Das Leben und wie es unsere Geschichten schreibt...

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

  • >> Beim Schreiben geht natürlich oft darum den Leser zu fesseln, ihn zum Nachdenken, Weinen oder Schmunzeln zu bringen.
    Doch das Schwierige dabei ist, als Autor nicht zu übertreiben,
    sondern das zu schreiben, was einen bewegt und einen selbst zum Weinen, Lachen und Schmunzeln bringt.
    Das Schwierige ist
    den Mut zu haben, die Wahrheit über sich selbst in die Geschichten einfließen zu lassen.>>



    Infos über meinen Thread:


    Ich bin ein sehr unsicherer Mensch und habe oft Bedenken meine Gedanken oder Geschichten der Welt mitzuteilen. Doch das Bisaboard gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, weswegen ich mich entschieden habe hier einen Thread zu eröffnen. In dieser Sammlung werde ich Geschichten aus meinem -noch jungem ;)- Leben posten. Auch andere Kurzgeschichten werden ihren Weg hierher finden.
    Zurzeit arbeite ich noch nebenbei an einem großen Werk, der Name lautet Herzgoldkinder und ist hier im BB ebenfalls aufzufinden. Da ich in diese Fantasystory mein Herzblut reinlege, wird die Ausarbeitung dieser Story noch etwas dauern.^^


    Da ich gerne mein Erlebtes oder die ,,Auswürfe" meiner Fantasie gerne aufschreibe, ist es mir eine Freude hier das Ganze posten zu können - wie gesagt meistens in Form von Kurzgeschichten.
    Natürlich würde es mich freuen, wenn ihr euer Meinung zu meinen Werken abgibt und Kritik ist sowieso nicht verpönt.^^







    Vorbei - und ein neuer Anfang?



    Eine Kurzgeschichte aus meinem Leben.
    Einige Namen wurden geändert.


    Für Chantal.
    Weil du eine besondere Geschichte in meinem Lebensroman bist.




