Nymphengesang

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  • Besuch in der Residenz Romono

    geschrieben von 12.04. - 26.04.22


    Die Abenddämmerung setzte bereits ein, als Evoli dem Pfad durch den Immergrünwald folgte. Mit zunehmender Nervosität fragte es sich, ob es noch rechtzeitig vor Einbruch der Nacht an seinem Ziel ankommen würde. Vor wenigen Tagen hatte Evoli ein Schreiben per Pelipper-Post erhalten, dass es sich doch bitte pünktlich am Dienstag zur Residenz Romono begeben sollte. Obwohl für den Zeitraum bereits eine Unternehmung angestanden hatte, wollte Evoli diese Einladung nicht aus dem Wind schlagen. Es wusste, dass die besagte Residenz mit illustren Zusammenkommen bekannter Persönlichkeiten prahlte, allerdings war es selbst nie zugegen gewesen.

    Die Pokémon des Waldes blickten Evoli neugierig hinterher, was nicht spurlos an ihm vorbei ging. Schließlich erreichte es die Residenz Romono, gerade als die Dunkelheit den Himmel einzunehmen versuchte. Die hohen Bäume um die Residenz herum ließen das Gebäude schauriger wirken und Evoli wusste nicht recht, ob es sich nun wirklich nähern sollte. Von außen machte die geisterhausartige Fassade nicht den Eindruck, den es erwartet hatte.

    Als es schon fast kehrt machen wollte, wurde plötzlich der Weg zur Residenz mit bläulich schimmerndem Licht erhellt. Evoli erschrak aufgrund des hellen Scheins und bemerkte erst bei genauerem Hinsehen, dass sich zu beiden Seiten des Weges Lichtel aufgereiht hatten. Ehrfurchtsvoll trat Evoli einen kleinen Schritt nach vorne, schließlich noch einen und einen weiteren. Die Lichtel beobachteten es still und luden mit ihren kleinen Händen dazu ein, in Richtung der Residenz zu gehen.

    Nun etwas mehr überzeugt setzte sich Evoli in Bewegung und trat näher an das Gebäude heran. Anders als die Behausungen in seiner Heimat war dieser Eingang etwas höher und so hätte es springen müssen, um die Klinke zu erreichen. Bevor es jedoch dazu kam, wurde die Tür auch schon geöffnet und Evoli blickte in die Finsternis.

    „Hallo?“, fragte es verwirrt und setzte eine Pfote vor die andere. Das Holz unter ihm knarrte bei jeder Bewegung, obwohl es besonders vorsichtig war. Mit einem Mal wurde helles Licht in den nahen Lampen entzündet und die Tür schloss sich sanft. Evoli war nun deutlich nervöser als zuvor.

    „Hallo? Bin ich hier richtig in der Residenz Romono?“, fragte es erneut und machte sich bereits Sorgen, ob es nicht einem Scherz auferlegen war. Just in diesem Moment meldete sich eine tiefe, aber freundliche Stimme hinter ihm.

    „Guten Abend.“

    Evoli machte einen Satz nach vorne und drehte sich schnurstracks um. Dort erblickte es ein Servol, das sich nun verbeugte.

    „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie erschreckt habe. Das lag natürlich nicht in meiner Absicht. Wie es scheint, wurden Sie noch nicht über unsere Gepflogenheiten informiert?“

    „Äh, das kommt darauf an, was diese Gepflogenheiten sind. Also, ich …“

    Evoli war sprachlos und Servol übernahm glücklicherweise die Unterhaltung.

    „Gewiss. Sie müssen verstehen, dass in dieser Residenz hauptsächlich Geist-Pokémon beheimatet sind. Natürlich jene, die nicht nur zum Scherzen aufgelegt sind“, fügte es noch hinzu, als Evoli bereits ein ängstliches Gesicht machte. „Jedenfalls würde ich Sie bitten, in jedem Fall Ruhe zu bewahren. Wenn Sie mir bitte folgen würden, ich führe Sie nun in die Haupthalle. Die Hausherrin möchte Sie später übrigens ebenfalls sprechen.“

    „O-okay“, sagte Evoli lediglich und versuchte, sich zu beherrschen. Servol ging voran und trat durch mehrere Türen, die scheinbar willkürlich Räume verbanden. In kürzester Zeit wusste Evoli schon nicht mehr, wo es sich genau befand oder wie der Weg zurück war.

    Alsbald vernahm es allerdings Musik sowie ausgelassene Stimmen. Zwei Räume weiter war es schließlich auch so weit, dass Evoli in eine große Halle trat, in der sich eine große Anzahl Pokémon befanden und tanzten. Anders als erwartet waren es jedoch nicht nur Geist-Pokémon, sondern auch viele andere, die es teilweise noch nie zuvor gesehen hatte.

    „Ich lasse Sie nun allein. Haben Sie bitte Spaß“, vernahm Evoli noch von Servol und als es sich umdrehte, war seine Begleitung auch bereits weg. Verwirrt wurde es von anderen Pokémon geschubst, bis es sich inmitten der Menge wiederfand und die Orientierung verloren hatte. Evoli beschloss, sich erst einmal in eine Richtung durchzukämpfen und zu verschnaufen.

    Als es am Rand des Tanzfeldes angekommen war, fand es sich in einer gemütlichen Sitzecke wieder. Hier war es etwas ruhiger und Evoli konnte sich neben den zwei anwesenden Pokémon ausruhen.

    „Oh, ist das unser Ehrengast?“, fragte eines der beiden Pokémon, ein Ampharos, seinen Gesprächspartner, ein Mortipot. Dessen Augen weiteten sich und es begann zu lachen.

    „Ja, du hast es erfasst! Willkommen, Evoli! Wie es scheint, hat dich Servol genau auf den richtigen Weg geführt.“

    „Eigentlich hat es mich allein gelassen und …“

    „Gestatten: Mortipot, die Hausherrin. Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen!“

    Evoli wurde eine Hand gereicht, auf die es nur zögerlich seine eigene Pfote erwiderte.

    „Sehr schön. Möchtest du etwas Tee? Nicht von mir natürlich, der würde dir nicht gut bekommen“, sagte Mortipot und schickte sich an, den Kopf durch den Hals der Teekanne zu stecken.

    „Äh, nein, eher nicht“, meinte Evoli nur und richtete den Blick zur Seite. Mortipot achtete nicht darauf und ließ derweil ein Getränk einschenken.

    „Kind, du musst etwas mehr in Feierlaune kommen. Wir haben heute noch Großes vor!“

    Als Evoli den Kopf schief legte, deutete Ampharos mit einem Arm zur tanzenden Meute. Wie sich herausstellte, kam aus dem Getümmel ein Pichu hervor, das sich freudestrahlend auf Evoli warf.

    „Bist du auch endlich da? Das freut mich!“, rief Pichu und ließ durch den Wangenrubbler unbeabsichtigt einige Elektroschocks los. Evoli stand daraufhin das Fell zu Berge.

    „Ja, aber schock mich bitte nicht so! Was machst du denn hier? Ich dachte, du besuchst deine Familie?“

    Pichu sah nun betreten zu Boden und wusste nicht recht, was es sagen sollte.

    „Also, naja, weißt du … Wir haben etwas geplant. Also, eigentlich hat Libelldra etwas geplant und alle seine Bekannten eingeladen, sich daran zu beteiligen. Und es hat mit dir zu tun.“

    Bevor Evoli noch etwas erwidern konnte, sprang Ampharos auf, setzte sich eine Sonnenbrille auf und nahm eine merkwürdige Pose ein.

    „Das ist mein Stichwort. Lasst mich durch, ich bin Reporterin!“

    Mit einer scheinbar geübten Tackle-Taktik bahnte sich Ampharos einen Weg durch die Pokémon. Auf Mortipots Befehl setzte die Musik aus und Servol, das aus einem unbestimmten Grund neben Evoli wieder aufgetaucht war, bat mit lauter Stimme um Ruhe. Währenddessen kletterte Ampharos ungelenk auf die nahe Bühne und nahm das dort befindliche Standmikrofon in die Hand.

    „Liebe Anwesende, Pokémon, Geister, Ampharosse und alle, die ich jetzt aus unerfindlichen Gründen vergessen haben sollte. Es ist endlich so weit! Ich als rasende Reporterin Ampharos darf nun verkünden, dass unser Ehrengast Evoli endlich angekommen ist. Ich bitte euch, nun einmal kurz Luft zu holen, damit wir … Ja, Pichu, du darfst auch lang Luft holen! Also dann, 3, 2, 1 …“

    „Alles Gute zum Geburtstag!“, riefen alle Pokémon im Raum freudig und Evoli blickte sich verwirrt um. Es wusste nicht, wo es zuerst hinblicken sollte und war erleichtert, dass sich Pichu seinen Weg zu ihm bahnte.

