Kommi-Guide für Gedichte

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  • Kommi-Guide für Gedichte


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    Willkommen Interessent/in des Fanfiction-Bereiches,


    aufgrund der zahlreichen Themen, in denen sich Gedichte unter den Werken der Autoren befinden, hat sich das Fanfiction-Komitee dazu entschlossen, euch Kommentatoren eine Hilfe in Form dieses Guides anzubieten. Ihr wolltet schon immer einmal ein Gedicht verstehen, es interpretieren lernen und kommentieren? Dann seid ihr in diesem Topic genau richtig! Nach der Überarbeitung des alten Guides könnt ihr nun einer Schritt-für-Schritt-Anleitung folgen. Unterhalb dieser Sätze findet ihr ein Inhaltsverzeichnis, dessen verlinkte Unterpunkte euch zu dem jeweiligen Teil des Guides führen.


    Inhaltsverzeichnis
    0. Vorwort und Vorgehen
    1. Der erste Blick (Titel, Thema und Gedichtform)
    2. Das Innere (Inhalt, Intention, Perspektive und Lyrisches Ich)
    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
    5. Das Äußere (Rechtschreibung, flüssiges Lesen und Gedichtform)
    6. Check-Liste
    7. Anhang mit hilfreichen Links

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    0. Vorwort und Vorgehen
    1. Der erste Blick (Titel, Thema und Gedichtform)
    2. Das Innere (Inhalt, Intention, Perspektive und Lyrisches Ich)
    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
    5. Das Äußere (Rechtschreibung, flüssiges Lesen und Gedichtform)
    6. Check-Liste
    7. Anhang mit hilfreichen Links



    0. Vorwort und Vorgehen


    Gedichte lassen sich oftmals auf verschiedene Weise kommentieren, daher gibt es vor allem kein richtig oder falsch und erst recht keinen perfekten Kommentar. Es kann vorkommen, dass man die vom Autor beabsichtigte Nachricht nicht erkennt, sondern vielleicht eine vollkommen andere, doch dies macht das Lesen und Kommentieren von Gedichten interessant, weil eine neue Sichtweise auf das Gedicht für den Autor eine wichtige Information ist. Scheut euch also nicht davor, wenn ihr euch unsicher seid, sondern äußert Vermutungen.


    Es empfiehlt sich bei Gedichten wie auch bei allen anderen Textarten, das gesamte Werk zunächst in Ruhe durchzulesen. Dabei kann man sich schon einmal erste Gedanken zu den unten aufgeführten Unterpunkten machen, jedoch sollte man vor allem auf den Inhalt sowie die Form/Art des Gedichtes achten und versuchen, das Gedicht zu verstehen. Im nächsten Schritt bietet es sich an, den Titel unter die Lupe zu werfen, sofern dieser vorhanden ist. Anschließend hat man mehrere Möglichkeiten, denn man kann ...

    • die einzelnen Unterpunkte in diesem Guide abarbeiten.
    • sich die einzelnen Strophen oder Absätze vornehmen.
    • bei fehlenden Strophen/Absätzen Sinnabschnitte bilden und diese abarbeiten.

    Wichtig ist, dass ihr die für euch angenehmste Methode wählt.


    Wichtige Anmerkung: Es gab und gibt vor allem in der früheren Vergangenheit und heute auf den ersten Blick formlos oder chaotisch wirkende Gedichte, auf die man manche Unterpunkte in diesem Guide nicht anwenden kann. Wie genau ihr damit umgeht, wird euch jedoch an verschiedenen Stellen im Guide erläutert.

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    0. Vorwort und Vorgehen
    1. Der erste Blick (Titel, Thema und Gedichtform)
    2. Das Innere (Inhalt, Intention, Perspektive und Lyrisches Ich)
    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
    5. Das Äußere (Rechtschreibung, flüssiges Lesen und Gedichtform)
    6. Check-Liste
    7. Anhang mit hilfreichen Links



    1. Der erste Blick


    Titel
    Nachdem ihr nun das Gedicht gelesen habt, könnt ihr eure Meinung zum Titel mitteilen. Trifft der Titel den Kern des Gedichtes? Ist er eng mit dem Thema oder der Intention/Nachricht verbunden? Hierbei ist zudem wichtig, dass der Titel einzigartig, hervorstechend und individuell auf das Gedicht zugeschnitten wirkt. Symbole und Metaphern als Titel eignen sich besonders gut, da diese dem Leser ein Rätsel auferlegen, welches er innerhalb des Leseprozesses lösen sollte. Ein Titel sollte so wenig Information wie möglich enthalten. Ein unglücklicher Titel wäre ein solcher, der viel Information enthält, so wirkt, als gäbe es ihn schon mehrmals und zudem den Kern oder die Intention des Gedichtes verfehlt.
    Wichtige Anmerkung: Nicht jedes Gedicht besitzt einen Titel und ein Titel ist keine Pflicht, weshalb man das Fehlen nicht kritisieren, sondern nur darauf aufmerksam machen sollte und dem Autor vorschlagen kann, dem Gedicht einen Titel zu verleihen.


