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Siegerehrung BBO 2015
Nun ist es so weit - die Sieger der bisalympischen Sommerspiele 2015 stehen fest! Nach mehreren Monaten harter Arbeit findet die BBO heute ihr heißersehntes Ende. Aus allen Teams haben sich Infected with Skill, H.U.N.D.E und Veni Vidi Victini herausgehoben und sich im Schweiße ihres Angesichts im Finale gegen einander gemessen. Aus den Kategoriesiegen in den Begegnungen leitet sich die Reihenfolge des Siegertreppchens ab und wir freuen uns, sie endlich bekannt geben zu können:
1. Platz mit 14 Punkten: Infected with Skill
2. Platz mit 9 Punkten: H.U.N.D.E
3. Platz mit 5 Punkten: Veni Vidi Victini
Vielen Dank an alle Teilnehmer! Die Preise der BBO möchten wir euch natürlich auch nicht länger vorenthalten. So werden in den nächsten Tagen die folgenden Medaillen an alle Teilnehmer verteilt werden, die sich qualifiziert haben:
- Medaille der Stufe 1 an alle (aktiven) Teilnehmer der BBO
- Medaille der Stufe 2 an die Mitglieder des Veni Vidi Victini @Narime @Marv @DerDomme @Felicity @Poww @Herkules @Jen Ledger @Juniper @Morgan @Lord Natsu @Pierce Hawthorne @Rainbow Dash @ROCKetgIRL @swagbold jonas
- Medaille der Stufe 3 an die Mitglieder von H.U.N.D.E @andre @bissiges Bissbark @Kurokami @Brisingr @Funky @Geld @Lee @Luc @luStIGER lega @Kuzio @Taran @Wollust
- Medaille der Stufe 4 an die Mitglieder von Infected wit Skill @Cáithlyn @Sasu @Bear @Gott Enel @Haina @iZocker @Lucius @Luna @Majaal @xray @Springbob @Throwaway @Yoshi @ZaNe
Zusätzlich wird jedes aktive Mitglied des Siegerteams - also Infected with Skill - ein T-Shirt mit ihrem Logo darauf erhalten. Nähere Informationen dazu werden von mir per Konversation noch an euch weitergeschickt (im Laufe des Tages). Außerdem werden die Siegeravatare in den nächsten Tagen folgen.
Ruhmeshalle
Wir möchten diese Gelegenheit zudem nutzen, um Leistungen zur Schau zu stellen, die im Rahmen der Olympiade herausstachen. Die letzten vier Monate haben einiges an Kreativität und Schaffenskraft zur Folge gehabt und wir hoffen, euch in dieser Ruhmeshalle einen kleinen Ausschnitt davon präsentieren zu können. Wir haben dabei sowohl auf errungene Bestleistungen als auch auf Diversität Acht gegeben und hoffen, damit ein gutes Abbild schaffen zu können!
FANART
Runde 1 | Akalari - Cats with hats - Platz 1
Runde 2 | @~Okamiwolf~ - Grotesque Creatures - Platz 1
Runde 3 | @Mad Max - Bisavengers - Platz 1
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Runde 4 | @Meilynn & @~Dede - D.O.P.E. - Platz 4
Finale | @Lucius & @Cáithlyn - Infected with Skill - Platz 1
VIDEO
FANFICTION
Runde 1 | @Throwaway - Infected with Skill - Platz 1
Asche zu Asche
Mein Junge, so spät schon, komm endlich zur Ruh‘
Ein Märchen zum Schlafen soll ich dir erzählen?
Nun denn, spitz die Ohren und höre mir zu
Ich werde für dich was Besonderes wählen.
Es ist die Geschichte von Missgunst und Neid
Von denen mit Macht, Stärke und Kraft
Und was ein sinnloser, zehrender Streit
für die wehrlosen Seelen da schafft.
Sie handelt von einer alten Stadt
Wo man mit Respekt verkehrte
Dort standen zwei Türme, drauf lebten zwei Wesen
Die man seit Dekaden verehrte.
Das eine ein Phönix, das Feuer daselbst
Mit golden-bunt schillerndem Federkleid
Emporgestiegen aus uralter Asche
Das auf dem rechten der Türme verweilt.
Auf seinem Nachbarn, dem linken der Türme
Da lebte der Wächter und Hüter vom Meer
Sein hartes Herz voller tosender Stürme
Als ob es der Ozean selber wär.
Es herrschte lang Frieden, doch das Leben der beiden
Schien durch den Gegner so sehr in Gefahr
Und bohrende Angst vor den Kräften des andern
Sorgte des Nachts für den schlimmsten Eklat.
Der Wächter, der Phönix in epischem Kampf
Die riesigen Kräfte trafen zusammen
Feuer auf Stürme, Asche auf Dampf
Der Sieger war klar, denn ein Turm stand in Flammen.
Mit letzten Reserven, dem Ende zu nah
Löschte der Wächter die wütende Brunst
Und ohne zu zögern flog er davon
Stolz bis zum Ende, lies nichts mehr als Dunst.
Der Feind, der Sieger, mit glühendem Kleid
Kreiste stolz durch den Rauch dieses Kriegs
Doch in den Ruinen des dampfenden Turmes
Erblickte der Phoenix den Preis seines Siegs.
Drei Pokémon, noch namenlos
lagen dort. Sie war’n doch bloß
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Und doch von jetzt für immer fort
Sie wollten niemand belästigen
Doch wurden zu Opfern der Mächtigen.
Den Phönix verließen der Stolz und das Glück
Er spürte nur Scham statt frohlockendem Mut
Und als seine Strafe für was er getan
Erschuf er Asche aus seinem eigenen Blut.
Die Zauberasche, grau-golden zugleich
War mächtiger als er selbst je würde sein
Doch er zögerte nicht sie für dies zu verwenden
Und hauchte den dreien neues Leben ein.
Das erste war brüllender Donner
Das zweite war tosender Regen
Das dritte ein heißer Vulkan.
