Gleichgewicht-1
Ich lag in den Armen der Drohne als ich aufwachte. Sie brachte mich zum Pool. Ich wurde unsanft in das Becken, der heilenden Flüssigkeit geworfen. Als die zähe Flüssigkeit sich um meine Wunden schloss, verzehnfachten sich die Schmerzen. Mein Kopf war unter der Oberfläche und ich atmete das Zeug ein. Binnen Sekunden war ich weggetreten.
Erneut wachte ich unter Schmerzen auf, doch dieses Mal in meinem Bett. Verbände schmückten meine Haut. Das Aufstehen war eine Qual für sich. Mein abgetrenntes Bein wurde, wie mein Arm durch eine bleiche Kopie ersetzt und ich hatte kein Gefühl darin. Ich musste an Alice letzte Worte denken. Die zehn Antiken. Ember. Nova Ember? Werde ich in Zukunft jetzt immer so angesprochen? Und warum war mein Körper wieder klein? Ich dachte mit dem Stern würde mir das nicht mehr passieren. Der Stern! Ich griff mir an die Brust. Kein Stern. Er war nicht zu spüren. Doch ich spürte etwas anderes. Meine Brüste waren wieder da. Nicht sonderlich groß aber sie hatten etwas Öl angestaut. Ich hatte ein Déjà-vu. Ich hatte dasselbe Gefühl, wie nach dem Kampf gegen Kaltblut. Mein Körper war ein zerlöchertes Wrack. Unter den Verbänden waren hunderte kleine Narben, die ich nach und nach entdeckte. Sie waren überall, sogar an Stellen, an denen ich nicht einmal gemerkt hatte, dass mich eine Scherbe getroffen hatte. Nach circa zwei Tagen, an denen ich nicht mein Zimmer verlassen hatte, kam Kaltblut auf einen kleinen Besuch vorbei. Wir haben nur kurz geredet und er hat mir erzählt, dass Toni auch einen Kampf gehabt hat und er seit dem nichts mehr von ihm gehört hatte. Ich machte mir Sorgen und schickte Kaltblut schlussendlich los, um mir etwas zu essen zu besorgen. Meine Laune war im Keller. Die nächsten Tage verbrachte ich auch in meinem Zimmer und übte mit meinem Fuß zu gehen. Es fühlte sich so an wie ein Holzbein, oder ebenso wie ich mir das vorstellte. Ab der Narbe knapp unter meinem Knie war meine Haut wieder bleich. Ich sah auf meinen rechten Arm, den ich noch nicht allzu lange hatte. Ich nahm die Bandagen ab, mein Arm war in Narben gekleidet. Alle paar Zentimeter waren Finger-große Narben und dass, bei meiner momentanen Größe. Ich verglich den Arm und mein neues Bein. Auf dem Bein waren keine Narben, aber sonst konnte ich nicht sagen, ob er sich von meinem alten Fuß unterscheiden würde.
Als es mir etwas besser ging und Bee einen Kampf in der Lobby ankündigte, überwand ich mich dann doch nach draußen zu gehen. Die Lobby war ungewohnt leer. Es waren keine fünf Leute zu sehen, obwohl ein Kampf bevorsteht. Auch die vielen Sitzplätze waren verschwunden. „Bee, warum ist hier heute nur so wenig los?“ fragte ich Bee. „Es liegen keine Daten vor, dass hier mehr los sein sollte.“ antwortete er. „Aber letztens war hier doch noch die Hölle los.“ sagte ich. „Nah sieh mal einer an, wen es in den Elite-Rang verschlagen hat.“ hörte eine schrille Stimme, bevor Bee antworten konnte.