    Chantal. Dein Name, der mir tausende Erinnerungen und Gefühle in meine Gedankenwelt kommen lässt. Auch an Farben lässt mich dieser Name denken, mal an warme, grelle, die mein Herz vor Freude erzittern lassen und die die schönen, verbrachten Tage mit dir mit ihrer warmen Ausstrahlung in meinem Inneren nachstrahlen lassen. Aber da sind auch kalte Farben-sie sind trist und dunkel und lassen, nein, wollen die schlechten Erinnerungen mit dir durch ihre stählerner Härte in meinem Kopf festsitzen lassen. Doch dieses ganze Farbenspiel ist das, was unsere Freundschaft ausgemacht hat.
    Unser erstes Treffen ist mir natürlich noch gut in Erinnerung. Ich war vierzehn, du zwölf. Deine Familie war zu dieser Zeit erst vor Kurzem hergezogen und meine damalige Freundin Kari wollte uns miteinander bekannt machen. Deine Mutter arbeitete gerade im Vorgarten und ich habe sie damals noch als sympathisch empfunden. Doch der erste Eindruck kann oft täuschen, nicht? In deiner Mutter habe ich mich sehr getäuscht. Doch dazu mehr später.
    Sie ermutigte mich und Kari an dem grauen Eisentor zu klingeln um dich herauszuholen. Wir warteten einige Minuten und plötzlich tauchtest du aus dem Schatten der Garage auf. Dein Blick, er war ganz klar neugierig. Kari kanntest du schon einige Zeit, doch ich war dir neu. Und sehr fremd. Das mittelkurze, braune Haar, das dein Gesicht frech umspielte und dein einfaches blaues Kleid, das sich sanft in der Sommerbrise wiegte. Dein linker Arm, eingegipst. Meine Erinnerungen, als wir uns das erste Mal getroffen haben.Und dann hast du breit, vielleicht etwas zu übertrieben für meinen Geschmack, gegrinst und ein fragendes: ,, Ja?“, von dir gegeben.
    Um ehrlich zu sein, mein erster Eindruck von dir war nicht der Beste. Ich hielt dich für übertrieben fröhlich und irgendwie einfältig. Ich frage mich, was du in Erinnerung an unser erstes Treffen hast. Aber ich habe nie gefragt. Jetzt ist es zu spät nachzufragen. Auch du warst anfangs nicht begeistert über mich und wir sahen uns nur zwangsweise, wenn wir beide mit Kari etwas unternahmen. Kari versuchte verzweifelt, glaube ich zumindest, uns zu Freunden zu machen. Doch sie wurde nicht zum Grundbaustein unserer Freundschaft. Es sollte anders kommen. Ich weiß nicht mehr genau in welchen Sommerferien unser zufälliges Aufeinandertreffen war. Drei Jahre ist es auf jeden Fall her.
    Mir war langweilig, ich entschied mich mit dem Fahrrad herumzufahren. Ich fuhr gerade unter einer Bahnunterführung hindurch, ein Zug ratterte über mir hinweg, ließ meinen ganzen Körper erschaudern. Auch du warst mit dem Fahrrad unterwegs. Als ich aus der Unterführung herausfuhr, kamst du mir gerade entgegen. Ich weiß nicht warum wir beide angehalten haben. Normalerweise wären wir doch wir beide nur aneinander vorbeigefahren. Vielleicht war uns beiden einfach nur verdammt langweilig. Es gab und gibt noch immer hier in unserer kleinen Siedlung fast keine Jugendlichen entsprechend unserer Altersgruppe - ergo gab es für uns nicht viel Auswahl von Spielpartnern. Jedenfalls redeten wir eine Weile, aber mit misstrauischen Blicken, bis ich von Pokémon anfing. Du kanntest es nur aus dem Fernsehen und warst davon zunächst nicht sonderlich begeistert. Auch vom Anime Naruto erzählte ich dir, das war dir gänzlich unbekannt. Danach sind wir weitergefahren, jeder seinem eigenen Weg folgend.
    Ich dachte über unser Gespräch nach. Du hast dich dann die Tage über Naruto und Pokemon informiert und ein paar Tage trafen wir uns wieder alleine. Wir redeten wieder, auch wurden wieder misstrauische Blicke gewechselt, und ich fing natürlich wieder von Pokemon an. Mein Gott, ich habe Pokemon und Animes damals geliebt und meine Leidenschaft verstärkt sich auch heute von Tag zu Tag, deswegen war es auch damals für mich das Größte mir die Seele aus dem Leib zu spielen mit dem ganzen Zeugs. Aber ich musste immer allein mit mir spielen. Meine anderen damaligen Freunde hatten nicht das geringste Interesse an meinen Interessen. Und kamst du. Ich sagte bei unserem zweiten Treffen wohl einfach zu dir, dass ich in meiner Freizeit mich in wundervolle Welten fantasiere, dass ich mein wahres Ich in diesen Welten auslebte. Und du? Hast zugehört. Hast gesagt, dass du in diese Welten mitkommen möchtest. Hast einfach angefangen mit mir zu spielen, bist in meine Welt als positiver Störfaktor eingedrungen, hast meinen Geschichten mehr Lebendigkeit gegeben.
    Wir spielten an diesem Tag, an diesem heißen, nach Staub riechenden Tag bis in den Abend hinein. Das Misstrauen war wie weggeblasen, ein Gefühl tiefer Verbundenheit war in mir und du hast an jenem Abend wohl das Selbe gefühlt, denn uns standen noch viele dieser glücklichen Tage bevor.Dieser Tag, unser Zweittreffen, war wohl der Beginn unserer Freundschaft.Unsere Festnetznummern wurden ausgetauscht, Handys hatten wir damals nicht. Auch soziale Netzwerke waren uns damals noch sehr fremd.Jeder Tag mit dir war ein Geschenk. Wie aufgeregt ich das Telefon in meiner Hand hielt und wusste - gleich kommst du und wir sind dann wieder in unserer Welt, eine Welt wo wir die unbezwingbaren Helden sind und sich das Gute und Böse in epischen Endschlachten ein heißes Gefecht liefern. Unsere Fantasie machte unsere Spielwelten zu Schauplätzen der Endlosigkeit und zu wundervollen Orten. Der Steinbruch, unser Lieblingsplatz, wurde immer zu einem bis in den Himmel ragendem Gebirge, ein Bach war ein reißender Fluss, den es zu überqueren galt, oder ein Meer, wo die untergehende Sonne unsere Träume mit in den Schlaf nahm. Wir streiften durch Wälder auf der Suche nach den geheimnisvollen Zahnrädern der Zeit und waren dabei ein aufstrebendes Pokémon -Erkundungsteam. Oder unsere Fahrräder waren Pokémon, auf denen wir zu neuen Erlebnissen aufbrachen. Dann waren wir wieder Ninjas mit unglaublichen Fähigkeiten, die die Welt retteten und Dämonen besiegten. Stöcker wurden zu japanischen Schwertern, Kastanien zu Shuriken. Der Verband, den wir uns immer dabei anlegten an Händen und Beinen, sollten das Zeugnis gefährlicher Kämpfe darstellen, wo wir natürlich immer als verwundete aber als siegreiche Kämpfer hervorgingen. In unseren Köpfen waren die Wälder voll von mysteriösen und zauberhaften Kreaturen, mal böse, mal gut.
    Auch heute, wenn ich durch den Wald mit meinem Hund spazieren gehe, spüre ich noch den Zauber, der uns während des Spielens umgab und unsere Fantasie Höhepunkte schlagen ließ. Oh ja, wir waren richtige Kinder, ich erlebte mit dir nochmals meine Kindheit neu.So verbrachten wir ungefähr das erste Jahr unserer Freundschaft.


