Die Erben von Celer

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  • „Nun, dann werden wir mal in die festgefahrene Politik eingreifen.“
    - Accum, Kapitel XIV

    - bildquelle / Überschrift von @Rajani

    #_Vorwort
    Ich möchte dich ganz herzlich zu dem Remake meiner Fanfiction „Die Erben von Celer“ begrüßen. Ich habe mich dazu entschlossen, die Geschichte komplett neu aufzulegen, da mir die Handlung im Laufe der Zeit immer weniger gefiel und ich gemerkt hatte, dass ich zu weit im Geschehen angefangen hatte, zu schreiben. Da wollte ich das Remake zeitlich ein bisschen früher ansetzen, damit ich später nicht auf viele Flashbacks umsteigen muss, um die Handlung verständlich herüberzubringen.


    An die „alten“ Leser: Die neuen Kapitel sind komplett anders, als die der alten Version. Die Handlung fängt praktisch ganz am Anfang an und nicht mittendrin. Wenn jedoch ein Kapitel im späteren Verlauf einmal nahezu identisch sein wird, dann werde ich darauf hinweisen.




    Wenn dreihundert Jahre durchs Land gezogen sind, wenn die dunkle Nacht sich hinab senkt, wenn Nebel aufziehen, dann wird eine Blutslinie enden, eine neue Ära wird beginnen und neue alte Bekannte werden erscheinen. Wenn der Held aufsteigt, um alte Zahnräder ineinanderzufügen, wenn Könige ihm zu Hilfe reiten, wenn er Menschen das Leben nimmt und schenkt, dann gibt es Hoffnung auf etwas Altem, Zerstörtem.




    #_Copyright
    Die Charaktere, sowie die Welt und vor allem die Nym’sche Elementarie stammen ausschließlich von mir. Natürlich ist das bei den Ländernamen nicht der Fall. Die Zeichen, die man immer am Anfang eines Kapitels findet, oder auch im Startpost sind aus der Mistborn-Buchreihe von Brandon Sanderson, ich habe diese selber nicht gestaltet; sie sind also nicht von mir.


    #_Warnung
    Da ich selber noch keine 16 Jahre alt bin, fällt es mir schwer, diese Fanfiction als eine solche einzustufen, deshalb würde ich sie mit FSK 14 freigeben. Bei Kapiteln, welche Gewaltdarstellungen oder Ähnliches beinhalten, wird am Anfang natürlich eine entsprechende Warnung erfolgen.

    #_Genres
    Diese Geschichte wird sich stark im Genre Fantasy bewegen und sowohl in einer Zeit spielen, die futuristisch angehaucht ist, aber auch sich teilweise stark auf das Mittelalter beziehungsweise die Antike bezieht.




    #_Kapitelübersicht
    (verlinkt)

    #_Bereitstellung eines .pdf-Formats
    Ich werde versuchen, zu jedem Kapitel eine pdf-Datei zur Verfügung zu stellen und hier auch eine Version anhängen, die alle aktuell veröffentlichten Kapitel beinhaltet, sodass sich eventuelle Neueinsteiger nicht jede Datei eines jeden Kapitels herunterladen müssen.
    Momentaner Stand (zum Herunterladen einfach auf den Link klicken):


    Kapitel 1.pdf


    #_Benachrichtigungen
    Wenn ihr bei einem neuen Kapitel benachrichtigt werden wollt, dann könnt ihr mir das privat oder in einem Kommentar mitteilen.


    @Nortia | @Sheogorath | -

  • Startpost 2/2



    Das Zweite Römische Reich
    ab 1 nach Frederico






    0._Inhaltsverzeichnis & Weltkarte

    • 0.1_Inhaltsverzeichnis

      • 0. Inhaltsverzeichnis & Karte

        • 0.1 Inhaltsverzeichnis
        • 0.2 Weltkarte
      • 1. Grundlegende Fakten
      • 2. Bezeichnungen

        • 2.1 Zweite Römische Reich
        • 2.2 Altreich
        • 2.3 Dreihundertjähriges Reich
      • 3. Territorium

        • 3.1 Unterteilung des Reiches
        • 3.2 Neu annektierte Gebiete & Eroberungspläne
      • 4. Bevölkerung

        • 4.1 Bevölkerungsentwicklung
        • 4.2 Ständegesellschaft
      • 5. Religion

        • 5.1 Der Pfad
        • 5.2 Der Splitterismus
      • 6. Nym'sche Elementarie
    • 0.2_Weltkarte









  • __________________________
    Missbrauch und Vergeltung



    #_Klappentext
    Accum ist ein junger Plebejer, welcher in Rom lebt - zumindest scheint dieses so. Er lebt in einer Diebesbande, doch der Anführer beschließt kurzerhand, ihn als Sklave zu verkaufen, um aus ihm noch ein wenig Profit zu schlagen. So wird er verkauft und kommt nach und nach dahinter, warum seine Kindheit so war, wie sie war.
    Währenddessen baut die junge Adelsdame Nin vermehrt Beziehungen zum römischen Untergrund auf - in der Hoffnung, etwas an der misslichen Lage ihres Hauses zu ändern. Doch auch sie macht Entdeckungen, die ihre Ziele auf einmal in eine komplett andere Richtung wandern lässt.


    #_Kapitelübersicht von Teil I.





    Warnung: In diesem Kapitel wird Gewalt dargestellt in Form einer Auspeitschung.



    Leider weiß ich nicht, wie wir gegen diese Armeen ankommen sollen. Sie sehen in mir den Retter, den Erlöser, doch was würden sie sagen, wenn sie wüssten, dass ich an mir selber zweifele? Lyno gibt mir da nur wenig Trost und Anna hat schon genug zu tun, als dass ich sie noch damit hätte belasten können. Ich hasse es, ein Anführer zu sein, der alle in den Tod führen wird, weil er nicht weiß, wie er die Übermacht schlagen soll. Wie kann es überhaupt möglich sein, dass aus mir, dem unscheinbaren, sensiblen Jungen innerhalb von einem Jahrein starker Anführer geworden ist? Der dazu noch diese Kraft besitzt, die er selber nicht versteht. Es erscheint mir unwirklich, fast so, als wäre das alles hier nur ein Traum. Doch langsam erkenne auch ich, dass dem so nicht ist, denn ein Traum dauert keine zwei Jahre.
    Ich fürchte, am Ende wird meine Anmaßung uns alle vernichten.


    Kapitel _I
    Accum


    Die Peitsche zischte durch die Luft. Das klatschende, nasse Geräusch danach kam von einem Körper, welcher sich unter dem brutal zugefügten Schmerz krümmte.
    Leise zählte Accum mit. Es war der siebzehnte Peitschenhieb, der heute seinen Rücken traf. Er wimmerte leise auf, als wiederholt der Schmerz blitzschnell über seinen Rücken lief, nachdem das Leder der Peitsche seinem Körper erneut eine offene, blutende Wunde zum Verheilen gegeben hatte. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. Seine Augen waren weit aufgerissen und er hechelte wie einer der Straßenköter, wenn sie zu viel in der Sonne gewesen waren.
    Ein weiterer Hieb. Und noch einer. Er krümmte sich weiter auf dem modrigen Holzboden zusammen. Es flimmerte vor seinen Augen und seine Lider zuckten unkontrolliert. „Bitte …“, flüsterte er sehr leise, zu mehr war er nicht mehr in der Lage, denn es donnerte bereits ein weiterer Peitschenhieb auf ihn hernieder. Und dieses Mal von gewaltiger Härte und Wucht. Er wurde aus seiner Hocke gegen die hölzerne Wand geworfen, welche sich nicht gerade mit Sauberkeit rühmen konnte.
    Sein Rücken brannte nun noch mehr, als der Schmutz in seine offenen Wunden eindrang. Er stöhnte auf. Sein Peiniger – Eris, ein Mann mit kantigem, faltigen Gesicht, in dem zwei eisblaue Augen jegliche Freundlichkeit aus dem Gesicht wischten, und muskulöser Statur – grinste auf ihn hernieder und ließ einen weiteren Hieb auf ihn herniederfahren. Dieses Mal traf es sein Gesicht.
    Dieses verzerrte sich bei dem Schmerz, der kurz nach dem Schlag Accum durchzuckte. Eris hatte die Stirn getroffen und nur haarscharf sein linkes Auge verfehlt. Reflexartig hob Accum seine Hand drückte dagegen, um den Schmerz zu reduzieren, doch es half nur sehr wenig. Als er die Hand wieder wegnahm, verschwamm sein Blick. Er konnte jedoch noch erkennen, dass seine Hand voller Blut war.
    Accums Gegenüber ließ das Leder der Peitsche durch seine Hand gleiten und das Blut spritzte Accum aufs Gesicht, dann wischte er sich die Hände an der geflickten Hose ab. „Reicht für heute“, meinte Eris mit seiner tiefen, brummenden Stimme und wandte sich von ihm ab. „Hoffentlich hast du jetzt deine Lektion gelernt. Töten kann ich dich nicht, dazu bist du noch zu wertvoll. Allerdings wirst du jetzt nicht mehr groß arbeiten können. Ich lasse mir etwas für dich einfallen.“
    Eris schritt zur Theke des Unterschlupfs. Diese stand rechts von ihm. An der gegenüberliegenden Wand von ihm war eine dunkelbraune Tür, welche den Unterschlupf von einem verlassenen Gebäude abtrennte. Links von Accum war ein Durchgangsbogen, welcher den Hauptraum, in dem er sich gerade befand, mit dem Schlafraum der Bande verband. Beide Räume waren komplett mit diesem dunkelbraunen Holz ausgekleidet, welches bereits moderte. Wenn es regnete, tropfte es auch mal gerne durch die Decke, von der im Hauptraum lediglich eine Halterung für Kerzen herabhing. Diese war bis jetzt jedoch noch nie richtig benutzt worden, denn Kerzen waren ein teures Gut in der Hauptstadt und waren für Plebejer eigentlich unbezahlbar. Deshalb mussten sie mit dem Licht auskommen, welches an der Rückwand durch ein kleines Fenster in das Zimmer eindrang. Es war nicht viel, reichte aber aus, um alles erkennen zu können. Vor ihm im Raum standen zwei kleine, runde, hölzerne Tische mit jeweils einfachen Holzstühlen davor. Auf einen davon setzte sich nun Eris. In der Hand hatte er ein Glas, welches mit einem dieser widerlichen, günstigen Weine gefüllt war.
    Die Wunden auf Accums Rücken pochten und wurden heiß. Sein Herz raste immer noch. Blut rann seine Stirn herab und sammelte sich in seinen Augenbrauen. Er überlegte, wie lange er es noch überlebt hätte. Eris wusste ganz genau, wann er drohte, endgültig zusammenzubrechen und hörte immer wieder kurz davor auf. Vielleicht sogar manchmal bei dem letzten Schlag, den Accum verkraften würde.
    Accum war sich nicht sicher, ob er froh sein sollte, auch diese Auspeitschung vorerst überstanden zu haben. Es würde nicht lange dauern, bis Eris mal wieder meinte, sich etwas einzubilden und Accum für etwas bestrafen zu müssen, wofür Accum nicht einmal etwas konnte. Meistens zumindest. Doch selbst wenn mal etwas schiefging, war das seiner Meinung nicht gerechtfertigt, einen auszupeitschen.
    Er wusste nicht einmal, was Auspeitschungen bringen sollten, denn er machte ja irgendwie immer mal wieder etwas falsch – oder nicht gut genug. Und diese Taten von Eris halfen ihm auch nicht dabei, alles richtig zu machen.
    Accum blickte nach oben und betrachtete die Decke. Das tat er immer nach einer Auspeitschung. Er konnte sie nicht mehr zählen; er lebte bereits seit vier Jahren mit Eris zusammen. Damals hatte dieser auch noch eine große Gruppe an Dieben um sich geschart gehabt. Doch diese Gruppe war über die Jahre aus diversen Gründen immer kleiner geworden und jetzt hatte Eris lediglich noch zwei andere Diebe und Accum unter seiner Herrschaft.
    Die anderen beiden waren zurzeit nicht da, sie waren momentan weit im Norden, „um etwas sehr Wichtiges zu erledigen“ hatte Eris den Auftrag der beiden bezeichnet. Und machte damit gleichzeitig deutlich, dass er Accum dafür zu unfähig hielt, mit ihnen mitzugehen und seinen Teil dazu beizutragen.
    Oder – eher mal anders formuliert: Sich Geld zu verdienen, um die nächsten Wochen über die Runden zu kommen. Denn während Accum hier festsaß, ohne Arbeit zu verrichten, bekam er auch keinen Lohn von Eris. Er hatte zwar immer wieder ein bisschen von dem Geld, was ihm gegeben worden war, bei Seite gelegt, allerdings würde es nicht ewig halten. Doch selbst wenn er von der Bande weggehen würde – was würde mit ihm geschehen? Die Diebe waren in der Gesellschaft so ziemlich die unterste Schicht und wenn man in dieser landete, hatte man so gut wie alles in seinem Leben falsch gemacht, dessen konnte man sich sicher sein.
    „Ich glaube, ich weiß, was ich mit dir mache“, meinte Eris und unterbrach damit die Stille, die seit dem letzten Peitschenhieb entstanden war. Accum wandte seinen Blick von der Decke ab und sah ihn an, ohne etwas zu sagen. Stumm schweigend würde er jetzt das hinnehmen, egal, wie schlimm es auch sein mochte. Was anderes blieb ihm aber auch nicht möglich. Er besaß nicht einmal irgendeine Waffe, mit der er Eris überwältigen könnte. Mit bloßen Fingern würde er es jedenfalls nicht schaffen, denn dafür war Eris einfach zu muskulös und er zu unterernährt. Eris würde ihn einfach abwehren können.
    Accum wusste nicht, was nun kommen würde. Doch alleine, wie Eris ihn nun ansah, wusste er, dass es nicht wirklich etwas Gutes sein mochte. Aber etwas Gutes konnte man sowieso nicht erwarten, das hatte er mittlerweile aus bitterer Erfahrung lernen müssen.
    Eris saß genau ihm gegenüber und beugte sich nun über sein Glas, welches inzwischen nur noch halbvoll war. „Ich werde dich verkaufen.“
    Dieser Satz schlug sehr heftig auf ihn ein, er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Er schluckte schwer, versuchte, den dicken Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken, der sich dort bildete. Mit vielem hatte er gerechnet, aber damit nun wirklich gar nicht. Er würde verkauft werden.
    Er würde ein Sklave werden.
    Das war ungefähr so schrecklich wie sein momentanes Leben. Jedoch war es stark davon abhängig, wer sein späterer Herr werden würde. Je nachdem wie tolerant sein späterer Herr war, würde es ihm gut oder schlecht gehen. Natürlich konnte es sein, dass es ihm als Sklave besser erging als jetzt.
    Allerdings hätte Accum dann gar keine Rechte mehr, wenn er denn überhaupt noch welche hatte. Als Sklave war man eigentlich nichts mehr wert, jeder konnte mit einem widerfahren, wie er gerade Lust und Laune hatte. Seine Lebensgrundlage – Geld – würde sich zwar stabilisieren, da man als Sklave einen stabilen Lohn hatte, aber sollte sein späterer Herr einmal Pleite gehen, hätte er alles verloren. Als Sklave bekam man außerdem an der linken Halsseite das Sklaventattoo eintätowiert. Je nachdem, vom welchem Adelshaus man gekauft wurde, hatte man auch ein anderes Zeichen. Meistens war es das Wappen des jeweiligen Hauses, welchen an den Hals tätowiert wurde.
    Seine Zukunft war nun noch unsicherer, als ohnehin schon. Einerseits würde das Verkaufen ihm neue Wege öffnen, allerdings könnte es auch sein Leben zur Hölle machen. Mehr als jetzt noch. Zum Einen freute er sich auf das Dasein als Sklaven. Zum Anderen aber auch nicht.
    Die Wunden pochten auf seinem Rücken, als wollten sie ihn warnen. Warnen davor, in der Zeit als Sklave auch nur einen Fehler zu machen, denn dann würden sich die Narben auf dem Rücken weiter vermehren.

