, in einer ihr unbekannten Sprache, angereiht in einem Kreis. In der Mitte dieses Buchstabenkreises war ein Schild, beziehungsweise ein Symbol, das wie ein solches aussah.
    "Du hast beim Erstellen deiner Figur also die defensive Fähigkeit gewählt", stellte er fest.
    "Woran erkennst du das?"
    "An dem blau leuchtenden Symbol in der Mitte – Sorcerer, welche die offensive Fähigkeit nehmen, haben in der Mitte ein rotes Symbol. Dadurch wirst du zwei defensive Zaubersprüche haben und einen offensiven. Bei Sorcerern mit der offensiven Fähigkeit ist es das Gegenteil."
    Arwen war überrascht, wie viel er schon wusste. Wenn sie sich also den Guide durchlas, würde sie wahrscheinlich genauso viel wissen. Zumindest hoffte sie das.
    Im nächsten Moment sah sie zu, wie Percival sich ein paar Meter von ihr entfernte. Arwen war leicht verwirrt. Percival bemerkte dies natürlich und grinste wieder.
    "Visier mich an", rief er ihr zu und auch jetzt tat sie, was er ihr sagte. "Ist mein Name grün?"
    Arwen verneinte seine Frage.
    Er machte ein paar Schritte auf sie zu, schien sie dabei nicht aus den Augen verlieren zu wollen.
    "Wie sieht es jetzt aus?"
    "Immer noch nicht", antwortete sie ihm.
    Das wiederholten die beiden Spieler, bis Percivals Name in ihrem Blickfeld grün angezeigt wurde. Ihr war nach dem ersten Moment klar, was er versuchte, herauszufinden. Als sein Name schließlich grün war, standen in Klammer darüber acht Meter.
    "Ich kann dich also nur in einem Umkreis von acht Metern angreifen", stellte Arwen fest.
    Percival kam wieder zu ihr.
    "Genau, dein Angriffsradius beträgt acht Meter. Jetzt klingt das nach wenig, aber mit jedem Level steigt die Zahl", erklärte er.
    Pericval ließ seinen Blick zu den Tauben schweifen, welche weiterhin im Schnee lagen.
    "Bloß ist das für diese Quest ziemlich doof", meinte er. "Ich habe in den letzten Tagen nur gegen diese Viecher gekämpft, weil sie am einfachsten zu besiegen sind, aber einen Haken gibt es schon. Sie bemerken Feinde in einem Umkreis von elf Metern. Bevor du sie also überhaupt angreifen kannst, bemerken sie dich und rennen weg."
    "Und was passiert, wenn ich einen treffe?"
    "Dann gebührt ihnen Ruhm und Ehre, Mylady", meinte er lachend. "Nein, also, wenn du einen triffst, werden sie aggressiv und greifen zurück an. Und das ist genau das, was wir erreichen wollen."
    Arwen schaute zu den Tauben. Sie schienen in dem kalten Schnee seelenruhig zu schlafen und trotzdem würden sie einen bemerken, wenn man zu Nahe kam.
    Langsam verspürte Arwen die Kälte als unangenehm, beinah stechend. Sie fragte sich, ob Bewegung dagegen helfen würde. In der realen Welt würde ihr dadurch wieder etwas wärmer werden, doch war so etwas auch in einem Spiel bedacht worden? Sie beschloss es zu ignorieren – schließlich war es nicht ihr richtiger Körper, der hier fror.
    "Dann sollten wir langsam anfangen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen", sagte sie leicht unbeholfen und versuchte zu grinsen. Weder das Grinsen noch der Versuch etwas Witziges zu sagen klappte. Von Percival erwartete sie irgendeinen Kommentar, doch stattdessen lächelte er sie kurz an.
    "Ich korrigiere dich. Nicht wir, sondern du machst dich an die Arbeit."
    "Ich dachte, dass wir die Quest zusammen machen. Zwanzig Fleischstücke sind ja nicht gerade wenig", meinte sie mit einem leicht resignierten Unterton.
    Percival schien dies nicht zu kümmern – er nahm etwas Abstand, ging in die Hocke und bedeutete Arwen anzufangen.
    "Aber ich weiß-", wollte sie einwenden, doch er unterbrach sie.
    "Fang schon an. Wenn etwas schief laufen sollte, werde ich eingreifen. Versprochen", versicherte Percival ihr lächelnd.
    Arwen ließ ihren Blick noch einen Moment auf ihm ruhen, bis sie schlussendlich einen tiefen Atemzug nahm und die naheliegendste Taube anvisierte.
    "Ich halte das Buch in der Hand, visiere die Taube an und spreche den Zauberspruch?"
    "Genau, so einfach ist das – den Zauberspruch aber laut und deutlich aussprechen", antwortete Percival ihr, während er sie beobachtete.
    Ein weiterer tiefer Atemzug folgte. Sie musste so weit an die Taube rantreten, bis sie nur noch acht Meter von dieser entfernt war. Gerade waren es vierzehn Meter. Nun gut, dachte sie, stell' dich nicht so an Arwen. Mit diesen Gedanken im Kopf machte sie die ersten schnellen, aber leisen Schritte. Die Zahl verkleinerte sich, bis eine Acht angezeigt wurde. Sie hatte es geschafft, ohne die Taube aufzuwecken! Jetzt musste sie bloß den Zauberspruch sprechen!
    "Liridis Magla Ex!", rief Arwen energisch.
    Noch bevor sie den Zauber zu Ende gesprochen hatte, wachten die Tauben vor ihr auf und gaben einen schrillen Schrei ab. Doch der verwendete Zauberspruch traf die Taube nicht einmal, denn er war nicht gegen sie gedacht. Auch das hatte Arwen bemerkt, als ein leuchtender violetter Wall sie für ein paar Sekunden umhüllte und ein kleines Symbol mit einer absteigenden Zahl in ihrem Sichtfeld auftauchte.
    Hinter sich hörte sie ein lautes Auflachen. Von der Wut gepackt drehte sich Arwen zu Percival um. Er hatte ihr doch versichert, dass er eingriff, wenn etwas schief laufen sollte.
