Schluss mit Kleinkunst!

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  • Huhu Thrawn ! Ich finde es toll, was für ein Tempo du momentan bei deinen Updates an den Tag legst und nehme das doch gleich mal zum Anlass, um dir einen kleinen Kommentar hierzulassen. :)


    Unfreiwillig

    Ich fange mal mit dem Gedicht an, das du zu dem Thema aus meiner Liste geschrieben hast, wobei ich da aktuell noch keinen richtigen Zugang gefunden habe. Das liegt zum einen daran, dass ich noch nicht ganz herausgefunden habe, auf welche aktuelle Problematik es sich beziehen könnte und zum anderen, dass der letzte Satz in deiner Einleitung mich dazu zwingt, das Gedicht aus einer weiblichen Perspektive heraus zu lesen, was ich im gesamten Kontext aber (noch?) nicht verstehe. Ich gucke trotzdem mal, wie weit ich mit meiner Interpretation komme, je öfter ich das Gedicht jetzt lese.

    Zunächst einmal lässt sich feststellen, dass das erste und das letzte Verspaar eine Art juristischen Rahmen darstellen, in dem sich das gesamte Gedicht bewegt. Personen werden von Gütern getrennt und es wird deutlich gemacht, dass kein Anspruch auf Personen besteht. Im mittleren Teil, also der zweiten Strophe sowie dem ersten Verspaar der dritten Strophe, tauchen dann zwei Gruppen auf. Auf der einen Seite sind da diejenigen, denen die Liebe fehlt und auf der anderen Seite diejenigen, die die Liebe nicht erwidern. Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, warum hier Gruppen auftauchen, bzw. um wen es sich bei diesen Gruppen handeln könnte.

    Am stärksten schwebt mir die Idee im Kopf, dass es sich bei der ersten um eine Gruppe mit einer bestimmten sexuellen Präferenz handeln könnte, und bei der zweiten um eine Mehrheitsgesellschaft, die der ersten Gruppe ablehnend gegenüber steht. Insbesondere der vierte Vers der zweiten Strophe würde ganz gut dazu passen, da die erste Gruppe zwar ein Recht auf Liebe besitzen würde, "aber nun einmal nicht so", wie es ihren Präferenzen entspricht. Das Recht selbst würde in diesem Fall von der zweiten Gruppe festgelegt werden, aber viel weiter komme ich mit dem Ansatz auch nicht, bzw. hakt es doch an einigen Stellen. Insbesondere diese stark betonte Unterscheidung zwischen Gut und Person passt irgendwie einfach nicht dazu. Auch bin ich mir bei dieser Variante nicht ganz sicher, wer letztendlich überhaupt spricht. Eine Person, die sich beiden Gruppen nicht zugehörig fühlt?

    Also bleibe ich mal bei dem wahrscheinlicheren Ansatz, dass niemand gezwungen werden kann, eine Person zu lieben. Womit ich wieder bei der Frage bin, warum hier von Gruppen die Rede ist, während die Problematik eher eine individuelle zu sein scheint. Eine wirkliche Lösung fällt mir leider nicht ein und wirklich strukturierter werden meine Ideen zu dem Gedicht auch nicht. Wäre auf jeden Fall interessant zu wissen, was die Idee dahinter war. Ich stehe auf dem Schlauch. ^^'


    Der Gang zur Arbeit

    Und schon wieder so eine kryptische Einleitung, die ich überhaupt nicht einordnen kann. s: Die Grundidee von dem Jungen, der sich in dem Gang nicht wirklich vorwärts bewegt und am Ende eingeschlossen in seinem Büro landet, fand ich aber auf jeden Fall interessant. Beim ersten Lesen hatte ich mit der Zeit immer mehr Sartres Huis Clos im Kopf, wo sich die Personen ja auch erstmal in einem abgeschotteten Raum befinden und eine abgeschlossene Tür betrachten. Entsprechend hatte ich jetzt auch permanent den Gedanken, dass der Junge in deiner Geschichte evtl. tot sein könnte. Zusammen mit der Einleitung könnte es ja auch durchaus passen, dass das Ganze als Kritik an zu viel Arbeit gedacht ist. Sprich, wenn man sich ewig in seinem Büro einschließt, stirbt man dort am Ende und hat dort dann seine Zeit verschwendet. Was in dem Fall ironisch ist, weil Zeit ja gerade die Währung der heutigen Arbeitswelt ist und dort immer davon gesprochen wird, dass möglichst keine Zeit verschwendet werden soll. Warte, hab ich die Einleitung doch noch verstanden? D: Auch wenn da vielleicht noch andere Gedanken dahinter standen, hat mir die Geschichte auf jeden Fall gefallen! :)


    Am Ende stehe ich bei deinen Werken wohl doch mit mehr offenen Fragen da, als das in anderen Sammlungen der Fall ist, aber mir haben beide Werke wirklich gut gefallen! Insbesondere das zweite Werk hat mich dann wohl auch ein bisschen zu meinem französischen Haiku inspiriert, haha. Es freut mich auf jeden Fall, dass du gerade so viel updatest und ich hoffe mal, dass du da dran bleibst. ^-^

  • Okay, nach so ungefähr vier Monaten darf wohl auch wieder mal etwas kommen. Einerseits habe ich an einem kleinen Krimi gearbeitet, der aber noch nicht fertig ist, und andererseits hatte ich eine Idee, die ich gestern und heute mal spontan umgesetzt habe. Der Gedanke hier war, eine Art "Traurige Utopie" zu schreiben. Die Utopie klingt hier mehr im Hintergrund an, aber der Grundgedanke hier war eine Welt, in der jede Person wirklich frei machen kann, was sie will, studieren kann, was sie will, es gibt keine Krankheit, Armut etc. So was wie Star Trek, wenn das jemandem hilft, nur ohne Weltraum. Die Sache war dann aber, dass ich gleichzeitig über eine Person schreiben wollte, die trotz der Abwesenheit materieller Probleme nicht glücklich ist, um meine eigenen Depressionserfahrungen zu verarbeiten. Ich weiß nicht genau, wo ich damit in Zukunft vielleicht noch hinwill (oder ob ich damit noch irgendwas machen will), wobei das eben ein Punkt ist, der auch die Protagonistin beschäftigt.