    „Und, wie findest du es?“

    „Es … ist eine großartige Überraschung. Danke euch allen!“, rief Evoli und fühlte sich nun nicht mehr so angespannt wie einige Momente zuvor. Pichu führte es an den Glückwünschenden vorbei zu den Speisen, wo sie kräftig zulangten. Schließlich wollte bei dieser Party noch gefeiert werden!


  • Hallöchen mein Lieber!

    Mein Kommentarekatalog hat dich als nächstes auserwählt! Mein Beileid. Vielleicht sollte ich eine Abhandlung über meinen Katalog schreiben, da er fast schon einen eigenen Kopf zu entwickeln scheint (oder vielleicht bin ich heute auch einfach nur mit den Kopf in den Wolken und das spiegelt sich auch in meiner Auswahl an Topics wider. Wer weiß das schon. Aber hey. Irgendwie klingt es ja schon cooler, wenn mein Katalog einen eigenen Kopf hat, oder? Wo ich mal so drüber nachdenke ... was ist überhaupt mein Katalog? Das klingt ja so als würde ich mit dem Telefonbuch nach euch werfen. Witzige Vorstellung ...). Ich schweife ab. Herje. Aber irgendwie werden meine Vorreden immer bekloppter - hat ja auch was für sich. Anyway. Manchmal sollte ich vielleicht nicht ungefiltert alles aufschreiben, was mir in den Kopf schießt.


    So. Aber jetzt endlich mal zu deinem Topic und dem Werk, was ich kommentieren möchte: Besuch in der Residenz Romono.

    Oof, was liebe ich das Wort "Residenz". Es klingt unglaublich schön und elegant und jedes Mal, wenn ich es irgendwo lese bzw. wenn es jemand verwendet, bin ich einfach nur in love. Es gibt einfach so bestimmte Worte, die einen glücklich machen oder die man besonders magst und Glückwunsch! Du hast eines meiner Lieblingsworte gefunden und verwendet.


    Oho, wir begleiten also ein Evoli. Mh, du scheinst sehr gern aus der Sicht der Evee's zu schreiben, oder? Sie sind aber auch wirklich faszinierend und toll, das muss man ihnen ja lassen. Außerdem kann man mit ihnen auch sehr viele verschiedene Facetten beleuchten, da die Entwicklungen auch alle ganz besonders und eigen sind. Ich lese jedenfalls gern deine Werke, in denen Evee's vorkommen. :3

    Apropos - ich finde das Evoli in diesem Werk richtig gut getroffen. Ein bisschen verunsichert, aber unglaublich neugierig und cute. Genau so, wie ich mir ein Evoli in einer solchen Situation vorstellen würde. Besonders toll fand ich auch die kleineren Nebenbeschreibungen zu anderen Pokémon. Besonders die Lichtel am Anfang haben mir auch sehr gefallen und die indirekte Beschreibung von den frechen Geistpokémon ebenfalls. Aber weißt du, was fehlt? Ein Kramurx! Wann darf ich denn mal ein Kramurxwerk von dir lesen!? Aber nun gut. Mortipot als Hausherrin war auch einfach nur klasse. Vor allem der Teejoke, haha. Lovely. Okay, zugegeben. Eigentlich sind alle namentlich erwähnten Pokémon klasse von dir beschrieben worden und das mit nur wenig Worten. Das möchte ich mal sehr loben an der Stelle!


    Eine Überraschnungsparty ist wirklich was Feines. Besonders, wenn diese sogar klappt und funkioniert! Ich ... hab da auch schon ganz andere Katastrophen miterlebt ... xd Aber umso schöner, dass diese hier einfach nur gelungen ist. Ein wirklich schönes und super süßes Werk. Gern mehr davon!


    Von außen machte die geisterhausartige Fassade nicht den Eindruck, den es sich erwartet hatte.

    Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube "sich" ist hier ein bisschen Fehl am Platz, oder? Zumindest liest es sich doch sehr komisch. Fast so, als hättest du aus "den es erwartet hatte" und "den es sich vorgestellt hatte" eine Sache gemacht, haha.


    Wir lesen uns!

    Kramurx

  • Turbulenzen

    geschrieben am 23.07.22


    Blitze durchzuckten die Umgebung, während das Schiff versuchte, durch das Wolkenmeer zu manövrieren. Die Turbulenzen schienen ihren Zenit erreicht zu haben während die Crew an Bord versuchte, alles im Lot zu halten.

    Kahli hielt ihren Hut fest, während sie ihrem Steuermann Richtungsanweisungen gab. Sie konnte sich nicht daran erinnern, bereits einen solch kräftigen Sturm erlebt zu haben.

    „Hart Backbord!“, erschallte es heiser aus ihrer Kehle. Wie lange würden sie wohl noch durchhalten?

    Langsam, aber stetig ließ das Unwetter nach. Ein Lichtstrahl durchbrach die Wolkendecke und blendete Kahli. Im gleichen Moment ließ sie einen Jubelschrei ertönen und die Crew stimmte ein.


  • Na. Da bin ich wieder. Dieses Mal auch ohne Telefonbuch, keine Sorge. :p

    Meine Liebe zu Drabbles wird wohl nie nachlassen. Das ist doch eines, oder? Zumindest sagt mir Word, es seien 100 Worte. Na ja, auch egal. Jedenfalls mag ich einfach kurze Werke, weil es gewissermaßen eine Kunst ist, mit nur sehr wenigen Worten eine abgerundete Geschichte zu erzählen. Außerdem interpretiere ich, was zugegebenermaßen auch recht einfach ist, wenn man ein kürzeres Werk vor sich hat. Aber nun gut. Ich würde es wohl auch bei einem 15.000 Werk machen, wenn ich mal ganz ehrlich bin. Anyway. Kommen wir mal zu deinem neusten Werk »Turbulenzen«.


    Wieder so ein Wort, was ich gar nicht mal allzu oft höre, huh. Aber vielleicht lese ich auch einfach nur die falschen Werke, wenn ich nach bestimmten Worten Ausschau halte. An irgendwas erinnert mich das Wort aber auch. Leider habe ich den Gedankengang verloren, als ich grad kurz was getrunken habe. Nun, fange ich eben anders an: Turbulenzen an und für sich sind ja immer etwas, was man nicht eingeplant hat. Oder nur selten. Ich weiß grad gar nicht, ob das Beispielsweise bei Flügen vorher irgendwo aufgezeichnet wird. Also von wegen "Bereich x in Deutschland ist grad ein bisschen wilder, mögliche Turbulenzen sind zu erwarten"? Mh. Eigentlich eine spannende Frage, mit der ich mich gleich mal weiter auseinandersetzen werden.


    Es geht zwar nicht um ein Flugzeug, sondern um ein Schiff (hach, ich liebe Werke, die sich um Piraten drehen oder um Werke, die auf dem offenen Meer spielen), aber diese haben auch sehr oft mit "Turbulenzen" zu kämpfen. Ein Sturm oder Unwetter auf hoher See ist eine Sache, mit der absolut nicht zu spaßen ist. Denn entweder ist der Sturm stärker oder die Mannschaft samt Schiff. Letztere sind auch offensichtlicherweise erleichtert, als die Sonne durch die Wolken bricht, was ich auch gut nachvollziehen kann (ja, ich war schon mal auf einem Schiff, was durch ein Unwetter fahren durfte. Das ist wirklich eine ganz andere Erfahrung, oof). Ich frage mich, wer die Dame ist und wer die Mannschaft. Also sind sie Piraten? Sind sie Abenteurer auf einer Schiffsreise? Oder doch etwas völlig anderes? Mich würde diese Idee von dir interessieren und ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn du dich in Zukunft noch ein bisschen mehr mit ihr beschäftigst!


    Wir lesen uns!

    Kramurx

  • Farbengedicht

    geschrieben am 20.06.21


    A: Rot, Grün oder tiefes Blau?

    B: Daraus werd ich echt nicht schlau.

    A: Letztlich müssen wir entscheiden.

    B: Lass mich bitte nicht so leiden!

    A: Weswegen schmerzt es dich?

    B: Eine Farbe nur, mehr nicht!