Sie stoben davon in den Sommer
Durchströmt mit der Kraft neuer Leben
Jeder sein’n Weg entlang.
Der Phönix hatte seine Schuld erfüllt
Er sah wie die Pokémon rannten
So zog er den Schlussstrich unter dieses Bild
Und schwebte auch selbst von dannen.
Mein Kind, nun weißt du, wenns donnert und stürmt
Wenn die Sonne scheint oder Regen fällt
Dann ist das der Zauber des goldenen Phönix'
Und zugleich sein Tribut an die friedliche Welt.
Wer weiß, vielleicht siehst du sie eines Tags selbst
Schnell wie der Wind, auf endloser Reise
Dann denke an mich und an diese Geschichte
Denn Mächte und Kämpfe haben zu hohe Preise.
Nordmythen
„Kommt, setzt euch zu mir“, erklang die raue Stimme der alten Dame, welche mit ihrem gebeugten Rücken und der schlichten Kleidung zwar eigentlich recht unscheinbar wirkte, deren Präsenz aber den ganzen Raum der kleinen Stube einzunehmen schien. In einem hölzernen Schaukelstuhl thronte sie vor einem angenehm knisternden Feuer und hatte gerade ihre Strickarbeit niedergelegt, um die Kinder aus freundlich funkelnden Augen zu mustern, welche sich eilig um sie scharrten. Es waren genau sechs Stück. Zwei davon waren ihre Enkel, die anderen waren vermutlich irgendwelche Kinder aus der Nachbarschaft. Sie war inzwischen zu alt, um sich die ganzen Namen merken zu können, die ihre zwei Lieblinge nannten, wenn sie von allerlei abenteuerlichen Dingen berichteten.
Sie wartete kurz, bis ein jeder es sich auf geschwind herbeigeholten Kissen auf dem Boden bequem gemacht hatte, um erneut ihre Stimme zu erheben und den Kindern das zu geben, was sie sich wünschten. Ein einziger Blick genügte, um die Vorfreude in ihren Gesichtern zu erkennen.
„Hört gut zu. Ich werde euch eine Geschichte von lang vergangener Zeit erzählen. Eine Geschichte, die so alt ist, dass selbst meine Großmutter sie nur aus Erzählungen kannte.“ Auch wenn ihre Stimme ihre jugendliche Geschmeidigkeit verloren hatte, war sie noch immer eine begnadete Geschichtenerzählerin. Das Alter konnte ihr eben doch nicht alles nehmen. „Wer von euch kann mir sagen, wie der helle Stern heißt, welcher als Erstes erstrahlt und euch nachts den Weg weisen kann?“
„Nordstern“, erklang die Stimme eines kleinen Mädchens links von ihr, wessen hellblonde Haare in zwei Zöpfe geflochten waren. Unsicher, als würde sie bei der nächsten Gelegenheit ihre Aussage zurücknehmen, schaute sie die Ältere an. Aber ihr Blick gewann umso mehr an Sicherheit und Stolz, als die Geschichtenerzählerin ihr wohlwollend zunickte.
„Ganz recht, mein Kind. Es ist der Nordstern. Aber was ist, wenn ich euch sage, dass er nicht immer Nordstern hieß und auch nicht immer vom Firmament aus den Weg gewiesen hat?“ Ihre Zuhörer bewegten aufgeregt den Mund, aber ihre Ohren hatten schon zu lange jedes kleinste Geräusch erfasst, als dass sie ihr nun noch dienen wollten. Trotzdem huschte ein Lächeln über ihr Gesicht; die Frage hatte ihre gewollte Wirkung erzielt. „Vor vielen, vielen Jahren, im Reich der Sternenkinder hoch über unseren Köpfen, lebte ein Sternenkind, welches Nordschimmer gerufen wurde. Er tollte täglich über die weiten Flure seiner Heimat und vergnügte sich dort mit seinen Freunden. Ach wie sehr hatten sie alle ihren Spaß, wenn sie sich in goldenem Gras rollten oder in kristallklaren Bächen schwammen. Wie hübsch waren sie anzusehen, in ihren weißen Hemdchen und ihrem sanften Leuchten. Des Nachts konnten sie die Bäche in ein wunderschönes Meer aus tausend funkelnden Lichtern verwandeln, wenn sie sich im Wasser treiben ließen und zahlreiche Edelsteine vom Grund ihr Leuchten reflektierten. Doch eine Nacht sollte vieles ändern -“
„Was ist passiert?“, unterbrach die aufgeregte Stimme ihres Enkels die Erzählung. Sie warf dem Kleinen einen strengen Blick zu, der daraufhin entschuldigend grinste. Ein Lachen konnte sich die in die Jahre gekommene Frau dabei nicht verkneifen. Sah er auch einfach zu putzig aus, wie er da mit Sommersprossen und wuscheligen, orangefarbenen Haaren saß und eine Grimasse zog.
„Es war eine Nacht wie jede andere auch“, fuhr sie fort, „Nordschimmer und seine Freunde wollten mal wieder schwimmen, allerdings gingen sie dieses Mal an eine ihnen noch unbekannte Stelle des Flusses, von der sie gehört hatten, dass sie besonders schön sein solle. Und tatsächlich, das Wasser schien hier noch klarer, die Edelsteine auf dem Grund des Flusses noch zahlreicher zu sein. Große Trauerweiden mit kupfernen Blättern säumten den Flusslauf und ließen die Spitzen ihrer Zweige sanft im klaren Nass wiegen. Wie in einem Traum erschien es den Sternenkindern, als sie durch den Vorhang aus Blättern traten, der Mond alles in ein geheimnisvolles Licht tauchte und das sanfte Rauschen des Wassers der Szene den letzten Schliff verlieh. Es herrschte ehrfürchtige Stille, als alle nach und nach in den Fluss eintauchten. Allerdings dauerte diese Ruhe nicht lange an und schon bald hörte man sie vergnügt planschen.