    Insofern wünsche ich jetzt irgendwie, dass niemand Spaß beim Lesen hat, denn dazu ist das ja eigentlich nicht gedacht.

    Kakao



  • Das hier ist ein ganz spontaner Kommentar, weil ich die Geschichte eben gelesen habe.

    Es ist mir schon (ohne dass ich wusste, dass du der Autor bist) beim Saisonfinale aufgefallen, aber du schaffst es einwandfrei, mich in die Erzählung hineinzuziehen. Allein der erste Absatz: In meinem Kopf entstehen sehr plastische Bilder von der dunklen Straße, auf die Feli schaut. Und das zieht sich im Grunde durch die ganze Café-Szene, ohne, dass zu viel beschrieben wäre. Alles davon ist recht natürlich eingearbeitet, zum Beispiel die Beschreibung der Kellnerin und des Hotelzimmers, während ich über das Aussehen von Feli nichts erfahre, was angesichts der Perspektive Sinn ergibt. Ich bin eben noch am Überlegen, ob der Name Feli bewusst gewählt ist, als Kurzform von Felicitas, was ja das lateinische Wort für Glück ist. Passen würde es, weil sie eben nicht glücklich ist, obwohl sie in ihrer Situation es gar nicht so schlecht getroffen zu haben scheint (keine gesellschaftlichen oder familiären Verpflichtungen, genug Geld, um sich eine solche Findungsphase leisten zu können, ohnehin (wenn ich das Vorwort mit einbeziehe) eine Welt ohne Krankheit und Armut), wodurch sie eigentlich doch ganz schön viel Glück hat/hatte. Aber es kann sein, dass das auch ein zufälliger Name ist.

    Die im Vorwort erwähnte Utopie wirkt sich, wenn ich das richtig sehe, eigentlich nur insofern auf die Geschichte aus, dass Feli mit ihrem Studium auch einfach wieder aufhören konnte und ihr nun weiterhin alle Türen offenstehen. Was dann gerade ihr Problem ist, weil sie alles tun könnte, aber keine Idee hat und auch nichts will, also Wahlfreiheit und Antriebslosigkeit in Verbindung miteinander. Ansonsten sind zwar ein paar Stellen drin, die mich darauf verweisen, dass das hier ein utopisches Zukunftsszenario ist, wie Maschinen als Kellner und die zwei Mütter, einen wirklichen Zweck hat es aber für die Geschichte nicht. Ich bin mir unschlüssig, ob ich das gut oder schlecht finde. Einerseits soll es ja gerade so unauffällig wie möglich verpackt sein, weil es für Feli ganz natürlich ist. Zum anderen sind es aber die Stellen, an denen ich stutze und merke "ach stimmt, da war ja etwas im Vorwort", weil die beschriebene Welt mir ansonsten vollkommen vertraut vorkommt. Falls du das erreichen wolltest, ist es also gelungen.

    Nur eine Stellen hatte ich, die mich wirklich rausgerissen hat und an der ich noch Verbesserungspotenzial sehe.

    schön warm mit Hafermilch und der veganen Sahne, die vor Jahrzehnten üblich geworden sah.

    Dieser letzte Nebensatz ist dir leider etwas misslungen. Als Leser hatte ich sofort das Gefühl, das steht nur da, damit ich es einordnen kann, aber nicht, weil Feli sich das gerade denken würde. Wäre sie eine alte Frau und könnte auf die Jahrzehnte zurückblicken, dann könnte ich die Formulierung noch verschmerzen, aber mit Mitte/Ende 20 fühlt es sich nicht ganz so organisch an, dass sie das, vor allem in dieser Situation, so denken würde. (Nachtrag: Oh, den Flüchtigkeitsfehler beim letzten Wort sehe ich ja jetzt erst.)

    Sie war hübsch auf eine warmherzige Art.

    Darüber bin ich auch noch gestolpert und weiß nicht, ob man das so sagen würde. "Hübsch auf eine natürliche Art" kenne ich, oder "hübsch von innen heraus", wenn man es auf die Vermischung von Äußerem und Innerem anlegt, weil warmherzig eindeutig zu letzterem gehört. Es passt irgendwie nicht, auch wenn ich weiß, was gemeint ist.

    Oh je, doch wieder länger geworden als geplant. Und dabei habe ich noch gar nicht den Titel gelobt, den ich sehr mag. Der Kakao bringt ein warmes, tröstliches Element in die Erzählung hinein, wodurch sie gar nicht so traurig klingt, wie angekündigt. Würde es fehlen und der Titel wäre "Düsternis" oder "Ratlosigkeit" oder etwas in der Art, käme das vielleicht mehr raus, aber ich bin froh, dass du dich anders entschieden hast.

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

  • So, ich habe das mal weitergeschrieben. Was da noch kommt, ist fraglich. Ich habe derzeit eine Idee für eine weitere Geschichte, aber mal gucken. Nun ja ... Ich muss für die nächsten Tage was anderes fertigschreiben, hoffentlich vergesse ich das nicht, pfeif.

    Ich habe mal versucht, nebenbei einen nichtbinären Charakter einzubauen. Ist tbh etwas, das ich bisher nie gemacht habe (mal wieder sehr bezeichnend!) und halt mal machen wollte, nachdem mir diverse Artikel, die ich gelesen habe, empfohlen haben, Nichtbinäre in Fiktionen nicht ständig unsichtbar zu machen. Ich will jetzt nicht so tun, als sei das eine Wissenschaft oder besonders schwierig, das zu tun, aber ... Well, ich weiß halt nicht, ob ich in der Position bin zu beurteilen, ob die Darstellung so okay ist. Entsprechend nehme ich da gerne Kritik an. (Ach ja, und die Familie ist in meinem Kopf eine mit einer Polybeziehung, aber das kommt wohl nicht wirklich zur Geltung, muss ich zugeben.)

