Herzlich willkommen zum Remake meiner alten FF-Story.
Da die Alte leider buchstäblich im Sand verlaufen ist, kommt hier die Neue.
In dieser Geschichte kann es zu Tod und gewaltätigen Szenen kommen, wenn auch nicht übertrieben.
Da viele Kapitel bereits aus der alten Geschichte bekannt sind, habe ich mehrere auf einmal veröffentlicht.
Außerdem habe ich jedes Kapitel in einen Spoiler gepackt, damit sich niemand von einet "Wall of Text"
erschlagen fühlt.
Charaktere:
Lian:
Lian lebt mit seiner Familie und seinem Partner Panferno in Erzelingen, wo er
eine Ausbildung zum Pokemonzüchter macht.
Sven:
Sven ist ein Surfer aus Graphitport City, welcher am liebsten mit seinem Partner Sumpex draußen im Meer unterwegs ist.
Copyright:
Die Copyrights der in der Geschichte vorkommenden Pokemon, als auch die Team Magma/Aqua Symbole liegen bei Nintendo.
Das Titelbild ist eine stark veränderte Version des Covers der Platin-Edition.
Klappentext:
Einer. Von einem rastlosen Dämon besessen.
Einer. Den Gefahren der Meere trotzend.
Zweie. Deren gegenseitiger Hass erneut uralte Mächte weckt.
Und Einer, der alle Fäden in der Hand zu halten scheint.
Und... Missingno!
Prolog: Das Erwachen der Spinne:
Gelangweilt saß Marc auf dem harten Bett seiner Zelle und stocherte mit seiner Gabel in einer Kartoffel herum.
Das Essen hatte ihm nie geschmeckt, doch nach knapp 20 Jahren Gefangenschaft machte er sich nicht mehr die Mühe, sich zu beschweren. Oft fragte Marc sich, warum er sich nicht längst mit einem Plastikmesser die Kehle aufgeschlitzt hatte. Vermutlich ließ ihn der Wunsch auf Rache weitermachen. Rache an Adrian und seinem Team Aqua.
Nachdem Groudon und Kyogre wieder in einen tiefen Schlaf gefallen waren, waren sie alle entkommen. Nur Marc und seine Leute von Team Magma waren gefangen genommen worden. Erneut stieg Wut in ihm auf und er begann, härter auf seine Kartoffel einzustechen. Warum mussten sie Kyogre wecken? Ohne dieses Pokemon hätte Groudon freie Bahn gehabt. Marc scheute die Gedanken beiseite. Er hatte oft genug darüber nachgedacht. Marc stellte sein Essenstablett zur Seite und ging zur Tür. Der Gefängnisaufenthalt hatte ihn geschwächt.
Außerdem hatte er bereits erste Falten am ganzen Körper. Marc konnte förmlich spüren, wie er älter wurde und ihm langsam die Lebenskraft entwich. Er war nicht mehr derselbe wie vor 20 Jahren. Nicht mehr der Anführer einer großen Organisation, sondern ein alter Mann, der seine baldige Entlassung herbeisehnte und doch immer noch von Wut und Hass zerfressen war. Gleich begann der Hofgang. Ein alltägliches Ritual um der allgegenwärtigen Langeweile zumindest für eine Stunde zu entkommen.
Doch während die meisten Gefangenen sich unterhielten, Basketball auf einem großen Platz spielten oder Drogen austauschten, ging Marc lieber alleine über den Hof und versuchte, die frische Luft wenigstens ein bisschen zu genießen. Er schaute durch das kleine Fenster seiner metallischen Zellentür. Gleich würde ein Wachmann hereinkommen und ihm Handschellen anlegen, bis er Marc im Hof ankam. Doch heute kam keiner. Stattdessen erklang ein lautes Kreischen. Nur Sekunden später heulte eine Alarmsirene auf und es waren Schreie zu hören. Plötzlich erklang ein ohrenbetäubendes Quietschen, unter das sich Schmerzensschreie mischten. Irgendwo hörte Marc eine Wand einstürzen.
Neugierig spähte Marc durch das kleine Fenster und sah im Gang ein riesiges Pokemon, welches mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbeisauste und tiefe Kratzer in der gegenüberliegenden Wand hinterließ. Die Zellentür wurde zurückgeworfen, und Marc konnte sich gerade rechtzeitig zur Seite werfen, um nicht unter der schweren Tür begraben zu werden. Schnell kroch Marc zur Zellenwand und schob einen brüchigen Ziegelstein heraus, hinter dem sein Megastein lag.
Während er diesen an seiner Brille befestigte, bemerkte Marc einen weiteren Gegenstand in seinem Versteck. Zwischen den Spinnweben lag ein kleiner zusammengefalteter Zettel. Doch das war nicht möglich. Marc hatte nie einen Zettel hineingelegt. Außerdem war das Versteck während seines Gefängnisaufenthaltes nie geöffnet worden. Wenn ein Gefängniswärter es geöffnet hätte, hätte dieser ihm sicherlich den Megastein weggenommen. Marc faltete den Zettel auseinander: „Die Zeit der Rache ist gekommen.“
Wer hatte das geschrieben? Als erneut laute Schreie erklangen, stand Marc auf und lief auf den Gang. Dieser führte ihn an zahlreichen gesprengten Zellen vorbei. Überall roch es nach Blut. Hier und da lagen tote Wachmänner zusammengesackt an den Wänden. Als Marc auf den Hof trat und hunderte Gefängnisinsassen sich an ihm vorbeidrängten, erschütterte eine Explosion das Gebäude. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes wurde ein großer Teil des Gebäudes weggesprengt und die Lücke gab einen Blick auf das dahinterliegende Meer frei. Aus den Trümmern schoss das riesige Pokemon empor. Mit seinen sechs spitzen Beinen wirkte es wie eine gewaltige Spinne.
Plötzlich bekam das Blau des Himmels Risse, als würde jemand die Atmosphäre in tausend Stücke teilen. Kurze Zeit später schienen Teile des Himmels tatsächlich wegzubrechen, wie splitterndes Glas. Dahinter lag nichts als ein schwarzer Raum, in dem das riesige Pokemon verschwand. Der Himmel normalisierte sich wieder, und in die Gefangenen, welche das ganze Spektakel gebannt verfolgt hatten, kam wieder Bewegung. Sie rannten Richtung Küste, um zu den Booten zu gelangen. Nur Marc blieb noch eine Weile stehen und starrte in den Himmel?
„War es all das wert“, schrie er hinaus, als könnte ihn dort oben jemand hören. Schließlich folgte er den Gefangenen und hoffte, das der, der ihm den Zettel hatte zukommen lassen Recht hatte, das er seine Rache bekommen und endlich inneren Frieden finden würde.
Kapitel 1: Das Minenunglück
Das erste, was Lian an diesem Tag hörte, war das Klingeln seines Weckers, das ihn auf dem Schlaf riss.
Müde stand er auf und machte sich fertig, während unten bereits Geräusche zu vernehmen waren. Als Liam in die Küche kam, war seine Mutter bereits am Essen.
"Guten Morgen Liam, stell deinen Wecker nächstes Mal bitte etwas früher, du kommst sonst noch zu spät zur Arbeit.
„Sorry Mam, aber ich muss mich noch daran gewöhnen", antwortete Lian und rieb sich die Augen, während er versuchte sich mit der anderen Hand ein Brot zu schmieren.
" Wo ist Dad?" "Er ist schon seit einer Stunde in der Miene. Wegen dem neuen Stollen, den sie gestern Abend entdeckt haben", erklärte seine Mutter Kathleen.
"Ah, ok, er war gestern wirklich wie aus dem Häuschen", antwortete Liam und schmunzelte, als er daran dachte, wie lange sein Vater beim Abendessen davon geredet hatte. Plötzlich waren weitere Laute von oben zu vernehmen. "Pan, komm runter", rief Lian. Kurze Zeit später rutschte ein Panferno das Geländer hinab. Pan kam schnell an den Tisch und schnappte nach Lians Brot.
"Bitte, Pan, lass das. Ich bin noch müde", beschwerte sich Liam, "dein Essen ist im Schrank, wie immer."
Das Panferno öffnete den besagten Schrank und holte mehrere Beeren und Bananen hervor.
"Pan ist wirklich sehr intelligent", bemerkte Kathleen. "Tja, wir sind eben zusammen aufgewachsen. So etwas färbt ab", gab Lian zurück.
"Ach tu nicht so oberschlau. Das, was Pan alles kann ist für ein Pokemon schon eine große Leistung", meinte Kathleen. Etwa eine Viertelstunde später gingen Lianund Pan bereits durch die Straßen von Erzelingen. Kühle Luft wehte vom Kraterberg herab und die Sonne lugte bereits hinter dem Gebirge hervor. Alles hatte den Anschein, als würde heute ein schöner Tag werden, doch es sollte nicht so bleiben. Als Lian die Pokemonzucht von Erzelingen, welche erst seit wenigen Wochen gab, betrat, erwartete ihn sein Meister Bruno bereits ungeduldig. Er kam ihm sofort entgegen und deutete auf die Uhr.
"Mach schon, die Machollo füttern sich nicht von selbst."
"Ja, Meister", antwortete Lian knapp. Bruno mochte keine Ausreden, daher konnte er sich jedes weitere Wort sparen. In der Pokemonzucht wurden hauptsächlich Maschocks und Stahlobors für den Bergbau herangezogen. Außerdem bekamen angehende Bergleute hier meistens ihr erstes Pokemon. Lian holte schnell einen Futtersack aus der Vorratskammer und betrat einen Trainingsraum, in dem sich etwa 10 Machollos aufhielten. Manche trainierten bereits mit Hanteln oder zertrümmerten unterschiedlich große Steine. Lian war für die jungen Pokemon zuständig, während Bruno die älteren übernahm. Als die Machollo Lian sahen, rannten sie sofort auf ihn zu und drängelten sich um ihn herum.
"Hey, ihr bekommt ja alle etwas", versprach Lian. Er füllte das Futter in mehrere Schalen und stellte sie auf einen Tisch. Sofort machten sich die Machollo über das Essen her, während Lian den Sack im Lager einschloss. Als er kehrtmachen wollte, stand plötzlich sein Meister mit zwei Maschocks vor ihm.
"Was gibt es", fragte Lian. "Bringe diese beiden in die Mine," befahl Bruno, "die Bergleute brauchen mehr Leute wegen dem neuen Stollen. Und falls sie etwas interessantes finden sollte, benutze dies nicht als Ausrede dafür, länger dort zu verweilen."