Nordschimmer war gerade dabei ein anderes Sternenkind namens Aurora nass zu spritzen, als er plötzlich inne hielt. „Da war doch was“, flüsterte er mehr zu sich selbst als zu sonst irgendjemandem, aber das Mädchen vernahm seine Worte trotzdem.
„Wo ist was?“, fragte sie mit gesenkter Stimme. Als hätte sein Flüstern auch ihre Stimme automatisch leiser gezaubert, war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen, ihn laut und deutlich zu fragen.
„Dort … Dort war ein Leuchten!“
„Bist du dir ganz sicher? Hier sind doch nur wir“, erwiderte sie und blickte in die Richtung, in die auch Nordschimmer starrte. Er war sich inzwischen aber absolut sicher, dass er sich nicht geirrt hatte. Ohne ein weiteres Wort machte er sich auf, um herauszufinden, wer oder was dort geleuchtet hatte.
„Hey!“, erklang der leise Protest Auroras, als sie sich eilig daran machte, ihrem Freund zu folgen. Nachdem beide sich einige Schritte vom Fluss entfernt hatten, in dem sich die anderen Sternenkinder weiterhin vergnügten, sahen sie nun, was Nordschimmers Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Aus einem Loch in der Erde schien schwach, aber deutlich erkennbar Licht zu schimmern. Etwas Derartiges hatten sie bisher noch nie gesehen. Ängstlich zog das Mädchen den neugierigen Jungen an seinem Hemdchen. Ihr war das Ganze nicht wirklich geheuer. „Lass und umkehren und zu den anderen gehen“, sprach sie und hoffte inständig, Nordschimmer davon abhalten zu können, immer näher an diese seltsame Öffnung zu treten. Aber dieser schien es gar nicht zu bemerken und starrte auch weiterhin wie hypnotisiert auf die Stelle seines Interesses. Inzwischen standen die Zwei direkt am Rande des Abgrunds und blickten herab. Es war ein Meer aus Schwarz, in dem sich viele kleine, helle und bunte Lichter auf einem Haufen tummelten; viele bewegten sich dabei auch noch. Es war, also kämen ständig Neue hinzu, die sich in der Masse verloren und mit ihr vermischten, während sich zeitgleich auch immer wieder einzelne Lichtpunkte von den anderen entfernten.
„Was das wohl ist?“, sprach Nordschimmer seine Gedanken laut aus. Ihn faszinierten diese Lichter, hatte er doch noch nie etwas Vergleichbares gesehen.
„Wir sollten gehen. Jetzt!“, erklang es von Auroras Seite und indem sie ihren Freund fest am Arm packte und weg von dem Loch zog, versuchte sie ihren Worten Geltung zu verschaffen. Unwirsch wollte sich der Junge aus dem Griff lösen und riss seinen Arm in die entgegengesetzte Richtung.
„Lass los!“, rief er noch, aber da war es bereits zu spät. Aurora hatte ihn so unbedingt von diesem Etwas wegbringen wollen, dass sie nicht im Traum daran gedacht hätte, loszulassen. So stolperte sie in Richtung Abgrund und ehe sie sich versah, fiel sie in tiefes Schwarz.“
„Nein! Aurora soll nichts passieren!“ Das Mädchen mit den zwei Zöpfen links von ihr blickte die Erzählende verzweifelt an. Aurora war ihr wohl ans Herz gewachsen und nun bangte sie um deren Schicksal.
„Hör bis zum Ende zu, mein Kind. Dann erfährst du, wie es weiterging“, sprach die alte Frau mit tröstender Stimme und streichelte dem Kind sanft über den Kopf, bevor sie fortfuhr: „Nordschimmer blickte ihr für den Hauch einer Sekunde fassungslos hinterher und sah, wie ihr leuchtender Körper immer weiter nach unten fiel, bevor er ohne nachzudenken hinter her sprang. Kopfüber stürzte er sich hinunter, um seiner Freundin zu Hilfe zu eilen. Die Schwärze verschlang sein Licht; er konnte nichts erkenne außer den hellen Punkten und Auroras schwachem Leuchten unter ihm.
„Ich komme!“, rief er ihr hinterher, wobei seine Worte keine Chance hatten, sie zu erreichen und vom Wind des Falls gnadenlos hinfort gerissen wurden. Tatsächlich schaffte er es aber, sie nach und nach einzuholen. Aus großen, furchtsamen Augen blickte sie ihn an und salzige Tropfen flogen nach oben. Wie nach einem rettenden Strohhalm greifend streckte sie ihre Hand in seine Richtung. Sacht berührten sich zunächst nur die Fingerspitzen der beiden, doch schon bald umschlossen sich ihre Finger und sie fielen nun gemeinsam immer weiter nach unten. „Es wird alles gut. Ich hab dir doch versprochen, immer auf dich aufzupassen!“, brüllte Nordschimmer, damit seine Worte, über das laute Rauschen des Falles hinweg, den Weg zu ihr fanden. Er wusste zwar nicht, wie er sie beide retten könnte, aber irgendwie musste es doch möglich sein!
Aurora vertraute ihm, hatte er doch bisher immer seine Versprechen gehalten. Zuversichtlich lächelte sie ihn an, woraufhin ihn eine schier unglaubliche Entschlossenheit packte. Plötzlich begann er heller zu strahlen als je zuvor und ihr Fall verlangsamte sich. Aurora leuchtete nun auch, allerdings in allerlei bunten Farben. Sanft schwebten sie nun nach oben und als sie nach einer Weile getrennt wurden, wussten beide, dass nun alles in Ordnung war und sie für immer zusammen sein würden.
Nordschimmer fand seinen Platz am Firmament und war nun zu einem Stern geworden, während Aurora ihn von da an des Nachts in bunter Farbenpracht besuchte. Seit dem ist dies die Geschichte von voreiliger Neugierde und großer Freundschaft“. Die alte Frau verstummte und blickte zufrieden in die erfreuten Gesichter ihrer jungen Zuhörer. Geschichten schufen Ewigkeiten und diese würde die Zeit für immer überdauern, das wusste sie.
