Irrlichter

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • [Tabmenu][tab=Einleitung]
    Dies ist mein drittes Topic im Fanfiction-Bereich und zeitgleich mein erstes in dieser Kategorie. Ich muss dazu sagen, dass ich eine eher langsame und wankelmütige Schreiberin bin, denn ich schreibe wirklich nur, wenn mich etwas inspiriert. Angefangen mit dem Schreiben habe ich mit 8 Jahren, das ist nun schon eine Weile her. Auf Kritik freue ich mich trotzdem, man kann sich ja immer noch steigern, auch wenn man schon ein alter Hase ist.
    Ich neige zu Inaktivität, ich hoffe aber trotzdem, dass einige von euch ein Weilchen bei mir hängen bleiben. Ich schreibe hauptsächlich Kurzgeschichten, Drabbles, innere Monologe und wenn ich ganz mutig bin, wage ich mich vielleicht mal an ein Gedicht.
    [tab=Widmung und Danksagung]
    Einige Menschen verdienen eine besondere Erwähnung zum Dank, dass dieses Topic doch noch zu Stande gekommen ist. Vielen Dank als erstes @Rajani für die Überschrift, du weisst ja, wie wichtig mir sowas ist!
    Danke @Cyndaquil und @Rusalka für die Motivation und an erstere für's Betalesen! Danke an @Kräme, @Cyndaquil und @Noxa, dass ihr immer so süß seid. Ernsthaft, ohne euch hätte ich nur die Hälfte an Spaß, den ich hier habe. Shoutouts an @Naryk, @Caroit, @Shiralya und @Sheogorath auf alte Komiteezeiten! Danke an @Buxi, dass dein Interesse an meinen Storys nie nachlässt, auch wenn ich inaktiv bin.
    [tab=Archiv]
    Kapitel 1
    Kapitel 2
    [tab=Partnertopics]

    Evolis großes Abenteuer
    @Cyndaquil


    Durch einen Sturm von ihrer Familie getrennt findet sich Yune in Gesellschaft einer Gruppe von Pokémon wieder. Anfängliche Vorurteile überwindend wird gemeinschaftlich entschieden dem jungen Evoli bei der Suche nach ihrer Familie zu helfen.
    Doch es wird nicht so einfach sein, wie es anfänglich aussah.
    In den Höhlen des Kraterberges formt ein einzelnes Pokémon eine Gruppierung, um sein Ziel zu erreichen. Hierbei macht er sich einen anderen Clan zum Feind, doch schenkt weder diesem, noch den Unstimmigkeiten in den eigenen Reihen viel Beachtung.
    Zwischen diese Fronten gerät schließlich Yune — und damit in ihr größtes Abenteuer.
    Wird sie ihre Familie wiedersehen?
    Link


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    Shattered

    @Kräme
    Link

    »Ich gehöre nicht zu den Menschen, die man sofort sieht. War es nicht und werde es auch nie sein. Das Einzige, was ich wirklich erreichen möchte, ist, den Menschen im Herzen zu bleiben. Mit dem was ich sage, denke, fühle... und schreibe.«


    Wer mein Topic als Partnertopic will, kann sich gern bei mir melden. Ich nehme drei Topics an.
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    Viel Spaß beim Durchstöbern!

  • Inspiration: Ich habe mir als Thema die sieben Todsünden vorgenommen und mir Habgier rausgepickt.
    Datum: August 2014

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    Mit dem Herzen sehen


    Yaels Herzschlag setzte für einen kurzen Augenblick aus. Die kühle Nachtluft scharf einsaugend, genoss sie die Stille vor dem Gefühlssturm, der sich gleich im Innern ihres Magens ausbreiten würde. Zumindest fühlte es sich immer so an, als kämen die ganzen Gefühle aus dieser Gegen aber ganz so sicher war sie sich da auch nicht. Wie ein Schatten hangelte sich die kleine Gestalt am Gerüst des Balkons in die Höhe. Handgriff für Handgriff, geschickt wie eine Katze, geräuschlos und schnell wie ein Geist. Das Mädchen kämpfte gegen die leise Stimme des schlechten Gewissens, welches sie immer befiel, wenn sie kurz davor war, ihre Reserven erneut aufzufüllen. Schließlich brach sie nicht in Häuser ein, weil sie ein böser Mensch war! Nein, im Grunde genommen hatte sie gar keine andere Wahl, denn das Leben hatte ihr nichts geschenkt. Warum sollte sie sich nicht holen, wovon anderen zu viel gegeben war?
    Das raue Gestein scheuerte ihre Hände auf, als sie sich mit einem letzten Kraftakt auf den Balkon zog. Beinahe lautlos berührten die kleinen Füße den Boden, die Augen suchten nach einer Bewegung im Innern des Hauses, doch nichts regte sich. Yael erhob sich rastlos, näherte sich der Balkontür und hebelte sie mit wenigen, geübten Handgriffen in Windeseile auf. Der Geruch von frischer Farbe stieg der Einbrecherin in die Nase als sie den angrenzenden Raum betrat und Yael stutzte. War da etwa doch jemand zu Hause?


    Das Mädchen ignorierte, dass ihre Hände vor Aufregung zitterten. Ein älteres Haus, alleinstehende, wohlhabende Besitzer- ihr liebstes Beuteschema! Gleich würde es soweit sein, in wenigen Sekunden würde sie wieder was Richtiges zwischen die Zähne bekommen, sich baden und in feiner Kleidung in fremde Betten legen können. Ein emotionales Ausruhen in einer gehobenen Gesellschaft, die nicht die ihre war. Ein kurzer Moment, der nur in ihrem Kopf existierte. Zu ihrer Linken entdeckte sie bereits die ersten Wertgegenstände, die sich auf dem Schwarzmarkt gut tauschen lassen würden. Doch das, worauf sie aus war, konnte man nicht kaufen. Selbst der große Plasmafernseher, der die Mitte des Wohnzimmers schmückte, würde ihr nicht geben, wonach sie suchte. Das Mädchen schüttelte den Kopf über sich selbst. Wozu sollte sie auf Liebe und Geborgenheit hoffen, wenn sie hier das große Geld machen könnte? Alles andere war doch sowieso nur Blödsinn, den die Menschen von sich gaben, wenn sie noch jung und naiv waren. Liebe! Wärme! Sie glaubte nicht mehr daran.