    Auch in den darauffolgenden Jahren erlebten wir soviel, dass ich vielleicht hunderte Seiten damit vollschreiben könnte? Wie unsere kindlichen und zugleich philosophischen Vorstellungen vom Sinn des Lebens über die wir heftig diskutiert haben. Ich weiß noch, als wir eines Abends vor deinem Haus saßen, die Umgebung war erfüllt vom Zirpen der Heuschrecken, die Luft war noch durchtränkt von der Hitze des Tages. Am Horizont hatten sich graue Columbus Wolken aufgetürmt-sie versprachen ein heftiges Abendgewitter. Auch die Atmosphäre fühlte sich elektrisch aufgeladen, als wartete Alles nur auf einen Funken, der den Himmel zu einem elektrischen Lichtspiel machen würde.Wir genossen diese in der Luft liegende Spannung und redeten darüber, dass alles im Leben sofort vorbei sein könnte. Das alles wie es scheint, ganz anders sein könnte auf dieser Welt und vieles mehr. Es war ein Moment voller Tiefsinn und Melancholie. Ein schöner Moment.
    Oder als du in unserer Schule die wackeligen, weißen Wände umgestoßen hast, da du ausgerutscht bist, während wir uns eine hitzige Fangjagd geliefert hatten. Die Wände hätten fast zwei unserer Lehrer erschlagen und diese beiden haben uns natürlich nach dieser Aktion sehr geschimpft. Für die übrigen Schüler in der Aula war das natürlich das Highlight der Mittagspause. Mit hochrotem Kopf mussten wir diese schweren Dinger wieder aufstellen. Dennoch konnten wir ein paar Tage später darüber herzlich lachen. Da war auch gut so. Denn zu dieser Zeit hatten wir oft nicht viel zu lachen. Wir beide hatten sehr viele Probleme in der Schule, wir waren nicht gerade beliebt in unseren Klassen, ja, eigentlich waren wir ja richtige Außenseiter. Auch Zuhause sah es nicht rosig bei uns aus, wir verstanden uns überhaupt nicht mit unseren Eltern und du verstehst dich auch wahrscheinlich heute noch nicht mit ihnen. Ich fing an, durch die ganzen Probleme psychisch krank zu werden und hatte oft meine Ekelphasen, wo du sehr viel unschöne Dinge mit mir aushalten musstest. Aber auch du hast sehr oft deine Spielchen mit mir getrieben, indem du tagelang nicht mehr mit mir geredet hast. Oft hast du immer so getan, als ob ich dir egal wäre, hast vor meinen Augen über mich gelästert und sehr unschöne Dinge über mich verbreitet. Natürlich ließ ich das nicht auf mir sitzen, ich startete immer einen Gegenangriff, machte die selben falschen Sachen wie du. Doch in meinen Inneren wusste ich, dass es falsch ist und du wusstest es auch. Deswegen haben wir uns immer wieder versöhnt, dann haben wir geweint wie Schlosshunde, wir lagen uns in den Armen und lachten darüber, wie dumm unsere Streitigkeiten waren. Und das waren sie auch. Aber dadurch festigte sich unser Band der Freundschaft - wir fingen uns an wie Schwester zu lieben.
    Zu der Zeit veränderten wir uns auch, innerlich wie äußerlich, klar, die Pubertät hatte uns erwischt. Unsere Spiele bekamen mehr Reife, wir bezogen gesellschaftliche Probleme mit hinein, wir befassten uns immer mehr mit der Welt. Das machte unsere Zeit noch intensiver, wir wurden ein Herz und eine Seele. Wohin wir auch gingen - es gab uns nur im Zweierpack. Neidische Zungen redeten sogar verächtlich vom ,,Dreamteam.“ Sogar bei unserem Hobbie, dem Schützenverein, wollten wir immer nur nebeneinander schießen.
    Heute weiß ich: diese Zeit meines Lebens zählt wahrlich zu der schönsten im meiner Jugend.