"In Ordnung", antwortete Lian. Er winkte den Maschock zu und ging zur Tür hinaus. Lian fand es schade, das die beiden Maschock den Weg nicht allein fanden, aber sie waren einfach nicht intelligent genug. Lian hatte mal versucht, mit ein paar Machollos Fußball zu spielen, doch die Pokemon trampelten nur auf dem Ball herum, statt ihn zu schießen. Das ganze hatte am Ende mehr Ähnlichkeit mit Rugby, da die Machollo irgendwann begannen sich um den Ball zu prügeln. Wenn auch etwas heftiger als beim Rugby. Als Lian den Eingang erreichte, liefen bereits zwei Förderbänder aus der Miene heraus zu mehreren Schutthaufen. Irgendwo summten mehrere Motoren, doch ansonsten wirkte die ganze Anlage verlassen. Waren wirklich alle mit diesem neuen Stollen beschäftigt? Lian runzelte verwundert die Stirn. Es war nicht die erste Höhle, die die Bergarbeiter entdeckt hatten, doch dieses Mal musste es etwas wirklich interessantes sein, denn normalerweise war hier immer jemand und bediente die irgendwelche Maschinen oder Fahrzeuge.
"Hallo", rief Lian, doch es antwortete niemand. Nur die Maschinen summten vor sich hin und im Eingang flackerte eine alte Leuchtstofflampe, welche an zwei an der steinernden Decke hängenden zwei Holzbalken hing. Langsam betrat Lian die Mine. Stickige Luft stieg ihm entgegen und er fragte sich, wie man es hier nur von morgens bis abends hier aufhielt. Plötzlich hörte Lian von weiter hinten einen Schrei. Es klang wie ein Hilferuf.
"Hallo, ist da jemand", rief Liam. Erneut erklang ein Schrei.
"Hier! Hier drüben! Hilfe!" Nun lief Lian schneller. Die Maschock und Pan kamen schnell hinterher. Sie erreichten einen dunkleren Abschnitt, welcher nicht von Leuchtstofflampen, sondern nur provisorisch von Fackeln erhellt wurde. Unter einer solchen lag ein Mann und hielt sich eine Wunde am Bauch. An den Armen und Beinen hatte er mehrere Kratzwunden.
"Hilfe...Ich...", stammelte der Mann.
"Was ist passiert", fragte Lian, "wo ist mein Dad?" Der Arbeiter hustete, wo bei ein gelber Helm von seinem Kopf fiel. Nun erkannte Lian, das seine Augen angstgeweitet war. Zitternd hob der Mann einen Arm und deutete in den Stollen.
"Dort...ein Monster. Wir... müssen weg". Packt mit an", befahl Lian den Maschock, doch einer der beiden warf sich den verletzten Arbeiter kurzerhand über die Schulter, worauf dieser laut aufschrie.
"Nein, nicht so", schrie Lian entsetzt und half dem Verletzten herunter. Dann hilf du mir eben, Pan", seufzte Lian. Gemeinsam trugen sie den Mann aus der Miene heraus, auf die anliegende Krankenstation. Eine Dame von der Rezeption sprang sofort auf und holte zwei Ärzte mit einer Trage.
"Ich hab ihn so in der Mine gefunden", sagte Lian. "Wo sein die anderen Arbeiter", fragte ein Arzt.
"Ich habe niemand sonst gesehen. Wahrscheinlich in diesem neuen Stollen", antwortete Lian und ging zur Tür. Doch der Arzt hielt ihn auf.
"Bitte, ich muss meinen Vater finden", bat Lian, "wenn ihm was passiert ist, dann...!" "Die Polizei ist bereits unterwegs", erklärte der Arzt. Ungeduldig wartete Lian im Wartezimmer darauf, auf die Ankunft der Polizei. Die Maschock saßen stumm in einer Ecke und starrten ihn ausdruckslos an.
"Was guckt ihr so", rief Lian. Wut flammte in ihm auf. Selbst wilde Maschock wären weniger emotionslos. "Jetzt starrt mich nicht so an! Ich habe auch keinen Plan", schrie er ihnen entgegen. Die beiden Maschock schauten einander an und sahen dann zu Boden.
"Hey, tut mir leid", sagte Lian, "ich bin einfach nur nervös. Etwa 5 Minuten später traf die Polizei ein und Lian erzählte, was er wusste. Nach der Befragung ging er hinaus und sah, das die Polizei den Mineneingang komplett abgesperrt hatte. Hohe Bauzäune machten ein durchkommen unmöglich.
"Ein ziemlich großes Polizeiaufgebot", bemerkte Lian. Er ging zum Bauzaun und versuchte einen Blick in die Mine zu erhaschen. Doch ein Polizist zog ihn zurück. "Tut mir leid, aber das Betreten der Mine ist bis auf weiteres verboten. Ein Stollen ist eingestürzt. "Der verletzte Mann hatte aber Kratzwunden und der Stollen war noch intakt", widersprach Lian. "Tut mir leid, sie müssen jetzt gehen", sagte der Wache haltende Polizist. Plötzlich trat ein Arkani vor und knurrte ihn an. "Komm Pan, wir gehen", forderte Lian sein Panferno auf. Sie setzten die Maschock vor der Tür der Pokemonzucht ab und gingen nach Hause, da Lian sich keine Predigt über sein Zuspätkommen anhören wollte. Kathleen bügelte gerade und hörte dabei Radio.
"Lian, was machst du denn schon wieder hier", fragte sie überrascht. „Ich sollte zwei Maschock zur Mine bringen, doch da war nur ein Verletzter Mann.“Was", fragte Kathleen erschrocken. Sofort wählte sie die Handynummer ihres Mannes, doch es ging niemand rann. Auch bei der Polizei wollte ihnen niemand Auskunft erteilen.
"Sie sagen, ein Stollen sei eingestürzt, doch das kann nicht sein. Ich habe es gesehen", sagte Lian. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und lief die ganze Zeit im Haus auf und ab. Warum sagte niemand die Wahrheit? Nach einiger Zeit ging Lian wieder an die Arbeit. Sein Meister hatte inzwischen von dem Unglück gehörte und zeigte Verständnis mit Lians Situation. Als der Abend nahte und die Sonne langsam versank fasste Lian einen Entschluss. Er würde selbst in die Mine hinabsteigen und herausfinden, was wirklich geschehen war. Und vor allem würde er versuchen seinen Vater zu finden.
Kapitel 2: Monster im Stollen
Bevor es losging, machte Lian sich auf den Weg zur Krankenstation, in der Hoffnung, der verletzte Arbeiter könne heute inzwischen mehr zu den Geschehnissen in der Höhle sagen. Doch als Lian an der Rezeption nach ihm fragte, war er nicht mehr da.
"Tut mir leid, aber Herr Barion ist vor wenigen Stunden ins Krankenhaus in Jubelstadt gefahren worden", sagte die Sekretärin uns wandte sich wieder ihrem Computer zu. Liam fluchte leise und ging wieder nach Hause. Im Badezimmer kämmte er sich noch einmal seine schwarzen Haare und wusch sich das Gesicht.
Er hatte blaue Augen und dünne Augenbrauen. Am Kinn hatte er immer noch eine kleine Prellung, wo ihn einmal ein Machollo erwischt hatte. Als nächstes schnappte sich Lian seinen Rucksack und packte dort etwas Ersatzausrüstung seines Vaters ein. Dazu gehörten ein langes blaues Seil, welches er an die Rückseite des Rucksackes klemmte und eine Taschenlampe mit mehreren Ersatzbatterien.
Dazu noch ein Lexikon über Pokemon und sein Lehrbuch "Pokemonzucht für Fortgeschrittene".
In beiden Büchern konnten unter Umständen wichtige Informationen stehen. Zuletzt noch ein paar leere Pokebälle an den Gürtel und etwas Verpflegung.
Während die Sonne hinterm Horizont verschwand ging Lian durch das von Straßenlaternen erleuchtete Erzelingen. Vor der Mine stand immer noch der große Bauzaun, doch von der Polizei war weit und breit nichts mehr zu sehen. Alles war ruhig, wie immer. Panferno brannte ein kleines Loch in den Zaun, durch das sie zum Mineneingang kamen.
Dadurch, dass die Leuchtstofflampen erloschen waren, wirkte die Mine wie ein riesiges schwarzes Maul. Lian war mulmig zu Mute, als er den ersten Stollen betrat. Was, wenn hier jemand auf der Lauer lag, Irgendwo hörte man ein poltern. Ab und zu kreischte ein Zubat.
Lian, der kaum ein paar Meter weit sehen konnte, zuckte bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen. Beinahe bereute er es, nachts gegangen zu sein. Da die Polizei bereits weg war, hätte er auch bis morgen warten können. Doch Lian brauchte Gewissheit. Er wusste, dass er nicht würde schlafen können, während sein Vater möglicherweise in Gefahr war.
Vom Hauptstollen führten mehrere Seitenstollen ab. Da Lian sich hier inzwischen gut auskannte, fand er den Weg zum neuen Stollen schnell. Die Fackeln waren bereits erloschen, als er den Gang erreichte. Er erkannte die Höhle, weil sie runder war und mit ihren zahlreichen Spalten und Steinen im Weg viel natürlicher wirkte.
Plötzlich hörte Lian ein leises Geräusch. Zuerst dachte er, es wäre eine Säge, doch es war ein schnarchen. Weiter vorne schlief jemand oder etwas. Lian ging leise weiter und erreichte einen Raum, in dem sechs riesige verrostete Ketten lagen. Lian leuchtete den Raum aus und sah überall lange Kratzspuren. Manche erstreckten sich über die gesamte Wand, welche in etwa 7 Metern Höhe endete.
Somit war der Raum etwa ein bis zwei Meter höher als die Mine. Was immer hier gefangen gehalten worden war, jetzt war es frei. Lian merkte, wie er zu zittern begann. Er rannte zurück in den Gang und bemerkte, dass hier mehrere Gänge abzweigten. In die Richtung, aus der er gekommen war, zweigten zwei Gänge ab.
"Und nun?"
Selbst Panferno wirkte ratlos.
"Gehen wir einfach rechts", schlug Lian vor. Doch entgegen seiner Aussage beschlich ihn das ungute Gefühl, den falschen Weg einzuschlagen. Trotzdem musste er es versuchen und nahm den rechten Gang.