    "Percival!", rief sie.
    "Tut mir leid, ich konnte nichts mehr machen, als du den Zauberspruch angefangen hast", erklärte er immer noch lachend.
    "Was habe ich denn falsch gemacht?"
    Percival stand mit einem Satz auf und kam zu ihr rüber. Er zeigte in ihrem Buch auf den von ihr verwendeten Zauberspruch.
    "Du hast einen Buff benutzt. Also einen unterstützenden Zauber und in diesem Fall verstärkt Liridis Magla Ex deine Zauberkraft für zehn Sekunden", erklärte er. "Die Zaubersprüche, welche in rot angezeigt werden, sind Schaden zufügende Zauber."
    Arwen seufzte. Das hätte er ihr nämlich genauso gut vorher erklären können, dann wäre ihr dieser peinlicher Fehler nicht unterlaufen.
    "Okay, jetzt weiß ich aber alles, ja?"
    Percival nickte kurz und ging wieder zurück an seinen Platz. Nachdem gerade die Taube, welche Arwen geplant hatte anzugreifen, samt ihrer Gruppe mehrere Meter weiter weggerannt war, musste sie sich eine neue suchen.
    "Versuche mal auf Zehenspitzen etwas näher als die acht Meter zu kommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du die Taube triffst. Dein Zauberspruch braucht ja ein paar Sekunden, bis er geladen und abgefeuert wird und in dieser Zeit könnten diese Viecher wieder aus deinem Angriffsradius verschwinden."
    Ein weiteres Seufzen Arwens folgte. Sie hätten sich wohl vor der Quest hinsetzen und alles Bereden sollen, denn wenn das so weiter ging, würden sie noch bis zum Morgengrauen dort sein.
    Jetzt hoffte Arwen einfach, dass er ihr alles Nötige gesagt hatte und ihr nicht weitere Fehler unterlaufen würden.
    Auf Zehenspitzen machte sie also einen Schritt nach dem anderen und sah zu, wie die Zahl in ihrem Sichtfeld sich verringerte. Ein paar Sekunden später blieb sie stehen. Jetzt sollte sie nah genug sein.
    "Ignis Melaris", rief sie mit der linken Hand auf die Taube deutend.
    Die Monster sprangen auf. Ein schrilles Kreischen folgte, doch da war es schon zu spät. Die anvisierte Taube schaffte es nicht mehr zu entkommen. Mit einem lauten Zischen entwich ein stark leuchtender Feuerball Arwens Hand und traf ihren Gegner. Die HP-Anzeige der Taube verringerte sich und diese schien plötzlich Anlauf zu nehmen.
    "Schnell, renne ein paar Meter weg und greif noch einmal an", hörte sie Percival rufen.
    Sofort nahm sie ihre Beine in die Hand – zum Teil auch aus Angst – und rannte weg. Als sie sich umdrehen wollte, um die Taube wieder anzuvisieren, fiel ihr das Zauberbuch aus der Hand und sie erschrak. Gleich würde die Taube sie einholen und angreifen. Panik baute sich in ihr auf und sie verlor Zeit damit sich die schlimmsten Szenarien auszudenken, welche ihr widerfahren könnten. Schlussendlich würde sie wirklich direkt am Anfang sterben.
    "Arwen, du brauchst das Buch nicht! Benutz den Buff und dann die Feuerkugel!", rief ihr Percival zu.
    Sie brauchte es nicht?
    "Warum sagst du mir so etwas nicht früher?", schrie sie ihn an.
    Arwen riss sich zusammen und blickte zur Taube, die nur noch wenige Meter von ihr entfernt war.
    "Liridis Magla Ex", sagte sie und beobachtete wieder, wie sie ein paar Sekunden lang ein leuchtender Wall umhüllte. "Ignis Melaris!"
    Eine weitere Feuerkugel flog auf die Taube zu und traf sie. Die HP-Anzeige wurde in sekundenschnelle immer niedriger, bis sie vollkommen leer war. Das Monster zerfiel in Tausende kleine leuchtende Kristalle. Es war besiegt.
    Ein Fenster tauchte in ihrem Sichtfeld auf. Ihre Beute waren gerade mal zwanzig Kupferstücke und ein Stück rohes Fleisch. Aber mehr hatte sie eigentlich nicht erwartet.
    Sie drehte sich zu Percival um, welcher auf sie zu kam. Ein zufriedener Gesichtsausdruck lag auf ihrem Gesicht. Zurecht, dachte Arwen. Im Nachhinein hatte sie sich gar nicht so doof angestellt.
    "Du bist ein Naturtalent", meinte Percival lächelnd, "Nächstes Mal solltest du aber nicht direkt in Panik geraten. Ich bin ja da."
    "Das wäre nicht passiert hättest du mich direkt über alles aufgeklärt!", meckerte sie ihn an.
    Auch dazu hatte sie das Recht. Schlussendlich war es irgendwie seine Schuld, dass es anfangs schief gelaufen war.
    "Undankbares Weib."
    Er schien verärgert und für einen kurzen Moment dachte Arwen dies auch, doch dann fing er an zu lachen und auch sie tat es ihm nach. Zum Teil aus Erleichterung.
    "Trotzdem solltest du das Buch beim Kämpfen halten - es verstärkt deine Zauberkraft. Dass du das Viech gerade mit zwei Treffern besiegt hast, lag zum Teil am Buff und zum größten Teil daran, dass du einen kritischen Treffer gelandet hast", erklärte Percival.
    "Also werde ich beim nächsten Mal mehr Treffer brauchen?"
    Er nickte.
    "Aber wenn du diese Taktik beibehältst, also Angriff – Buff – Angriff sollten wir die Quest zügig fertig bekommen."
    Percival behielt recht mit seiner Aussage. Nach dem ersten Versuch hatte Arwen den Dreh raus gehabt und ihr Inventar füllte sich in Windeseile mit den zwanzig Fleischstücken.


