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In diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im Tab "Abgaben" geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr nahezu frei wählen könnt, wie ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.
Wer neben den Votes noch weitere Kritik für sein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Thema erstellen möchte, der kann dies gerne in unserem Feedback-Thema für fertige Texte tun!
Zitat von AufgabenstellungKriminalgeschichte
Beim 14. Wettbewerb geht es um Kriminalfälle, die ihr in einer kurzen Erzählung umsetzen sollt. Von einfachen Ladendiebstählen bis hin zum Mord kann dabei alles vertreten sein. Auch bleibt es euch überlassen, welche Teile eines Krimis ihr dabei umschreibt - ob nun nur das Verbrechen an sich behandelt wird und die Aufklärung offen bleibt oder ihr nur über das Lösen des Falls schreibt. Anzumerken ist hier nochmal, dass ihr darauf achtet, den im Fanfiction-Bereich geltenden Kinder- und Jugendschutz einzuhalten. Nacherzählungen sind erlaubt, es wird jedoch empfohlen, die dafür verwendete Szene (z.B. den Namen & Folgennummer des Animes) mit anzugeben, damit die Voter sich daran orientieren können. Ein Pokémon-Bezug ist nicht verpflichtend.
Ihr könnt 8 Punkte verteilen, maximal 4 an eine Abgabe
ZitatAlles anzeigenID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: X
Beispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2
Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 16.08.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]
dt.: Aufstieg des Phoenix
Fandom: Ace Attorney
Bei Ace Attorney handelt es sich um eine Adventure-Spielreihe, in denen man Gerichtsfälle lösen und die Angeklagten als Rechtsanwalt verteidigen muss. Dies geschieht über die Aussagen der Zeugen und diverse Beweise, die man zuvor in einem meist frei begehbaren Areal suchen musste. Im sogenannten Kreuzverhör wird dann über Sieg oder Niederlage entschieden.
Unruhe erfüllte den Gerichtssaal, als der Rechtsanwalt eintrat. Für ihn war das ein gewohntes Bild vor einer Verhandlung und entschlossen, mit erhobenem Haupt ging er zu seinem Platz seitlich des Richters. Dieser grübelte unterdessen über einem Blatt Papier, das er wohl zu entziffern versuchte. Ein Wunder, dass es ihm wohl gelang; während eines Kreuzverhörs wirkte er nicht so, als würde er seinen Beruf allzu ernst nehmen.
Der Rechtsanwalt sah zu seinem Gegenüber. Ein Mann im purpurroten Anzug mit einem Ausdruck im Gesicht, als könnte er keinen Spaß verstehen. Plötzlich lächelte er süffisant, als würde er den Sieg schon in seiner Hand erkennen.
Das Gemurmel wurde in der Zwischenzeit immer lauter, bis ein paar Schläge eines bekannten Holzhammers zu vernehmen waren. Augenblicklich wurde es ruhig und sämtliche Augenpaare ruhten auf dem Richter, der auf sich aufmerksam gemacht hatte.
„Das Gericht ist nun bereit für den Fall von Sylvie Beryl. Mr. Edgeworth?“
„Die Staatsanwaltschaft ist bereit, Euer Ehren“, sagte der Mann im purpurroten Anzug, ohne eine Miene zu verziehen. Edgeworth bewahrte die Ruhe und deutete beinahe unauffällig zu seinem Gegner in diesem Fall. „Ich hoffe, du bist es auch, Phoenix.“
Phoenix Wright, seines Zeichens Rechtsanwalt und Meister im Darlegen der Wahrheit, schluckte. Er wusste, dass jeder Fall neue Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Doch sprach er sich Mut zu. Die Suche nach Beweisen gegen die Hauptverdächtige am Vortag - eine Plastikpflanze, die mit dem Blut des Opfers benetzt war und ein Taschentuch mit den Initialen J.P., die sich beide am Tatort befanden - hatte sich als ertragreich erwiesen und so war er zuversichtlich, dass die Verhandlung gut verlaufen würde.
Er fuhr sich mit einer Hand kurz durch die Stachelfrisur und erwiderte mit erhobenem Haupt: „Die Verteidigung ist bereit, Euer Ehren!“
Phoenix‘ Enthusiasmus schien für den Staatsanwalt kaum überhörbar zu sein, erhob er doch den Finger und winkte mit diesem sachte hin und her. Er kannte diese Geste gut und wusste, dass es nicht leicht werden würde, wenn sein Kindheitsfreund Miles Edgeworth auf diese Weise reagierte.
