Ψ Abtrünnig Ψ

Achtung:
Zum Ende dieses Prologs folgt eine Gewaltszene!
Blätter raschelte als die Gestalten aufrecht aus den Büschen traten.
Selbst in dem fahlen Licht das der nächtlichte Mond auf sie warf, spielten unter ihrer gebräunten Haut sehnige und geschmeidige Muskeln, als sie vortraten und auf den großen Baum zuliefen. Seine Laubkrone reichte bis in den Himmel, überragte alle anderen Bäume des Waldes und riss jede Wolke,die passieren wollte, in Fetzen. Seine riesigen Wurzeln wucherten aus der Erde und lagen wie ein riesiges Spinnennetz auf dem torfigem Boden. Seine Äste streckten sich wie Klauen nach den Personen aus, die sich weiter durch und über die Wurzeln vorwärts ihren Weg bahnten. Häute und Felle in allen Mustern und Farben der erjagten Monster kleideten ihre Häupter und Ketten aus Zähnen, Klauen und Knochen hingen als Trophäen um ihren Hals. Ihre Augen strahlten animalisch als sie auf den Stamm zutraten und die Hände beim vorübergehen über das zerfurchte, dunkelbraune Holz des alten Baumes fuhren lassen. Von nahem sah der Baum eher einem Traum entsprungen aus. Die Wurzeln ragten so weit aus dem Boden, das sie den Stamm in die Höhe drückten, sodass ein etwa zwei Meter hoher Hohlraum zwischen Holz und Boden bestand. Die Gruppe ging ohne zu zögern in den Hohlraum hinein. Kleinere Wurzeln hingen wie Efeu an der "Decke". Zielsicher führte der erste seine Gruppe in einen Eingang einer Höhle hinein. Leise tuschelten zwei jüngere Mitglieder miteinander, bis ein andere sich umdrehte und beide um Stille anfuhr. Der erdige und torfige Boden wechselte zu einem massivem, blass weißem Boden. Hier war die Höhle des allerersten erjagten Drachenältesten gewesen, und viele sollten folgen...
Der Boden war erhärtet von alten Knochen und anderen Überresten von Monstern. Große Insekten die die Funktion von Lampen hatten, breiteten ihre beinahe durchsichtigen Flügel aus und schwirrten durch den riesigen Raum. Auch hier hingen Wurzeln von der Decke. Aber diese sahen eher wie tödliche Klauen aus, die durch die Erde gedrückt wurden. In der Mitte nahm der Anführer Platz und starrte auf einen, ungefähr einen Meter hohen Stein, der einer Tafel glich. Eine zierliche, kleine Frau saß auf diesem und wiegte den Kopf animalisch hin und her, bevor sie sich dann die Lippen leckte.
" Shotô, was willst du und deine Gruppe hier?"
Fragte sie dann mit einer Stimme die mehr wie das Schnurren einer Felyne klang. Der Anführer verengte die Augen zu Schlitzen, als die Frau das Wort ergriff, dann antwortete er in einem Knurren.
" Was wollen wir wohl?! Wie immer, die Phrophezeiung! Du lässt uns zu lange warten!"
Man konnte förmlich spüren wie alle sich anspannten. Der Käfer flogen näher und bildeten Kreise, in denen sie über die Personen flogen. In dem karrottenfarbenem Licht, was die Käfer auf sie warfen, konnte man die Unterschiede der einzelnen Personen auf einmal gestochen scharf erkennen. Manche waren richtige Schränke, mit breiten Schultern, starken Knochen und harten Muskeln. Andere wieder rum waren schlanker gebaut, ohne überflüssige Muskelmasse, dafür aber mit Muskeln, die sehnig unter ihrer Haut spielten, und langen Beinen. Ein Körperbau der sie wendig und schnell werden ließ. Vereinzelt tauchten auch ein paar Fischmenschen auf. Ihre schlammige Haut glänzte im Dunkeln und die zarten Schwimmhäute zwischen ihren Fingern und Zehen glitzerten im Licht.

" Ihr wollt eine Prophezeiung?"
schnurrte die zarte Frau auf dem Stein wieder. Ihre langen, elfenartigen Ohren rahmten ihr Gesicht wie Zöpfe ein und ihr Haar, schwarz wie die Nacht, bedeckte einen Großteil ihres erregt zitternden Körpers, wie ein schwarzes Kleid.
" Ihr könnt eine haben!"