Eine nicht zu identifizierende Gestalt stand neben den Bänken, auf die ich zuging. Er oder sie betrachtete mich mit einem scharfen Blick. Die Haare der Person waren bunt und jede Strähne hatte eine andere Farbe. Seine oder ihre Haut war überzogen mit Tattoos. Der Anzug war ein halbes Kleid und ein Mantel, darunter eine Bluse mit tiefem Ausschnitt. Ich konnte nicht wirklich feststellen ob es nun ein Mann oder eine Frau war. Sie hatte weibliche Gesichtszüge, doch auch einen leichten Bartansatz. „Mein Kind, du wirkst verwirrt und siehst aus, als ob du Hilfe gebrauchen könntest.“ fragte mich die Person hilfsbereit. Ich hatte mal wieder keinen blassen Dunst was ich sagen sollte. „Ich schlage vor wir setzten uns erst nieder und ich schenke uns etwas Tee ein.“ bekam ich als Antwort auf mein Schweigen. „Ah! Wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“ sprach die Person weiter und machte einen Knicks vor mir.
„Man nennt mich Mimikry. Ich bin der Spiegel und der Schlüssel. Sei gegrüßt Nova Ember. Darf ich dir nun eine Tasse Tee anbieten?“ wurde ich gefragt und Mimikry zog aus dem nichts zwei Teetassen und eine dampfende Teekanne her. Ich konnte noch immer nicht sagen was Mimikry nun war, also nahm ich erst den Tee an und setzte mich hin. „Ähh… ähh. Danke…“ stammelte ich und nahm einen Schluck. „Nur nicht so schüchtern. Ich beiße schon nicht. Solange wir hier sind, hast du nichts von mir zu befürchten.“ sagte Mimikry und lächelte als er sah, dass mir sein Tee schmeckte.
„Willkommen! Was für eine Woche! Aber ihr Ende ist schon fast in Sicht. Heute haben wir einen seltenen Gast. Er lässt sich nur wenig blicken. Er ist ein Meister der Knoten und seine Bindetechniken sind unvergleichlich. Begrüßt nun mit mir String!“ rief der Sprecher. „Oh! Den kenne ich auch noch nicht.“ sagte Mimikry und verschränkte die Beine. „Ich habe übrigens deinen letzten Kampf gesehen. Beeindruckend was so alles in dir steckt. Nova, ich habe das zwar nur so halb mitbekommen, aber was genau läuft zwischen dir und dem Schlächter, verzeih, ich meine dem Namenlosen?“ fragte er mich. „Was soll da laufen?“ fragte ich unsicher. „Neija. Ich glaube jeder hier weiß es schon, dass es zwischen dir und ihm eine gewisse Verbindung gibt…“ versuchte Mimikry mir zu erklären. „Ich… ähm. Also. Er beschützt mich… Irgendwie.“ sage ich. „Verstehe.“ sagte er und blickte mich nachdenklich an. „Entschuldige mich, wenn ich dir zu neugierig war. Ich versuche nur alles um mich herum zu verstehen und das mit euch zwei geht mir einfach nicht in den Kopf.“ erklärte Mimikry. „Ist schon ok.“ sagte ich und merkte, dass ich die zweite Ankündigung verpasst hatte.
Der Kampf ging direkt los und man sah einen etwas älteren Mann. Es war ungewöhnlich, hier ältere Personen zu treffen, da sie ja alle früh hergebracht worden sind und nur älter werden, wenn sie überleben. Der Mann hatte einen interessanten Anzug an. Ähnlich wie Loop, trug auch er ein Hemd und eine passende Hose dazu. Er hatte ein Paar schwarze Lackschuhe an und ein Gellet über seinem Hemd. Seine leicht gräulichen braunen Haare waren nach hinten gekämmt und er hatte einen beachtlichen Schnauzer. Der Mann stand aufrecht und sehr zuversichtlich da und wartete scheinbar auf seinen Gegner.
Ein Phantom war nun im Bild zu sehen. Es hatte eine Kapuze auf, aus der lange blonde Haare hingen, doch sein Gesicht lag im Schatten. Ein langer Umhang verhüllte die Figur der Gestalt und nur zwei kleine Füße schauten unter dem Umhang hervor. „Sie sehen nicht danach aus, als ob Sie auf den Nahkampf spezialisiert wären.“ sagte der Mann mit einer Stimme die zu seinem Alter passte. Das Phantom nahm die Kapuze ab und ihre langen, leicht gewellten blonden Haare fielen über ihre Schulter. Es war eine junge Frau. Ihre Augen leuchteten gelb und sie trug Leggins. Der Rest ihres Körpers war bedeckt mit dunkelblauen, zufällig angeordneten Zeichen, Zahlen und Nummern. „Ich glaube, Sie sollten hier mit allem rechnen. Herr String.“ sagte sie und sprach dabei mit zwei Stimmen gleichzeitig. „Oh. Aber denken Sie bloß nicht, dass ich sie mit Samthandschuhen behandeln werde. Frau Lullaby. “ sagte String und hob seine Hand in die Luft und fing an zu schnipsen.