    Doch im dritten Jahr der Freundschaft ist alles langsam seinem Waterloo entgegengesteuert. Unsere Freundschaft war so intensiv geworden, dass wir manchmal von unseren anderen Freunden völlig isolierten. Auch von Kari. Zudem gab es ein anderes Mädchen in unserem Dorf, Angelika. Sie konnte mich nicht leiden und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Auch mit dir stand sie ständig im Clinch. Wenn wir uns stritten, nutzte sie das und versuchte unsere Freundschaft endgültig zu zerstören. Und wir dummen Kühe haben das damals nicht kapiert. Jedenfalls durftest du mit der Zeit nicht mehr so oft raus. Deine Mutter fing an ihr wahres Gesicht zu zeigen. Unsere Treffen wurden immer weniger. Entweder musstest du wieder mithelfen das Haus zu putzen oder lernen. Du hast auch behauptet, dass deine Mutter eigentlich einen schlechten Eindruck von mir hätte und das sie meinte deine schulischen Leistungen wären wegen mir so schlecht. Deine Mutter verbat dir immer mehr das Haus zu verlassen – und mich zu treffen. Ich fing an Hass für diese Erwachsene zu verspüren. Oft verabredeten wir uns und du kamst einfach nicht. Weil deiner Mutter etwas Neues eingefallen war, was du noch erledigen musstest. Immer neue Ausreden hat sie erfunden um dir den Kontakt zu mir zu verbieten. Gut, deine Mutter war auch krank. Sie hatte Krebs in ihren jungen, erwachsenen Jahren und ihn zwar besiegt, dennoch litt und leidet sie anscheinend noch seelisch von der Therapiezeit. Aber du musstest und musst auch darunter leiden. Deine Mutter hat Putzwahn entwickelt und du musstest deswegen immer putzen, ich sah den Ekel in deinen Augen, wenn du mir erzähltest, dass du diesen Wahn deiner Mutter nicht mehr aushalten kannst und dass die vielen Fimmel und Wahnsinnigkeiten deiner Mutter dich krank machen. Und ich glaube dir bis heute noch, dass du in deinem Zuhause diesen kranken Kram erlebst, ich habe oft selbst gesehen, als ich dich anfangs noch besuchen durfte, wie geleckt bei euch alles war, ich bemerkte diese saubere Scheinheiligkeit. So hattest auch du mit deinen seelischen Wunden zu kämpfen. Das Schlimmste war aber auch, dass du anfingst mich immer öfter zu belügen. Es war das Gift deiner Verzweiflung und das Gift, das unserer Freundschaft immer mehr zusetzte.