Als die Frau anfing, leise in einer rätselhaften aber schönen Sprache, zu singen, schlossen alle Personen der Gruppe ihre Augen. Einzig und allein Shotô sah der Frau zu, wie sie vorsichtig vom Stein glitt. Sie trug keine Felle und Häute wie die anderen Personen, sondern sah sie wie in ihr Haar gekleidet aus. Als sie in dieser fremden Sprache, die ein Mittelding zwischen schnurren und singen war, sang glühte der Stein auf. Auf der blank polierten Oberfläche der Steintafel erschienen rot glühende Runen, die wild über den Stein wirbelten. Je schneller diese Runen sich bewegten, desto schneller sang die Frau, bis die Runen schließlich fest an ihrem jeweiligen Standort blieben und sich nicht mehr bewegten. Der Gesang verstummte und eine Stille, die nur durch das Summen der Käfer unterbrochen wurde, trat wie ein Schlag ein. Alle öffneten die Augen und Hunger spiegelte sich in mindestens zehn Augenpaaren. Die Frau bleckte ihre Zähne zu einem Grinsen, wohlwissend über die Provokation ihrer nächsten Frage.

" Und? Was steht da?"

Shotô sah die Frau abschätzend an. Beim Grinsen berührten ihre ekelhaft ebenmäßigen Zähne ein Stück ihrer fleischigen Zunge, die sie zwischen diese geklemmt hatte. Dies machte einen unangenehm kecken und herausfordernden Eindruck. Weiter hinten reckte sich ein Fischmensch um besser sehen zu können.

" Wir können das nicht lesen!"

Die Frau ließ sich wieder auf die glatte Oberfläche des Steines sinken, bevor sie dann übersetzte und die Phophezeiung verkündete. Ihre vorhin so brodelnd, knurrende Stimme war nun weich und süß wie Honig. Zäh löste sich ihr Klang von ihren Lippen und floss dickflüssig durch den Raum und bedeckte alles mit einer klebrigen Gewissheit.

" Eine neue Ära wird kommen, eine Ära des Friedens. Menschen werden ihre Waffen niederlegen und Monster ihre Kampflust. Die Jagd wird enden, es wird....."

Die weiche Stimme der Frau wurde von wütenem Protest und Gemurmel unterbrochen.
" Warum sollten wir unsere Waffen niederlegen?!"
" Wie sollen wir wissen das diese Viecher uns nicht angreifen?!"
" Was bringt uns ein Frieden?!"

Erzürnt fletschte die Frau die Zähne und kräuselte die Lippen. Ihr bleiches Zahnfleisch wurde dabei sichtbar und dunkle Pigmentstörungen in Form von schwarz-grauen Flecken zerstörten den heilen Eindruck von Perfektheit. Zorn verlieh ihrer Stimme eine stechende Schärfe und sie kreischte die Gruppe laut an.

"Das ist sie! Ihr wolltet eine und das ist sie!! Ihr müsst....!"

Schlagartig verstummte das Protestgejaule der Männer, als Shotô, der Anführer, sich von seinem Platz erhob in der ersten Reihe erhob und ruhig auf die Frau zutrat. Auch sie war verstummt und fuhr sich mit der zart rosanen Zunge nervös über die Lippen. In den pechschwarzen, seelenlosen Augen des Mannes glühte der Hass und die eiskalte Ruhe in seiner Stimme jagte allen Schauer über den Rücken.

" Wir müssen gar nichts. Wir nehmen sie nicht an. Schreibe uns nicht vor was wir zu tun haben"

Shotô zog sein Schwert. Tödlich und hungernd glänzte die Klinge, die ebenso seelenlos schwarz wie die Augen ihres Meisters war, im schummrigen Licht. Die Frau erhob sich wieder, ihre Fußspitzen setzte vorsichtig wieder auf dem blassem, weißem Boden auf.

Blut wie karmesinrote Blüten floss über den festgepressten, fahlen Boden und die glatte Fläche der Steintafel hatte einen ekelhaften, roten Ton angenommen. Die Frau sank langsam an dem Stein hinunter, ihre vorhin noch strahlenden Augen waren glasig und milchig. Das Blut verklebte ihr pechschwarzes Haar zu strähnen und von der Klinge des Schwertes tropfte es scharlachrot. Die Runen, die vorhin noch eine Phrophezeiung gebildet hatten wirbelten wie wild durcheinander. Undefinierbare Punkte aus pulsierendem, rotem Licht rasten über die Steinoberfläche. Fast alle ließen sich in der vor Blut triefenden Hälfte der Tafel nieder und formten anstatt Runen wohlbekannte Buchstaben.

Angstlich keuchten oder stöhnten manche auf, sprangen auf und starrten auf die Tafel. Die einzige Frau, die zu Shotô's Gruppe gehörte schlug sich die Hände vor den Mund und rief laut, mit vor Angst verzerrter Stimme aus, was alle dachten

" Shotô?! Was hast du nur getan?!"