Der Richter nickte daraufhin und ließ die Staatsanwaltschaft die Fakten vorlegen. Sylvie Beryl, eine Schauspielerin, die erst vor Kurzem angefangen hatte, war die Hauptverdächtige in diesem Fall. Laut einigen Zeugen und von der Polizei gesicherten Beweisen bestand kein Zweifel, dass sie den Mord ihres Kollegen Richard Cox begangen hatte - bis auf eine Person. Durch einige Gespräche mit Sylvie vor der Verhandlung war sich Phoenix sicher, dass sie keine Schuld traf und dies versuchte er nun zu beweisen.
„Bitte rufen Sie nun Ihren ersten Zeugen auf, Mr. Edgeworth“, sagte der Richter formell und erhielt, nach einer Verbeugung des Staatsanwaltes, sogleich eine Antwort.
„Die Staatsanwaltschaft ruft als Erstes den vor Ort anwesenden Detektiv Dick Gumshoe in den Zeugenstand.“
Wenige Minuten vergingen, in denen das Personal einen Mann mittleren Alters vorladen ließ. Einer der Männer berührte ihn dabei unabsichtlich am langen, olivgrünen Mantel, wodurch er aufgebracht etwas lauter wurde.
„Hey, berühren verboten, Junge! Was bildest du dir ein, dass ...“
„Gumshoe!“ Ein kräftiges Bellen von Edgeworth ließ ihn zusammenfahren. „Soll ich dir wieder dein Gehalt kürzen?“
„Is‘ schon gut“, nuschelte Gumshoe daraufhin mit angezogenen Schultern und ließ von seinem Vorhaben, dem Personal einen Vortrag über seinen Mantel zu halten, ab. Phoenix seufzte und ging in sich. Das nahm schon mal keinen guten Anfang.
„Schon besser.“ Edgeworth verschränkte die Arme und fuhr nach Form fort. „Bringen Sie Ihren Namen und Ihre Tätigkeit vor.“
Gumshoe richtete sich wieder auf. „Mein Name ist Dick Gumshoe und ich bin der verantwortliche Detektiv der Mordkommision.“
„Erzählen Sie uns nun vom Tathergang und der Mordwaffe. Und“, Edgeworth schlug mit seiner flachen Hand sachte auf den Tisch, „achten Sie darauf, alle Details zu nennen.“
„Ja, klar.“ Der Detektiv kratzte sich kurz mit der Hand am Hinterkopf und ließ Phoenix stutzig werden.
Na, hoffentlich hat er dieses Mal alle Details im Kopf. Sonst könnte das böse für ihn enden.
„Es geschah Mittwoch Nachmittag, als Richard Cox und sein Team noch beim Dreh ihres neuen Films im Studio waren. Sie nahmen sich gerade eine Auszeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Richard nutzte dabei die Gelegenheit, um sich am Automaten einen Kaffee zu drücken. Gerade, als er den Becher an sich nehmen wollte, wurde er von hinten brutal mit der Mordwaffe erschlagen.“ Er setzte ab und kramte ein Bild hervor. „Eine Requisite in Form einer länglichen Skulptur von etwa 40 Zentimetern, die sich wohl in der Nähe des Sets befunden hatte und die Fingerabdrücke der Täterin aufweist. Interessanterweise befinden sich nur ihre Abdrücke darauf. Ein Treffer auf den Hinterkopf verursachte dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Die Verdächtige Sylvie Beryl war laut einigen Kollegen mit ihm zu dieser Zeit unterwegs, weswegen sie als Hauptverdächtige in Frage kommt.“
Phoenix blickte zu ihr. Sie saß in der vordersten Reihe der Menge, unfähig etwas zu sagen, aber sichtlich nervös, da sie einen guten Ton bewahren wollte. Das hatte er ihr im Vorhinein auch erklärt; Ausraster würden nicht viel bezwecken. Umso besser, dass sie sich angesichts der Anklage auch daran hielt.
