Okay, mir war mal nach Actionschlock, insofern kann es sein, dass es eher schlecht ist. Naja, aber trotzdem wünsche ich viel Spaß beim Lesen, sofern ihr denn lesen wollt. Ach, übrigens: Alle bis auf dich (damit meine ich die Person, die darüber Bescheid weiß und sich angesprochen fühlen kann) ignorieren bitte die Rekommi-Sektion.
Treffpunkt
Melina schluckte den Rest ihres Rühreis herunter und sah sich ein weiteres Mal im Diner um. Wenn sie nicht unaufmerksam gewesen war, dann waren es offenbar vier. Vielleicht war ihr letzter Auftrag nicht so glimpflich ausgegangen, wie sie gedacht hatte. Jemand musste jemandem gesteckt haben, dass sie hier war. Dabei hatte sie eigentlich gedacht, dass es ein sicherer Ort für einen Treffpunkt war. Das Dumme war nur, dass es jetzt zu spät war, um noch etwas daran zu ändern.
Sie warf einen Blick durch die große Fensterfront, neben der sie auf einer der typischen roten Sitzbänke saß. Noch immer keine Spur von Kris. Vielleicht hatte sie es nicht geschafft, doch wahrscheinlicher war es wohl, dass sie einfach nicht kommen wollte. Gut, sie hatte dem Treffen zugesagt, aber hieß das überhaupt noch etwas bei ihr? Überhaupt ... Melina hasste es, sich das einzugestehen, aber es wäre wahrscheinlich viel einfacher, wenn Kris gar nichts wusste. Aber wie lange konnte man das schon vor ihr geheimhalten?
Melina ließ ihren Blick wieder durch das Innere des Diners schweifen, hinüber zu dem Mann an der Theke, der wie ein Trucker aussah und dann wieder hinaus auf den Parkplatz vor dem Diner, wo ausschließlich kleinere PKWs standen. Kris war immer noch nicht da.
Sie griff in die Innentasche ihrer Jeansjacke, die sie aufgrund der sommerlichen Wärme ausgezogen hatte und sah nach, ob irgendjemand ihr vielleicht eine erklärende Nachricht geschrieben hatte, doch natürlich Fehlanzeige. Nervös trommelte sie mit den Fingern auf die von der hereinscheinenden Sonne heiße Tischplatte.
Und dann, als sie wieder nach draußen schaute, sah sie, wie ein weiterer Wagen – offenbar ein etwas älterer Ford Mustang – auf den Parkplatz fuhr, anhielt und eine junge Frau ausstieg, die sie eindeutig als ihre Schwester erkannte, auch wenn sie ihr schwarzes Haar offenbar jetzt eher kurz trug. Melina atmete erleichtert auf und lehnte sich ein wenig zurück, auch wenn sie nicht unbedingt entspannter war.
Kris betrat das Diner, sah sich kurz um und steuerte dann auf Melinas Tisch zu, wobei sie fast mit einer Frau in Motorradkluft zusammenstieß.
„Hi, Mel“, sagte sie knapp, als sie sich Melina gegenüber auf die Bank fallen ließ.
„Hallo“, erwiderte Melina.
„Hier ist es nicht sicher“, sagte Kris.
„Ich weiß. Mindestens vier.“
Kris nickte. „Glaube ich auch. Wie lange?“
„Ein paar Minuten, denke ich. Wir könnten woanders …“
„Dann werden wir nur verfolgt. Wir reden, regeln das hier schnell und hauen dann ab.“
„Wenn du meinst“, sagte Melina.
„Ja. Ich nehme an, die Zeit reicht wohl nicht, um etwas zu ess…“
Sie brach ab, als eine Kellnerin mit Schürze Rührei und Speck auf einem Teller vor sie stellte.
„Bitte sehr“, sagte sie freundlich lächelnd.
Melina musste sich angesichts Kris’ verdutzter Miene ein Grinsen verkneifen. „Hab schon für dich mitbestellt und gesagt, sie sollen es einfach warmhalten, bis du da bist“, sagte sie zur Erklärung.
„Ah, okay“, sagte Kris und rief der Kellnerin noch ein „Danke“ hinterher, als diese schon wieder verschwand. „Worum geht es nun?“, fragte sie, während sie mit ihrer Gabel ein Stück Speck aufpiekte. „Muss ja dringend sein.“
Ihre Stimme klang sarkastisch und Melina zögerte. War es nicht besser, erst einmal über etwas Anderes zu reden?