Nanakooo! Komm endlich! Wir warten alle!!"
Müde sprang das junge Mädchen aus dem Bett. Heute war mal einer dieser Tage, an dem sie so gut wie gar keine Lust auf das Jagen hatte. Bereits gestern hatte sie so lange auf einer Quest gejagt.... und diese war schlicht und ergreifend grausam gewesen! Der Großwroggi, den sie mit ihrer Cousine jagen sollte, hatte nur so mit Gift um sich gespuckt und Nanako hatte nicht nur ihre Ration, die aus zehn Gegengiften bestand, aufgebraucht sondern die ihrer Cousine auch noch halb ausgeleert. Bis die Riesenechse endlich tot war, war Nanako mindestens 14 mal vergiftet gewesen und 2 mal beinahe ohnmächtig geworden. Wenn es Monster gab die Nanako hasste, dann waren das Monster mit Gift-Element. 80% sahen nicht nur schrecklich hässlich aus, sondern waren auch gnadenlos was das Kämpfen anging. Jetzt stand das junge Mädchen, nach ihrer scheußlichen Jagd, mit mindestens 4 Monstern von blauen Flecken da. Bevor Nanako das Oberteil ihrer Rüstung, aus den Materialien des gestrigen Jagdzuges, überzog musterte sie sich im Spiegel. Sie tanzte ziemlich aus der Reihe, was das Aussehen ihrer Familie anging. Zuerst wären das ihre feinen Züge. Normalerweise hatten alle Mitglieder, bis auf angeheiratete, der Familie Shotô eher markante und scharf geschnittene Züge.
Die kränklich wirkende, blasse und beinahe weiß scheinende Haut, bei der man genau die blauen Adern durchsehen konnte, war hingegen wieder normal für ihre Herkunft.
Die Familie Shotô hatte den Ruf gespenstisch und hinterlistig zu sein, das sie ihre Emotionen abschalten wie eine Lampe konnte und weitere tausende Dinge, die meist Nanako's Familie in ein sehr düsteres Licht tauchten.
Hier in dem kleinen Land Arealon, wie die Bewohner es nannten, war das Jagen von Monstern noch streng von ihren Vorfahren geprägt. Große Jägerfamilien, sogennannte HunterClans, bestimmten die Quest-Vergabe. Je höher der Rang der Familie eines jemanden war, desto besser und ertragsreicher waren die Quests die man zugeteilt bekam. Man konnte sich sogar Quests und Monster reservieren, sodass kein anderer sie annehmen oder töten durfte.
Als Neuling, kam man nur durch eine Heirat in dieses System.
Sonst musste man sich, sein Leben lang, mit SammelQuest zufrieden geben, außer ein hoher Jäger lud den Neuling zum Jagen ein und stellte ihm eine Befürwortung aus. Aber das geschah sehr selten, Fremdlinge waren in Arealon ungern gesehen.

Nanako checkte sich weiter. Sie hatte eine ziemlich zierliche und zerbrechliche Statur, was ebenfalls ungewöhnlich war und wohl auch darauf zurückzuführen war, dass Nanako ein ziemlich kleines Mädchen war. Mit 1,60 m fiel sie unangenehm zwischen den anderen auf.
Das Auffälligste an Nanako wären wohl ihre großen Augen, die in einem unheimlichem pechschwarz leuchteten.
Richtig, das auffälligste Merkmal der Familie Shotô waren die pechschwarzen Augen. Keine Iris, kein Weiß im Auge, keine wirkliche Pupille (obwohl die schon vorhanden war, nur nicht sichtbar), nur ein unheimliches schwarz, wie es manche weibliche Diablos, während der Brunft trugen. Nur ein paar Glanzlichter ließen noch erahnen, dass es sich um ein Auge handelte.

Und da war noch Nanako's helles, welliges, seidiges Haar, dass die zarte bronxene, feuerähnliche Farbe wie die Mähne auf dem Kopf eines Teostras besaß. Seit Nanako sich erinnern konnte ärgerte sich ihr Vater über ihre "Mähne" und predigte seit Jahren, dass Nanako das nur von ihrer Mutter haben konnte, deren blonden Haare übrigens den gleichen Orangestich wie die ihres Vaters hatten.

Die Bronxehaarige legte ihren Brustpanzer an. Sie mochte das grell, orangene Aussehen der ledernen Haut des Großwroggis und strich einen Moment über ihre Rüstung, bevor sie sich dann ihrem Arzuros-Hüftring überstreifte. Auch hier mochte sie die Farbe des Hüftrings, der wohl die Bezeichnung "Hüftrock" ebenfalls verdient hätte. Die Rüstung des Mädchens war eine bunte Mischung aus allen möglichen Monstern, da Arealon sehr artenreich war und da Nanako niemals ein komplettes Rüstungsset selbst vervollständigte.