  • So, ich klatsche mal eben ein Kommentar hier rein, bin sowieso auf der Suche nach Lesestoff & da kommt mir eine Story die noch am Anfang steht gerade richtig. Habe mir beim lesen immer wieder ein paar Textzeilen abgespeichert zu denen ich was sagen wollte, also erstmal dazu.



    Sooo. Vorneweg, sprachlich & stilistisch bin ich selber eigentlich ein ziemlicher Versager weshalb ich mich an grammatikalische Korrekturen usw. garnicht erst heranwage, an deinem Stil will ich auch nicht groß rumnörgeln, weshalb ich mich mal einfach aufs wesentliche & inhaltliche beschränke.
    Startpost ist in seiner Gestaltung sehr schön gelungen, wirkt ansprechend ohne 'zuviel' zu sein. Die inhaltliche Lücke im Info-Bereich habe ich ja schon erwähnt, ansonsten fühlt man sich aber über alles einigermaßen in Kenntnis gesetzt. Mir persönlich ist die Elementarie ein bisschen zu stark, also im Grunde kann man ja mit einigen Fähigkeiten einfach alles & jeden vernichten, was ich ein wenig sehr extrem finde. Aber gut, da wären wir wieder bei Geschmackssachen.
    Die Handlung an sich finde ich eigentlich durchaus ansprechend "alte Prophezeiung - unscheinbarer Typ als Auserwählter - usw" finde ich zwar leicht klischeehaft, aber überhaupt nicht schlimm. Dass das alles in einem so aufgemachten 'Fantasy-Universum' auch wenn es die echte Welt ist ist durchaus ansprechend, als Author hat man ja diverse Freiheiten in so einem Fall.
    Mir sind die Namen der einzelnen Königreiche etwas zu sehr aus der Luft gegriffen, wirken alle sehr unpersönlich & merken kann man die sich auch nicht. Sind mehr oder weniger einfach wohlklingende, ausgedachte Namen die 3-7 Buchstaben lang sind. Vorallem wenn Latein nachwievor eine gelehrtensprache ist hätte man da was machen können & ein wenig mehr Arbeit reinstecken können. Aaaaber, ich drehe mich im Kreis - Geschmackssache. :>
    Zum ersten Kapitel, wobei ich mich jetzt aus dem stilistischen & grammatikalischen wie angekündigt raushalten werde da meine Verbesserungsvorschläge nur beschränkt konstruktiv oder hilfreich wären.
    Inhaltlich also: Hätte gerne noch gewusst was er eigentlich getan hat, bzw. was der Grund für seine Bestrafung war. Das langsame Tempo aus dem ersten Teil wird dann eigentlich mit dem Einwurf von Eris komplett gebrochen & aufeinmal ist total die Geschwindigkeit im Text drin, es wirkt vielleicht ein wenig zu schnell. Der Übergang ist sehr hart, ohne irgendwelche Vorwarnung. Es fühlt sich an als wäre noch nicht alles gesagt meine ich, man will mehr über Accum wissen, wo er herkommt, was er macht, was gerade passiert ist, wer er ist. & dazu kommt mir persönlich etwas wenig, gerade für die Verhältnisse eines 1. Kapitels. Natürlich ist es kein Prolog & demnach auch nicht darauf angewiesen groß einzuleiten, aber mir fehlt das irgendwie.
    Für mich auffällige Textstellen habe ich ja schon rausgenommen im Spoiler, dazu ist also an sich alles gesagt. Die Beschreibung von Accums Gedankengang nach der Nachricht er würde verkauft werden & ab jetzt ein Leben als Sklave führen fand ich leicht widersprüchlich. Also man wird nicht besonders schlau was er jetzt eigentlich denkt, er findet es total blöd Sklave zu werden, aber freut sich irgendwie auch darauf, Sklave zu sein ist echt kein leichtes Los, aber aufjedenfall besser als von Eris unterdrückt zu werden. Jetzt mal so dahergesagt meine ich. Eine 'Wie soll es jetzt weitergehen, ich habe keine Ahnung was auf mich zukommen wird'-Stimmung wird dadurch irgendwie etwas gestört, ich weiß nicht ob Unentschlossenheit bei so einer Nachricht wirklich die erste Reaktion ist. Apropos Reaktion, ich hätte mir an der Stelle vielleicht etwas mehr Emotionalität gewünscht, wirklich ins gefühlsmäßige Innere gehen & nicht nur die Wiedergabe der Gedanken. Man lernt Accum nur sehr schleppend kennen & fängt noch nicht wirklich an eine Bindung zum Charakter aufzubauen, was ich persönlich etwas schade um das Potential finde.
    Cliffhangertechnisch ist das aber sicher ganz gut, man wird mit dieser Aussage in der letzten Zeile alleine gelassen & darf sich jetzt ausmalen was auf ihn zukommt. Da kommt dann ja der Bezug auf den kursivgedruckten Einschub vor Beginn des Kapitels, man weiß eigentlich was passieren wird - was ich immernoch etwas schade um die Spannung finde - aber trotzdem nicht was jetzt kommt. Spannung auf den Handlungsbogen der jetzt geschlagen werden muss hin zu Accum als 'Auserwählten' entsteht aufjedenfall, das funktioniert sehr gut.
    Da wären wir also am Ende des 1. Kapitels & am Ende des Kommentars, ich kriege ja sowieso ne Benachrichtigung wenn es was neues in diesem Thema gibt, kannst mich aber auch gerne auf die Benachrichtigungsliste setzen.

  • Was lange und noch länger wehrt, wird endlich gut (sollte mein Standardspruch werden, haha)! Ich wette, mit mir hast du nicht mehr gerechnet! Aber ich möchte das Remake von Celer trotzdem nochmal pushen >:3


    Dein Startpost ist wie schon beim letzten Mal wahnsinnig toll gestaltet! Allein die Abstimmung der Farben mit den Bildern, sehr schön! Abgesehen davon spiegeln beide Posts wieder, wie sehr du in dieser Welt drin hängst, was du dir für Gedanken gemacht hast und wie detailverliebt du das ausgearbeitet hast! Gerade deswegen hoffe ich, dass du das wieder aufnehmen wirst!
    Wenn, dann solltest du dir aber eine Umstrukturierung des zweiten SP überlegen, da Tabmenus ja auf lange Sicht nicht mehr unterstützt werden :/


    Was den bisherigen Part angeht ... für Verfolger der alten Version ist das erstmal ein überraschender Anfang, da hier ganz andere Ausgangsfaktoren vorherrschen. Accum war in der Ursprungsversion doch adlig, nicht? Dass er jetzt offenbar (noch?) ein Straßenbursche ist, der unter einer Diebesbande zu leiden hat, ist ein interessanter neuer Blickwinkel. Ein wenig erinnert mich dieses Kapitel ja an Skyrim, haha. Aber egal, back to topic: Der Einstieg ist sehr interessant. Nicht nur wegen der erwähnten neuen Perspektive, sondern auch, weil die magisch-mystischen Elemente der Vorstory hier noch fehlen. Das ist vielleicht gar kein so schlechter Einstieg für eine Fantasy-Geschichte, sofern du sie noch immer so geplant hast. Das ist, so glaube ich, ein Grund, warum Martins "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe so gut funktioniert und ankommt: Zunächst passiert magietechnisch gar nichts, das heißt, es kann auch ein breiteres Publikum abgeholt werden - die nämlich, die mit Fantasy weniger anfangen können und deren Vorliebe eher Richtung historische Romane geht. Ich bin gespannt, ob das hier ähnlich wird, aber das wäre sicherlich ein enormer Vorteil!
    Was die Aussicht angeht, ein Sklave zu werden: Auch interessant. Wobei ich sagen muss ... ich glaube nicht, dass Sklaven im Alten Rom ein Gehalt bezogen haben. Versorgt werden mussten sie, ja, aber ich bezweifle, dass sie entlohnt wurden. Bei Freigelassenen ja, aber sonst wäre das imo eher die Ausnahme, müsste ich aber auch nochmal nachlesen. Hast du da recherchiert?



    Ich hoffe, du bist nicht böse, dass der Kommi so kurz ausgefallen ist. Und ich hoffe, dass er dir trotzdem ein Anreiz ist, dich weiter in diese Welt zu Knien, in der schon soviel deines Herzblutes steckt!


    Mit lieben Grüßen,


    ~ Sheo

  • Über ein Jahr lang Stillstand - ups? Gut, hatte eine extrem schwierige Zeit hinter mir im letzten Jahr, sodass ich zwar durchaus mal weitergeschrieben habe, es aber vergessen hatte, ehrlich gesagt, hier hineinzuschauen. Und dann kam meine Inaktivität und ... - es tut mir leid, vielleicht kann ich das ja ändern, trotz Oberstufe. Vielleicht habe ich ja in nächster Zeit wieder die Muße, mehr Zeit im Internet abseits von Twitter (:pfeif:) zu verbringen. Wir werden sehen.







    Was erwarten die Nyms eigentlich von mir? Brauchten sie jemanden, den sie die Würde auflegen sollten, eine Übermacht zu besiegen? Sie erhoben mich in das Amt eines Kaisers; ich bin nun wahrscheinlich der erste und letzte Kaiser von Yorwynde. Claudius I. aus dem Geschlecht der Martelli. Glücklich bin ich mit diesem Titel nicht, denn ich denke nicht, dass ich ihn verdient habe.
    Zu welchem Preis mache ich das hier überhaupt? Dafür, dass wir hinterher ermordet werden? Aus Gier eines Kaisers, der Land erobern will? Und was denkt er sich eigentlich bei der Sache?
    Es muss ein Wunder geschehen, sonst wird die Katastrophe nicht abgewendet werden können.