    Klavier



  • Heute ist das fünfjährige Jubiläum dieser Sammlung und ich habe - nun, ich habe etwas, an dem ich jetzt ein wenig länger gesessen hatte. Allerdings werde ich wohl die Tradition, anlässlich des Jahrestags der eigenen Sammlung eine bisaboardbezogene Geschichte zu schreiben, nicht wieder aufleben lassen können. Asche auf mein Haupt, aber vielleicht klappt es nächstes Jahr. Ich möchte einfach nur sagen, dass ich es schön finde, wie sich der Bereich mittlerweile wieder entwickelt. Es gibt wieder ein paar mehr aktive Leute, wir haben einen Wettbewerb mit relativ vielen Abgaben und auch wieder einige Kommentare mehr, wenn ich mich nicht täusche. Und das finde ich einfach wunderbar und hoffe, dass es auch in Zukunft weitergeht. In diesem Sinne möchte ich mich gerne bei allen bedanken, die den Bereich aktivitätsmäßig allmählich wieder ein bisschen mehr zu dem machen, was er einst mal war.


    Ansonsten wünsche ich viel Spaß mit der folgenden Geschichte, in der ich zwei Charaktere, mit denen ich eigentlich schon längst viel mehr gemacht haben wollte - es fehlten aber halt die Ideen, leider - wieder auftreten und ein alltägliches kleines Mysterium lösen lasse. Ich wollte, dass Mitraten zumindest ein wenig möglich ist, aber - nun, die Meinung ist natürlich den Leser*innen überlassen. Viel Spaß beim Lesen!

    Der zweifache Zwergenschlächter

  • Hallo,


    der Titel des zweifachen Zwergenschlächters nimmt leider ein bisschen vorweg, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, auch wenn man zu Beginn erst einmal den Zusammenhang zwischen Zwergen und Möchtegerndetektiven herausfinden muss. Die Prämisse ist witzig, die Dialoge schlagfertig, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu zahlreich. Zum Mitraten lädt die Geschichte durchaus ein, nur besteht halt schon die Gefahr, dass man durch den Titel vorab mehr wissen könnte. Philip hätte gern noch etwas verzweifelter bei der Lösungssuche sein können, um seinen Konflikt vom Anfang aufzugreifen und das Ende abzurunden. Ansonsten aber sehr amüsant geschrieben.


    In diesem Sinn: Wir lesen uns!


    Auch du bekommst hiermit dein Kommentar-Drabble.

  • Ich liebe die beiden Geschichten mit Feli. Wollte schon vor ein paar Tagen kommentieren, aber mit dem Vote für den Wettbewerb war ich schon gut ausgelastet ^^'

    Ich weiß nicht, wie du das machst, aber alles wirkt so real. Ich kann mich wirklich gut in Feli hineinversetzen, und ich mag die melancholische Stimmung. Auch das trübe Wetter, das im Einklang mit ihren Emotionen steht.

    Ich finde es auch sehr toll, dass du einen nichtbinären Charakter eingebaut hast. Ich habe schon den einen oder anderen Text von dir gelesen, so wie deine Detektivstory mit Dedenne, oder "Das genervte Guardevoir", und ich freue mich total, jemanden zu sehen, der sich so mit Gender-Themen (unter anderem) auseinandersetzt, und den Mut sowie das Interesse hat, Geschichten auszuprobieren, die vermeintlich gottgegebene Zuschreibungen und Kategorien hinterfragen.

    Wie gut deine Darstellung ist, kann ich leider nicht beurteilen. Ist das erste Mal, dass mir in einer deutschsprachigen Geschichte ein geschlechtsneutrales (oder vielleicht sollte ich eher sagen, nichtbinäres?) Pronomen begegnet. Ich glaube, diese Geschichte könnte sogar erst die zweite sein, die ich jemals gelesen habe, in der überhaupt ein nichtbinärer Mensch vorkommt.


    --


    Zitat

    „Man braucht nicht unbedingt eine Aufgabe im Leben, um glücklich zu sein. Oder einen Job“, sagte Sascha.

    Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann. Einen Job braucht man nicht, da bin ich mir sicher. Aber ich habe den Eindruck, dass Menschen eben doch irgendeine Art von Aufgabe brauchen, so etwas wie eine persönliche Mission, weil ihr Leben ihnen sonst sinnlos vorkommt, und sie an dieser Sinnlosigkeit verzweifeln. Ich lasse mich diesbezüglich aber auch gern eines Besseren belehren. Ich hab' nicht viel gesehen von der Welt. In unserer Kultur ist ja die Idee fest verwurzelt, dass man Menschen mit ihrer Arbeit identifiziert, selbst wenn jemand seinen Job hasst.

    "Arbeitslos" zu sein, gilt schon irgendwie als Makel, nicht wahr? Das ist etwas, wofür man sich schämt, worüber man verzweifelt. Wenn jemand arbeitslos ist und tatsächlich zufrieden mit sich selbst, wenn die Person gar keine Arbeit will, dann muss es sich wohl um einen zutiefst unmoralischen Menschen handeln, auf einer Stufe mit Leuten, die an Wände pissen oder Parkbänke zertrümmern. Aber wem erzähle ich das. Ich meine nur, vielleicht bin ich durch diese Denkweise, auch wenn ich sie hinterfrage, doch so stark geprägt, dass ich mir nicht vorstellen kann, ohne eine, auch selbst gewählte, Arbeit glücklich zu werden, obwohl es vielleicht sehr wohl möglich ist.

    ...Okay, ich weiß nicht, wie sinnvoll diese Ausführung war, nur weil Sascha das sagt, heißt das ja nicht, dass das 100% die Message war, die du mit der Geschichte rüberbringen wolltest. Vielleicht ging es dir einfach darum, eine Position zum Thema Arbeit einzubringen, die mit der üblichen "Arbeitsmoral" kontrastiert.