Der Weg stieg leicht an, was zumindest bedeutete, dass sie der Oberfläche näher kamen. Die Luft hier unten war stickig und auch das poltern setzte wieder ein. Vermutlich rollten hier irgendwo Georok oder Geowaz herum. Was auch bedeutete, dass die Höhlen größer wurden. Doch plötzlich mischte sich ein weiteres Geräusch unter das poltern.
Es klang, als würde etwas Schweres durch die Gänge stampfen. Vielleicht ein Rihornior, was an sich schon gefährlich genug wäre. Vielleicht aber das Wesen, das einst in den Ketten lag. Lian beschleunigte seine Schritte.
Nun wurde das Stampfen lauter. Leichte Erschütterungen waren zu spüren und vereinzelt rieselte Erde von der Decke. Plötzlich zweigte sich der Gang in drei weitere Stollen ab. Aus einem kam eindeutig das Stampfen und Lian glaubte, in der Ferne eine Bewegung ausmachen zu können.
Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Stollen hinein, wobei das Licht auf einen massigen breiten grauen Körper fiel.
Er füllte beinahe den gesamten Gang aus, sodass das Wesen, dem der Körper gehörte den Kopf nach vorne gebeugt hielt und Lian mit seinen roten Augen anfunkelte. Erschrocken hastete Lian in den linken Gang von dem Wesen weg. Er hatte es schon mal gesehen. Doch bislang nur auf Zeichnungen und in Legenden.
Es war Giratina. Das Wesen, das vor Jahrhunderten in die Zerrwelt verbannt worden war. Doch warum war es nun hier? Die verrosteten Ketten deuteten darauf hin, dass es schon lange hier gewesen sein musste. Doch hatte es nicht vor wenigen Wochen erst Zyrus, den Boss von Tam Galaxis in die Zerrwelt gezogen?
Wie auch immer. Lian sprintete durch das Höhlensystem und achtete nicht darauf, wohin er lief. Panik machte sich breit, als Giratina trotz des massigen Körpers zu ihm ausholte. Die Erschütterungen, die das Pokemon dabei verursachte, ließen ihn stolpern. Plötzlich machte Panferno kehrt und schickte einen kräftigen Flammenstrahl nach hinten. Das Giratina schrie wütend auf, da es nicht in der Lage war, auszuweichen.
Plötzlich begann Giratina kräftig auf der Stelle zu stampfen, wodurch die große Felsbrocken von der Decke lösten und zu Boden fielen. Lian rannte nach hinten und wich einem Felsen aus. Doch nun begann der Boden an einigen Stellen zu erzittern, während Giratina langsam näher kam.
"Mach das du weg kommst Panferno", schrie Lian, "Giratina setzt Erdkräfte ein!"
Das ließ sich der Feueraffe nicht zweimal sagen.
Geschickt sprang er über mehrere Stellen, an denen der Boden bebte und kleine Steine herausschossen. Von oben kamen immer noch einzelne Brocken, welcher aber auch Giratina trafen. Dies machte das wilde Pokemon nur noch wütender, sodass es schneller lief und die Erde noch stärker beben ließ. Lian wurde rannte schneller, während er von kleinen Steinen gekratzt wurde. Doch er durfte nicht stehen bleiben.
Er musste weiter. Panferno hatte inzwischen zu ihm aufgeholt und rannte vorweg. Plötzlich brach die Decke über ihm weg und der Mond war zu sehen. Eine Steinlawine musste sich gelöst und den Rest des Ganges abgetragen haben.
Der Ausgang hatte also nicht mehr weit sein können. Doch viel Zeit zum Ausruhen blieb nicht. Giratina streckte seine Flügel und atmete tief ein und aus, ehe es sich in die Lüfte erhob und am Sternenhimmel mehrere Kreise zog. Dann schoss das sechsbeinige Pokemon herab und flatterte wild mit den Flügeln, sodass Unheilböen auf Lian und Panferno zu sausten.
"Lauf", schrie Lian und rannte über den freigewordenen Weg. Doch die Winde erfassten ihn und drückten ihn zu Boden. Lian ächzte, als sich spitze Steine in seine Arme und Beine bohrten. Er versuchte sich aufzurichten, doch die Winde waren zu stark. Neben ihm schickte Panferno Flammen zum Himmel hinauf, doch das Feuer regnete wieder herab und erlosch.
Giratina näherte sich schnell dem Boden, doch es bremste knapp über ihnen ab und flog wieder hoch. Das legendäre Pokemon stieß einen letzten wütenden Schrei aus, während es Richtung Horizont flog und schließlich verschwand.
Lian stöhnte und richtete sich langsam auf. Sein ganzer Körper schmerzte und er schaffte es kaum aufzustehen, sodass er sich auf einen großen Felsen setzte. Auch Panferno richtete sich wieder auf und schaute sich langsam um.
"Vielleicht sollten wir zurückgehen", schlug Lian vor. Doch als er dorthin leuchtete, wo sie hergekommen waren, sah er, dass die Höhle verschüttet war.
"Verdammt!" Lian rammte die Faust zu Boden.
"Dann rasten wir eben hier und sehen uns morgen um.
„Im schwachen Mondschein konnte Lian erkennen, dass sie sich am Rande eines großen Felsvorsprunges befanden. Vor ihnen lag ein großer Wald, welcher hauptsächlich aus hochgewachsenen Kiefern befand. Panferno hatte bereits etwas Holz gesammelt und ein kleines Feuer gemacht.
"Wo sind wir hier", fragte Lian sich und beobachtete die Flammen. Etwas später sammelte er ein paar hohe Gräser vom Waldrand auf und legte sich neben Panferno ans Feuer. Lian beobachtete noch ein paar Mal die Sterne, bis er schließlich einschlief.
Am nächsten Morgen wachte Lian von der Sonne geblendet auf. Zuerst erschrak er und dachte, er sei zu spät, doch dann erinnerte er sich daran, dass er nicht mehr in Erzelingen war. Vor Lian lag wieder der Wald, dessen Kiefern wie mächtige Pfeiler hoch in den Himmel ragten. Hinter ihm erstreckte sich das Gebirge des Kraterberges.
"Wir müssen am südlichen Ende des Gebirges sein", schloss Lian.
Zugleich wurde ihm bewusst, dass er sich nun nicht mehr in Sinnoh befinden konnte. Zum Klettern war das Gebirge zu steil und zum darum herum gehen zu breit. Doch was, wenn sich sein Vater immer noch in der Höhle aufhielt? Lians Gedanken überschlugen sich, doch am Ende fasste er einen Entschluss.
"Komm, Panferno, wir gehen nach Süden. Vielleicht finden wir dort ein Dorf oder eine Straße, die zurück nach Norden führt." Lian schulterte seinen Rucksack und ging los.
Seine Verletzungen schmerzten noch ein bisschen, doch es war erträglich. Er kletterte mit Panferno den Vorsprung hinab und lief an den ersten Kiefern vorbei.
Hoch oben waren mehrere Hoothoot zu sehen. Kleine rundliche braune Eulen, welche ständig von einem Bein aufs andere wechselten.
Die Hoothoot gurrten laut vor sich hin und ab und zu wechselte eines den Ast. Nach mehreren Minuten sahen Lian und Panferno weitere Vogelpokemon wie Noctuh oder Schwalbini. In der Ferne ließen sich sogar einige Darmhirplex blicken, jedoch rannten diese schnell davon, sobald Lian und Panferno näher kamen.
Doch nirgendwo gab es auch nur das geringste Anzeichen menschlichen Lebens. Der Weg führte die ganze Zeit leicht bergab, sodass sie schnell vorankamen. Doch trotzdem hatte Lian langsam den Eindruck, dass sie sich verlaufen hatten.
Nach etwa einer weiteren Stunde wurde der Weg flacher und Lians Muskeln waren langsam erschöpft. Er lehnte sich an einen Baum und versuchte sich zu entspannen. Doch plötzlich stieg ein fremder Geruch in seine Nase. Es roch verbrannt.
"Riechst du das Panferno", fragte Lian. Panferno schnupperte in der Luft herum und lief sofort in die Richtung, aus der der Geruch kam.
"Vieleicht sind dort Menschen", stellte Lian erleichtert fest. Er lief Panferno hinterher und sah Rauch zwischen den Kiefertannen aufsteigen. Doch beim Näherkommen erkannte Lian, das es die Bäume waren, die brannten. Manche waren bereits komplett verkohlt.
Etwas weiter vorne stand ein Arkani. Aber etwas stimmte nicht. Das Pokemon hatte drei Köpfe, welche sich nun alle in Lians Richtung wandten.
Kapitel 3: Sturmsog
Die Mittagssonne schien heiß über Graphitport City und am blauen Himmel kreisten Wingull, welche an der Küste nach Nahrung Ausschau hielten.
Der Strand war voll mit Menschen und ihren Pokemon. Überall lagen Decken im Sand, auf denen sich Leute sonnten. Etwas weiter draußen formten sich große Wellen, an denen Surfer entlangsurften.
"Komm schon Sumpex! Gib mehr Gas", rief Sven seinem Pokemon zu, während sein Board die Welle hinaufsauste, welche ihm kühles Wasser entgegenspritzte. Sein Wasserpokemon begann schneller zu schwimmen. "Jetzt zur Seite", befahl Sven. Er verlagerte sein Gewicht, sodass das er nun seitwärts die Welle entlangfuhr und eine Hand ins Wasser halten konnte. Schließlich wurde die Welle kleiner, sodass Sven über den Rand surfen konnte, um zur nächsten Welle zu gelangen.
"Der Wellengang könnte stärker sein", stellte er fest." Aber dann wäre es windiger." Vor Sven baute sich die nächste Welle auf.
"Ok, Sumpex Konzentration!" "Uuuund...jetzt!" Sven aktivierte mit der freien Hand den Megastein an seinem Ohrring und beobachtete, wie Sumpex größer und breiter wurde. Nun hielt Sven sich mit beiden Händen an der Leine fest, welche er um Sumpex Bauch geschlungen hatte. Denn jetzt gab Sumpex richtig Gas. Beide schossen sie die Welle hinauf, bis sie über den höchsten Punkt hinausflogen und im hohen Bogen ins Wasser eintauchten. Durch den Wasserwiderstand fiel es Sven schwerer die Leine zu halten, doch zum Glück tauchten sie nur Sekunden später wieder auf. Nach ein paar weiteren Wellen kehrten sie erschöpft zum Strand zurück, wo sie bereits von einer kleinen Menschenmenge erwartet wurden, welche ihnen applaudierten.