    Kapitel _II
    Sklavenhandel



    Die Hauptstadt war in 14 verschiedene Zirkel aufgeteilt. Das entsprach auch der Anzahl der momentan in Rom residierenden Hochadelshäuser, soweit es Accum wusste.
    Der Sklavenhandel wurde seit Jahren im achten Zirkel der Stadt durchgeführt. Es war das Hauptgeschäft des Adelshauses Rejal, welches seit einigen Jahren im Hochadel vertreten war und damit ihr größtes Geschäft machte.
    Accum selber hatte nicht viel an; ein neues Oberteil hatte er sich nicht mehr leisten können, nachdem das Letzte durch die Auspeitschung von vor zwei Tagen zerfetzt und nicht mehr zu gebrauchen gewesen war. So hatte er lediglich seine beigefarbene Stoffhose an, welche ihm bis zu den Knien ging und am Ende ausgefranst war und helle Lederschuhe, die sogar noch einigermaßen bequem waren.
    Eris ging hinter ihm her, war wie ein Wächter in dem Menschenstrom, der von hinten gegen sie drückte. Sie bewegten sich mit der Masse zum Brunnenplatz, der sich in der Mitte des Zirkels befand. Hier wurde der Sklavenhandel einmal in der Woche betrieben und heute war einer dieser Tage.
    Die Menschen hielten Abstand von Accum, da durch das fehlende Oberteil Wunden auf dem Rücken deutlich zu sehen waren: teils immer noch blutend, teils komplett mit Schorf bedeckt und manche fingen an, langsam zu heilen. Dazu kamen die unzähligen Narben von den vorherigen Peitschenhieben, die Eris ihm in den letzten Jahren zugefügt hatte.
    Accum kam sich entblößt vor. Angreifbar. Seine Schwäche für jedermann sichtbar. Sein Rücken war wie ein offenes Buch über Accum selbst. Er versuchte, die ganzen gaffenden Blicke der anderen Menschen zu ignorieren, doch vergebens. Auf einmal hasste er all diese Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihn zu betrachten. Um so vielleicht ihre eigene Situation sich besser einzureden. Und dabei waren Eris und er noch nicht einmal am Sklavenmarkt angekommen.
    Sie gingen gerade eine der Hauptstraßen entlang, die direkt auf den Brunnenplatz führte. An den Seiten der Straße streckten sich die drei- bis fünfstöckigen Insulae der Plebejer in die Höhe. Diese Wohnhäuser waren dreckig, vermodert und alt. Die Fassaden waren rissig und bröckelten, Fenster gab es nur sehr wenige, welche dann auch nur mehr oder weniger Löcher in den Wänden waren. Wahlweise hatte auch bereits ein Straßenhund dort sein Revier markiert; die getrockneten Rinnsale aus Urin hatten ihre Spuren hinterlassen. Das Einzige, was man momentan nicht sah, waren die Bettler, die auf der gepflasterten Straße saßen. Diese waren bereits vor Stunden zusammengeklaubt und zum Platz gebracht worden. Man erhoffte sich dadurch, dass ein Adliger Mitleid hatte und diese heruntergekommenen Plebejer als Sklave einstellte – woraus dann das Haus Rejal eine Menge Profit schlug, da es sich die Einnahmen nicht mit anderen teilen musste, wie etwa den Anführern der Diebesbanden.
    Die Straße vor ihnen wurde nun noch breiter und mündete schließlich auf dem Platz. Dieser war riesig und drei weitere Straßen mündeten in ihm. Auch hier säumten weiterhin die Wohnhäuser der Plebs die Ränder des Platzes. In der Mitte war ein riesiger Brunnen. Er maß rund 16 Meter im Durchmesser und bestand aus silbrigem Metall, welches in der heißen Mittagssonne glänzte. In der Mitte des Brunnens schoss eine Wasserfontäne circa 6 Meter in die Höhe.
    Es war laut. Überall wurde geschrien, angepriesen und gefeilscht. Des Öfteren hörte man auch mal ein Lachen. Die Masse schob Accum weiter vor, immer tiefer in das Gedränge hinein, welches auf den Platz vorherrschte.
    Accum wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dadurch, dass der Platz nicht von den Häuserreihen vor der glühenden Sonne geschützt wurde, war es hier extrem heiß und er fing an zu schwitzen.
    Eris stoß ihn weiter vorwärts und zeigt mit einem Finger auf einen Mann ganz in der Nähe. „Da hin“, sagte er nur.
    Accum hatte nicht wirklich Zeit, sich richtig umzusehen, bemerkte allerdings, dass rund um den großen Brunnen hölzerne Podeste aufgebaut worden waren, wo nun allerhand Menschen draufstanden, die laut-stark angepriesen wurden von den Händlern – egal, wie heruntergekommen und abgemagert sie aussahen. Und viele sahen echt übel aus.
    Er wusste nicht so recht, was er von dem Ganzen halten sollte. Es kam ihm so absurd und surreal vor, dass hier Menschen verkauft wurden. Allerdings wusste er, dass es ein Machtmittel des Kaisers war. Panem et Circenses hieß die Methode, mit der der Kaiser versuchte, das Volk bei Laune zu halten – er gab ihnen zu essen - sofern sie die nötigen Mittel hatten, um es sich zu beschaffen - und bot ihnen dazu noch Unterhaltung. Sei es nun durch einfache Volksspiele, welche im Übrigen auch ausgewählte Sklaven vorspielen mussten, oder solche Märkte wie diesen. Denn viele kamen auch einfach nur, um zu gaffen. Es fiel Accum schwer, ihnen das zu verübeln, denn er konnte sich gut vorstellen, dass viele von den Plebejern hier Leute sahen, denen es noch schlechter erging als ihnen selbst.
    Eris hielt weiter auf den Mann zu, auf den er vorhin gedeutet hatte. Dieser war schäbig gekleidet; ein ausgewaschenes Hemd, eine ebenso von der Qualität her aussehende Hose, welche ihn nur bis knapp zu den Knöcheln reichte und ausgeleierte Sandalen aus billigem Leder. Er hatte eine relativ ausgeheilte Narbe, welche über seine faltige Stirn bis hin zu seinem Hinterkopf reichte und eine haarfreie Linie hinter sich herzog. Der Mann lächelte grimmig, als er Eris sah. Dann wanderte sein Blick zu Accum.
    Accum wusste nicht, wie er den Blick deuten sollte, der ihm nun zugeworfen wurde. Herablassend? Belustigt? Er selbst konnte aber auch nicht aufhören, diesen Mann anzugucken, da ihn die Narbe einerseits anwiderte, andererseits faszinierte. Woher sie wohl stammte?
    „Rick“, meinte Eris erfreut und die beiden schüttelten sich die Hände. „Hier, wie bereits abgesprochen. Das ist er.“ Eris zeigte auf Accum, der etwas abseits stehen geblieben war.
    „Dreh dich einmal“, meinte Rick zu Accum.
    Zu seiner eigenen Verblüffung machte Accum das sogar. Er wusste nicht, warum er diesem Mann gehorchte und sich um sich drehte. Eigentlich hatte Rick ihm nichts zu sagen. Auch wenn der nun vermutlich dafür verantwortlich war, an wen Accum verkauft werden würde. Je nachdem, wie Rick ihn anpreisen würde, würden verschiedene Adelshäuser auf ihn aufmerksam werden.
    Als Accum mit der Umdrehung fertig war und Rick wieder ansah, runzelte dieser seine Stirn. „Irgendwo-her kenne ich dieses Gesicht“, meinte Rick. „Es kommt mir vage bekannt vor.“
    Eris zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir auch nicht beantworten“, meinte er lediglich. „Bleibt das dann bei dem Abgesprochenen?“
    Rick nickte. „Das wird was werden“, erwiderte er. Eris nickte und ging.
    Er ging, ohne etwas zu weiteres zu sagen. Einfach so. Ohne eine Verabschiedung oder wenigstens einen Blick auf Accum zu werfen. Da bemerkte Accum, wie unwichtig er eigentlich für Eris die ganze Zeit gewesen war. Und er hatte sich manchmal auch noch eingebildet, dass er wichtig war. Wichtig für Eris und seine Erfolge. Die bittere Realität sah aber komplett anders aus. Er war rein gar nichts mehr wert. Er war es eigentlich noch nie gewesen.
    Dieser Abgang von Eris nahm ihn mehr mit, als er es zugeben wollte und als es eigentlich sollte. Dieser Mensch hatte ihn immerhin auf brutalster Weise zusammengeschlagen und gepeinigt. Accum wusste nicht, ob er sich nun schämen oder ob er vor Wut kochen sollte. In ihm stieg eine Mischung aus beidem hoch, doch er konnte es relativ gut verbergen. Das war wenigstens einer der Vorteile, wenn man auf der Straße aufgewachsen war; Man lernte, dass es einem nichts brachte, wenn man Emotionen zuließ. Zumindest als einfaches Kind. Wenn man der Anführer einer Bande war, konnten Wut und Verachtung als gutes Instrumente für die Machtsicherung dienen. Man konnte sich dadurch Respekt und Gehorsam sichern, zumindest bei den jüngeren Menschen, die in der Bande waren. Und es waren nicht wenige Kinder, die schon im Alter von fünf bis sechs Jahren lernen mussten, auf der Straße auch ohne Eltern zu überleben. Diese suchten sich dann meistens eine der Diebesbanden aus, von der sie sich erhofften, das sie sie gut behandeln würden.
    Doch das war meistens reines Wunschdenken. Die Banden nutzten die Unschuld der Kinder aus, um möglichst viel Profit aus Missionen zu schlagen. Und wenn sich das Durchfüttern eines Kindes nicht mehr bezahlt machte, dann ließen sie die Kleinen meistens links liegen oder verkauften sie auf dem Sklavenmarkt, damit sie wenigstens noch ein bisschen Geld bekamen.
    Accum wusste, wie schrecklich man als kleines Kind behandelt wurde - immerhin hatte er es am eigenen Leib erfahren müssen. Er war als Kleinkind entführt worden, von wem hatte ihm allerdings niemand gesagt. Und da es ihm nie jemand gesagt hatte, hatte er auch irgendwie nie gefragt. Er hatte es hingenommen, nie eine Familie zu haben. Hatte es hingenommen, es nie zu erfahren. Und hatte es hingenommen, ein Leben lang auf der Straße zu leben und eines frühen Todes zu sterben - entweder durch Hunger oder Kälte.
    Stumm blickte er Eris nach, sah, wie er sich durch die Menschenmassen bewegte. Fort aus seinem Leben. Fort war der Peiniger. Eigentlich hätte sich Accum darüber freuen müssen, dass Eris nun nicht mehr die Möglichkeit hatte, ihn zu missbrauchen. Allerdings verspürte er nichts dergleichen, bloß eine tiefe, gähnende Leere.
    „So. Wollen wir dich mal anpreisen gehen“, meinte Rick und schubste Accum in Richtung der hölzernen Treppe, welche hinauf zum Podest führte. Er stieg die Treppe herauf, welche mit jedem Schritt entsetzlich knarzte. Als er oben angekommen war, stellte er sich so hin, wie es die anderen auch taten. Zwar war auf seinem Podest kein anderer Sklave zum Verkauf, allerdings auf vielen anderen Podesten, die rund um den Brunnen standen. So stand er da nun aufrecht, während die heiße Mittagssonne ihm den Rücken wärmte. Seine Wunden pochten. Hier oben, rund zweieinhalb Fuß über dem Boden wehte auch eine leichte Brise, welche ihm durch sein blondes Haar fuhr.
    Er suchte sich einen Fleck in der Ferne, den er anstarren konnte und versank wieder in seinen Gedanken. Was würde sich nun ändern? Würde es besser werden als bisher? Wer würde ihn kaufen? Und vor allem, für was würde er eingesetzt werden? Putzkraft? Oder Wache? Als Wache eingestellt zu werden erschien ihm aber relativ unwahrscheinlich, denn er konnte weder mit Schwert noch mit Bogen umgehen. Lediglich mit dem Dolch hatte er notgedrungen Erfahrungen machen müssen, da es auf einigen Einsätzen zu unangenehmeren Vorfällen gekommen war, bei denen sich der Dolch als nützlich erwiesen hatte.
    Unten pries Rick ihn währenddessen an, hob seine Kraft hervor und seine Ausdauer – die er mit den überstandenen Auspeitschungen begründete, da er nach einigen Jahren voller Peitschenhiebe immer noch aufrecht stehen konnte und vor allem psychisch immer noch nicht zusammengebrochen war.
    Accum wusste nicht, woher er all diese Informationen hatte, vermutete allerdings, dass Eris munter bei Rick über ihn geplaudert hatte, damit er auch ja für einen guten Preis verkauft werden würde.
    Er blendete Rick wieder aus und versuchte auch die Leute zu ignorieren, die vor ihm stehen geblieben waren, um ihn zu betrachten. Er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller und das störte ihn gewaltig. Wenn er noch ein Funken Würde gehabt hätte, hätte es ihn noch mehr gestört. Aber in den Jahren als Dieb hatte er sich auf unterste Niveau der Gesellschaft begeben und damit war keinerlei Würde mehr verbunden. Er konnte nur froh sein, dass er nicht so wie Eris geworden war, der nur noch auf Aggressionen und Geld aus war.
    Generell war Accum eigentlich ein sehr ruhiger Mensch, der sich gerne zurückzog und nichts sagte, solange es nicht unbedingt nötig ist. Er konnte nicht einmal mehr sagen, wann genau er das letzte Mal ein Wort gesprochen hatte. Vor allem war er oftmals sehr unsicher, was er nun machen oder eher was er von bestimmten Sachen halten sollte. Er hatte nicht einmal mehr sehr viel Selbstbewusstsein, dafür hatte ihn Eris zu sehr emotional gebrochen.
    Er bemerkte trotzdem, dass ihn seit einiger Zeit ein Mann kontinuierlich anstarrte. Er wandte seinen Blick von dem Punkt ab, den er seit einiger Zeit betrachtete und blickte den Mann an. Der erwiderte den Blick stumm und wandte sich nach wenigen Sekunden ab und ging in Richtung der einen Hauptstraße, welche auf den Platz führte.
    Accum prägte sich diesen Mann ein, es war ein Soldat gewesen. Das erkannte man an den Umhang, den er trug. Der wallte ihm in einem türkisblau von der Schulter. Der untere Rand des Umhanges war ein blutroter Streifen. Accum wusste nicht, welchem Adelshaus diese Farben gehörten, allerdings musste es eines aus dem Hochadel sein, da nur diese zwei Grundfarben in ihrem Wappen haben durften. Der niedere Adel konnte sich nur jeweils eine Farbe für den Hintergrund der Flagge aussuchen.
    Der Tag verging nur sehr langsam. Nach drei Stunden wurden Accums Füße zittrig. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn nicht mehr lange halten würden. Außerdem bekam er Hunger und Durst. Durch die Sonne, die immer noch mit voller Kraft auf ihn herab schien, schwitzte er. Immer wieder wurde ein Sklave verkauft, doch bei ihm schien Rick einen zu hohen Preis veranschlagt haben. Er stritt sich mit vielen Adeligen oder deren Soldaten über den Preis, aber niemand schien für Accum das bezahlen zu wollen, was Rick für ihn haben wollte. So langsam bekam es Accum doch mit der Angst zu tun. Was würde mit ihm passieren, wenn er heute nicht mehr verkauft werden würde? Was würde dann geschehen? Würde er auf der Straße leben müssen? Er besaß noch ein wenig Geld in seiner Hosentasche, er würde es damit mit Sicherheit die ersten Tage über die Runden schaffen. Was war dann aber mit dem Rest der Woche, die noch verging, bis wieder der Sklavenmarkt aufgebaut wurde?
    Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Rick sich anfing, mit einem anderen Adeligen – Accum schätzte, dass er aus dem niederen Adel kam – lautstark zu zanken. Es war ein etwas kleinerer Mann mit ergrautem Haar und Bart und einem rundlichen Gesicht, und freundlich blickenden Augen. Seine Statur war allgemein etwas mollig und der Kleidungsstil etwas … speziell, wie Accum fand. Er sah aus wie ein Hofnarr. Gestreifte Klamotten aus Komplementärfarben und an den Schuhen waren kleine, goldene Glöckchen angebracht, die gerade klingelten, als der Mann empört mit den Füßen aufstampfte. „Auf 600 Duken gehe ich noch hoch“, meinte er schnaufend. Accum konnte sich vorstellen, dass diese warme, tiefe Stimme durchaus auch freundlich klingen konnte, wenn dieser Mann nicht gereizt wäre.
    „Aber schaut ihn Euch doch mal an: In den besten Jahren und er strotzt nur so vor Kraft“, entgegnete Rick freundlich und zeigte mit der linken Hand nebenbei zu ihm hoch.
    „Das Einzige was ich sehe ist ein ausgepeitschter, ausgehungerter Junge, dessen Beine nach dem langen Stehen in der Sonne auf diesen Podest ein wenig zittern. Aber gut. 650 Duken. Mein letztes Angebot.“ Der Mann schenkte Accum ein freundliches Lächeln, er selber blickte aber nur neugierig zurück. Irgendwie fand er ihn ja ganz nett, auch wenn dieser Kleidungsstil Accum immer noch komisch vorkam.
    Da mischte sich ein anderer Mann in die Unterhaltung ein und Accum sah, dass das der Soldat von vorhin war. „Wie viel willst du für ihn haben?“, fragte er Rick.
    „He!“, meinte der andere Mann. „Ich verhandele hier gerade!“
    „Und anscheinend könnt Ihr Euch nicht mit dem Händler einigen. Verzeiht, Graf Edwyn“, entgegnete der Soldat und blickte wieder zu Rick. „Also?“
    „1.100 Duken“, antwortete Rick.
    Man konnte förmlich sehen, wie sich der Soldat innerlich ein wenig wand, als er den Preis hörte. Trotz-dem holte er einen Beutel mit Münzen hervor und ein Bündel mit Scheinen. Er zählte das Geld ab und gab es Rick. „Hier. Ich nehme ihn mit.“
    Rick nahm das Geld an und nickte, dann wandte er sich an Accum. „Los, komm herunter. Du bist verkauft.“
    Dabei lächelte er grimmig.

  • Vor dem neuen Jahr wollte ich nochmal ein Kapitel posten, nachdem ich jetzt in der Handlung doch schon etwas fortgeschritten bin in den letzten Monaten und ich es hier nicht schleifen lassen möchte. Den Startpost werde ich noch updaten, irgendwann ... wenn ich dazu die Zeit habe. ^^'



    Nein, es war nicht leicht.
    Nein, das war es definitiv nicht.
    Nun, ich muss zugeben, es war anders. Ich … die zugewiesenen Rechte als Kaiser waren nicht ausgereift, das merkte ich jeden Tag. In der Schule hatte man beigebracht bekommen, dass Kaiser mächtig gewesen waren. Manche mehr, manche weniger.
    Doch ich - Nein. Macht würde ich dem Amt nicht zusprechen, zumindest nicht in Yorwynde.
    Und doch bin ich für die Menschen, die Jugendlichen hier, verantwortlich.
    Und zwar auf eine Weise, die mir Angst einflößt und Unbehagen bereitet.