    --


    Das mit der Neurodivergenz ist mir irgendwie ein bisschen suspekt. Anscheinend kann man in dieser utopischen Gesellschaft offen über Depressionen etc. reden, aber es gibt doch die Vorstellung eines wünschenswert "normalen" Menschen, und alle, die sich zu sehr davon unterscheiden, sind eben neurodivergent, anders, fremdartig. Und vielleicht doch irgendwie ein bisschen kaputt. Das ist jetzt nicht unbedingt als Kritik an deinem Text gemeint, eine Utopie muss ja auch nicht absolut vollkommen sein. Wäre wahrscheinlich auch langweilig zu lesen. Ist mir nur aufgefallen.


    Naja, wie dem auch sei, bis jetzt scheint mir deine Utopie eine Welt zu sein, an dem ich wirklich gern leben möchte. Echt, ich hab' beim Lesen direkt Sehnsucht bekommen, auch wenn Felis Perspektive natürlich deutlich macht, dass man auch dort nicht zwangsläufig glücklich oder zufrieden ist. Aber die Vorstellung, dass jede*r einfach durch die Welt reisen kann, oder dass jemand den ganzen Tag mit Lesen und Buchbesprechungen verbringen kann, ohne dass es sein/ihr Job ist... Bitte, sag mir, wie man dort hinkommt :D

    ...Oder sag's mir besser nicht, denn die Antwort ist wahrscheinlich so etwas wie "Durch die Bemühungen vieler Einzelner, die unermüdlich für eine bessere Welt kämpfen, aber bis es so weit ist, bist du wahrscheinlich schon tot", und das würde mich dann doch vielleicht ein klein wenig deprimieren.


    Auf jeden Fall hat mir die Geschichte bis jetzt sehr gefallen, und wenn du dich dazu entscheidest, ihr ein weiteres Kapitel hinzuzufügen, werde ich mich freuen, es zu lesen :)

  • Habe heute einen Test gemacht, mit dem man seine politische Orientierung herausfinden kann. Das Ergebnis wollt ihr nicht wissen, glaubt mir.

    Nachtnarr

    Letztens konnte ich's kaum glauben:

    Der Staat tat, was er tuen sollt;

    Niemand wagte es zu rauben,

    Weil niemand hinter Gitter wollt'.


    Ein Fleischermeister dachte nie

    An seiner Angestellten Wohl,

    Behandelte sie wie sein Vieh

    In seinem Fleischoligopol.


    Doch kam die Politik daher

    und rief: "So geht's nun aber nicht!"

    Sie machte ihm das Leben schwer

    Und zog ihn schnell vor ein Gericht.


    Die Autobauer dachten sich:

    "Wir erschummeln bess're Werte,

    Denn das Gesetz betrifft uns nich."

    Doch es traf - mit voller Härte.


    Extreme in der Polizei

    Missbrauchten ihre Staatsgewalt,

    Doch damit war's dann schnell vorbei,

    Plus 'nem Gefängnisaufenthalt.


    Bei all diesem glaubt' ich kaum,

    Dass es das echte Leben war -

    Tatsächlich war es nur ein Traum

    Und ich wachte auf, ich Narr.


  • Ich bin aus zweierlei Gründen hier. Erst einmal habe ich vor einigen Tagen eine Geschichte aus diesem Topic gelesen, und wollte dazu ein Kommentar verfassen. Zweitens weiß ich ja jetzt, dass die Frau mit den Bandagen von dir ist, und habe deine eigene Rechtfertigung zu der Geschichte in Form deines Schein-Kommentars gelesen, und darauf wollte ich noch ein bisschen eingehen.


    1. Kommentar zu „Der zweifache Zwergenschlächter“

    Zunächst einmal; ich habe die anderen Geschichten, die diese Charaktere behandeln, nicht gelesen (war zu faul danach zu suchen, ich finde du solltest dieses Topic in einen Blog verwandeln und alle deine Geschichte dort posten und taggen, da ich am ehesten Epik mit über 1500 Wörtern lese die nicht zu einem Fandom gehört und danach ist in Themenform etwas schwer zu suchen, selbst mit der Übersicht im Startpost) aber genug der Penibilität, ich finde die Geschichte süß.


    Ich möchte insbesondere auf zwei Punkte hinweisen, die mir aufgefallen sind. Zunächst mal: Der Spannungsbogen. In der Geschichte geht es darum, dass hässliche Gartenzwerge kaputt gemacht werden. Gartenzwerge, die canonically jeder in der Geschichte hässlich findet, und für die sich canonically niemand in der Geschichte interessiert. Selbst diejenigen, die sich anfangs augenscheinlich interessieren, interessieren sich in Wirklichkeit gar nicht dafür. Nun ist es aber folgendes eine gängige Regel in Detektivgeschichten: „The crime has to be significant“, Der Grund dafür ist der Spannungsbogen. Zum Beispiel war für mich alle Spannung weg, als ich wusste, wer der Täter war (was denke ich klar sein sollte, sobald das Baumhaus erwähnt wurde, aber dazu später). Das Motiv des Täters war zwar unklar, aber wieso sollte mich das Motiv interessieren? Es sind nur hässliche Gartenzwerge! Dass am Ende noch ein Twist kommt, kann man vorher nicht wissen und daher trägt es auch nicht zur Spannung bei.

    Mit anderen Worten: Normalerweise übernimmt in einer Detektivgeschichte das Crime den Spannungsbogen, und selbst wenn rauskommt, wer der Täter ist, muss der Täter noch überführt und dingfest gemacht werden, und da es sich um eine große Straftat handelt, sind die Stakes für den Detektiv nach wie vor hoch und es existiert weiterhin Spannung. Bei einem Crime, das aber niemanden interessiert, ist das nicht gegeben.

    Damit will ich nicht sagen, dass man keine Detektivgeschichte über hässliche Gartenzwerge schreiben kann, sondern eher, dass man eben den fehlenden Spannungsbogen ersetzen sollte. Ein Beispiel dafür wäre eine hohe Gage gewesen, die die beiden für ihre Detektei unbedingt brauchen … aber es geht um ein paar Euro, in die die beiden nicht einmal besonders investiert sind. Irgendeine Form von „Wir müssen diesen Fall unbedingt richtig lösen koste es was es wolle obwohl es nur Gartenzwerge sind“ hätte die Spannung erzeugen können. Eine Wette zum Beispiel, oder irgendetwas in der Art. Btw, schau mal, wenn du Zeit hast, in die Netflix-Serie „American Vandal“ rein. Hat mich ein bisschen an diese Geschichte erinnert.