Nachdem Nanako nochmal sicher gegangen ist, dass die bereits angelegten Teile hielten, wand sie sich ihren Qurupeco-Beinschienen zu. Die bunten Federn ließen Nanako eher wie einen Clown aussehen, als einen Jäger, aber darüber ärgerten sich bereits Generationen von Jägern und langsam wurde es anscheinend Zeit, die Handwerkerfamilie zu feuern, oder sich selbst ein Design auszudenken.
Als nächstes zog sie ihre Baggi-Armschienen an. Sie hatte die blauen Rüstungsteile nicht nur wegen ihrer Verteidigung, sondern auch wegen der Farbe in ihre "Patchwork"-Rüstung aufgenommen. Als letztes befestigte sie schließlich, mithilfe eines kleinen Steckers, ihre Freundschaftsfeder am rechten Ohr.

Mehr oder weniger zufrieden drehte sie sich um, um ihre Doppelklingen aus der Vitrine zu fischen. Ehrfürchtig fuhr die Bronxehaarige über die zerfledderten Schuppen. Dafür, dass sie diese Waffe so belanglos aus ihrem Behältnis geholt hatte, ging sie mit ihr, sobald sie erst in ihren Händen lag, ungemein vorsichtig um. Ihre Doppelklingen waren eines der ersten Waffen,die je zum jagen genutzt wurden und ein uraltes Erbstück ihrer Familie, das nur innerhalb des Hauptstammes weitergegeben wurde, und aus dem ersten, je erlegtem Drachenältesten gemacht. Die Doppelklingen waren im Grunde zwei riesige Klauen mit messerscharfen Krallen, die ungefähr so dick wie Nanako's Unterarm waren und sich gefährlich zuspitzten. Die Augen des Monsters, waren auf dem Rücken der Klauen eingelassen und mit Hilfe eines Mittels so konvensiert, dass sie sogar noch lebendig aussahen und gefährlich in einem eisigem frostblau funkelten. An den eigentlichen Klauen, wanderte an jeder Seite noch eine hauchdünne, teufelsscharfe Klinge Nanako's Unterarm herauf.
Die Schuppen waren bereits so verblichen, sodass sie ein seelenloses grau wie das helle, silbergraue Erz im Urwald hatten. Ihre Ränder waren bereits zerfleddert, die Stellen die oft mit dem Blut von Monstern in Berührung kamen, waren bereits blutrot verfärbt, und doch wies diese tausende Jahre alte Waffe einen unglaublichen Charme auf, der jeden der sie sah sofort faszinierte.

Trotz allem hängte Nanako sich die Waffe über den Rücken und schlüpfte dann aus ihrem kleinem Zimmer raus, durch eine nach außenführende Tür, auf die Straße. Als sie dann durch das Viertel spazierte, dass den Jägerfamilien gehörte, dachte sie schon sie müsse sich den Mund fusselig grüßen. Jeder vorbeilaufende Bewohner schien die Bronxehaarige zu kennen und für Nanako war dies irgendwie ein unangenehmes Gefühl von allen gekannt zu werden. Dies war wieder mal ein Nachteil ihrer Herkunft.

Am Questschalter warteten bereits ihre Cousine Kizumi, Akio und Nanako's Kamerad Shyla.
"Hey Nana!"
Akio fuhr sich grinsend durch sein krauses, haselbraunes Haar, während er Nanako begrüßte. Akio hieß mit Nachnamen Sentaku, der Hunterclan, der nach dem ihren den höchsten Rang hatte. Nanako lächelte ihm einmal zu. Sie mochte den aufgedrehten und freundlichen Optimisten. Dann streichelte sie einmal Shyla über den Kopf, die schüchtern zurückzuckte. Shyla war der einzige Kamerad, der keine Felyne sondern eine Melynx war. Sie hatte zartes, flaumiges, frostweißes Fell und karmesinrote Augen. Die Albinokätzin war zu allen Menschen sehr scheu, aber auf der Jagd arbeitete sie konzentriert, schnell und geschickt. Die Azurosrüstung, die sie um ihren dünnen Körper geschlungen trug, ließ Shyla noch magerer aussehen als sie selbst schon war.

Kizumi nickte ihrer Cousine einmal zu. Ihr glattes, ebenholzschwarzes Haar unterstreichte das pechschwarz ihrer Augen und das hochbeinige Mädchen trug eine ziemlich hübsche Lagombirüstung.
Nanako kam nicht umher zu kichern. Kizumi war eine unendliche Pessimisstin, allein ihre Aura strömte so viel Pessimismus, dass man sich normalerweise von ihr fernhielt, und diese Rüstung verkannte eindeutlich ihre Persönlichkeit.