    Und dann kam der Tag, das Armaggeddon unserer Freundschaft. Wir sahen uns in dieser Zeit eigentlich nur mehr in der Schule. An jenem Freitagvormittag hattest du mir zugesichert mit mir und Kari in das Kino gehen zu dürfen. Ich freute mich so sehr. Konnte gar nicht glauben, dich wieder außerhalb der Schule sehen zu können. Doch dann am Nachmittag, als dich anrief um dir freudig zu berichten, welchen Film wir uns vermutlich ansehen würden, hast du nur leise geantwortet:,,Du, ich kann nicht…Ich muss heute noch so viel im Haus machen. Du kennst ja meine Mom…“Ich habe wortlos die Verbindung unterbrochen, ließ den Telefonhörer achtlos auf den Höhrhalter fallen, das Gesicht vor Enttäuschung, Trauer und Wut verzogen. Warum Wut?Ich war wütend auf dich, ich habe mir gedacht, warum du nicht einmal deiner Mutter wiedersprechen kannst, ihr nicht sagen kannst, dass dir unsere Freundschaft wichtig ist und dass du mit mir Zeit verbringen willst. War dir unsere Freundschaft doch nicht so wichtig, dass du dich nie für sie gegen deine Mutter eingesetzt hast? In diesem Moment gab es einen Kurzschluss in meinem Kopf. Ich packte mein Zeug, fuhr zu Kari, erzählte ihr dieses Fiasko. Auch sie war enttäuscht und hatte keine mehr Lust mehr auf das Kino. Mir war die Lust schon sofort nach dem Anruf vergangen. Kari schlug vor, zu Angelika zu gehen und dort den Abend ausklingen zu lassen und was habe ich getan? Ich bin mitgegangen, zu meiner eigentlich damaligen Erzfeindin. Ein großer Fehler.
    Als wir dort waren, musste Kari natürlich Angelika das Problem erzählen und diese witterte wieder ihre Chance. Sie labte sich an meiner Trauer und umschlang mich gleichzeitig mit Komplimenten und ihrer Aufmunterung.Als es schon etwas später wurde, Angelika und Kari waren gerade dabei mich ,,hübsch“ zu machen - mir also tonnenweise Schminke in das Gesicht zu schmieren-was ich aufgrund meiner auftretenden seelischen Müdigkeit wegen dieses Kampfes um unsere Freundschaft auch über mich ergehen ließ - fing Angelika an davon zu reden, ich solle dich auf der Stelle anrufen und dich zur Rede stellen, warum du immer nur den Anweisungen deiner Mutter folgst und dich für mich nie einsetzt. Dabei wollte Angelika bloß ihren Spaß an unserer Situation haben.Meine Wut und Enttäuschung waren so groß. Also rief ich tatsächlich um neun Uhr abends bei dir an.
    Du bist an das Telefon gegangen. Angelikas Telefon war auf Lautsprecher eingestellt. Ich beschimpfte dich nicht, nein, ich habe einfach nur gefragt, ob ich überhaupt für dich wichtig wäre. Und ich habe dir gesagt wie enttäuscht ich von dir wäre. Danach habe ich aufgelegt. Mein Innerstes fühlte sich leer an.Kari und Angelika beteuerten immer wieder, dass das nötig war und ich war dumm genug, das zu glauben.
    Kaum ein paar Minuten steht meine Mutter vor Angelikas Tür, im Schlafrock. Wütend erklärte sie mir, dass deine Mutter bei ihr angerufen hätte und sich über meinen späten Anruf fürchterlich über mich aufgeregt hätte. Meiner Mutter ist eher von gelassener Natur, aber sie wurde damals von diesem Anruf geweckt und war somit sehr verärgert, sowohl auf mich als auch auf deine Mutter.Ich musste also meine Sachen packen und sofort zum Auto. Während der fünfminütigen Heimfahrt schimpfte meine Mutter über das Verhalten deiner Mutter am Telefon, so regte sie sich darüber auf, dass deine Mutter behauptet haben soll, dass ich sehr frech sei und auf ihre Tochter schlecht abfärben würde. Ich saß still in unserem Fahrzeug und hatte nur einen Gedanken: ,, Warum hat Chantal ihrer Mutter von dem Anruf erzählt?“.Zuhause angekommen erwähnte meine Mutter, dass deine Mutter sich mit mir und meiner Mama am nächsten Morgen unterhalten möchte und sie sich nochmal am frühen Morgen per Telefon melden würde.Doch sie rief nicht an. Meine Eltern meinten dann, dass sie sich sowieso nicht mit ihr unterhalten hätten.
    ,,Erst beschimpft dich diese unmögliche Frau und will uns dann über deine Erziehung belehren. Wir haben ja auch unseren Stolz“.Damit hatten sie ja auch Recht. Auch ich hatte nie das Gefühl eine schlechte Erziehung genossen zu haben, trotz mit den Problemen, die und meine Erziehungsberechtigten miteinander hatten. So kamen wir an diesem Morgen nicht zu deinem Haus.Doch war es auch ein Fehler dieses ,,Gespräch“ nicht mit deiner Mutter zu führen.In den nächsten Tagen fühlte ich nur Hass auf deine Mutter, aber auch auf dich. Dieses Gefühl hatte sich die ganze Zeit aufgestaut und erfüllte nun jede Zelle meines Körpers. Ich gab dir die Schuld, dass unsere Freundschaft von deiner Mutter zerstört worden war.Du gabst mir die Schuld, dass deine Mutter wegen meines Anrufes so ausgeflippt war. Und wir hatten beide Recht. Ich war Schuld, dass ich jemals diesen verdammten Anruf getätigt hatte und du, dass du deiner Mutter davon erzählt hattest, obwohl du ihre Reaktion voraussehen konntest. Auch du warst wütend auf mich, ich verstehe das vollkommen. Letztendlich tragen wir beide Schuld daran.


