Nachdem sich der Junge als Hektor vorgestellt hatte und sich dessen Haspiror in einen Pokéball verkrochen hatte, nahm Franz auf dem zweiten Stein Platz. Kurz sah er rüber auf die andere Seite des Raumes, wo sich Hektors Onyx in einer Gruppe von Trainern aufhielt. Anscheinend war es für den Jungen nichts Besonderes, seine Pokémon einfach so frei herum laufen zu lassen ohne darauf zu achten, ob sie seine Hilfe brauchten oder irgendwo irgend etwas anstellten. Aber zumindest bei so einem riesigen Pokémon wie einem Onyx war ersteres wohl auch nicht zu erwarten.
Einen kurzen Moment betrachtete der zweiundzwanzigjährige Brillenträger seine eigenen beiden Pokémon. Dug hatte wieder einmal bei seinen Füßen Platz genommen, aber an seinem Gesichtsausdruck und den gespitzten Ohren konnte Franz erkennen, dass das Yorkleff nicht einfach nur da lag, sondern angespannt auf die Umgebung achtete. Falls der Hund tatsächlich irgend etwas bemerken sollte, würde er zwar vielleicht los laufen oder knurren und kläffen, aber ohne Franzs Befehl niemanden einfach so angreifen. Das Pliprin stand unschlüssig zwischen Hektor und Franz und schien zu überlegen, ob es sich auch bequem machen oder doch lieber noch einmal herum laufen und versuchen sollte, weitere Gefährten kennen zu lernen.
„Bleib mal hier, Tux“, sagte Franz, worauf es sich tatsächlich neben Dug hin setzte. Aber auch wenn es herum gelaufen wäre, hätte sich Franz doch darauf verlassen können, dass es sich zwar vielleicht irgendwo in ein Gespräch einmischte oder irgendwo in eine gefährliche Situation geriet und zu stolz war, um nach Hilfe zu rufen.
Vielleicht am meisten Aufmerksamkeit musste Franz seinem Pachirisu schenken, aber das war sowieso die meiste Zeit in seinem Pokéball.
Kurz entschlossen wandte sich Franz wieder an Hektor: „Ist das hier deine erst größere Reise mit deinen Pokémon?“, fragte er.
Hektor wandte sich dem ebenfalls dunkelblonden Trainer zu, „Kann man so sagen, wir sind erst seit kurzem auf unserer Reise und nachdem wir unseren ersten Orden errungen haben kam dieser Aufruf.“ Hek sah nun das sichtlich unentschlossene Pliprin an, „Ganz schön lebhaft, das Pliprin“, dachte er sich. „Naja wie schaut es bei dir aus? Seit ihr schon bei so einer großen Reise dabei gewesen?“
„Mit einem Orden bist du mir einen Orden voraus“, behauptete Franz. „Ich hatte bisher keine Gelegenheit für einen Arenakampf, weil mir zuerst meine Mutter verboten hat, auf eine Reise zu gehen und ich danach erst einmal bei meinem Vater eine Ausbildung gemacht habe. Abgesehen von meinem Umzug von Sinnoh nach Kanto ist das hier meine erste Reise.“
„Achso, ich habe bis vor meiner Reise auch bei meinen Vater gearbeitet“ erwiederte er mit nachdenklich wirkender Mine. „Was hast du denn gelernt? Und was verschlägt euch nach Kanto?“ fragte er mit einen ausgewechselten, fröhlicheren Gesichtsausdruck.
Wirklich gerne wollte Franz nicht an seine Vergangenheit in Sinnoh erinnert werden, und so antwortete er einfach nur: „Meine Eltern haben sich schon vor meiner Geburt getrennt. Meine Mutter hat in Sinnoh gelebt, und mein Vater hat in der Nähe des Hafens von Orania City eine Werkstadt. Dort habe ich eine Ausbildung zum Fahrzeugmechaniker gemacht.“
Hektor bemerkte, dass es Franz anscheinend nicht gerade gefiel, über seine Vergangenheit zu sprechen und versuchte das Thema zu wechseln. „Dein Pliprin ist ziemlich lebhaft was?“ grinste er.
„Lebhaft?“, fragte Franz, „Ich würde es eher als einzelgängerisch bezeichnen. Remy ist im Vergleich dazu sehr viel aktiver.“
„Und wer ist Remy wenn ich fragen darf?“, blickte er Franz fragend an.
„Remy ist mein Pachirisu“, erklärte Franz, holte einen Pokéball heraus und ließ das Pokémon auftauchen. „Bleib mal hier, sonst wirfst du nachher noch etwas um, wie die Kisten mit den PokéDex und den PokéCom vorhin“, ermahnte er es.
Hek musste schmunzeln „Achso, also warst du das vorhin, Kleine“ lächelte er das Pachirisu an.
„Das sind dann auch alle meine Pokémon“, erwähnte Franz. Nach kurzem Zögern fügte er noch hinzu: „Hast du noch weitere?“
Hektor schaute an seinen Gürtel und erwiderte, „Ja noch ein Lichtel und ein Machollo, aber die beiden sind noch ziemlich erschöpft von der kurzfristigen Reise hierher.“ Wieder nach vorne blickend fragte er den bebrillten Trainer mit erster Stimme: „Weshalb seid ihr eigentlich dem Aufruf gefolgt?“
„Ich hatte sowieso vor, die seit meiner Kindheit aufgeschobene Pokémonreise nachzuholen“, erzählte Franz, „und als ich im Radio von dem Treffen hier erfuhr, habe ich mir gesagt, dass es vielleicht sinnvoller ist, die Reise in der Gemeinschaft von anderen Trainern zu machen. Ich denke, bei dir ist es ähnlich?“
„Zuerst war das der Grund aber als ich von diesen Taem Pyrit gehört habe hat sich der Grund geändert, ich möchte diese Leute unbedingt aufhalten!“ antwortete er mit ernster Stimme.
„Ja, da hast du Recht“, stimmte Franz ihm zu. „Ich will jetzt auch eher dabei sein, um nicht von den Ereignissen überrascht zu werden, und vielleicht braucht die Gruppe ja auch einen Fahrzeugmechaniker.“ Auf ein kurzes „Kleff!“ von Dug rief er: „Nicht schon wieder“, bevor er aufstand und seinem Pachirisu folgte.
Dieses hatte es nicht ausgehalten, so lange still zu stehen. Statt dessen hatte es sich in der Arena umgesehen und ein interessantes Gefährt in der Form eines Stuhles mit einem Paar von großen und einem Paar von kleinen Rädern entdeckt. Um einmal auszuprobieren, wie das Teil auf Elektroattacken reagierte, war das Elekto-Eichhörnchen einfach los gelaufen. Aber noch bevor es die um den Rollstuhl versammelte Gruppe von Trainern erreichte, rief der Fahrzeugmechaniker: „Komm zurück, Remy“, und das Pachirisu verschwand in seinem Pokéball.
Off Topic:
In Zusammenarbeit mit @Fullmetal91 entstanden