    Idee/Thema
    Jetzt ist es an der Zeit, die Idee bzw. das Thema des Gedichtes beim Wort zu nennen. Dabei könnt ihr Strophe für Strophe durchgehen oder Sinnabschnitte bilden, oder euch frei über das gesamte Thema und den Verlauf des Gedichtes äußern. Stellt dem Autor eure Assoziation und Gefühle beim Lesen dar! Hierbei könnt ihr auch schon erste Vermutungen zur Intention äußern, auf die ihr euch später im Inneren bezieht und abwägt, ob diese auf den ersten Blick zur Geltung kommt.


    Gedichtform
    Bei einem Kommentar ist vor allem auf die Form des Gedichtes zu achten. Hierbei geht es um die Bestimmung der Gedichtform, später im Äußeren um die Überprüfung der formalen Merkmale und die inhaltlichen Kennzeichen. Ein Gedicht kann allerdings auch formlos sein, weshalb dieser Unterpunkt nicht auf alle Gedichte anwendbar ist. Häufig auftretende Gedichtformen werden euch hier vorgestellt:


    Form Beschreibung
    Ballade Die Ballade ist ein Tanzlied und vereint Epik, Drama und Lyrik in sich. Sie erzählt oftmals eine Geschichte oder von einem Erlebnis, wird in Dialogform verfasst und enthält Reime, Verse und Strophen.
    Elegie Oftmals handelt es sich bei Elegien um Klagen, Gedichte mit traurigen Themen, allerdings kann die Elegie auch Satirisches, Idyllisches, Philosophisches beinhalten. Die Elegie ist aus Distichen aufgebaut (näheres dazu hier).
    Elfchen Das Elfchen wird meist als Einstiegsgedicht oder Brainstormingmethode gebraucht und besteht aus exakt elf Wörtern, die in bestimmter Form auf die Zeilen aufgeteilt sind:
    1. Zeile 1 Wort
    2. Zeile 2 Wörter
    3. Zeile 3 Wörter
    4. Zeile 4 Wörter
    5. Zeile 1 Wort
    Haiku und Senryū Ein japanisches Haiku besteht meist aus 17 Silben, die sich auf drei Wortgruppen/Zeilen von fünf, sieben, und nochmals fünf Silben aufteilen. Das Haiku ist meist offen, konkret und gegenwärtig, erzählt daher meist von einer Naturbeobachtung.
    Ein japanisches Senryū besitzt einen ähnlichen Aufbau, befasst sich jedoch anstatt mit der Natur mehr mit dem Persönlichen oder Emotionalen, die Gefühle rücken folglich mehr in den Vordergrund.
    Hymne Eine Hymne ist ein sogenanntes Preislied. In ihr können Personen, Götter, Werte etc. verherrlicht werden.
    Lied In Liedern werden Gefühle, Stimmungen und Beziehungen in den Vordergrund gestellt. Es handelt sich um eine gesungene Kurzform, die oftmals aus Strophen besteht, Reime und schlichte Sprache enthält.
    Limerick Der Limerick ist ein meist belustigendes und aus fünf Zeilen bestehendes Gedicht.
    Ode Die Ode ist ein feierliches, strophisch gegliedertes und von Würde/Ehre geprägtes Gedicht, welches jedoch meist reimlos bleibt.
    Sonett Das Sonett besteht aus 14 Versen, aus zwei Quartetten (jeweils vier Verse) und zwei Terzetten (drei Verse). Dabei wird meist im ersten Quartett eine Behauptung aufgestellt, im zweiten eine Gegenbehauptung und in den Terzetten ein Ergebnis präsentiert.


    Beispiele für diese Gedichtformen findet ihr aufgelistet im Anhang.

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    0. Vorwort und Vorgehen
    1. Der erste Blick (Titel, Thema und Gedichtform)
    2. Das Innere (Inhalt, Intention, Perspektive und Lyrisches Ich)
    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
    5. Das Äußere (Rechtschreibung, flüssiges Lesen und Gedichtform)
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    7. Anhang mit hilfreichen Links

    2. Das Innere


    Das ausschlaggebende und wohl wichtigste an einem Gedicht ist der Inhalt, das Innere des Gedichtes. Wenn ihr dies anaylisieren und interpretieren wollt, solltet ihr jedoch zudem noch das Äußere miteinbeziehen, da so meist ein größerer Zusammenhang deutlich wird und die Intention des Gedichtes möglicherweise noch unterstreicht. Dabei solltet ihr vor allem darauf achten, ob der Aufbau zum Inhalt passt oder wie genau der Inhalt dargestellt wird. Interessant wird es, wenn es inhaltliche Brüche gibt, also Dinge, die eurer Meinung nach nicht direkt in den Aufbau des Gedichtes passen. Unter einem Stilbruch versteht man die Präsenz eines Elementes, welches nicht zum Gesamtbild passt. Wenn ihr euch einen solchen Stilbruch einmal anschauen wollt, könnt ihr euch das folgende Gedicht von Heinz Erhardt ansehen, da dort im letzten Vers ein solcher Stilbruch vorhanden ist: Das Gewitter.