    Nach diesem Freitag haben wir fast ein ganzes Jahr nicht mehr miteinander gesprochen. Wieder gingen wir grußlos in der Schule aneinander vorbei und jeder fragte sich wohl in diesem Moment: ,, Wieso ist es so gekommen?“ Ich habe in dieser Zeit viel geweint. Ich habe dich so schrecklich vermisst. Du wohnst nur einen Kilometer von mir entfernt und warst mir doch so fern. Während andere in meinem Alter Liebeskummer hatten, hatte ich Kummer nach dir. In vielen Nächten wurde mein Kissen von warmen, salzigen Tränen feucht.Auch zu Kari hattest du in diesem Jahr fast keinen Kontakt mehr. Angelika habe ich zu dieser Zeit keines Blickes mehr gewürdigt. Das Schlimmste war aber, dass nicht sie diesen Anruf führte, sondern dass ich es war und es meine alleinige Schuld war. Es war ein kaltes, trostloses Jahr. Und es war das Jahr, das unser Band der Freundschaft endgültig durchschnitten hat. Wir wurden immer mehr erwachsener, bekamen andere Interessen, andere Freunde, wenn auch bis jetzt noch keine intensive Freundschaft mehr erleben konnte wie mit dir.
    Dann, nach fast elf Monaten, trafen wir uns wieder bei Kari. Du hattest nach ein paar Monaten wieder ein bisschen Kontakt zu ihr. Wir versöhnten uns. Wollten von vorne anfangen. Wir sprachen uns aus. Wir haben uns heimlich wieder getroffen. Schworen uns, durch nichts mehr auseinandergebracht werden zu können. Deine Mutter verbat dir immer noch den Kontakt zu mir. Folglicherweise sahen wir uns aber auch fast nur in der Schule. Und auch dieses Gefühl tiefer Verbundenheit wollte nicht mehr aufkommen. Wir hatten uns in diesen paar Monaten zu sehr auseinandergelebt. Zudem waren wir ständig in Angst, dass deine Mutter mitkriegen könnte, dass wir uns wieder trafen und miteinander redeten. Besonders du hattest immer diese Angst. Natürlich, du müsstest die Folgen ertragen, wenn deine Mutter etwas spitzkriegen würde. So hielten wir vor allen in unserer Umgebung unseren versuchten Neuanfang geheim.
    Doch das wir uns dabei so wenig treffen konnten und wieder unsere Kindheit nicht aufleben lassen konnten, ließ auch die letzten Fäden unserer Freundschaft reißen. Auch unser Vertrauen zueinander war nicht mehr das Selbe wie zuvor. Zudem wussten wir uns oft nichts mehr zu erzählen, weswegen wir nur von den ,,guten, alten Zeiten“ schwärmen konnten.So machten wir beide, aber eigentlich innerlich wissend, dass unsere Freundschaft nicht mehr weiter bestehen kann, mit dieser Geheimnistuerei weiter, bis vor ein paar Wochen.