    Kapitel _III
    Jasol



    Jasol schloss die massive Doppeltür aus Holz auf. Auf ihr waren Figuren und allerlei Szenen geschnitzt worden - vor einigen Jahren, als dieses Haus erbaut worden war und kurz darauf verdeckt die Kirche des Splitters dort ihren Platz in Rom gefunden hatte.
    Bis dato hatte die Kirche nur in den entlegenden Gebieten des Reiches, sowie im Königreich Lariel offiziell Kirchen bauen dürfen. Hier, in der Hauptstadt, hatte ein reicher Mann dieses Baugrundstück erworben und es später der Kirche zum Bau überlassen. Und als sie fertig damit war, konnte die Kaiserlinie nichts mehr unternehmen, denn offiziell herrschte ja in der Hauptstadt Neutralität der Kirchen gegenüber. Keine durfte bevorzugt oder benachteiligt werden, jede hatte in der Hauptstadt eigentlich ein Recht darauf, sich niederzulassen. Bloß war es dazu nie gekommen, aus ganz unterschiedlichen Gründen.
    Dem Mann war Jasol bis heute noch zutiefst dankbar. Dankbar darüber, dass er die Möglichkeit bekommen hatte, eine Kirchengemeinde aufzubauen. Dankbar darüber, in diesen unruhigen Zeiten Menschen Halt geben zu können.
    Dankbar darüber, Menschen helfen zu können.
    Das Gebäude war rund 20 Meter hoch, ein noch 5 Meter höherer Turm beheimatete eine kleine Glocke, mit der einmal in der Woche zur Versammlung gerufen wurde. Bis auf die reich verzierte Tür war die Außenfassade sonst recht glanzlos, bis auf die schmalen Fenster, in denen zwischen das Glas kleine Metallfiguren eingelassen waren.
    Er öffnete die eine Hälfte der Doppeltür und schritt hinein. Heute, wie an jedem Quintag, dem sechsten Tag der Woche, hatte die Gemeinde ihre Tore geöffnet für neue Mitglieder oder auch einfach zum Austausch der vergangenen Woche. Offizielle Gebete gab es hier im Splitter nicht. Der Splitter war darauf ausgelegt, die Wahrhaftigkeit zu lehren, Menschen auf den richtigen Weg mit sich selbst zu führen und Umsichtigkeit zu lehren. Aktion und Reaktion. Konsequenzen. Lernen aus Fehlern – der Grundbaustein der Entwicklung in Jasols Augen.
    Er ging den breiten Mittelgang entlang, zwischen den massiven Säulen hindurch, die das hohe Dach stützten. Vorne waren ein paar Holzbänke aufgestellt, ausgerichtet Richtung Norden, dem Ursprung der Macht der Kirche. Vor den Bänken stand ein tiefer Brunnen. Als Jasol in den Brunnen hinunterblickte, sah er das sich in dem tiefschwarzen Grundwasser Roms spiegelnde Licht.
    Das Wasser war weder heilig noch sonst in einer Art besonders, es war mehr ein Symbol. So schwarz wie die Nacht; das weiße Licht, welches durch die schmalen Fenster hineinströmte und sich in ihm spiegelte als Kontrast dazu. Hinter dem Brunnen erhob sich ein aus weißem Marmor gemeißelter Sitz – eine halbmondförmige Bank auf zwei Stelzen. Feine blaue Äderchen zogen sich durch den Marmor. Wie in jedem Gemeindehaus des Splitters. Auf einer Holzplatte aus Ahornholz, die links von ihm an der Bank befestigt war, lag ein Buch. Es war weder extrem dick noch sehr dünn, es verfügte lediglich über rund 450 Seiten plus einige Zeichnungen und Skizzen, die der Autor beigefügt hatte.
    Claudius Martelli hatte sie geschrieben.
    Die Grundlage des „Glaubens“ – die Worte der Bewahrung.
    Jasol kniete sich vor den Brunnen und verharrte in dieser Haltung genau dreißig Sekunden. Dann schloss er die Augen und wischte all seine Gedanken, die momentan in seinem Kopf herumspukten, beiseite. Dann atmete er drei Mal tief ein und aus und erhob sich wieder.
    Er war nun bereit, sich länger in diesem Gebäude aufzuhalten. Dies musste jeder Besucher, der sich länger in dem Gebäude aufhalten wollte, machen. Dieser Ort war kein Ort von Konflikten oder Ärger, zumindest nicht von zwischenmenschlichem. Aufkochende Emotionen waren hier fehl am Platz. Jasol hatte es sich zum Ziel gesetzt, ruhig an schwierige Themen heranzugehen, sich langsam an die harte Kost heranzutasten und von möglichst vielen Ansichten zu beleuchten.
    Bisher war ihm das recht gut gelungen, fand er.
    Er entfernte sich vom Brunnen und schritt vom Mittelgang in den linken Seitengang. Der Teppich, der in der ganzen Kirche verlegt worden war, war eine willkommene Wärme an seinen kalten, nackten Füßen.
    In diesem Seitengang standen ein paar Tische und Stühle, sowie Wasser in großen Glaskannen und Gläser, um etwas zu trinken.
    Er entzündete nach und nach die Kerzen in den Halterungen an den Wänden an und der Innenraum wurde langsam heller, gemütlicher. Jasol lächelte als er an der Wand entlangging, mit dem Feuer in der Hand. Sein Finger glühte und sprühte Funken, als er an die Kerzendochte kam und entzündete so jene.
    Tief in seinem Inneren spürte er die Macht, die ihn manchmal dazu drängte, ihn loszulassen, Chaos anzurichten, ihr zu verfallen. Doch Jasol hatte in den vergangenen Jahren gelernt, diesem Drang zu widerstehen und diese Kraft zu bändigen. Sie wärmte in kalten Nächten sein Inneres, hatte manchmal etwas Tröstliches, wo er sie doch hauptsächlich nur zum Kerzen anzünden benutzte.
    Er war lediglich ein einfacher Elementaer, was er manchmal etwas bedauerte. Seine Abstammung war ihm egal, einen Vorteil daraus ziehen konnte er sowieso schon lange nicht mehr. Doch seine Abstammung war dafür verantwortlich, dass ein Elementaer war. Dass er die Macht hatte, zu zerstören, aber auch, zu helfen. Ein winziger Splitter der Urkraft war in ihm, ein winziger Teil eines Gottes ruhte in ihm.
    Und wenn dieser, so verdammt kleine Teil schon so kraftvoll war, dann verjagte er immer den Gedanken, wie mächtig dann erst der Gott sein musste, von dem er abstammte oder eher, der seinen Vorahnen vor Jahrhunderten diese Kraft gegeben hatte.
    In den Worten der Bewahrung war von mächtigen Kriegern die Rede, die von Macht nur so strotzten. Von rachsüchtigen Herrschern, aber auch von gütigen und umsichtigen, die allen helfen wollten. So jemand wie Claudius Martelli, der seine Kraft anfangs nicht kontrollieren konnte, sie dann aber, als er es endlich konnte, benutzte, um seine Freunde zu schützen.
    Die Beschreibungen von dem, von dem sie imstande waren, waren so extrem, dass ihm das, was er konnte, mickrig und armselig vorkam. Über die Jahrhunderte hatte sich die Kraft abgeschwächt. Sei es durch Blutvermischung mit unadeligen Menschen, die dann Halbblute hervorbrachten und so die Kraft schwächten oder die Stärke der Gene, die das ermöglichten. Manche Adelslinien waren nach der Zeit aber immer noch so rein, dass sie von der Kraft nichts eingebüßt hatten.
    Jasol schritt weiter an der gegenüberliegenden Wand entlang und fuhr mit dem Entzünden der Kerzen fort. Sein Finger, der von kleinen Flammen umgeben war, kribbelte. Feuer konnte Jasol nichts anhaben, er war immun, was ihm schon einmal sein Leben rettete.
    Die Kerzen waren nun alle an und er ging zum Brunnen zurück, starrte auf die Flammen an seinem Finger und ... verlor ganz kurz die Kontrolle über sein Inneres.
    Die Kraft durchbrach seinen Schutzwall, den er gebaut hatte. Eine Stichflamme schoss empor bis unter die Decke. Die Macht durchströmte ihn nun bis in die Haarspitzen, er genoss den Adrenalinschub. Kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn, die Hitze war extrem. Seine Hand kribbelte, das Feuer verzehrte den Sauerstoff in seinen Lungen.
    Dann löschte er die Flamme augenblicklich und es wurde kühl um ihn herum. Er atmete lange aus und schloss die Augen. Nur langsam kehrte in seinem Inneren wieder Ruhe ein. Nur langsam fand er wieder zu sich selbst, nachdem sie ihn so teuflisch hatte werden lassen.
    Das war die Gefahr. Wenn man die Elementarie nicht oft und ausgiebig einsetzte, lief man in Gefahr, dass sie über einen die Kontrolle erlangte für kurze Zeit.
    Eisernes Training hatte Jasol in den letzten Jahren die nötige Willenskraft erlangen lassen, um den Drang eine lange Zeit ignorieren und unterdrücken zu können. Doch manchmal überkam es ihn immer noch, dass die unbändige Energie, die in ihm schlummerte, ausbrach. Und jedes Mal beschlich ihn danach ein schlechtes Gewissen. Das sollte nicht so sein. In den Worten der Bewahrung fand sich dazu nur sehr wenig, da Claudius selbst dieses Empfinden nicht hatte. Außerdem war die damalige Zeit keine gewesen, in der man hatte fürchten müssen, für den öffentlichen Gebrauch von Elementarie bestraft zu werden. Zumindest, wenn man nicht in den richtigen Stand hineingeboren war, wie Jasol. Wenn man nur ein “Halbblut” war, wie sie es nannten. Einer, der nicht das Kind zweier Adeliger war, sondern - meistens - lediglich das einer Hure, mit der ein Adeliger des nachts mal Spaß hatte.
    Jasol öffnete wieder die Augen, der Lärm der Straße drang durch die offene Tür wieder zu ihm durch.
    Nachdem ihm dieses sonderbare Gefühl nun wieder verlassen hatte, ging er zum Eingang des Gebäudes und zog an der langen Schnur rechts neben den Türen. Die Glocke oben im Turm begann zu läuten. Er trat hinaus in das Sonnenlicht.
    Und wartete auf die Gemeinde zum wöchentlichen Austausch.

  • Hallo Naryk,


    ich hab mir mal die Zeit genommen, um in deine Geschichte reinzulesen und finde die Aufmachung durchaus interessant. Du sagst zwar, dass es insgesamt eine Fantasywelt darstellen soll, aber besonders der Beginn mit Accum erinnert stark an historische Begebenheiten in Rom (wird wohl auch nicht irgendwoher kommen). Sklavenhandel ist keine leichte Kost, aber du schaffst das mit den ersten beiden Kapitel atmosphärisch recht gut umzusetzen. Die Abfolge der Ereignisse wirkt auch so weit glaubhaft, dass Accum im Anschluss zum Handel angeboten wird und so nimmt nun alles seinen Lauf. Zwar erfährt man von ihm selbst nicht sonderlich viel und ich denke mal, dass sich einiges erst später so richtig herausstellen wird, aber seine Sicht der Dinge sowie die Menschen um ihn herum hast du gut beschrieben. Hoffen wir mal, dass er eine ehrenvollere Aufgabe bekommt und demnächst auch die Zeit bekommt, sich vorzustellen und seinen Charakter zu präsentieren.
    Das ist so weit auch mein einziger Kritikpunkt bisher. Du hast schon einige Schicksalsschläge aufgeworfen und auch Jasol geht seiner täglichen Routine nach, aber so wirklich viel passiert ist noch nicht, geschweige denn weiß man, in welche Richtung das Ganze nun gehen wird. Es ist ein eher langsamer und gemächlicher Start, wie man ihn auch aus einigen Büchern kennt. Schau am besten, dass sich diese Ruhe und Ereignislosigkeit nicht zu lange hinzieht.


    In diesem Sinn, wir lesen uns!

  • Hallooooooo


    dein Startpost ist der Hammer! Dagegen ist meiner ziemlich lausig hhahaha
    Du offerierst dem Leser vorab schon eine Menge Informationen. Das ist einerseits gut, aber auch wieder nicht. In einem gedruckten Buch wirst du kaum dazu kommen so viele Daten vor der eigentlichen Geschichte niederzuschreiben. Ausser du machst so ein "Behind-the-Scenes" Büchlein wie es sie von diversen Manga gibt xD


    Zurück zur Story:


    Accum kam sich entblößt vor. Angreifbar. Seine Schwäche für jedermann sichtbar. Sein Rücken war wie ein offenes Buch über Accum selbst. Er versuchte, die ganzen gaffenden Blicke der anderen Menschen zu ignorieren, doch vergebens. Auf einmal hasste er all diese Menschen, die nichts Besseres zu tun hatten, als ihn zu betrachten. Um so vielleicht ihre eigene Situation sich besser einzureden. Und dabei waren Eris und er noch nicht einmal am Sklavenmarkt angekommen.

    Dieser Teil gefällt mir sehr sehr gut. Hier beschreibst du Accums (Scham-) Gefühle in wenigen Sätzen sehr präzise. Die Menschenmassen, die Narben, die Kleidung. Es ist alles gut aufeinander abgestimmt.



    Und viele sahen echt übel aus.


    Hier würde ich aufpassen. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber ich glaube das ist schon zu sehr Umgangssprachlich und modern.


    Seine Wunden pochten. Hier oben, rund zweieinhalb Fuß über dem Boden wehte auch eine leichte Brise, welche ihm durch sein blondes Haar fuhr.


    Hier war ich überrascht. Blondes Haar? Da Accum bisher nur leicht beschrieben wurde, weckt dieses merkmal die Aufmerksamkeit deiner Leser. Sie wissen, sie befinden sich in Rom und beobachten Accum, aber warum hat er blondes Haar? Was hat es damit auf sich? Hatten die Römer nicht meistens dunkles Haar? Das macht das ganze noch spannender :)


    ---------


    Alles in allem finde ich deinen Schreibstil sehr gut. Hier und da sind die Sätze ein wenig zu stark zerhackt aber das stört nicht wirklich. Übungssache.
    Die Kapitel sind kurz aber dementsprechend stören die Sprünge zwischen den Erzählungen und Ortschaften nicht. Der Einstieg ist nicht zu langsam und nicht zu schnell. Du gibst auch nicht zu viel deiner Geschichte preis und erhältst so die Spannung am Leben. Wir wollen mehr erfahren, mehr wissen.


    Allerdings finde ich, musst du aufpassen mit den einzelnen Begriffen. Klar, in einer Fantasy Geschichte darfst du so viele Begriffe erfinden wie du willst, aber sie müssen dem Leser auch gut erklärt werden. Da greife ich wieder auf meine Notiz vom Anfang zurück: versuch mehr in der Story selbst zu erklären und nicht vorneweg. Jemand hat vor mir schon geschrieben, dass die Begriffe ein wenig aus der Luft gegriffen sind. Das muss nicht sein. Sie müssen nur gut inszeniert werden. :)
    Klar manchmal passen einem die Begriffe trotzdem nicht ich kenn das Gefühl. 80% meiner Welt hat über die letzten 5 Jahre hinweg immer wieder neue Namen gekriegt. Ich hoffe sie bleiben jetzt mal so wie sie sind. xD

    Ich bin gespannt auf weitere Kapitel und vor allem wie es mit Accum weitergeht. Schade hat der "freundlich" wirkende Mann ihn nicht gekauft. Aber man weiss ja nie :O vielleicht wäre der Kasperl sogar noch schlimmer und gewalttätiger als Eris?

  • "Neues" Jahr - neues Glück? Ich lebe noch, hallo! Und sogar mit zwei fürs BB fertigen Kapiteln, juhu. Eins kommt heute, das andere in den nächsten Tagen, I suppose. Und dieses Topic hier gibts nun seit Z W E I Jahren - und ich bin unfassbar weit gekommen hier im BB mit der Veröffentlichung, wunderbar. *hüstel*


    In der letzten Zeit habe ich sehr viel an Celer geschrieben, vieles davon ist noch nicht fest und muss nochmal überarbeitet werden, aber ich bin mittlerweile weiter fortgeschritten in der Handlung - und well, ich liebe es, an Celer zu schreiben. Hoffentlich hält diese Schreibwut dieses Mal länger, dann kommen auch öfters Kapitel hier, auch wenn ich hier im BB mit der ... "Veröffentlichung" ja noch sehr am Anfang stehe.
    Danke an @Rusalka für deinen Kommentar! Ja, ich werde versuchen bzw habe es versucht, die Handlung am Anfang nicht allzu schleifen zu lassen. Ich wollte nur gerne jedem Charakter, der eine wichtige(re) Rolle in der Handlung spielen wird, ein eigenes Kapitel spendieren, um ihn ein bisschen vorzustellen. Mag vielleicht nicht die eleganteste Form sein, das gebe ich gerne zu, aber es ist die, die mir am besten persönlich zusagt, auch wenn darunter sehr wahrscheinlich der Handlungsstrang leidet/leiden wird am Anfang. Das nächste Kapitel ist wieder eine Charaktervorstellung, bitte verzeih es mir - dafür sind die danach Handlung bzw Kapitel, bei denen ich versucht habe, Hintergrundwissen einzuflechten. Mal schauen. :3 Aber wirklich danke, dass du dir die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen hast! :3
    @southheart: An dich ebenso ein herzliches Danke! Zu den vielen Daten am Anfang: Ja, ich weiß... Der Startpost ist nur jetzt schon 2 Jahre alt und ich fand das damals unfassbar toll, so viele Informationen preiszugeben ... heute würde ich das vermutlich einfach ignorant weglassen und euch ins kalte Wasser werfen xD Ich arbeite an der Welt mittlerweile seit 7 Jahren (oh gosh...) und ja, ich bin dann schon so in den Begriffen drin, dass ich oftmals vergesse, es genauer zu erklären. Ich habe aber beim Schreiben in der letzten Zeit da explizit drauf geachtet, ich hoffe, es wird besser, danke! :D Mit Accum gehts im nächsten Kapitel, was nach dem jetzt folgt, weiter (glaube ich zumindest, müsste ich mal nachgucken, ich bin im BB ein bisschen anders mit der Kapitelreihenfolge bis jetzt, als in meinem Word-Dokument... xD")


    und bitte ignoriert die Tatsache, dass die Anführungszeichen nicht korrekt sind, Google Drive is nur leider blöd in der Hinsicht ._.





    Plötzlich war die Welt nicht mehr die, die ich in meinem restlichen Leben kennen gelernt hatte. Plötzlich war alles kaputt. Ein Vernichtungssturm, der seinesgleichen suchte. Und die Adler, die uns daraus gerettet hatten.
    Aber ich sollte noch lernen, dass es noch viel Sonderbarer vonstatten gehen würde.



