Menschen. Egal wohin sie auch blickte - überall waren sie. Einige lachten, unterhielten sich, sahen besorgt aus oder huschten einfach stumm an ihr vorbei. Kyous Ohren zuckten bei dem noch so kleinsten Geräusch umher; ihre Augen analysierten so gut wie jede Bewegung in ihrem Sichtfeld. Oh, wie sie die Städte doch hasste. Überall war etwas los. Die vielen Eindrücke; die Farben, die Gerüche - all das gemischt mit einem Geräuschpegel, bei dem Kyou am liebsten aufgeschrien hätte, die Menschen mögen sich doch bitte ruhiger fortbewegen. Oder reden. Oder sich mit dem gerade neu kennengelernten unbekannten Fremden anlegen (oh, man bemerke doch die Ironie!). Bei jedem Geräusch, was die junge Frau nicht zuordnen konnte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Bereit, um zu fliehen... oder bereit, um anzugreifen.
Es war nicht leicht für sie, da sie die meiste Zeit ihres Daseins fernab von jeglicher Zivilisation lebte. Überlebte. Dort, wo die meisten Menschen bereits verkommen wären, war ihr Zuhause: die Wildnis. Nur mit Mühe konnte sie ihre gewohnten, angewöhnten, Instinkte unterdrücken, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erhalten. Ohnehin war es kein Leichtes für Kyou Kurama, denn ihr Erscheinungsbild war ebenso sonderbar. Lediglich ein Mensch könnte man meinen - doch dem war nicht so. Kyou Kurama war vielleicht teils ein Mensch, aber ebenso sah sie einem Fuchs, einem Kitsune, sehr ähnlich. Die gleichen Augen und flauschigen Ohren. Die gleichen spitzen Zähne und einen ebenso weichen Schwanz, der fast die gesamte Größe ihres Körpers besaß. Kyou war es gewohnt, dass Menschen sie mieden, da sie nicht wussten, was sie war. Dabei war es für das Fuchsmädchen schon immer klar gewesen: ja, sie war anders. Hatte aber so wie jedes Lebewesen ihren Platz auf dieser Welt. Auch wenn sie diesen noch finden müsste. Ob Menschen finden würde, die sie so akzeptieren? Sie wusste es nicht. Im Prinzip war es ihr auch egal - sie wollte nur endlich die Frage ihres Daseins klären. Wer war sie? Wo kam sie her? Und warum hatte man sie als kleines Kind ausgesetzt?
Kyou schloss für einen Moment die Augen - nur deswegen war sie wohl hier. Sie wollte Antworten finden. Auch wenn dies bedeuten würde, dass sie solch belebte Orte besuchen musste. Die Sonne streichelte sanft ihr Gesicht und die darauf folgende Wärme ließ sie kurz seufzen. Sie war zwar kein Fan von Hitze, doch lenkte dieser Umstand sie für einen kurzen Moment von dem Trubel um sie herum ab. Dankbar dafür atmete Kyou tief ein; es war belastend die Umgebumg die ganze Zeit so aufmerksam zu analysieren. Allerdings wurde ihr wenige Wimpernschläge danach bewusst, warum sie es eigentlich die ganze Zeit getan hatte - Unachtsamkeit wird zumeist bestraft. So auch jetzt. Zwar kostete es ihr nicht das Leben, aber ein scharfes Fauchen.
Einen entspannten Morgen hatte Kazue hinter sich, dafür war sie ihrem Schicksal doch ganz dankbar. Auch wenn sie dafür nun langsam wieder ziemlich knapp bei Kasse war und sich langsam wieder überlegen musste wie sie an ihr nächstes Geld kam. Etwas unentschlossen kaute sie an ihrem Frühstück herum und blickte aus dem Fenster der Herberge in der sie die Nacht verbracht hatte. Sie lag eher etwas Abseits des Zentrums der Stadt Morisekis und bot somit ein kleines bisschen Ruhe. Und nicht ganz extrem teure Zimmer. Während die junge Frau noch überlegte was sie nun mit ihrem angebrochenen Tag machen wollte hörte sie wie einige andere Gäste sich über eine Hinrichtung unterhielten. Und dann auch noch die Hinrichtung der Möderin des Prinzen! Augenblicklich stand Kazu auf und verließ ihre Stätte. Sie wusste nun doch etwas mit ihrer Zeit anzufangen. Eine Hinrichtung in dieser Situation würde eine große Menschenmenge anlocken. Eine große Menschenmenge gab ihr Schutz, eine Gelegenheit an Geld zu kommen und außerdem ein wunderbares Spektakel zum ansehen. So ging sie sicheren Schrittes der Menschenmasse Richtung Zentrum hinterher. Jedoch war sie noch nicht ganz zum Platz gekommen, als sie einige funkelnde Lichtreflektionen bemerkte und sich völlig überrascht und halb geblendet ablenken ließ. Und das wurde ihr zum Verhängnis, da sie Kurzerhand in eine Person reinlief. Klischeehafterweise.