    Vor ein paar Wochen traf ich dich zufällig mit meinem Rad. Du warst spazieren und gerade auf dem Heimweg.Unser Aufeinandertreffen war auf der Landstraße, die dein Haus und meines miteinander verbindet.Wir beide standen ungefähr in der Mitte dieser Strecke, die eine Hälfte führte zu deinem Haus, die andere zu meinem Haus.Ich fragte dich aus Gewohnheit: ,,Noch ein paar Minuten Zeit in den Wald zu gehen?“.Du antwortest: ,,Eigentlich nicht, ich war schon einige Zeit unterwegs, meine Mom könnte dann ungeduldig werden…“.
    Zunächst war ich über mich selbst verdutzt.Denn ich spürte keine Enttäuschung darüber. Normalerweise hätte mir nach Weinen zumute sein sollen, dass du vor mir standest und doch wieder wegmusstest. Doch das Gefühl der Enttäuschung blieb aus. Und da dämmerte es mir. So standen wir auf dieser Straße, umgeben von dem uns überragenden Maisfeldern, deren Spitzen sich sanft in der abendlichen Brise hin-und herwiegten.
    Und ich wusste, genau in diesem Augenblick: Unsere Freundschaft…Sie ist nun endgültig vorbei.Manche Dinge gehen vorüber und wir verlieren sie für immer, nur Erinnerungen werden hinterlassen.Selbst wenn wir uns noch so sehr bemühen, können die Dinge oft nicht mehr zu ihrem alten Status zurückkehren.--Es kann nicht mehr so sein und werden, wie es einmal war. Das entspricht der Situation unserer Freundschaft wohl am ehesten. In diesem Moment lernte ich loszulassen. Manchmal versteht man erst spät, wann es Zeit ist loszulassen. Und wenn man es dann endlich kapiert, versteht dass sich die Zeit nicht mehr zurückdrehen lässt, muss man einen Schlussstrich ziehen und das Neue kommen lassen. So wie die Sonne an diesem Abend hinter dem Horizont verschwand und den Tag losließ, musste ich endlich loslassen.Denn dann kommt die Nacht, eine ,,Tageszeit“ in der erlebte Geschehnisse nochmals durchgegangen werden und oft Entscheidungen gefällt werden, so wie ich in dieser Nacht vor ein paar Wochen die Entscheidung gefällt habe, unsere eigentlich kaputte Freundschaft aufzugeben um endlich in Frieden alles hinter uns lassen zu können. Wir werden unser Leben weiterleben, du wirst noch schöne und schlechte Momente erleben, aber mit anderen Menschen und ich ebenso. Denn so wie die morgendlichen Sonnenstrahlen den nächsten Morgen einleiten und somit ein neuer Tag mit vielen neuen Dingen passieren wird, müssen wir beide Neues auf uns zukommen lassen und das Erlebte hinter uns lassen.


    Ich hoffe, du fühltest in diesem Augenblick auch so. So sagten wir uns an jenem Abend auf Wiedersehen, ich mit diesen Gefühlen und Gedanken im Kopf, drehten uns um- und jeder ging seines Weges. Dieser Tag ist in meiner Erinnerung ein Farbenspiel mit ein wenig kalten, aber auch mit vielen warmen Farben.


