Viele von euch kennen Rollenspiele, sei es als RPG-Videospiel oder als Forenrollenspiel, wie es sie ja auch hier im Bisaboard gibt. Und es gibt vielleicht einige von euch, die auch mit „Pen & Paper“ Rollenspiel vertraut sind und darum soll es hier im Thread gehen :)
Zuerst einmal möchte ich für all die, die mit dem Thema nicht vertraut sind, eine kleine Erklärung bereit stellen, was „Pen and Paper“ angeht.
Denn zum Spielen von Pen and Paper wird, wie der Name schon sagt, Papier und Stift benutzt. Nicht nur das, es ist außerdem eine Gruppenaktivität.
Denn die Abenteuer einer „Pen and Paper“ sind zumeist in der Welt eines Regelwerks angesiedelt (zu diesen werde ich später noch etwas sagen). Diese Regelwerke geben grobe Regeln für eine Welt und Charaktere, die in dieser gebaut werden können, vor, führen in die Gesellschaft(en) der Welt ein und dergleichen. Kurzum: Sie geben einen Rahmen für Geschichten vor.
Und diese Geschichten werden dann gemeinsam erzählt. Beziehungsweise... Nun, nicht ganz. Denn anders, bei einem Forenrollenspiel, wo es zumeist so ist, dass vielleicht ein grober Umriss, der auch ein Ziel vorgibt, besteht, entwickelt sich die Geschichte bei Forenrollenspielen zumeist ausschließlich durch die Interaktion von Spielern, beziehungsweise deren Charakteren. Nicht ganz so bei „Pen and Paper“, denn hier gibt es auch einen Spieleleiter oder Meister. Dieser Meister erzählt die Geschichte und gibt den Spielern Situationen vor, die diese meistern müssen.
Dabei läuft es meistens darauf hinaus, dass die Spieler, oder viel mehr deren Charaktere, einen Quest von einem NPC (der vom Meister gespielt wird) annehmen und diesen versuchen zu erfüllen, wobei sie natürlich meistens auf einige Hindernisse treffen, die ebenfalls vom Spieleleiter vorgegeben werden. Zum Glück haben die Charaktere auch Fähigkeiten, die meist in Punkten oder Leveln angegeben werden (so hat ein Charakter zum Beispiel die Fähigkeit Fernkampf oder Schwertkampf auf Level 3), damit und mit ein wenig Würfelglück ziehen sie dann in den Kampf.
Denn ja, um das Spiel nicht zu einfach zu machen, spielen auch Würfel eine Rolle. Auch wenn die Würfel, die ein System benutzt, unterschiedlich sind (es variiert zwischen 4seitigen und 20seitigen Würfeln), wird im Kampf, bei Detektivarbeit und vielen anderen Situationen, wo der Meister den Spielern keinen Erfolg schenken möchte, gewürfelt, um zu sehen, wie erfolgreich die Handlungen der Charaktere ausfallen.
Um dafür ein konkretes Beispiel zu geben, ziehe ich einmal Shadowrun heran, mein aktuelles Hauptsystem. Wenn mein Charakter – eine Fernkämpferin – auf ihren Gegner schießt, muss ich erst einmal schauen, wie gut ich treffe. Dazu bekomme ich für jedes Level meiner Waffenfähigkeit, sowie für jedes Geschicklichkeitslevel einen 6seitigen Würfel. Damit habe ich dann so meistens 12 Würfel, mit denen ich würfeln kann. Ich würfel also mit all diesen Würfeln und zähle beim Ergebnis alle 5er und 6er, die ich würfel. Das sind meine Erfolge. Der Gegner, auf den ich schieße (zumeist ein NPC, den der Meister darstellt), darf allerdings ausweichen, was er meist über seine Intuition und seine Reflexe macht. Hat er mehr Erfolge, als ich im Angriff, weicht er erfolgreich aus, hat er weniger, wird er getroffen.
Ich hoffe, dies reicht, als eine grundlegende Erklärung. Nun möchte ich euch allerdings noch die in Deutschland verbreitetsten Rollenspielsystem kurz vorstellen.
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[tab=Das Schwarze Auge]
Das schwarze Auge
DSA ist wohl der Klassiker der Rollenspiele, besonders in Deutschland. Denn tatsächlich ist DSA ein Rollenspielsystem, dass in Deutschland entwickelt wurden, auch wenn es durchaus stark an GURPS angelehnt ist – jedenfalls in bestimmten Aspekten. DSA spielt in der Fantasy-Welt Avanturien, die durchaus Aspekte einer klassischen Fantasywelt hat. So leben hier neben Menschen auch Zwerge und Elfen, aber auch Echsenmenschen, Oger, Goblins und so einiges anderes. Die Welt hat verschiedene Gebiete, die auch kulturelle Unterschiede haben. So gibt es neben dem üblichen europäischen Mittelalter auch die Möglichkeit, das Abenteuer in einer Gegend spielen zu lassen, die eher an Afrika oder dem Orient angelehnt ist.