"Ts, Touristen", dachte Sven, "als wenn dies hier so besonders gewesen wäre." Er hielt nichts von Protzerei, deshalb beachtete Sven sie nicht weiter. Er nahm sein Badehandtuch und ging in die Stadt. Hier waren bereits viele Menschen in Badekleidung unterwegs, sodass er nicht großartig auffiel. Die Stadt Graphitport City hatte am Strand viele teure Hotels und dahinter lag der Marktplatz. Von den Ständen schwebte wie immer der Geruch von frischem Fisch herüber und im vorderen Bereich des Marktes gab es viele Stände, an denen T-Shirts und Taucherausrüstung angeboten wurden. Svens Zuhause lag im hinteren Teil der Stadt. Es war ein kleines Einfamilienhaus, fernab des touristischen Trubels. Seine Eltern waren noch am Arbeiten. Seine Mutter als Hotelangestellte und sein Vater im IT-Bereich der Devon Corporation. Nachdem Sven sich gestärkt und ausgeruht hatte, ging er zum Hafen, welcher im nördlicheren Teil der Stadt lag. Dort wartete bereits sein Freund Bryan mit seinem Wingull. Bryan war seit einem Jahr Seemann und besaß ein weißes Motorboot, in dem etwa fünf Personen Platz finden konnten.
"Hey Sven, beeil dich, heute soll das Wundereiland erscheinen."
"Sagt wer", fragte Sven, während er das Tau, mit dem das Boot am Steg festgebunden war, löste und ins Boot stieg.
"Irgendein alter Seebär in der Kneipe gestern. Sah aus wie einer dieser Alphapiraten. Er trug jedenfalls diese blaue Mütze, welche man in den Souvenirläden kaufen kann", antwortete Bryan.
"Und du glaubst, dass es einer war?" "Nein, aber es kann sicher nicht schaden, sich dort umzusehen."
"Deshalb wolltest du heute Morgen, das ich mit dir auf Bootstour gehe? Ich bezweifle zwar, das diese Insel existiert, aber was solls." Wenig später düste das Boot bereits aufs offene Meer hinaus. Sven genoss die salzige Meeresluft und die kühle Gischt, die ab und zu hochspritzte. Sie passierten Flossbrunn, ein kleiner Ort, welcher auf dem Wasser gebaut worden war und dessen Häuser über Holzstege miteinander verbunden waren. Dahinter wurde die See langsam rauer. Der Wind wurde kälter und die Wellen spritzten höher, sodass das Boot mehr schaukelte. Außerdem schoben sich langsam dicke Wolken vor die Sonne.
"Das sieht nach einem Sturm aus, Bryan. Lass uns lieber umkehren", schlug Sven vor.
"Nein, heute finde ich diese verdammte Insel", erwiderte Bryan. Während die Sonne nun komplett hinter den Wolken verschwunden war, nahm der Wind plötzlich stark zu und Sven begann zu frieren. "Bryan kehr um", rief Sven nun lauter.
Doch Bryan war stur: "Es kann nicht mehr weit sein. Nun schlugen die ersten Wellen über den Rand des Bootes hinweg und Sven musste sich am Bootsrand festhalten, um nicht ins Meer geschleudert zu werden. "Verdammt Bryan, kehr um!" Inzwischen war es dunkler geworden und Sven hatte inzwischen Mühe damit, nicht von den Wellen von Bord gespült zu werden. Nun erkannte auch Bryan die Gefahr und lenkte das Boot zur Seite. Doch es war schon zu spät. Eine große Welle rammte das Motorboot von der Seite und warf es um, sodass Sven im Meer landete. Mit hektischen Bewegungen versuchte Sven wieder an die Oberfläche zu kommen, doch eine Strömung riss ihn in die Tiefe. Als nächstes griff etwas nach Svens Hand. Im klaren Wasser sah er Sumpex, welcher ihn seitlich aus der Strömung herauszog und mit ihm an die Oberfläche schwamm. Sven hielt sich an Sumpex Rücken fest und sah bereits die nächste große Welle auf sich zukommen.
Er aktivierte Sumpex Megastein und rief: "Sumpex, die Welle hinauf!" Das Wasserpokemon zögerte nicht lange und sauste mit einer Kaskade die sprichwörtliche Wand aus Wasser hinauf, bis er schließlich über die Wellenspitze hinwegsprang und an der anderen Seite hinuntersauste. Währenddessen sah Sven sich um. Doch es war nur tosendes Wasser zu sehen. Bryan und sein Boot waren verschwunden. Nun setzte Regen ein. Die kalten Wassertropfen fielen auf Svens Rücken und ließen ihn frösteln.
Plötzlich brach eine große Welle über Sven zusammen und drückte ihn unter Wasser. Panisch klammerte er sich an Sumpex Rücken und hielt die Luft an. Unter Wasser versuchte eine Strömung ihn von seinem Pokemon zu trennen, sodass Sven große Mühe hatte nicht abzurutschen. Doch irgendwann ließ die Kraft in seinen Muskeln nach. Außerdem wurde die Luft knapp. Während Sumpex weiter durch das Wasser schwamm, war Sven schon fast dabei, das Bewusstsein zu verlieren. Dann endlich stießen sie aus dem Wasser empor und Sven schnappte nach Luft. Doch vor ihnen baute sich bereits die nächste Monsterwelle auf. Wie ein Hochhaus türmten sich die Wassermassen über ihm auf und waren im Begriff, alles unter ihm sich zu begraben.
"Auf die Welle", schrie Sven laut. Doch trotz Megaform kam Sumpex nicht weit. Die Welle beförderte sie erneut unter die Wasseroberfläche. Doch diesmal war Sven zu erschöpft, um sich lange an Sumpex festhalten zu können. Seine Finger rutschten an der glatten Haut seines Pokemon ab und eine Strömung riss ihn in die Tiefe.
Kapitel 4: Der Dämon
Eine Weile funkelte das dreiköpfige Arkani Lian entgegen. Ihm war, als wäre die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben. Aus den Augenwinkeln bemerkte Lian Panferno, welcher seine Kampfhaltung einnahm und das Arkani mit festem Blick anstarrte. Lian spürte, wie die Anspannung in ihm wuchs. Was sollte er tun? War sein Partner stark genug, um es mit diesem Monster aufzunehmen? Ein lautes Knistern brachte Lian aus seinen Gedanken. Er sprang zur Seite und wich einem brennenden Ast aus. Daraufhin brüllte das dreiköpfige Wesen und stieß mehrere Flammensäulen aus. Panisch duckte sich Lian unter dem Feuer hinweg und rannte in den brennenden Wald hinein. Das Arkani setzte sich ebenfalls in Bewegung. Mit hoher Geschwindigkeit schoss es ihm entgegen und sprang mühelos über brennende Baumstämme hinweg. Lian entdeckte Panferno in einer Baumkrone.
„Pan, Flammenblitz!“ Der Feueraffe ließ sich vom Baum fallen, umhüllte seinen Körper mit Flammen und schoss wie ein Feuerball auf das Monster zu. Dieses hatte Lian fast erreicht und erneut kamen Flammen aus seinen Mäulern. Lian konnte gerade rechtzeitig hinter einen Felsen springen, als die Flammen um ihn herum in den Boden einschlugen. Im nächsten Moment krachte Panferno in den Riesenhund. „Jetzt, Pan, Nahkampf!“ Lian kroch hinter dem Felsen hervor und beobachtete Panferno, welcher wild auf die drei Köpfe des Arkanis einschlug. Doch plötzlich bildete sich im mittleren Maul Feuer. „Vorsicht, Pan“, schrie Lian und rannte zur Seite. Der Affe bemerkte das Feuer zu spät. Ein gewaltiger Flammenstrahl erwischte seinen Oberkörper und schleuderte ihn zu Boden. Arkani zögerte keinen Augenblick. Es sprang hoch und schoss zu gleich auf das am Boden liegende Panferno zu. Dieses schrie laut auf, als das Ungetüm auf ihm landete und ihm das Leben aushauchte.
„Panferno, Neeeiiin!“ Lian rannte auf seinen Partner zu, doch plötzlich stieg stieß das Arkani eine wahre Flammenwand aus seinen drei Mäulern aus, die alles um sich herum verbrannte. Lian warf sich zu Boden und spürte, wie die Flammen ihm den Rücken verbrannten. Er schrie laut auf und wünschte sich, alles wäre nur ein Albtraum gewesen. Doch der atemberaubende Schmerz verriet ihm, dass dem nicht so war. Als die Flammen sich gelegt hatten, sprang Lian nach vorne und rannte humpelnd durch brennende Büsche, wobei er sich weitere Verbrennungen am ganzen Körper zuzog.
„Aaaaaa!“ Lian schrie weiter vor Schmerz, während er durch den Wald hechtete, das Arkani an seinen Fersen. Schließlich brach der Boden unter ihm weg und Lian stürzte eine Felswand herunter. Hinter ihm näherte sich bereits ein neuer gewaltiger Feuerball. Während Lian sich die Hände vor das Gesicht hielt, umfing ihn plötzlich kühles Nass. Unvorbereitet schluckte Lian Wasser und strampelte wild umher, während das Feuer auf der Wasseroberfläche auftraf und die zum Kochen brachte. Während Lian langsam das Bewusstsein verlor und begann, alles in Zeitlupe wahrzunehmen, nahm er plötzlich vor sich eine Gestalt wahr. „Dürstet es die nach Rache? Nach Blut?“ Die Gestalt hing wie schwerelos im Wasser und im Schein der Flammen sah es aus wie ein Magnayen mit riesigen Vorderpranken.
„Komm, nimm mich an.“ Ohne nachzudenken streckte Lian seine Hand nach dem Wesen aus. Im nächsten Augenblick schoss das Wesen in ihn hinein und Lian fühlte plötzlich ein überwältigendes Gefühl von Macht. Er roch verbranntes Fleisch und spürte wie etwas seine Lebensgeister weckte. Das Arkani hatte aufgehört Feuer zu spucken. Den Moment nutzte Lian um aus dem Wasser emporzusteigen und mithilfe seiner riesigen Pranken die Klippenwand hinaufzuklettern.