Nun standen die drei Jäger am Questschalter und warteten.
Die Gildenjungfer hatte wohl mal Lust auf einen Spaziergang bekommen und hatte den Schalter allein gelassen. Akio sah sich übertrieben um,indem er den Kopf von der einen Seite auf die andere warf, sich mehrmals schnell drehte, bevor er dann mit der Faust einmal auf den Tisch schlug, sodass mehrere Blätter zu Boden sackten.
" Das gibts ja wohl nicht! Die Papiere haben die Gildentusse gefressen!"

Spätestens jetzt drehten alle Leute ihren Kopf zu der ungewöhnlichen Truppe und mindestens die Hälfte derer begann zu lachen. Akio schaffte es immer einen Spruch loszulassen und andere zum lachen zu bringen.

Nach 20 Minuten Wartezeit tauchte die Gildenjungfer doch auf. Ihr Haar wirkte etwas wirr und ihre waldgrüne Kutte hatte einen staubigen Graustich.
Kizumi musterte die Frau kurz um dann ihren Spruch abzulassen:
" Bist du so spät weil du dich wieder im Klo eingesperrt hast??"

Gelächter von allen Seiten folgte und selbst Nanako musste sich vom Lachen krümmen. Die Gildenjungfer senkte peinlich berührt den Blick und eine verräterische Röte breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Mit einer verlegenen Langsamkeit drückte sie den Stempel auf die Stelle des Papiers und erlaubte die Truppe dazu nun einem Khezu zu jagen.

Die drei Jäger setzten sich hinten in den Wagen mit den Aptonoth, die sie zogen. Nanako hob ihre Melynx mit auf den Wagen und die kleine Kätzin rollte sich in ihrem Schoß zusammen und machte ein Nickerchen. Während der Wagen so langsam vor sich herschuckelte überkam Nanako eine tückische Müdigkeit und nach 10 min. Fahrt schloß die junge Jägerin sich dem Beispiel ihrer Melynx an.

Achtung! In diesem Kapitel wird es um Gewaltdarstellungen gehen!
Als der Wagen schließlich am Lager ankam, war es bereits Nacht. Müde stieg Nanako aus und begann sofort zu frieren. Wie konnte es nur eine knappe Tagesreise von ihrem Heimatort so kalt sein?!
Kizumi belächelte Nanako's zittern nur.
" Das wird ein verdammt kalter Schneesturm"
meinte sie knapp und zeigte in Richtung Himmel, von dem dicke, blendent weiße Schneeflocken fielen.
Akio klatschte lachend in die Hände
" Wenigstens sind wir in der Höhle im Trockenen!"
Einen Moment runzelte Kizumi die Stirn.
" Ja, solange bis dieser Khezu uns ansabbert!"
Angewidert verzog Akio das Gesicht
" Was ist denn DAS für eine Einstellung?! Bähh! So kann man doch nicht jagen! Nana! Sag mal was."
Nanako grinste nur, fuhr sich aber immernoch frierend über die Arme, bevor sie sich ein Heißgetränk auf Ex runterkippte. Die Hitze wärmte angenehm ihren Körper von innen und fuhr ihr durch die kalten Glieder
" Woraus sind eigentlich Heißgetränke gemacht?"
fragte sie daraufhin. Kizumi nahm daraufhin einem Schluck, gurgelte einmal, bevor sie dann schluckte und kam dann zu ihrem Entschluss.
" Blut"
Akio spuckte seinen Schluck den beiden Mädchen erschrocken vor die Füße
" Was?!"
Angewidert schwenkte er sein Heißgetränk hin und her. Die rote Flüssigkeit schwappte über den Rand seiner Flasche und Dampf stieg von dem erhitzten Gedränk auf.

" Das oder eine Felyne hat wieder hinein gespuckt.",meinte Kizumi daraufhin.
Nanako brach in schallendes Gelächter aus.Egal wie lange dieser Scherz schon her war, er war immernoch lustig. Damals hatte Akio im Beisein Nanako's einer Felyne 300 z bezahlt, damit sie in Kizumi's Heißgetränk spuckte. Den Scherz hatten sie erst nachdem Kizumi ihn bereits ausgetrunken hatte, aufgelöst. Und immernoch lachten sie über das Gesicht, dass die Schwarzhaarige damals gezogen hatte.
" Wie dem auch sei! "
Akio klatschte lachend in die Hände und durchbrach so die Gedanken der anderen.
" Da wartet ein Schwabbelmonster auf seinen Tod"