Lullaby machte sich bereit und erwartete einen Angriff. Doch es passierte nichts. Als String aufhöre in alle Richtungen der möblierten Arena zu schnipsen, stellte er sich wieder hin, so wie er Anfangs gestanden ist. Lullaby sah etwas verunsichert aus, blieb aber ruhig. Sie hob nun auch ihre Hand, aber bei ihr geschah etwas. Einer der alten Stühle, die in der Arena herum standen, hob plötzlich vom Boden ab und fing an rot zu glühen. Sie machte eine ruckartige Bewegung mit ihrer Hand und der Stuhl machte sich, mit rasender Geschwindigkeit auf, in Richtung String.
String zuckte nicht einmal mit der Wimper, als der Stuhl keine zwei Meter vor ihm zweigeteilt wurde und die beiden Hälften haarscharf an ihm vorbeisegelten. „Hmm.“ kam von Lullaby. „Und jetzt?“ fragte String höhnisch. Ohne auch nur eine Sekunde verstreichen zu lassen, startete Lullaby ihren nächsten Zug. Sie erhob sich in die Luft und ihre Ziffern leuchteten hellblau auf. Sie breitete ihre Hände aus und klatschte sie fest zusammen. Eine Schockwelle fegte durch den Raum und warf einige der Möbel um. Plötzlich hörte man Drähte schwingen. Der ganze Raum zitterte und machte diese Geräusche. Man konnte ganz leicht erkennen, wie überall im Raum gespannte, hauchdünne Fäden hin und her wackelten. „Hmm.“ gab String nun von sich. „Netter Trick.“ sagte Lullaby und griff nach einem der Fäden der vor ihr hing. String grinste kurz als ihre Finger den Fanden umschlossen. Er machte eine schnelle Bewegung und es sah so aus als würde er an einem der Fäden ziehen.
Lullaby schrie auf. Ihre Finger flogen durch die Luft und ihr Blut spritzte auf den Teppichboden. Von dem unscheinbaren Faden tropfte Lullabys Blut. „Meine Finger!“ rief sie und hielt sich ihre Hand. String hatte drei ihrer Finger mit seinen Schnüren abgeschnitten. „Haha. Ich hätte nicht erwartet, dass Sie so leichtgläubig wären.“ sagte String und freute sich über sein Werk. Lullaby setzte wieder ihre Kapuze auf und erhob sich erneut in die Luft. Mit nur einer Hand beschwörte sie einen Sturm aus Möbeln. Als die Tische und Bänke mit den Fäden in Berührung kamen, waren es nicht die Fäden, die nachgaben. Die Möbel lösten sich langsam, nach und nach auf und es blieben nur noch Splitter, kleine Stangen und Fetzen die durch den Raum wirbelten. Als Lullaby merkte, dass sie nicht die Fäden, sondern deren Schöpfer bekämpfen sollte, lenkte sie all diesen Schrott auf String. String blieb allerdings dieses Mal nicht stehen. Er rannte schneller und wendiger als erwartet weg vor dem Sturm der ihn verfolgte. Ein paar der Fetzen flogen ihm schon um die Ohren und nun, wie die Stangen folgen, machte er eine Wendung und rannte plötzlich mitten in der Luft hinauf. Bei genauerer Beobachtung, konnte man erkennen, dass er auf seinen eigenen Fäden wanderte. Er fuchtelte wild mit seinen Händen vor sich herum und man konnte die Drähte auf den Boden peitschen hören.