Würfelproben werden hier meistens über drei Attribute mit W20er Würfeln gemacht. Anders als bei vielen Systemen, ist das Ergebnis allerdings besser, je niedriger man würfelt.
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[tab=Dungeons and Dragons]
Dungeons & Dragons
Dungeons & Dragons ist ein anderer Klassiker unter den Rollenspielsystemen, hat allerdings mittlerweile mehrere etablierte Spielwelten und bietet auch die Freiheit eine eigene Welt zu erschaffen. Auch gibt es mehrere Ergänzungssysteme, die mit eigener Welt daher kommen. Am Ende ist es allerdings auch ein Fantasy – meistens High Fantasy – System, mit Elfen, Zwergen und dergleichen. Wichtiger als die Rasse sind hier allerdings meist die Klassen, die oft bestimmte Vorteile mit sich bringen.
Gewürfelt wird hier oftmals mit einem einzigen 20seitigen Würfel, mit dem man einen bestimmten Wert schlagen muss, um Erfolg zu haben.
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[tab=World of Darkness]
World of Darkness
World of Darkness ist der Oberbegriff, der die Rollenspielsysteme von White Wolf umfasst. Während der Überbegriff vielleicht nicht allen bekannt sind, so werden sicherlich einige die Regelwerke „Vampires – The Masquerade“ und „Werwolves – The Apocalypse“ kennen. Wie sich viele daran wohl denken können, haben wir es in der WoD mit einem System zu tun, das die üblichen „Dark Fantasy“ Figuren abdeckt. Neben Vampiren und Werwesen, gibt es auch Protereans, die mit Frankensteins Monster vergleichbar sind, aber auch Magier, Jäger und Feenwesen (und noch ein paar andere Sachen).
World of Darkness ist zumeist nicht in einer Fantasywelt angesiedelt, sondern in unserer Welt, wo die Vampire unter Maskerade leben, der absoluten Geheimhaltung ihrer Existenz. Zu welcher Zeit ein Abenteuer allerdings spielt, ist relativ frei. Die Abenteuergruppe kann in der Antike, aber auch im modernen New York losziehen.
Gewürfelt wird hier mit 10seitigen Würfeln, wobei allerdings der Spielleiter ansagt, ab welcher Zahl ein Wurf als Erfolg gilt.
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[tab=Shadowrun]
Shadowrun
Shadowrun ist noch einmal ein System, das vom Fantasysetting in gewisser Art und Weise abweicht. Denn auch Shadowrun spielt in unserer Welt, allerdings in der Zukunft – in einem Cyberpunksetting. Nach einigen Katastrophen gibt es Menschen mit Mutationen, die sie zu Orks, Elfen und Zwergen machen und natürlich auch normale Menschen. Manche Menschen sind mit magischen Fähigkeiten erwacht und mittlerweile haben einige Großkonzerne, sogenannte Megacons die Herrschaft an sich gerissen.
Die Spieler spielen hier zumeist Shadowrunner, Straßengangster, die im Schatten arbeiten und Aufträge erledigen, so genannte Runs. Sie können dabei Magier, Hacker oder vielleicht auch vercyberte Straßensamurai sein.
Gewürfelt wird hier, wie schon gesagt, mit einfachen 6 seitigen Würfeln, wobei 5er und 6er einen Erfolg darstellen.
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[tab=GURPS]
GURPS
Zu GURPS gibt es eigentlich recht wenig zu sagen, denn der Titel sagt schon alles. GURPS steht für „Generic Universal Role Playing System“, womit eigentlich wirklich alles gesagt ist. GURPS ist ein Grundlagensystem, das man verwenden kann, um sich seine eigene Welt mit eigenem Kontext zu erstellen. So gibt es schlicht und ergreifend GURPS-Systeme, die verschiedene Setting-Grundlagen bieten. Dabei wird wirklich alles abgedeckt, von Fantasy, über historische Settings, hin zu Science Fiction und Cyberpunk. Es gibt sogar ein GURPS-System für Terry Pratchetts Scheibenwelt. :P
Kurzum: GURPS bietet mehr eine Regelgrundlage und überlässt alles weitere Meister und Spielern. Gewürfelt wird für gewöhnlich immer mit drei 6seitigen Würfeln.
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[tab=FATE]
FATE
FATE ist GURPS nicht unähnlich. Auch es ist ein absolut universelles System, dass keine Geschichte oder eine Welt vorgibt, sondern nur eine Grundlage für Pen and Paper Rollenspiel bildet. Es unterscheidet sich allerdings von GURPS, indem es noch freier ist und vor allem einen größeren Schwerpunkt auf Erzählung einer Geschichte legt, so dass weniger Wert auf Charakterwerte und dergleichen gelegt wird.