    Der zweite Punkt ist das Informationsmanagement, das für eine Detektivgeschichte wichtig ist. In diesem Fall gibt es beim Lesen der Geschichte nicht genug Ungewissheit. Der Modus operandi des Täters war klar, als das mit dem Baumhaus und den Steinen neben den Zwergen klar war; etwas anderes hätte es nicht sein können. Da fehlte die Ungewissheit. Detektiv-Geschichten, die nicht auf einem abstrusen Trick beruhen, funktionieren finde ich ähnlich wie die typischen Einstein-Rätsel, von denen du vielleicht gehört hast. Bei einer Straftat haben wir ja drei wichtige Dinge: Motiv, Gelegenheit (Alibi?) und die Möglichkeit, das Verbrechen auch ausgeübt zu haben (durch den nötigen Skill). Man möchte dann Personen finden, auf die alles davon zutrifft. Das können Detektivgeschichten sich zunutze machen, zum Beispiel, indem sie 3 Hauptverdächtige haben, und jeder von denen erfüllt nur 2 der genannten Bedingungen, braucht aber drei, und des Rätsels Lösung ist dann ein falsches Alibi, ein verstecktes Motiv oder ein Trick, der zur Straftat begangen hat; und die Hinweise darauf müssen obskur in der Geschichte versteckt sein.

    Aber genug der Theorie: Warum ich das hier anspreche ist, weil es hier nur eine mögliche Art gegeben hat, wie die Tat hätte begangen werden können, was das Informationsmanagement sicher schwer gemacht hat, da du vermutlich wusstest, dass es aus ist, sobald du das Baumhaus erwähnst; weshalb Kim in diesem Moment auch der Tathergang klar geworden ist. Eine Alternative wäre gewesen, dass, als Kim den Garten und das Haus untersucht hat, sie auf dem Balkon des Hauses stand und von dort aus das Baumhaus, einen anderen Balkon eines Nachbarn und einen dritten Baum gesehen hat, oder so; mit anderen Worten: Es hätte mehrere „Baumhäuser“ geben können, von denen aus das Verbrechen hätte begangen werden können, und des Rätsels Lösung wäre gewesen, herauszufinden, von wo aus geschossen wurde. Und dann hätte man bei den jeweiligen Grundstücken klingeln können und Alibi sowie Motiv klären können, wo man dann natürlich vielleicht auf Lügen oder Verschleierungen getroffen wäre. Und dann hätten die Charaktere sich denken können: „Hm, einerseits bietet das Baumhaus die beste Möglichkeit zum Schuss, aber Person mit dem Balkon hat das größere Motiv aber auf dem Grundstück mit dem Baum wohnt der beste Schütze“, yadda yadda. Das nur so als Ansatz, wie man den Tathergang verschleiern kann, indem man zu viele Informationen gibt.

    Da du selber Detektivgeschichten magst, erzähle ich dir hier aber vielleicht auch nur Sachen, die du schon längst weißt, und die hast es in diesem Fall absichtlich recht leicht gestaltet (vielleicht ist es ja eine Geschichte für Kinder?) und für diesen Fall höre ich mal auf mit dem langen Herumgerede und sage dass mir die Geschichte gut gefallen hat und sie mir Lust darauf gemacht hat, in nächster Zeit noch mehr von deinen Kurzgeschichten zu lesen.


    2. Zur Frau mit den Bandagen

    Ich habe ja bereits ein Kommentar geschrieben, aber dein Text zu deiner Abgabe hat mich nochmal zum Nachdenken angestiftet, und daher will ich dich, weil das gerade eben ja noch nicht gereicht hat, noch mehr mit genrespezischer Theorie langweilen.

    Irgendwie erinnert mich das in Hinblick auf die Humorfarbe ein wenig an Deadpool oder One Punch Man.

    Da ich diese beiden Fandoms kenne und auch ganz lustig finde, möchte ich deine Kurzgeschichte mit denen vergleichen und aufzeigen, warum OPM und Deadpool so gut funktionieren.

    Gerade bei OPM lässt sich das sehr gut analysieren, da dort immer wieder das gleiche Schema angewendet wird. Zunächst einmal haben wir ein Monster, das auftaucht, und anfängt havoc zu wreaken. Es ist immer ein sehr arrogantes, überhebliches Monster, das sich für das stärkste Wesen auf dem Planeten hält, sodass sich direkt der Wunsch auftut, dass diese Kreatur doch bitte in ihre Schranken verwiesen werden möge. Daraufhin taucht Saitama dann auf und tut genau das, auf eine Weise, die überhaupt nicht arrogant ist. Der zentrale Punkt, warum das bei Saitama funktioniert, ist weil er unter seiner Stärke leidet. Für ihn ist seine Unbesiegbarkeit zu einer Last geworden. Bei Deadpool verhält es sich ähnlich; denn zumindest verspürt er nach wie vor Schmerzen, und die Zuschauenden haben ihn dabei beobachtet, wie viel er verlieren und durchmachen musste, bis er in diesen Zustand der Unsterblichkeit versetzt wurde. Er hat sich seinen Zynismus und Sarkasmus dahingehend also verdient.

    Eine ähnliche Backstory oder ein solche Aufbau existiert bei der Frau mit den Bandagen nicht, da man auf ihre Innenwelt keine Einsicht hat. Man weiß nicht, was sie will oder was sie bewegt, ob sie leidet oder nicht. Das ist anders bei Saitama und Deadpool, die zwar beide in Comedy-Serien auftreten und OP sind, aber trotzdem als gescheiterte Geister dargestellt werden.