" Oder auf unseren!"
Kizumi schlenderte zur Objektbox, packte ihre Erste-Hilfe-Arzneien, ihre Rationen, einen Farbball, ihre Karte und Nullbeeren ein, und lief dann schonmal vor.
Nanako tat es ihr grinsend nach, und als sie in das erste Gebiet des Frostseeweg's trat empfing sie Kälte stechend wie Messer.
Kizumi lief bereits zielstrebig auf den Eingang der Höhle, am anderen Ende des Feldes zu. Die Pepe scharrten aufgeregt mit den Hufen im Schnee.
Ihr großes, schlammbraunes, verfilztes Fell wankte im Takt des schwangenden Kopfes und ihre weit aufgerissenen Augen fixierten die Jäger.
Einen Moment spielte Nanako mit dem Gedanken ihre Doppelklingen zu zücken und sich an den Pflanzenfressern aufzuwärmen.
Als sie aber die Monster umkreiste, sah sie eine kleine, torfbraune Fellkugel umherspringen. Das Pepe war wohl erst wenige Tage alt, entsprechend klein und neugierig. Es schlug Hacken und schüttelte seinen Kopf wild umher. Nanako entschloss lieber ihre Kräfte für den Khezu zu waren und lief Kizumi hinterher, deren Ohren ihrer Lagombirüssi wie Bänder hinter ihr hertanzten.

Endlich tauchte Akio auf. Er lief so schnell er konnte um zu den beiden Mädchen auftzuholen....nur um sich lang in den Schnee zu legen. Das Gelächter der beiden Mädchen machte die ohnehin schon nervösen Pepe's noch nervöser und aus der Höhle erklang ein grässlich grelles Kreischen. Schnell hiefte Akio sich auf, klopfte den Schnee von seiner Rüstung um mit einem Kampfschrei in die Höhle zu stürzen.

Als Nanako ihm folgte, dauerte es eine Weile, bis sie sich an das schummrige und bleiche Licht der Höhle gewöhnt hatte. Als ein greller Lichtblitz auf sie zuschoss, sprang sie aus Reflex zur Seite. Der Blitz oder eher gesagt die Blitzkugel, kam an der Schräge des Eingangs auf und explodierte, wobei Eissplitter sich in Nanako's Haut bohrten.
Als sie sich wieder aus ihrer Hocke aufrichtete, ließ der Khezu sich grade von der Decke zu Boden fallen. Eissplitter flogen wieder durch die Luft und ein unangenehm kalter Wind bließ Nanako ins Gesicht.

Der Khezu selbst saß einen Moment still da. Seine weiße Haut hatte die Farbe von Schimmel und seine Ardern hoben sich blutrot und pulsierend von dem Rest der Haut hervor. Seine Pranken waren mit Kratzern und kleineren Narben übersäht und in einem der Flügel prankte ein großer V-Riss. Der Brustkorb des Monsters wurde unschön detalliert sichtbar, als er einatmete. Sein Hals war verbogen und sein großes Maul war geifernd aufgerissen. Schier tausende, gelblich-schwarze Zähne blitzten in diesem auf und bildeten einen scharfen Kontrast, zu der im Vergleich, zartrosanen, fleischigen Zunge. Speichel tropfte in dünnen, langen Fäden zu Boden und benetzte das Eis.

Dann begann der Khezu seinen ersten Angriff. Sein Kreischen war voller Hunger und Begierde als er sich auf Akio, der bereits weiter im Inneren der Höhle mit gezückter Waffe wartete, stürzte. Dieser wich blitzschnell zur Seite aus um mit seiner Armbrust auf den Rücken des Khezu zu zielen. Als das Projektil nun aus der Waffe schnellte hallte ein unangenehmes Knirschen in der Höhle nieder. Die Munition versuchte sich durch die dicke Haut-und Fettschicht des Monsters zu graben, blieb allerdings noch in der zweiten Hautschicht stecken. Ekelhaft schleimiges Blut floss aus der Wunde und benetzte die schimmlig anmutende Haut des Khezu's.

Die schwarzhaarige Kizumi nutzte ihre Chance, als das Monster nur auf den Schützen achtete, um ihren Hammer auf eine der Pranken des aggressiven Monster's niederfahren zu lassen. Normalerweise kämpfte die Pessimistin mit dem Langschwert, aber der Hammer war ein Geschenk ihres Vaters gewesen und außerdem kam das Mädchen erstaunlich gut damit zurecht.

Voller Wut kreischte der Flugwyvern laut auf. Er wirbelte herum, hielt seine getroffene Pranke dabei hoch und schnappte nach Kizumis Hammer und versuchte ihn der Jägerin zu entreißen, damit er sie ohne Waffe überwältigen könnte. Diese zog laut fluchend mit aller Kraft um dem Monster nicht ihre Waffe zu überlassen. Immer wieder rutschten die Zähne von der glatten Oberfläche ab und ein nervenaufreibendes Knirschen suchte sich seinen Weg zu den Ohren der Jäger.