    Die Menschen, die hier lebten, besaßen mit Sicherheit allen Luxus dieser Welt und doch erschien Yael das Haus besonders kühl, dunkel und abstoßend. Fast so, als hätte das ganze Geld das Licht aus dem Haus vertrieben. Man kann sich wohl doch nicht alles kaufen, dachte sie sich. Verstummt vor Anspannung erreichte sie einen angrenzenden Raum, von dem her der Duft von frischer Farbe ausströmte. Neben einem kleinen Lämpchen sitzend, beobachtete sie erstarrt einen alten Mann, der Pinselstrich um Pinselstrich mehr Farbe auf die weiße Leinwand vor ihm auftrug. Yaels Blick blieb am Gehstock des Mannes haften, der neben ihm auf dem Boden lag. Direkt daneben entdeckte sie ein Küchenmesser, an dessen Spitze ein wenig blaue Farbe haftete. Ihr erster Impuls galt der Flucht, in Häuser einbrechen, in denen jemand zuhause war, schien ihr eine denkbar schlechte Idee.
    „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“, rief der Mann, drehte sich auf seinem knarrenden Holzstühlchen um, erhob sich flinker, als er den Anschein machte und griff nach seinem Stock. Das Mädchen schluckte leer, die Gedanken flirrten in ihrem Kopf umher, doch zu einer klugen Lösung konnte sie sich nicht durchringen. In einer Sackgasse hatte sie sich bisher nie befunden!
    „Ich bin mir sicher, dass du einen verdammt guten Grund haben musst, einen alten Mann, der kaum noch den Weg von seinem Schlafzimmer zu seiner Küche schafft, so zu erschrecken. Gut, dass ich dich schon vor Stunden habe hier rumschleichen hören“, sagte der Hauseigentümer, während er auf Yael zuging „so war ich wenigstens vorbereitet und ahnte, dass du kommst. Wenn ich nur wüsste, was du hier zu suchen hast.“ Im fahlen Licht der kleinen Lampe wirkte der Greis größer als er eigentlich war und die altersbedingten Furchen, die sein Gesicht zeichneten, tiefer und markanter als bei Tageslicht. „Normalerweise benutze ich das hier nur, wenn ich versuche mir ein Stück Brot zu schneiden“, sagte er und wedelte mit dem Küchenmesser herum. Das heimatlose Mädchen schluckte erneut, die Augen wandte sie keine Sekunde vom Messer ab. Die Erwähnung von Essen liess ihre Knie weich werden. „..aber vielleicht muss ich es diesmal für was Anderes benutzen.“ Der alte Mann kam noch einen Schritt näher und streckte dann die freie Hand aus um sich an der Wand abzutasten. Mit dem Stock berührte er Yaels Füße und blieb dann stehen. Als seine hellblauen, umherirrenden Augen die ihren trafen wurde der Einbrecherin klar, dass ihr Gegenüber sie nicht sehen konnte. Er ist blind, schoss es ihr durch den Kopf.
    „Es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken, ich dachte, hier sei niemand zu Hause!“, brachte das Mädchen heraus und wusste sofort, wie dumm sie sich anhörte. Wie naiv sich die Aussage eines kleinen Kindes auf den armen, blinden Mann auswirken musste. Dieser hob seinen Stock und tippte ihr damit zielsicher gegen die Brust, sodass Yael hinfiel.
    „Siehst du? Ich erkenne auch, wo deine Schwachstellen liegen ohne, dass ich Augenlicht dazu brauche. Wie kann es dann sein, dass du, obwohl du funktionierende Augen im Kopf hast, nicht merkst, dass das nicht dein Haus ist?“, fragte der Greis. Der Tonfall wurde schärfer. Yael musste sich etwas einfallen lassen.


    „Du hast wenigstens ein Haus…“, war die einzige, kümmerliche und trotzige Antwort, die dem Mädchen einfiel. Alle Energie fiel auf einmal von ihm ab, hilflos kauerte es sich am Boden zusammen, bis ihr heiße Tränen die Wangen herunterliefen. Dabei wollte sie doch stark sein, ihn bestehlen und die Wertsachen unter Ihresgleichen verteilen! Sie spürte, wie der Mann sich zu ihr hinunter beugte.
    „Merkst du was?“, war die banale Frage, die Yaels Schluchzen zum Stillstand brachte. Sie blickte auf und sah in zwei leere Augen. „Ich habe ein Haus aber du…“, begann er leise, „du hast die ganze Welt. Ich male den Regenbogen nur aus Erinnerungen an sehende Zeiten, du kannst ihn tatsächlich mit deinen Augen erkennen. Wenn das kein Reichtum ist…“, sagte der alte Mann schließlich in die Stille hinein. Der Blick der Einbrecherin wanderte zum Gemälde, an welchem der Greis gerade saß. Undeutlich erkannte sie die Farben eines Regenbogens, die er zwar falsch angeordnet, jedoch richtig ausgesucht hatte.
    „Ich sehe mit diesen Dingern kaum noch was“, der Greis deutete auf sein Gesicht „…nur Umrisse und bei gutem Licht etwas Farbe. Es reicht um zu leben.“ Mit diesem Satz drehte er sich um und wackelte wieder an seinen Arbeitsplatz zurück. Gerade als Yael sich aufrappeln und davon rennen wollte, hielt er sie ein letztes Mal auf:
    „Du magst zwar mit den falschen Absichten hier her gekommen sein, aber wenn du mir etwas Gesellschaft leisten möchtest, komm doch morgen Abend wieder.“ Yael blieb abrupt stehen und horchte, ob sie gerade richtig gehört hatte. „Du kannst dich waschen und etwas essen. Dafür bringst du mir die richtigen Farben auf den Teller hier“, fügte er an und wedelte mit einem farbigen, verschmierten Plastikteller. Ein schüchternes Strahlen schlich sich auf das Gesicht des Mädchens. Mit Geld kann man eben doch nicht alles kaufen!