    Und ich glaube, gerade das ist bei massively OP Characters sehr zentral: Sie dürfen lächerlich overpowered sein, müssen aber eben auch irgendwie einen fatalen Fehler besitzen, der die Tatsache, dass sie so stark sind, wertlos erscheinen lässt. Ich finde, ein sehr, sehr, sehr gutes Beispiel gerade im Comedy-Kontext ist eine meiner Lieblingsstellen aus OPM. Es geht um Kapitel 11, am Ende des Kampfes zwischen Saitama und dem finalen Monster des House of Evolution. Das Monster bekommt einen Power-Step-Up, indem es sich in den „Carnage Mode“ versetzt, und sagt, dass es nun eine Woche lang, bis nächsten Samstag, nur noch in Rage ist und unaufhaltsam töten, töten, töten wird. Dabei wird es wesentlich größer, schneller und stärker. Saitama ist davon sichtlich bestürzt, und es sieht ein paar Seiten lang so aus, als würde das Monster ihn fertig machen, während er mit Horror darüber nachdenkt, dass das Monster nun eine Woche lang wüten wird … bis Samstag … und weil Samstag der Tag ist, an dem der Sale im Supermarkt stattfindet, realisiert Saitama, dass er ebendiesen verpasst hat, was seine Bestürzung verursacht. Daraufhin tötet er vor Wut das Monster mit einem Schlag.

    Einen ähnlichen Witz hätte man in der Geschichte mit der Frau mit den Bandagen sicher auch bringen können. Indem die Frau eben über irgendetwas absolut schockiert ist und in totalen Aufruhr gerät, bis der Vampir merkt, dass es aus einem lächerlichen Grund passiert. Durch so etwas würde sie mehr relatable erscheinen und weniger cocky. Ich meine nicht, dass so etwas die einzige Möglichkeit wäre; aber es ist ein Beispiel, wie man dafür sorgen kann, dass OP Charaktere overpowered sein dürfen. Ein anderes Beispiel: Sie hätte anfangen können zu heulen, nachdem der Vampir sie beleidigt hat, oder sie hätte einen Breakdown haben können weil ihre Klamotten kaputt gegangen sind (Vergleich: Puri Purisoner aus OPM, der versehentlich die handgestrickten Pullover seiner Boyfriends zerstört, wenn er seine Muskeln anspannt), oder ihre Bandagen im Gesicht hätten abfallen können und ihr einen Nervenzusammenbruch gegeben, weil sie nicht will, dass man ihr Gesicht sieht (und der Vampir hat das Gesicht gesehen und ist entweder so schockiert, was er gesehen hat, dass er es nicht in Worte fassen kann, oder es ist ein total normales Gesicht und er wird ultra wütend dass sie nicht nur unsterblich ist sondern auch noch einen für nichts und wieder nichts so übertrieben self-conscious ist), oder so etwas.

    Nun mag man zwar einwerfen, dass die Frau mit Bandagen ja insofern einen Flaw hat, als dass sie sehr schlecht im Kämpfen ist; aber das Problem dabei ist, dass halt Unsterblichkeit Dimension Kampf ist und Kampffertigkeit die gleiche Dimension hat und deswegen als Schwäche meiner Ansicht nach nur dann ausreichen würde, wenn das dazu führen würde, dass die Kämpfe zum Beispiel für ihren Geschmack viiiel zu lange dauern und sie eigentlich nur nach Hause ins Bett will aber ihrem Gegner nicht genug Schaden zufügen kann, um das zu erreichen, oder so.


    Ich hoffe mal, dass dir diese Gedanken zumindest irgendwie weitergeholfen haben und nicht einfach nur eine Qual durchzuschauen waren :x Ich freue mich auf deine nächsten Geschichten :>

  • So, die heutige Geschichte ist ... Nun, man kann sie als Fortsetzung dieser Geschichte (die zum Einstieg aber auch alles andere als perfekt ist) bezeichnen, aber de facto schließt sie nicht direkt daran an. Im Grunde sind beide Geschichten für mich wie Kapitel in einem Buch, aber zwischen ihnen fehlen halt so zwei, drei andere Kapitel. Ich weiß, dass das den Einstieg schwer machen wird, aber ich hatte irgendwie Lust, diesen Teil zu schreiben, auch wenn ich nicht glaube, dass ich das Buchprojekt, zu dem beides gehört, demnächst fortsetzen bzw. abschließen werde. Vielleicht möchte das jemand als eine Art "Leseprobe" lesen, aber ka. Ich werde locker bei meiner Umarbeitung der Geschichte in der letzten Woche noch irgendwelche Fehler oder Überbleibsel von früheren Versionen übersehen haben, die am Ende alles kaputt machen.

    Die Verhöre


  • Bitte fragt nicht, denn ich habe keine Antwort.

    Beschreibung von fünf Nasen

  • Es gibt ein wichtiges Leben im falschen.

    Die Triage

    Die Menschheit krankt, die Wirtschaft auch -

    Wen soll man da nur retten?

    Obwohl's stets zwei Patienten gibt,

    Gibt's nie zwei Krankenbetten.


    Den Platz erhält, wer besser zahlt.

    So läuft es jedes Mal.

    Drum findet Menschheit keinen Platz

    Im Politikspital.


    Wenn Menschheit krankt und Wirtschaft auch,

    Kann man nur Eines retten.

    Und so bleibt der Menschheit nur

    Der Schlaf auf Totenbetten.

  • Selbstgespräch

    Hast dich lebenslang verbogen,

    Um dich allen anzupassen.

    Der, zu dem du warst erzogen -

    Selbst den hast du gehen lassen.


    Sie sagen, wenn man dich zwar hasst -

    Den Menschen, der du wirklich bist -

    So sei das eine klein're Last,

    Als liebten sie nur deine List.


    Doch weißt du noch, wer ich mal war?

    Versteckt sich in mir noch dein Ich?

    Oder bleib ich unerreichbar,

    Und du verloren ewiglich?


    Du bist ertrunken in dem Fluss,

    Aus dem ich nicht mehr steigen konnt

    Und nun erreicht dein Ich den Schluss

    Mein Du versinkt am Horizont.