Aufgeregt lief Nanako keuchend um den eigentlichen Kampf in der Höhle herum und kletterte mühselig einen Teil, der mit Spinnenweben übersähten Höhlenwand hoch. Sie rutschte mehrmals ab und als sie endlich oben war, schmerzte eine ihrer Hände höllisch. Sie sah nun von oben auf das Geschehen unten herab. Akio lud eifrig Munition nach, während Kizumi verzweifelt versuchte Oberhand über dieses Tauziehen zu gewinnen und die Füße so gut es ging in die Erde stemmte. Der Khezu hatte seine getroffene Pfote nicht mehr erhoben, sondern presste sie wie alle anderen in den Boden, wobei aber diese sichtlich entlastete. Selbst von der Ferne erkannte man, dass einige Zehen zertrümmert von dem gewaltigen Schlag waren, und nur noch aus einer roten Masse aus Fleisch und Knochensplittern bestanden. Unmengen an Speichel der Bestie besuddelte den Hammer und tropfte in langen Bändern zu Boden, wo dieser gefror. Das die schwarzhaarige Kizumi noch nicht einfach vom Khezu weggezogen wurde, lag daran, dass dieser immer wieder abrutschte und sich auf das Halten des Hammers mehr als auf das Ziehen konzentrieren musste. Nanako ergriff ihre Chance und zückte ihre Doppelklingen und wagte mit pochendem Herzen den Sprung auf den Rücken der Bestie.
Zu ihrer Erleichterung fühlte sich die Haut des Khezu nicht so pelzig wie Schimmel an, anders als sie aussah! Die glatte Haut bot allerdings ein größeres Risiko, denn die Rothaarige wäre beinahe wieder von dem Monster gefallen. Der Flugwyvern kreischte, als er das Gewicht auf seinem Rücken spürte, ließ von dem Hammer ab und versuchte die Jägerin auf seinem Rücken noch grade im letzten Moment von sich zu schmeißen.
Zu spät, denn diese hatte bereits ausgeholt und ihre Waffe tief in seinen Leib geschlagen.
Als Nanako's Doppelklingen sich tief in das Fleisch des Khezu's bohrten lief ihr ein unangenehmer Schauer den Rücken herunter. Aufgrund der Widerhaken an den Klauen ließ sich die Waffe nur schwer aus dem Leib des Monsters lösen und die enorme Fettschicht des Khezu's machte es dem Mädchen auch nicht grade leicht ihre Waffe wieder frei zu bekommen. Erst beim dritten Anlauf schaffte sie es die Waffe regelrecht aus dem Monster zu reißen und hinterließ zwei kleine,klaffende Wunden. Blut färbte ihre Doppelklingen dunkelrot und schleimig tropfte es von den Spitzen der Waffe. Aus der Wunde spülte ebenso Blut. Das Fleisch, was sie mit den Doppelklingen herausgerissen hatte, fiel in zwei Brocken zu Boden.
Das Monster unter ihr bäumte sich auf und schleuderte Nanako erzürnt von sich auf den eisigen Boden. Das Mädchen rutschte eine Weile über das Eis, bis es an die Wand prallte und dort etwas benommen liegen blieb.

Das Kreischen des Monsters war noch aggressiver als voher und es fixierte wieder Kizumi, die ihren Hammer wieder unter Kontrolle hatte und seinem geiferndem Maul entschlossen entgegen schwang. Akio kletterte derweilen auf die gleiche Anhöhe die auch Nanako genutzt hatte, um auf den Rücken des Monsters zu springen. Seine Waffe schoss unnachgiebig auf den Rücken des Flugwyvern, allerdings blieben beinahe alle seine Projektile ohne starken, sichtbaren Schaden in der dicken Haut stecken.
Der Khezu konterte nun indem er seinen Schweif an den eiskalten Boden presste um sich aufzuladen. Kizumi sprang grad noch rechtzeitig weg um den zuckenden, blau scheinenden, knisternden Blitzen auszuweichen. Das weiße Monster lief nach seinem Angriff wieder zielstrebig zur kalkweißen Wand, um dort hinauf und auf die Decke der Höhle zu klettern. Nanako hiefte sich wieder auf die Beine und legte den Kopf weit in den Nacken um zu sehen, was ihre Beute nun machen würde. Der Khezu ließ sich nur an seinen Hinterbeinen, mitHilfe seiner Saugnäpfe,von der Decke baumeln und reckte dann den Hals in ihre Richtung. Einen Moment hielten beide inne, beide im Glauben Jäger zu sein. Dann spürte Nanako einen unglaublich starken,stechenden Schmerz zwischen den Schulterblättern. Aggressiv zog er sich von einem Knochen zum nächsten und brannte sich tief in ihr Fleisch. Er war so stark, dass das Mädchen nach Luft rang und mit einem ersticktem Schrei in die Knie ging. Instinktiv tastenten ihre Finger nach der Ursache des Schmerzes. Feuchte Angst über den Moment, in dem ihre Fingerkuppen die, vermutlich tiefe, Wunde berührten kroch in ihr hoch. Aber als sie vorsichtig mit ihren Fingerspitzen über ihre Haut fuhr fühlte sie nichts als glatte, weiche Haut. Aber...irgendetwas muss dort doch sein?!
Verunsichert durch den Schmerz ohne Ursache schloss Nanako die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Sie versuchte genau herauszufinden, woher das sengende Feuer kam, fand aber nur raus was sie schon wusste. Der Schmerz fand seinen Ursprung zwischen ihren Schulterblättern.