    Zunächst wäre es ratsam, wenn ihr euch auf den Inhalt konzentriert, da dort meist der Schlüssel einer gelungenen Analyse liegt. Sobald ihr ihn verstanden habt, kann kaum noch etwas schief gehen. Ihr könnt euch beim Lesen eines Gedichtes folgende leitende Fragen stellen:

    • Was wird in den einzelnen Strophen/Versen dargestellt? Gibt es grundlegende Unterschiede?
    • Wie wird der Inhalt dargestellt? Wurden beispielsweise rhetorische Mittel eingebaut?
    • Unterstützt das Äußere den Inhalt gelungen oder wirkt es dem Inhalt entgegen? Wenn ja, wieso glaubt ihr hat der/die Autor/in das eingebaut?
    • Wird facettenreich über ein Thema geschrieben oder eher monoton?


    Sobald ihr diese ersten Aspekte erkannt habt, dürfte es euch bereits um ein Vielfaches leichter fallen, die Intention des Autors zu durchschauen. Dennoch gibt es noch einige andere Merkmale, die dem Inneren des Gedichtes beiwohnen, die ihr bei eurem Kommentar einbeziehen könnt. Ein wichtiges Augenmerk sollte dabei nämlich beispielsweise auf der Wortwahl liegen. Diesbezüglich könnt ihr euch fragen:

    • Wie ist die Sprache im gesamten Gedicht? Eher altertümlich oder modern?
    • Passt die Wortwahl zum vorgegebenen Thema? (ein Beispiel dafür wäre blumige, detailverliebte Sprache bei einem Liebesgedicht ... )
    • Fallen einzelne Strophen/Verse aus dem Gedicht heraus? Gibt es in manchen eine prägnante, andere Wortwahl als im Gesamtwerk?
    • Setzt der/die Autor/in den Schwerpunkt auf Beschreibungen oder den Inhalt, den er/sie herüberbringen möchte?


    Nach diesen zunächst einmal leicht wirkenden Dingen kommt nun ein gedichtliches Merkmal, welches schon ein weitaus feineres Auge bedarf - aber keine Sorge, mit etwas Übung gelingt es jedem! Nämlich die im Gedicht vorhandene Perspektive. Die ist insofern wichtig, weil man auf die verschiedensten Inhalte mit unterschiedlichsten Blickwinkeln reagieren kann. Beispielsweise macht es einen großen Unterschied, ob man ein Kriegsgedicht aus der Sicht eines Soldaten oder aus der Sicht einer sittsamen Hausfrau schreibt. Also zunächst solltet ihr erkennen, aus welcher Perspektive das Gedicht geschrieben wurde:

    • Ich-Perspektive?
    • Er/Sie-Perspektive?
    • Oder hat es einen appellativen Charakter, wurde also viel mit Imperativen (bsp.: Mach die Tür zu!) gearbeitet?


    Zudem ist bei Gedichten wichtig, dass ihr das Lyrische Ich erkennt, wenn eines vorhanden ist. Dies ist ein ganz zentraler Begriff, wenn es um Gedichte geht, und bezeichnet den fiktiven Sprecher oder die Stimme des Gedichtes, meist dabei auch den Autor, es muss jedoch nicht zwangsläufig dem "Ich" des Autors entsprechen. Ihr könnt das "lyrische Ich" meistens am folgenden Faktor erkennen, beziehungsweise identifizieren:

    • Meist bringt das "lyrische Ich" gewisse Gefühle in den Gesamtkontext ein - benennt diese, dann erkennt ihr meist, wen oder was das "lyrische Ich" darstellen soll.


    Dies muss jedoch nicht zwangsläufig ein Beweis für ein "lyrisches Ich" sein, ein Hinweis darauf ist es aber allemal. Weitere Fragen bezogen auf das "lyrische Ich" können beispielsweise sein:

    • Wie schaut das "lyrische Ich" auf das Beschriebene? Von oben herab (Beispiel "Gott"), von unten herauf (Beispiel "Kleines Tier"), in die Ferne, zurück in die Vergangenheit, in die Zukunft, bezogen auf die Gegenwart ...
    • Wie sind seine Gefühle/seine Position zu Geschriebenem? Wird Letztere ersichtlich oder kann man sie nur erschließen?
    • Passt alles erarbeitete zum "lyrischen Ich" zum Aufbau des Gedichtes oder wirkt es dem entgegen?


    Wie gesagt bringen nicht alle Autoren zwangsläufig ein "lyrisches Ich" ein, wobei es jedoch meistens Gang und Gebe ist. So ist es zumindest bestimmt von Vorteil, die Merkmale dieses wichtigen, lyrischen Elementes zu kennen und sie benennen zu können.


    Als letzten Punkt des inneren Aufbaus eines Gedichtes steht weiterhin die Nachricht, die Intention des Autors. Meist möchte dieser seinen Lesern mit seinem selbstverfassten Gedicht nämlich etwas bestimmtes aussagen, seien es nun Gefühle, Erlebnisse oder Moral. Bei fortgeschrittenen Gedichtschreibern fällt das Herausfinden der Nachricht meist nicht so leicht, weil sie es dem Leser nicht bewusst, sondern unbewusst näherbringen wollen. Also ist auch hier Übung gefragt. Hierbei könnt ihr euch folgende zwei finale Fragen stellen:

    • Was möchte der Autor mit seinem Gedicht vermitteln?
    • Kommt die Nachricht bei mir an oder könnte man sie noch verstärken? Wenn ja, wie?


