Naja erstens gibt es ja kein Menschenrecht mit Youtube Geld zu verdienen egal ob mit Let's Plays oder mit Schminkvideos.
Ja, aber das legt gerade den Fokus ein wenig falsch. Die Sache ist: So bald ich arbeite, will ich dafür gerne bezahlt werden. Nun macht natürlich nicht jede Person YouTube zum Beruf, aber wenn man das machen kann und es auch machen will, dann ist es vollkommen verständlich und auch notwendig, damit Geld zu verdienen. Man muss dann eben Wege finden, wie das geht, und das läuft nun einmal praktisch ausschließlich über Werbung.
Darüber hinaus gibt es natürlich Alternativen. Wie gesagt ist Werbung und Sponsoring an sich von mir nicht kritisiert worden. Das ist an sich ja okay, ich kritisiere die exzessive und intransparente Art und Weise. Deswegen ist eben diese die Alternative. Als alternative zum kritikwürdigen Umgang mit Sponsoring und Werbung gibt es den, der es eben nicht ist.
Als Alternative dazu gibt es übrigens auch Community-basierte Finanzierungsmöglichkeiten wie Patreon und co. Wenn sich ein Internetsender wie Rocketbeans mit einer Kombi aus Merchandise, Community-Finanzierung, Sponsoring und Werbung halten kann und über 100 Mitarbeiter beschäftigt und verschiedenste Formate mit beinahe Fernsehqualität in Studios produziert, so kann man durchaus sagen, dass eine Einzelyoutuberin es nicht nötig hat eine 250€ mit Affiliate-Link der 10% abwirft zu verlinken damit ihre Minderjährigen Käufer ihr somit hunderttausende zuscheffeln.
Mag sein, aber: In diesem Fall ist das nicht wirklich "ohne Werbung". Es ist mit Werbung, nur dass man selbst die Marke ist, die man promotet. Das kann moralisch unproblematischer sein als etwa intransparente Werbung für irgendein Großunternehmen, muss es aber nicht. Gerade bei Merchandise müsste man sich eigentlich des Umstands bewusst sein, dass der Kauf von Produkten mit einem Logo drauf nicht nur finanzielle Unterstützung bedeutet, sondern einen oftmals auch selbst - etwa im Falle von Pullovern - zur Werbefläche für die fragliche Marke macht. Böse ausgedrückt: Jemand, der einen Hoodie mit dem Rocketbeans-Logo drauf kauft und in der Öffentlichkeit trägt, zahlt effektiv dafür, Werbung machen zu können.
Wie nötig übrigens einzelne Personen dies und das haben, will ich hier nicht beurteilen. Ich gehe aber eigentlich davon aus, dass auch hinter (vermeintlichen) Einzelpersonen ein Management steht etc. Ohne genauere Informationen bin ich hier vorsichtig damit, zu beurteilen, was jemand dahingehend braucht und was nicht.
Aber, in der Hinsicht und auch noch einmal allgemein: Du scheinst dich daran zu stören, dass behauptet würde, man dürfte Kommerzialisierung nicht kritisieren (bzw. du dürftest es nicht). Das ist nun, wie ich es wahrgenommen habe, nicht der eigentliche Punkt gewesen. Stattdessen wurde meiner Einschätzung nach einfach darauf hingewiesen, dass sich hinter der "Kritik" an einigen Personen selbst dann, wenn es valide Kritikpunkte geben sollte, nun einmal sehr oft etwas anderes verbirgt. Das ist ein systematisches Problem. Natürlich kannst du einzelne Kanäle trotzdem für Kommerzialisierung kritisieren, wenn du möchtest. Hindert dich keiner dran. Und wenn du selbst auch wirklich hinterfragst, weshalb du das machst und ob du dabei nicht doch bestimmte Gruppen auslässt und zu dem Schluss kommst, dass da bei dir kein Problem vorliegt, bin ich erst einmal auch nicht in der Position, daran zu zweifeln. Aber wie gesagt: Es geht hier weder um dich, noch wirklich um einzelne Kanäle, sondern um ein systematisches Problem im Umgang mit bestimmten Kanälen, das darin besteht, dass manche Leute einfach aufgrund einer Gruppenzugehörigkeit oder aber aufgrund ihres Contents gehatet werden. Und dass das passiert, ist meiner Ansicht nach absolut offensichtlich; es geht im Übrigen auch nicht mit der Behauptung einher, dass es keine berechtigte Kritik an Kommerzialisierung geben kann.1 Insofern: ich bin mir nicht sicher, ob irgendejmand hier überhaupt das behauptet hast, gegen das du gerade argumentierst.
1Im Falle einer bestimmten Kritik an einem bestimmten Kanal könnte man natürlich eruieren, ob es sich um Hate oder berechtigte Kritik handelt. Aber darüber hinaus besteht wie in meinem vorherigen Beitrag angedeutet auch noch die Problematik der Frage, wie oft sich Kritik gegen bestimmte Personen richtet und gegen andere eben nicht. Denn wenn ich hundert berechtigte Kritiken an einer weiblichen Youtuberin lese und gleichzeitig aber merke, dass die Kritiker*innen bei einem YouTuber, dem man die gleichen Vorwürfe machen könnte, einfach nur die Achseln zucken und sagen "Ja, äh, irgendwie auch doof, aber mir eigentlich egal", dann liegt dennoch ein Sexismusproblem vor, selbst wenn die Kritik grundsätzlich berechtigt wäre. Eine Einzelfallbetrachtung der Kritiken würde dieses Problem nebenbei bemerkt natürlich niemals offenlegen.