  • Hallöchen,
    dieser Monat scheint irgendwie ganz viele liebe Menschen dazu anzuregen, sich ein E&S-Topic zu erstellen ^-^ Das dein Topic = ♥ ist, wurd ja schon auf Skype geklärt und deswegen bin ich mal so frei und schreib dir den ersten Kommi ^-^


    Mit dem Herzen sehen
    Der Titel ist auf alle Fälle schon mal total schön. Zusammen mit der Vorinformation, dass du dich in dem Text mit dem Thema Habgier beschäftigt hast, würde ich vermuten, dass am Ende quasi so die Moral heraus kommt, dass man am besten mit dem Herzen sehen soll und sich vielleicht auch nicht von materiellen Dingen blenden lassen sollte.
    Diese kleine Animation über dem Titel gefällt mir und erinnert mich irgendwie an ein blaues Feuer. Dieses erinnert mich wiederum an Kalzifer, aus dem Anime Das Wandelnde Schloss, der ja das Herz von Hauru ist und somit würde diese Animation perfekt zum Titel passen. Aber was waren denn deine Gründe, diese Animation zu wählen? Das wäre noch das, was mich jetzt mal interessieren würde.
    Haha, da will ich jetzt eigentlich total professionell an den Inhalt gehen und dann lese ich das erste Wort und ich dann erst mal so "Awww". Du musst wissen, die kleine Schwester von einer Freundin heißt so und die ist total das niedliche kleine Kind. Also alleine durch die Namenswahl, ist mir diese Figur bisher einfach schon sympathisch.
    Im ersten Abschnitt schaffst du es schon einmal wunderbar, eine gewisse, spannungsgeladene Atmosphäre zu erzeugen; die Anspannung Yaels ist praktisch greifbar. Generell stellt dieser Abschnitt einen sehr schönen Einstieg dar, da man ein bisschen etwas über die Protagonistin erfährt und unbedingt wissen möchte, wie es mit ihr weiter geht, sodass man einfach weiterlesen muss.
    Du sprichst zuerst von einem "Gefühlssturm", den die Protagonistin gleich durchleben würde und kurz darauf sprichst du nur kurz das schlechte Gewissen von ihr an. Ein Sturm von Gefühlen stellt zumindest für mich ein wildes Durcheinander von unterschiedlichen Gefühlen dar und sowas in die Richtung kam nicht so wirklich im Text vor bzw. hättest du so etwas noch etwas mehr herausarbeiten können.
    Im zweiten Abschnitt erklärst du, warum sie sich der Habgier zugewandt hat. Ihre Beweggründe kann man als Leser gut nachvollziehen und doch sind sie eigentlich so unheimlich traurig. Man wünscht sich, dass Yael den Glauben an die Liebe wiederfindet bzw. nicht noch komplett aufgibt und würde mal eben am liebsten in die Geschichte hinein springen, um sie zu ermutigen. Das ist aber nur möglich, weil du es schon in wenigen Sätzen geschafft hast, dass der Leser eine Bindung zu Yael aufbaut und ihm ihr Wohlergehen am Herzen liegt.
    Das noch jemand anderes in der Wohnung ist, war nach der letzten Frage im ersten Abschnitt nicht weiter verwunderlich und auch, dass er alt ist, konnte man schon erwarten. Nun ist er aber auch noch blind, und droht Yael quasi, dass er sich auch mit dem Messer verteidigen würde. Zum einen passt dieser alte Mann damit wirklich gut zum Titel, da er ja gar nicht mehr mit den Augen, mit denen man üblicherweise sieht, sehen kann. Zum anderen kommt es dadurch nicht zu so der typischen Geschichte, dass ein verlorener, junger Mensch auf einen lieben, weisen Alten trifft und sich dadurch sein Leben/seine Einstellung zum positiven verändert. Ich denke zwar trotzdem, dass diese Begegnung eine wichtige in Yaels Leben sein wird, aber trotzdem ist der Alte halt nicht der typische immer-liebe alte Opi. Dadurch weckt er auf jeden Fall das Interesse des Lesers.
    Der letzte Abschnitt ist meiner Meinung nach der Schönste. Nicht nur, dass die Worte des Greises einen selbst zum Nachdenken anregen, am Ende gibt es auch für Yael ein Happy End. Ich glaube, sie wird im weiteren Verlauf noch eine Menge von diesem alten Mann lernen.
    Was soll ich groß sagen? Insgesamt ist es eine unglaublich süße Geschichte, die sowohl vom Schreibstil als auch inhaltlich überzeugen konnte und die ich unheimlich gerne gelesen habe.


    So, das war es auch schon wieder von meiner Seite aus. Ich hoffe, du konntest dich ein bisschen über diesen kleinen Kommi freuen ^-^
    Liebe Grüße,
    Caroit

  • Huhu Eule! ^-^


    Ich freu mich wirklich sehr, dass du jetzt hier ein Topic hast und ich somit die Möglichkeit bekomme mehr von dir zu lesen. (: Deshalb will ich auch gar nicht lang eine große Einleitung hier dalassen, sondern gleich zum Wesentlichen kommen!