  • Hallo, Thrawn ^^

    Ich habe eben dein Gedicht gelesen und hänge ein wenig an der zweiten Strophe, also schreibe ich einfach meine Gedanken dazu auf, vielleicht wird es mir dann klarer.

    Der Titel ist schon mal sehr hilfreich, weil man sich nach dieser Überschrift nicht von der Unterscheidung zwischen Du und Ich verwirren lassen braucht. Kann schon sein, dass dadurch ein bisschen eigene Interpretationsleistung wegfällt, aber ohne wäre es wohl doch zu kryptisch. Die erste Strophe ist auch klar, auch wenn ich mir die Frage stelle, ob es überhaupt dazu kommen kann, dass man sich allen anpasst (vor allem: "lebenslang"), wenn man zu etwas anderem erzogen wäre, sprich: ob diese Haltung nicht auch schon in der Erziehung angelegt war.

    Jetzt aber diese zweite Strophe mit ihrer verschachtelten Formulierung. Gewisse Menschen ("sie") postulieren ein Urteil über das Du (welches zugleich das Ich ist). Eben dachte ich, das ist gegenüber dem Du geschehen, aber das geht so gar nicht aus dem Text hervor, vielleicht ist es auch ein Gerücht, welches das Ich erreicht hat. Jedenfalls sagen sie, das Ich tatsächlich zu hassen sei weniger schwer, also einfacher, als seine List zu lieben. Mit List ist vermutlich der Zustand gemeint, in dem das Ich sich selbst verstellt oder verändert hat, also nicht mehr ist, wie es seinem Wesen entspricht (bzw. vermutlich eher wie es sich das wünscht, eine solche "früher war alles noch anders/besser"-Logik deutet schließlich immer auf ein Idealbild hin). Läuft es darauf hinaus, dass es leichter ist, einen ehrlichen Mensch mit Ecken und Kanten zu hassen als einen aalglatten Typen zu lieben? Schon, oder? Ein bisschen verschwurbelt ausgedrückt, muss ich sagen. Was ich unterschlagen habe, ist das "nur" in der vierten Zeile. Also wird ausgesagt, dass es schwer ist, nur die Fassade zu lieben und nicht den Menschen dahinter. Allgemein gesehen bin ich mir gar nicht so sicher, ob das zutrifft, auch wenn es der Idealzustand wäre. Meist ist es einfacher, eine Fassade, eine Maske, ein Bild des anderen, das er entweder selbst aufbaut oder das man von ihm aufgebaut hat, zu mögen als den Menschen dahinter, umfassend und mit allen Macken. Wobei mögen eben nicht lieben ist, vielleicht liegt da der Knackpunkt. Eine Fassade kann man mögen, aber kann man sie wirklich lieben? Jedenfalls scheint diese spezielle Fassade nicht besonders liebenswert zu sein, eher noch kann man das wahre, alte Ich hassen. Was ich mit dieser Aussage anfangen soll, weiß ich immer noch nicht ganz. Bedeutet es im Umkehrschluss, dass dieses wahre Selbst leicht zu hassen ist oder ist das in Relation zu sehen, sprich, es zu hassen ist schwer, aber die Fassade zu lieben noch ein bisschen schwerer? Eindeutig ist es nicht, vor allem da das Ich/Du kein gutes Bild von sich selbst zu haben scheint. Was aber aus der Strophe hervorgeht, ist, dass die undefinierten "sie" den wirklichen Menschen auf jeden Fall (noch) kennen, sonst könnten sie diese Aussage nicht treffen. (Die Alternative wäre, dass sie ihn nicht (mehr) kennen und darum gar nicht beurteilen können, das kann ich mir aber im Kontext des Gedichtes nicht vorstellen, weil sich das Ich diese Sichtweise sehr zu eigen macht, was es wohl bei flüchtigen Bekanntschaften nicht täte.)

    Strophe 3 und 4 möchte ich einfach für die darin gefundenen Metaphern und das gelungene Spiel zwischen Ich und Du loben. Handwerklich ist das ganz große Klasse und macht Spaß zu lesen ^^


    Keine Ahnung, ob ich es nun verstanden habe, aber das ist im Moment mein Stand nach einigem Nachdenken. Über eine Antwort würde ich mich freuen.

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

    Einmal editiert, zuletzt von Mandelev ()

  • Hi, Flocon . Und sorry an Mandelev , dass ich jetzt noch nicht zum Rekommi komme, was ich aber bald nachholen werde. :)

    Ich hatte übrigens überlegt, das auch als Drama zu schreiben, um einen kleinen Doppelsinn zu haben, aber irgendwie hat sich das nicht richtig angefühlt, weil ich die Beschreibungen ein bisschen länger halten wollte als eigentlich dann üblich gewesen wäre.

    Dramatische Lieferung

  • Ah, Thrawn, noch ein Name, der mir natürlich noch aus meiner aktiven Zeit in Erinnerung geblieben ist - ich meinte, mich an eines der pointiertesten Mitglieder des Forums zu erinnern und deine Dramatische Lieferung hat meine Erinnerung bestätigt.

    Die banale Alltagssituation hast du in deinem Text komplett ad absurdum geführt, aber es ist doch tatsächlich so: Wer fühlt sich nicht ein wenig nach einer dramatischen Konfrontation, wenn Essenslieferung und Geldübergabe (sowieso ein der kriminell angehauchten Wort) maskiert und auf Abstand stattfinden? Mit vorgehaltener Waffe zu agieren ist da vielleicht gar nicht so absurd, sondern einfach der nächst logische Schritt. Sehr realistisch übrigens, dass die Lieferanten todesmutig auf das Geld besteht.

    Die Dramatik, die Situation, deine präzisen Pointen, alles hat mir hier mehr als nur ein Lächeln abgerungen.


    Abschließende Gedanken:

    Ich hoffe, der Protagonist hat nicht über Lieferando bestellt und Veggie's Heaven damit 30% Provision abdrücken lassen, das wäre unverantwortlich. Immerhin bekommt die arme Lieferantin Trinkgeld.