    Natürlich gibt es auch Gedichte, die keine bestimmte Nachricht verfolgen und sinnlos sind, sogenannte Nonsense-Gedichte. Ein populäres Beispiel hierfür ist dieses Gedicht, verfasst von einem unbekannten Autor, aber vielfach umgeschrieben, sodass es viele Ausgaben davon gibt. Aber lasst euch davon nicht abschrecken - da ihr nun hier raus die wichtigsten Punkte das Innere betreffend auf einen Blick habt, könnt ihr getrost bald loslegen mit dem Kommentieren!

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    0. Vorwort und Vorgehen
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    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
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    3. Der Aufbau


    Im Allgemeinen


    Die Äußerlichkeiten, die ein Gedicht zu bieten haben kann, sind zweifelsohne wichtig und können entscheidend zur Bedeutung und Interpretation beitragen. Aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss! Wichtig für die Interpretation formaler Aspekte sind Dinge, die der ein oder andere vielleicht schon aus der Schule kennt:

    • Notiert eure Beobachtungen! – Beschreibt zunächst, was euch auffällt. Was ist vorhanden? Wie sieht die Struktur aus, was scheint evtl. zu fehlen?
    • 'Fehler' oder Absicht'? – Normalerweise lernt man als zweiten und endgültigen Schritt die Interpretation. Es kann aber empfehlenswerter sein, erst abzuwägen, ob eine bestimmte Beobachtung auf die Absicht des Dichters zurückzuführen ist oder ob dieses Detail unbeabsichtigt entstand. Gerade bei als Fehlern empfundenen Aspekten ist das wichtig, da solche Brüche durchaus eine gewisse Funktion haben können.
    • Interpretation! – Wenn ihr die äußeren Merkmale eines Gedichtes erkannt habt, könnt ihr euch daran machen, den tieferen Sinn zu herauszudeiten. Dieser kann vom angenehmen oder zum Text passenden Klang des gewählten Versmaßes bis zur tiefen, versteckten Bedeutung einzelner Wortfetzen reichen. In diesem Schritt geht es also darum, herauszufinden, ob eine Beobachtung (ungewöhnliche Wortwahl z.B.) eine tiefere Bedeutung hat oder aus strukturellen Gründen gewählt wurde (etwa, um besser ins Versmaß zu passen, s. dazu auch Beispiele in den Unterkategorien).
    • Eigene Meinung!Wichtig ist bei allem, was man berücksichtigen kann, aber letztlich auch, wie das Gedicht auf euch wirkt und wie euer persönliches Empfinden dabei ist.

    Das alles mag zunächst sehr kompliziert wirken – entscheidend ist, dass ihr euch verschiedene Möglichkeiten bewusst macht und gegeneinander abwägt, euren eigenen Standpunkt aber auch bildet.
    Selbstverständlich dürft ihr vom vorliegenden Schema abwenden, je nachdem, was euch als Vorgehensweise am meisten liegt.


    Nach diesen allgemeinen Worten zur Struktur beginnen wir genauer mit den äußeren Merkmalen eines Gedichtes.


    Im Detail


    • Äußerer Aufbau (allgemein)


      Bevor ihr euch die äußeren Merkmale detaillierter ansieht, empfiehlt es sich, sich das grobe Äußere zu verdeutlichen. Dabei könnt ihr auf folgende Aspekte achten:

      • Erster Eindruck: Wie 'klingt' das Gedicht für euch? Welchen Eindruck hinterlässt es beim ersten Lesen?
      • Strophen: Besitzt das Gedicht Strophen (aus Versen zusammengesetzte, oft durch Leerzeilen getrennte Blöcke innerhalb des Gedichtes) oder besteht es aus einem einzigen, fortlaufenden Text? An welchen inhaltlichen Stellen befinden sich die Pausen, die durch Ende der einen und Beginn einer anderen Strophe entstehen? Wie viele Strophen gibt es?
      • Verse: Wie viele Verse (die 'Zeilen' eines Gedichtes) hat das Gedicht insgesamt? Wie viele Verse haben die einzelnen Strophen? Gibt es Unregelmäßigkeiten? Welche Verse scheinen (außerhalb der Strophen) zusammenzuhängen?
      • Ungereimtheiten: Was sticht ganz allgemein hervor? Welchen Eindruck macht das auf euch? Könnte eine Absicht dahinter stecken?


      So kann es z.B. sein, dass ein in verschiedenen Strophen wiederholter Vers einen inhaltlichen Zusammenhang verdeutlicht, der aus dem reinen Text nicht ersichtlich ist. Es kann ein inhaltlicher Bogen entstehen, der für die Interpretation eine große Bedeutung haben mag.Je nach Erfahrung/Vorliebe können sich für euch auch weitere Aspekte erschließen oder andere als nicht so wichtig erscheinen. Entscheidend ist, dass ihr generell schaut, was euch auffällt, ob das vermutlich beabsichtigt ist und welche Bedeutung das haben kann.
      Die beim ''ersten Eindruck'' festgestellten, groben Aspekte könnt ihr im weiteren Verlauf eures Kommentars (und mit Hilfe der weiteren Punkte dieses Guides) vertiefen.



    • Das Versmaß


      Das Vermaß (oder Versfuß/Metrum) kann man als den Rhythmus oder die ''Melodie'' eines Gedichtes bezeichnen. Es gehört zu den strukturellen Merkmalen poetischer Werke, muss aber nicht zwingend in jedem vorhanden sein.