Ist die Welt gut oder böse, Jack?
Sie starrte auf das Stück Papier, das in ihrer Hand lag. So fühlte es sich also an, wenn man die Trainerschule beendet hatte. Sie wusste nicht, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber dies hier war anders; seltsam. Sie war nicht erleichtert oder froh, fertig zu sein. Immerhin hatte sie sich freiwillig dazu entschieden, diesen Weg zu gehen und nicht einfach mit zehn Jahren und einem jungen Pokémon die Welt zu erobern. Doch jetzt stand ihr diese wieder offen. Und das machte ihr Angst.
Langsam ging sie auf die großen Türen zu, durch die sie dieses Gebäude so oft betreten hatte. Es fühlte sich an wie der Gang zum jüngsten Gericht. Dabei war nichts anders als sonst. In nichts unterschieden sich die blassen Gänge und die dunkelbraunen Türen von ihrem Aussehen an jedem anderen Tag der letzten Jahre. Und auch sie selbst konnte sich in den letzten zwei Stunden kaum verändert haben. War dieser Ort zu ihrem Feind geworden, jetzt da sie ihn verließ?
Gleißendes Sonnenlicht erwartete sie, als sie das Gebäude verließ. Nie wieder. Überall standen die anderen Schüler. Sie feierten und spielten mit ihren Pokémon. Wenn man wollte, bekam man eines zusammen mit dem Abschlusszeugnis. Sie hatte keins genommen. Sie wusste noch nicht, was sie von der Welt halten sollte. Der Wind ließ die grünen Blätter der Bäume rauschen und trug ein nur allzu bekanntes Brummen an ihr Ohr. Gleich links neben den großen Treppen, die zu den Türen führten, wartete Bisaflor auf sie. Loyal, geduldig und pünktlich wie immer. Nach all der Zeit konnte sie lächeln, als sie seine Gestalt sah. Es waren nicht mehr nur Trauer und Schmerz.
„Pass auf dich auf, Ellie. Bisasam und ich werden die Welt erobern. Denn es gibt nichts Besseres.“
Sie warf einen letzten Blick zurück zum Schulgebäude. Es war wie eine zweite Heimat für sie geworden. Jeden Tag war sie hergekommen und hatte mit ihren Klassenkameraden gelernt. Dennoch war sie alleine geblieben. Aber das war schließlich ihre eigene Schuld. Vom Haus aus wanderte ihr Blick über die vielen Grüppchen, die sich gebildet hatten. Sie alle standen auf der anderen Seite der Treppen und bildeten eine seltsame Einheit. Eigentlich gehörte sie dazu. Aber sie ging nicht hin. Da traf ihr Blick den eines Jungen. Er war ihr Nachbar und immer schon offener ihr gegenüber gewesen, als andere es waren. Er lächelte sie an, löste sich aus der Einheit und kam zu ihr und Bisaflor.
„Hey, ich hab dich noch gar nicht gefragt, wie dein Zeugnis war. Bist du zufrieden?“
„Ja“, antwortete sie, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob das stimmte. Allerdings war es kein schlechtes Zeugnis. Im Gegenteil, es war wohl eines der besten, nachdem sie ihre ganze Zeit damit verbracht hatte, sich mit Lernen abzulenken.
„Und? Gehst du jetzt auf Pokémonreise? Mit Bisaflor?“
Er meinte es nicht böse. Ganz sicher nicht. Dennoch hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er nur …?
Sie atmete zweimal tief, um sich zu beruhigen. Er wusste es schließlich nicht.
„Vergiss es nie Ellie, die Welt ist gut zu dir, wenn du auch gut zu ihr bist.“
Sie war gut zur Welt gewesen. Und ihr Bruder genauso. Doch die Welt war nicht gut.
Sie schwieg zu lange für eine so einfache Frage. Und als sie schließlich etwas sagte, beendete es das Gespräch. „Nein.“ Ein Nein, das keine Erklärungen brachte und keine Fragen duldete. Es war ein Nein, wie es sicherer nicht hätte klingen und unsicherer nicht hätte sein können.
Sie drehte sich um und stieg auf Bisaflors Rücken. In seinem ruhigen Schritt ließ es das Schulgebäude und den Jungen hinter sich. Und mit ihnen sanken all die letzten Jahre in eine Erinnerung, die nie wieder real sein würde. Eine Zeit, die ihr etwas Sicherheit geschenkt hatte war beendet und vor ihr breitete sich die Welt aus. Eine Welt und ein Leben. Gut oder böse?
„Ellie, es war ein Unfall. Niemand hat daran Schuld.“
„Doch! Die Welt! Das Leben! Was auch immer. Sie haben ihn umgebracht.“
Die Welt war ein Mörder. Jeden Tag nahm sie unschuldigen Menschen das Leben. Und zahllose andere ließ sie einfach im Stich. Egal wie gut sie zu ihr waren. Ihr Bruder musste sich geirrt haben. Denn sonst wäre er jetzt hier.
Die Welt zeigte sich von ihrer besten Seite. Sie lächelte Sonnenstrahlen. Sie lachte Windstöße und sang Gezwitscher und Rauschen. Sie ließ die alten Straßen, die Bisaflor entlang trottete, erstrahlen als hätte sie sich extra für diesen Tag herausgeputzt. Selbst die Häuser zu beiden Straßenseiten, von denen sie sich in den letzten Jahren auf ihren Wegen jeden Riss hatte einprägen können, ließ die Welt heute erscheinen wie neu. Sie tat so, als sei sie gut. Aber ihr konnte die Welt nichts vormachen. Sie wusste es besser.
