Ich muss hier ausdrücklich Bastet zustimmen. Einführung in die Sexualkunde und dergleichen sollte so früh wie Möglich erfolgen. Das muss nicht weit ins Detail gehen, aber zumindest grobe Dinge, wie Pubertät, Schwangerschaft, Sexualitäten und Konsent sollten auf jedenfall besprochen werden.
Aber man kann nicht so tun, als würden moderne Entwicklungen im Verhalten von Kindern und Jugendlichen, und Technologie, die es ihnen möglich macht, nicht existieren.
Das stimmt absolut. Ich kann da allerdings auch nur aus Eigenerfahrung sprechen und davon, dass ich in der 3. oder 4. Klasse im ersten Sexualkundeunterricht in grafischem Detail erklärt bekommen habe, wie Sex zwischen Mann und Frau funktioniert und ganz ehrlich, ich glaube ich habe davon immer noch ein Trauma. Ich meine, ich war damals 8 oder 9 und hatte so überhaupt kein Interesse an irgendetwas davon (wobei man fairerweise sagen muss, dass ich wohl generell mental ein Spätzünder war, auch wenn ich körperlich schon durch Mitschüler in die ein oder andere hetero und homosexuelle Erfahrung hineingerutscht bin, was auch nicht gut war) und wäre wirklich am liebsten aus dem Klassenzimmer gegangen, weil ich das ganze so verstörend fand. Soetwas muss halt einfach wirklich nicht sein.
Auch wenn heute eben "dank" des Internets und dadurch, dass Kinder immer früher an technische Geräte ohne vernünftige elterliche Kontrolle abgeschoben werden auch schon 8/9 jährige mit Pornographie in berührung kommen, ist es nicht wirklich etwas, womit man in dem Alter standardmäßig umgehen kann und sollte eben entsprechend sensibel behandelt werden.
Wobei ich allerdings denke, dass es deutlich besser wäre, mehr geschulte Pädagogen aus anderen Stellen für solche Themen an die Schulen zu holen, die sich vielleicht sogar auch mit Kinderpsychologie auskennen und zum einen so die Inhalte besser altersgerecht aufarbeiten können als die Lehrer aber zum anderen auch einfach nicht die Lehrer sind. Wenn ich da an meinen Biolehrer in der Unterstufe denke, der nicht nur super alt sondern auch super konservativ war und unseren Ersatzvater spielen wollte, der uns erstmal Disziplin und Ordnung beibringt, dann hätte ich da ungern beim Thema Sexualität irgendwelche Fragen gestellt. Und selbst wenn man gut mit einem Lehrer kann, ist es eventuell unangenehm, dass man die Lehrkraft nach den Fragen noch ein Jahr lang im Unterricht hat. Daher wäre meiner Meinung nach der richtige (weil vor allem realistischere) Schritt für bessere Aufklärung nicht, den Lehrplan in jedem einzelnen Bundesland in einem langwierigen Verfahren mit vielen Protesten und sonst was umändern zu wollen und die Verantwortung den Lehrern zu geben, sondern eben gezielt Organisationen von Kinder/Jugendpsychologen und Pädagogen zu fördern, die das Thema übernehmen und ihnen Platz im Lehrplan zu geben, auch wenn es vielleicht nur ein oder zwei Schultage sind. Ich meine, das passiert jetzt auch schon, nur eben mit kirchlichen Organisationen oder ProFamilia, die entsprechend eine eigene Idealvorstellungen weiter geben wollen. Da einfach nur die Organisation zu ändern, die in die Schule kommt, halte ich für deutlich einfacher umsetzbar und wenn man das richtig macht auch für extrem hilfreich.