Alles anzeigenIch hab den Beitrag nochmal geteilt und stelle den Teil hierhinein. ^^'
Zitat von SunakiZum Thema Täterschutz, Verharmlosung, überfokus auf die Täter, da stimme ich dir schon zu.
Ich würde gerne mehr dazu schreiben mit das Topic wieder on Track kommt, aber ich hab nicht wirklich was hunzuzufügen.
Ich hoffe das die Täter sich so schnell nicht mehr frei bewegen dürfen.
Und was noch wichtiger ist, ich hoffe das Jess bald wieder auf den Beinen ist und nicht nur von ihrem Vater etwas Abstand bekommt, sondern für den Schock auch einen Betreuer*in bekommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht PTSD davongetragen hat
Ja eben das. Es ist auch so, dass Opfer und deren Familien von Medien, aber auch von den Menschen, die auf solch eine Weise argumentieren, und Rechtssystem gesilenced werden und eher zur "Nebenattraktion" verkommen.
Ich hab zb auch viel True Crime-Zeugs gesehen, aber die meisten der interviewten Psycholog*innen regen mich immer auf.
Da ist zuerst einmal, dass sie nach dem modernen Verständnis der modernen Psychologie einfach nicht gut und professionell sind. Der Trend der modernen Psychologie ist, dass Menschen mehr als ihre Erfahrungen sind.
Wir sind keine hirnlosen Insekten bei denen Stimulus A eingeht und dieser automatisch Reaktion B erzeugt.
Dazwischen steht immer (oder in den allermeisten Fällen) der Mensch selbst, der für sich entscheidet wie er mit dem Stimulus umgehen möchte.
Ja auch bei so ganz kleinen Babys wie 13jährigen.
Nur weil zb. Serienmörder den Drang hatten Gewalttaten zu begehen, hätten sie diese Fantasien nicht in die Tat umsetzen müssen.
Ich meine lol... selbst Tierbesitzer*innen können dir bestätigen, dass Hunde und Katzen ihren Zorn zurückhalten können und nicht beißen, selbst wenn ihnen danach ist.
Von jedem Menschen, der älter als ca. 5 ist und nicht geistig sehr stark zurückgeblieben, erwarte ich halt auch automatisch mehr Reasoning und so, als von einem Hund oder einer Katze, you know.
Das andere Ding dieser "Dokus" ist halt diese extreme Fokusierung auf den Täter allgemein bei all dem True Crime-Zeugs, weshalb ich es nur noch sehr selten schaue.
Und wie gesagt ist diese dümmliche Einstellung der Gesellschaft, dass man jedem eine (zweite und erst recht eine erste) Chance geben müsste, und in jedem etwas Gutes stecke, immer etwas, das Täter*innen und anderen Arschlöchern zu Gute kommt.
Erst recht von Kindern, die weiblich erzogen werden und Personen, die weiblich gelesen werden, wird quasi schon by default noch mehr erwartet, dass du naiv bist und ein grundlegendes Verständnis und eine Engelsgeduld für den toxischen und schädlichen Charakter anderer hast.
Und gerade die Art von (noch) naiven und beeinflussbaren von denen nehmen sich dies zu Herzen und halten sich selbst für schlechte Menschen, wenn sie es anders sehen und sich nicht auf diese Manipulation einlassen würden und viele von denen glauben tatsächlich all diese "UwU, auch die bösartigsten Menschen ändern sich noch, wenn man sie genügend liebt!"-Geschichten.
Manche davon landen deshalb wieder in abusiven Beziehungen und der Kreislauf wiederholt sich, dass diese Täter wiedermal verteidigt werden.
Schon einige Male an Kolleginnen und paar Freundinnen gesehen und manchmal sogar an mir selbst, dass Leute von einem verteidigt werden, die es nicht verdient haben, obwohl ich wirklich nicht sagen würde, dass ich naiv sei oder jeden mit seinem Scheiß davonkommen lassen würde.
Aber es ist so tief in unserer Gesellschaft verankert, dass du eine gemeine und kaltherzige Bitch bist, wenn du dir nicht alles gefallen lässt und auf die Sap-Stories von Tätern scheißt.
Hab entschlossen, dass ich dann eben eine gemeine und kaltherzige Bitch bin. xD
Bin zwar ein Mann aber kann diese Beobachtungen dennoch so unterschreiben. Und hierbei ist faszinierend, dass es sich quer durch alle gesellschaftlichen oder politischen Kreise zieht.
Bei mir daheim in Österreich zB, beobachtest du das gleichermaßen zB in der Wiener "High Society" (TB damals als Jack Unterweger aus dem Bau kam und als Paradebeispiel gelungener Resozialisierung von Medien hofiert, in Talkshows eingeladen, mit Jobs und Geld versorgt und von Z-Promis als Accessoire bei Festen präsentiert wurde), wie auch in der ländlichen, konservativ angehauchten Gegend wo auch 2022 noch immer wichtig ist, den Schein zu wahren, oft genug erlebt dass von Frauen selbst aus dem eigenen Familienkreis erwartet wurde, über Ehebruch oder gar häusliche Gewalt hinwegzusehen, weil er hatte halt eine schwere Kindheit da der Vater Alkoholiker war und ihn gedroschen hat (sry, wayne...) - und überhaupt du kannst dich ja nicht scheiden lassen wegen dem Haus und den Kindern und das ganze Dorf tuschelt über dich and so on.
In manchen True Crime Dokus oder auch Büchern (grundsätzlich bin ich ein Fan von beidem) hat man schon oft das Gefühl, dass wenn auch nur indirekt durch Hinweise auf schwierige Lebenssituationen von Tätern, unterschwellig versucht wird Taten zu verharmlosen, oder Verständnis für den Täter zu erzeugen während die Opfer eine Randnotiz darstellen. Vor allem wenn eine solche Doku von einem öffentlich-rechtlichen Sender (in Ö eben ORF zB) produziert und/oder ausgestrahlt wird, bekommt man immer das Gefühl vermittelt, jemand versucht dich zu manipulieren, auch wenn es sich blöd anhört. Stattdessen sehe ich mir das quantitativ sicher ausbaufähige Material auf Netflix zB an, da sind viele gute Dinge dabei - ärgern muss man sich beim anschauen eigentlich nur dort wo Journalisten zu Wort kommen (bsp Amanda Knox Doku).
Man muss, auch um nicht noch weiter abzuschweifen, zusammenfassend schon festhalten dass für Täter gefühlt oft mehr getan wird als für die Opfer. Und da geht es nicht darum 13-Jährige Möchtegern-Gangster-Milchbubis an den Pranger zu stellen, sicher soll ihnen geholfen werden sich und ihr Leben zu ändern um wieder eine Perspektive zu bekommen, in Freiheit und Frieden. Für mich persönlich hat die Unterstützung und der Schutz von Opfern und deren Angehörigen, eben einfach eine höhere Priorität, viele Opfer von Gewalttaten oder Sexualdelikten sowie Hinterbliebene von Mordopfern zB, leiden ihr restliches Leben und bekommen keinen Fuß mehr auf den Boden - gesundheitlich (körperlich wie psychisch), gesellschaftlich/sozial, beruflich, finanziell, in jeder Hinsicht. Auch wenn es meistens nur ein schwacher Trost ist, selbst Schmerzensgeld ist oftmals lächerlich gering oder überhaupt uneinbringbar. Das finde ich viel grausamer als wenn ein Täter für seine Tat eben eine Zeit lang im Gefängnis oder einer Anstalt sitzen muss, und dann irgendwann wenn seine Zeit abgegolten ist, draußen wieder sein Leben leben kann.