    Außerdem verlangen alle Veggie-Restaurants in meiner Nähe 20€ Mindestbestellwert! Da kommt man mit 18,20€ nicht so weit, ich rechne dir das als künstlerische Freiheit und utopische Träumerei an!


    Liebe Grüße und bis bald!

  • Well, der Plan war eigentlich, etwas Depressives mit einem zynischen Touch zu schreiben, der es wenigstens ein bisschen ins heilsam Humorvolle holt. Hat leider nicht geklappt und deswegen ist es jetzt nur depressiv.

    Sehr beschissene Weihnachten

    An Weihnachten sitzt ganz allein

    ein Mann in seiner Räumlichkeit

    und bei Adventskranzkerzenschein

    sieht er zu, wie's draußen schneit.


    Er hatte sich jüngst infiziert

    und sitzt deshalb alleine rum,

    aus Pflichtbewusstsein isoliert.

    Er fühlt sich schlau, und dennoch dumm.


    Besuch bekommt er heute nicht

    und Kochen ist auch ohne Sinn,

    denn für ein gutes Hauptgericht

    ist niemand da. Drum trinkt er Gin.


    Er wartet nur auf eins: Den Tod

    (na ja, und den Pizzaboten),

    doch der steckt zeitlich in der Not

    Aufgrund all der andren Toten.



  • Man soll Kommentare nicht bis nächstes Jahr liegen lassen. Alle Leser:innen sollen sich also unterstehen, vor Jahresende noch einmal etwas zu schreiben!

    Pff, dann lasse ich mir den Text halt vorlesen.


    Dramatische Lieferung

    Nexy hat ja schon etwas zu deinem Text gesagt und inzwischen bist du dann ja auch schon darauf eingegangen; deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle einfach mal auf einen kürzeren Kommentar dazu. ^^'

    Generell finde ich die Umsetzung des Themas in deiner kurzen Szene sehr gelungen. Die Maske wäre vor einem Jahr ziemlich sicher noch extrem dramatisch gedeutet worden, inzwischen ist sie für die meisten aber wohl doch eher alltäglich. Insofern finde ich es ganz witzig, ihr auf diese Weise die Dramatik ein bisschen zurückzugeben. Dass die Botin so unerschrocken wirkt, ist auch nochmal ein gelungener Kniff, der schön subtil eingearbeitet wurde. Bei vegetarischem Essen scheinen wohl häufiger Leute nach ihrer (verbalen) Schusswaffe zu greifen, sodass das Lösen einer solchen Situation wohl fast schon zum Alltag der Botin (hier repräsentativ für alle, die sich wann auch immer ähnlich unter Druck gesetzt fühlen) gehört.

    Was mir sprachlich besonders gut gefällt, ist das Lächeln unter der Maske. Das ist sicher so ein Punkt, der in einem Drama ein wenig untergegangen wäre. Hier zeigt der Satz aber ganz schön, dass man hinter seiner Maske eben nicht jede Regung verbergen kann. Plus, hier verstärkt es einfach wundervoll die Dramatik. Das wird dann auch noch einmal durch das Flüstern verstärkt. Gefällt mir!

    Ansonsten habe ich bei dem letzten Satz übrigens das Gefühl, die ursprüngliche Planung des Textes als Drama am meisten herauszulesen. Für eine aufgeführte Szene kann ich mir das irgendwie ganz gut als Abschluss vorstellen. In der aktuellen Fassung kam mir der Satz dagegen fast ein bisschen abrupt. Woran das genau liegt, kann ich gerade gar nicht so genau sagen. Vielleicht war es vorher einfach sehr viel Beschreibung im Vergleich zu diesem kurzen Satz am Ende. Schlecht ist der Satz auch gar nicht, das war irgendwie nur so ein Gefühl.

    Insgesamt hat mir deine Szene aber sehr gut gefallen! Eigentlich kann ich da abschließend nur noch einmal wiederholen, was ich auch schon in den anderen Kommentaren in dieser Woche geschrieben habe, nämlich dass mich die Vielfalt der Umsetzungen über den November immer wieder fasziniert hat. Es freut mich wirklich, dass du nach dem Chat-Abend auch noch ein Thema von der Liste umgesetzt hast! :)


    Oh, und das Gedicht ist wirklich deprimierend, hu. Vor allem die letzte Strophe. Die letzte Strophe stellt mich aber auch noch vor ein paar Rätsel; vielleicht schreibe ich dazu im Januar nochmal was, mal gucken. ^^'

  • Okay, um das Jahr auf einer etwas fröhlicheren Note enden zu lassen, und weil das hier

    Man soll Kommentare nicht bis nächstes Jahr liegen lassen. Alle Leser:innen sollen sich also unterstehen, vor Jahresende noch einmal etwas zu schreiben!

    offensichtlich ignoriert wurde - wie könnt ihr es wagen - veröffentliche ich jetzt mal das Wichtelgeschenk an Shiralya . Allerdings nicht einfach "nur" das Geschenk, sondern auch den zweiten Teil, den ich mittlerweile fertigschreiben konnte. Das Gesamtwerk ist damit leider immer noch nicht fertig, aber ich bin sicher, dass ich das noch fertigkriegen werde. Ich visiere mal spätestens Ende Januar für den Abschluss des Ganzen an. Ich kann hier vielleicht den heiteren Grundton gerade vom Anfang des ersten Teils nicht ganz durchziehen, es wird wohl ein bisschen ernster mit der Zeit, aber ich glaube, es wird am Ende immer noch bei einer lockeren Pokémon-Abenteuer-Fanfiction bleiben, also nichts Düsteres! Nach wie vor bedauere ich es, dass ich das nicht im Dezember ganz fertigstellen konnte, aber es freut mich zumindest, dass du, Shiralya, Freude am ersten Teil hattest. :)

    Ach ja, und ich habe den ersten Teil auch einmal in Bezug auf Fehler durchgesehen, die ich selbstverständlich als Hint auf meine Identität hinterlassen hatte und nicht, weil ich dumm bin und keine Zeit zur Endkorrektur mehr hatte.

    Die Legende der Giganten, Teil1 und Teil 2