    Irrlichter
    Ich mag deinen Topictitel sehr, ich finde, er passt einfach. Zum einen sind Irrlichter ja mysteriös und eigentlich kann man ihnen eine Menge schlimmer Sachen nachsagen. Immerhin führen sie die Leute ja in die Irre. Ich muss aber sagen, dass ich bei Irrlichtern erstmal an die Pokémon-Attacke denke und als zweites an die Irrlichter aus Brave. Und die haben niemanden in die Irre geführt. ;)
    Und du wirst uns hier sicherlich auch nicht in die Irre führen, eher wohl von uns erwarten, zwischen den Zeilen zu lesen und weiterzudenken. So sehe ich das.
    Startpost muss ich eigentlich nicht viel sagen, dein Design ist schlicht und minimalistisch, was mir persönlich sehr gut gefällt. Die Überschrift ist toll, so herrlich geschwungen! Und vielen Dank für die Erwähnung in der Danksagung und dass du EgA als Partnertopic angenommen hast. <3 Arigato! #^^#


    Mit dem Herzen sehen
    Ich durfte ja schon einen Blick über deine Geschichte werfen, habe mir aber natürlich nicht die Freude nehmen lassen, sie noch einmal zu lesen.


    Sou, hab beim Betalesen wohl beim ersten Mal geschlampt, gomen. ^^”


    Der Titel erinnerte mich gleich an das wohl berühmteste Zitat aus „Der Kleine Prinz”:
    „Adieu”, sagte der Fuchs. „Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.” — Der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
    Da war ich natürlich sehr gespannt, was du daraus machst.
    Die Kurzgeschichte startet prompt und führt die Hauptperson sofort ein, was mir sehr gefallen hat. Du gehst auch gleich auf ihre Gefühlswelt ein, was mir die Möglichkeit gibt sie besser kennenzulernen. Anfangs war ich ja etwas verwirrt, welchen Gefühlssturm sie meinen könnte, der sie plötzlich überfallen wird und in welcher Situation sie sich da befinden mag. Als ich sie dann den Balkon in die Höhe klettern sah, ahnte ich schon, dass sie sich wohl in einer besonderen Situation befinden muss. Vor allem, da es augenscheinlich nicht ihr eigener Balkon war. Yael ist durchaus ein interessanter Charakter. Sie wird wohl schon seit einer Weile stehlen, um zu Überleben und trotzdem hat sie noch ein schlechtes Gewissen dabei. Ich denke mir, wer das lange genug macht oder vielleicht schon als Kind damit anfing, der weiß vielleicht gar nicht was einem selbst oder was jemand anderem gehört. Ich denke mir, dass sich dann gar nicht erst ausprägt, dass nicht alle Dinge zur freien Verfügung für jedermann stehen. Insofern ist es spannend zu sehen, dass sie sich schlecht dabei fühlt sich etwas von anderen zu nehmen — selbst wenn sie es damit begründet, dass sie nichts hat und andere dafür zu viel.
    Yael ist ausgesprochen geschickt, wenn sie mit bloßen Händen die Balkontür öffnen kann! Ich hab schon erwartet, dass wohl irgendwas nicht nach Plan laufen wird, als du den Geruch der Farbe erwähnt hast. Zuerst hab ich natürlich angenommen, dass vielleicht einfach nur gestrichen wurde. Kann ja dann irgendwie nicht so unbewohnt sein.
    Ich fand’s interessant, wie Yael eine Weile von einem besseren Leben träumte, von einem Leben, was sie sicherlich verdient hat. Und hier kommt der Knackpunkt der Geschichte. Um sie herum sieht sie Dinge die einen Geldwert haben, aber eigentlich wünscht sie sich Liebe und Geborgenheit — Dinge, die man für kein Geld kaufen kann. Aber man merkt auch, dass sie ihre eigenen Gedanken albern findet. Verständlich, immerhin leben wir in einer materiellen Welt. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass die Leute heutzutage den Preis von allem wissen, aber nicht dessen Wert. Sprich: alles was kein Preisschild trägt wird nicht wertgeschätzt. Absolut traurige Entwicklung.
    Doch Yael merkt hier etwas entscheidendes: obwohl das Haus mit teuren Gegenständen gefüllt ist, wirkt es kalt und ungemütlich. Ein Haus oder eine Wohnung wird erst durch das Leben darin warm und geborgen, nicht durch die Gegenstände. Und hier merkt Yael auch, dass man sich nicht alles kaufen kann. Sie erreicht schließlich also den Raum aus dem der Geruch mit der Farbe kommt und dort sitzt: ein alter Mann. Kam doch sehr überraschend, dass wir tatsächlich noch auf eine weitere Person in dieser Kurzgeschichte treffen. Aber das machte es umso interessanter!
    Ein Maler, ein Künstler also … oder auch nicht? Man erfährt es nicht, aber der alte Mann ist mehr, als man mit bloßem Auge sehen kann, soviel ist klar. Er hat Yael schon gehört, was auf ein ausgesprochen gutes Gehör hinweist. Durch sein Alter hat er Yael einiges voraus und somit stellst du nicht nur arm und reich gegenüber sondern auch jung und alt. Absolut verschiedene Charaktere. Zuerst wird er etwas ungehalten dargestellt und ich hab als Leser eigentlich gleich Partei für Yael ergriffen und dachte mir nur: Hau ab! Gerade die Aussage, dass er das Messer vielleicht für etwas anderes benutzen würde dieses Mal, hat mir schon Angst gemacht. Dazu kam noch, dass er zwar blind war, aber trotzdem ausgesprochen flink. Natürlich machte für mich jetzt das gute Gehör Sinn, immerhin prägt sich ein Sinn meist besser aus, wenn der andere verloren geht.
    Anstatt blind das Weite zu suchen - was mich doch verwundert hat - erklärt sich Yael. Das empfand ich als ungewöhnlich, aber nachdem du beschrieben hast, dass sie hungrig ist, wieder logisch. Natürlich war das eine typische Fight-or-Flight Situation und ich hatte am ehesten erwartet, dass sie Reißaus nimmt. Aber wenn sie wirklich so hungrig war, dann war sie sicherlich nicht mehr so sehr an Weglaufen interessiert, weil sie sich ganz schwach gefühlt hat. Der alte Mann belehrt sie also den Unterschied zwischen Deins und Meins — eine Lehrstunde die Yael eigentlich gar nicht so nötig hat, da wir am Anfang ja erfahren haben, dass sie durchaus ein schlechtes Gewissen plagt, wenn sie stiehlt. Aber trotzdem war das nicht unnötig, dass der Mann das hervorgehoben hat. Zum einen hast du damit den Sprung zum Sehen gemacht: der alte Mann kann nicht mehr oder nur noch wenig sehen und scheint trotzdem noch zu wissen, was ihm gehört und was nicht. Yael dagegen kann mit ihren zwei gesunden Augen alles sehen und weiß den Unterschied trotzdem nicht ganz.
    Ich hatte wirklich Mitleid mit Yael, als ihre Mauern fielen und sie dem alten Mann indirekt sagte, dass sie gar kein Zuhause hatte. Interessanterweise blieb der alte Mann gefasst und erzählte ihr, dass er zwar dieses Haus hat, sie aber die ganze Welt. Und das scheint ihm viel mehr wert, als alles was er hat. Wo ich wieder an die Aussage weiter oben denken musste, dass die Leute heutzutage nur noch den Preis aber nicht mehr den Wert kennen. Dieser Mann kannte den Wert eines gesunden Augenlichts, vielleicht auch erst jetzt nachdem er seines verloren hat. Aber das ist hierbei nicht wichtig. Er zeichnet aus der Erinnerung heraus einen Regenbogen — ein schönes Bild für Schönheit an der Stelle — der aber natürlich nur ein schwacher Ersatz gegen einen richtigen ist. Und er beneidet Yael für ihren Reichtum die ganze Schönheit der Natur sehen zu können. Das war hier eindeutig der Glückswechsel der als Merkmal der Kurzgeschichte gilt. Und weißt du was? Auf einmal waren die Bilder in meinem Kopf nicht mehr dunkel, sondern hell und irgendwie farbenfroher. Der alte Mann wird plötzlich etwas zugänglicher, denn er verzeiht Yael ihren Fehler und lädt sie dazu ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Und er würde sich dafür revanchieren.
    Sie hatte ganz ohne Geld einen Freund gefunden und ich bin mir sicher, dass sich daraus eine schöne Freundschaft entwickeln wird. (:
    Ich will dich hier jetzt nicht mit den Merkmalen einer Kurzgeschichte langweilen, aber soweit ich das beurteilen kann, hast du hier wirklich eine abgeliefert. Und das auch noch in dieser angenehmen Länge! Du weißt ja, ich werd immer furchtbar lang in meinen Texten und ich bewundere Leute, die es kürzer hinbekommen.
    Du hast die Habgier hier sehr schön dargestellt, aber ganz ohne ihre hässliche Fratze. Yael ist in gewisser Hinsicht habgierig, aber nicht durch und durch, denn ihre Motive zu stehlen sind bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar. Aber das macht ihr Handeln natürlich nicht richtig. Trotzdem muss sie von dem alten Mann nicht von Grund auf belehrt werden, denn sie erkennt schnell - kluges Mädchen! - den Wert der Dinge, die man sich nicht kaufen kann. Wie eben eine Freundschaft, die man sich nicht kaufen kann.