„Ellie hör doch auf zu weinen. Du solltest raus gehen und die Welt erkunden. Sie steht dir offen.“
Sie hatte so viele Bücher gelesen und Filme gesehen, in denen die Hauptcharaktere nur darauf warteten, die Welt zu erkunden. In denen sie sich eingesperrt vorkommen, in ihrem Leben und alles dafür tun, endlich in die tolle Welt entfliehen zu können. Und jedes Jahr wieder konnte sie es bei den jungen Trainer beobachten. Jedes Jahr zog die Gruppe der Zehnjährigen los, um den weiten Weg zur nächsten Pokémonverteilung zu gehen. Zehn. Wie konnte man nur so junge Kinder in diese grausame Welt loslassen? In eine Welt die nur so tat, als sei sie gut, um im passenden Moment zuzuschlagen. Völlig überraschend, sodass man keine Chance hat, sich gegen sie zu wehren. Plötzlich ist da ein Abgrund. Du fällst. Du stirbst.
„Ellie, freu dich, -“
„Worüber?“
Als Bisaflor vor ihrer Haustür hielt, lag das alte Haus leer und verlassen da. Die blassgelbe Frontseite lag im Schatten. Es war, als hätte zumindest ihr Haus verstanden, dass die Welt nur ein Trugbild zeigte. Hinter den rot umrahmten Fenstern brannte kein Licht. Nichts bewegte sich. Sie hatte ihrer Mutter gesagt, sie würde erst in zwei Stunden kommen. Also arbeitete sie noch. Ein erleichternder Gedanke.
Sie schloss auf. Nach … waren sie hergezogen und hatten die Türen vergrößern lassen. Sie konnte nicht mal daran denken. Wenn sie daran dachte, würde sie nur wieder weinen. Auch wenn sich schon allein bei dem Gedanken daran, dass nun die Welt auf sie wartete, alles in ihr zusammen zog. Sie wollte nicht hinaus in die Welt. Aber das verstand keiner. Sie alle ließen sich täuschen.
Sie stellte Bisaflor eine Schüssel Wasser hin. „Danke, mein Großer“, flüsterte sie und ließ ihn alleine. Dann starrte sie aus dem Fenster. Nach einer Weile öffnete sie die Tür und trat hinaus in den Garten. Sie wusste, wenn sie die Augen schloss, würde sie ihren Bruder vor sich sehen. Sie wusste, wenn sie die Augen nicht schloss, würde sie die Welt vor sich sehen. Sie wusste, dass sie eine Entscheidung fällen musste. Sie wusste, dass sie weinte. Aber was sollte sie nur tun?
„Herr Lehrer? Ist die Welt gut oder böse?“
„Nun ja, ich würde sagen, wir leben in einer ziemlich guten Welt, Ellie.“
„Dann haben Sie sie noch nicht kennengelernt.“
Ein Schatten verdeckte die Sonne. War sie eingeschlafen, nachdem sie sich ins Gras gelegt hatte? Hatte sie sich in ihren Gedanken verloren? Sie konnte nicht sagen, ob nur eine Minute oder eine Stunde vergangen war. Jetzt stand auf jeden Fall der Nachbarsjunge über ihr und hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Ihre Augen fühlten sich noch feucht an, als sie nach der Hand griff. Hatte das Leben ihn geschickt, um sie zu demütigen?
Sie beide standen nur schweigend da. Für eine Ewigkeit oder nur für zwei Sekunden. Im Moment war beides dasselbe. Sie sah nur in seine Augen und versuchte so, die Welt um sich herum auszublenden. Doch das hatte noch nie geklappt. Die Welt wartete darauf, dass sie sich entschied, wie sie ihr begegnete. Dabei wollte sie der Welt gar nicht begegnen. Die Welt war grausam.
„Wenn Sie heute durch diese Tür gehen, dann liegt Ihnen die Welt zu Füßen.
Vor allem Ihnen, Ellie.“
„Die Welt kann dir gar nichts.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber seine Worte hallten lauter in ihr, als jeder Donner es je gekonnt hatte.
Sie sagte nichts.
„Ich habe das Bisaflor erkannt. Das beste Pokémon des Champs. Ich weiß von dem Unfall. Ich kenne die Geschichte.“
Ihr Herz stockte. Erst als sich ein Druck um ihre zitternde Hand bildete, merkte sie, dass er sie noch nicht losgelassen hatte.
„Du bist nicht alleine.“
Sie würde eine Entscheidung treffen. Doch die Welt würde nicht siegen.
„Ellie? Würdest du mich auf meinen Reisen begleiten?“
„Ist die Welt gut oder böse?“
„Jack, der Champ, sagte immer, die Welt sei gut zu dir, wenn du gut zu ihr bist. Aber das weißt du ja sicher.“
„Mein Bruder ist in diesem Glauben gestorben.“
„Ich glaube immer noch daran. Für mich. Für ihn. Und du?“
„Ja, ich werde dich auf deiner Reise begleiten.“
Orkan
Das Holz ächzt unter meiner Hand, als ich mich auf einem umgestürzten Baum abstütze und die Beine darüber schwinge. Meine Füße landen auf dem staubigen Erdweg. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis ich mein Ziel erreiche. Ich renne weiter. Beinahe wäre ich in einen tief hängenden Ast hinein gelaufen, kann aber rechtzeitig ausweichen. Zwei Vögel flattern erschrocken auf und verschwinden zwischen den Bäumen. Links von mir huscht ein Reh den Hügel herab. Ich mag die Abendstunden, da bleibt man für gewöhnlich von menschlicher Gesellschaft verschont.
Wenig später lasse ich den Kiefernwald hinter mir. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter. Hat der plötzlich stärker werdende, kühle Wind ihn ausgelöst? Oder ist es die Aufregung, die ich immer im Angesicht eines neuen Lost Places verspüre?
Womöglich beides.