So sehr auf sich selbst konzentriert, bemerkte das Mädchen nicht, wie der Khezu sich im Verlauf dieser Zeit, durch Akios mutiges Eingreifen zunächst von ihr abgewandt, und dann nach ungefähr fünfzehn Schüssen, deren lange Munition in der Haut des Monsters stecken blieb, sich geschwächt und voller Wut umgewandt hatte und nun mit einer Haut voller Löcher auf sie zuschoss. Der Flugwyvern konnte sein Glück kaum fassen, jetzt Rache an dem Mädchen nehmen zu können, was für den feuergleichen Schmerz an seinem Rücken schuld war.
Gerade rechtzeitig sprang Shyla, die auf Nanako's Befehl hin nicht am Kampfgeschehen teilgenommen, und dafür Materialien gesammelt hatte, dem Ungeheuer in den Weg.
Obwohl er sie einfach zur Seite schleuderte, reichte ihr schmerzerfülltes Kreischen, Nanako aus ihrer Starre zu wecken und rechtzeitig zur Seite zu springen.

Für den Flugwyvern kam diese Reaktion zu spät, er konnte seinen Lauf nicht mehr bremsen und prallte mit voller Wucht gegen die Felswand.
Eissplitter flogen wieder durch die Luft und einen Moment bebte es etwas, dann wurde wieder alles still.
Kreischend vor Schmerz versuchte der Khezu wieder auf die Beine zu kommen, aber immer wieder rutschten seine Beine gnadenlos, wegen seines eigenen, glitschigen Blutes, das ihm in Strömen den Körper herunterlief, unter dem Körper weg. Als Kizumi an das panische Monster herantrat und mit ihrer Waffe ausholte, warf Nanako schnell den Kopf zur Seite und kniff die Augen zu.
Ein dumpfer Aufprall gefolgt von einem grässlichen Knirschen verriet den Tod des Ungeheuers.
Unwillig öffnete Nanako wieder die Augen. Nach seinem Todeskampf lag der Khezu beinahe still und friedlich da.
Einen Moment empfand Nanako Mitleid mit dem Wesen und hockte sich hin um über die von Blut benetzte Haut zu streichen.
Das dies ein Fehler war, bemerkte sie spätestens jetzt, denn nun klebte das schleimige Blut an den Fingern der Bronxehaarigen die vor Ekel ein flaues Gefühl im Magen bekam.
Zu allem Übel schrie Akio hinter ihr auch noch.
" Oh mein Gott! Schaut nur was Kizumi mit dem Kopf gemacht hat!"
Stur beließ die Jägerin ihren Blick auf der durchlöcherten Haut des Monsters. Als sie schließlich zurücktrat, wurde ihr etwas schwindelig. Das schleimige Blut des Khezu's schien überall an ihr zu kleben und noch nie hatte das Mädchen so ein dringendes Bedürfnis gehabt, sich zu waschen.
Ekel ließ sie erschaudern als sie die Füße hob und sah, wie das Blut in Fäden daran heruntertropfte.
Den Blick auf den eingeschlagenen, oder zertrümmerten Schädel des Monsters ersparte sie sich, in dem sie sich umdrehte und ihrem Kamerad aufhalf, der bis dato auf dem Boden liegen geblieben war.
Akio lachte als Kizumi fluchend aus der Blutlache des Monsters trat und sich laut über die Sauerei an ihrem Hammer beschwerte. Als Nanako kurz daraufschaute, fand ihr Ekel eine neue Entschuldigung, das Mädchen um ihren Mageninhalt zu quälen. Eine Masse als Blut, unbekannter, durchsichtiger Flüssigkeit, und weißen Splittern tropfte zähflüssig zu Boden.
Schnell durchschritt Nanako als erste die Höhle, griff nach ihren Doppelklingen, die sie mit sich weggeschleudert hatte, und verkündete das sie wieder gehen sollten. Akio pflichtete ihr bei, obwohl er seinen Blick, immernoch fasziniert, auf dem Kopf des Monsters hängen ließ.
" Die Gilde räumt den für uns nach Hause."
Nickte auch Kizumi schließlich, bevor auch sie loslief um die Eiswüste schnell hinter sich zu lassen.
So machten alle drei sich schnell wieder zurück zum Wagen, dessen schöne Wärme sie schon sehnsüchtig erwarteten.