      Verschiedene Versfüße
      Folgt das Gedicht einem bestimmten Rhythmus, so gibt es Möglichkeiten, diesen zu benennen. Man orientiert sich dabei daran, wie betonte und unbetonte Silben zusammenspielen. Folgende Abfolgen von Silben stehen ihren jeweiligen Bezeichnungen gegenüber (x: betonte Silbe, -: unbetonte Silbe, in anderen Leitfäden können auch andere Symbole verwendet sein):

      • Jambus: – x(Bsp.: Mewtu – Mew(-)tu(x))
      • Trochäus: x – (Bsp.: Flasche – Fla(x)sche(-))
      • Daktylus: x – – (Bsp.: Dragonir – Dra(x)go(-)nir(-))
      • Anapäst: – – x (Bsp.: Du bist toll! – Du(-) bist(-) toll(x)!)
      • Amphibrachys: – x – (Bsp.: Dratini – Dra(-)ti(x)ni(-))

      (Der letztere Versfuß ist weniger bekannt und kommt nicht allzu häufig vor.)
      Tipp: Ihr müsst euch diese Bezeichnungen nicht unbedingt merken, um sie beschreiben zu können. Einprägen könnt ihr sie euch aber relativ einfach, wenn ihr die Betonungen mit den Bezeichnungen selbst in Verbindung bringt – also Jam(-)bus(x), Tro(x)chä(-)us, Dak(x)ty(-)lus(-), A(-)na(-)päst(x) und Am(-)phy(x)bra(-)chis. Bei den Bezeichnungen, die mehr als ihre dargestellte Silbenzahl haben (Trochäus und Amphybrachis), erscheint das etwas unsauber, aber es kann sehr hilfreich sein.Anzumerken ist auch, dass ein Gedicht – wenn mit Reimschemata gearbeitet wird – in seinem Metrum nicht einheitlich sein muss. Gerade Jambus und Trochäus bzw. einzelne Betonte Silben werden gern am Anfang oder Ende eines Verses oder Abschnittes benutzt, um etwas Bestimmtes zu verdeutlichen (etwa einen inhaltlichen Bruch) oder einfach, um den Klang eines Verses anzupassen. Ob in Unregelmäßigkeiten eine Bedeutung beabsichtigt ist oder es sich um versehentliche Fehler handelt, muss bedacht und kann in eurer Interpretation abgewogen werden.Ein Versmaß kann natürlich auch fehlen (ob das einen Sinn hat oder nicht, kann vom Geschmack des Autors abhängen), ist es aber vorhanden, kann der erzeugte Klang an sich auch eine bestimmte Bedeutung haben. Die zweisilbigen Versfüße (Jambus/Trochäus) etwa eignen sich aufgrund der schnellen Folge von kurzen und langen Silben gut dazu, schnelle Bewegungen abzubilden, z.B. Laufen oder das Galoppieren eines Reittieres.



    Reimschemata


    Einleitung
    Die Reimschemata tragen zum individuellen Klang eines Gedichtes bei und können auch strukturell eine Rolle spielen. Sie bestehen aus einzelnen Reimpaaren und sind meistens am Ende eines Verses zu finden, wobei sie einen gleichen oder ähnlichen Klang aufweisen. Doch dazu später mehr - bevor wir uns in die Interpretationsmöglichkeiten und genauen Anordnungen vertiefen, wollen wir uns die verschiedenen Arten von Reimen bzw. Reimschemata genauer ansehen.


    Verschiedene Reimschemata
    Buchstaben und Farben kennzeichnen unter dem jeweiligen Unterpunkt gleiche Reime.

    • Paarreim
      (a) Ich geh' im Urwald für mich hin
      (a) Wie schön, dass ich im Urwald bin:
      (b) Man kann hier noch so lange wandern,
      (b) Ein Urbaum steht neben dem andern.
      - Heinz Erhardt


      Ein Schema, nach dem die gleich/ähnlich klingenden Reimpaare in direkt aufeinander folgenden Versen vorkommen, wie ein ''Paar'' dicht zusammen stehen.

    • Kreuzreim oder Wechselreim
      (a) Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
      (b) so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
      (a) Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
      (b) und hinter tausend Stäben keine Welt.
      - Rainer Maria Rilke


      Hier stehen die zusammengehörigen Reimwörter nicht in direkt unter einander stehenden Versen, sondern ''wechseln'' sich mit anderen ab; würde man Linien zwischen den gleichen Reimworten oder 'Reimzeilen' ziehen, so würden sich diese Verbindungslinien ''kreuzen''.

    • Umarmender Reim oder Blockreim; umfassender/umschließender/eingebetteter Reim
      (a) Ein reiner Reim ist sehr begehrt,
      (b) doch den Gedanken rein zu haben,
      (b) die edelste von allen Gaben,
      (a) das ist mir alle Reime wert.
      - Johann Wolfgang von Goethe


      Für dieses Schema gibt es verschiedene Namen, die alle das gleiche Phänomen beschreiben: Es existiert ein ''Reimblock'' (hier: b-b), der von einem anderen Reimpaar eingeklammert (bzw. ''umarmt'', ''umfasst'', ''umschlossen'', in dieses ''eingebettet'') wird.