„Lost Places“ sind Einrichtungen des öffentlichen Raumes, die irgendwann verlassen wurden. Heute geht da niemand mehr rein. Der alte Leuchtturm, vor dem ich gerade stehe, ist ein gutes Beispiel dafür. Ich bin an einen Ort gelangt, der in vergangener Zeit einmal wichtig war, in dem Menschen gewandelt sind, in dem Dinge passierten, von denen ich nie etwas wissen werde.
Urbexer, so nennen sich Verrückte wie ich, sehnen sich nach Orten wie diesen. „Urbexer“ ist die Kurzform von Urban Explorer. Wir suchen „White Spots“, weiße Flecken, die von der Öffentlichkeit gemieden werden. Für mich sind sie Oasen der Ruhe, durchdrungen von der Romantik des Vergangenen. Ich liebe dieses Hobby sogar noch mehr als die belgischen Waffeln meiner Mum.
Mit einer geübten Bewegung ziehe ich die Kopfhörer aus meinen Ohren. Meine Rockmusik verstummt und macht dem Kreischen der Möwen und dem Heulen des Windes Platz, der um die Klippe tost. Ich lasse den Blick für einige Momente schweifen. Auf meinen Lippen schmecke ich salzige Meeresluft.
Der Leuchtturm thront gefährlich nah an der Klippe, und unten in der Stadt heißt es, dass dies der Grund dafür wäre, wieso er damals verlassen wurde. Es ist dem Wärter zu unsicher geworden. Ein maroder Zaun aus Holzbalken und Draht trotzt dem Zahn der Zeit und soll dafür sorgen, dass niemand von der Klippe stürzt. Vor dem Leuchtturm steht eine einsame Bank. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Bucht.
Ich trete näher an den Rand und sehe in die Ferne. Tief unter mir rauschen die Wellen. Ich kann die Stadt sehen, die sich zwischen Meer auf der einen und den bewaldeten Bergen auf der anderen Seite erstreckt. Die Abendsonne unternimmt letzte Versuche, Forren Bay noch ein wenig Wärme zu bringen, und wird vom Ozean reflektiert. Der Wetterbericht sprach von einem Sturm, der heute noch kommen soll, aber davon sehe ich nichts. Nostalgie überkommt mich: Hier bin ich aufgewachsen.
Plötzlich klingelt mein Handy. Ich stelle es eigentlich immer ab, bevor ich einen neuen Ort erforsche. Das habe ich wohl heute vergessen. Ich wische über den Touchscreen und hebe das Gerät ans Ohr. Gleichzeitig decke ich mein anderes Ohr mit der rechten Hand ab, um das Rauschen des Winds abzuwehren.
„Hey, Orcan.“ Es gibt nur zwei Personen, die mich so nennen. Eine davon ist männlich, sitzt gerade im Gerichtssaal und versucht, einen Mandanten vor dem Gefängnis zu bewahren. Mein Dad hat keine so hohe und durchdringende Stimme. Viel Auswahl bleibt da nicht.
„April. Sorry, wirklich, ich wollte dich noch anrufen.“
„Wann? Immerhin bist du seit drei Wochen wieder hier, wurde mir gesagt.“ Ich lege den Kopf in den Nacken und presse mir Zeigefinger und Daumen der freien Hand für ein paar Momente an die Nasenwurzel, während ich mir eine Antwort überlege. Sieht so aus, als hätte sich April mit Mom unterhalten. Shit.
„Das ist übertrieben.“ Es waren zweieinhalb. Superantwort. Große Klasse, Francis.
„Ist das dein Ernst? Waren wir nicht mal beste Freundinnen?“ Sie klingt nicht beleidigt, nur enttäuscht. Ich fühle einen Stich. Sie hat immerhin Recht. Ich habe bis zu meinem fünfzehnten Geburtstag hier in Forren Bay gelebt, dann zogen wir nach Michigan, und ich habe April drei Jahre lang nicht mehr gesehen.
„ich wollte wirklich anrufen. Aber in letzter Zeit hatte ich so verdammt viel zu tun“, erwidere ich. Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Was soll man sagen, wenn man im Leben andere Wege geht?
„Nicht wichtig genug, um dich vom Leuchtturm fernzuhalten“, kontert April.
„Du Stalker.“
„Wohl kaum. Es gibt nur einen Ort in der Stadt, der jetzt gerade so windig ist, wie es bei dir klingt.“
„Es ist wie früher.“ Wenn es an einem Tag windig wird, merkt man das auf den Klippen zuerst. Wir sind damals zwar nie so weit rauf gekommen wie ich jetzt, aber wir kennen die Geschichten.
„Ja, ist es. Aber lenk jetzt nicht ab! Ich bin noch nicht fertig mit dir.“
„Was willst du hören? Soll ich auf Knien vor dir betteln, damit du mich nicht hasst?“
„Wäre ein guter Anfang.“ Etwas in ihrer Stimme lässt mich vermuten, dass sie gar nicht so sauer ist, wie sie mir weismachen möchte. Ich zucke ein wenig hilflos die Schultern, obwohl April mich nicht sehen kann.
„Okay. Wir treffen uns demnächst. Versprochen.“
„Wieso nicht jetzt? Ich habe dich drei Jahre lang vermisst. Wir treffen uns in zehn Minuten an den Gleisen oben im Wald.“
„In zehn...was?!“
„Du warst doch schon immer so schnell wie der Wind. Los!“
„Aber-“, fange ich an, doch das Telefon antwortet nur mit regelmäßigem Tuten. Sie hat einfach aufgelegt. Mit meinem Spitznamen aber hat sie Recht. Wir haben als Kinder oft Wettrennen gemacht, bei denen ich immer schneller war als die anderen.
Ich wende den Kopf und blicke zum alten Leuchtturm herüber. Eigentlich würde ich gern mehr Zeit hier verbringen, aber ich will es mir mit April nicht verderben. Ich kenne hier außer ihr niemanden mehr.
„Ich komme wieder“, verspreche ich dem weißen Steinbau.