    A: Gut, dann soll es Rot nun sein.

    B: Blau erlöst mich von der Pein.

    A: So kommen wir niemals weiter!

    B: Schau, da naht ein fremder Reiter!

    C tritt auf.

    A: Reiter, sage uns eine Farbe!

    C: Grün hinterlässt keine Narbe.

    B: Keine Farbe wie ein Barbe!

    A: Fremder, siehe meine Not!

    C: So soll es denn sein. Rot.

    B: Blau ist meine einz’ge Liebe!

    A: Sei still, sonst setzt es Hiebe!

    C: Meine Freunde, immer mit der Ruhe.

    Ich gebe euch aus meiner Truhe,

    die eine wahre Lösung. Seid gespannt!

    A und B: Wir warten darauf, sehr gebannt!

    C: Alle Farben werden hier vereint,

    habt ihr’s anders wohl gemeint.

    Weiß ist eure Lösung nun,

    sagt mir, was wollt ihr tun?

    B: Damit geh ich völlig klar.

    A: Schöne Farbe, das ist wahr.

    C: So sag ich euch ganz leis,

    nehmet nun das reine Weiß.

    A: Vielen Dank, oh fremder Reiter,

    du halfst uns wirklich weiter!

    C: Ist wirklich nicht der Rede wert.

    Hühott, auf geht’s, mein Pferd!

    C tritt ab.

    A: Wow, das war wirklich eine Schau.

    B: Ja … Warum nehmen wir nicht Blau?


  • Chips

    geschrieben am 17.08.22


    „Hast du eigentlich an die Chips gedacht?“, fragte Martin und erhielt daraufhin ein entnervtes Stöhnen.

    „Wusste ich doch, dass ich etwas vergessen habe!“, seufzte Ulrich und sprang abrupt von seinem Stuhl auf. Dieser prallte dabei unsanft gegen seinen Computertisch.

    „Musst ja nicht gleich so randalieren“, neckte Martin ihn, woraufhin der Angesprochene die Zunge rausstreckte.

    „Irgendwie muss ich mir ja Gehör verschaffen. Ich laufe nochmal schnell zum Supermarkt.“

    Während sich Ulrich die Schuhe anzog und seine Jacke nehmen wollte, drückte ihm Martin einen Kuss auf die Wange.

    „Pass auf dich auf.“

    „Immer doch. Bis später!“, rief Ulrich und winkte zum Abschied.


  • Bevor ich mich den etlichen Texten beim Schreibturnier widme, schnell nochmal einen Abstecher zu Rusalka, hi! o/

    Wird Martin seine Chips bekommen? Wird Ulrich in ein interstellares Portal fallen, während er nach der Tüte mit dem Papirikageschmack greift, obwohl er doch Currywurst als Geschmacksrichtung wollte? Das alles und noch viel mehr erfahren Sie in der nächsten Folge! Was ist deine liebste Geschmacksrichtung, Rusalka? :3

    Aber zurück zum Werk … tatsächlich ist die Überschrift cute wie passend; Chips. Chips sind awesome und bereiten Freude, sie schmecken. Au ja. Was ich aber besonders an dem Werk mag, ist, dass es, wie du auch schon sagst, etwas Alltägliches ist. Das gefällt mir recht gut, abseits von all dem Drama und den Stories dann auch mal etwas Normales zu sehen. Das ist dann einfach die Slice of Life-Nische, die einem Entspanntheit und Normalität vermittelt, die gelegentlich eben genau das ist, wonach wir streben. Auch die Beziehung der beiden, die recht verspielt und liebevoll wirkt, kommt gut zur Geltung. I mean, extra für die Chips nochmal loszuziehen ist für mich ein eindeutiger Liebesbeweis, denn wenn ich an all die Momente der Faulheit denke, die mich dann doch ständig befallen … well. Immerhin scheint der Supermarkt in der Nähe zu sein, wenn er zu Fuß erreichbar ist. Dennoch recht cute, extra nochmal loszuziehen. Ob es nur bei den Chips bleibt? Kaum betritt man einen Supermarkt, da begegnen einem ja doch viele Sachen, die dann zum Kauf locken … schwierig, sich zu beschränken. D: Ich frage mich, was die beiden an dem Abend noch so vorhaben, denn scheinbar ist das alles auch geplant gewesen. Ich denke da spontan, auch wenn vom Computertisch die Rede ist, an einen Filmabend, recht klassisch. Vielleicht zocken die beiden Cuties auch nur eine Runde zusammen, das kann auch sein. Gibt ja doch das eine oder andere Coop-Game, was es zu entdecken gibt! Jedenfalls finde ich diese alltägliche Szene auch wichtig und schön, weil ich persönlich vielen Charakteren auch gerne mal zusehen würde, was sie so im Alltag treiben. Gerade auch bei crazy Charakteren wünscht man sich das irgendwie besonders. Bei Pokémon wünsche ich mir auch irgendwie immer mehr Szenen in der Wildbahn, davon kann ich nie genug kriegen. Würde auch einem Pichu den ganzen Tag beim Waldspaziergang und Spielen zusehen, lol. Aber bei den Jungs hier ist es auch cozy und das mag ich an dem Werk, danke!


    ^-^)/

  • Kreuzung

    geschrieben am 23. und 24.03.12


    Wie mag es ihnen wohl ergangen sein?

    Schon seit langer Zeit fliege ich meine Runden über den Wolken und mochte nicht mehr daran denken, was einst passierte. Dass dabei jene drei Wesen ihre Leben lassen mussten, schmerzte mich zu sehr, als dass ich noch weiter an diesem Ort hätte verweilen können. Doch konnte ich sie nicht schutzlos zurück lassen und gab ihnen mit meiner Kraft das Leben; auf dass die Ereignisse dieses Tages über alle Zeit hinweg bestehen mögen und nicht vergessen werden.

    Auch, dass das reine Silber ihre Heimatstätte verlassen musste, betrübte mich, da sie dadurch das Vertrauen in die Menschen verloren hatte. Doch eine einzelne Naturgewalt mochte nicht von diesen Wesen verursacht werden und deswegen hatte ich mich damals auch auf diese Reise begeben. Auf der Suche nach einem Menschen mit einem reinen Herzen, der ihr wieder Vernunft beibrachte und sie zu ihrer alten Stärke bekehrte.

    So nobel meine Absichten aber auch waren, so sehr wandelte sich dieses Gefühl von Trauer um eine verlorene Freundin zu Wut auf ebendiese niederen Kreaturen. Wie oft hatte ich in dieser Zeit beobachtet, wie sie gegeneinander Kriege führten und sich gegenseitig auslöschten! Sollte mein Vertrauen tatsächlich auf jenen Menschen beruhen, obwohl sie nichts anderes taten, als die Natur zu zerstören und Leben zu nehmen? Sollte mein Schicksal etwa sein, dass ich auf ewig in der Welt umher irrte und dieses eine Wesen suchte, dessen Herz so rein und kostbar wie ein Diamant war?

    Nein.

    Seit diesem schicksalhaften Tag hatte sich die Welt gewandelt und auch, wenn meine Situation noch so ausweglos erschien; ich gab mir damals dieses Versprechen und das musste ich auch einhalten. Damit das reine Silber und das ewige Gold sich wieder von Angesicht zu Angesicht begegnen konnten.

    Mit einem Mal verspürte ich eine seltsame Ahnung. Der Windhauch von eben hatte mir eine merkwürdige Nachricht entgegen getragen und mein Gefieder dabei angenehm beansprucht.

    Ich hatte ihn gefunden.

    Mit kräftigen Flügelschlägen kehrte ich in die Richtung um, aus der ich gekommen war und bemerkte schnell, dass dort in der Ferne meine einstige Heimat lag. Über diese Erkenntnis konnte ich nicht lachen, da sie zu banal erschien. Ausgerechnet an jener Stätte, an der alles seinen Anfang nahm, sollte ich ihm also begegnen.

    So sehr ich mich auch beeilte, um diesen lange herbeigesehnten Moment auszukosten, wusste ich um mein Erscheinungsbild, das die Menschen von mir hatten. Auch, wenn ich über viele Monde hinweg nur selten gesichtet wurde, so sollte es das erste Mal seit meinem Aufbruch sein, dass ich mich ihnen zeigte. Ich wusste, dieses bisher bestehende Bild musste auch weiter gewahrt werden, da ihr Vertrauen in mich sonst sinken könnte.