Plötzlich schrie Lullaby erneut auf und ein Teil des Wirbels, der String verfolgte stürzte auf den Boden. Lullaby hatte einen tiefen Schnitt auf ihrer Schulter, an der Seite wo sie mit ihrem Arm den Sturm lenkte. Ich konnte erkennen wie sich ihre Haarspitzen schwarz gefärbt hatten und schlaff hinunter hingen. Sie nahm nun ihren blutenden, zweiten Arm zur Hilfe und die Wolke, aus zerstückelten Möbeln erhob sich in ihrer vollen Pracht. String bahnte sich einen Weg durch seine eigenen Fäden und flüchtete von dem Sturm, der ihn gnadenlos verfolgte. Die Haare von Lullaby wurden schwärzer und schwärzer je länger der Kampf sich in die Länge zog. String war am keuchen und musste sich schnell etwas überlegen, wenn er nicht von den Massen erschlagen und begraben werden wollte. Man sah ihn schnipsen und fuchteln und die Schnüre peitschten auf die Wolke ein, doch Lullaby gab nicht nach. Als auch er begriffen hatte, dass nicht der Sturm sein Ziel war sondern Lullaby, war es für ihn zu spät. Die gewaltige Welle aus Bruchstücken erwischte ihn. Man konnte ihn nur noch aufscheinen hören. String war unter dem Berg begraben und Lullaby stürzte auf den Boden. Ihre Haare waren nun fast bis zum Ansatz schwarz und glatt. Sie hatte mehrere tief aufgerissene Wunden auf ihrem Oberkörper. String dürfte sie doch einige Male erwischt haben. Sie saß schwer atmend auf dem blutgetränkten Teppichboden und sah erleichtert aus. Aber es schien noch nicht das Ende zu sein.
Der Berg, unter dem String begraben war fing an, sich zu bewegen. Er stürzte in sich zusammen. Ein kleiner Kokon aus tausenden dünnen Fäden kam zum Vorschein. Als String völlig unversehrt aus dem Kokon stieg machte sich Panik ein Lullabys Gesicht breit.
„Planung ist alles, meine Liebe.“ sagte String zu der am Boden kauernden Lullaby und schnipste in ihre Richtung. Lullaby wurde an ihren Armen in die Luft gehoben und hing nun, von kaum sichtbaren Fäden gefesselt in der Luft. „Ich muss sagen, ich bin erstaunt. Dass es hier solche starken Fähigkeiten gibt.“ sagte String und hielt anscheinend einen seiner Fäden in der Hand. Plötzlich leuchtete Lullaby wieder hellblau auf. Ihre Haare färbten sich bis auf die Wurzeln sofort schwarz. Alle Fäden im Raum fingen an rot zu glühen.
Die Fäden um Lullaby lösten sich und sie schwebte nun frei und ungefesselt in der Luft. Als sich langsam alle nun sichtbaren Drähte zum Bewegen anfingen, erkannte String in welcher misslicher Lage er sich befand. Er schnipste einige Male doch jeder neue Faden den er erzeugte, fiel erneut sofort unter den Bann. Immer mehr und mehr der rot glühenden Fäden sammelten sich um String und jetzt sah es wirklich hoffnungslos aus. „Gut gespielt. Frau Lullaby.“ sagte er und machte eine kleine Verbeugung als er seinem Ende entgegensah. „Wir sehen uns auf der anderen Seite, alter Mann.“ sagte Lullaby zuletzt und überkreuzte ihre Arme. Alle Drähte schlossen sich um String. Ein raues Quietschen war zu hören als hunderte der Fäden sich kreuzten.