Spieler können hier die Story aktiver beeinflussen, da es ihnen erlaubt ist, diverse Ansagen zu machen, die die Umgebung mit Formen. Anstatt also zu fragen: „Gibt es hier irgendwo ein Haus, wo die Tür offen steht“, dürfen sie hier sagen „Da hinten ist ja ein Haus mit offener Tür“.
Gewürfelt wird hier mit Fudge Würfeln. Diese sind 6seitig, haben allerdings keine Zahlen, sondern zwei Seiten mit +, zwei Seiten mit – und zwei Seiten mit 0. Davon werden immer vier gewürfelt und während + die Fertigkeit ein wenig besser macht, verschlechtert – sie.
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[tab=Midgard]
Midgard
Midgard ist ein nicht ganz so bekanntes System, wie die oben erwähnten, doch ich wollte es auch einmal kurz vorstellen. Bei Midgard handelt sich wie bei DSA um ein System aus Deutschland und wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um ein weiteres Fantasysystem, mit vielen Parallelen zu Mittelerde. Auch hier gibt es neben Menschen Elfen und Zwerge und übliche Rassen. Auch haben wir hier eine Welt, die tatsächlich ein eher archaisches, eher frühmittelalterliches Konzept hat.
Gewürfelt wird hier meistens mit einem 6seitigen und einem 20seitigen Würfel, ab und an aber auch mit zwei 10seitigen Würfeln, die als 100er System zu verstehen sind.
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[tab=7th Sea]
7th Sea
Ein weiteres System, dass nicht ganz so bekannt, wie die ersten vier genannten Systeme, sich jedoch durch sein Setting noch einmal stark absetzt. Denn bei 7th Sea handelt es sich um ein System, dass an Mantel & Degen Filme wie Zorro, Pakt der Wölfe oder auch Fluch der Karibik angelehnt ist. Man kann hier Piraten oder Vagabunde spielen und auch wenn es Magie gibt, ist das System doch stärker darauf ausgelegt, dem Setting genannter Filme näher zu kommen. So ist die Welt, in der es spielt, auch stark an entsprechende Settings angelehnt, wobei die Länder deutlich realen Ländern oder historischen Nationen entsprechen.
Gewürfelt wird hier meistens mit 10seitigen Würfeln.
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[tab=Legend of the Five Rings]
Legend of the Five Rings
LotFR ist ein weiteres System, dass einen gewissen Alleinstellungsgrad hat, da es im ostasiatischen Mittelalter, bzw. einer Fantasiewelt, die diesem entspricht, angesiedelt ist und die Charaktere zum Beispiel Samurai und Shinto-Priester sind, wobei sie meistens außerdem Menschen sind. Fantasyaspekte sind zum einen an die chinesische und japanische Mythologie angelehnt, zum anderen aber auch an Elementarmagie. So gibt es hier auch keine Charakterattribute, in dem Sinne. Viel mehr werden diese Attribute über die Elementaraffinität eines Charakters bestimmt.
Auch hier wird mit 10seitigen Würfeln gewürfelt. ;)
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Natürlich gibt es noch viele andere Systeme, darunter sind nicht nur originale Systeme, sondern auch Systeme, die es den Spielern ermöglichen in der Welt verschiedener Franchises zu spielen. Zum Beispiel gibt es ein Regelwerk, um in der Welt von Star Wars zu spielen, sowie eins, dass es ermöglicht, in Mittelerde zu spielen. Auch ein Fanregelwerk, dass das Spiel in der Welt von Harry Potter erlaubt, ist mir gespannt. Und ja, es gibt auch japanische Werke, von denen einige übersetzt wurde, so dass es tatsächlich auch ein Magical Girl Grundwerk gibt. :P
So viel nun aber einmal zur Einführung. Wenn ihr Fragen habt, dürft ihr diese gerne stellen.
Davon abgesehen hoffe ich, dass es hier auch ein paar andere Rollenspieler gibt, die gerne von ihren Erlebnissen berichten.
An diese sind auch einige Fragen gerichtet:
- Welche Systeme spielt ihr/habt ihr schon gespielt?
- Welches ist euer Lieblingssystem?
- Was war die lustigste oder frustrierende Situation in der ihr wart?
- Habt ihr bestimmte Charakterklassen, die ihr bevorzugt?
- Wie wichtig ist es euch, dass Schwächen/Mali ausgespielt werden?
Ihr könnt natürlich auch eure Charaktere vorstellen ;)
An alle anderen:
- Würdet ihr gerne einmal eine P&P Runde spielen?
- Welches der vorgestellten Systeme würde euch reizen?
- Würdet ihr euch ein System zu einer bestimmten Serie wünschen?