Er richtete seine Augen wieder auf Gumshoe. „War sie die einzige Person am Set, die dazu imstande war?“
Der Detektiv wurde aufgebracht und atmete schwerer. „Junge, ich hab doch alle Details erwähnt! Die Beweise sprechen nun mal eine klare Sprache und mir wird nicht genug gezahlt, dass ich noch mehr in die We...“
„Gumshoe.“
Der Angesprochene verstummte wieder und zog seinen Kopf ein. „A-auf jeden Fall ist das alles, was wir in Erfahrung bringen konnten. Die anderen Schauspieler haben hieb- und stichfeste Alibis.“
Edgeworth, die Arme wieder verschränkt, schien wohl über die Aussage nachzudenken, ging aber nicht näher darauf ein. „Die Staatsanwaltschaft ruft nun den ersten Zeugen in den Zeugenstand. Mr. John Patiro.“
Gumshoe verließ den ihm zugewiesenen Platz wieder und ließ stattdessen einen klein gewachsenen Mann von etwa 25 Jahren an seine Stelle treten.
„Bitte tragen Sie Ihren Namen und ihre Tätigkeit vor.“
Der Man zögerte erst und war wohl nicht imstande, etwas zu sagen. Einige schmerzvolle und ruhige Sekunden vergingen, bevor die ersten Anwesenden zu tuscheln begannen. Der Richter schlug mit seinem Hammer auf den Tisch.
„Ruhe im Gerichtssaal! Mr. Patiro, gibt es ein Problem?“
Erschrocken sah John zu ihm auf. „Nein, gibt es nicht“, antwortete er dabei etwas unruhig, wobei dadurch bekannt wurde, dass er eine recht hohe, fast schon piepsige Stimme hatte. Der Richter verdeckte seinen Mund mit einer Hand, wohl um ein Lachen zu unterdrücken. Phoenix seufzte.
Und diese Kompetenz führt den Prozess an. Na, das kann was werden ...
„Also, mein Name ist John Patiro und ich bin von Beruf Stuntman. Am besagten Tag war ich vor Ort auf dem Filmset und habe mit dem Regisseur einige Szenen besprochen, die es zu bewältigen galt.“
„Stuntman?“, fragte der Richter nun ungläubig. „Heißt das, Sie springen für die Schauspieler in bestimmten Szenen ein?“
„Ja, das ist richtig. Wenn Sie wollen, kann ich für Sie auch gerne einspringen.“
Der Richter winkte beschämt ab. „Oh, das wäre wirklich nicht nötig. Aber Sie wissen, wo Sie sich melden können.“
Selbst Edgeworth verlor aufgrund dieser Aussage seine Haltung und schüttelte den Kopf. Phoenix belustigte dies, jedoch fuhr er schnell fort, um den Fall voranzubringen.
„Ich möchte nun mit dem Kreuzverhör beginnen. Fangen Sie bitte mit Ihrer Aussage an.“
„Gut. Es war am Mittwoch, als wir alle vom Filmteam wieder zusammenkamen und einige Szenen durchsprachen und abschließen wollten. Die Arbeiten dauerten schon relativ lange und teils war die Situation auch etwas angespannt. Auf jeden Fall machten wir nach einigen Stunden eine kleine Pause, um wieder zu Kräften zu kommen. Ich ging mit Pachira und Ray raus, um frische Luft zu schnappen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt immer zusammen, weswegen von uns auch niemand die Tat hätte begehen können.“
Phoenix überlegte kurz. Patiros Aussage schien plausibel, aber durchaus verbesserungswürdig. Es musste Details geben, die er in der Eile vergessen hatte!
„Was meinen Sie damit, dass die ‚Situation angespannt war‘?“
Patiro schreckte zurück. „D-das hatte ich zumindest so im Gefühl. Wissen Sie, die Arbeiten an dem Film dauerten schon länger als geplant und so war es für alle besonders anstrengend, über die Zeit Ruhe zu bewahren. Aber Genaueres müssten Sie von den entsprechenden Leuten beantragen.“
Diese Aussage brachte Phoenix nicht weiter, obwohl sie ihm zumindest ein weiteres Detail verriet. Innerhalb des Teams herrschte Unruhe, sodass potenziell jeder dazu imstande gewesen wäre, die Tat zu begehen.
Er ging in sich. Wo befand sich eine Schwachstelle in der Aussage? Patiro war mit zwei Kollegen die ganze Zeit zusammen. Er konnte also nicht weg, um die Tat zu begehen.
John Patiro ...
...
Das ist es!
Phoenix schloss die Augen und setzte ein Lächeln auf. Die Initialen des Taschentuchs! Dass er darauf nicht eher gekommen war!