Er packte das Arkani und warf es hinaus aufs offene Meer, wo es mit einem lauten Brüllen unterging. Dann huschte Lian auf seinen vier schwarzen Pfoten in den brennenden Wald hinein. Um ihn herum stürzten Bäume in sich zusammen und das umliegende Gebüsch fachte das Feuer noch mehr an. Doch Lian war das egal. Während sein neuer Körper flink über brennendes Geäst sprang, vergaß sein Geist seinen Gefährten Panferno, seine Familie und den Grund, warum er hergekommen war. Schließlich interessierte ihn nur noch eines: Fleisch. Viel Fleisch. Lians Magen rumorte und er schnupperte mit seiner Nase umher. Tatsächlich roch er zwischen all dem Tod etwas Lebendiges. Der süße Duft des Lebens. Ihn überkam ein Gefühl von Erregung, aber auch von Zorn. Mit blinder Wut stürzte sich Lian auf sein Opfer und genoss die Schreie und die Angst, die das Pokemon ausstrahlte. Die Welt verschwamm vor seinen Augen.
Als Lian wieder erwachte, sank die Sonne bereits dem Horizont entgegen. Lian erhob sich und betrachtete seinen zerschundenen Körper. Überall waren Kratzer und Verbrennungen zu sehen. Für einen Moment genoss Lian die Stille, ehe der Schmerz ihn wieder erfasste und ihn zurück zu Boden sinken ließ. Der Boden war voller Asche. Und während die letzten schwarzen Flocken zur Erde sanken und die letzten Flammen erloschen, begann Lian zu weinen. Neben ihm lag ein totes Darmhirplex, welches er offenbar zerfleischt hatte. Während die Sonne langsam hinterm Horizont versank, schritt ein großer Wolf auf zwei Beinen auf Lian zu. Der Wolf trug kein Fell. Sein Gebiss offenbarte riesige Zähne. Langsam schritt er durch die Asche und beäugte Lian neugierig.
„Dies ist das Werk eines meiner Brüder. Sieh auf die aschgraue Ebene hinaus und bewundere die Zerstörung, die er über diesen Ort gebracht hat.“ „Was bist du“, fragte Lian ächzend und versuchte den Schmerz seiner Verbrennungen zu ignorieren.
„Ich bin nicht von dieser Welt. Und doch bin ich hier“, antwortete das Wesen in ruhigem Ton. „Er bringt immer mehr von uns hierher, dieser Mensch, der einst aus eurer Welt geflohen ist.“ Lian kroch ächzend von dem Wesen weg und versuchte sich aufzurichten.
„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin dein Freund. Und ich kann dir alles verraten, was du vergessen hast.“ Lian blickte dem toten Darmhirplex entgegen. Asche lag bereits auf seinem Körper und begann es unter sich zu begraben. „Das warst du, nicht wahr“, fragte Lian und stolperte los. Nicht ganz, das waren wir. Wir beide. Du und ich.“, verkündete das Wesen stolz. Plötzlich bildete sich eine Zornesfalte auf der blassen Stirn des Wesens.
„Wo willst du hin, Partner? Mich wirst sowieso nicht mehr los!“ Das Wesen rannte nach vorne und ließ dabei große Aschewolken hinter sich entstehen. Und während der volle Mond sich Richtung Firmament zog und mit tausenden Sternen die graue Asche beinahe silbern aufleuchten ließ, schoss das Wesen erneut in Lian hinein und beschwor aufs Neue die Bestie herbei.
Kapitel 5: Piraten
Sven erwachte und blickte dem blauen Himmel entgegen, an dem ein paar weiße Wolken hingen. Wie lange war er ohnmächtig. Sven hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er richtete sich auf und sah das Meer, welches sich offenbar wieder beruhigt hatte. Kleine Wellen plätscherten an den Strand, an dem Sven war.
„Wo bin ich“, fragte Sven sich. Hinter ihm erhob sich eine Sanddüne, sodass Sven nicht viel von dem Ort sehen konnte, an dem er sich befand. Immer noch erschöpft erhob er sich und schleppte seinen geschwächten Körper die Düne hinauf. Dahinter lag ein tropisch anmutender Wald. Am Rand standen mehrere Palmen, an denen große braune Kokosnüsse wuchsen. Zwischen den Palmen wuchsen grüne Büsche, an denen viele rote und gelbe Beeren wuchsen. Im nächsten Augenblick bemerkte Sven, dass etwas fehlte. „Sumpex“! Sven rief mehrmals nach seinem Freund, jedoch hörten ihn offenbar nur ein paar Plaudagei, welche zwischen den Bäumen saßen und plötzlich begannen, ebenfalls nach Sumpex zu rufen. „Danke“, rief Sven überrascht, was die Plaudagei allerdings dazu veranlasste, im Chor „Danke“ zu rufen.
Nach ein paar Sekunden hatten die Pokemon allerdings genug und flatterten davon. Sven lief den Strand entlang und rief nochmals nach Sumpex. Nach einiger Zeit entdeckte Sven einen blauen klumpen am Strand liegen.
„Sumpex“, rief Sven erfreut und lief auf seinen Partner zu. Nach einer langen Umarmung entschlossen sie sich, die Insel zu erkunden. Sven schob einige Büsche zur Seite und trat in den Dschungel. Hier war es etwas kühler als in der Sonne, allerdings war die Luftfeuchtigkeit so hoch, das Sven schon nach kurzer Zeit klatschnass war. Der Dschungel wurde von vielen verschiedenen Pokemon bevölkert. Ein paar Meter über Sven saßen mehrere Ariados in einem Spinnennetz, welches zwischen mehreren vollbewachsenen Bäumen hing. Die Ariados beäugten ihn neugierig, sodass Sven etwas schneller ging. Ab und zu ließ sich auch ein Plaudagei blicken und an manchen Lianen hingen Bummelz. Plötzlich begann Sumpex zu knurren und lauschte in den Wald hinein.
„Was ist los“, fragte Sven und sah sich um. Allerdings sah er nichts als Bäume und Laub. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und kämpfte sich weiter durchs dichte Gestrüpp. Plötzlich hörten die Zweige, die Sven ständig den Weg versperrten auf und er stolperte auf einen Pfad. Der Pfad bestand aus zertrampelter Erde zu bestehen und schien über die komplette Insel zu führen.
„Vielleicht solltest du das nächste Mal am Strand entlanggehen“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr Sven herum und bekam im nächsten Augenblick einen Ellbogen in den Bauch. Noch völlig von Sinnen krümmte sich Sven und versuchte sich aufzurichten. Doch etwas packte ihn von hinten und fesselte seine Hände auf dem Rücken. Vor ihm stand ein Mädchen, das kaum älter war als er. Sie trug einen blauweißen Anzug, wie ihn die Leute von Team Aqua trugen. Außerdem drehte sie eine Machete in ihrer Hand. „Ben, wir nehmen ihn mit ins Dorf“, sagte das Mädchen und die Person hinter Sven schubste ihn nach vorne. Dann hörte er einen Schrei. Sven drehte sich um und sah Sumpex auf einem muskulösen Jungen sitzen, der ebenfalls zu Team Aqua gehören musste.
Der Junge schrie, während Sumpex ihm in auf den Rücken boxte.
„Schneidet mich los“, rief Sven. Doch im nächsten Augenblick landete die Machete an seiner Kehle. Ruf dein Sumpex zurück“, zischte das Mädchen.
Sven schickte Sumpex in seinen Pokeball und ließ sich von den beiden mitführen. Nach wenigen Minuten waren Stimmen zu hören. Zuerst leise und weit weg. Dann lauter, bis die drei auf eine große Lichtung traten. Der Boden bestand hier ebenfalls aus festgetretender Erde. Allerdings waren hier viele Holzhäuser und weiter hinten konnte Sven die Segel eines großen Schiffes ausmachen. Allerdings versperrten Häuser den Blick auf das Meer. Sven wurde auf einen größeren Platz geführt, wo sich mehrere Stände befanden und Händler ihre Waren verkauften. Sven fühlte sich, als sei er ins Mittelalter versetzt worden. Am Ende des Platzes befand sie das größte Haus. Es hatte zwei Stockwerke und über der Tür prangte das Logo von Team Aqua. Der Junge, welcher Ben gefesselt hatte, stieß die Tür auf und zerrte Sven hinein. Im Inneren war ein großer Raum mit mehreren Sitzreihen und am anderen Ende ein Podest.
Der Raum erinnerte Sven ein wenig an einen Gerichtssaal, allerdings vermutete er, dass es sich um einen Ratsraum handelte. Sven bekam ein mulmiges Gefühl. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber er wusste aus den Nachrichten, das Team Aqua vor 20 Jahren beinahe die ganze Welt überflutet hätte. Und jetzt war er in ihrem Versteck. Sven wünschte sich, er wäre nie losgefahren. Plötzlich fiel ihm sein Freund ein. Sven wusste nicht, ob er es auch geschafft hatte, aber er hoffte es. Plötzlich betrat ein alter Mann den Raum. Er hatte einen weißen Bart und trug einen schwarzen Hut mit drei Spitzen. Dazu trug er einen dunkelblauen Mantel. „Warum stört ihr mich, Astrid und Ben“, fragte der alte Mann. Astrid schubste Sven nach vorne.
„Wir fanden ihn im Dschungel.“
„Sachte, sachte“, sagte der Mann. „Er sieht nicht wie ein Spion aus. Eher wie ein Trottel, der bei Sturm auf See gefahren ist.“
„Was soll das den heißen“, fragte Sven laut. „Entschuldige meinen Tonfall, ich bin Adrian, Piratenkönig und Gründer der Alphapiraten.“
„Lasst mich einfach gehen“, forderte Sven. „Ich erzähle schon keinem etwas.“
„Du kannst gehen, wenn du möchtest“, meinte Adrian. „Denn dies ist ein Wundereiland, welches nicht ohne weiteres gefunden werden kann. Außer von jenen, die ihr Geheimnis kennen.“
„Und warum wurde ich dann hergeschleppt“, fragte Sven. „Da fragst du lieber Ben und Astrid. Sie sind erst seit wenigen Wochen hier und vertrauen mir offenbar noch nicht genug.“ Astrid machte ein erstauntes Gesicht.
„Adrian, wie kannst du immer noch denken, die Insel sei sicher? Das ist schon der dritte Angespülte in diesem Monat.“
„Wir haben oft genug darüber diskutiert Astrid! Die Insel ist sicher. Und jetzt lasst ihn los.“ Der alte Mann hustete kurz, während Ben Svens Fesseln löste. „Ich hörte, ihr wart mal echte Piraten. Aber heute seid ihr alle Weicheier geworden“, schimpfte Astrid.