    • Verschränkender Reim
      (a) Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen,
      (b) Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
      (c) Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen.
      (a) Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen!
      (b) Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
      (c) Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten
      - Karoline von Günderodde


      Eine dem Kreuzreim sehr ähnliche Form, bei der verschiedene Reimpaare versetzt erscheinen und somit eine sich ''verschränkende'' Struktur entsteht (stellt euch z.B. vor, ihr hättet die verschiedenen Buchstaben auf euren Fingern stehen, wenn ihr diese ineinander ''verschränkt'', um euch das noch deutlicher zu machen).

    • Haufenreim
      (a) Ich liebe das Leben,
      (a) soll's stürmen und beben,
      (a) ein jeder soll streben
      (a) dies Gefühl zu geben!
      - Sheogorath (Bisaboard)


      Eine ''Anhäufung'' aufeinander folgender Verse mit gleichem Reimklang.

    Es sind natürlich auch immer unterschiedlichste Verknüpfungen zwischen den oben genannten Arten möglich.
    Hier – wie im Minigedicht über diesem Abschnitt erwähnt und an für andere Aspekte schon gesagt – gilt natürlich auch: Reime/Reimschemata können in einem Gedicht vorkommen (in vielen tun sie das auch), aber gerade in modernen Gedichten kommt es oft vor, dass solche Merkmale komplett fehlen. Auch das kann ein möglicher Punkt für eure Interpretation sein.


    Mögliche Vorgehensweise
    Wenn ihr an die Reimstruktur eines Gedichtes herangeht, könnt ihr euch an folgenden Fragen orientieren:

    • Sind Reime/Reimschemata vorhanden? – Die wichtige erste Beobachtung.
      Gibt es gleich oder ähnlich klingende Wörter, z.B. am Versende, -anfang oder an anderen Stellen? Wenn nicht, welchen Grund könnte das haben? Beeinflusst das das Gedicht und wenn ja, wie?
    • Liegen 'reine' oder 'unreine' Reime vor? – Normalerweise sind Reimpaare so gewählt, dass ein Teil des Wortes exakt gleich ist, z.B. Saft-Kraft; es sind aber auch Kombinationen möglich, die nur ähnlich klingen, z.B. Leinen-Leimen.
      Haben die Reimpaare gleiche Wortteile oder sind manche leicht verschieden? Welche Gründe kann das haben?
    • Welche Struktur liegt vor? – Versuche, die Reimschemata (s.ob.) auszumachen. Markiert euch dabei alle gleichen/ähnlichen Reime in der gleichen Farbe oder benutzt verschiedene Buchstaben/Zeichen. Tipp: Es ist empfehlenswert, tatsächlich für jedes Reimpaar unterschiedliche Kennzeichen zu wählen. Habt ihr z.B. einen Paarreim ''meinen-scheinen'' identifiziert, später im Gedicht trefft ihr aber noch auf ein ''kleinen'', so benutzt für alle drei Reimteilchen die gleiche Markierung (Farbe/Buchstabe o.Ä.); verwendet also nicht die gleichen Zeichen für verschiedene Reime! Dadurch werden auch größere Strukturen deutlich.
      Wo tauchen gleich oder ähnlich klingende Worte auf? Sind sie nur am Versende (klassisch) oder auch an anderen Stellen zu finden? Welche Reimschemata werden verwendet? Gibt es größere Reimzusammenhänge (z.B. der gleiche Reim am Anfang/Ende eines Gedichtes)?
    • Wo sind (scheinbare) Brüche vorhanden? - Achtet auch darauf, ob es Aspekte gibt, die nicht zum Rest des Gedichtes zu passen scheinen bzw. mit der Struktur 'brechen'.
      Gibt es irgendwo keinen Reim, wo einer erwartet wird? Sind ''unreine Reime'' vorhanden? Welche Wirkung hat das auch euch und welche Bedeutung kann das haben?
    • Was fällt noch auf?Findet ihr Reime an scheinbar ungewöhnlichen Positionen? Wie spielen sie mit dem Versmaß zusammen bzw., werden betonte oder unbetonte Silben benutzt? Gibt es Zusammenhänge in der Silbenzahl der Reimwörter? Wie sieht die Wortwahl generell aus und in welchem Zusammenhang könnte sie stehen?

    Wichtig ist auch hier, dass eine Mischung aus eigener Wahrnehmung (Wie wirkt die gemachte Beobachtung auf euch?) und Intention (Was könnte die eigentlich Absicht des Autors gewesen sein?) in eure Interpretation mit einfließt. Dabei müsst ihr selbstverständlich nicht unbedingt alle oben genannten Punkte wiederfinden oder nach ihnen suchen – fangt am Besten damit an, zu notieren, was euch auffällt, und interpretiert das dann!

