Naja sein Desinteresse für Geld konnte man sich eigentlich, wenn man seine Hintergrundgeschichte kannte, relativ einfach erklären. Schon, noch bevor er auf der Straße landete, hatte seine Familie ja nicht besonders viel Geld. Sie waren ja eher so in der Mittelschicht. Die besten Klamotten waren Nick deswegen auch eigentlich egal. Und hatte sich mal jemand darüber ausgelassen, dass seine Sachen nicht „so cool wie die der anderen waren“, dann gab es für denjenigen entweder einen dummen Kommentar zurück oder er wurde einfach ignoriert. Anders natürlich bei Leuten die seine Schwester runtermachten. Wie große Brüder eben so sind, hat er sie natürlich verteidigt. Nachdem der rothaarige jedoch seine Heimat, seine Mutter und letztendlich auch seine geliebte Schwester verlor, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis der Hunger, und somit auch das Verlangen nach Geld, um sich was zu kaufen, gestiegen. Doch wurde dies von bloßer Wut und Hass verdrängt, weswegen der Riese auch Sachen lieber stahl als sie sich ehrlich zu erarbeiten. „Ein selbst gekochtes Essen…vorausgesetzt wir kommen lebend aus dieser Scheiße raus“, gab er dann nur von sich, ehe sich seine Root aktivierte. Diese ganze Situation war wirklich nicht gerade die beste aber was sollten sie machen? Warten, dass sie jemand rettet? Ach drauf geschissen. Das einzige was für Nick jetzt wichtig war, war hier wegzukommen. Wobei er sich ja jetzt quasi auch noch für die Zeit jemanden angelächelt hatte, da die Dame ihm ja etwas zu essen schuldete. Sobald sein Gegenüber nun meinte, es würde reichen, ließ der rothaarige das Wasser auch wieder verschwinden, nachdem sich seine Hand von der Wunde entfernt hatte. „Ich bin Nick“, gab der großgewachsene dann auf ihre Frage nur zu verstehen. Mit einer schnellen Bewegung nahm er dann ihre Hand und zog sie relativ flink auf ihre Füße. Vielleicht hatte er ein wenig zu viel Kraft reingesteckt, da er sie ausversehen zu nahe an sich ran zog, worauf Nick sich einen Schritt entfernte. „Kannst du wenigstens alleine gehen?“
Nachdem Ciara dem Riesen vor ihr gesagt hatte dass es reichte, hatte er das Wasser wieder verschwinden lassen. Sie war erneut davon fasziniert gewesen, wie Nick so sein Name, dies machte. Die junge Frau konnte sich einfach nicht daran sattsehen. Als er seinen Namen genannt hatte, wollte sie ihm der Höflichkeitshalber ein Kompliment gegenüber ihm aussprechen, doch ehe sie einen Laut über ihre Lippen brachte, fasste er ihre dargebotene Hand an. Sie registrierte zu ihrem grenzenlosen Erstaunen, dass diese kaum feucht war, obwohl sie es logischerweise hätte sein müssen. Ihre Verwunderung ging jedoch beinahe unter als er sie mit einem Schwung hochzog. Das ging so schnell dass sie keine Zeit für was anderes hatte und sie sich an seinem Oberkörper wiederfand. Er korrigierte diese Stellung sofort und war einen Schritt zurückgetreten, so dass sie sich auf eigenen Füßen stehend wiederfand. Was war geschehen? Sie war verwirrt und musste das erstmal verarbeiten. Aber eines nach dem anderen, sonst bestünde die Gefahr dass sie verrückt werden würde und das war nicht Sinn der Sache. Eines musste man lassen, Nick besaß wirklich viel Kraft und das er sie mit einem Ruck auf die Füße gezogen hatte, damit hatte sie nicht gerechnet. Wow. Normalerweise hätte sie sich darauf eingestellt dass dies behutsamer vonstattengehen würde. Was wenn sie sich was gebrochen hätte? Behutsam zu sein, gehörte vermutlich nicht zu seinen Stärken aber es gab schlimmeres. Was ihr gefallen hatte, war dass er sofort handelte ohne lange um den heißen Brei herumzureden. Das mochte sie sehr. Was ihr auch gefallen hatte, war dass sie sich für die wenigen Sekunden die sie sich bei ihm befunden hatte, sicher gefühlt hatte. Zudem hatte sie noch was über ihn herausgefunden. Er scheint keine unlauteren Absichten ihr gegenüber zu haben, sonst hätte er anders gehandelt. Es sei denn er wollt höflich sein oder war zu scheu. Interessant. Ciara mochte es das Verhalten der Mitmenschen um sie herum zu erforschen und herauszufinden wie weit sie gehen konnte. Schließlich war nicht nur der Körper an sich ein faszinierendes Forschungsobjekt sondern auch ihr Verhalten.