Eine halbe Stunde später laufe ich erneut zwischen Bäumen entlang. Die Klippe liegt nun weit hinter mir, aber ich bin dort nicht weggegangen, ohne auf der Mauer des Leuchtturms ein kleines Wirbelsturm-Graffiti hinterlassen zu haben. Das machen wir so. Jeder Urbexer dokumentiert sein Ankommen an einem Ort auf irgendeine Weise. Meistens geschieht das mit einem Foto, ich aber bevorzuge mein Graffiti.
Wieso einen Wirbelsturm? Kann ich nicht genau sagen. Ich wurde seit Ewigkeiten nicht mehr Orcan genannt, aber irgendwie passt der Name zu gut zu mir, als dass ich ihn nun einfach wieder vergessen könnte. Schnell und frei wie der Wind. So kam April auf meinen Spitznamen. Mein Vater hatte eine andere Motivation. „Du bist wie ein Wirbelwind“, sagte er immer zu mir, wenn ich mich mal wieder irgendwo gestoßen hatte.
Der Wald lichtet sich und ich erreiche die Gleise. „April!“, rufe ich laut, erhalte aber keine Antwort. Es ist nicht ihr Stil, mich zu versetzen. Jedenfalls war er das früher nicht. Ich renne weiter, passiere einen alten Schrottplatz. Die hier aufgetürmten, verrosteten Karosserien erfüllen mich mit einer seltsamen Gelassenheit. Als ich die letzten Autowracks hinter mir lasse, tritt eine Gestalt hinter einem der Schrotthaufen hervor.
April steht vor mir und blinzelt mich ungläubig an. Ich verschränke die Arme vor der Brust und hoffe, dass sie daran merkt, wie wenig ich es mag, angestarrt zu werden.
„Orcan?“, fragt sie nach einer Sekunde des Zögerns.
„Wow. Du hast dich verändert.“ Ich hatte sie völlig anders in Erinnerung. Damals hatte sie ihr blondes Haar stets zu Zöpfen geflochten und ging nie ohne ihre Backstreet-Boys-Tragetasche aus dem Haus.
Die April, die nun vor mir steht, wirkt wesentlich erwachsener. Ihr Haar fällt bis über ihre Schultern und glänzt in der untergehenden Sonne. Die Windjacke und ihre Jeans sind nach dem neusten Trend ausgewählt.
„Du bist es wirklich!“ Sie fällt mir um den Hals und drückt mir beinahe die Luft ab. Keine Spur mehr von ihrer Enttäuschung. Stattdessen wirkt sie sogar fröhlich. Das ist typisch für sie. Ihre Laune schlägt immer sehr schnell um. Beinahe unheimlich.
„Wer sonst?“, erwidere ich, während ich ihr ein wenig unbeholfen den Rücken tätschele.
„Und du bist spät.“ April löst sich wieder von mir und blickt an mir herab. Ich bin einen halben Kopf größer als sie. Früher war es andersherum.
„Versuch du doch mal, in nur zehn Minuten einmal um die Stadt herum zu rennen. Das ist unmöglich.“
„Mit der Aufmachung schon, da hast du Recht. Willst du zum Campen?“, fragt sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. Ich schüttele den Kopf. Lederjacke und Cargohosen sind zwar nicht so modisch wie ihr Aufzug, aber dafür wesentlich praktischer. In den Taschen der Hose habe ich ein paar Pflaster, Tabletten und andere Dinge, die man im Falle einer Verletzung braucht.
„Nein, ich hatte nur ein Date mit einem Leuchtturm.“ Es ist merkwürdig, April nach all diesen Jahren wieder zu sehen. Früher war sie ein gut aussehendes Mädchen, heute ist sie bildschön. Kaum zu glauben, was nur drei Jahre aus einem Menschen machen können.
„War nur ein Spaß. Hübsch siehst du aus. Ich mag deine Frisur“, sagt sie dann. Nett ausgedrückt. Ich sehe nicht eben schlecht aus, aber mit ihr kann ich nicht mithalten.
„Danke.“
„Kayla hat mir von deinem Hobby erzählt. Ist das nicht sehr gefährlich?“ April setzt sich in Bewegung und ich folge ihr. Die Sonne ist beinahe verschwunden. Der Wind ist noch stärker geworden und zerrt an unseren Kleidern. Ich sehe April kurz von der Seite her an.
„Manchmal. Kommt drauf an, was für einen Ort du findest. In U-Bahnschächten steht manchmal Wasser drin, das man nicht richtig sieht.“
„Gruselig.“ April schüttelt sich kurz. Diesmal bin ich sicher, dass der Wind schuld daran ist. Es wird merklich kälter.
Und dunkler wird es auch. Irritiert sehe ich über die Schulter. Dichte Wolken sind aufgezogen und bedecken einen Teil des Himmels. Die grauen Schleier, die in diesem Moment den Leuchtturm erreichen, gefallen mir gar nicht. Sieht aus, als hätte der Wetterbericht doch richtig gelegen.
„Shit. Regen“, warne ich April. Sie sieht sich ebenfalls kurz um seufzt.
„Schade. Es war so ein schöner Tag.“ Ich will gerade zu einer Erwiderung ansetzen, da erreicht uns der Sturm. Von der einen auf die nächste Sekunde wird der böige Wind doppelt so stark. Meine Frisur war durch den Lauf schon zerzaust, jetzt aber ist sie vollends hinüber.
„Wir suchen uns besser einen geschützten Ort“, befindet April. Ich stimme ihr zu. Ein Lichtblitz erhellt den Himmel. Kurz darauf kracht es laut.
„Ich habe da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. Lauf!“ Wir rennen los. April läuft auf den Gleisen entlang, während ich mich ein Stück weiter rechts halte. Hinter uns verändert sich der Donner. Es klingt, als würde der Himmel zerreißen. Dazu kommt noch ein Geräusch, welches ich nicht einordnen kann. Ich wische mir die ersten Regentropfen aus der Stirn. Der Kies knirscht unter meinen Turnschuhen. Ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere.