„Spuck’s aus“, sagte Kris mit vollem Mund.
Melina seufzte. Es half ja doch nichts. „Mum und Dad“, sagte sie, während sie ein leichtes Brennen in der Kehle spürte. „Sie sind tot.“
Melina wusste, dass jemand, der eine nahestehende Person verliert, sicher viele verschiedene Fragen stellen kann, etwa wann genau die Person gestorben ist oder woran. Aber sie wusste auch, dass ihre Schwester eine andere Frage stellen würde, nämlich diejenige, die sie selbst auch an ihrer statt gestellt hätte.
„Wer?“, fragte Kris, indem sie ihre Gabel hinlegte.
„Soweit wir wissen“ – mit „wir“ meinte Melina sich selbst und ihren Bruder Steve – „war es der Chevalier.“
„Verfluchter Froschschenkelfresser“, murmelte Kris zornig. „Sie hätten ihn damals einfach umlegen sollen.“
„Hör zu, Kris“, sagte Melina eindringlich. „Wir kümmern uns darum. Ich meine, du solltest es natürlich wissen, aber …“
„Aber was?“
„Aber du solltest nicht irgendetwas … Unüberlegtes tun. Und … Ich meine, du warst …“ Sie brach ab.
„Ja“, sagte Kris grimmig. „Ich war die Ausreißerin, die mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun haben wollte und der Familie und Arbeit egal sind. Das wolltest du doch sagen, oder?“
„Das meinte ich nicht und das weißt du“, gab Melina zurück.
„Ach, weiß ich das?“
„Ich hoffe es zumindest.“
Kris sagte nichts und starrte kurz aus dem Fenster. Melina sah sie kurz genauer an: Ihre Gesichtszüge wirkten im Vergleich zu früher verhärmt, ihre Kleidung wirkte etwas schmuddelig – die leichte olivgründe Jacke, die sie über einem ausgewaschenen roten T-Shirt trug, hatte an mehreren Stellen Löcher.
„Macht ihr ihn kalt?“, fragte Kris plötzlich, während sie immer noch aus dem Fenster sah.
Melina schluckte. „Nun, wir … wissen es nicht. Wir könnten ihn kriegen, aber sollen ihn eigentlich lebendig …“
„Das heißt wohl ‚Nein‘“, schloss Kris. „Dann mach ich es also.“
„Kris, du weißt, wie gefährlich der Kerl ist“, sagte Melina scharf.
„Ja, genau deswegen. Erst unsere Eltern – was meinst du, wer als Nächstes dran ist? Ich bin schon genug auf der Flucht, auch ohne dieses Arschloch.“
Sie griff nach einem Salzstreuer, der auf dem Tisch stand und schüttete etwas von dessen Inhalt auf ihr Rührei. Als sie ihn wegstellte, bemerkte Melina, dass Kris mit Daumen und Zeigefinger den Deckel unauffällig etwas locker drehte.
„Falls du es nicht gesehen hast“, sagte Kris, während sie das Ei aß, „die Touristin zwei Tische hinter dir telefoniert gerade.“
„Das Salz?“, fragte Melina. „Ich hätte einfach den Teller …“
„Zu offensichtlich“, sagte Kris mit vollem Mund. „Jedenfalls nicht mehr lange. Wenn du noch was sagen willst, sag es jetzt.“
„Du willst ihn dir wirklich schnappen, oder?“
„Jep“, machte Kris.
„Ich kann dich nicht aufhalten?“
„Nein.“
„Kris, ich … Bitte … Ich möchte dich nicht am Ende auch noch verlieren.“
„Ach, komm schon“, sagte Kris und verdrehte die Augen, während sie sich mit einer Serviette den Mund abwischte.