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    4. Stilmittel


    In Gedichten kommen häufig themenunterstützende Wörter oder Sätze vor, auch rhetorische Mittel genannt. In diesem Abschnitt sind ein paar dieser Mittel aufgelistet, um euch einen guten Überblick zu verschaffen, wenn ihr euch an ein Gedicht heranwagen wollt. Zu beachten dabei ist allerdings, dass nicht alle Autoren von Gedichten bewusst stilistische Mittel einbauen - manchmal tun sie das auch unabsichtlich. Das müsst ihr beachten, aber es kann gewiss nicht schaden, die Mittel zu benennen, die ihr findet. So gebt ihr dem Autor noch ein besseres Feedback. Hier zähle ich nun die wichtigsten rhetorischen Mittel auf, bei Weitem nicht alle, aber die, die am häufigsten angewandt werden. In der ersten Spalte steht der Name, in der zweiten eine kurze Beschreibung des Mittels und in der dritten ein kurzes Beispiel aus etwaigen Gedichten, damit ihr euch etwas darunter vorstellen könnt.


    Rhetorisches Mittel Erklärung Beispiel
    Allegorie abstrakte Begriffe werden sinnbildlich, meist durch Metaphern dargestellt. "Gott Amor" für "Liebe", "Taube" für "Frieden"
    Alliteration Wiederholung des Anfangslauts benachbarter Wörter "Ein Vers [...] / Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht" (Bezug)
    Anapher Wiederholung eines oder mehrerer Wörter an Satz - oder Versanfängen Von Grillen rings umschwirrt [...] / Von Himmelbläue wundersam umwoben (Bezug)
    Antithese Entgegenstellung von Gedanken oder Begriffen Was dieser heute baut / reißt jener morgen ein (Bezug)
    Climax Steigerung, meist dreistufig "Ich kam, ich sah, ich siegte."
    Ellipse unvollständiger Satz, meist werden unwichtige Satzteile ausgelassen "Dann ein Ruck, Knochen, Steine."
    Euphemismus Beschönigung eines Sachverhaltes "Einschläferung" für "Töten", "Mann von Welt" für "alter Mann"
    Hyperbel starke Übertreibung "Ein Meer von Tränen"
    Metapher ähnlich wie Vergleich, jedoch ohne Verbindungswort (wie, so als ...) "Jemandem das Herz brechen" = jemanden sein Lebensglück zerstören (Bezug)
    Oxymoron Verbindung zweier Vorstellungen oder Wörter, die sich eigentlich ausschließen "Und strömt und ruht (Bezug)
    Parallelismus zwei aufeinander folgende, gleiche Satzarten oder Satzteile "Ich bin entdeckt, ich bin durchschaut" (Bezug)
    Personifikation Vermenschlichung eigentlich nicht menschlicher Wörter, zum Beispiel Gefühle "Die Sonne strahlt", "Der schlaue Fuchs"
    Rethorische Frage scheinbare Frage, bei der jedoch jeder die Antwort kennt "Wer ist schon perfekt?", "Bist du dumm?"
    Symbol Sinnbild, das auf etwas Allgemeines verweist "Taube" als Symbol für Frieden, "Ring" als Symbol für Ewigkeit
    Vergleich ähnlich wie Metapher, Verknüpfung zweier Bereiche mit einem Vergleichswort (zB. wie, gleich, als ...) und bildlicher ..."und redet wie im Traume" (Bezug)


    Ich hoffe, dies konnte euch einen guten ersten Eindruck über rhetorische Mittel geben. Wie gesagt sind diese nur die wichtigsten und es kann immer unbeabsichtigt sein, wenn ihr welche ausfindig macht. Jedoch unterstreichen sie bei Gedichten meist die Intention. Viel Glück und Spaß also bei der Suche nach rhetorischen Mitteln!

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    7. Anhang mit hilfreichen Links

    5. Das Äußere


    Obgleich das Interpretieren und Kommentieren von Gedichten viel mit dem Inhalt und dem genauen Blick auf das Innere (verlinken) zusammen hängt, gibt es auch noch einen weiteren Aspekt, der zunächst nicht übermäßig wichtig erscheint. Bei diesem Aspekt handelt es sich um all das, was man sozusagen auf den groben ersten Bilck erkennen kann, ohne genauer auf den Inhalt einzugehen. Das Äußere ist ein Aspekt, der eine große Rolle in Gedichten spielen kann, wenn er auch nicht muss. Darunter versteht man, wie bereits erwähnt, all das, wozu keine herausragenden Analysefähigkeiten benötigt werden, so kann es reichen, das Gedicht zu überfliegen, um Auffälligkeiten ausfindig zu machen.


    Das Äußere muss nicht immer einen wesentlichen Einfluss auf das Gedicht an sich haben, es kann aber sein, dass der Autor absichtlich etwaige Brüche eingebunden hat, was ihr dann bei eurem Kommentar berücksichtigen solltet!