„Spürst du das?“, ruft April mir über den tosenden Wind hinweg zu.
„Was?“
„Die Erde bebt!“ Seltsam, davon merke ich nichts. Mein Blick fällt auf ihre Schuhe. Dann auf die Gleise. In meinem Gehirn verknüpfen sich das unbekannte Geräusch und ihre Bemerkung. Ein ungutes Ziehen breitet sich in meinem unteren Rücken aus.
Ich schaue noch einmal nach hinten. Ein Zug rast hinter uns heran.
„Spring!“, schreie ich panisch. Sie muss von den Gleisen runter, und zwar schnell.
Und natürlich bleibt ihr Stiefel gerade in diesem Moment an einer der Sparren hängen. Sie stürzt. Ohne lange zu zögern beuge ich mich vor, umfasse ihre Taille und ziehe sie zu mir, so fest ich kann. Ihr Stiefel bleibt zurück, aber April kommt frei und stürzt neben mich.
Der Zug donnert an uns vorbei. Schwere Räder aus Metall rauschen über die Gleise und lassen den Boden vibrieren. Wir bleiben für einige Momente im Kies liegen. In einem Anflug seltsamer Distanziertheit blicke ich April an, die mit schreckgeweiteten Augen und angewinkeltem Bein dem Zug hinterher starrt. Ihr Atem geht ebenso schwer wie meiner. Nur eine Sekunde später...lieber nicht darüber nachdenken.
„Wir müssen weiter“, sage ich. Dicke Regentropfen fallen auf uns herab. Die Kombination aus kaltem Wasser und noch kälterem Wind setzt mir nun auch zu, dabei bin ich eigentlich recht abgehärtet. Nur Hitze mag ich nicht.
„Ja“, erwidert sie nur, und lässt sich von mir hoch helfen. Ihr Stiefel ist ein wenig verrußt, als sie ihn wieder anzieht.
Der Schreck sitzt uns in den Gliedern, aber wenn wir nicht weiterlaufen, fliegt uns die ganze Welt um die Ohren. Der Sturm wird immer stärker.
„Schau mal, da vorn!“
Ihr Finger ist geradeaus gerichtet, in den Regen hinein. In der Ferne erkenne ich eine Weiche und ein kleines Häuschen daneben, vermutlich mit den Kontrollelementen. Es steht ein Stück weit von den Gleisen entfernt auf einem kleinen Hügel.
„Ich sehe es. Schnell, bevor das Gewitter uns einholt“, sage ich. Zwar sind wir schon mitten im Sturm, aber solange das Gewitter uns nicht erreicht, sind wir zumindest nicht in größerer Gefahr.
Die Bäume werden von einem Wind gebeutelt, der so stark ist, wie ich es lange nicht mehr erlebt habe. Außerdem wird der Donner immer lauter, die Blitze vermehren sich. Manche von ihnen erhellen den nun beinahe nachtschwarzen Himmel für mehrere Sekunden. Ich wünsche mir die leichte, sonnige Atmosphäre zurück, die ich am Leuchtturm vorhin gespürt habe.
Ein weiterer Blick nach hinten zeigt mir, dass wir von einer Art Sturmbö verfolgt werden, die Dreck, Blätter und kleine Steine vor sich herschiebt. Wenn die uns trifft, tut es weh.
„Schneller, schneller!“ Das Heulen des Windes und der Donner sind zusammen so laut, dass ich schreien muss. Dem Abstand des Donners von den Blitzen ist nun so gering, dass uns das Gewitter bald erreichen muss. Nur noch ein paar Meter, der Abstand verkürzt sich, endlich erreichen wir das Haus. Ohne zu zögern ramme ich den Fuß gegen das verrostete Schloss. Die Tür fliegt auf.
April schlüpft hinein, ich hinterher, hastig knalle ich die Tür zu und sehe, dass man die Tür innen mit einem Metallriegel sichern kann. Ich schiebe ihn vor.
Danach sinke ich erschöpft mit dem Rücken gegen die Wand. Draußen wütet der Sturm, und in diesem Moment erreicht das Gewitter unsere kleine Hütte. Die Sturmbö rauscht gegen die geschlossenen Fensterläden. Es ist stockdunkel hier drin.
„Du hast mich gerettet“, keucht April, die sich neben mich gesetzt hat.
„Hättest du auch für mich getan“, entgegne ich. Sie muss niesen.
„Gesundheit.“
„Danke. Und, wow, du bist so furchtlos.“
„Wenn man einmal in seinem Leben eine Nacht in einem verlassenen U-Bahntunnel verbracht hat, verliert man seine Feigheit.“
Es kracht direkt über uns. Donner zerreißt die Luft um uns herum und wir zucken beide heftig zusammen. April rutscht ein Stück näher. Ich lege ihr einen Arm um die Schultern, sie umfasst meine Taille.
„Stell dir nur mal vor, du würdest jetzt im Leuchtturm sitzen“, sagt sie leise.
„Lieber nicht.“
„Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ Ich antworte nicht sofort, drücke sie ein wenig fester an mich.
„Ich auch“, sage ich dann und stelle überrascht fest, wie ernst ich das meine. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich besser, so als wäre ich endlich wieder zuhause.
Wir bleiben lange so sitzen. Der Sturm tobt bis in die Nacht hinein.
KUNST UND HANDWERK
SPRITING
Runde 3 | @~Okamiwolf~ & @White Tulip - Grotesque Creatures - Platz 1
Runde 5 | @Shiny Endivie - Fledermajs - Platz 2
ྌOTOGRAྌIE
MAPPING
GFX
VOTER
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei den Votern für ihren regen und unverzichtbaren Einsatz bei der Olympiade bedanken. Ohne euch wären alle Bemühungen der BBO nutzlos gewesen. Besonderer Dank geht an dieser Stelle an @Glühwürmchen, @Sakul, @azure und @Caroit, deren Einsatz beispiellos gewesen ist.