In bester Manier holte er mit seiner Hand aus, den Zeigefinger ausgestreckt und rief laut: „Einspruch!“
Der Fall hatte gerade erst begonnen!
Ich lecke mir langsam über die Lippen. Eine Angewohnheit, die ich nicht loswerde. Gleichzeitig aktiviert sie meine Geschmacksknospen. Kaffee. Schwarz. So mag ich ihn, aber in wenigen Momenten wird ein anderer Geschmack den Kaffee verdrängen.
„Statusbericht, Fisher“, sagt eine Stimme aus dem kleinen In-Ear-Kopfhörer, den ich bei solchen Ermittlungen oft trage. Ich schaue kurz herunter auf mein iPhone. Ein kleiner, grüner Punkt ist dort zu sehen, der auf einem hellblauen Netz aus Linien sein blinkendes Dasein fristet. Dann sehe ich mich in der dreckigen Gasse um, in der ich stehe.
„Zielperson hat sich nicht bewegt. Hier ist alles ruhig. Ich geh rein.“
„Negativ. Halt dich an den Plan. Der Kerl ist uns schon zu oft durch die Lappen gegangen. Versau es nicht“, sagt Gustavson von der anderen Seite. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie er mit seinem Button-Down-Hemd am Schreibtisch sitzt und auf dieselbe Karte schaut wie ich. Womöglich bringt ihn meine nächste Aktion ins Schwitzen, aber das werde ich erst erfahren, wenn ich wieder in der Zentrale bin.
Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren, werfe sie auf den Boden und zermalme sie unter meinem Absatz. Schwere Lederstiefel sind von Natur aus keine Freunde von fragilen Plastikkonstruktionen. Meine Geduld ist am Ende. Danach lehne ich mich an die rote Backsteinmauer des Gebäudes, neben dem ich stehe, und versuche gleichzeitig, den beißenden Gestank der beiden Müllcontainer zu ignorieren, die hier in der Gasse stehen und offensichtlich schon lange nicht mehr geleert wurden. Weiter oben öffnet sich quietschend ein Fenster. Zeit, zuzuschlagen. Showtime.
Ich binde mein langes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, ziehe meine ledernen Handschuhe straff, und zücke meine Waffe. Dann atme ich tief aus. Die erste Patrone trifft das rostige Schloss an der Metalltür, welche aufschwingt und noch schlimmer quietscht als es das Fenster eben tat. Ich muss mich beeilen. Eine bessere Chance, dieses Arschloch zu erwischen, kriege ich in den nächsten Monaten nicht.
Mit vorgehaltener Waffe betrete ich einen langen, dunklen Gang, der sich hinter der Tür auftut. Natürlich sind diese Gänge immer dunkel. Wer hat schon einmal etwas von Verbrechern gehört, die ihre Geheimverstecke mit netten Ikea-Lampen ausstatten? Ich jedenfalls nicht.
Schon seltsam, was mir für eine Scheiße durch den Kopf geht, wenn ich nervös bin. Vielleicht macht mein Kopf das, damit ich mich ein wenig entspanne.
Die Wände sind schmutzig grau, kaum besser in Schuss als die Mauern draußen in der Gasse. Hier und da ziert ein braunroter Fleck den Beton. Unwillkürlich driften meine Gedanken ab, ich stelle mir vor, was hier wohl passiert sein muss. Die Lampe meiner Waffe beleuchtet nur einen kleinen Kreis.
Ich halte inne. Der Gang gabelt sich. Ein Blick auf mein iPhone zeigt mir, dass ich noch weiter nach links muss. Wenige Schritte später erregt auch noch eine Tür meine Aufmerksamkeit. Mein Herz pocht schneller. Laut Signal muss der Kerl hinter der Tür sein. Ich lege eine Hand an den erstaunlicherweise blank polierten Griff und packe meine Waffe fester.
Mit einem Ruck öffne ich die Tür, in Erwartung, meine Zielperson vor mir zu haben, und reiße die Waffe vor. Ich erfasse in nicht einmal einer Sekunde den Raum, sehe, dass es hier außer einer Matratze, einem Tisch mit zwei Computern darauf, einem Stuhl und einem Mülleimer nichts gibt, dann passiert es.