    Im Flug spürte ich die scharfen Winde, nach denen ich mich richten musste und die mir wohl das Vorankommen erleichtern wollten, indem sie mich stetig in die richtige Richtung trugen. Hatte im Endeffekt auch die Natur meinen Willen verstanden und half mir in diesem Moment? Ich wollte kaum glauben, dass das tatsächlich der Fall sein sollte, aber dieser Zusammenhalt bestärkte mich in meiner Überlegung und trieb mich weiter voran.

    Als ich die Stadt mit dem Namen der Glockenblume überquert hatte, drang ein mir sehr vertrauter Klang an mein Gehör und versetzte meinen gesamten Körper in einen Zustand der Spannung. Diese hell läutende Glocke, deren klarer Klang vom Wind über diese weite Strecke getragen wurde, sagte mir, dass die Zeit der langen Suche nun vorbei war und ich endlich mein Ziel gefunden hatte. Nichts konnte mich mehr aufhalten in meiner Bestimmung und der Ekstase, die dieses vertraute Gefühl in mir verbreitete. Ich ließ auch den angrenzenden Wald schnell hinter mir und aufs Neue ließen Glockenschläge – dieses Mal mehrere gleichzeitig - auf den Ort der Begegnung schließen. Mit einem letzten Durchbruch durch die Wolken erstreckte sich unter mir die Stadt Teak, welche passend zu ihrem Erscheinungsbild, den Namen eines Baumes trug.

    In der Ferne sah ich jene zwei Türme, die sich so stark in meine Erinnerung gebrannt hatten. Wehmütig ließ ich dabei meinen Blick zu jenem auf der linken Seite schweifen, der sich in seinem Bild doch so sehr vom anderen unterschied. Auf diesem Turm, von dem nichts mehr als Trümmer übrig geblieben waren, hatte sich Lugia, die Silberne, niedergelassen. Nachdem durch ein mysteriöses Unwetter ein Blitzschlag seinen Weg in das Gebäude fand, brannte dieser unweigerlich nieder und verwirrte sie in ihren Ansichten. Danach wurde sie nie wieder gesehen, doch die bald auftauchenden Stürme in der Meeresregion sagten mir, dass sie in ihrer Rage dort anzutreffen sein musste. So wie in der alten Zeit, als sie die hohe See durchstreifte und dort ihr Reich hatte.

    Doch all die Erinnerungen verblassten in diesem Moment, denn die wiedererstarkte Hoffnung hatte erneut Einzug gefunden. Mein Blick richtete sich auf den anderen Turm, der für lange Zeit mein Niederlassungsort gewesen war und aus dessen Richtung ich die ganze Zeit diesen einladenden Glockenklang hören konnte.

    Immer weiter näherte ich mich ihm und ich konnte mittlerweile schon einige Menschen auf dem Plateau der Spitze erkennen. Elegant umwand ich die hoch aufragende Pagode mehrmals und beäugte dabei jene sechs Wesen, die meine Ankunft erwarteten. Fünf von ihnen trugen traditionelle, für diese Zeit altmodische Kleidung und hielten einen zeremoniellen Tanz ab, wie ihn nur eine Schule in dieser Stadt gelehrt hatte.

    Viel mehr interessierte mich jedoch die letzte, verbleibende Person, die abseits der Tänzerinnen stand und gespannt das Geschehen beobachtete. Offenbar war ihm die Situation nicht geheuer, da er sich häufig umsah und nicht wusste, was ihn erwartete. Mit diesem Gedanken steuerte ich schlussendlich auf das Plateau zu und ließ mich dort in der Mitte nieder, den Blick zu dem Jungen freigegeben. Kraftvoll stieß ich einen lauten Schrei in den Himmel aus und kündigte somit offiziell mein Erscheinen an, was den Jungen im Gegensatz zu den Frauen zusammenzucken ließ.

    Allem Anschein nach handelte es sich bei ihm um einen Trainer, der dazu noch sehr jung wirkte und wohl erst vor Kurzem seine eigene Reise begonnen hatte. Rot und Schwarz, zwei sehr kraftvolle Farben, zierten seine Kleidung und in seinen blau-gräulichen Augen war im ersten Augenblick deutliche Ehrfurcht mir gegenüber zu spüren.

    „Keine Scheu, Hibiki“, beruhigte ihn jene Tänzerin, die bis eben noch ihr Solo in der Mitte der Plattform abgehalten hatte. Sie trat an ihn heran, während die anderen vier in ihrer zugeteilten Ecke stehen blieben. „Zeig Ho-Oh die Artefakte.“

    Ich sah ihn weiterhin mit ernstem Blick an, während er nervös in seiner Tasche wühlte und offenbar etwas suchte. Schnell zeigte sich auch, dass es sich um eine – wie die Menschen sie nannten – Buntschwinge handelte, die einzig und allein meinem Gefieder entstammte. Noch immer voller Ehrfurcht blickte mich der Junge an und hielt die strahlend leuchtende Feder mit einer Hand in die Höhe.

    Diese Feder repräsentierte die Seele der Person und ich hatte von Zeit zu Zeit eine fallen gelassen, in der stetigen Hoffnung, sie würde von jemandem gefunden werden, der sich als würdig erwies. Tatsächlich konnte sie nur ein reines Herz zum Leuchten bringen, sodass sie in den Farben des Regenbogens erstrahlte. Ich musste nicht weiter nachdenken, um zu sehen, dass es sich bei ihm um den Menschen handelte, den ich seit langer Zeit gesucht hatte. So, wie ich meine Reise begonnen hatte, hatte auch er seinen Anfang gemacht und schlussendlich kreuzten sich nun unsere Wege und eröffneten einen neuen Pfad.

    Die Tänzerin drückte ihm noch ein weiteres Objekt in die andere Hand. Eine kleine, goldene Glocke, welche an einer Kette angemacht war und die er nun mit sanften Bewegungen schüttelte, um ihr Töne zu entlocken. Die Klarglocke, die – so erzählte man es sich – mit ihrem reinen Klang selbst die größten Entfernungen überwinden konnte. Dabei machte dieses Objekt seinem Besitzer alle Ehre; ihr Läuten hallte in seinem Körper wie ein Echo wieder und zog in meinem schlagenden Herzen, einem entschlossenen und freundlichen Gefühl gleich, ein.

    Erneut ließ ich einen Schrei meiner Kehle entlaufen und begnadigte damit mein Urteil über den jungen Trainer. Er hatte mich vollkommen überzeugt.

    „Es scheint, als hätte Ho-Oh dich anerkannt“, meinte die Tänzerin mit ruhigem Ton in der Stimme.

    Hibiki sah zu ihr und nickte bestimmt. „Ja, ich hoffe doch!“, rief er energisch und wandte sich wieder mir zu. Er blickte mit einem Lächeln auf dem Gesicht in meine Augen.

    In ihm konnte ich deutlich Hoffnung und Mut erkennen und dabei handelte es sich um jene starken Empfindungen, die Lugia hoffentlich beruhigen konnten. Seine Zusammenarbeit schien mir sicher, da er sich seiner Aufgabe offenbar schon bewusst war. Diese Stärke vermochte nur Hibiki aufzubringen, das spürte ich genau und ich war zuversichtlich, dass wir mein Versprechen dadurch einhalten konnten.


  • Wetterwechsel

    geschrieben am 18.09.22


    Sonnenstunde

    Warme Temperaturen

    Überall lebendiges Treiben

    Spiele im Wasser erfrischen

    Veränderung über Nacht zu Tag

    Fallendes Laub zeigt Farbe

    Regenwetter reinigt Erde

    Mysteriöse Stimmung

    Nebelstunde


  • Lebenskraft

    geschrieben am 28.04.22


    Rajan hielt einen Arm vor sein Gesicht, um das plötzlich von Fuba ausgehende Licht zu verdecken. Der Tiger stand inmitten der verdorrten Blumen und brüllte laut, sodass einige Vögel aufstoben. In einem kurzen Augenblick glaubte Rajan, einen Puls von der Erde ausgehend zu spüren. Es entstanden Lichtfunken, die sich tröpfchenweise auf den herabhängenden Blütenblättern niederließen. Diese wurden mit ungeahnter Kraft durchflutet und blühten zu neuem Leben auf.

    Der junge Mann konnte nicht anders, als Fubas majestätische Ausstrahlung zu bestaunen. Der Tiger suchte indes seine Nähe und stupste ihn mit der Nase an. Rajan erwiderte mit seiner Hand freundlich die Geste.