    Gefällt mir durch und durch und ich find’s absolut gelungen! ^_^ Ein schönes erstes Werk für dieses Topic.
    (Ein bisschen musste ich bei deiner Kurzgeschichte an eine andere denken, wo auch ein älterer Herr einem Kind Hoffnung gibt. Und zwar „Nachts schlafen die Ratten doch” von Wolfgang Borchert. Keine leichte Kost, aber als ich deine KG gelesen habe, hab ich dasselbe Gefühl bekommen, wie damals, als ich diese KG mal im Unterricht gelesen habe. ^^)


    Freu mich sehr auf das nächste Werk! <3


    — Cynda

  • Vielen lieben Dank für euer Feedback @Cyndaquil @Caroit ^__^
    Ich habe natürlich einige versteckte Botschaften da drin, ein ganz wichtiges Symbol ist da auch enthalten, wer mich sehr sehr gut kennt, wird eventuell wissen, welches. Euch beiden Süßen möchte ich jetzt mal eine Antwort geben.


    Der Titel ist auf alle Fälle schon mal total schön. Zusammen mit der Vorinformation, dass du dich in dem Text mit dem Thema Habgier beschäftigt hast, würde ich vermuten, dass am Ende quasi so die Moral heraus kommt, dass man am besten mit dem Herzen sehen soll und sich vielleicht auch nicht von materiellen Dingen blenden lassen sollte

    Da hast du richtig vermutet :3 Genau darauf wollte ich hinaus. Ich hab eine Weile geplottet, weil ich etwas schreiben wollte, wo man sich gut reinversetzen kann und trotzdem was Spezielles kreiren. Gar nicht so einfach...


    Aber was waren denn deine Gründe, diese Animation zu wählen? Das wäre noch das, was mich jetzt mal interessieren würde.

    Ich bin ein wenig eigen mit Dingen, die mir am Herzen liegen. Etwas davon ist blaues Feuer. Frag mich nicht wieso, aber wenn ich könnte, hätte ich gern überall solche Fackeln. Feuer wird ja auch blau, aber nur in der Mitte, wo die Hitze am grössten ist, so weit ich weiss.


    Im ersten Abschnitt schaffst du es schon einmal wunderbar, eine gewisse, spannungsgeladene Atmosphäre zu erzeugen; die Anspannung Yaels ist praktisch greifbar. Generell stellt dieser Abschnitt einen sehr schönen Einstieg dar, da man ein bisschen etwas über die Protagonistin erfährt und unbedingt wissen möchte, wie es mit ihr weiter geht, sodass man einfach weiterlesen muss.