    Ich wünsche dir noch sehr viele schöne Momente in deinem Leben, auch ohne mich. Vielleicht, wenn Wiedergeburt wirklich existiert, werden wir in einem anderen Leben wieder so ein intensives Verhältnis führen können, deswegen:

    Auf einen wirklichem Neubeginn, Chantal...



  • Gerüchteküche


    Es fängt leise an. Das Flüstern aus den zwei Mündern gleicht einem kleinen Blubbern des Wassers in dem Kochtopf.


    ,,Ich habe es von der Person gehört, die es gesehen hat! Außer mir soll es keiner erfahren, aber du erzählst es doch nicht weiter?"


    ,,Nein, nein, ich schweige wie ein Grab!“


    Doch das Wasser erhitzt sich immer weiter, die zwischenmolekularen Kräfte ,,zerbrechen“ immer weiter. Der Drang es doch weiterzuerzählen wird immer größer. Irgendwann, da erreicht das Wasser seinen Siedepunkt, es brodelt nun und ,,stößt“ seinen Dampf aus. Auch das Gerücht wird hinausgestoßen, das Vergnügen erscheint zu schön als es nicht mit anderen Ohren, die es nicht hören sollen-aber wollen, zu teilen, der Wunsch nach Aufmerksamkeit will gestillt werden. Doch das nackte Gerücht selber ist anfangs noch nicht delikat, noch ist es nur Wasser.


    Fleisch wird also in den Topf gegeben, danach wird das Ganze kräftig gesalzt. So werden auch dem Gerücht durch anderen Mündern neue Informationen hinzugefügt um eine leckere Brühe herzustellen, die einen delikaten Genuss ergibt- und interessanter für neue, gierigere Ohren wird. Doch die Brühe muss noch verfeinert werden! Es wird und werden noch mehr Salz, Kräuter, also noch mehr Feinheiten und Ausschmückungen dem Gesagtem hinzugegeben und das Wasser verliert seinen anfänglichen faden Geschmack. Das Gerücht wird mit neuen Behauptungen gewürzt. Der Pfeffer soll letztendlich das Gekochte abrunden, ihm den letzten Schliff verpassen.


    Aus den geflüsterten Worten ist eine Suppe geworden, die nun in große Suppenteller gefüllt wird und mit großer Freude zusammen verspeist wird. Genauso mit großer Freude wie die vielen Menschen mit ihrer Gier nach Neuigkeiten nun das Gerücht in sich hineinlöffeln und es mit den anderen zusammen verspeisen, es also immer mehr verbreiten um sich die Welt und sich selbst interessanter zu machen.


    >> Sei nicht so neugierig und glaube nur das, was du selbst gesehen hast!<<

  • Dann lass ich mal einen Kommi für dich da. :)
    Und entschuldige mich für Rechtschreibfehler, die meine angeschlagene Tastatur hinterlässt.


    Gerüchteküche
    Ich muss sagen, der Text hat mir sehr gut gefallen und du schaffst es auf wunderbarste, einfache Inhalte durch bildliche Metaphern abzurunden, wodurch die eigentlich nicht greifbaren Dinge, wie eben die Gerüchte, Form und Farbe erhalten. Man erhält einen Vorgeschmack (blödes Wortspiel ^^ ) darauf, was geschieht, wenn man den Herd nicht zudreht, ehe alles überköchelt.


    Die Art deines Schreibstils ist simpel, aber doch sehr harmonisch. Das Verständnis ist sofort vorhanden, ohne dass man bestimmte Zeilen doppelt lesen muss. Man merkt dem Text an, dass du dir viele Gedanken gemacht und dir genügend Zeit genommen hast, diesen zu verfassen.


    Mir hat es sehr gut gefallen und ich freue mich auf neue Werke.

    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


    [Astor, Pokémon - Schwarze Edition]

    Nur noch sporadisch im BisaBoard.