»Oh, Entschuldigt. Ich war zu unachtsam«, entschuldigte sich Kazu reflexartig und nahm etwas Abstand um dann ihr Gegenüber zu mustern.
Kyou legte sofort ihre Ohren an und fixierte mit gebleckten Zähnen das Mädchen vor sich. Es dauerte einige Sekunden bis sich das Fuchsmädchen der Situation bewusst wurde - sie war nicht in der Wildnis. Es war kein wildes Tier vor ihr. Sie war nicht in Lebensgefahr. Nein - sie war inmitten einer Menschenmasse, in einer großen Stadt. Fernab der Wildnis. Misstrauisch beäugte man nun Kyou. Sie lockerte ihre angespannte Haltung, stellte ihre schwarzen Ohren wieder etwas auf und schloß den Mund. »Verzeih. Ich wollte nicht... so reagieren.«
Ihr wurde zunehmend unwohl bei den ganzen schiefen Blicken, die nun ihr galten. Sie war sich nicht sicher, was zuvor geschehen war, doch empfand sie es als ungewöhnlich, dass hier so viele Menschen waren. Instinktiv stellten sich sämtliche Fellhaare von ihr auf - sie musste hier weg; bevor noch jemand was sagte. Und so kam es, dass sie schnell an dem jungen Mädchen mit den silbernen Haaren vorbeilief und in der Menschenmasse verschwand. Ihr langer Schwanz tänzelte ihr anmutig hinterher, streifte ab und an den einen oder anderen Menschen, doch ignorierte das Kyou getrost. Nach einigen Metern fühlte sich das Fuchsmädchen schon wieder etwas wohler und atmete erleichtert aus. Die irritierten Blicke der Umstehenden blieben allerdings bestehen, dieses Mal aber eher ihres Aussehens wegen, anstatt ihrer ungewollt aggressiven Reaktion.
»Würde es ihnen etwas ausmachen, ein paar Schritte von meiner Begleiterin weg zu gehen?«
Zunächst dachte Kyou, dass es an sie gewandt war, weswegen sie sich irritiert zur Seite lehnte und verzweifelt versuchte ihren Schwanz unter Kontrolle zu bringen, da dieser nervös hin und her huschte. Doch dann bemerkte sie, dass die Stimme weiter weg war, als sie zunächst dachte - gut fünf bis zehn Meter weiter rechts standen drei Menschen. Ein großgewachsener Mann, ein zierliches Mädchen und ...ein Katzenmensch? Kyous Interesse war sofort geweckt - sie hatte noch nie ..."jemanden wie sich" gesehen. Nun gut, es waren Katzenmerkmale. Aber dennoch. Augenscheinlich war sie nicht allein? Sie blieb in sicherer Entfernung stehen, beobachtete die Szenerie und lauschte dem Gespräch aufmerksam, bis sie erneut zusammen zuckte, da ein spitzer Schrei ertönte. Sie würde sich wohl nie an das Stadtleben gewöhnen...
Ein Fauchen, angelegte Ohren und gebleckte Zähne waren die Reaktion ihres Gegenübers. Etwas verwirrt blinzelte das Mädchen ein paar Mal. Fuchsohren und ein Fuchsschweif? Und die Reaktion ließ darauf schließen, dass sie mit einer größeren Gefahr als ihr rechnete. Ok, sie war definitiv kein Stadtmensch. Die Fuchslady entschuldigte sich noch für ihre Reaktion, bevor sie sich weiter in die Menschenmenge drängelte um von den Blicken um sie herum wegzukommen. Kurz verweilte Kazue an Ort und Stelle. Die Schwarzhaarige wirkte ziemlich interessant. Und außerdem auch ein kleines bisschen Verloren wenn sie ehrlich war. Einen Moment überlegte sie, ob sie ihr folgen sollte. Schließlich wollte sie auch in die Richtung riesige Menschenmasse und sie musste auch gestehen, sie wollte mindestens den Namen des Fuchsmädchens herausfinden. Es war ziemlich offensichtlich, dass sie nicht aus der Stadt oder irgendeiner anderen Stadt kam und naja. Alles was in dieser Hinsicht mehr Erfahrung mit der Wildnis hatte interessiert Kazu nun einmal. So entschloss sich die Silberhaarige dem Mädchen mit dem Fuchsschweif in die Menge zu folgen. Doch bevor sie etwas sagen konnte bemerkte sie einen Schmerzensschrei von irgendwo hinter ihr und auch sie zuckte zusammen.
OT: So, ich (bzw. wir) haben es dann auch mal geschafft, haha. Partnerpost von meiner Wenigkeit und Senka. ^^'
Kyou steht noch etwas weiter weg von Kerr, Seraphine und Katarina - es steht euch also frei, ob ihr sie bemerken wollt oder nicht. Jedenfalls hört sie euch zu, haha. Desweiteren hat auch sie den Schrei von Kuro gehört - ihn aber ebenfalls noch nicht ausfindig machen können. o/
Kazu steht halt neben Kyou, spricht sie allerdings noch nicht an, hört aber ebenfalls den Schrei.