Adrian wurde rot. „Ich weiß, was vor zwanzig Jahren geschah und nenn du mich nicht Weichei, wenn ich verhindere das die Welt untergeht! Außerdem hast du bei mir angeheuert, als du vor der Polizei geflohen bist! Du hast um Schutz gebeten und so dankst du mir?“ Adrian hustete erneut und krümmte sich. „Entschuldige Adrian, ich wollte nicht…“, begann Astrid.
„Bitte, geht wieder, beide. Ich kümmere mich darum.“ Während Adrian sich auf einen Stuhl fallen ließ, gingen Astrid und Ben hinaus.
„Du bist ja immer noch hier“, stellte Adrian fest.
„Äh, ja“. Sven kratzte sich leicht verlegen am Kopf. Irgendwie war er erleichtert, allerdings fragte er sich auch, warum er nicht bereits losgelaufen war. Wo war sein Ehrgeiz geblieben? Sein Mut? Sonst stellte er sich jeder noch so gefährlichen Welle und nun stand er vor einem alten Mann und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte.
„Sag, junger Mann, wer bist du“, fragte Adrian. Sven erzählte ihm die ganze Geschichte und der alte Mann schien interessiert an seinen Lippen zu hängen. Allerdings sagte er kein Wort.
„Und jetzt möchtest du wieder zurück“, fragte Adrian, als Sven geendet hatte.
„Eigentlich wollte ich mit meinem Freund ein Abenteuer erleben. Wir wollten Wundereiland finden und danach auf Trainerreise gehen. Wenn ich zurückgehe, wäre alles umsonst gewesen.“ Sven setzte sich auf einen Holzstuhl und sah Adrian an.
„Bleib doch eine Weile, jemanden wie dich könnten wir gebrauchen. Meine Leute reisen seit zwanzig Jahren durch die Welt und versuchen das Gleichgewicht der Welt zu wahren. Das ist unsere Wiedergutmachung.“ „Warum hat man euch nicht gefunden“, fragte Sven.
„Ganz einfach, man hat irgendwann aufgehört, nach uns zu suchen.“ „Und was ist mit Astrid“, fragte Sven.
„Sie ist ein Straßenkind und hat sich mit Diebstahl über Wasser gehalten. Irgendwann hat sie mich in einer Kneipe angesprochen und bat um Schutz. Ich nahm sie mit auf die Insel, allerdings hat sie schreckliche Verfolgungsangst.“
„Was meint ihr mit Gleichgewicht wahren“, wollte Sven wissen.
„Nun, wir retten Pokemon und verhindern, dass die Meere vergiftet werden.“
„Sind Piraten nicht Seeräuber“, fragte Sven.
„Richtig, ich habe auch nicht gesagt, dass unsere Methoden legal sind. Des Öfteren überfallen meine Leute zum Beispiel Fischerboote oder wir kapern große Containerschiffe, mit denen Pokemon verschifft werden. So etwas gehört sich einfach nicht. Die ganzen reichen Leute kaufen sich ihre Pokemon und behandeln sie wie Ware. Früher ist noch jeder auf Reise gegangen, aber heute … abartig.“
Schließlich entschied Sven sich dazu, eine Weile zu bleiben. Er verließ das Ratshaus und ging auf den Platz hinaus. Plötzlich tauchte Astrid neben ihm auf.
„Was willst du schon wieder“, fauchte Sven sie an.
„Ich wollte mich entschuldigen“, sagte Astrid, „ich war schon sehr oft auf der Flucht vor der Polizei. Die ständige Angst sitzt einfach sehr tief in mir.“
„Adrian hat von dir erzählt“, meinte Sven.
„Ah“, meinte Astrid. „Komm, als Wiedergutmachung gebe ich einen aus.“
Sven willigte ein und ließ sich von Astrid zu einer Taverne führen.
Kapitel 6 Das Geheimnis von Neu Malvenfroh
Die Bestie brüllte. Den Kopf zum Himmel erhoben. Von den Klauen tropfte Schweiß. An den Zähnen hing Blut. Ein Schrei, voll von Schmerz und Zorn. Der Dämon kämpfte unerbittlich. In der Ferne, ein Dorf. Einst kannte er den Namen.Schwarzer Rauch stieg empor. Die Häuser brannten lichterloh. Der Dämon wusste, es war seinesgleichen. Ein großer Hund im Meer. Zurückgekehrt voller Zorn. Ein weitere Dämon aus der anderen Welt. Der große Wolf stand auf einem Felsen. Über ihm war der Gipfel des Kraterberges. Seine menschliche Seite brüllte. Der Dämon hörte Schmerz und Leid. Doch warum, verstand er nicht. Schließlich übernahm er die Kontrolle über den Wolf. Den Körper, der nun vollkommen war. Seine menschliche Seite hatte erneut verloren. So roch der Wolf das Feuer und hörte die Schreie. Sein Körper bebtevor Erregung. Der Wolf sprang vom Fels hinab und brüllte. Der große Hund spie immer noch Feuer aus seinen drei Mäulern. Der Werwolf rannte ihm entgegen und verschwand in Feuer und Rauch.
Bei ihrem Besuch in der Taverne hatte Astrid nicht viel gesagt und auch als sie ging, verlor sie nicht viele Worte. Sven spürte, das sie sich für sich schämte. Auch wenn sie das nicht zugeben würde. Er hatte sich in der Taverne ein Zimmer genommen und lag nun auf einem kleinen Bett und dachte nach. Heute war viel passiert. Er dachte an seinen Freund Bryan und fragte sich,ob er wohl überlebt hatte. Sein Freund war zäh und schon immer ein Draufgänger gewesen, jedoch hatte er sich nie in Lebensgefahrgebracht. Sven wünschte sich, er wäre wieder in Graphitport Cityund könnte surfen gehen. Die Sonne versank am Horizont. Es sah genauso aus wie Zuhause. Sumpex gähnte laut und fing schließlich an, leise zu schnarchen. Doch Sven fand keinen Schlaf. Zu viel war heute passiert. Erst der Sturm und jetzt die Insel. Diese verdammteInsel. Sven schlug mit der Faust aufs Fensterbrett. Warum hatten sie nach dieser Insel gesucht? Was hätte es gebracht, sie zu finden?
Am nächsten Morgen wurde Sven von der blendenden Sonne geweckt. Schläfrig richtete er sich auf und sah sich um. Er hatte schlecht geschlafen und brauchte eine Weile um wach zu werden. Sven ging nach unten, wo mehrere Piraten bereitsfrühstückten. Manche grölten vor sich hin, als wären sie seitgestern Abend am saufen. Ein Kellner brachte ein paar Fischbrötchen,wovon Sven zwei Stück aß. In der oberen Ecke des Raumes lief einFernseher. Ein Reporter stand vor einem ausgebrannten Haus undberichtete von einem Feuer in Elyses. „Nichts Spektakuläres“,dachte Sven und aß weiter. Immer noch müde verließ er die Taverne.Salzige, kühle Meeresluft stieg ihm entgegen und Sven atmete sie tief ein. Er verließ das Dorf und ging zum Strand. Doch als er denersten Schritt ins Wasser machte, trat er ins Leere. Sven versank imWasser und wedelte erschrocken mit den Armen. Prustend tauchte er aufund zog sich an Land. Jetzt war er hellwach. Plötzlich hörte erjemanden lachen. Adrian tauchte zwischen den Dünen auf. „Wirklich schön hier, nicht wahr?“
Sven spuckte etwas Wasser aus und hustete.
„Hier geht es ziemlich weit runter“,stellte er fest.
„Das liegt daran, das Wundereilandeine schwimmende Insel ist“, erklärte Adrian.
„Wie meinen sie das“, fragte Sven.
„Ganz einfach, unter der Insel sindtausende Corasonn, wie in Flossbrunn. Nur, das diese hier einerStrömung folgen, die ständig im Kreis fließt. Dadurch istWundereiland nur selten in Hoenn zu sehen. Es gibt viele solcherInseln, die auf Meeresströmungen durch die ganze Welt getragenwerden.“
„Das ist das Geheimnis vonWundereiland“, fragte Sven erstaunt.
„Ja“, antwortete Adrian, „komm,gehen wir ins Dorf zurück. Mein Morgenspaziergang ist eh schon zuende.“
Sven kletterte die Düne hinauf.
Sie waren schon länger auf?“
Adrian lachte heiser.
„Ja, mein Junge, weiter hinten gibtes einen Felsen, wo man den Sonnenaufgang besonders gut sehen kann.Und heute waren sogar ein paar Wailord unterwegs. Das Spektakel konnte ich mir nicht entgehen lassen.“
„Hätte man die Wailord nicht hören müssen“, fragte Sven, während sie bei den ersten Häusernankamen.
„Nein, diese Pokemon sind leiser als viele glauben“, erklärte Adrian.
Plötzlich tauchte ein Mann bei Adrianauf. Er wirkte gehetzt und fing direkt an zu reden: „Captain, Team Magma wurde in der Nähe von Malvenfroh gesichtet. Adrian wirktesichtlich überrascht. „Nach ihrem Ausbruch werden sie sicherlichüberall gesucht. Was treiben sie ausgerechnet in Malvenfroh? Schickteine Patrouille los und findet es heraus. Ich möchte nicht, das Markplötzlich Groudon weckt, oder was auch immer. Und nehmt den Neuenmit. Ich möchte, dass er etwas lernt und sich nicht nur hierherumtreibt.“
Adrian wandte sich an Sven.
„Frischling, das ist Wolfgang, erwird dir ein Tohaido zur Verfügung stellen und du hörst dafür aufihn, verstanden?“
„Klar“, sagte Sven. Er folgte Wolfgang durch die Stadt, bis sie zu einem Bootsraum kamen und Sven ein Pokeball überreicht wurde.
„Ich kann auch auf meinem Sumpex reiten“, schlug Sven vor.