    Kapitel _IV
    Kyrill




    “Lyno ist ein sonderbares Wesen”, las er und strich sich die blonde Haarsträhne aus der Stirn. “Aber die Welt hat sich sowieso so extrem verändert, dass mich auch das nicht mehr verwundert, wenn ich ehrlich bin. Ein menschengroßer Adler, mit blauem Gefieder, der mich auf seinem Rücken überall hinträgt.
    Ein Volk, welches nach einem Sturm nur noch aus Fünfzehn- bis Fünfundwanzig-Jährigen besteht, sich selbst neu finden muss. Und dann auch noch die Elementarie, wie wir sie mittlerweile nennen. Ich kann Wasser und Eis erschaffen, einfach aus dem Nichts! Das muss man sich mal vorstellen!
    Na gut, es funktioniert noch nicht so gut und ich muss mich dafür wirklich extrem anstrengen. Aber es wird besser, je mehr ich übe. Immerhin habe ich heute nicht mehr meine Übungspartner mit plötzlichen Duschen durchnässt, ein Fortschritt.”
    Kyrill ließ das dicke, alte Buch auf seinen Schoß sinken und streckte die linke Hand von sich weg, die Handfläche etwas gewölbt nach oben. Er konzentrierte sich und spürte, wie sein Arm langsam warm wurde. Die Wärme strömte langsam in Richtung der Handfläche und sammelte sich dort.
    Er schloss die Augen, vergaß das Zimmer um ihn herum und konzentrierte sich nur auf die Rillen in seiner Hand. Spürte, wie die Energie immer stärker seinen Arm entlang floss.
    Es fauchte, die Energie entlud sich und er öffnete die Augen. Zwischen seinen Fingern tänzelten kleine Flammen, leckten an seiner Haut - und doch verletzten sie ihn nicht. Er spürte lediglich eine angenehme Wärme an den Stellen.
    Kyrill lächelte. Wie Claud in dem Buch machte auch er Fortschritte im Umgang mit der Elementarie.
    Die Flammen erloschen, denn seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Buch.
    “Und ja, gestern haben wir tatsächlich einen getroffen, der ein neues, uns bisher nicht bekanntes, Element beherrschte.” Kyrill atmete hörbar ein, das waren immer sehr spannende Stellen in dem Buch.
    “Er kann das Wetter beeinflussen. Zwar sind seine Fähigkeiten auch noch sehr beschränkt, er ist gestern, nachdem er uns es vorgeführt hatte, in Ohnmacht gefallen und erst heute morgen wieder aufgewacht, jedoch ist er meiner Meinung jetzt schon stärker als viele andere.
    Damit hätten wir jetzt neben Wasser, Eis, Feuer und, wir nennen es momentan noch Pflanze, ein fünftes Element der Elementarie herausgefunden: das Wetter.”
    Kyrill überlegte. Ja, das stimmte mit anderen Aufzeichnungen überein. Das Wetter war das fünfte Element, welches entdeckt wurde. Es war bis heute dasjenige, welches am seltensten vorkam. Die wenigsten Adeligen, von denen bekannt war, dass die Elementaere, wie sie auch genannt wurden, waren, hatten die Fähigkeit vererbt bekommen. In ganz Rom gab es keinen einzigen, reinen Wetter-Elementaer.
    Er konzentrierte sich wieder auf das Buch. Dort schrieb Claud weiter: “Es war wunderbar. Es regnete in Strömen, die Dächer aus gewachsten Tüchern und Holz wurden allmählich undicht. Und dann kam er in die Stadt und besuchte mich im Rathaus. Der Rat war gerade fertig geworden mit seiner allwöchentlichen Sitzung.
    Da meinte er, er könnte den Regen aufhören lassen, dass das seine Fähigkeit wäre. Ich gewährte es ihm, etwas verwundert. Und tatsächlich, der Regen hörte auf und der Himmel klarte sogar etwas auf. Dann brach er zusammen.
    Nun, danach hatten wir, der Rat und ich, den Einwohnern der Stadt einiges zu erklären. doch der Trubel legt sich wieder langsam.
    Schwierig könnte es jetzt nur im Rat werden. Dem Wetter-Element stehen 10 Plätze zu. Momentan kann nur einer besetzt werden. Aber vielleicht finden wir ja jetzt, wo das Element bekannt ist, auch welche, die es in sich verborgen tragen.”
    Kyrill lehnte sich auf dem Sessel zurück. Er bewunderte diesen Jungen. Neunzehn Jahre war er alt gewesen, als er das geschrieben hatte. Er war damit einer der älteren Nyms, wie die Bewohner von Yorwynde sich damals nannten, gewesen. Und trotz dem, was alles geschehen war, war er so optimistisch und neugierig geblieben. Kyrill selbst war erst fünfzehn Jahre alt - und er interessierte sich sehr für den Teil der Geschichte des Reiches.
    Yorwynde war, soweit er es bis jetzt in Erfahrung hatte bringen können, eine Art … Staat gewesen, den es in den Jahren -1 bis 1 nach Frederico gegeben hatte. Also von unmittelbar nach dem Sturm bis zu Fredericos großem Eroberungszug in Europa, im zweiten Jahr nach der Gründung des zweiten Römischen Reiches.
    Und in diesem Staat, der sich auf dem Gebiet von drei sehr, sehr alten Staaten, die es vor dem Sturm gegeben hatte, befand, lebten ungefähr 30.000 bis 50.000 Nyms. Zumindest heutigen Schätzungen zufolge. Genau konnte man das nicht sagen.
    Als Sprache wurde dort Deutsch gesprochen. Kyrill hatte diese Sprache lernen müssen, da er splitteristisch war. Jeder Splitterist musste Deutsch lernen, damit er “Die Worte der Bewahrung” lesen konnte, dem Grundsatz dieser Glaubensbewegung.
    Dazu war Deutsch allerdings auch die Ursprache für die, die jetzt im Reich gesprochen wurde; Rudisch hatte sehr ähnliche grammatikalische Stämme für die Vergangenheitsformen und auch viele Wörter ließen sich aufs Deutsche zurückführen. Wenn man den übrig gebliebenen Überlieferungen genau vertrauen durfte, natürlich. Aber sie waren umfassend genug, um “Die Worte der Bewahrung” lesen zu können, wenn man sich durchbiss.
    Kyrill legte das Buch offen beiseite, stand auf und ging in seinem kreisrunden Zimmer umher. Noch war er sich nicht ganz sicher, wie er das alles bewerten könnte.
    Er lehnte sich gegen die Wendeltreppe, die ein Stockwerk höher führte. Dort oben stand sein Bett und der Schrank für seine Anziehsachen. Mit den nackten Füßen fuhr er durch den dunklen Teppich, der den Boden bedeckte, und kaute auf seiner Unterlippe herum.
    Einerseits hatte er in dem Buch bis jetzt noch nichts gelesen, was irgendwie “schädlich” wirkte. Und doch war es seit jeher den Kaisern ein Dorn im Auge gewesen.
    Andererseits, und das erklärte es vermutlich - es war der Grundstein für den Splitterismus. Und der bezeichnete Claud als eine Art Gott. Die Staatsreligion dagegen deklarierte den jeweiligen, amtierenden Kaiser als Gott. Die Rangeleien der beiden Religionen hatte in der Vergangenheit schon zu mehreren Rebellionen gegen das Kaisergeschlecht geführt, wie Kyrill wusste. In seinen fünfzehn Lebensjahren war es jedoch überaus ruhig geblieben.
    Und darüber war er auch ziemlich froh, wenn er es ehrlich zugab.
    Von unten drangen Geräusche in sein Zimmer herauf. Sein Vater war anscheinend von seinem “Begrüßungsbesuch”, wie er es gerne nannte, zurück. Jetzt würde Kyrill sich wieder anhören müssen, wie denn das Haus Necciv so sei, weil man ja immer über seine Adeligen Bescheid wissen müssen, wie sein Vater ihm stets einbläute.
    Vor allem als Erben und Nachfolger des Hauses Laurentin, wie er immer noch hinzufügte. Als Fünfzehnjähriger Adeliger hatte er heute noch eine Geschichtsstunde vor sich.
    Und in seiner Rolle als Kronprinz stand heute der Besuch des wöchentlichen Austauschs in der splitteristischen Gemeinde Roms noch auf der Tagesplanung.
    Etwas, was Kyrill seit jeher viel Freude bereitete.

  • Hallo Naryk,


    also haben wir hier nun einen weiteren Charakter, der sich vorstellen darf. Gerade nachdem die Elementarmagie im letzten Kapitel hauptsächlich angedeutet wurde, wird einem hier wieder bewusst, dass sie fixer Bestandteil der Welt und dementsprechend verbreitet ist. Aus den alten Schriften die Werdegänge zu erfahren und wie die Menschen langsam die Magie der Nyms entdeckten, ist schon durchaus spannend zu erfahren, weil du da einige Grundpfeiler direkt in die Geschichte mit einbringen kannst. Und dabei hast du nicht einmal alle Elemente angesprochen, sondern erst einmal nur fünf, die wohl zudem die gängigsten zu sein scheinen.
    Gleichzeitig mag ich es aber auch, mehr über Kyrill zu erfahren. Er wirkt mit seiner Art recht sympathisch und vor allem eifrig, mehr über die Welt und die Magie zu erfahren. Passend für sein Alter, möchte ich schon sagen. Interessant ist da auch der Hintergrund, dass er eine recht hohe Rolle im Reich zu besitzen scheint und im Text trotzdem locker auftritt, als wär das alles überhaupt kein Problem. Ebenfalls recht passend zum Alter, in dem man nun doch noch nicht so korrekt sein möchte, wie es der Vater vielleicht will. Insofern ist die Vorstellung eine gute und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.


    Wir lesen uns!

  • Ich arbeite an der Welt mittlerweile seit 7 Jahren (oh gosh...)

    Ich kenn das Gefühl XD
    An meiner Welt arbeite ich auch schon seit 7 Jahren. Da war ich noch 14. Was für ein Goof hahahaha


    Zur Story.. man man ich habe gar nicht bemerkt, dass ein neues Kapitel draussen ist xD
    Musste mich erst wieder finden unter den ganzen Fanfiction die hier gepostet werden.
    Die Herangehensweise um ein bisschen mehr HIntergrundwissen zu vermitteln finde ich gut. Flashbacks sind wohl was vom langweiligsten überhaupt. Da muss man schon andere Wege finden. Eine Figur die ein Buch liest oder eine Geschichte erzählt bekommt ist dabei meist meine erste Wahl.


    Zu lesen wie die Figuren langsam mehr über ihre eigenen Fertigkeiten lernen ist interessant und ich will gleich noch mehr erfahren! Manchmal ist es ein bisschen kompliziert, wenn du mit den ganzen Organisationen und Strukturen und vor allem den Begriffen kommst. Man muss sich immer ein bisschen orientieren und zurückdenken was jetzt nochmal was war.


    Bin gespannt auf das nächste Chapter. Bis dann :)

  • Hallo, @Naryk, mein Freund!


    Mein Kommi steht ja auch noch seit einiger Zeit aus, haha. Also mach ich mich mal ran und kommentiere das letzte erschienene Kapitel genauer!
    Was mir allgemein bisher aber noch ins Auge gestochen ist und ich richtig gut finde ist dieser angedeutete Konflikt verschiedener religiöser Gruppierungen. Oft wird einem Land ja nur eine Glaubenskultur zugewiesen, was meistens ein wenig undifferenziert ist. Good job also, hast du eigentlich mal daran gedacht, Celer zu veröffentlichen?



    Vielen, lieben Dank für den tollen Lesegenuss! Aberrr eine kleine Anmerkung hab ich noch: Pass auf, dass bestimmte Gruppen nicht zu sehr in ein Feindbild rutschen, dass sich an späterem Punkt der Story vielleicht nur noch schwer auflösen lässt.


    Bis zum nächsten Mal!


    ~ Deine Sheo

  • Hellow.


    @Sheogorath: Eine Sache, die ich anmerken wollte: Die Erben der einzelnen Adelsgeschlechter werden auch Kronprinzen genannt, sorry wenn das verwirrend rüberkam. xD' Aber ansonsten vielen lieben Danke für den Kommi! <3
    @southheart: Ja, ich war 10, als ich anfing. Schlimm, ehrlich xD Ja, das mit dem zurückdenken tut mir leid, ich bin einfach zu faul, regelmäßig was hochzuladen, OBWOHL ich es bereits habe. Naja xD Und danke für deinen Kommentar!
    @Rusalka: Die 5, die bis jetzt vorgestellt wurden, sind nicht unbedingt die Gängigsten, sondern die, die 'damals' vor allem als Erstes entdeckt wurden. Bin mir zum Beispiel auch noch nicht sicher, ob es nicht noch mehr Elemente gibt, die die Charaktere noch nicht entdeckt haben im Laufe der Jahrhunderte. We'll see, ich wills auch nicht so katastrophal komplex machen. Danke für den Kommi :D




    Der Rat. Das letzte Überbleibsel von der bekannten Demokratie. Es war schwer, das Gebäude zu bauen. Ganz aus Holz; ein Gebäude für einen Rat, in dem Jugendliche tagen. Jedes Element hatte seiner Vertreter in verschiedenen Altersklassen entsandt.
    Die Größe des Rats war auf 40 Mitglieder festgelegt, für jedes Element 10 Mitglieder. Sollte ein neues entdeckt werden in der “Nym’schen Elementarie”, würde der Rat einfach um 10 Mitglieder erweitert, so war zumindest der Plan.
    Und trotzdem gab es dann noch mich, den Kaiser. Der zusammen im Konsens mit ihm regierte.