    Es freut mich, dass ich die Spannung offenbar so gut rübergebracht habe. War ja das Ziel.


    Du sprichst zuerst von einem "Gefühlssturm", den die Protagonistin gleich durchleben würde und kurz darauf sprichst du nur kurz das schlechte Gewissen von ihr an. Ein Sturm von Gefühlen stellt zumindest für mich ein wildes Durcheinander von unterschiedlichen Gefühlen dar und sowas in die Richtung kam nicht so wirklich im Text vor bzw. hättest du so etwas noch etwas mehr herausarbeiten können.

    Da hast du natürlich recht. Ich überliess da einen Teil der Imagination, aber ich hätte mehr ins Detail gehen können.


    aber trotzdem ist der Alte halt nicht der typische immer-liebe alte Opi.

    Freut mich, dass man das so erkennt, denn genau das wollte ich. Nicht den klassischen Opi. Ich wollte den Zwilling des netten Opis. Den Opi, den keiner sofort durchschaut, haha.


    Was soll ich groß sagen? Insgesamt ist es eine unglaublich süße Geschichte, die sowohl vom Schreibstil als auch inhaltlich überzeugen konnte und die ich unheimlich gerne gelesen habe.

    Danke ♥


    Ich mag deinen Topictitel sehr, ich finde, er passt einfach. Zum einen sind Irrlichter ja mysteriös und eigentlich kann man ihnen eine Menge schlimmer Sachen nachsagen. Immerhin führen sie die Leute ja in die Irre. Ich muss aber sagen, dass ich bei Irrlichtern erstmal an die Pokémon-Attacke denke und als zweites an die Irrlichter aus Brave. Und die haben niemanden in die Irre geführt. ;)

    Sie sind mysteriös und darum habe ich den Titel gewählt. Irrlicht ist zudem meine Lieblingsattacke für Vulnona und Banette :3


    Und vielen Dank für die Erwähnung in der Danksagung und dass du EgA als Partnertopic angenommen hast. <3 Arigato! #^^#

    Gern!


    Ich fand’s interessant, wie Yael eine Weile von einem besseren Leben träumte, von einem Leben, was sie sicherlich verdient hat. Und hier kommt der Knackpunkt der Geschichte. Um sie herum sieht sie Dinge die einen Geldwert haben, aber eigentlich wünscht sie sich Liebe und Geborgenheit — Dinge, die man für kein Geld kaufen kann.

    Das wollte ich rüberbringen, genau das. Es ist auch etwas, was in meiner eigenen Familie oft ein Streitthema ist. Wir spalten uns irgendwie immer in zwei Lager: Geld und Materialismus vs emotionaler Wert. Wir werden uns wohl nie einig.


    Er hat Yael schon gehört, was auf ein ausgesprochen gutes Gehör hinweist.

    Das Gehör wollte ich aus zwei Gründen ausbauen: 1. weil alte Menschen typischerweise eher schlecht hören und das wollte ich so nicht umsetzen. 2. Weil es oft so ist, dass der Rest der Sinne geschärfter ist, wenn einer ausfällt, in diesem Fall die Augen.


    Und weißt du was? Auf einmal waren die Bilder in meinem Kopf nicht mehr dunkel, sondern hell und irgendwie farbenfroher. Der alte Mann wird plötzlich etwas zugänglicher, denn er verzeiht Yael ihren Fehler und lädt sie dazu ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Und er würde sich dafür revanchieren.

    Das hast du aber schön gesagt ♥


    Das nächste Update ist geplant, ich hoffe, mein Kreatief ist bald ganz weg.

  • Nach ewiger Inaktivität geht es endlich weiter!


    Inspiration: Ich habe mir als Thema die sieben Todsünden vorgenommen und mir diesmal Rachsucht rausgepickt.
    Datum: April 2017

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    Si vis pacem cole iustitiam
    Wenn du Frieden willst, pflege die Gerechtigkeit


    Sein Name war nicht von Bedeutung und alles, was er suchte, war Gerechtigkeit.
    „Jetzt habe ich dich endlich dort, wo ich dich haben will!“, rief er und lächelte überheblich. Sein abschätziger Blick streifte den älteren Mann, der vor ihm auf dem Boden lag, gekrümmt, mit schmerzverzerrtem Gesicht. War es wirklich das, wonach er sich so gesehnt hatte? Adrenalin schoss wie Feuer durch seinen Körper, pumpte unaufhörlich giftige Energie in seinen Kopf, so dass ihm schwindlig davon wurde. Der Geruch des Sieges lag in der Luft, alles, was er wollte schien zum Greifen nahe. Er musste nur noch handeln! Die Rache würde seine sein, er würde sich dem Adrenalinrausch hingeben und sich holen, was ihm gehörte: Gerechtigkeit.