„Nein, entgegnete Wolfgang, das dauert zu lange, außerdem kann nach ein paar Temposchüben nichts mehr ein Tohaido überholen.“
Neben Wolfgang kamen noch Astrid undfünf weitere Alphapiraten mit. Sven ließ sein Tohaido ins Wasserund sprang selbst ebenfalls hinein. Als er das Tohaido um klammerte,zog es ihn nach unten und riss sich los. „Hey“, beschwerte sichSven. Astrid warf ihm ein Surfboard entgegen. „Die Tohaido mögendas nicht, versuch es lieber damit.“ Vorsichtig legte Sven demTohaido ein hartes Seil um und bestieg sein Board. Das Tohaido saustesofort mit enormen Druck los, sodass Sven von den Füßen gerissenwurde und im Wasser landete. Die anderen lachten. „Ich sagte doch,nichts ist schneller als ein Tohaido“, rief Wolfgang. Nach mehrerenVersuchen gelang es Sven sich zu halten und sie surften los. Währendsie durch die Wellen surften wurden die Tohaido mehrmals ruckartigschneller und Sven gewöhnte sich nur langsam daran, da er sonst nurmit Sumpex gesurft war. Ansonsten genoss er aber das kühle Nass, diesalzige Luft und die warme Sonne. Nach einiger Zeit kamen sie in derBucht von Malvenfroh an und Sven war beinahe enttäuscht darüber,dass sie schon angekommen waren. Plötzlich fiel Sven etwas ein:„Astrid, hattest du nicht gestern noch Angst davor an Land zugehen?“ „Ja, aber ich komme aus Kalos, in Hoenn werde ich nichtgesucht.“
Aus den Rucksäcken, welche jederAlphapirat auf dem Rücken trug holten sie nun alltägliche Kleidunghervor und sahen nach dem Umziehen aus wie eine Gruppe Touristen.Sven war oft in einem der Cafés von Malvenfroh gewesen oder auf dergroßen Dachterrasse. Wie immer waren hier viele Fahrradfahrerunterwegs und Sven hätte sich am liebsten erneut in einem derSportgeschäfte umgesehen, auch wenn er diese schon kannte. Nachwenigen Minuten hielt Wolfgang die Gruppe an.
„Ab hier teilen wir uns auf“, erklärte er. Ich gehe mit Lee und Sarah zur mittlerenEtage. Bryan und Ryan, ihr übernehmt die obere. Sven und Astrid, ihrbleibt in der unteren. Ich bezweifle, das Team Magma zum Einkaufenhier ist, seht euch am besten die Ruine Neu Malvenfroh an.
„Da ist abgeschlossen“, entgegnete Sven. „Nicht, wenn Team Magma das Schloss geöffnet hat. Falls tatsächlich abgeschlossen sein sollte,seht euch hier um.“
Nachdem die anderen verschwunden waren,führte Sven Astrid aus der Stadt hinaus zum See, wo eine kleineInsel zu sehen war, auf der ein kleines unscheinbares Häuschenstand, welcher aussah wie ein großer Stromkasten. Als sie ankamen,stellten Sven und Astrid fest, dass die Tür tatsächlich offen war.Eine alte Treppe führte in die Tiefe. Die Stufen hatten bereitsRisse und auch die Wände zeugten bereits vom Alter der Ruine. Einzelne Wurzeln ragten aus der Decke und die Luft war sehr stickig.
„Und das hier sollte mal eine Stadt werden“, fragte Astrid.
„Ja,62 Stockwerke haben sie in die Tiefe gegraben, bis ihnen das Geldausging und sie das Bauprojekt aufgeben mussten“, erklärte Sven.Astrid pfiff erstaunt.
„Mannohmann, muss ganz schön teuer gewesensein.“
„Bestimmt.“ Sven stieg die letzten Stufen hinab und sahnun einen kleinen Raum, in dem mehrere Maschinen standen. Die meistenwaren abgeschaltet, doch an manchen blinkten noch einzelne verstaubte Lämpchen.
„Das hier muss die Stromversorgung von Malvenfrohgewesen sein“, vermutete Sven, „inzwischen dürfte sie aber außer Betrieb sein. Ich meine, nach über 20 Jahren.“ Sie folgten einemweiteren Gang, welcher vor einer Tür mit einem „Betretenverboten“-Schild endete. Sie war offen und führte zu einemGeländer. Jenseits des Geländers war nichts als Dunkelheit. Vonunten waren Geräusche zu hören. Astrid pfiff erneut.
„Jetztverstehe ich, warum ihnen das Geld ausgegangen ist.“ Eine stählerneTreppe führte in die Tiefe. Die Wände waren glatt und die Treppeschien Teil eines Baugerüstes zu sein. Am Geländer hingenvereinzelt Baulampen und erzeugten Schatten an den Wänden.Irgendwann wurde ein großer Klumpen sichtbar. Die Baulampenbeleuchteten den Klumpen nicht komplett, sodass nur stellenweisegelbes Fell zu sehen war.
„Was ist das“, fragte Astrid, währendsie weiter in die Tiefe stiegen.
„Ich weiß es nicht“, sagte Sven. Endlich war der Boden zu sehen. Dort standen zwei Magma-Rüpelund ein alter Mann.
„Duck dich“, flüsterte Astrid und schlich ingeduckter Haltung weiter. Der alte Mann hantierte an einer Maschine,von der mehrere Ketten abgingen, welche alle irgendwo in derDunkelheit verschwanden. Die Magma-Rüpel traten vor undbegutachteten das Werk des Mannes.
„Ich erinnere mich nicht mehr anden Code“, sagte dieser mit zittriger Stimme.
„Ihr seid der letzte des Neu Malvenfroh-Unternehmens. Natürlich wisst ihr es“,entgegnete ein Magma-Rüpel. Der alte Mann seufzte. „Ihr habt keineAhnung, was für Kräfte ihr entfacht. Und den Code nehme ich mit ins Grab!“ Er holte zwei Pokebälle und entließ Raikou und Zapdos.
„Ich bin Walter, der letzte Hüter des großen Geheimnisses,welches meine Stadt und meine Arena seit über 20 Jahren mit Stromversorgt.“ Die beiden anderen lächelten und holten zwei Despotar hervor.
„Gut, dann machen wir es eben auf die harte Tour“, riefeiner und die Despotars Megaentwickelten sich. Plötzlich rannte Svenmit Sumpex los und stellte sich zu Walter. Astrid rannte hinterherund rief ein Milotic.
„Wer seid ihr“, fragte ein Magma-Rüpel.„Team Aqua“, antwortete Astrid sofort.
„20 Jahre lang versteckt ihr euch und nun kommt ihr wieder aus euren Löchern gekrochen!“
„Wir werden sehen, wer hier kriechen wird“, entgegnete Sven wütend und ballte die Fäuste.
„Ja, daswerden wir“, stellten die Rüpel fest, „Despotar Erdbeben“,schrien beide im Chor. Blitzschnell rannte Raikou los und rammte daserste Despotar weg. Sumpex sprang hinterher und setzte mit Hydropumpenach. Das Despotar wich aus und sprang erneut, während das andereden Boden erreichte, bevor es von Milotics Hydropumpe nach hintengeworfen wurde. Im nächsten Augenblick erschütterte ein Erdbebenden Raum. Nach dem ersten folgte direkt das zweite und warf alleAnwesenden um. Auch der riesige Klumpen schien sich zu regen.
Brüllend erhob sich ein gigantischer Koloss und riss die Fesselnentzwei. Während der Boden weiterhin bebte rammte der Koloss seineArme in die Wände, woraufhin das Baugerüst in sich zusammenfiel.Alle Menschen und Pokemon brachten sich unter dem Riesen inSicherheit. Die Magma-Rüpel schienen damit gerechnet zu haben undflogen auf zwei Staraptor nach oben. Von den Despotar war nichts mehrzu sehen. Die Baulampen erloschen, als das Gerüst krachend den Bodenerreichte. Für mehrere Sekunden war es stockdunkel. Doch dann brachdie Decke weg und Wasser rauschte in die Tiefe. Sven megaentwickeltesein Sumpex und setzte sich auf seinen Rücken und rief nach Astrid.Doch er konnte nichts sehen. Überall hörte er das Rauschen vonWasser und plötzlich klatschten die Wassermassen auf seinen Rücken.Sumpex brüllte, während Sven auf ihm plattgedrückt wurde.
„Kaskade“, schrie er verzweifelt und hielt sich an seinem Pokemonfest. Während das Wasser ihm die Luft aus dem Körper presste,schoss Sumpex los. Sven versuchte sich zu beruhigen, doch die Atemnotließ ihn panisch werden. Er strampelte mit den Füßen undversuchte, nicht von Sumpex losgerissen zu werden. Langsam wurde esheller und Sven konnte im klaren Wasser die Sonne ausmachen. Überallwar alles blau und ihm war, als wäre er soeben aus dem Meeresbodenaufgetaucht. Über ihm schwamm das riesige Wesen, welches wie einElevoltek aussah. Ein Schwarm Remoraid stob erschrocken auseinanderund schwamm davon. Schließlich erreichte Sumpex die Oberfläche undSven atmete erleichtert ein.
„Danke Sumpex“, sagte er erleichtertund streichelte sein Pokemon, welches erschöpft auf den Wellen lag.Zum Glück war das Ufer nah, sodass Sumpex schnell an Land kam, wo es sich erschöpft in den weichen Sand fallen ließ. In der Nähe stand Astrid und versorgte ihr Milotic. Ein Tohaido schwamm im Wasserumher.
„Alles in Ordnung“, fragte sie Sven.
„Ja, mir geht es gut“, versicherte er.
„Mit Tohaido wäre es noch besser gewesen“,erwiderte Astrid.
„Möglich“, antwortete Sven, „Wo sind dieanderen?“ „Das Riesen-Elevoltek ist jedenfalls woandershingeschwommen. Vielleicht braucht es Energie“, vermutete Astrid.Walter und die Magma-Rüpel waren nirgends zu sehen Plötzlich warein donnern zu hören. Raikou rannte allein durch den Sand und Zapdosverschwand in der Ferne. „Hey, warte“, rief Sven, doch das Raikourannte einfach davon.
„Ob Walter es geschafft hat“, fragte er sich.
„Sieht nicht so aus“, vermutete Astrid, „wir müssen aufjeden Fall Adrian Bescheid sagen.“
„Was ist mit den anderen“,fragte Sven. Astrid nahm ein Funkgerät zur Hand und klärte Wolfgangüber die Situation auf. Offenbar waren die Bewohner ziemlichüberrascht, als der Meeresboden plötzlich wegbrach und ein Elevoltek dem Meer entstieg. Auch sei in der ganzen Stadt der Stromausgefallen. Das riesige Wesen schwamm Richtung Süden und schien aufder Suche nach etwas zu sein.