    Als sie endlich fertig mit der Quest waren musste Arwen zugeben, dass sie erschöpft war. Selbst daran hatten sie in dem Spiel gedacht. Kein Wunder. Irgendeinen Sinn hatten die Gasthäuser ja auch, genauso wie die Tavernen mit dem duftenden Essen, nach welchem sie sich sehnten.
    Während Arwen und Percival, in einer angenehmen Geschwindigkeit, den Weg zu Silberhauch, ihrer Questgeberin, zurücklegten, kam ein Thema auf, welches Unbehagen in der Spielerin auslöste.
    Pericval nannte ihr einen seiner Gründe, weswegen er ihr half. Durch seine Hilfe hatte er sich erhofft, dass Arwen seiner Bitte nachgehen würde, doch so einfach war es schlussendlich doch nicht.
    "Ich denke du würdest eine gute Gildenleiterin abgeben", meinte er.
    Arwen sagte immer noch nichts dazu. Seitdem er den Vorschlag gemacht hatte, dass sie eine Gilde gründen sollte, war sie still gewesen und hörte ihm einfach zu. Doch jetzt, wo er so etwas sagte, ohne es zu argumentieren, konnte sie nicht weiterhin nur lauschen.
    "Du kennst mich doch gar nicht. Außerdem habe ich keine Ahnung von dem Spiel und habe noch nie eine Gilde angeführt."
    "Es gibt immer ein erstes Mal. Außerdem stimmt deine Aussage nicht ganz. Ich weiß, dass du schnell lernst und durch meine hervorragenden Menschenkenntnisse kann ich dir versichern, dass du dich wirklich gut schlagen würdest."
    "Percival", fing sie an, "Selbst wenn ich eine Gilde gründen würde. Die Leute sind viel zu sehr auf sich fixiert. Du denkst doch nicht wirklich, dass jemand einfach so beitritt, bloß weil ich ihn danach frage."
    "Daran habe ich auch schon gedacht und ich habe einen Plan."
    Arwen nahm einen tiefen Atemzug. Er war hartnäckig und sie war leicht umzustimmen. Das war schon immer so gewesen. Sie musste zugeben, dass ihr sein Vorschlag gefiel, eine Gilde zu gründen. Doch das war nicht so einfach und darüber war sie sich im Klaren. Vor allem in ihrer Situation war es eine große Verantwortung, welche sie ganz allein tragen müsste. Das wollte sie nicht oder besser gesagt war sie sich nicht sicher, wie sie darüber denken sollte.
    "Percival, ich kann so eine Verantwortung nicht allein tragen. Das wäre zu viel. Ich würde mir so viele Vorwürfe machen, wenn etwas schief laufen würde. Du weißt doch-"
    Er schnitt ihr mitten im Satz das Wort ab und fing stattdessen selbst an zu reden.
    "Hör mir erst zu. Erstens bist du nicht allein. Du kannst auf mir bauen. Du wirst diese Gilde nicht allein führen müssen. Zweitens habe ich mir bereits Gedanken darüber gemacht, wie wir andere Spieler anwerben können, und zwar mit einer Rede. Mitten im Zentrum Nirwanas, wo die Meisten diese mitbekommen werden. Du wirst von vornherein sagen, dass du ihnen keine hundertprozentige Sicherheit bietest, aber eine höhere, als wenn sie sich selbst auf den Weg machen würden, um das Spiel zu gewinnen.
    Wir können nicht weitere Tage, Wochen und Monate damit vergeuden, in dieser Stadt zu gammeln und darauf zu warten, dass jemand in der Außenwelt es schafft, uns hier raus zu holen. Es gibt keine Garantie dafür, dass dies jemals passiert und wir haben keine unbegrenzte Zeit. Unsere Körper werden irgendwann nicht mehr mitmachen und schlussendlich sterben wir. Aber das können wir nicht zulassen."
    Für einen Moment machte er eine Pause, nahm tief Luft und schien sich bereit zu machen, um seine Rede fortzuführen.
    "Deswegen will ich mit dir den Anfang machen. Den Leuten buchstäblich in den Hintern treten, damit sie aufhören, ziellos durch die Straßen Nirwanas herumzuwandern und stattdessen ihr Schwert anpacken und sich in den Kampf stürzen.
    Ich selbst bin nicht gerade der Beste darin ein Anführer zu sein. Doch ich glaube, dass du es schaffst und ich werde dir helfen. Deswegen", er machte eine Pause und blieb stehen, um dann weiter zu sprechen, "hilfst du mir, den Leuten buchstäblich in den Hintern zu treten?"




  • Comment is coming! Erst mal nur zu Kapitel 07 - Acquaintance with a Death God, aber der Rest wird in nächster Zeit vllt. auch noch gelesen. (: Kenne Sword Art Online nicht, aber die Charaktere kommen von euch, so wie ich das verstanden habe? Jedenfalls gefallen mir die in dem Kapitel, das ich jetzt gelesen habe, schon sehr toll. <3 Shinigami ist ein cooler Name, erst etwas merkwürdig zu lesen, aber cool! Passt auch zu dem. Ich bin jetzt direkt bei 07 eingestiegen, also nicht wundern, wenn ich manchmal Schwachsinn schreibe / eigentlich klare Fragen stelle. :b


    Allgemeiner Eindruck: Zum Startpost will ich jetzt gar nicht so viel sagen, da der mir normalerweise nicht so wichtig ist. Eurer ist aber besonders hübsch und passend zum Thema gestaltet. Die verwendete Schriftart für die Überschriften ist toll, die knappen Infos über die Welt hilfreich (vor allem für einen Nicht-Kenner von SAO, der die Story dennoch gern lesen möchte!). Wollte das nur mal los werden, Lob passt ja immer. Nun also zum Kapitel: Lässt sich gut lesen, genau die richtige Länge für eine FF. Passieren tut jetzt nicht so viel bzw. wenig 'spannendes', aber ich nehme mal an, dass andere Kapitel eher dafür vorgesehen sind. Dieses relativ ruhige Kapitel hat mir dennoch sehr gefallen und das abendliche Gespräch von Amalia und Shinigami war süß / lustig. Ich habe mich jedes Mal gefreut, wenn so kleine Anspielungen kamen, like sie bemerkt, wie sich seine Muskeln unter dem Shirt anspannen. <3 Das ist ja was für mich, lol. Insgesamt mag ich seine Art, obwohl der von ihm gewählte Name angesichts des Spiels etwas makaber scheint(?). Die Sprüche sind gut, teilweise musste ich bei der Offenheit von ihm schmunzeln. Auch schön zu sehen, wie er sich vorher um sie sorgt bzw. sogar auf dem Boden schläft, damit diese bewusstlose Frau im Bett liegen kann.