Ciara´s Blick schweifte überlegend umher, denn ihre nächsten Schritte mussten wohlüberlegt sein und das in mehr als einer Hinsicht. Ihre Augen blieben an dem fragenden Gesicht von Nick hängen und sie sah verwirrt drein. Was hatte er denn? Ach ja er schien sie was gefragt zu haben. Vermutlich ob alles in Ordnung wäre und sie laufen könne. Zumindest schien das am logischsten zu sein. Ciara überprüfte wie es um den Zustand ihres Beines ging. Vor lauter Schreck hatte sie ihren Schmerz weitestgehend vergessen. Vorsichtig und behutsam bewegte sie ihr verletztes Bein und war erleichtert. Die Kühle hatte tatsächlich gewirkt und sie konnte sich freier bewegen. Natürlich war der Schmerz nicht von der Welt, aber es ging. Solange sie sich langsam und schonend bewegte dürfte es kein Problem geben. Aber ob es reichte um den anderen zu erreichen war fraglich. Dann gab es noch Nick. Nun ja ihr kam eine Idee und sie wollte ausprobieren ob es funktionierte:“ Es geht ein wenig besser. Danke der Nachfrage, aber ich befürchte dass ich dennoch noch deine Hilfe brauche.“ Ihr Lächeln wirkte ein wenig schmerzverzerrt als sie einen Schritt nach vorne machte und sie sich hilfesuchend an ihn anlehnte. Leise sagte sie:“ Ich wäre dir wirklich verbunden wenn du mich noch eine Weile stützend könntest. Nur solange bis es wieder von alleine klappt. Ich muss nämlich verhindern dass ich der andere da drüben abhaut. Ich weiß ich habe gesehen dass ihr zwei euch nicht so gut versteht, aber es ist wichtig dass er bei uns bleibt. Wenn du mich also zu ihm begleiten würdest oder vielleicht noch eine Idee hast dass er bei uns bleibt wäre ich dir sehr dankbar.“ Ihre letzten Worte hatten einen leicht rauchigen Tonfall angenommen und sie schmiegte sich einen Hauch enger an ihn.
Naja es war kein Wunder, dass Ciara sich wunderte, dass seine Hand nur ein ganz klein wenig feucht war. Sie hatte die Hand bzw. das Wasser ja nur von außen gesehen. Von dort wirkte es nämlich, als würde das Wasser sich genau an seiner Hand bilden und erweckte somit den Eindruck, dass dieses eigentlich komplett nass sein müsste. Doch dem war nicht wirklich so. Eigentlich hatte es einen minimalen, aber dennoch ausreichenden Abstand zu Nicks Hand. Einzig und allein minimalste Tropfen an Wasser berührten seine Handflächen mal ab und zu. Doch sonst steckte da eigentlich nicht mehr hinter, was man wissen müsste. Seine Kraft zu unterdrücken war so eine Sache, die der rothaarige nicht gerne machte, weswegen das hochziehen zugegeben etwas sehr unvorsichtig verlief. Ihm war es aber eigentlich sowieso egal, Hauptsache sie stand jetzt auf ihren Beinen. Ein kurze räuspern ließ sich vernehmen, gefolgt vom Arme verschränken seinerseits. Wenigstens hatte sie jetzt einen einigermaßen sicheren Stand. Aber selbst der großgewachsene konnte sich denken, dass sie nicht von allein gehen könnte. Immerhin hatte sie schon Probleme mit dem Aufstehen gehabt, also würde laufen wohl schon mal gar nicht funktionieren, was irgendwie logisch war wenn man es sich genau überlegte. Sein Blick schweifte noch etwas umher, wobei ihn die Gegend, oder anders gesagt die anderen Personen die sich hier befanden, nicht besonders wirklich interessierten. Wozu auch? Nicht, dass er sich jemals wirklich mit denen abgeben würde. Gut, außer Ciara. Aber sie schuldete ihm immerhin noch etwas, also musste er wohl oder übel dafür sorgen, dass sie hier ordentlich herauskam. Anders konnte sie ja ihre Schuld nicht einlösen. Bei ihren nächsten Worten wurde Nick wieder hellhöriger. Hatte sie wirklich gerade gesagt, dass sie nochmal seine Hilfe bräuchte? Eigentlich müsste er dafür nochmal was verlangen aber gut. Wie schon erwähnt musste sein Gegenüber es hier herausschaffen um die Schuld einzulösen. Sich einmal kurz durch die Haare streichend, um diese wieder etwas zu richten, blickte der großgewachsene wieder zu ihr und sprach: „ Na wenn du unbedingt meinst“, gab er dann nur mit einem Schulterzucken von sich und begann dann sie etwas zu stützen. „ Du willst verhindern, dass er abhaut? Soll er doch machen, was er will. Ist doch seine Entscheidung, oder?“ , fragte der junge Mann sie. Nun, wenn sie unbedingt darauf bestand, würde er sie natürlich zu ihm bringen, aber eigentlich war ihm der Typ da komplett egal. Sollte er doch machen, was er will. War ja nicht sein Problem. „Nein, Ideen habe ich keine“, gab er ihr dann zu verstehen. Nicht, dass Nick sich auch nur einen Gedanken darüber gemacht hätte aber gut. Sie nun anblickend wartete er auf eine Reaktion ihrerseits.