„Ich meine es ernst“, sagte Melina und fixierte kurz einen Mann im Anzug an einem Tisch etwas hinter Kris, der den Eindruck machte, als würde er jemandem hinter ihr zunicken. „Ich weiß, dass ich früher nie wirklich für dich da war …“
„Das kann man wohl sagen“, meinte Kris. „Große Schwester, dass ich nicht lache. Eine große Schwester – was weiß ich, die passt auf einen auf, lässt einen länger aufbleiben, wenn die Eltern weg sind oder baut im Winter mit einem zusammen einen verfluchten Schneemann, aber du?“
„Ich hatte keine Wahl, oder?“
„Du hattest die gleiche Wahl wie ich“, sagte Kris bitter. „Wir hätten einfach zusammen abhauen können und … Ach, weiß auch nicht.“
„Es ist zu spät dafür“, sagte Melina mit nun deutlich spürbarer Eile. „Und das tut mir leid, glaub mir. Ich meine … Ich habe ja das Gleiche mit Steve erlebt und er … Nun, Mum und Dad haben ihm vielleicht auch nie so nahegestanden, wie Eltern es eigentlich tun sollten, nehme ich an. Es war einfach für uns alle schwierig.“
„Ja, kann sein“, sagte Kris trocken. „Unsere Zeit ist um.“
Mit diesen Worten sprang sie auf, packte den Salzstreuer und schwang ihn kurz durch die Luft, sodass der Deckel sich löste und sein Inhalt direkt in das Gesicht des Mannes im Anzug flog, der an ihren Tisch herangetreten war und nun schreiend das Messer fallen ließ, dass er in der Hand gehalten hatte, um sich die Augen zu reiben. Kris’ Tritt erwischte ihn am Kopf und warf ihn über einen der anderen Tische. Melina sprang auf, packte ihren Teller und schleuderte ihn wie ein Frisbee quer durch den Raum auf die angebliche Touristin, die sich jedoch rechtzeitig duckte.
„Hab dir gesagt, es ist zu offensichtlich“, rief Kris triumphierend, während die Kellner und anderen Gäste im Diner aufschrien. Melina machte ein säuerliches Gesicht. Die Frau in der Motorradkluft, mit der Kris vor einigen Minuten fast zusammengestoßen war, kam auf sie zugestürmt, doch Melina duckte sich unter ihrem Schwinger weg, schlug ihr von hinten auf die Ohren, packte ihren Kopf, trat ihr in die Kniekehle und zog ihren Kopf auf ihr eigenes Knie, bevor sie sie von sich wegstieß und sich gerade noch rechtzeitig umdrehte, um einem Messerstich der Touristin auszuweichen. Den nächsten Angriff blockte sie, klemmte den Arm ihrer Gegnerin ein, schlug ihr mit der flachen Hand dreimal schnell hintereinander ins Gesicht und verdrehte ihr anschließend den Arm auf dem Rücken. Das Messer fiel klappernd zu Boden, Melina versetzte ihrer Gegnerin noch einen Kniestoß in die Rippen und warf sie über einen Barhocker, bevor sie sich nach Kris umsah, die gerade dem falschen Trucker auf dem Boden die Schulter auskugelte, um ihm abschließend noch einmal aufs rechte Sprunggelenk zu treten, das dabei ein ziemlich hässliches Geräusch machte.
„Wir sollten …“, begann Melina etwas außer Atem und schnappte sich ihre Jacke.
„Ja“, sagte Kris und beide rannten aus dem Diner.
„Scheiße!“, rief Melina, als sie auf dem Parkplatz ihren Wagen sah.
„Haben dir die Reifen zerstochen, hm?“, fragte Kris. „Du wirst nachlässig, wenn du schon das nicht mehr bemerkst.“
Sie sah zurück zum Diner. Lange würden ihre Verfolger wohl nicht ausgeschaltet sein.
„Na, komm“, sagte Kris und lief zu ihrem Wagen. Melina folgte ihr, sie stiegen rasch ein und Kris fuhr los.
Kurze Zeit später waren sie auf dem Highway und in Sicherheit – zumindest vorerst.
„Baujahr 1993“, sagte Kris stolz.
„Geklaut?“, fragte Melina.
„Aber so was von.“ Kris grinste, doch Melina lachte nicht. Erstens war dieses Auto – insbesondere wenn es gestohlen war – viel zu auffällig und zweitens …
„Mist“, sagte sie und sah auf ihren linken Oberarm, wo Blut aus einem Schnitt lief.
„Hat sie dich erwischt?“, fragte Kris.