    "Komm, Amalia, du musst dich auch mal stärken. Du sitzt da schon seit nunmehr zwei Stunden."

    Dieser Ausdruck kam mir nur etwas merkwürdig vor. Entweder er redet normalerweise so etwas hochgestochener, was ich aber nicht glaube, oder das solltest du vielleicht umändern. Im erzählten Text ist es schön, so eine abwechslungsreiche Ausdrucksweise zu lesen, aber in der wörtlichen Rede passt das meiner Meinung nach weniger. Zumindest kenne ich niemanden, der so sprechen würde.


    Die Müdigkeit zerrte an ihr, und sie wusste, dass sie ihm zustimmte.

    Das hier hört sich auch etwas merkwürdig an. Entweder 'sie wusste, dass er Recht hatte' oder 'sie stimmte ihm zu'. War so ein kleiner Stolperstein, aber ich meckere auf hohem Niveau. (; Im übrigen Kapitel hat mir dein Stil sehr gut gefallen, auch vom Satzbau her. Rechtschreibfehler habe ich bis auf ein Komma nicht gefunden (leider gerade aus den Augen verloren, aber wayne ...).


    Fürs Erste bis dann und liebe Grüße,
    Kanra



  • Chapter 09 - It's not that easy!


    "Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist."
    "Amalia, komm' schon, wir haben uns ein Bett geteilt, und noch immer stellst du meinen Ideenreichtum in Frage?"
    "Ist schon gut, ich werde diesen Fehler nicht nochmal begehen."
    "Meine Ideen in Frage zu stellen?"
    "Nein, ein Bett mit dir zu teilen."
    Amalia rollte mit den Augen. Shinigami - sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnen können, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen - ging schnellen Schrittes neben ihr her und grinste breit. Seit der Nacht, in welcher die beiden lange miteinander geredet und anschließend den traumlosen Schlaf gefunden hatten, waren drei Tage vergangen. Drei Tage, in denen absolut nichts nennenswertes passiert ist. Amalia schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und sog die wohlig warme Luft ein, die am Stadtrand von Nirwana herrschte. Vor ihren Lidern tanzten vereinzelt die Bilder der letzten Tage, die zumindest von irgendeiner Bedeutung gewesen waren - die braunhaarige Frau hatte bis zum Tagesanbruch in der Starre verharrt, die einem Tiefschlaf glich. Gegen Mittag war sie erwacht und hatte sich ihnen als Enygma vorgestellt. Sie war verwirrt gewesen, und Amalia erinnerte sich mit einem Kloß im Hals an den ängstlichen und benebelten Blick, den die Frau Amalia, Shinigami und Lacie zugeworfen hatte. An die allumfassende Schwärze konnte sie sich ihrer Aussage nach nicht erinnern. Sie hatte sich gestärkt und die drei besser kennengelernt. Doch so recht geheuer schien ihr die ganze Situation nicht zu sein. Wann immer Amalia Enygmas Blick streifte, wirkte dieser abwesend und von solcher Trauer, dass die Blonde beschämt wieder wegsehen musste. Trotz dieser Umstände hatte sich die Braunhaarige dazu entschlossen, die drei für eine Weile zu begleiten. Es stellte sich heraus, dass Enygma, ebenso wie die kleine, unscheinbare Lacie, zu der Klasse der Warrior gehörte, also mit dem Schwert kämpfte anstatt wie Amalia mit Zaubersprüchen.
    Shinigami hatte während all der Zeit Pläne für die weitere Handlungsweise geschmiedet. Obgleich die drei direkt bei Tagesanbruch des ersten Tages Quests bestreiten wollten, schob sich dies wie von selbst auf. Jedes Mal kam etwas dazwischen, wenn sie sich auf den Weg machen wollten. Einmal hatten sie zu wenig Proviant. Als dieser gefüllt war, gingen Gerüchte von einem in der Gegend befindlichen Monster um, dem Amalia lieber nicht begegnen wollte. Als sich das Gerücht, wie erwartet, als Humbug herausstellte, war die Dunkelheit schon angebrochen. Und so kamen immer weitere Gründe hinzu, die die drei zum Bleiben bewegten. Nicht, dass es Amalia großartig gestört hätte, ihren Tod etwas aufzuschieben - doch nachdem sich alle ordentlich gestärkt hatten und nun der dritte Tag angebrochen war, war Amalia willens, endlich loszuziehen. Lacie, Shinigami und Enygma folgten ihr ohne Widerworte. Ihr erster Anhaltspunkt war der Marktplatz gewesen. Dort befand sich das schwarze Brett, an welchem sich zahlreiche Zettel befanden, auf denen verschiedene Quests dargeboten wurden. Auch wenn Amalia nicht wohl bei dem Gedanken war, die sicheren Mauern Nirwanas zu verlassen, um Monster zu jagen, so war dies doch von Nöten, um stärker zu werden. Bevor sie sich dem schwarzen Brett genährt hatten, hatten sie jedoch eine große Menschenansammlung bemerkt. Staunend und neugierig waren sie stehen geblieben. Es schien, als würden die Menschen einem rothaarigen Mädchen in etwa Amalias Alter bei einer Rede zuhören. Angestrengt hatte Amalia versucht, die Worte des Mädchens ebenfalls mitzubekommen, aber eine allgemeine Unruhe auf dem Markplatz mit Gemurmel machte ihr dies unmöglich. Seufzend wandte sie sich also an das schwarze Brett.