„Wir können das Vieh nicht alleinaufhalten. Wir kehren zurück zu Adrian“, befahl Wolfgang, „er ist bereits außer sich vor Wut.“
Kapitel 7: Feuer und Zorn
Drei Köpfe mit weißer Mähne schauten aus den Flammen hervor. Das Feuer war überall. Die Hitze beinah unerträglich. Der Wolf hob seine Klaue und schlug zu. Doch bevor er treffen konnte, wich der riesige Hund aus und setzte zum Sprung an. Der Wolf knurrte und rannte los. Er warf sich nach vorne, rammte die vorderen Klauen in den Boden und stieß sich mit den hinteren ab. Der Hund sprang ebenfalls. Allerdings zur Seite, sodass der Sprung des Wolfes erneut in die Leere ging. Nun kammen erneut Flammen aus den Mäulern des Hundes, doch diesmal entließ der Werwolf eine Finsteraura aus seinem Maul. Die Strahlen trafen sich, jedoch war das Feuer stärker als der Schatten. Der Werwolf hatte nun aber gerade genug Zeit um zur Seite zu hasten. Und erneut nach vorne zu springen. Diesmal war der dreiköpfige Hund zu langsam und die Klauen des Wolfes trafen ihn in der Seite. Der Hund brüllte schmerzerfüllt auf und schichkte mehrere Flammen zum Himmel.
Nun saß der Wolf auf dem Hund, dessen Beinenun ebenfalls zum Himmel ragten. Der Wolf schlug mit seiner Klaue zu, allerdings biss der mittlere Hund zu, bevor die Wolfpfote den Bauch des Hundes erreichte. Der Wolf schrie auf und wurde im nächsten Augenblick von zwei Flammenwürfen nach hinten geworfen. Der Hund rappellte sich auf und sah eine Finsteraura, die knapp an ihm vorbeischoss. Das Feuerwesen wich aus und verschwand im dichten Rauch. Nun konnte der Werwolf das dreiköpfige Arkani nicht mehr sehen. Es war bereits alles voller Rauch. Die Flammen hatten ihn umzingelt und kamen immer näher.
Die ganze Welt schien in rot, gelb und schwarz getaucht zu sein. Der Rauch wurde dichter und er begann zu husten. Wärme durchdrang seinen Körper. Erst angenehm, dann immer heißer, bis die Flammen sein Fell erreichten und er schrie, bis alles um ihn herum schwarz geworden war.
Lian stand allein im schwarzen Raum. Er war sich nicht sicher ob er noch lebte oder träumte. Etwas weiter vor ihm lag etwas. Der Werwolf ohne Fell lag zusammengerollt auf dem Boden und wimmerte. Sein Körper war von Brandblasen überzogen. Lian überkam Wut. Er rannte auf das Wesen zu, welches blitzschnell seinen Kopf drehte ihn anstarrte und schrie: "GEH WEG!!!"
Erschrocken riss Lian die Augen auf und erwachte.
Zum ersten Mal, seit er ins Meer gestürzt war, konnte er wieder klar denken. Lian rappelte sich auf und dachte zuerst an Panferno. Der Affe hatte bis zum Schluss gekämpft, doch als das Arkani auf ihm landete, war es vorbei. Lian weinte ein bisschen, und versuchte sich an die Zeit als Werwolf zu erinnern. Der Tod des Darmhirplex und der zweite Kampf mit Arkani kam ihm beinahe wie ein Traum vor. Auch der fellose Werwolf kam ihm nun seltsam irreal vor. Lian fühlte sich seltsam. Ein Teil von ihm war traurig über den Verlust seines Pokemon, der nächste hatte Angst und der dritte stellte die komplette Realität infrage. Lian war sich nicht sicher, ob er alles nur träumte oder ob es wirklich passiert war. Er sah sich um und stellte fest, das er in einer Höhle saß, dessen Ausgang vergittert war. Hinter ihm war eine Höhlenmalerei auf der Selfe, Vesprit und Tobutz zu sehen waren. Lian kannte diese Malerei. Er hatte sie in Elyses gesehen. Doch war er wirklich dort oder war es nur Teil eines Traums? Lian hoffte es, musste sich aber eingestehen, dass das alles kein Traum sein konnte. Er war wirlich in Elyses und als er durch das Gitter nach draußen schaute sah er, das der Boden voller Asche war und am Himmel dunkle Wolken hingen.
"Lasst mich raus", rief Lian, ohne zu wissen, wer ihn eigentlich eingesperrt hatte. Es kam tatsächlich jemand. Eine ältere Dame mit langen grauen Haaren, die Lian schon mal im Fernsehen gesehen hatte. Cynthia der ehemalige Champ der Pokemonliga. Hinter ihr tauchten mehrere Menschen mit Besen und anderen Werkzeugen auf, welche offenbar dabei waren, Elyses wiederaufzubauen. Mehrere rannten mit wütenden Blicken auf die Höhle zu und schrien Lian Beleidigungen entgegen. Doch als Cynthia die Hand hob, verstummten sie.
"Ich habe euch erklärt, was auf dem Spiel steht", mahnte sie, "lasst uns also keine vorschnellen Entscheidungen treffen."
Dann trat sie vor das Höhlengitter.
"Und du erzählst uns jetzt bitte alles, was du weißt."
"Und zwar schnell", schrie jemand. Die Menschenmenge wurde lauter, doch als Cynthia erneut ihre Hand hob und um Ruhe bat, ebbte der Tumult wieder ab. Doch Lian hatte sich schon wieder ins Dunkel der Höhle zurückgezogen. Er saß zusammengekauert in einer Ecke und schämte sich für das, was er getan hatte. Die Stimmen wurden wieder lauter. Sie schrien nach Gerechtigkeit und jemand rüttelte am Gitter. Cynthia bat erneut um Ruhe, doch sie konnte den Zorn der Menschen nicht mehr bändigen.
"Erzähl uns endlich, was passiert ist", rief sie in die Höhle hinein, doch ihre Stimme ging im allgemeinen Zorn der Menschen unter. Lian sah sich in der kreisrunden Höhle um und bemerkte, das es kein Entkommen gab. Schließlich stand er doch auf und trat ans Gitter. "Ruhe", schrie er und die Menschen verstummten. Dann erzählte Lian ihnen die ganze Geschichte. Von dem Vorfall in der Mine, bis jetzt. Alle starrten ihn voller Unglauben an. Doch sie hatten den Werwolf und das dreiköpfige Arkani gesehen. Cynthia war die erste, die Worte fand.
"Hat das Wesen irgendetwas über sich gesagt?"
"Es meinte, es kommt aus einer anderen Welt. Und dort wäre jemand, der noch mehr Wesen wie es schickt", antwortete Lian.
"Zyrus", zischte Cynthia, "vor langer Zeit habe ich ihn in der Zerrwelt zurückgelassen und nun meldet er sich zurück."
"Warum erst jetzt", fragte jemand aus der Menge heraus. "Entweder hat Zyrus lange gebraucht um ein Möglichkeit zum handeln zu finden oder die Zeit vergeht dort langsamer", vermutete Cynthia.
"Aber eines weiß ich. Das Wesen, das die Arbeiter im Stollen fanden war Giratina. Einer alten Legende zufolge wurde es in die Zerrwelt verbannt, doch es kehrte in anderer Form zurück." "Was ist mit dem Giratina, dass das Gefängnis angriff", rief erneut jemand aus der Menge heraus, "das soll eher wie eine Spinne ausgesehen haben, nicht wie ein sechsbeiniger Dinosaurier."
"Das war das ursprüngliche Giratina, das verbannt worden ist", erklärte Cynthia, "das, was daraufhin zurückkehrte wurde in den Tiefen des Kraterberges eingesperrt und nun von den Arbeitern gefunden."
"War es dann überhaupt wirklich Giratina", fragte Lian. "Das weiß ich nicht. Laut der Legende war es Giratina. Die Menschen glaubten damals, es habe seine Form verändert, jedoch hat der Angriff auf das Gefängnis diese Theorie widerlegt", sagte Cynthia.
Plötzlich erklang in der Ferne ein Brüllen und alle drehten sich um und starrten in den Wald, welcher sich hinter dem Aschefeld erhob. Viele Bäume waren verkohlt oder von Ruß bedeckt. Mancherorts stiegen winzige Rauchfahnen auf. Nachdem das Brüllen erneut erklang, kam Bewegung in die Menschen. Sie bewaffneten sich mit herumliegenden Ästen und rannten mit ihren Pokemon in den Wald. Drei Dodri rannten vorraus. Mit ihren langen Beinen sprangen sie über kleine Büsche und Sträucher. Über ihnen huschten mehrere Reptain durchs Blattwerk. Das Arkani hatte deutliche Spuren hinterlassen. Überall gab es abgeknickte Äste. Es dauerte nicht lange, bis die Reptain eine zusammengekauerte Gestalt am Boden liegen sahen. Sie riefen die anderen und umzingelten den Mann, der vor ihnen lag. Die Dodri kamen ebenfalls hinzu und pickten auf ihn ein. Als die Menschen die Pokemon eingeholt hatten, hörten die Dodri auf. Jemand fesselte den Mann mit einem Seil. Dieser hatte offenbar nicht die Kraft, sich zu wehren und ließ es geschehen. Schweigend saß er da und schaute nach oben, während die Menschen wütend auf ihn einredeten.
Die Sonne schien über den Bäumen und die Blätter bewegten sich langsam im Wind. Vermutlich könnte man sie rascheln hören, wenn es nicht so laut wäre. Das letzte woran Oliver sich erinnerte war Feuer und Zorn. Ein wütender Dämon, der ihm in den Tiefen der Mine aufgelauert hatte. Als das sechsbeinige Monster im Stollen angriff hatte es sich gezeigt. Er war geflohen und hatte seine Kollegen im Stich gelassen. War dies der Preis dafür? Dann wurde er von einem Werwolf angegriffen und hatte Elyses zerstört. Ein starker Schmerz riss ihn aus seinen Gedanken. Jemand hatte ihn in den Bauch geschlagen. Oliver krümmte sich und sah nun einen Fuß näher kommen. Er wich dem Tritt aus und rappelte sich auf.
Doch jemand riss ihn wieder zu Boden und schrie mit bebender Stimme: "Warum hast du das getan?"
Plötzlich erschien eine ältere Frau und die Menschen begangen Abstand zu halten.
"Nehmt ihn mit und bringt beide zum Kraterberg", befahl sie, "vielleicht können wir sie von den Dämonen trennen."