    Kapitel _V
    Geschichtsstunde



    “So, Euer Gnaden.” Graf Vidal, ein Vasall seines Vaters, schritt vor seinem Tisch umher. Kyrill tippte mit der Schreibfeder seinerseits etwas gelangweilt auf das Blatt vor ihm und schaute nachdenklich aus dem Fenster.
    Die Sonne schien, wie nahezu immer, und Kyrill wünschte sich, draußen dort zu sitzen. Die Unterrichtsstunden, die er erhielt, waren oftmals langweilig. Rudisch konnte er, auch in Deutsch war er mittlerweile so sicher, dass er es immer wieder schaffte, die Texte aus dem Splitter zu lesen und sogar zu interpretieren. Generell lagen ihm Sprachen besser als die mathematischen Vorgänge. Die Geschichtsstunden fand er mal mehr, mal weniger interessant.
    “Schließen wir nun die Textanalyse ab. Ihr habt unser erarbeitetes Ergebnis festgehalten?”, fragte ihn Vidal. Dieser war ein stämmiger, aber sehr großer Mann. So groß, dass er sich, wenn er durch Türen ging, immer ducken musste. Seine blonden Haare wiesen erste graue Strähnen auf und kräuselten sich in seine hohe Stirn. Sie umrahmten ein markantes Gesicht mit zwei harten, moosgrünen Augen. Ein Lächeln war nur selten auf seinen Lippen zu erkennen. Und er war der loyalste Vasall seines Vaters, sowie dessen Rechte Hand, wenn es darum ging, das Unterkönigreich Lariel zu regieren. Er war die treue Seele des Reiches, wie Kyrills Vater ihn auch oft warmherzig bezeichnete.
    Kyrill seufzte erleichtert. “Dann war es das also für heute?”, erwiderte er mit einem hoffnungsvollen Unterton in der Stimme.
    Vidal zog die rechte Augenbraue in die Höhe. “Nein, Euer Gnaden. Heute steht noch Geschichte auf dem Plan.”
    Sein Schüler unterdrückte ein weiteres Seufzen - das hatte er ganz vergessen. “So denn”, fuhr Graf Vidal fort, “könnt Ihr mir noch sagen, was oder eher wen wir das letzte Mal besprochen haben?” Er holte ein dickes Bündel Papier aus seiner ledernen Tasche, die neben seinem Pult stand und blätterte darin herum, bis er die richtige Seite gefunden hatte.
    Kyrill überlegte. “Sirius II.”, antwortete er nach kurzem Zögern.
    Vidal nickte und starrte ihn dann erwartungsvoll an.
    “Äh”, meinte der junge Kronprinz darauf. “Er regierte von 201 bis 209 nach Frederico, hatte also eine recht kurze Regentschaft.”
    Sein Lehrer nickte abermals, schien nun etwas zufriedener zu sein. “Und weshalb kam er an die Macht?”, hakte er nach und verschränkte seine Arme auf Bauchhöhe.
    Kyrill machte ein nachdenkliches Gesicht. “Nun, sein Vorgänger, Frederico V., starb in Folge eines Putsches. Den hatte Sirius II. aufgrund von Machtgier geplant, wie man heute recht sicher weiß. Da Frederico V. keine legitimen, männlichen Nachfahren hatte, fiel der Kaiserthron also nun an den Putschist, der sein … Bruder war?”
    Vidal bejahte. “Jawohl.” Er schritt um das Pult herum und blickte dann konzentriert auf die große, schwarze Schiefertafel, die an der Wand dahinter hang. “Nun, sagt mir, Euer Gnaden, wie wird Sirius II. heute genannt und wie könnte man seine kurze Regierungszeit beschreiben?”
    “Er wird heute doch auch … Sirius der Grausame genannt, oder?” Sein Lehrer nickte. Kyrill kamen nun so langsam die Erinnerungen an die letzte Stunde zurück. “Ah, genau! Er war der neunte Kaiser, den es im Reich gab. Seine achtjährige Herrschaft war voller Reformen zugunsten des Adels. Die Plebs bekamen darin die wohl letzten … ‘Rechte’, die sie noch besaßen, abgesprochen. Das waren so Rechte, wie zum Beispiel frei auswählen zu können nach der Heirat, wo man mit seiner Familie im Reich sich niederlässt. Oder, dass die Plebejer ein Anrecht auf soziale Fürsorge haben. Sie waren nun also faktisch obdachlos und durften nicht mehr in Bettelhäusern aufgenommen werden.
    Dazu folgten zahlreiche Hinrichtungen, da man vermutet, dass Sirius II. ein wenig verrückt war beziehungsweise zum Ende seiner Amtszeit wurde. Er ließ den Brunnenplatz errichten, um den Hinrichtungen die passende … Kulisse zu geben und gleich einen Ort zu haben, an dem danach nicht großflächig geputzt werden musste.
    Der Höhepunkt der Hinrichtungen folgte im Jahr 208, als er an drei hintereinander folgenden Tagen ungefähr dreitausendfünfhundert Plebejer und Adelige hinrichten ließ von seinen Elementaeren, die eine Rebellion geplant hatten.”
    Vidal nickte anerkennend. “Sehr gut, Kyrill. Ihr wart also doch aufmerksam genug in der letzten Stunde. Nun, Euer Gnaden, haben ihm die Hinrichtungen etwas gebracht?”
    Kyrill schüttelte den Kopf. “Nein”, meinte er. “Im Jahr 209 nach Frederico fand die dritte Nym’sche Rebellion statt, die damit endete, dass die Rebellen ihn geköpft haben.”
    Sein Lehrer lehnte sich am Pult an. “Sehr wohl.”
    “Aber”, meinte der Kronprinz. “Warum ist dann die Kaiserlinie nicht gestürzt, wenn sie ihn doch geköpft haben?”
    Graf Vidal lächelte. “Das ist unser heutiges Thema, Euer Gnaden.” Er drehte sich um und schritt zur Schiefertafel. Die Spitze seines rechten Zeigefingers wurde eisblau und er begann oben in groß ‘DIE DRITTE NYM’SCHE RELIGION’ zu schreiben. Dort, wo sein Zeigefinger die Tafel berührte, bildete sich eine dickere Eisschicht, die im Sonnenlicht funkelte. Vidal machte kein Geheimnis im Adel daraus, dass er ein Eis-Elementaer war. Im Rudischen nannte man sie auch schlicht “Ies’er”1.
    Kyrill nahm sich ein neues Blatt, tunkte seine Schreibfeder in das Tintenfass und begann, die Überschrift abzuschreiben.
    “Die dritte Nym’sche Rebellion begann am ersten Quintiel2 des Monats Blomenma’ad3 des Jahres 209.” An die Tafel schrieb er “07.05.209”. “Das”, meinte sein Lehrer und tippte auf die Zahlen aus Eis, “wäre die Schreibweise in Yorwynde gewesen, Euer Gnaden. ‘Blomenma’ad’ ist das rudische Wort für ‘Mai’ im Deutschen.”
    Kyrill nickte und nahm ein anderes Blatt hervor, auf dem er sämtliche neue Wörter aus dem Deutschen festhielt, um nachschlagen zu können, falls er beim Lesen mal auf ein, ihm unbekanntes, Wort stoßen sollte.
    “Die Auslöser”, fuhr sein Lehrer fort, “habt Ihr vorhin schon gut dargestellt. Die vielen grausamen Hinrichtungen in den Jahren davor hatten die Wut geschürt unter den Plebejern. Sie haben es nicht länger ausgehalten und sich formiert. Wie sie es schafften, das zum Großteil vor den Augen des Kaisers versteckt zu halten, ist bis heute ein Rätsel. Man geht davon aus, dass sie sich in den Tiefen des Urwalds von Draccel versteckt haben. Das würde zumindest erklären, warum der Kaiser nichts bemerkte oder wenn doch, nichts unternahm.”
    Oh ja, das konnte Kyrill verstehen. Der Urwald von Draccel war so verschlungen und dunkel, da trauten sich die Wenigsten hinein. Innen, im Wald, sollen mysteriöse, riesige und gefährliche Tiere leben. Manche sagen, sie hätten über den sehr hohen Baumkronen, die man manchmal nicht mit bloßem Auge erkennen konnte, so hoch waren waren, riesige Adler kreisen sehen.
    Und Ammenmärchen behaupteten, dass auf den Kronen ein sonderbares Volk leben soll, was nicht altert und blaue Haare hatte. Kyrill wusste, dass dieser Wald damals im Eroberungskrieg von Frederico I. eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Dort hatten die Nyms aus Yorwynde Vorteile, da sie den Wald im Laufe der Zeit erkundet hatten und sich zurechtfanden. Außerdem wusste er, wenn er den Worten der Bewahrung Glauben schenkte, dass Claud selbst blaue Haare hatte.
    “Jedenfalls”, riss sein Lehrer ihn aus seinen Gedanken, “führten die Hinrichtungen dazu, dass beim Plebs das Fass zum Überlaufen gebracht wurde. Doch … bei den etwas skeptischen Adelshäusern war es auch noch etwas anderes, was sie zum Teil rebellieren ließ. Könntet Ihr Euch vorstellen, was das gewesen sein könnte, Kronprinz?”
    Kyrill wiegte nachdenklich den Kopf und tippe mit einem Finger auf die Tischplatte. “Zusätzliche Abgaben?”
    Vidal schmunzelte. “So etwas in der Art. Sirius II. beschloss, dass jedes Adelshaus den Erstgeborenen, sollte er ein Elementaer sein, an den Kaiser abgeben muss.”
    Kyrill zog scharf die Luft ein. “Wirklich?”, fragte er, etwas ungläubig.
    Der Graf nickte. “Ja. Dieses Dekret veranlasste die sowieso schon skeptischen Adelshäuser die kaiserliche Beflaggung einzholen und für unabhängig zu erklären.”
    “Aber es machten nicht alle der Häuser mit?”
    “Richtig”, bestätigte Vidal. “Wie viele Hochadelshäuser gibt es momentan, Euer Gnaden?”
    “Elf”, antwortete Kyrill wie aus der Pistole geschossen.
    “Korrekt.” Vidal lehnte sich wieder gegen das Pult. “Im Jahr 209 gab es ganze dreizehn Stück. Fünf schlossen sich den Rebellen an, darunter auch Euer Haus.”
    Kyrill notierte sich alles in Stichpunkten auf sein Blatt. “Aber wir wurden nicht vernichtet”, stellte er fest und kaute auf dem Ende des Holzes seiner Schreibfeder herum. Wie bei den anderen beiden Rebellionen davor und der danach auch, dachte er im Stillen. Warum?
    Sein Lehrer nickte bedächtig. “Genau. Die anderen vier Häuser dagegen schon. Alle überlebenden Mitglieder dieser Adelshäuser wurden nach der Rebellion hingerichtet von Sirius III., der seinem Vater nachfolgte. Die vernichteten Häuser hießen Recil, Puilo, Vedix und Nujil. Während der Rebellion starben rund dreißigtausend Rebellen, inklusive der Adelsmitglieder und zwölftausend Soldaten der Kaisertruppen.”
    Kyrill runzelte die Stirn und setzte die Feder ab. “Nur so wenige?”
    “Ja, Euer Gnaden?”, bestätigte Vidal. “Die Truppen des Kaisers waren viel besser ausgerüstet und ausgebildet worden. Zumal sie viel mehr Elementaere und gar fünf Allgebietende besaßen.”
    “F-fünf…?”, erschrak Kyrill. “A-aber Allgebietende sind doch eine Art Ein-Mann-Armee! Die kann man nicht töten!”
    Vidal lächelte. “Doch, kann man tatsächlich, Kronprinz. Es ist nur sehr schwer. Ein Allgebietender kann, wie Euer Gnaden sicherlich wissen, es mit mehreren einfachen Elementaeren auf einmal im Kampf aufnehmen. Ihr alleine wäret, wenn Ihr diese Bemerkung erlauben würdet, für einen Allgebietenden nur ein kleines Hindernis.”
    Kyrill kaute weiterhin nachdenklich auf der Schreibfeder herum. “Ja, das mag stimmen. Gab es Elementaere auf Seiten der Rebellen?”
    Der Graf nickte. “Ja, durchaus. Allerdings in geringerer Anzahl. Zu der Zeit waren die Elementaere auch in Eurer Familie recht rar, Euer Gnaden.”
    Der Fünfzehnjährige nickte. “Also ist wegen der schlechten Ausrüstung und der Unterlegenheit in der Elementarie die Rebellion gescheitert, obwohl mal den Kaiser ermordert hat?”
    “Nun”, erwiderte sein Lehrer, “im Grunde schon. Die Rebellen hatten es geschafft, Sirius II. zu erwischen und zu töten. Den Aufzeichnungen zufolge war sein Sohn, der spätere Sirius III., zu der Zeit nicht in Rom, aber in der Nähe der Stadt. Als er von dem Triumph der Rebellen hörte, ritt er mit der Streikraft, die er gerade aushob, und den Elementaeren so schnell es ging nach Rom. Dort wiegten sich die Rebellen in Sicherheit und wurden einfach überrannt. Sie hatten keine Möglichkeit, rechtzeitig zu reagieren. Es ist nicht überliefert, warum sie sich so in Sicherheit wiegten, obwohl sie wussten, dass der Sohn des Kaisers nicht in der Stadt war. Vielleicht war es auch lediglich die Freude darüber, endlich über die Kaiserlinie, über die Unterdrückung triumphiert zu haben, die sie blendete. Jedenfalls kamen danach die Allgebietenden von Sirius III. und die Rebellen wurden innerhalb weniger Stunden vernichtet.”
    Kyrill stellte sich die Szene vor. Glückliche Menschen, die sich in den Armen lagen, weil sie das Unmögliche möglich gemacht hatten. Und dann die fünf fliegenden Schatten am Himmel, die Unheil ankündigten. Der Tod und das Verderben, das sie mit sich brachten. Die Schneise der Zerstörung, die sie hinterließen, als sie fertig waren. Diese allmächtigen Geschöpfe, gegen die selbst ein einfacher Elementaer nicht den Hauch einer Chance hatte, solange er nicht ein “Fleg’er”4 oder “Sperenz’i’er”5, also einer der Telekinese einsetzen konnte, war. Jedes Mal, wenn Kyrill das Wort “Sperenz’i’er” hörte, musste er über den seltsamen Humor des Rudischen schmunzeln. Eigentlich ist das Wort ins Deutsche nicht eins zu eins übersetzbar, aber “Einer, der unnötige Bewegungen macht” würde es am ehesten noch treffen.
    Nein, er konnte nicht im Entferntesten das nachempfinden, was diese Menschen in diesem Augenblick gefühlt haben müssen. Panik? Der Begriff dürfte nicht weitreichend sein, um die Stimmung treffend zu beschreiben.
    “Die Historiker”, fuhr Vidal fort, “schätzen die dritte Nym’sche Rebellion tatsächlich … ja, sie zollen den Rebellen etwas Anerkennung in ihren Einschätzungen. Sie haben es weit gebracht und einen Kaiser umgebracht, wenn man es sehr vereinfacht, Euer Gnaden. Allerdings stellen Sie die Taten Sirius III. in den Vordergrund.”
    “Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.” Kyrill stütze seinen Kopf auf seinen Händen ab.
    “Sirius III. wird als der ‘Retter des Reiches’ beschrieben. Er lässt die noch lebenden Verantwortlichen hinrichten. Und seit seiner Regierungszeit hat jeder Kaiser im Palast immer mindestens fünf Allgebietende zum Schutz ... stationiert, könnte man sagen. Sirius III. lebte in einer gewissen Paranoia vor Attentaten und Rebellionen, deshalb ging er nie ohne einen Allgebietenden auf Reise. Der Verlust seines Vaters hatte in schwer traumatisiert, das führte dazu, dass er die Rechte des ‘Pfads’ stark ausweitete. Die Befugnisse waren am Ende so weitläufig, dass die Priester Plebejer foltern durften, wenn Verdacht bestand, dass diese untreu gegenüber dem Kaiser waren, um nur ein Beispiel zu nennen. Diese Befugnisse bestehen ja heute immer noch.”
    Kyrill nickte und notierte sich auch das auf dem Blatt. “Was hat er sonst noch beschlossen?”, fragte er.
    In dem Moment ging die Tür mit einem Knarzen auf und sein Vater erschien darin. “Das, Kronprinz, ist dann wohl das Thema unserer nächsten Stunde”, erwiderte Vidal und lächelte. “Euer Gnaden”, sagte er und deutete eine Verbeugung in Richtung Ayko Lariels an.
    Ayko lächelte ebenso. “Danke, Fin’o”, sagte er. Dann wandte er sich an Kyrill. “Der wöchentliche Austausch steht an, die Glocken haben bereits geläutet, mein Sohn. Nicht, dass du zu spät kommst.”
    Kyrill verstand, dass das gleichzeitig hieß, dass sein Vater noch etwas Wichtiges mit Vidal zu besprechen hatte. Er verabschiedete sich von den beiden und beeilte sich, zu seinem Turm zu gelangen, um sich fertig zu machen.
    Der wöchentliche Austausch mit der Gemeinde, der er als Kronprinz vorstand, stand an.



    ___________________________

    No̱ Wort, -Genitiv Geschlecht (Sprache) Bedeutung
    1 Ies’er, -’ier n (rud.) Elementaer des Elements Eis
    2 Quintiel, -s m (rud.) Mittwoch
    3 Blomenma’ad, -s m (rud.) Mai (Monat)
    4 Fleg’er, -’ier n (rud.) Elementaer des Elements Luft
    5 Spirenz’i’er, -’i’er’i f (rud.) Elementar des Elements Telekinese
  • Hoothoot, @Naryk!


    Na, endlich geht es weiter, da kann man es sich doch nicht nehmen lassen, einen kleinen Kommi zu hinterlassen!



    Also mir persönlich hat dieser Ausflug in die Geschichte des Reiches ausnehmend gut gefallen, ich kann mir aber auch vorstellen, dass andere sich damit schwerer tun. Ich finde es faszinierend, wie tief deine Vorstellung der Welt geht - du deckst eigentlich alles ab, was nötig ist, um seine eigene Welt zu konstruieren! Das einzige, wofür man noch ein Gefühl bekommen müsste, wäre das 'über die Grenzen hinaus'. Also, was für andere Reiche/Länder gibt es? Wie sehen die beziehungen zu ihnen aus? Welche Vergangenheit verbindet sie vielleicht mit dem Kaiserreich? Um welche Gegenden des Planeten ranken sich womöglich Legenden, weil man nicht allzu viel weiß? Das muss nichtmal großartig thematisiert werden - du kannst deine Geschichte ja auch komplett im Kaiserreich spielen lassen. Aber man sollte im Lauf der Geschichte ein Gefühl dafür bekommen, dass es mehr auf der Welt gibt. So, wie man bei GoT, wenn man die Essos-Stellen weglässt, trotzdem deutlich merkt, dass es mehr als nur Westeros gibt: Durch Thematisierung oder Erwähnung von Handelsbeziehungen, Bündnissen oder Feindschaften, Gesandte/Diplomatie, aus irgendwelchen Gründen ausgewanderte Menschen ... da gibt es viele Möglichkeiten!
    Oh und ich vermute, wir widtmen uns im nächsten Kapitel wieder näher dem Thema "Religion" ... ich freu mich schon drauf, das finde ich auch immer sehr spannend! Ach, da könnte ich jetzt auch ewig drüber philosophieren ...