„Das ist eine wirklich interessante Fähigkeit.“ sagte Mimikry als der Sprecher zu reden begann und man nun die kraftlose Lullaby auf dem Boden liegen sah. „Neija. Ich werde wieder gehen.“ sagte Mimikry und streckte sich. „War nett, dich ich Person kennen zu lernen. Ich wette wir werden uns noch öfter in der 20er Lobby treffen.“ sagte er und begab sich mit langen graziösen Schritten aus der Lobby. Rang 20 Lobby? „Bee? Hast du mir etwa was verschwiegen?“ fragte ich Bee. „Nein.“ antwortete er kurz in meinem Kopf. „Warum bin ich dann in der Rang 20 Lobby?“ fragte ich weiter. „Weil du durch deinen letzten Kampf auf Rang 23 aufgestiegen bist.“ meinte er belanglos. „Warum sagst du mir das denn nicht?!“ fragte ich genervt weiter. „Du hast erst jetzt diese Frage gestellt.“ antwortete Bee. „Aber die letzten Male hast du es mir immer gesagt.“ beschwerte ich mich. „Ich wurde nicht darauf programmiert, dir jede Kleinigkeit hinterher zu tragen. Wenn dir das Wissen fehl, musst du mich fragen.“ sage Bee. „Oh! Das…hmpf!“ sage ich sauer. Ich stampfte verärgert wieder zu meinem Zimmer. Als ich um die Ecke in den Gang bog, krachte ich fast mit einer Person zusammen.
Die helle Gestallt wich elegant zur Seite, obwohl sie mich nicht hätte kommen sehen dürfen. Sie hatte schulterlange, blonde und glatte Haare. Sie trug ein echtes weißes, fein verarbeitetes und kostbar aussehendes Kleid. „Vorsicht, mein Kind.“ sagte sie mit einer ruhigen Stimme als ich sie verdutzt anstarrte. „Oh du meine Güte! Du siehst ja furchtbar aus!“ sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. Ich sah an mir herab. Sie hatte Recht. Meine Shorts waren zerrissen, der Ärmel meines Pullis fehlte, da ihn Doll verschluckt hatte und die Löcher die er hatte, konnte man nicht einmal mehr zählen. „Wir sind uns schon begegnet. Nicht wahr?“ sagte die schöne Frau. Ich durchforstete meine Erinnerungen, doch sie konnte ich in ihnen nicht finden. „Ah. Tut mir leid. Ich kann mich nicht an Sie erinnern.“ sagte ich möglichst höflich. „Hmm. Das ist seltsam. Macht ja nichts. Ich bin Destiny.“ sagte sie und streckte ihren langen zierlichen Arm aus. Ich schüttelte ihre Hand, sie war schön weich im Gegensatz zu meinen vernarbten Klauen. „Hmm. Mir fällt dein Name aber gerade auch nicht ein.“ sagte sie und lächelte mich entschuldigend an. „Ich heiße Nova.“ sagte ich und sie zuckte kurz mit ihrer Braue aber sagte nichts weiter. „Du siehst fast so aus als ob du eine kleine Erholung gebrauchen könntest.“ versuchte sie mir schonend beizubringen. „Warum begleitest du mich nicht in das Erholungszentrum und wir zwei machen es uns dort gemütlich.“ sagte sie plötzlich und ich sah sie leicht misstrauisch an. „Komm schon. Das wird lustig!“ grinste sie und nahm mich an der Hand.
Sie schleifte mich mit ihr mit, durch mindestens 20 Stationen im Wellnescenet. Als sie endlich zur Ruhe kam sagte ich ihr, dass ich jetzt noch unbedingt ein Sandbad brauchte. Sie willigte ein und leistete mir auch hier Gesellschaft. Nun saßen wir zwei in dieser kleinen Wanne, bis zum Hals bedeckt mit heißem Sand. „Huh. Das ist ja schlimmer als in einer Sauna.“ sagte sie nach ein paar Minuten. „Wie lange dauert das hier, hast du gesagt?“ fragte sie. „Normal zwei bis drei Stunden, aber du kannst auch schon vorher hinaus.“ sagte ich. „Phu. Ah. Nein, ich halte das schon aus.“ sagte sie und legte ihren Kopf nach hinten auf den Rand der Wanne. „Ich wusste, dass das eine schlechte Entscheidung war.“ murmelte sie zu sich selbst. Keine fünf Minuten später war sie eingeschlafen. Durch ihre Lage entkam ihr hin und wieder ein kleines niedliches Schnarchen und ich musste immer wieder grinsen.