Innerlich hatte Ciara ihre rechte Augenbraue hochgehoben, als Nick nicht in kleinster Weise auf ihren zugegebenermaßen billigen Annäherungsversuch einging. Ganz im Gegenteil. Er schien sich eher von ihr zu distanzieren, in dem er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. Interessant. Entweder er hatte sie durchschaut dass sie nicht wirklich was von ihm wollte oder er hatte dies einfach nicht wahrgenommen, dass sie ihn anmachen wollte. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass er kein Interesse an ihr hatte, da sie zum einen seinem Typ nicht entsprach oder er Frauen im Allgemeinen nicht bevorzugte. Natürlich fand sie dies ein kleines bisschen verletzend, trotz der Tatsache dass sie wie schon erwähnt nichts von ihm wollte, aber es war doch irgendwie nicht nett. Aber naja. Mit sowas musste man halt rechnen. Unter anderen Umständen, würde sie gerne herausfinden was er so bevorzugte bzw auf was er stand. Sowas fand sie immer besonders reizvoll, besonders wenn ihr Gegenüber etwas schwerer zu knacken war. Ciara liebte Herausforderungen und das Ergebnis an sich spielte bei ihr keine Rolle. Für sie zählte nur der Weg bzw die Methode mit der sie dies erreichen konnte. Aber für das war im Augenblick keine Zeit und die Umgebung war dafür auch nicht geeignet. Leider. Vielleicht irgendwann später einmal. Ciara hörte zu was Nick ihr antwortete. Hmm. Sie dachte nach. Natürlich er hatte Recht. Was würde ihm das bringen? Ach es war zum Haare raufen. Sie würde zu gerne seine Schale knacken um herauszufinden was sich dahinter verbirgt. Natürlich hatte jeder seine Geheimnisse aber ihrer Neugierde war dies verflucht nochmal egal. Aber eines musste sie sich gestehen. Ihr gefiel seine Ansicht. Sie beiden waren sich doch auf eine gewisse Weise sehr ähnlich. Na gut es half nichts. So wie es aussah musste sie ihre wahren Absichten zum Vorschein bringen. Auch wenn sie das nicht gerne tat, wer tat das schon gerne? Aber ansonsten hatte sie wahrscheinlich keine Erfolge dabei das zu bekommen was sie wollte.
Leise seufzte sie und murmelte so dass Nick sie wahrscheinlich hören konnte, während sie sich nicht mehr an ihn lehnte:“ Das Schicksal hat sich wirklich gegen mich verschworen. Wie es aussieht habe ich zwar lauter Spielzeuge um mich herum aber keine Zeit um damit zu spielen. Echt witzig … . Aber was solls. Ich muss mich eben in Geduld üben.“ Ciara strich eine störende Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Dann richtete sie sich auf, wandte sich ihm direkt zu und sagte mit klarer Stimme:“ Du hast recht, was würde es dir bringen wenn du mir hilfst zu dem zu kommen zu dem ich will? Ich könnte jetzt an dein gutes Herz appellieren, aber das wäre vergebene Mühe. Zudem interessiert mich dein Herz nicht besonders. Von moralischen Dingen halte ich auch recht wenig. Sie sind sehr hinderlich für meine Freizeitaktivitäten. Die Gesellschaft scheint aber viel davon zu halten. Warum auch immer. Ich habe es nur der Form halber erwähnt. Es geht mir nur um diesen Kerl in der Kutte. Er weiß es noch nicht, aber ich will ihn haben. Es interessiert mich brennend warum er die Kutte trägt. Was er unter ihr verbirgt und warum er sich so verhält. Ich hasse es wenn meine Neugierde nicht befriedigt wird. Du denkst dir sicher das kann dir doch egal sein. Nun auf eine gewisse Art hast du Recht. Es nützt nur mir was. Ich will nicht dass er vor meinen Augen verschwindet und dann vermutlich von den Soldaten da draußen erschossen wird. Vorher Im Einkaufszentrum hatte ich schon jemanden verloren der mir wichtig war und das ertrage ich nicht nochmal. Natürlich konnte ich auch jemand anders fragen, aber du bist nun mal hier bei mir und damit hat es sich. Es ist rein praktisch .“ Sie zuckte mit den Achseln und fuhr dann fort:“ Wie du siehst bin ich also von dir abhängig. Zudem ist besser wenn wir alle beisammen bleiben, denn da draußen ist es gerade gefährlich und ich befürchte denen ist es egal ob sie dich im Einkaufszentrum gesehen hatten oder nicht. Wenn ich die wäre, würde ich jegliche Augenzeugen beseitigen und Kollateral Schäden in Kauf nehmen. Solange wir hier sind kannst du dich nützlich machen. So sehe ich das zumindest. Ach ja das Mädchen da drüben starrt immer noch auf ihr Smartphone und es liegt auf dem Weg. Vielleicht hat sie einen Weg raus aus der Misere gefunden da kannst du dich an sie wenden. Wenn es dir hilft, kannst du gerne noch andere Gegenleistungen dafür verlangen. Es ist dein gutes Recht und ich stehe allen mögliche Vorschlägen offen gegenüber.“ Sie schwieg. Hoffentlich hatte sie nicht zu viel geredet. Aber das war seine Sache.
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