  • Familienbesuch

    geschrieben von 21.08. - 16.10.22


    Dara sah interessiert und mit großen Augen aus dem fahrenden Auto. Sie freute sich über die weite Natur, die sie draußen sehen konnte. Jedes Jahr fuhr sie Ende August gemeinsam mit ihrer Mutter Ivana von der Stadt aufs Land, um ihre Großeltern zu besuchen. Hauptsächlich geschah das, weil ihr Großvater Geburtstag hatte und sie so eine schöne Zeit miteinander verbringen konnten. Auch dieses Mal musste sich Dara in Geduld üben. Sie konnte es schon gar nicht mehr erwarten, einfach die Seele baumeln zu lassen.

    Schließlich kamen sie an ihrem Ziel an. Ein kleines Dorf umgeben von Natur und Bäumen, so weit das Auge reichte. Beim Haus ihrer Großeltern angekommen, hüpfte Dara aus dem angehaltenen Auto und wollte bereits voller Freude zur Tür laufen. Ihre Mutter hielt sie allerdings noch etwas zurück und drückte ihr das Zuhause vorbereitete Geschenk in die Hand. Das hätte sie beinahe vergessen!

    Nun ausreichend vorbereitet gingen beide zum Haus und klopften an. Kurze Zeit später öffnete auch bereits Daras Großmutter Ljerka die Tür und lächelte beim Anblick der beiden.

    „Hallo! Schön, dass ihr da seid”, sagte sie voller Freude und ihr Blick glitt dabei von Ivana zu Dara. Ljerka breitete ihre Arme aus und umarmte ihre Enkelin. „Du bist ja schon so groß, Dara! Bald kannst du mich wahrscheinlich herumtragen.“

    „Ach, Oma, so stark wie du werde ich doch nie!“

    „Du wirst sehen, dass sich das bald noch ändern wird. Und jetzt lauf mal rein, dein Großvater wartet schon sehnsüchtig.“

    „Ja! Danke, Oma!“

    Dara drückte ihrer Großmutter noch einen Kuss auf die Wange und lief schließlich in die Stube hinein.

    „Opa!“, rief sie durch das Haus und konnte es nicht abwarten, ihn endlich wiederzusehen. Es faszinierte sie immer wieder, in dieses bescheidene Heim einzutreten und all die verschiedenen Eindrücke aufzunehmen, die sie in der Stadt nie sehen konnte. Allerdings war das Dara in diesem Moment egal, denn ihre Aufmerksamkeit galt allein ihrem Großvater Vedran, der im Wohnzimmer in seinem Schaukelstuhl saß und von einer Zeitung hochsah. Obwohl er seine Enkelin bereits am lauten Ruf erkannt hatte, nahm er seine Lesebrille ab und lachte leise.

    „Dara, wie geht es dir?“, fragte Vedran mit sanfter Stimme und legte die Zeitung auf ein kleines Tischchen, bevor sie näher kam.

    „Jetzt wieder viel besser, seitdem ich da bin! Bei euch ist es immer so schön und ich habe mich schon ewig darauf gefreut, euch wiederzusehen.“

    Überglücklich streckte Dara beide Arme aus, in denen sie das eingepackte Geschenk hielt.

    „Alles Gute zum Geburtstag, Opa! Ich hoffe, du freust dich darüber.“

    „Danke!“, meinte Vedran überrascht und nahm das Päckchen an. „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

    „Für dich tu ich das doch gerne. Jetzt mach schon auf!“

    Daras Großvater lächelte aufgrund der harschen Aussage und machte sich nun eifrig daran, das Papier zu entfernen. Ein bisschen tat es ihr im Herzen weh, dass er sehr grob mit dem Auspacken war. Sie selbst nahm sich immer Zeit, die Klebestreifen sorgfältig zu entfernen, aber sie verstand auch, dass andere nicht so viel Geduld wie sie mitbrachten.

    Vedran hielt schließlich eine kleine Pappschachtel in seinen Händen. Ein kurzer Blick zu Dara reichte, um sie in helle Aufregung zu versetzen, und er grinste erneut. Um sie nicht länger auf die Folter zu spannen, nahm er mit zittrigen Fingern den Deckel und hob ihn an. In dem Päckchen befand sich eine selbstgehäkelte Figur, die mit ihren großen Augen und dem eleganten Schweif an eine Katze erinnerte.

    „Oh, das ist aber ein schöner Hund“, sagte Vedran und Daras Freude verschwand von einem Augenblick auf den anderen.

    „Nein, Opa, das ist eine Katze! Sieh dir mal die langen Schnurrhaare im Gesicht an. Das ist doch kein Hund.“

    „Ich weiß, meine Liebe. Ich wollte dich nur etwas aufziehen.“

    „Du bist fies!“, kommentierte Dara seine Antwort. Dabei plusterte sie ihre Backen auf und verschränkte die Arme. Vedran lachte aufgrund ihrer Reaktion und reichte ihr eine Hand.

    „Ich bin mir sicher, dass du mir nicht lange böse sein kannst. Habe ich recht?“

    Einige Sekunden verstrichen, bevor Dara ihre Haltung verlor und losprustete. Sie hatte erfolglos versucht, dass sich ihr Großvater schuldig fühlen würde und nahm die Niederlage nun hin.

    „Ja, schon. Aber nur, weil ich dich sehr gern habe.“

    Dara nahm seine Einladung an und umarmte ihn. In der Zwischenzeit waren ihre Mutter Ivana und ihre Großmutter Ljerka in den Raum gekommen.

    „Ist Opa etwa schon wieder gemein?“, fragte Daras Mutter und als sie sich aus seinem Griff befreit hatte, schüttelte sie den Kopf.

    „Nein, er ist der Beste!“


    Nach der Begrüßung setzten sich alle gemeinsam an den Küchentisch und Ljerka servierte ihren selbstgemachten Schokoladenkuchen. Diesen hatte sie bereits am Vormittag zubereitet, sodass er noch immer eine sehr fluffige Masse besaß. Im Gegensatz zu den Erwachsenen erhielt Dara jedoch keinen Kaffee zu trinken, sondern ein Glas Orangensaft.

    „Ich werde den Kuchen wahrscheinlich nie so hinbekommen wie du“, richtete Ivana das Wort an Ljerka, die daraufhin nur lächelte.

    „Du sollst ihn auch nicht so wie ich machen, sondern so wie du möchtest. Schließlich möchtest du dir und deinen Lieben eine Freude machen und ich bin mir sicher, Dara isst ihn viel lieber als meinen.“

    „Stimmt nicht, Oma!“, rief Dara, wurde jedoch kleinlaut, als ihre Mutter sie mit hochgezogener Braue ansah. „Äh, ja, also …“

    „Keine Sorge“, sagte Ljerka sanft. „Deine Mutter hat es sicher nicht so gemeint. Wenn ihr möchtet, kann ich euch später noch einmal zeigen, wie der Kuchen so luftig weich wird.“

    Ivana winkte mit einer Hand ab.

    „Gerne. Aber lass uns doch erst mal diesen hier genießen.“

    Zu diesem Zeitpunkt hörte Dara schon nur mehr mit einem Ohr zu. Den Gesprächen der Erwachsenen konnte sie meist nur schwer folgen und während sie ihren Saft trank, blickte sie sich in der Küche um. Die vielen Schränke aus dunklem Holz waren für sie sehr ungewohnt, ebenso wie der Holzofen und die alten Bezüge auf den Stühlen. Wo sie auch hinblickte, machte auf sie die teils mitgenommene Einrichtung aber doch einen familiären Eindruck. Für Dara war das einerseits ungewohnt, da sie und ihre Mutter in einer sehr modernen Wohnung mit allen technischen Möglichkeiten lebten. Andererseits genoss sie den Aufenthalt bei ihren Großeltern genau wegen dieser anderen Atmosphäre. Es machte beinahe den Anschein, als würde die Zeit langsamer vergehen oder sogar stillstehen. Die Ruhe und das zurückgezogene Leben empfand sie als sehr angenehm.

    Sie hatte auch schon einmal nachgefragt, ob ihre Großeltern kein Interesse an Veränderungen hätten. Zumindest von ihrer Großmutter Ljerka wusste Dara, dass sie sehr klug war und sich in der Vergangenheit auch schon mit ihrer Mutter über technische Geräte und insbesondere Smartphones unterhalten hatte. Dennoch lehnte sie immer wieder ab.