    • Das erste wichtige beim Äußeren ist die Rechtschreibung. Auch wenn dieser Aspekt zunächst einmal nichtig erscheint, kann er die Intentionen in einem Gedicht, so grotesk es auch klingen mag, unterstreichen. Denn nicht immer sind es Rechtschreibfehler, selbst, wenn ihr sie als solche erachtet. Beispielsweise kann es vorkommen, dass die Groß - und Kleinschreibung kaum Beachtung findet und dies eine Bedeutung hat. Es können aber auch wirkliche Rechtschreibfehler vorliegen, am besten ist, ihr sprecht den Autor einfach auf diese, wenn vorhanden, an. Beispiele für solche Fehler können falsche Kommasetzung sein, also achtet darauf, ob die Kommas mal richtig (wie's richtig geht, erfahrt ihr hier) und dann wieder falsch gesetzt sind, und benennt das. Auch auf allgemeine Rechtschreibfehler solltet ihr achten - wenn ihr auf dieser Ebene nicht so sicher seid, hier und auch hier findet ihr die häufigsten Rechtschreibfehler in der deutschen Rechtschreibung. Also, es kann sein, dass der Autor mit Rechtschreibfehlern eine bestimmte Absicht verfolgt, aber es ist kein Muss. Sprecht es einfach an, dann seid ihr auf der sicheren Seite!
    • Weiterhin ist es wichtig für ein Gedicht, dass ihr es flüssig lesen könnt. Das heißt, dass ihr es ohne Verständnisschwierigkeiten nachvollziehen könnt und das Lesen euch optisch leicht fällt. Diesbezüglich sollten also keine schwerwiegenden Brüche vorhanden sein, die das Gedicht beim Lesen irgendwie schwierig machen. Es kann jedoch auch durchaus vorkommen, dass euch ein Gedicht abgehackt erscheint und nicht so flüssig zu lesen ist, was dann auch nicht falsch ist. Hierbei kommt es eben auch auf das jeweilige Gedicht an.
      Ich denke, ich brauche gar nicht mehr sagen, denn hier habt ihr ein Gedicht, welches sich flüssig lesen lässt, und hier das Gegenteil, ein Gedicht, welches nicht dem typischen Schema entspricht. Ihr seht also, dass auch so etwas vorkommen kann, ihr solltet also auch dies unbedingt benennen und versuchen, eine mögliche Intention darin zu erkennen.
      Als mögliche Anhaltspunkte könnt ihr Wortwiederholungen, viele Auslassungspunkte, (unpassend) gesetzte Fragezeichen und Punkte nehmen. Es gibt jedoch noch mehr Beispiele, abhängig vom jeweiligen Gedicht.
    • Als letzten Punkt solltet ihr noch einmal einen Blick auf die jeweilige Gedichtform legen. Das heißt, wenn es sich um ein Haiku handelt, sind entsprechend 5/7/5 Silben in den Strophen vorhanden? Das ist ein typisches Beispiel, also, wenn der Autor ein Haiku verfasst hat, das Schema aber gar nicht passt (beispielsweise 8/4/10 Silben), solltet ihr ihn auch dahingehend korrigieren, beziehungsweise den Bruch benennen. Weitere Gedichtformen, die euch hier helfen können, findet ihr hier (*'Der erste Blick' verlinken*). Geht also auch auf die Gedichtformen ein, weil in ihnen auch eine Nachricht vom Autor auf euch warten könnte.


    Ich möchte nochmal betonen, dass etwaige Brüche oder augenscheinliche Rechtschreibfehler nicht immer etwas bedeuten müssen, es aber durchaus können. Das hängt dann zumeist vom Gesamtkontext des Gedichtes ab.

  • Navigation
    0. Vorwort und Vorgehen
    1. Der erste Blick (Titel, Thema und Gedichtform)
    2. Das Innere (Inhalt, Intention, Perspektive und Lyrisches Ich)
    3. Der Aufbau (Struktur, Strophen, Versmaß und Reimschemata)
    4. Stilmittel
    5. Das Äußere (Rechtschreibung, flüssiges Lesen und Gedichtform)
    6. Check-Liste
    7. Anhang mit hilfreichen Links



    6. Check-Liste


    Sofern euch der Inhalt dieses Guides vertraut ist und ihr bereits Gedichte in der Vergangenheit kommentiert habt, bietet es sich an, bei weiteren Kommentaren die folgende Liste als Orientierung zu verwenden, um das Vergessen bestimmter Punkte zu vermeiden:


    Inhaltliche Fragen

    • Passt der Titel (falls vorhanden) zum Gedicht? Trifft der Titel den Kern des Gedichtes?
    • Wird das Thema klar? Gibt es Fragen oder Unklarheiten dazu?
    • Kommt die Nachricht (Intention) bei mir an oder gibt es Möglichkeiten, diese zu verstärken?
    • Gibt es inhaltliche Brüche? Passen sie an der jeweiligen Stelle?


    Äußerliche/formelle Fragen

    • Passen Sprache und Wortwahl zum gewählten Thema?
    • Unterstützen die verwendeten Stilmittel die Intention und den gesamten Inhalt?
    • Erscheinen Reimschema und Versmaß (falls vorhanden) sinnvoll verwendet? Unterstützen sie das Thema, den Inhalt und die Intention?
    • Sind die formalen Aspekte der Gedichtform eingehalten worden?
    • Sind Rechtschreibfehler vorhanden? Sind diese vielleicht bewusst gewählt, um einen Aspekt zu untermalen?
    • Ist das Gedicht flüssig zu lesen?


    Natürlich solltet ihr euch dabei stets die Frage stellen, ob der Autor mit Brüchen oder einer Missachtung von formellen Punkten bewusst umgeht, um einen Aspekt seines Gedichtes hervorzuheben. Deshalb äußert ruhig Vermutungen und eure eigene Meinung, denn ein Gedicht kann auf verschiedene Weise interpretiert werden!

  • Big Time Uff

    Hat das Thema aus dem Forum Diskussionen nach Archiv verschoben.
  • Flocon

    Hat das Label Guide hinzugefügt.