„Ja, muss wohl passiert sein, als ich ihren Arm eingeklemmt hatte … Ist aber nicht so wild, denke ich.“
„Im Handschuhfach ist Verbandszeug.“
Melina öffnete das Fach und machte sich einen provisorischen Verband, der alles andere als perfekt saß – sie konnte schließlich nur eine Hand benutzen – aber immerhin besser als nichts war. Und Kris konnte ihn ja nicht für sie anlegen, da sie fahren musste. So schlimm war es aber ja ohnehin nicht.
„Eine Ahnung, wer die waren?“, fragte Kris. „Die gehörten doch nicht zum Chevalier, oder?“
„Nein, das glaube ich nicht“, sagte Melina.
„Wer dann?“
„Nun …“, machte Melina langsam und mit vielsagendem Unterton.
„Oh, verstehe“, sagte Kris säuerlich. „Das ist dann jetzt wohl wieder geheim.“
Melina nickte und schaute aus dem Fenster, wo die karge Landschaft an ihnen vorbeizog. Sand, Felsen und Staub.
„Keine Sorge“, murmelte sie. „Ich denke, ich weiß zumindest, wer dahintersteckte und … Nun, ein paar Anrufe sollten reichen, um das zu regeln.“
„Es waren jedenfalls Idioten“, schnaubte Kris. „Ein Trucker und eine Motorradfahrerin, wenn auf dem Parkplatz nur kleine PKWs stehen, ja klar. Und die anderen beiden hatten mehr Blickkontakt als zwei frisch verknallte Teenagergören im Schulunterricht.“
Melina grinste. „Ja“, sagte sie. „Die waren anscheinend echt nicht so clever.“
„Hm“, machte Kris. „Okay, aber was jetzt? Soll ich dich irgendwo absetzen?“
„Ja, das heißt …“ Melina kramte in ihrer Jacke und zog ihr Handy hervor.
„Sind Handys nicht ein ziemliches Risiko?“, fragte Kris skeptisch.
„Dieses nicht“, antwortete Melina. „Ich muss Steve eine Nachricht schreiben, damit er mir sagt, wo genau ich ihn treffen soll.“
„Oh, klasse“, meinte Kris sarkastisch. „Große Familienzusammenführung.“
„Du musst mich ja nur absetzen“, sagte Melina. „Du musst ihm nicht einmal Hallo sagen und kannst einfach wieder abhauen. Wobei …“
„Was?“
„Nun, dieses Auto ist ziemlich auffällig und nach der Sache gerade eben wird sicher die Polizei danach suchen. Insofern … Wir könnten dir ja helfen, schnell und bequem zu verschwinden. Nur wenn du möchtest, versteht sich.“
Kris seufzte und biss sich auf die Lippe, während ihre Hände das Lenkrad offenbar fester umklammerten. „Schön“, sagte sie schließlich. „Ich nehme an, das ist weniger stressig.“
Melina lächelte.
„Hey, ich sage nicht, dass ich bei euch bleibe“, fügte Kris hinzu. „Ich hau wieder ab, sobald es geht.“
„Okay“, sagte ihre Schwester und tippte die Nachricht an Steve in ihr Handy ein, während sie so etwas wie einen Anflug von Hoffnung verspürte. Vielleicht, dachte sie, würden sie Kris ja gemeinsam davon überzeugen können, dass es besser war, wenn sie die Finger von der Sache ließ.
Rekommi
Wirklich Leute, das soll nur eine ganz bestimmte Person lesen, also wenn ihr aus Versehen hier draufgeklickt habt, dann geht bitte einfach wieder, okay?
Hallo,
gemäß den mir von deiner Seite diktierten Bedingungen schreibe ich dir hiermit öffentlich, um dir mitzuteilen, dass ich an dem, was du mir – sofern du die Wahrheit gesagt hast – geben kannst, sehr interessiert bin. Gleichwohl möchte ich dir trotzdem raten, dich bezüglich dieses Skandals vielleicht doch eher an die globale Moderation zu wenden, da ernsthafte Enthüllungsberichte, wenn ich mal ganz ehrlich bin, jetzt nicht so wirklich der alltägliche Gegenstand des Kleinkünstlers sind und möglicherweise auch meine Kompetenz übersteigen. Solltest du aber dennoch meinen, dass du diesen Weg gehen möchtest, dann werde ich dabei helfend zur Seite stehen und du kannst dich dann wieder per PN melden.
Beste Grüße,
Thrawn