    „Ich mag mein Leben, so wie es ist. Auch wenn es heißt, dass wir uns vielleicht nicht so einfach miteinander austauschen können, bedeuten mir eure Besuche und unsere gemeinsame Zeit dadurch so viel mehr. Deswegen benötige ich diese modernen Geräte nicht.“

    Auch wenn Dara im ersten Moment nicht ganz nachvollziehen konnte, warum sie die vielen Vorteile abwies, begann sie die Entscheidung nun immer mehr zu verstehen. Fernab der Technologie und des geschäftigen Treibens in der Stadt gab es nur wenige Sorgen und das eigene Leben wurde viel weiter in den Vordergrund gerückt.

    Entschlossen ballte Dara ihre Hände zu Fäusten. Sie wollte einen Teil dieses Lebens in ihres integrieren. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber sie wollte ihrer Familie etwas Gutes tun, insbesondere da ihre Mutter mit ihrer eigenen Arbeit oft überfordert war.

    „Oma, Opa“, unterbrach Dara schließlich das angeregte Gespräch. Die Teller waren bereits seit mehreren Minuten leer und es machte nicht den Anschein, als würde sich daran noch etwas ändern. „Können wir etwas spielen? Mensch-ärgere-dich-nicht vielleicht? Das macht mit euch immer so viel Spaß!“

    Ihre Großeltern tauschten einen kurzen Blick miteinander aus und Vedran lächelte daraufhin.

    „Ja, gerne. Ich hole eben das Spielbrett aus dem anderen Zimmer.“

    „Ich helfe dir!“

    Dara sprang voller Elan auf und begleitete ihren Großvater in den nächsten Raum. Dort nahmen sie aus einem Schrank eine Schachtel und kehrten wieder zurück. In Windeseile war alles aufgebaut und auch ihre Mutter nahm an der spontan entstandenen Spielrunde teil.


    Die Zeit verflog daraufhin wie im Fluge und heiteres Gelächter erfüllte die kleine Küche. Schließlich wurde am Abend eine kalte Platte mit Brot sowie diversen Wurst- und Käseaufschnitten serviert, damit sich alle noch einmal für die letzten Stunden des Tages stärken konnten. Anschließend bereiteten sich die Besuchenden auf die Heimreise vor.

    „Danke für eure Gastfreundschaft“, sagte Ivana zum Abschied und verbeugte sich dabei formell. Ljerka hob beschwichtigend die Hände, dass sie das für ihre Familie doch gern gemacht hätte. Diese herzensgute Art würde Dara nun wieder für viele Wochen vermissen. Sie rief sich aber in Erinnerung, dass sie sich bald wiedersehen und erneut Spaß haben würden. Bereits jetzt ließ sie das vor Freude strahlen.

    „Danke für alles und bis bald, Oma und Opa!“

    Mit kleinen Schritten trat Dara zum Auto und blickte sich noch einmal um. Die etwas in Mitleidenschaft gezogene Fassade des Hauses machte nicht den Anschein, als würde sich darin etwas Besonderes verstecken. Sie wusste jedoch besser, dass sie hier oft die schönste Zeit ihres Lebens verbringen konnte und freute sich bereits auf den nächsten Besuch.

    Ivana und Dara stiegen nun ein und winkten zum Abschied, bevor ihre Mutter den Motor startete. Daraufhin ließen sie das etwas abgelegene Dorf wieder hinter sich und machten sich auf den Weg nach Hause. Heim in ihre eigene Zeit.


  • Bunter Partyabend

    geschrieben am 22. und 23.10.22


    Personen


    Derek, Mensch, männlich

    Yulia, Mensch, weiblich

    Ahn’ken, Haimensch, männlich

    Chella, Echsenmensch, weiblich




    Erste Szene



    Ort: Die Stadt Little Town, in der Nähe des zentralen Einkaufszentrums. DEREK trägt ein Vampirkostüm und YULIA einen grauen Banshee-Umhang. Sie sind auf dem Weg zur Messehalle.


    YULIA (entrüstet) Warum musstest du beim Umziehen so lange trödeln? Jetzt kommen wir zu spät zum Treffen!

    DEREK Lässt sich nicht mehr ändern. Ich bin aber auch der Meinung, dass wir uns von unserer besten Seite zeigen sollten.

    YULIA Dein Umhang sitzt schief.

    DEREK (richtet sich den Umhang) Du siehst auch von der falschen Seite drauf.

    YULIA Zumindest kann ich noch den Todesschrei einsetzen, den wir letztens geprobt haben. Soll ich mal?

    DEREK (lacht) Am besten hebst du dir das für die Halloween-Party auf. Da gibt es dann hoffentlich genug Leute, die dich für eine Banshee halten und vielleicht für dich umfallen.

    YULIA (lacht) Wenn du sie nicht gerade blutleer gemacht hast, vielleicht, ja. Oh, ich bin schon so gespannt, welches Thema sich Chella und Ahn’ken ausgesucht haben.

    DEREK Ja, bin ich ebenfalls. Auch wenn sie gar nicht mal so begeistert gewirkt haben, als wir ihnen von Halloween als für uns üblichen Brauch erzählt haben.

    YULIA Hast du wirklich gedacht, dass sie so etwas auch kennen? Ich halte diese Traditionen ja für sehr menschlich.

    DEREK Ehrlich gesagt ja. Oder zumindest so ähnlich. Überhaupt im Gespräch mit Chella hatte ich häufig das Gefühl, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, auch wenn wir sie verschieden ausführen. Man kann das wohl nicht einfach an einer Rasse festmachen.

    YULIA (hält sich nachdenklich einen Finger vor den Mund) Ja, da hast du wohl recht. Aber sie werden sicher das Beste daraus machen. Wenn sie kein Interesse daran gehabt hätten, hätten sie doch sicher abgelehnt.

    DEREK Möglich. Wie wäre es, wenn wir heute Abend einfach Spaß haben und nicht über unsere Differenzen nachdenken?

    YULIA Deal. Und jetzt Beeilung!






    Zweite Szene



    DEREK und YULIA kommen vor der Messehalle an. Weitere verkleidete Personen befinden sich um sie herum.


    YULIA Ob sie den Weg hierher finden? Vielleicht war meine Beschreibung doch etwas schwierig zu verstehen.

    DEREK Mach dir keine Sorgen. Im Zweifelsfall können sie uns per Telefon erreichen.

    YULIA (blickt auf ihre Uhr) Mir fällt gerade auf, dass wir viel zu früh da sind. Da hätten wir uns aber auch ruhig Zeit lassen können.

    DEREK (seufzt) So viel also zum Trödeln beim Umziehen.

    YULIA Sorry, ist eine Angewohnheit. Lieber zu früh als zu spät, sage ich immer.

    DEREK Wenn du dich in der Mitte von früh bis spät triffst, wirst du immer pünktlich sein.

    YULIA (trocken) Haha, auf deine Weisheiten kann ich gerade verzichten. Du wirkst heute so philosophisch.

    DEREK Ich muss doch meine Rolle gut ausfüllen und ich denke, dass Rhetorik sehr anziehend wirkt. Meinst du nicht?

    YULIA Zumindest auf mich machst du dadurch einen ungewohnt klugen Eindruck.

    DEREK (lacht) Na, immerhin findest du es sehr ansprechend!


    CHELLA und AHN’KEN betreten den Schauplatz. CHELLA trägt bunte Kleidung, die mit Blättern und Sonnensymbolen versehen ist. AHN’KEN trägt dunkle Gewänder, die den Eindruck von Seegras vermitteln, und eine Brille.


    CHELLA (mit ihrer Hand zu den Menschen deutend) Siehst du, wir sind doch nicht zu früh dran! Hallo ihr!

    AHN’KEN Hast wohl recht. Äh, hi.

    YULIA Da seid ihr ja! Freut mich, dass ihr ohne Probleme hergefunden habt.

    CHELLA Ganz so einfach war es dann doch nicht. Die Menschen in der U-Bahn waren entweder total verschreckt von uns oder sie wollten Bilder mit uns machen. Manchmal verstehe ich euch noch immer nicht so richtig.

    DEREK Keine Sorge, wir verstehen auch nicht alle Menschen. Da habt ihr jedes Recht, uns zu kritisieren.

    YULIA Zeigt doch lieber mal eure Kleidung! Was habt ihr euch ausgesucht?