    Aber wir sehen uns ja früh genug wieder!


    ~ Sheo

  • Hallo Naryk,


    dafür, dass es in diesem Kapitel hauptsächlich um Geschichte ging, hast du sie ziemlich gut rübergebracht. Normalerweise ist das ja eher trocken und wenn die Ereignisse jetzt nicht direkt mit der Geschichte zu tun haben, ist es wohl auch eher semi interessant, da über ein paar Herrscher etwas zu erfahren. Zum einen hast du es aber geschafft, die aufgezählten Ereignisse interessant zu verpacken und zu erzählen und zum anderen lebt die ganze Szene von ihrer Interaktion zwischen Kyrill und Fin'o. Zeitweise wirkt es gar nicht so, als wären das Prinz und Lehrer, sondern gute Freunde, die sich mal spontan dazu entschlossen haben, ausgerechnet über diesen Teil der Geschichte etwas zu bereden. Das macht beide sehr nahbar und dadurch sympathisch, was auf jeden Fall dem Inhalt und dem Lesefluss zugute kommt, da die Charaktere die Dialoge ausmachen.
    Auch wenn jetzt natürlich noch nicht abzusehen ist, ob diese Informationen wichtig werden. Ganz umsonst wird das aber sicher nicht da sein und ansonsten haben wir eine nette Geschichtsstunde in deine Welt erfahren. Wenn es sich anbietet, gerne mehr und darauf kannst du aufbauen.


    Ich verabschiede mich mit einem Zitat, bei dem ich doch hoffe, dass solche Dinge noch öfter vorkommen, weil die Übersetzungen den Text auflockern.

    Eigentlich ist das Wort ins Deutsche nicht eins zu eins übersetzbar, aber “Einer, der unnötige Bewegungen macht” würde es am ehesten noch treffen.

    Wir lesen uns!

  • Big Time Uff

    Hat das Thema aus dem Forum Fanfiction nach Archiv verschoben.
  • Lang, lang ists her.

    Ich hätte auch - ehrlich gesagt - nie gedacht, dass ich hier mal "zurückfinde". Aber ich möchte es in Angriff nehmen. Ich habe in meinen Datein einige Kapitel gefunden, die ich hier nun nach und nach posten möchte. Jedoch sind diese von vor 4+ Jahren. Und vermutlich trotzdem besser, als das, was ich jetzt schreiben würde bzw. werde, da ich seitdem diese Welt nicht mehr angefasst habe.


    Rex Lapis und Rusalka - vielen Danke für euer Feedback, ich habe es damals mit großem Interesse gelesen und es ist immer noch aktuell. Danke auch für euer Lob. Bezüglich der Geschichtsstunde: Vermutlich dürfte es solche Sachen in Zukunft immer mal wieder geben, wenn auch nicht in der Ausführlichkeit. Mein Geschichtsstudium hat mir jedoch die Bedeutung von Geschichte in den vergangenen Jahren durchaus treffend nahegebracht.


    In Kapitel VI beschäftigen wir uns erstmal etwas weiter mit Kyrill - und seinem Alltag. Danach schwebt mir ein Schwenk zurück zu Accum sowie die Vorstellung einer vierten, aber sehr wichtigen Charakterin vor.




    Aber fangen wir mal von vorne an: Eigentlich war ich bis vor dem Sturm ein ganz normaler, 16-jähriger Junge. In der Schule war ich mittelmäßig, hatte meine starken und schwachen Fächer. Die wenigen Freunde, die ich hatte, nannten mich Claud.


    Kapitel VI

    Wöchentlicher Austausch


    Kronprinz. Ein Titel, der gewisse Rechte und Pflichten mit sich brachte. Der wöchentliche Austausch war ein wiederkehrendes Event in Kyrills Wochenplan.

    Und er liebte es. Zwar - das musste er zugeben - war er nicht der religiöseste Mensch der Gemeinde, aber der Dialog mit seinen Mitmenschen war eben dieses Faszinierende, das der Religion, der er angehörte, die nötige Farbe verlieh.

    Jasol, der breitschultige, glatzköpfige, vor Ort ansässige Diener des Splitterismus, hatte bereits alle Lichter entzündet, die nun die hohe Kirche erhellten, als Kyrill in diese eintrat. Sie gaben dem Ort etwas warmes, etwas, das einen selbst sich wohlfühlen ließ. Kyrill liebte die komplette Atmosphäre, die dieser Ort ausstrahlte.

    Er wusste aus Büchern des Splitterismus, insbesondere den Worten der Bewahrung, dass Kirchen zur Alten Zeit Orte waren, die von großer Ruhe geprägt waren. Eine oder mehrere Personen trugen Geschichten vor, man sang in der Gemeinde, aber die eigentlichen Gespräche unter den Kirchenbesuchern waren gedämpft, wenn sie überhaupt stattfanden. Dies geschah anscheinend aus Respekt vor dem “HERRN”, wie es in dem damaligen Glaubensbuch, das man die Bibel nannte, oft hieß.

    Das war hier komplett anders. Die Menschen lachten, wenn sie die Kirche betraten, dämpften ihre Empfindungen und Stimmen keineswegs. Je mehr Gemeindemitglieder die Kirche betraten, desto lauter wurde es. Es gab kein verlegenes Murmeln oder dergleichen.

    Kyrill mochte es sehr. Ebenso wie die Menschen, die hier einmal in der Woche das Haus besuchten und ihre Gedanken mit den anderen teilten. Es waren Gedanken über so gut wie alles - Kinder, Ängste, Wünsche, zuletzt geschehene Schicksalsschäge und vieles mehr.

    Und die Aufgabe des Kronprinzen war es, sich dieser Gedanken anzunehmen. Er hielt gewissermaßen Hof beim wöchentlichen Austausch der Gemeinde. Manche Dinge trug er dann an seinen Vater heran, der als König zugleich Kirchenvorstand war, weil dieser die größte Möglichkeit hatte, etwas zu bewegen. Doch oftmals reichte es den Anwesenden bereits, dass ihnen endlich jemand zuhörte. Und genau das war es, was Kyrill so mochte.

    Menschen helfen. Seine Empathie trieb ihn dazu, sich der Angelegenheiten anderer anzunehmen. Er wusste, dass viele niemanden zum Reden hatten: die Familienväter waren als Soldaten im ganzen Reich verstreut, die Mütter arbeiteten in den Färbergassen oder Suppenküchen, verwaiste Kinder lebten von der Hand in den Mund und suchten Zuflucht bei Roms Diebesbanden. Doch viele hielten nicht durch.

    Die Aristokratie schuf eine Klassengesellschaft und die, die von ihr nicht profitierten oder auf absehbare Zeit profitieren konnten, kamen hier her.

    Er schritt durch den breiten Gang zwischen den hohen Säulen hin zum großen Brunnen, der vor den Bankreihen aus massivem Holz gebaut worden war. Das schwarze Grundwasser Roms war an dessen Grund und das helle Tageslicht spiegelte sich in diesem. Er kniete vor dem Brunnen nieder und murmelte den ersten Glaubenszusatz, der in den ersten Jahren nach Claudius’ Tod entstanden war. Manche behaupteten gar, dass das seine letzten Worte gewesen seien. “Der Käfig entfesselt. Die Kräfte offenbart. Die Bürde lastet auf uns allen. Wir müssen all das schützen, das uns heilig ist.”

    Theologen stritten seit jeher darüber, was mit den vier Sätzen gemeint war und jeder bedachte sie mit einer komplett anderen Bedeutung. Kyrill war es gleich, was sie bedeuteten. Aber immer, wenn er sie aussprach, fühlte er sich beschützt. So, als würde ihm nie etwas passieren können.

    Er murmelte sie drei Mal und legte beim dritten Mal seine linke Hand auf das Glaubensbuch, das zu seiner Linken vor dem Brunnen lag. So war die Tradition. Danach atmete er ebenfalls drei Mal tief ein und aus, schloss dabei die Augen und erhob sich.

    Erst dann durfte er die Augen wieder öffnen und er schritt zu den Tischen rechts von ihm. Dort hatten bereits einige Platz genommen und warteten, während sie miteinander redeten, auf den Beginn des dieswöchigen wöchentlichen Austausches.

    Als er den Tischen näher kam, wurden sie leiser und lächelten in an. “Euer Hoheit”, sagten einige und neigten vor Demut ihren Kopf nach unten.

    Er mochte es nicht so, dass er höher gestellt war. Oft war ihm das unangenehm, vor allem war es das zu Beginn gewesen, als er vor drei Monaten, kurz nach seinem fünfzehnten Geburtstag, das erste Mal den Vorsitz des Wöchentlichen Austausches inne hatte.

    Davor hatte sein Vater diesen Vorsitz immer wahrgenommen, doch ab einem gewissen Alter ging das Recht und auch die gleichzeitige Pflicht an den Kronprinzen über. Er war darauf lange vorbereitet worden. Und nun konnte er dieses erlernte Wissen, das er im Laufe seiner Schulzeit in sich hinein geprügelt hatte, wirklich mal anwenden.

    Sein Vater hatte stets betont, wie wichtig es sei, einfühlsam zu sein und ehrliches Interesse zu zeigen. Kyrill versuchte dies nach besten Möglichkeiten und hoffte, dass es ihm auch gelang. Er interessierte sich wirklich für seine Menschen. Er trug die Verantwortung für sie, musste dafür sorgen, dass es ihnen gut ging.

    Das war die Pflicht eines Kronprinzen. Sich um das Volk kümmern.

    Denn er wusste aus der Geschichte, dass es sehr schnell dazu kommen konnte, dass sich das Volk gegen ihren Herrscher wandte. Und auf einem Scheiterhaufen wollte er nicht enden, dachte er sich, auch wenn er wusste, dass diese Ansicht plump war.

    Jasol kam auf ihn zu und verneigte sich ebenfalls. “Euer Gnaden.”

    “Jasol”, erwiderte Kyrill und lächelte. “Schön, Euch zu sehen.”

    “Die Freude ist wie immer ganz auf meiner Seite, Euer Gnaden. Seid Ihr bereit? Sollen wir beginnen?” Jasol verneigte sich abermals.

    “Natürlich.” Kyrill setzte sich an einen der Tische und rutschte an diesen mit seinem Stuhl heran.

    Nun wurde es doch still in der Kirche. Die Gespräche verstummten und die Blicke richteten sich auf ihn und Jasol, der neben Kyrill Platz genommen hatte.

    “Meine Lieben”, begann Jasol. “Wir haben den siebzehnten Quindiel des Jahres 299 nach Frederico. Dies ist der sechzehnte wöchentliche Austausch der Gemeinde in Rom. Letzte Woche entfiel er aufgrund der Abwesenheit von mir, denn ich war im hohen Norden unterwegs und der Aufenthalt dauerte länger als erwartet. Dafür möchte ich mich bei Euch allen entschuldigen. Deswegen scheut euch nicht, auch schon länger zurückliegende Ereignisse mit uns zu teilen. Es ist nicht schlimm, wenn es heute länger dauern sollte.”

    “Das stimmt. Jasol und ich sind heute länger hier als sonst, wenn es länger dauern sollte”, fügte Kyrill noch hinzu und lächelte die rund 20 Personen an, die an den Tischen Platz genommen hatten.

    Eine dünne Frau mit eingefallenen Wangen und strohblondem Haar hob ihre Hand. Sie hatte abgenutzte Kleider an, die mit Staub und Mehl bedeckt waren. Vermutlich arbeitete sie in einem der Mahlwerke, die im südlichen Teil der Stadt angesiedelt waren, weil dort der Tiber entlangfloss und mit seiner Strömung die Mühlräder antrieb. “Dürfte ich…?” Ihre Frage blieb unvollendet in der Luft hängen.

    Jasol nickte und lächelte. “Natürlich, Yess.”

    Sie holte tief Luft und ihre Wangen schienen dabei noch eingefallener zu sein. “Also….” Sie schien sich unsicher zu sein, ob sie es wirklich aussprechen sollte. Alles in ihr schien sich dagegen zu sträuben.

    Doch dann schüttelte sie den Kopf, schloss kurz die Augen und holte tief Luft. “M-mein M-mann … er … er hat es nicht … g-geschafft”, stotterte sie. Ihre Sitznachbarin legte mitfühlend eine Hand auf Yess’ Schulter und fragte: “Was hat er nicht geschafft?”

    “Die Wunden der Steine zu überleben. Vor knapp zwei Wochen kam er bei der Arbeit zwischen die beiden Mahlsteine unseres Werkes und sein Arm wurde zerquetscht ... zwischen den beiden … Sch… Steinen....” Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie immer noch nicht fassen, was da passiert war.

    Kyrill versetzte das einen Stich. Es machte ihm bewusst, wie schnell so ein Menschenleben zu Ende sein konnte. Und unter welchen Bedingungen die Menschen lebten, wenn sie nicht das Glück hatten, Spross einer Adelsfamilie zu sein.

    “Sie hatten sich verklemmt und er wollte den Fehler s-selbst suchen und nicht einen u-unserer Angestellten dazu verdonnern”, fuhr Yess fort. “Und a-als er das Metallstück, das die Ursache war, gefunden hatte, hat er gedacht, dass er s-seinen Arm wieder schnell genug wegziehen kann, w-wenn er … wenn er … das M-m-metallstück … l-löst.” Die letzten Worte bekam sie nur schwer über ihre Lippen und in ihren Augen sammelten sich Tränen. “Ich … ich war nicht schnell genug da … um … um die Mahlsteine zu stoppen. Er sah dabei zu, wie sie wieder a-aufeinander prallten und seinen Arm dabei unter ihrem Gewicht … z-zermürbten.”

    Nun flossen die Tränen über ihr Gesicht. “Wir haben alles versucht. Den Rest des Arms abzubinden … aber unsere Möglichkeiten sind ja begrenzt … und d-dann hat er so geschrien.” Sie schluchzte auf und Kyrill erhob sich von seinem Stuhl. Es war usus für ihn, sich dann den Menschen ganz persönlich zu widmen. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich rechts von der Frau hin und berührte sie vorsichtig an der Schulter. Sie zuckte kurz zusammen und sah ihn dann erschrocken an. “Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll ich das Mahlwerk ohne meinen Mann betreiben? Die ganzen Angestellten müssen ausgebildet werden. Das ist mein Ruin.”

    “Ich weiß”, sagte Kyrill leise. “Und ich möchte dir etwas sagen: Dein Mann wird immer bei dir bleiben, wenn aucch … anders.” Er suchte nach den richtigen Worten, ab und zu fiel ihm das - trotz seiner Ausbildung - immer noch schwer. “Doch eine Sicherheit kann ich dir geben, wenn du möchtest”, fuhr er fort.


    Sie sah ihn durch die mit Tränen gefüllten Augen an. Ihr zittrige Stimme ließ nur ein “Und zwar?” vernehmen. Zu mehr war sie im Moment nicht mehr in der Lage. Sie versuchte, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, doch es kamen immer wieder neue nach. Sie ließ ihre zitternden Hände in den Schoß sinken und sah ihn verzweifelt an.

    “Ich kann deine Schmerzen nicht lindern, denn ich bin kein allmächtiges Wesen. Aber ich kann dir das Versprechen geben, dass das nicht dein finanzieller Ruin sein wird.” Er holte einen Zettel aus seiner Jackentasche heraus und einen Stift. Auf diesen Zettel, der mit dem Stempel “17. Quindiel 299” bedruckt war, setzte er seine Unterschrift. Dann schob er diesen mit sanften Nachdruck in Yess’ Richtung. “Solltest du kurz vor dem Ruin stehen, kommst du mit diesem Zettel bitte sofort in das Sekretariat in unserer Festung. Ich vermerke diesen Zettel dort und du bekommst dann, wenn du ihn einlöst, den Betrag von einem halbjährigen Umsatz deines besten Jahres ausgezahlt. Das wird dir dann hoffentlich zumindest in der Hinsicht ein bisschen helfen.”

    Yess starrte den Zettel an. “Das … das kann ich nicht annehmen”, sagte sie und schob ihn von sich. “Nein, nein. Das geht nicht.”