Die erholsame Stille und der heiße Sand wirkten erneut Wunder. Ich fühlte mich schon im Sand fantastisch. Zwei volle Stunden waren bereits vergangen und Destiny war noch immer fest am Schlafen. Plötzlich hörte ich wie sich die Türe öffnete, die wieder nicht in meinem Blickfeld war. Ich hörte wieder ein paar tapsige Schritte die hinter mir vorbeizogen. Moon spazierte an mir und Destiny vorbei wie ein Untoter. „Hey Moon. Pssst. Ich bins!“ flüsterte ich ihr zu, doch sie reagierte überhaupt nicht. Als sie den Massagetisch, auf dem sie letztes Mal auch schon lag erreicht hatte, ließ sie ihren goldenen Stab aus ihrer Hand auf den Boden fallen. Als er auf den Boden aufschlug machte es einen lauten Wirbel und Destiny schreckte hoch. „Chnrr. Nha. Was? Ich bin wach, ich bin wach.“ als sie mich sah ließ sie ihren Kopf wieder leicht nach hinten sinken. „Uhhh. Worauf habe ich mich da eingelassen. Ich verdampfe hier noch.“ jammerte sie. „Haha. Du bist knall rot im Gesicht.“ lachte ich sie aus. Als sie es merkte und sich nicht das Gesicht verdecken konnte weil ihre Hände im Sand steckten, musste sie auch zum Kichern anfangen. Eine Drohne kam in den Raum und steckte, wie auch letztes Mal, Moon viele Akupunkturnadeln in den Rücken. Destiny konnte es nicht sehe, da Moon hinter ihr lag und nur in meinem Sichtfeld war. Als wir wieder aus dem Sandbad herauskamen, kribbelte mein ganzer Körper. „Du siehst schon viel besser aus. Erstaunlich wie schnell das bei dir wirkt.“ sagte Destiny als wir uns wieder anzogen. Ich hatte mir auch zuvor einen neuen Anzug gegönnt, sein Aussehen war gleich, doch er war ohne Löcher. Als ich beim Anziehen seit langem wieder mein Spiegelbild sehen konnte, war ich positiv überrascht. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Die Narben, die ich überall noch von Alice hatte, waren nur noch als winzige Striche zu erkennen, mein Bein passte farblich auch wieder zu meinem Körper und auch dort, die Narbe wurde weg retuschiert. Meine Haare sahen etwas gespenstisch aus. Es waren viele ungleichlange Strähnen, die die Scherben von Alice geschaffen hatten. Ich hatte meiner Ansicht nach, nun den Körper einer Zwölfjährigen. Destiny merkte, dass ich meine kaputten Haare betrauerte. „Am besten wäre es wenn du sie dir etwas kürzen lässt. Ich glaube das würde dir gar nicht so schlecht stehen.“ sagte sie aufmunternd. Wir machten noch einen kleinen Zwischenstopp bei einem Barbier und dann ging ich mit meiner neuen, nur noch Schulter-langen Frisur zurück auf mein Zimmer. Bevor sich unsere Wege trennten verabschiedete ich mich noch von Destiny. „Danke. Das war genau das, was ich gerade brauchte.“ sagte ich zu ihr. „Das dachte ich mir. Und ich kann es wirklich nur noch einmal sagen. Man erkennt dich fast nicht wieder. Hat Spaß gemacht, lass uns das ein andermal wiederholen.“ sagte sie und somit trennten sich unsere Wege.
In meinem Zimmer angekommen stürzte ich mich über den Rest an Nahrung den ich noch im Zimmer hatte. Trotz des entspannenden Sandbades war ich sehr müde und legte mich in mein Bett und schlief sofort ein.
Unsanft erwachte ich aus meinem traumlosen Schlaf als der nächste Kampf in der Lobby angekündigt wurde. Da mein Essensvorrat zu Ende war musste ich so und so in die Lobby.