    CHELLA (sieht zu AHN’KEN) Eigentlich hat Ahn mein Kostüm angefertigt, nachdem ich ihm von einigen unserer Legenden erzählt habe. Angelehnt hat er sich an die Sonnengöttin, die sich zur Zeit der fallenden Blätter zurückzieht und dafür eine reiche Ernte als Abschied schenkt. Es hat zwar nichts mit eurem Halloween zu tun, aber ich empfand das als schönen Anlass, sich zu präsentieren.

    DEREK Deswegen ist dein Kostüm also so farbenprächtig.

    CHELLA (dreht sich einmal um ihre Achse) Ja! Wenn ich mir euch ansehe, steche ich damit aber vermutlich zu sehr hervor.

    YULIA Ach, quatsch! Alle dürfen so auftreten, wie sie wollen. Ehrlich gesagt wäre es mir nicht einmal im Traum eingefallen, auf so eine schöne Tradition zurückzublicken.

    DEREK Genau. Du hattest nur deinen Todesschrei im Kopf.

    YULIA Und das kommt ausgerechnet von dir, der stur auf seine Montur gepocht hat!

    CHELLA Erzählt mal, wen stellt ihr dar?

    DEREK (räuspert sich und verstellt die Stimme) Nun, ich bin der böse Graf Derekula und sauge euch das Blut aus!

    AHN’KEN Sehr … ausgefallen.

    YULIA Blutrünstig würde es eher treffen. Sein Kostüm hängt mit einer der vielen Vampirlegenden zusammen und meines mit der der Banshee, einer Art Todesfee. Mit Details will ich euch aber eigentlich nicht zulabern.

    CHELLA Ich hätte nichts dagegen, mehr zu erfahren. Aber vielleicht machen wir das in den kommenden Tagen. Was meinst du, Ahn?

    AHN’KEN Wir ihr wollt.

    YULIA Hast du dein Kostüm auch selbst angefertigt, Ahn’ken? Was stellt es dar?


    AHN’KEN zögert und wendet den Blick ab.


    DEREK Lass ihn, wenn er es nicht sagen möchte.

    CHELLA (entrüstet) Du solltest wirklich einmal mehr aus dir herausgehen, Ahn! Wo du doch so schöne Dinge anfertigen kannst!

    AHN’KEN (seufzt) Das Seegras … erinnert mich an Zuhause, an eine Geschichte. Also, eines der Märchen, die mir erzählt wurden, handelt davon, dass jemand ungeachtet seines Aussehens akzeptiert werden soll.

    CHELLA Das ist aber wirklich nur die sehr verkürzte Version. Bei dir klingt es trauriger, als es sein sollte.

    AHN’KEN Äh, ja, vermutlich.

    YULIA Ich mag den Gedanken dahinter wirklich sehr! Was ich von Derek mitbekommen habe, sind deine Geschichten immer sehr poetisch angehaucht.

    DEREK Ja. Ahn hat mir schon einiges erzählt, aber diese kenne ich noch nicht. Da freue ich mich direkt auf unseren nächsten Austausch!

    AHN’KEN (verlegen) Ja, gern.

    DEREK Auf jeden Fall solltet ihr euch darauf einstellen, drinnen von allerlei Gestalten erschreckt zu werden. Wenn es euch zu viel wird, können wir uns die Zeit aber gern an einem anderen Ort vertreiben.

    CHELLA Ach was! Sich zu kostümieren kenne ich so zwar gar nicht, aber ich bin mir sicher, dass wir viel Spaß haben werden. (an AHN’KEN gewandt) Nicht wahr?

    AHN’KEN Äh, ja. Irgendwie … bin ich auch gespannt.

    YULIA Dann lasst uns mal zur Party reingehen. Hier draußen wird es sonst nur kälter und wir verpassen alles.

    CHELLA Ja!

    DEREK Auf geht’s!


    Alle vier treten in das große Gebäude ein.


  • Symphonie

    geschrieben am 30.10.22


    Unsere Augen

    Sprechen eigene Sprachen

    Magische Blicke


    Unsere Ohren

    Vernehmen vieles anders

    Ungehörte Welt


    Unsere Lippen

    Ein Lächeln zu jeder Zeit

    Warme Gefühle


    Deine Stimme, groß

    Ein Licht in der weiten Welt

    Treue Begleitung


    Meine Stimme, klein

    Probleme, Fuß zu fassen

    Allein verloren


    Deute mit Händen

    Wann immer Fragen da sind

    Kannst mich verstehen


    Du antwortest mir

    Ehrlich, damit ich es höre

    Mit deinen Fingern


    Unser eig’nes Lied

    Nur wir verstehen Töne

    Fremde Symphonie


    Zeigst mir, was du magst

    Begleitest mich, beschützt mich

    Ich vertraue dir


  • Vogelfrei

    geschrieben am 13.11.22


    Es war einmal ein kleiner Vogel, der in seiner persönlichen kleinen Welt lebte. Seine Familie, eine Gruppe von Menschen, hielt ihn bereits seit Jahren in einem Zimmer, in dem er sich nach Lust und Laune austoben konnte. Er war glücklich über sein Leben und freute sich, seine Umgebung und seine Liebsten so gut zu kennen. Nur wenige Wünsche hatte er je gehegt, jedoch wurden sie ihm immer erfüllt.

    Eines Tages verabschiedeten sich die Menschen von dem kleinen Vogel und öffneten ihm das Fenster in die Natur. Er war verwirrt über diese Tat, wollte er doch eigentlich nicht von hier weg. Seine Familie versicherte ihm daraufhin, dass es so besser wäre und er dadurch die große weite Welt kennenlernen würde. Der kleine Vogel erkannte, dass sie für ihn nur das Beste im Sinn hatten. Obwohl er im ersten Moment nicht wollte, verabschiedete er sich schließlich mit Tränen von den Menschen, die er über die Jahre am liebsten gewonnen hatte.


    Außerhalb seiner vertrauten Umgebung entdeckte der kleine Vogel viel Neues. Die Großstadt, in der sich die Wohnung seiner Familie befunden hatte, machte einen besonders schönen Eindruck. Auf den offenen Straßen erkannte er die verschiedensten Wesen, die sich mit anderen über alle möglichen Themen unterhielten. Es war so viel, dass er kaum einen Überblick behalten konnte. Mit einem zufriedenen Ausdruck sah er jedoch, dass die Welt wie in seiner Vorstellung zu sein schien und schlug den Weg in Richtung der aufgehenden Morgensonne ein.


    Das Leben schien im angrenzenden Wald wesentlich anders zu sein als alles, was er kannte. Aus Neugierde versuchte er, sich mit den dort lebenden Wesen anzufreunden, wurde jedoch noch an Ort und Stelle verscheucht. Irritiert über die Art und Weise, wie er behandelt wurde, flog der Vogel von dannen und weiter zum Himmel hinauf. Dabei fiel ihm auf, dass aus dem Umland immer mehr Wesen hier anreisten und freundlich aufgenommen wurden. Warum er allerdings verjagt wurde, wollte er nicht hinterfragen. Sie hatten sicher ihren Grund dafür.


    Mit seinem ersten traurigen Erlebnis folgte der kleine Vogel seinem Instinkt. Er war positiv gestimmt, dass alles Weitere sicher schönere Erinnerungen mit sich bringen würde. Wo er hinkam, wurde ihm Ablehnung und Hass entgegnet. Selbst wenn er fragte, wurde ihm keine klare Antwort gegeben und stattdessen wandten sich alle von ihm ab.

    Der kleine Vogel wurde lauter und fragte, wo das Problem lag. Er erinnerte sich dabei an die Fürsorge, die er Zuhause immer erleben durfte und wollte diese Erlebnisse mit den anderen teilen. Ihm wurde dafür jedoch keine Gelegenheit gegeben. Stattdessen wurde ihm vorgehalten, wie sich das Leben in der Zwischenzeit verändert hatte und dass es nur noch schlimmer werden würde. Er müsste dafür nur nach Hause fliegen.


    Der kleine Vogel verstand dies als Aufforderung, seine Familie zu besuchen. Er wusste nicht, wie lange er bereits unterwegs war und fragte sich, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen war. Beim Anblick der Kleinstadt sah er bereits von weitem, dass etwas nicht stimmte. Die unheimliche Stille in den Häuserschluchten sorgte für eine unangenehme Stimmung, während der Vogel alles erkundete. Die große Menge der Wesen, die er bei seinem Abflug gesehen hatte, war drastisch zurückgegangen. Von überallher erklangen merkwürdige Nachrichten, mit denen er nichts anfangen konnte und die die noch übrigen Anwesenden gegeneinander anzustacheln schienen.