    Kyrill schob ihn wieder zu ihr. “Doch. Das ist mein Wunsch. Ich weiß. Mit Geld kann man nicht immer helfen, doch manchmal ist es vielleicht gut, zumindest eine der vielen Sorgen vergessen zu können. Das geht damit, das weiß ich. Also bitte. Nimm ihn an.” Er war selbst erstaunt über seinen Einfall. Doch war er gut? Er war sich nicht so ganz sicher.

    Yess seufzte erleichtert auf. “D-danke. Danke, Euer Gnaden. Das ist viel zu … gütig.” Ihre Hände begannen, wieder zu zittern.

    “Nein”, meinte Kyrill sanft. “Das ist meine Pflicht. Immerhin seid Ihr in meiner Gemeinde und ich bin für Euer Wohlergehen verantwortlich. Da ist das hier” - er deutete auf den Zettel - “das absolut mindeste.” Er lächelte Yess an. “Ich bin für Euren Schutz verantwortlich. Und so kann ich Dich nach diesem Verlust immerhin vor einem kompletten Existenzverlust schützen.”

    Er erhob sich langsam von dem Stuhl und kehrte zu seinem vorigen Platz zurück. In den folgenden drei Stunden hörte er sich siebzehn weitere Anliegen an - von Betrug bin hin zu Diebstahl. Alles Dinge, die nicht weiter verfolgt werden würden, da sehr wahrscheinlich niemand die Vorwürfe bezeugen konnte. Und er war nicht verpflichtet, sie zu melden. Das war eins der Statute dieser Form an wöchentlichen Austauschen.

    Es hatte gerade der letzte geendet und berichtet, wie im fernen Osten die Arbeitsbedingungen waren, da wurden die Türen plötzlichen aufgestoßen.

    Soldaten strömten in die Kirche. Sie trugen das Wappen seiner, Kyrills eigener Familie. “Was ist los?”, wollte er von dem Hauptmann der Truppe erfahren.

    “Euer Gnaden…”, schnaufte dieser. “Ihr müsst sofort mit uns kommen.”



  • Hallo,


    schön zu sehen, dass du wieder Kapitel veröffentlichst! Ich würde nur empfehlen, die Schriftfarbe neutral zu lassen, um den Text in allen Stilen lesen zu können. Jedenfalls, Kyrills Alltag, sich die Sorgen der Einwohner anzuhören, scheint ihm wichtig zu sein, obwohl ihm die Arbeit nach wie vor schwer fällt. Dieser Kontrast ist sehr angenehm zu lesen und zeigt, dass man nicht perfekt in seine Rolle starten kann, sondern erst reinwachsen muss. Speziell zeigt sich das durch den Zettel mit der Entlohnung. Zwischen richtig und falsch zu entscheiden ist oftmals schwierig und deine Umsetzung dazu ist gelungen.


    Wir lesen uns!

  • Rusalka danke für deinen Kommi! Das mit der Schriftart werde ich noch ändern, das war mir so nicht bewusst, danke! Ich danke dir auch für deinen Kommentar, es ist schön, wenn man sieht, dass nach all den Jahren sogar noch jemand die Geschichte liest :D




    Und eigentlich lebte ich in New York, war gebürtiger Amerikaner. Doch als das Schicksal mich ereilte, war ich gerade mit meinem Vater und meinem besten Freund in Deutschland.



    Kapitel VII

    Nin


    Nin stieg aus der Kutsche aus und roch zum ersten Mal richtig die Stadt. Rom war dreckig - in den meisten Vierteln - und hatte doch irgendwo Charme.

    Zwei Wochen war sie mit Pferd und Kutsche unterwegs gewesen; auf Geheiß ihres Vaters residierte sie nun für das Haus Raccev in einem noblen, erst kürzlich erworbenen Herrenhaus im ersten Zirkel, dem Bezirk der Lariels. Es war der älteste, teuerste und schönste - zumindest fernab von dem dortigen Armenviertel.

    Und doch roch es etwas … komisch. Die Straße, in der ihre Kutsche gehalten hatte, war erst kürzlich sauber gefegt wordem von Arbeitern. An den langen, massiven Metallstäben, auf denen an Festtagen kleine Feuer entzündet wurden, an beiden Seiten der gepflasterten Straße hingen die Banner des Hauses Lariel herunter: ein Nebeltiger auf weiß-hellblauem Grund, sowie einer blutroten Welle am unteren Ende des Banners. Die drei Hintergrundfarben zeichneten das Haus als dem Hochadel zugehörig aus. Gleichzeitig hing neben den Banner ein tief violettes Fähnchen; Gebildeten Menschen sagte das, dass der Bezirk der Telekinese in der Nym’schen Elementarie gewidmet war - der Halbgottkraft.

    Na, indirekt steht der Name ‘Lariel’ auch für Telekinese, dachte sich Nin insgeheim und betrachtete das Haus zu ihrer Linken.

    Es war wirklich groß - und weiß. Das war ein Novum in der sich sonst in Rot hüllenden Stadt Rom. Weiße Häuser gab es noch nicht lange, der Trend setzte sich erst allmählich durch. Lediglich die Feste Lariel war seit jeher weiß - als wolle sie gegen den kaiserlichen Trott seit knapp 300 Jahren trotzen und still rebellieren.

    Nin lächelte bei dem Gedanken. Ja, es würde eine tolle Zeit in Rom werden. Auf adeligen Bällen tanzen, Hofluft schnuppern und eventuell auch noch einen attraktiven, hochgeborenen Jungen kennenlernen. Außerdem wollte sie ihre Zeit mit dem Studium des Splitterismus verbringen. Und wann war der bessere Zeitpunkt dafür als jetzt in Rom, dem Ort, an dem es am gefährlichsten war, über etwas Verbotenem zu brüten.

    Aber sie war offiziell hier, um die politischen Beziehungen ihres Hauses zu festigen und neue etwaige Bündnisse mit einflussreichen Häusern zu schließen. Und - um sich zu zeigen. Ihr Haus versuchte seit mehreren Jahrzehnten, in den Hochadel aufzusteigen und nach sehr gutem Wirtschaften schien dieses Ziel nun zum Greifen nahe.

    Der Hochadel bedeutete mehr Einfluss. Mehr Einfluss war mehr Macht, die im Umkehrschluss auch auf sie, Nin, zufallen würde.

    Zudem war sie in ihrer Heimat populär bei der einfachen Bevölkerung. Sie war so beliebt, wie es einer Adeligen eigentlich unmöglich war, beliebt zu werden. Und sie wollte das nicht auszunutzen zu ihrem eigenen Interesse. Sondern sie wollte tatsächlich ihrer Bevölkerung helfen. Nur im Moment war ihr Haus dafür politisch noch zu schwach, um nicht vollkommen vom Kaiser zerstört zu werden, sollte es schiefgehen.

    Von daher war die Wahl ihres hiesigen Vaters genau richtig gewesen, sich im Bezirk der Lariels anzusiedeln. Die Lariels standen für Rebellion. Sie waren alles andere als unterdrückt, sie waren politisch so mächtig, dass sie ihr eigenes Süppchen kochen konnten bei Gelegenheit, sie hatten in der Vergangenheit die ein oder andere große Rebellion angezettelt. Gescheitert waren sie jedes Mal, aus immer unterschiedlichen Gründen.

    Zum Einen deshalb, weil niemand den Pfad verstand, oder eher: seine Priester und ihre Fähigkeiten. “Die acht Allgebietenden des Kaisers waren es gewesen, die die letzte Rebellion zerschlagen hatten - mit einer Macht, wie sie vermutlich vorher nie auf der Erde entfesselt worden war”, hatte der Historiker Rinzo vor 35 Jahren festgehalten.

    “Herrin Nin!”, riss eine stimme sie aus ihren Gedanken. Ihr kam ein älterer Mann in brauner Arbeiterkleidung entgegen. “Wie war Eure Reise?”

    “Ich habs überlebt”, antwortete Nin milde und lächelte. “Du musst Darian sein, oder?”

    Der Mann verbeugte sich. “Sehr wohl, Herrin. Wollt Ihr nun das Haus sehen?”

    Nin nickte und folgte dem Mann, während das bunte Herbstlaub im Wind von den Bäumen fiel.



    Sie saß auf dem kleinen Balkon, der einen gigantischen Ausblick auf die Stadt bot. Zu ihrer Linken ragte die weiße Feste der Lariels auf, auf den schlanken Türmen, die im Kreis das große, runde Hauptgebäude flankierten, flatterte stolz der Nebelwolf.

    Zu ihrer Rechten schmiegte sich ein rotes Lehmhaus nach dem anderen aneinander - die Insulae des Plebs. Es herrschte geschäftiges Treiben in den schmalen Straßen, auch wenn der Lärm sich sehr in Grenzen hielt. Das war ihr aber auch ganz recht.

    Nin war glücklich, nach langer Zeit mal wieder. Sie hatte jetzt etwas zu tun, einen Auftrag. Sie war wieder wichtig für ihr Haus, sie hatte Verantwortung inne. Und hoffentlich enttäuschte sie dieses Mal nicht.

    Sie betrachtete den roten Wein im Glas. Nie hatte sie viel für alkoholische Getränke übrig gehabt, aber jetzt trank sie auch mal einen Schluck. Bevor es an die Arbeit ging. Heute noch wollte sie sich mit dem Grafen der Lariels treffen; sie war erstaunt gewesen, als vor zwei Tagen, direkt nach ihrer Ankunft in Rom, ein Bote ihr den Wunsch Ayko Lariels überbrachte, einem Treffen zuzustimmen.

    Der Graf schlechthin, der König Laurentins wollte sich mit ihr treffen.

    Sie konnte zwar nicht richtig nachempfinden, warum, aber er würde schon seine Gründe haben, dessen war sie sich sicher.

    Und … vielleicht hatte sie danach schon einmal einen etwas besser Eindruck, wie der Herr des Hauses tickte, das in Rom für ihre Sicherheit zuständig war.

    Sie ging zum Rand des Balkons und blickte auf den Garten hinab. Ein kleiner Kiesweg, gesäumt von strahlenden Blumen in allerlei Farben, zog sich bis zum hinteren Ende; der Garten maß lediglich um die 30 Meter. Aber die Größe war in einer so übervölkerten Stadt wie Rom schon ein extremer Luxus, wenn man dem Hochadel nicht angehörte.

    Nin ließ den Garten auf sich wirken, und dachte erstmals daran, wie es wohl wäre, wenn sie hier wohnen würde. Der Dreck, der Lärm der Schmieden, der an sie heranscholl, obwohl sie am Stadtrand angesiedelt waren und deswegen recht weit entfernt von ihr.

    Rom war einst ein Fleck auf der Landkarte gewesen. Doch innerhalb der letzten knapp 300 Jahren war es zu der größten Stadt im Reich herangewachsen. In den Sommermonaten, wenn die ganzen Leiharbeiter aus den Randgebiten kamen, lebten hier rund 1,2 Millionen Menschen, im Winter lediglich einige Hunderttausend.

    Der Winter war ruhig in Rom, den Obdachlosen war es zu kalt, um ihr Dasein auf der Straße zu verbringen und auf den Straßen waren lediglich die gängigen Einwohner unterwegs und der Adel gab regelmäßig Bälle. Am Hofe des Kaisers wurde es auch immer etwas ruhiger, die Verwaltungsarbeit wurde im Stillen erledigt und nicht öffentlich wie im Sommer. Die Verwandtschaft vom Hochadel, die nicht ganzjährig in Rom residierte, reiste wieder zurück in ihre Heimatregionen.

    Ebenso gab es im Winter keinen Sklavenmarkt - wer sich also noch Diener anschaffen wollte, musste dies im Spätsommer tun. Und der Schnee tat dann noch sein Übriges, um die sonst so dreckige Stadt unter eine schöne Haube fürs neue Jahr zu bringen.

    Der Winter war also eine sehr ruhige Zeit. Und das bunte, von den Bäumen fallende Laub läutete genau diesen nun ein.

    Ein Räuspern ließ sie herumfahren. Ein hochgewachsener, schlanker Mann mit leicht ergrautem Haar war durch die Tür zum Balkon getreten und verbeugte sich nun leicht.

    Nin versuchte, ihre nun aufkeimende Aufregung zu unterdrücken. Sie machte einen Knicks und senkte dabei etwas den Blick, wie es die Hofregeln in Rom von ihr verlangten.

    “Euer Gnaden”, sagte sie und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme so gut es ging zu unterdrücken.

    “Herrin Naccev”, sagte der Mann in einer sehr ruhigen und angenehm tiefen Stimme. “Wie ich sehe, habt Ihr Euch bereits etwas hier eingelebt.” Er ging auf sie zu und lehnte sich dann mit dem Rücken gegen das Geländer.

    “Ja. Es ist etwas ungewohnt, wenn man vom Land kommt und die Großstadt nicht kennt”, erwiderte sie und sah Seine Gnaden König Ayko Lariel an. Er war der Herr des Hauses, war der Befehlshaber über das Unterkönigreich Lariel, das seinen Hauptsitz in Laurentin, das südlich von Rom lag, eingerichtet hatte.

    Ayko lächelte. “Ja, das war bei mir damals genauso, als mein Vater mich das erste Mal nach Rom mitnahm. Es war ungewohnt groß. Und laut. Und dreckig. Doch man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Wenn man einen genügend großen Garten hat, kann man sogar den Stadtgeruch übertünchen und für einige Momente dem Gestank entfliehen.” Er drehte sich um. “Und das dürfte hier ja möglich sein.”

    Nin wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie war es nicht gewohnt, mit Leuten zu sprechen, die so weit höher in der Gesellschaft standen als sie. Sie war sich unsicher, ob der Graf nun etwas von ihr erwidert bekommen wollte oder ob er lediglich eine Redepause einlegte.

    Sie entschied sich dazu, nichts zu sagen.

    Ayko lächelte sie an. “Nun”, meinte er und drehte sich wieder zu ihr um. “Ich würde Euch gerne zum Ball nächsten Samstag in meinem Hause einladen, Herrin Nin.”

    Insgeheim hatte sie das erwartet, deswegen überraschte sie die Einladung nicht so sehr, wie sie es vielleicht hätte tun sollen. Denn es gehörte zur guten Hofpolitik, neu in der Stadt residierende Häuser zu seinen Bällen einzuladen. Es diente vor allem aber natürlich auch dem ersten Kennenlernen, dem Einschätzen der Adeligen, die dem Haus angehörten. Diese wurden den ganzen Abend beobachtet - wie sie mit den anderen umgehen, wie sie auf Sachen reagieren, wie sie sich im Allgemeinen verhalten und, natürlich, wie bewandert sich in der Hofgesellschaft waren.

    Die Adeligen mit Namen zu kennen das das Nonplusultra in der Hofpolitik. Und wenn man nicht gleich zu Beginn ein Desaster anrichten wollte, sollte man auch wissen, inwiefern der Gastgeber auf wen seiner Gäste schlecht zu sprechen war.

    Nin hatte all diese Dinge in den letzten Monaten unterrichtet bekommen. Nun war sie darüber in Kenntnis.

    Sie machte einen Knicks vor Ayko Lariel. “Danke, das ehrt mich sehr, Euer Gnaden.”

    Er lächelte und zwinkerte. “Das ist doch das Mindeste. Und ich muss doch meine Adeligen, für deren Schutz ich verantwortlich bin, kennen.”

    Nun wurde Nin klar, weshalb der König von Laurentin hier war. Natürlich.

  • Hallo,


    nach Kyrill ist Nins Geschichte tatsächlich ein erfrischendes Charakterkapitel. Fernab der Aufgaben für einen Prinzen bleibt allerdings auch der Hochadel nicht davon verschont, sich bekannt und vor allem einen guten Eindruck zu machen. Ohne bisherige Basis in Rom ist das natürlich alles andere als einfach und meines Erachtens nach bringst du die Nervosität und Ungewissheit über den weiteren Verlauf gut in den Text ein. Dass König Lariel einfach so eingetreten ist, obwohl Darian zuvor noch in der Nähe war, mag seltsam anmuten, jedoch werden seine persönlichen Ansichten schnell geteilt. Hoffen wir, dass der Ball gut verläuft.


    Wir lesen uns!