In der Elite-Lobby war wie zuvor, kaum was los. Ein, vielleicht zwei Personen an den Verkaufsständen, die sich die Waffen und tolle Spielereien ansahen. Doch niemand vor dem großen Arenafenster. Ich setzte mich hin und musste kurz warten bis der Kampf endlich startete. Es gab anscheinen kleine Schwierigkeiten, was recht ungewöhnlich war. Nach einiger Zeit war endlich ein flackerndes Bild zu sehen. Es kam keine Ankündigung, was mich sehr verwirrte. Doch ich wusste genau wer der erste Kämpfer war den man sehen konnte. Doll stand in der Arena, die sehr karg gestaltet war. Sie stand einfach da, da sie auch keinen Gegner sehen konnte. Jemand fehlte. Plötzlich öffnete sich die Wand auf der gegenüberliegenden Seite zu Doll. Man konnte verstörende Schreie hören, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Zwei schwer beschädigte Drohnen drängten eine schwarze Wolke in die Arena. Es machte den Anschein, als ob aus dieser Wolke die Schreie kommen würden. Kleine Rauchärmchen oder Fetzen hingen von der Wolke, die in einem dunklen Rot sich vom Rest der Wolke abhoben. Als die Drohnen es endlich schafften die Wand zu verbarrikadieren, konnte man leicht erkennen, dass mitten in der Wolke eine Person stand.
Sie war durch den Rauch kaum zu erkennen, doch die Wolke war anscheinend an diese Person gebunden. Doll machte komische Bewegungen als sie die vernebelte Gestallt sah. Ihr emotionsloses Gesicht hatte eine unheimliche Form angenommen. Ihr zu weit geöffneter Unterkiefer schaukelte leicht auf und ab und sie stand etwas verkrümmt da. Als sie auf die Person in der Wolke zuging, merkte es auch die Person, dass sie nicht alleine war. Man hörte wieder diesen grauenhaften Schrei und als sich die Wolke bewegte, sah man lauter schwarze Flecken die sie auf dem Boden hinterließ. Die zwei stürmten aufeinander zu, wie zwei wahnsinnig gewordene Tiere, bereit alles aufzugeben. Doll und die Wolke krachten zusammen und nun hörte man auch Doll schreien. Ihre Schreie klangen wie Fingernägel die auf einer Tafel kratzten. Zusammen mit den Schreien der anderen Person, musste man sich die Ohren zuhalten, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. „Niemand legt sich mit Asura an!“ schrie der Mann aus der Wolke und eine rote Welle der Wolke schlug auf Doll ein. Sie wurde hoch in die Luft gerissen und Asura sprang ihr nach. Als sich die zwei Massen wieder vereinten, biss Doll den Mann in der Wolke. Dolls Kiefer war nun so weit geöffnet, dass ihr ganzer Kopf als Maul diente. Mit einer Explosion wurde Doll auf den Boden geschmettert. Ihr Arm brach und wurde in die andere Ecke der Arena gewirbelt. Plötzlich stürzte Asura wie ein Meteor auf Doll herab und krachte auf ihren Körper.
Als sich die Wolke aus dem kleinen Krater wider erhob, war Dolls Körper zerstört. Zerschmettert von dem Aufprall, waren Dolls Einzelteile in den Boden gerammt und teilweise auch gebrochen. Asura fing zum Lachen an und seine Wolke formte zwei riesige Schwingen die er in die Luft hob, die roten Zacken gefächert wie Federn. „Wahnsinn, Chaos und Unordnung, Zwietracht und Verwirrung! Ahahaha! Kommt her! Kommt her und versucht euch meinem Chaos entgegen zu setzten! Werdet verschluckt von dem Hass der euch innewohnt! Ahahaha!“ schrie Asura durch die Arena. Das Bild setzte aus, es wurde abgebrochen.
Doll besiegt? Mit nur einem Schlag? Ein weiteres Monster wurde losgelassen. Mein Herz schmerzte, obwohl ich sie doch nur kurz kannte. Ich kaufte noch etwas zu essen und machte mich schweren Herzens wieder auf den Weg zu meinem Zimmer. Meine Brust schmerzte und ich wurde richtig wütend. Der Zorn staute sich in mir auf. Auf dem Gang zu meinem Zimmer kam mir eine Verhüllte Gestallt entgegen. „Aus dem Weg, du Wurm!“ sagte er und stieß mich fast um. Als ich genauer hinsah, erkannte ich die roten Zacken auf seinem schwarzen Mantel und seine Stimme kam mir bekannt vor.