    Die Zettel waren unübersichtlich gewesen. Sie klebten aufeinander, einer überdeckte den nächsten, manche Schriften waren teilweise nicht mehr lesbar. Wahllos hatte Amalia also auf einen Zettel getippt, woraufhin ein rechteckiges Fenster mit der Questbeschreibung vor ihr auftauchte. Dies las sie mit lauter, vor Erregung bebender Stimme vor:
    "Questgeber: Lucifer." Schon wieder sowas zutiefst Unpassendes, hatte sie in dem Moment gedacht. Doch es schien den anderen egal zu sein, wie der Questgeber hieß - hauptsache, sie hatten eine Aufgabe. In etwas kleineren Lettern unter dem Namen stand, für welche Level die Quest geeignet war - Lvl. 1 - 5.
    Amalia schloss das Fenster. Nun mussten sie Lucifer finden, und deshalb waren sie jetzt im Süden Nirwanas unterwegs. Amalia öffnete die Augen wieder. All diese Erinnerungen hatten sie nur binnen weniger Sekunden eingeholt. Jetzt befand sie sich wieder in der Realität, Shinigami und Lacie neben sich und Enygma ein paar Meter weiter hinten. Der junge Sorcerer erhob die Stimme. Dabei überging er die schnippische Bemerkung Amalias.
    "Ich denke, es ist besser, wenn wir mehrere Quests machen. So schnell wie möglich. Dann werden wir schneller stärker und können mehr bewirken."
    Amalia seufzte. "Wie gesagt, das wäre Schwachsinn. Wir sind in diesem Spiel Anfänger, und werden nach dieser ersten Quest nichts weiter sein als unfertiger Wackelpudding. Und dann willst du dich in einen weiteren Kampf stürzen, ohne dich auszuruhen? Das ist Wahnsinn."
    "Ich meine ja nur. Vielleicht ist diese Quest einfach. Ich meine, ich habe Umbra -" wie zur Bestätigung kreischte der Falke auf seiner Schulter laut auf, sodass ein Schauer durch Amalias Knochen fuhr - " und kann somit quasi gar nicht verlieren."
    "Meine Antwort lautet Nein."
    "Seit wann hast du das Sagen?"
    "Seit ich dich in meinem Bett schlafen ließ. Übrigens warst du danach genauso unerträglich wie immer, du schuldest mir also was."
    "Was haltet ihr davon?" Er wandte sich mit der Frage an Lacie und Enygma. Erstere zeigte nur stumm auf Amalia und letztere verschränkte abweisend die Arme vor der Brust, als sie kaum hörbar flüsterte: "Ich denke, es wäre unklug, zu viel auf einmal zu machen. Aber mir ist es egal."
    "Da hast du's!" sagte Amalia triumphierend. Shinigami seufzte, beließ es aber dabei.
    Kurze Zeit später waren sie an der südlichen Mauer Nirwanas angekommen. Der feste Sandstein fühlte sich an wie Schmiergelpapier, als Amalia ihn berührte, und dennoch verschaffte er ihr das Gefühl von Sicherheit. Verunsichert blickte sie sich um.
    "Hier müsste er eigentlich irgendwo sein...Laut der Karte zumindest." Amalia stutzte. Hatte sie dieses nervenaufreibende Spiel etwa so durcheinander gebracht, dass sie nicht einmal mehr imstande war, eine Karte richtig zu lesen? Nein, irgendwo hier...
    "Amalia, sieh nur." Es war die zarte Stimme von Lacie gewesen, die Amalia aus ihren Gedankengängen befreite. Schnell blickte sie auf und folgte mit ihren kristallklaren Augen dem ausgestreckten Finger Lacies, der auf eine in einen dunklen Umhang gehüllte Person deutete, welche an der Mauer lehnte. Die Person war nur einige Meter entfernt, und Amalia fragte sich, wie sie sie hatte übersehen können. Die Silhouette hob sich deutlich von den Sandsteinen ab. Dank des schwarzen, bodenlangen Umhangs konnte man nur die Umrisse der Figur ausmachen, der Kopf blieb unter einer Kapuze verborgen. Doch jetzt war es ihr klarer denn je - als sie den Fremden anvisierte, erschien aufgrund der nur geringen Entfernung der Name 'Lucifer' über dem Kopf des NPC's. Amalia schluckte ihr aufkeimendes Unbehagen hinunter. Plötzlich erschien ihr die Mauer nicht mehr ein Zeichen der Sicherheit zu sein, sondern ein Zeichen der Enge.
    Shinigami war der erste, der das Wort ergriff. "Hey, bist du Lucifer? Hast du eine Quest aufgegeben?"
    Eine Gänsehaut überkam Amalia, als der NPC seinen Kopf bedrohlich langsam hob und die Gruppe ansah. Zumindest konnte sie nun sein Gesicht sehen - teilweise, denn noch immer war es unter den Schatten der Kapuze verborgen. Doch Amalia sah die ungewöhnlich blasse Haut, die scharfen Konturen seiner Wangenknochen und seines Kinns. Und seine Augen, die grau und gefährlich funkelten. Als Lucifer sprach, klang seine Stimme mehr wie die eines mechanisch aufgezogenen Tieres als wie die eines Menschen.
    "Seid gegrüßt, ihr Seelen auf dem Weg in euer Verderben- "
    "Vom ersten Augenblick an sympathisch," flüsterte Shinigami Amalia zu. Ein kalter Schauer glitt ihren Rücken hinab und dann boxte sie den Jungen in die Seite.
    " - Ich bin Lucifer. Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Wichtig ist nur, dass ich hinter diesen Mauern etwas verloren habe, etwas Wichtiges, ohne das ich nicht weiter reisen kann. Ich habe es in der Nähe eines Waldes verloren, zwischen einer Hochebene und einem Fluss. Wenn ihr es mir wiederbringt, werdet ihr reich entlohnt."