    Je mehr er sah, desto mehr Panik machte sich in ihm breit. Der kleine Vogel machte sich auf schnellstem Weg zur Wohnung seiner Familie auf. Er wollte sie in Sicherheit sehen und mit ihnen über seine Erlebnisse sprechen. Als er dort ankam, war die Wohnung leer. Er sah sich in allen Zimmern nach Hinweisen um, entdeckte jedoch nichts Aufschlussreiches. Vieles war ihm fremd geworden, obwohl er hier die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte.

    Zutiefst traurig sank der kleine Vogel zu Boden und weinte bittere Tränen. Warum hatte seine Familie nicht auf ihn gewartet? Warum hatten sie ihm überhaupt die Freiheit geschenkt, wenn nur Trostlosigkeit übrig blieb? Was sollte er nun machen?

    In diesem Moment beschloss der Vogel, dass er eine Pause benötigte. Zu viel hatte er gesehen, das er verarbeiten musste und seine Vorstellungen einer schönen Welt überstiegen. Er bezog sein verwahrlostes Zimmer und versuchte dort zu schlafen.


  • Eiskristalle

    geschrieben am 19.11.22


    Florian hatte sich in dicke Winterklamotten gehüllt, um bei den eiskalten Temperaturen draußen nicht zu frieren. Er war gerade dabei, mit dem Schnee einen großen Ball zu formen, als er ein sonderbares Mädchen entdeckte. Es saß in einiger Entfernung unter einem Baum und hatte lediglich ein hauchdünnes, dunkelblaues Kleidchen an. Florian ging zu ihm hin und sah, dass es am Körper nicht zitterte.

    „Hallo! Was machst du da?“

    Das Mädchen sah ihm in die Augen und lächelte. Mit einer ruhigen Handbewegung wischte es einen Bogen in die Luft, durch den einige Eiskristalle zu Boden schwebten.

    „Magst du mit mir spielen?“


  • Miracles

    geschrieben von 08.11. - 16.11.22


    the clock is ticking

    finally getting outside

    it's vacation time


    where to go, you ask

    sunny beach, snowy mountain

    no, even better


    you lay out a plan

    friends chuckle when hearing to

    stay in the garden


    what they might not know

    their great world is very close

    you invite your friends


    the first steps outside

    busy humming and buzzing

    much to discover


    you tell them to come

    in a spot with loose soil was

    a tiny dragon


    excited whispers

    watch quietly from afar

    as it moves in earth


    a dim light appears

    where the dragon digs around

    flowers slowly grow


    see your friends gasping

    the wonder of miracles

    truly shines today


  • Schneewalzer

    geschrieben am 11.12.22


    Die gesamte nähere Umgebung war erfüllt mit eingehender Stille. Selbst die kühle Brise vermochte es nicht, mit ihrer sanften und einlullenden Stimme die ungewöhnliche Ruhe zu stören. Mit jedem vergangenen Augenblick fiel eine weitere kleine Schneeflocke vom wolkenbedeckten Himmel herab. Immer wieder tänzelten sie mit dem Wind, als ob sie gemeinsam einen Walzer aufführen wollten. Jede einzelne Bewegung war wie einstudiert und faszinierte allein schon bei der bloßen Betrachtung. Schließlich entließen sie sich gegenseitig und die Flocken wanderten weiter zu Boden. Einander Nähe suchend bedeckten sie das kurze Gras unter ihnen und sorgten so für Abwechslung in der schlafenden Welt.


  • Glücksritt

    geschrieben am 26.04.22


    Der Wind peitschte um Olyanas Ohren, während sie auf der durch das Wolkenmeer fliegenden großen Flügelschildkröte ritt. Sie bewegte sich gemächlich in ihrem eigenen Tempo durch den leichten Nieselregen, als gäbe es keine besonderen Turbulenzen zu durchqueren.

    „Kannst du noch schneller, Yùnqì?“, rief Olyana laut. Die Kapuze ihrer Jacke flatterte im Wind und sie wusste nicht, ob die Schildkröte sie überhaupt hören konnte. Yùnqì schien jedoch zu verstehen und legte mit einem tiefen Grollen an Geschwindigkeit zu.

    Obwohl sie mittlerweile völlig durchnässt war, jubelte Olyana mit freudiger Stimme. Sie konnte es nicht erwarten herauszufinden, wo ihre gemeinsame Reise hinführen würde!


  • Orchester

    geschrieben am 08.01.23


    Still ruht das Gebäude bis zum Anbruch des Tages. Als das Licht der hellen Morgensonne die Welt ereilt, klingt eine einzigartige Melodie durch das geräumige Haus. Jedes einzelne Zimmer singt über seine ganz persönliche Geschichte in einer eigenen Tonart. Die Erlebnisse in all den Jahren und die durchgemachten Veränderungen werden von einer kleinen Weise hinaus getragen. Schließlich kommen die Lieder zusammen und bilden ein ganzes Orchester. Jede Note hüpft an den für sie vorgesehenen Platz, um das Stück lebendiger zu gestalten. Ein wahres Sammelsurium der Ideen und Akkorde erklingt. Mit dem Sonnenuntergang und einem pompösen Finale kehrt wieder Ruhe ein.


  • Wellengang

    geschrieben am 21. und 22.01.23


    Es war früher Morgen, als Penelope mit einem kleinen Spielzeugboot unter ihrem Arm in Richtung der nahen Küste schritt. Der Tag dämmerte schon etwas und sie hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan. Noch immer im Halbdunkel tastete sie sich langsam voran, bis sie unter ihren Füßen das wogende Wasser spürte.

    Penelopes Blick wanderte zum offenen Meer hinaus. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Bruder gemeinsam mit ihrem Vater damals das kleine Boot aus angespülten Materialien gebaut hatte. Obwohl weder das Holz noch das Leinen den allerbesten Eindruck erweckt hatten, konnte Vater die einzelnen Teile angemessen trocknen und anschließend weiterverarbeiten. Ein kleiner, kunstvoll geschnitzter Rumpf als Basis, ein Mast dazu und auf diesen wurde das Segel gespannt. Ob im etwas weiter entfernten See oder mit leichtem Wellengang im Meer: Es konnte sich immer wacker auf der Oberfläche halten.

    In ihren Händen drehte Penelope das Schiffchen hin und her. Sie erkannte winzige Löcher im Leinen und auch das Holz war über die Jahre in Mitleidenschaft gezogen worden. Ihr Bruder hatte es ihr gemeinsam mit einem selbstgemachten Armband in Verwahrung gegeben, bevor er auf Reisen gegangen war. Ilias war schon immer fasziniert von Schiffen und hatte sich bereits in jungen Jahren ausgemalt, wie es wäre, auf einem mitzureisen. Die vielen Sagen, die in der Umgebung verbreitet waren und von kühnen Seeabenteuern berichteten, spornten ihn zusätzlich an.

    Während sie das kleine Objekt drehte, begannen Penelopes Augen zu tränen. Sie würde niemals vergessen, als Ilias auf diesem prachtvollen Schiff angeheuert und sie sich gegenseitig zum Abschied zugewunken hatten. Ihre gemeinsame Erinnerung in Form des selbstgebauten Bootes sollte sie für immer zusammenhalten, bis er nach Hause kommen würde.

    Ein paar Schritte ging sie noch vorwärts, bis sie fast zu den Knien im Wasser stand. Der sanfte Wellengang versuchte Penelope mitzureißen, gar zu verführen, näher zu treten. Sie ließ sich jedoch vorsichtig nieder und setzte das Boot auf dem Wasser ab. Zuerst machte es keinen Anschein, als wollte es sich von der Stelle bewegen. Nach kurzer Zeit wurde es jedoch vom küstennahen Wasser immer weiter bis ins Meer getragen. Obwohl es nicht mehr den stabilsten Anschein gemacht hatte, zeigte es sich wie vor all den Jahren sehr standhaft.

    In der Zwischenzeit war Penelope wieder aufgestanden und beobachtete das Schiffchen hoffnungsvoll. Sie wusste nicht, wo es hintreiben würde und ob es den Wellen überhaupt trotzen konnte. Dennoch wusste sie, dass das gemeinsame Versprechen sie und Ilias für immer binden würde. Sie hoffte, dass diese gemeinsame Erinnerung vom Gott des Wassers bis zu ihrem Bruder weitergetragen würde.

    Das Boot wurde immer kleiner, während am Horizont langsam die Sonne aufging. Das rötliche Licht und der wolkenlose Himmel versprachen einen klaren Tag.