    Die Wände waren dunkel und kalt. Alles grau in grau, hier und da eine verdorrte Topfpflanze, die dem Raum aber auch nicht mehr Freude schenkte. Auf der Tür war in roter Schrift die Zahl 3 zu lesen. Sie brannte sich in seinen Kopf, seine Augen klammerten sich an die Umrisse der Zahl, als hinge sein Leben davon ab. Doch nichts, was die Polizisten sagten, drang wirklich zu ihm durch. Nein, auch ihre scheinbar tröstenden Worte konnten den jungen Mann nicht erreichen. Was hatten die Polizisten schon zu sagen, was ihm nicht bereits klar war? Dass bestimmt nichts davon seine Schuld war wusste er schon lange. Wichtiger war die Stimme in seinem Kopf, die ihn zum Handeln aufforderte. Was hatte er denn davon, wenn sie seinen Vater verhaften würden? Natürlich käme dieser vor Gericht aber dort würde ihm nicht die Strafe erteilt werden, die er verdient hatte. Er glaubte nicht daran, dass die Justiz wirklich gerecht war. Sie war lediglich strikt. Der junge Mann richtete seinen Blick nach oben und betrachtete die vom Rauchen verfärbten Noppen der schlecht isolierten Decke. „Sie möchten also keine Aussage gegen Ihren Vater machen?“, durchbrach die Frage des Polizisten seine Gedanken. Dieser drückte nervös eine Kippe aus, zupfte seinen Bart zurecht und musterte den jungen Mann eindringlich. „Also?“ Der etwas schärfere Tonfall des Polizisten gab den Takt seiner Antwort vor. „Natürlich. Ich möchte aussagen, dass er nicht nur mich, sondern auch meine Mutter misshandelt hat. Reicht Ihnen das? Fotografiert haben sie mich ja schon überall, oder brauchen Sie noch mehr?“, antwortete er barsch. Dunkle Augen, von Wut durchtränkt, liessen die Polizisten verstummen. Er war froh, als man ihn endlich gehen liess, schliesslich führten die stupiden Fragen der Beamten zu nichts. Warum stellten Polizisten aber auch immer Fragen, deren Antwort sie schon kannten?


    Er wusste, wo er seinen alten Herren finden würde. Längst war es an der Zeit sich zu rächen und nach Hause zurückzukehren. Schon lange hatte er aufgehört seinen Vater als solchen zu bezeichnen, wenn er mit ihm sprach. Wozu auch? Der Name, der ihm einmal gegeben wurde, passte perfekt zu seinem verdorbenen Charakter. „Hallo Ira“, rief er. Ira, der Zorn. Wie ironisch diese Namensgebung doch war! Auch der Blick seines Gegenübers sprach Bände, denn er wusste, der Tag, an dem ihm sein rachsüchtiger Sohn gegenüberstehen würde konnte nur ein verheissungsvoller sein. Ira war bewusst, dass er verdient hatte, was auf ihn zukommen würde und dennoch war er zu feige, dem Ende in die Augen zu blicken. Die tiefblauen Augen streiften seinen Sohn, ein junger Erwachsener, der nun vor ihm stand, wutgetränkt, verblendet von seinen Rachegelüsten, ein vernarbtes Gesicht und in der linken Hand einen Stock. Das hatte er ihm zu verdanken. Er, Ira, hatte seinen Sohn zerstört. Das schwere Atmen der Aufregung war von beiden Seiten zu vernehmen. „Da...das kannst du nicht machen, denk darüber nach was du tust!“, brachte Ira mit brüchiger Stimme hervor. Er wusste, hier bei sich zuhause würde kaum einer nach ihm suchen. Höchstens die Polizei würde ihn finden, wenn sie ihn zu einer erneuten Befragung holen kommen würden. Längst hatten ihn seine Frau und sein Sohn verlassen, die Nachbarn hatten ihn aufgegeben und seinen Job übte er längst nicht mehr aus. Und er konnte es niemandem verübeln. Wutausbrüche, Stimmungsschwankungen und sein Hang zur Selbstdarstellung hatten der Familie und seinem Glück das Genick gebrochen. Der alte Mann torkelte vor Angst. Das Gesicht gezeichnet von Wetter und Leben, die Augen alt und traurig, kein strahlendes Blau mehr wie früher.


    Er schloss die Augen und liess den ersten Schlag der Faust seines Sohnes wehrlos über sich ergehen, hoffend, es würde danach enden. Weiche Knie sackten zu Boden, während der alte Mann sich schützend die Arme vor sein Gesicht hielt. Würde sein Sohn so weit gehen ihn zu töten? Hatte er das verdient? „Du ahnst gar nicht, wie sehr ich diesen Tag erwartet habe. Der Tag an dem ich weiss, dass du gebrochen bist. Dein Schweigen endlich zu einem Geständnis wurde. Aber was habe ich davon zu warten ob man dich dafür endlich verurteilt?“, hörte er seinen Sohn sagen. Monoton, kalt. Erloschen. Ira hielt die Augen geschlossen, das Gesicht schmerzverzerrt. Erschrocken über die Art, in der sein Sohn mit ihm sprach. Ohne zu zögern, ohne Reue. War das sein Verdienst? „Willst du Frieden oder Gerechtigkeit?“, fragte Ira. Er horchte, was sein Sohn zu sagen hatte. „Das eine kann es ohne das andere nicht geben und du hast keine Gerechtigkeit verdient!“, entgegnete dieser. Ira atmete aus, die Augen noch immer fest verschlossen. Als kein weiterer Schlag mehr folgte öffnete er sie langsam und blickte nach oben. Das eigen Fleisch und Blut, das zitternd über ihm stand, bereit ihn zu töten, liess das Blut in seinen Adern gefrieren. „Nein, ich bestimmt nicht, mein Sohn. Aber du. Du erfährst keine Gerechtigkeit wenn du mich tötest. Die Justiz unterscheidet nicht immer nur zwischen gut und böse. Nur zwischen richtig und falsch.“ Ira horchte, sein Körper in Alarmbereitschaft, die Muskeln zum Zerreissen gespannt. Würde ihn sein eigenes Schicksal einholen oder hatte er es geschafft, seinen Sohn davon zu überzeugen, dass Gerechtigkeit nicht immer recht war?


    Sein Name war nicht von Bedeutung und alles, was er suchte, war Gerechtigkeit.