    Ganz geheuer war Amalia nicht bei diesem Lucifer. Dennoch zögerte sie keine Minute, als das Fenster vor ihr auftauchte, das nach ihrer Einwilligung verlangte. Obgleich ihr Finger zitterte, als sie ihn auf den 'Bestätigen'-Button zubewegte, verspürte sie Erleichterung, als sie diesen betätigte und sogleich ein warmes Kribbeln wie zur Bestätigung an ihrer Fingerkuppe kitzelte. Ein Kloß machte sich in ihrer Kehle breit, den sie zu ignorieren versuchte. Die Quest hatte begonnen.


    "Er hätte auch nicht präziser sein können mit seiner Beschreibung." Shinigmai ging missmutig neben Amalia her, die gespannt die Augen aufhielt. Die vier waren schon ein ganzes Stück gegangen, hatten besagte Hochebene bereits passiert. Obwohl sich die Blonde zumindest in Gesellschaft befand, fühlte sie sich hier draußen verloren. Ihre Nerven sirrten. Mit großen Schritten versuchte sie ihre Unsicherheit zu verstecken. Rechts von Ihnen befand sich der Wald, den Lucifer erwähnt hatte. Als Amalia ihn anblickte, nahm sie sogleich die düsteren Nebelschwaden wahr, welche den kompletten Wald zu umgeben schienen. Sie schluckte. Auch das wirkte entgegen der freundlichen und sattgrünen Landschaft nicht gerade einladend. Sie wandte den Blick widerstrebend ab. Auch, wenn sie schon viele Spiele gespielt hatte, war ihr selten eine so bedrohliche Anspannung anzumerken gewesen. Und es war erst ihre erste Quest. Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn und ließen eine Haarsträhne an ihrer Schläfe kleben.
    Nachdem die Vier ohne weiter zu reden auf der Kuppe eines kleinen Hügels zum Stehen gekommen waren, umwehte sie ein frischer, aber angenehmer Wind, der Amalias Gemüt kühlte. Erneut wanderten ihre Augen fokussiert über die Ebene unter ihnen, und dann machte ihr Herz einen Satz. Zunächst hatte sie die dunkle Masse dort unten als eine Art Sumpf vermutet - in der Nähe eines Waldes nicht gerade ungewöhnlich - doch jetzt, wo sie genauer hinsah, entpuppte sich die Masse als Rudel. Dort unten lauerten viele, unzählige Wildschweine. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass der Gegenstand, den sie zu suchen geschickt wurden, sich bei diesen Gegnern befinden musste. Ein schweres Gefühl, ein Gefühl der Angst, machte sich in ihrem Bauch breit. Sie drehte sich schnell zu ihren Mitstreitern um.
    "Dort unten sind Wildschweine. Ich denke, gegen die müssen wir kämpfen." Ihre Stimme überschlug sich beinahe. Es schien ihr, als bekäme sie nicht mehr genügend Luft, obwohl der Wind noch immer beständig ihre Haare aus dem Zopf löste. Sie begann beinahe zu hyperventilieren. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie versuchte, die drohende Ohnmacht wegzublinzeln, und fokussierte Lacie, die sie mit besorgtem Blick ansah. Ihr Herz raste. Auch wenn sie es zu leugnen versuchte, so wusste sie genau, was dieses üble Gefühl in ihr auslöste - die Angst vor dem drohenden Tod...
    "Amalia..." Seine Stimme war nur noch ein Rauschen in ihren Ohren. Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken, abgelöst durch einen Hitzeschub. Konnte das Spiel noch realitätsnäher werden?
    "Rosemary!" Er packte sie an ihren Schultern. Seine Hände übten einen starken, aber angenehmen Druck aus, und seine Finger gruben sich in ihre Rüstung. Sie blinzelte, und während ihre Wimpern ihre Wangenknochen kitzelten, begann sie wieder, scharf zu sehen. Vor ihr sah sie Shinigami - Satoshi. Seine Augen begutachteten sie eindringlich, besorgt. Kühle Bergluft drang wieder in ihre erschöpften Lungen, ihre brennenden Wangen kühlten sich ab. Das Schwindelgefühl war vergangen. Wie in einer Röhre sah sie nur Satoshi.
    "Bleib ganz ruhig. Wir sind zu Viert, wir werden das schaffen. Das sind nur doofe Wildschweine. Die werden dich nicht töten, Rose. Nur ruhig bleiben." Die Tatsache, dass er ihren Spitznamen benutzte, ließ ihre Wangen abermals warm werden. Mit neu erlangtem Bewusstsein wurde ihr nun klar, dass er sie ganz fest hielt. Erneut atmete sie tief die Luft ein. Sie roch nach ihm - Seife, Schweiß und Gras.
    Ihr Herz beruhigte sich, wenn es auch schneller schlug als gewöhnlich. Langsam löste sich Satoshi von ihr, und sie konnte zu ihrer eigenen Überraschung sicher stehen. Der Himmel über ihr drehte sich nicht länger. Sie hatte sich wieder beruhigt. Und der Junge vor ihr hatte Recht - sie hatte schon oft gekämpft. Diesmal kam es nur auf mehr an.
    "Amalia?" Es war die zärtliche Stimme von Lacie, die Amalia vollkommen auf den Boden der Tatsachen zurück brachte. Ihre blauen Augen richteten sich auf das kleine Mädchen.
    "Was denn, Lacie?" Ihre haselnussbraunen Augen schienen einen Punkt hinter Amalia zu suchen - das kleine Mädchen würde wohl immer ein Geheimnis für Amalia bleiben.
    "Ich habe eine Idee, wie wir dich beschützen können. Zumindest teilweise."
    Amalia traute ihren Ohren nicht. Verwirrt blinzelte sie. Doch ehe sie Worte herausbringen konnte, schnitt ihr Satoshi das Wort ab.
    "Wie, Lacie?"
    Ihren Mut zusammennehmend antwortete Lacie:
    "Ich habe bisher nur davon gehört, aber wir könnten doch eine Gilde gründen. Soweit ich weiß, teilen Gildenmitglieder alles und können gemeinsam stärker werden. Vielleicht fühlst du dich dann sicherer."
    Amalias Augen leuchteten. Dass sie da noch nicht selbst drauf gekommen war! Die Idee war brilliant. Es gab wirklich viele Vorteile, sobald man erstmal eine Gilde gegründet hatte - und da sie momentan ohnehin zu viert unterwegs waren, hatten sie praktisch schon eine hervorragende Grundlage für eine Gilde. Um sie herum herrschte eine angespannte Stille, als würden alle auf eine Antwort von ihr warten. Ihr Herz pochte in ihren Ohren.
    "Ich finde die Idee gut. Eine Gilde ist von großem Vorteil." Es war Enygmas Stimme. Sie erklang so selten, dass sich Amalia für den Bruchteil einer Sekunde noch immer wunderte.
    "Denke ich auch." Satoshis Stimme klang optimistisch. Ein Lächeln umspielte Amalias Mundwinkel.
    "In Ordnung," sagte sie mit fester Stimme. "Gleich, nachdem wir diese Quest hier beendet haben, gehen wir wieder zurück in die Stadt und gründen eine Gilde."


    Das einzige, was Amalia nun noch vernahm, war das stetige Rauschen des Windes, vermischt mit dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Wie schon so oft wunderte sich Amalia über die erschreckende Glaubhaftigkeit dieses Spiels. Sie schluckte und befeuchtete ihre trockenen Lippen.
    Die vier Spieler begaben sich auf Zehenspitzen die Hochebene hinunter, um sich so leise wie möglich an die Wildschweine anzupirschen. Diese wiederum lagen noch immer auf dem Gras, und Amalia hoffte inständig, dass sie sie nicht bemerken würden. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust. Nun waren sie den ruhenden Tieren schon beachtlich nahe gekommen, ohne sie aufzuwecken, doch zu ihrer Beunruhigung musste Amalia feststellen, dass der Name der Tiere noch immer nicht grün über diesen aufleuchtete, als sie sie anvisierte. Das zeigte ihr, dass sie noch näher ran mussten. Doch ihr Bauchgefühl verriet Amalia, dass die Tiere dann aufwachen würden. Und sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch angriffen. Ihre langen, scharfkantigen Stoßzähne blitzten bedrohlich im Sonnenlicht auf.
    Amalia blickte in die Runde. Alle waren hinter ihr zum Stehen gekommen. Die Nerven aller sirrten. Amalia suchte den Blickkontakt mit all ihren Mitstreitern, die zwar gleichermaßen wie sie verängstigt, aber auch entschlossen wirkten, als sie ihren Blick erwiderten und nickten. Noch einmal sog Amalia die nach Gras, jetzt aber auch Verwesung, duftende Luft ein. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Dann öffnete sie das Fenster ihres Inventars und klickte auf das Zauberbuch.
    Als es vor ihr aufleuchtete, kam sie nicht umhin, das violette Emblem auf der Vorderseite des Buches zu bemerken und zu bestaunen. Auf ihm befanden sich ein Schwert und ein dahinter platzierter Schild. Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass das Zauberbuch von Shinigami in dem gleichen Violett wie das von Amalia leuchtete. Doch ihr war bewusst, dass sie nicht die Zeit hatte, die Farbwahl des Spiels in Frage zu stellen.
    Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Ziel. Noch immer schienen die Wildschweine sie nicht bemerkt zu haben. Kurz nahm sich Amalia noch die Zeit, die drei aufgelisteten Zaubersprüche zu überfliegen. Als sie sich einen einzuprägen begann, hörte sie von ihrem Ziel ein Schnaufen. Kurz blickte sie sich um, behielt ihr Zauberbuch fest in der Hand und erhielt von allen ein einvernehmliches Nicken. Und dann ging alles ganz schnell.


    Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren nahm zu, als Amalia den Wildschweinen entgegen rannte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, in welcher sie die Gegner nicht anvisieren konnte. Doch als der Moment da war, nicht länger als ein Wimpernschlag, sprangen eine Reihe der wilden Tiere auf, fokussierten die Spieler mit rot leuchtenden Augen und schnaubten laut auf, ehe sie ihnen entgegen kamen. Amalia schluckte. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich von Sekunde zu Sekunde, und der grün aufleuchtende Name des Tieres kam stetig näher - Rinezeron. Die Tiere waren erheblich größer als normale Wildschweine, hatten eine von groben Pusteln durchzogene, lila Haut. Ihre Hufe verliefen spitz und gruben sich unnachgiebig in die weiche Erde. Sie besaßen einen Kamm, der aus gefährlichen Dornen zu bestehen schien. Dann waren da noch ihre Augen, vor denen Amalia sich am meisten fürchtete. Rot wie der Teufel selbst - wieso musste sie da unwillkührlich an Lucifer denken? - mit kleinen, zu Spalten geformten Pupillen. Aus dem Maul, aus welchem giftgrünes Sikret austrat, ragten die faulig riechenden Stoßzähne empor, die selbst den Kopf des Tieres überragten. Amalias Magen rebellierte und sie begann zu würgen. Doch sie unterdrückte den Reiz und sprach anstelle dessen den Zauberspruch, während sie mutig das Tier anvisierte.
    "Exa Cavit!" Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren fremd und weit weg. Kaum hatten die Worte ihre Lippen verlassen, entwich ihrer Hand ein silberner Hauch, der die Luft durchzog, als wären es winzige, weiße Fäden. Als sie das Monster trafen, leuchteten sie erschreckend grell auf und blendeten es, seine Pupillen schrumpften sichtlich. Es verfiel augenblicklich in eine Starre, welche nicht minder unheimlich als die Bewegung war. Sieben Sekunden hatte sie nun Zeit, das Ungetüm zu erlegen. Sie überflog hastig die restlichen beiden Zaubersprüche.
    Eins, zwei drei, vier...
    Sie spürte, wie ihr eine Schweißperle den Nacken hinab rann. Irgendwie schienen die Lettern vor ihrem Auge zu verschwimmen.
    Fünf, sechs..