  • Hallo Lauriel,


    eine Geschichte auf Basis der sieben Todsünden zu schreiben ist interessant und du hast da einige zur Rachsucht passende Themen angesprochen. Die wird ja nicht selten damit verbunden, dass der Betreffende blind für das Wesentliche wird und diese Eigenschaft hast du in Form des namenlosen Mannes auch zur Geltung gebracht. Übrigens passt es gut, dass du ihm keinen Namen gegeben hast, quasi als Anzeichen dafür, dass absolut jeder, unabhängig der Umstände, davon betroffen sein kann und hier eingefügt werden könnte. Um aber zum Mann zurückzukommen, hast du die wichtigsten vergangenen Ereignisse angesprochen, um seine Wut nachvollziehbar zu machen und daraus resultiert schließlich auch der Gedanke, entgegen der Justiz schon vorab seiner eigenen Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen. Auch wenn es wohl bedeuten würde ihn umzubringen. Und damit verbunden ist am Ende auch dieser eine Punkt, der mir persönlich gefehlt hat. Dass sich sein Vater nicht für die Vergangenheit rechtfertigen möchte und stattdessen lieber die Frage aufbringt, was Gerechtigkeit ist, ist an sich gut und sollte dazu dienen, den Mann zum Nachdenken zu bringen. Im Endeffekt bleibt es aber nur bei der Frage, ohne dass der Mann Selbstreflexion üben kann, wodurch auch der Eindruck eines zu frühen Endes entsteht. Möglicherweise hätte ein Satz gepasst, in dem er kurz zögerte, um zu verständigen, dass die Worte bei ihm angekommen sind. Dadurch hätte er zumindest eine Reaktion gezeigt, die nicht nur die simple Frage nach der Gerechtigkeit im Raum stehen lässt.
    Zum Abschluss möchte ich aber auch dazu sagen, dass du durch die Wortwahl eine gute Atmosphäre aufgebaut und dich nicht zu sehr in Details verloren hast. Dadurch liest sich die Geschichte angenehm flüssig.


    Wir lesen uns!

  • Hallo Eule!


    Da bin ich, um mich noch mal ausgiebig zu deiner Kurzgeschichte hier zu äußern. (: Ich find das Projekt zu den sieben Todsünden weiterhin sehr genial und bin schon ganz gespannt, wie du deine weiteren Texte gestalten wirst. Jetzt aber erstmal die Rachsucht.


    Si vis pacem cole iustitiam


    Latein ist schon schick — auch wenn ich kein Wort versteh, aber es macht sich hier sehr gut.
    Ich finde es spannend, wie du in dem Text die Sache mit der Rachsucht von der psychologischen Seite angehst und weniger von physischen. Damit will ich sagen: es hätte die Möglichkeit gegeben hier an ein paar Stellen expliziter zu werden, aber das hast du nicht gemacht. Und das gefällt mir hier auch, weil es der Story nicht viel gegeben hätte, wenn man nun weiß, was Ira seiner Familie wirklich angetan hatte oder wie am Ende der Sohn mit seiner Rache umgeht. Stattdessen stellst du die große Frage: Was ist Gerechtigkeit? Das fängt schon am Anfang an, mit dem namenlosen Protagonisten der die Gerechtigkeit suchte. Du beantwortest diese Frage jedoch nicht, ob er sie gefunden hat. Ob seine Handlungen richtig waren. Stattdessen lässt du das hier offen, was mich als Leserin schon nachdenklich macht. Du fragst praktisch nach der persönlichen Definition von Gerechtigkeit, ohne es wirklich auszusprechen.
    Auch interessant fand ich den Aufbau der Geschichte. Du startest mit dem kursiven Teil in der Gegenwart, gehst dann im ersten Absatz in die Vergangenheit, um danach wieder in die Gegenwart zu gehen. Und dann wechselst du sogar noch ein wenig die Perspektive, schwenkst vom Sohn zum Vater. Gerade letzteres hat mir deshalb gefallen, weil man so so erfahren konnte, was er dabei denkt. Wie er auf das Zusammentreffen mit seinem Sohn nach all den Jahren reagiert.
    Im Absatz bei der Polizei wird deutlich, dass der Sohn nicht viel von der Justiz hält. Und ja, man muss sagen, manchmal ist die Justiz langsam, wenn es darum geht, herauszufinden, was nun gerecht ist. Deshalb brauchen manche Gerichtsverfahren ja auch so lang — weil es nicht immer leicht ist herauszufinden, welche Strafe jemand gerechterweise verdient hat, wenn gar nicht ganz klar ist, wie weit er involviert war. (Wäre einfacher, wenn Angeklagte ehrlich wären, aber … nun, das ist ja wohl eher selten der Fall.) Man merkt schon bei der Polizei, dass da in dem Sohn etwas schwelt. Es wird klar, dass er die Sache wohl selbst in die Hand nehmen wird und das macht der nächste Absatz gleich deutlich mit dem Zusammentreffen der beiden.
    Fasziniert hat mich auch, wie du in dem kurzen Text tatsächlich Characterdevelopment drin hast. Jedenfalls hab ich das so gesehen: anfangs scheint Ira noch simpel sein Leben retten zu wollen, weil er wohl merkt, dass sein Sohn vor nichts zurückschrecken wird. Später klang er jedoch besorgter um das Wohl seines Sohnes. Er hatte eingesehen, dass letztendlich er es war, der seinen Sohn zu dem gemacht hat, was er jetzt ist. Er war der Grund für die Rachsucht.
    Was letztendlich passiert ist, sagst du nicht und das ist wohl die Frage an den Leser: was meinen wir, was am Ende passiert? Ich muss sagen, ich hoffe ja das Beste, aber trotzdem hab ich hier wirklich Zweifel, ob das alles gut ausgeht.
    Die Rachsucht kommt in diesem Text gut raus, man merkt wie blind der Sohn ist, wie getrieben, weil er meint, dass die Rache ihm die langersehnte Gerechtigkeit bringen wird. Ob dem so ist … schwer zu sagen.


    Schreibtechnisch liest sich das alles natürlich sehr schön, dass dein Stil toll ist, muss ich dir ja nicht mehr sagen. ;) Und ich bin gespannt, wann wir weitere Texte hier lesen werden, ich freu mich schon!