    Der Panik nahe richtete Amalia die Augen wieder auf das vor ihr betäubte Wildschwein, dessen Augen Amalia wütend und mit einer unheimlichen Tobsucht fixierten.
    Sieben.
    Gerade, als sich das Tier wieder bewegen wollte, und Amalia die Augen vor dem nahenden Tod verschloss, hörte sie die Scheide eines Schwertes durch die Luft jagen. Kurz darauf ertönte der ohrenbetäubende Ruf des vor ihr sterbenden Tieres. Sie öffnete in dem Moment die Augen, in dem sich das Tier in millionen winzige, weiße Kristalle verwandelte. Erstaunt bemerkte sie erst jetzt, wie Enygma neben ihr stand, mit dem Schwert sicher in der Hand, Amalia bedächtig ansehend.
    "Nicht sterben, Anführerin."


    Und diese Worte hatte sie sich zu Herzen genommen. Sie hatte die anderen beobachtet, die ihre Sache wunderbar machten. Shinigami sprach die Zaubersprüche so schnell und sicher, dass Amalia ihn nur mit Bewunderung und gleichzeitigem Neid ansehen konnte. Auch Umbra tat ihren Teil - wann immer es nötig war, pickte sie den Monstern die Augen aus oder dergleichen. Nicht, dass Amalia da gerne hingesehen hätte.
    Lacie war wohl von ihnen allen am Erstaunlichsten. Das kleine Mädchen handhabte ihr Schwert sicher und präzise, beinahe als wäre es eine Erweiterung ihres eigenen Arms. Schnell merkte man, dass sie die defensive Fähigkeit ausgwählt hatte, denn jedes Mal, wenn es um einen der Spieler eng wurde und dieser in Gefahr war, tat Lacie alles, um ihren Mitspieler zu beschützen.
    Enygma war ebenfalls ein unersetzlicher Teil der Gilde geworden. Nicht genug, dass sie Amalia vor dem frühzeitigen Tod gerettet hatte, nein, sie konnte so gut mit dem Schwert umgehen, dass es im totalen Kontrast zu ihrer ansonsten so schüchternen und zurückhaltenden Art stand. Ihre Augen leuchteten bei jedem Tod der Monster beinahe ebenso hell auf wie die Kristalle. Amalia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Und auch sie selbst war selbstsicherer geworden. Sie wusste, solange die Vier als Team zusammen arbeiteten, wie bisher, würden sie diese Quest gewinnen. Das einzige Problem war nur, dass diese Wildschweine immer wiederkehrten. Dieses sogenannte Respawning geschah mitunter so schnell, dass die Abklingzeit der Angriffe und Zaubersprüche noch am Laufen war. Es waren so viele Gegner. Und sie hatten so wenig Zeit.
    "Ignis Melaris!" rief Amalia, während sie ein weiteres Monster fixierte, welches sich ihr bedrohlich schnell näherte. Ein Feuerball entwich ihrer Hand, und die abstrahlende Wärme, mit dem nicht weichen wollenden Adrenalin, ließ ihr einzelne Strähnen ihrer blonden Haare an der Stirn kleben. Der Feuerball traf sein Opfer, und dessen HP-Anzeige leerte sich stetig. Doch noch immer befand sich diese bei der Hälfte, und für einen weiteren Angriff musste Amalia zwanzig Sekunden warten. Zwanzig Sekunden zu viel.
    Doch erneut kam ihr jemand zur Hilfe. Enygma rannte seitlich auf das Schwein zu, rief mit lauter Stimme "Turbine!" und drehte ihr Schwert in schnellen Bewegungen im Kreis. Sie war dem Monster so nah, als es sich auflöste. Amalia fröstelte.
    "So kann das nicht weitergehen! Die Viecher kommen immer wieder!" Ihre Stimme bebte vor Erschöpfung und Erregung. Dass Lacies Stimme ihr antwortete, überraschte sie. Sie vergaß immer wieder, wie jung und trotzdem stark das Mädchen war.
    "Amalia, gehe du und such den verdammten Gegenstand! Ich gebe dir Rückendeckung!"
    Lacie wandte sich ihr zu, mit ausgestreckten Armen, das Schwert vor sich haltend, und murmelte etwas unverständliches. Ihr Schwert begann zu leuchten, doch Amalia wusste, dass sie sich nicht alle Zeit der Welt lassen konnte. Also suchte sie sich eine nicht von Wildschweinen besiedelte Stelle, verstaute das Zauberbuch schnell in ihrem Inventar und lief. Auch wenn der sie streifende Wind ihre Haut augenblicklich kühlte, so brannten ihre Lungen und drohten, zu bersten. Sie merkte, dass ihre HP-Anzeige nicht mehr voll war. Doch sie musste das schaffen - wie sollten sie alle diesem Spiel entkommen, wenn alleine eine einzige Quest zu viel für sie war?
    Sie befand sich jetzt in unmittelbarer Nähe zu einem kleinen Waldstück. Sie kam zum Stehen, ihre Beine zitterten. Durch das Rauschen in ihren Ohren konnte sie vernehmen, wie sich die anderen ihr langsam nährten, während sie weiterhin kämpften.
    Amalia konnte es sehen. Einen Gegenstand, der glitzerte. Was bedeutete, dass dies der gesuchte Gegenstand war. Es war ein Schlüssel, der an einem tief liegenden Ast an einem gebrechlich aussehenden Baum hing. Amalia schluckte.
    "Hast du es, Amalia?" Es war Shinigamis Stimme. Amalias Magen rebellierte erneut.
    "Sozusagen."
    Endlich waren die Drei anderen bei ihr angekommen, standen wieder im Halbkreis hinter ihr. Alle HP-Anzeigen hatten ein wenig ihrer grünen Farbe verloren. Sie alle machten große Augen. "Verdammt."
    Der Baum war noch einige Meter entfernt. Und er wurde von einem so monströs großen Wildschwein bewacht, dass Amalia die Luft wegblieb. Und ihr kam nur ein Wort in den Sinn, das alles andere kurzzeitig betäubte - Bossgegner.