Schmerz explodiert in meinem Hinterkopf. Grelle Lichter blenden mich. Danach pflanzt sich der Schmerz bis in meinen Rücken fort, ich spüre, wie ich reflexartig die Pistole fester packe. Meine Beine knicken ein, der Boden kommt langsam wie in einem Traum auf mich zu, dann füllt er auf einmal mein halbes Sichtfeld aus und stellt sich quer. Ich reiße den Mund auf, höre mein eigenes, hohles Röcheln. Der Kaffeegeschmack ist verschwunden und wird durch den von Blut ersetzt.
Langsame Schritte erklingen hinter mir. Zwei Echtlederstiefel gelangen in mein Sichtfeld. Meine wenig rühmliche Position sorgt dafür, dass ich sie in der Horizontalen sehe, so als würden sie seitlich aus dem Boden wachsen.
Einer davon tritt auf meine Schusshand, welche sich öffnet und die Waffe freigibt.
„Miss Fisher. Welch große Ehre! Die beste Cyberpolizistin Washingtons liegt mir zu Füßen. Machen Sie es sich nicht bequem, Sie sterben vermutlich innerhalb der nächsten vier Minuten“, sagt der Mann, der nun vor mir niederkniet und amüsiert auf mich herunterblickt. Er hat einen Dreitagebart, fröhlich blitzende Augen und dunkelblondes Haar. In einem anderen Leben wäre er vielleicht sogar eine kleine Affäre wert gewesen.
„Kannst du mir einen Gefallen tun und dich zuerst umbringen?“, presse ich zwischen den Zähnen hervor, versuche dann, mich hoch zu drücken. Er schüttelt grinsend den Kopf und schlägt mir ins Gesicht. Mein Kopf wird herumgerissen, aber ich schaffe es, in einer halbwegs aufrechten Position zu bleiben. Mein Auge schwillt beinahe sofort zu. Das wird den Kampf erschweren. Shit.
„Ich fürchte, dass ich dem nicht nach kommen kann, meine Liebe. Tut es weh?“, fragt er mit einer guten Portion falschen Mitgefühls.
„Du schlägst zu wie meine Großmutter“, erwidere ich. Meine Frechheiten nutzen nicht viel, aber mehr habe ich gerade nicht, um ihn zu verunsichern. Der Drecksack da vor mir heißt James McCoy und hat sich einen Ruf gemacht, indem er sich in Datenbanken hackte und dort Informationen stahl, welche er wiederum an den Meistbietenden verscherbelte. Und das tut er jetzt seit mehreren Jahren, wobei er – ich gebe es nur ungern zu – verdammt schlau vorgeht. Dabei hilft ihm ein Programm namens Wirewall, welches ihm die Kontrolle über Firewalls verschafft, ohne dass sie sich aktivieren und Alarm schlagen. Nur er besitzt die Zugangscodes dazu.
Darum wurde ich angeheuert, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Die Konzerne haben es nicht gern, wenn jemand des Nachts in ihrer Unterwäsche wühlt. Ich hatte McCoy drei Mal vor der Linse, drei Mal ist er entkommen.
Noch einmal werde ich das nicht zulassen. Ganz sicher nicht.
Ich habe in den letzten paar Momenten so getan, als wäre ich noch benebelt von den Schmerzen und dem Aufprall, tatsächlich geht es mir aber schon ein wenig besser. Schmerz ist nur eine Botschaft, und Botschaften kann man ignorieren. Der Scheißkerl hat mein Postfach zwar enorm schnell gefüllt, aber es braucht schon mehr, um Melanie Fisher auszuschalten.
Ich setze alles auf eine Karte. Mit einem Ruck springe ich hoch, ziehe das Knie vor, ziele auf McCoys Kinn. Er ist schneller als ich dachte, blockt meinen Angriff ab, kontert mit einem Schlag in den Solarplexus, der mich würgen lässt. Ich zwinge mich dazu, weiter zu machen, attackiere seine linke Seite. Der Hacker hat eine alte Verletzung am linken Bein und hinkt darum leicht, das habe ich schon bei unserer ersten Begegnung gemerkt. Er will ausweichen. Ich sehe, wie er das Gesicht verzieht. Das müssen die Schmerzen sein. Ich ergreife die Chance und treffe McCoy am Kinn. Nun ist er derjenige, der stürzt. Im Reflex zieht er die rechte Hand vor, um sich abzustützen, und erhält dafür einen reißenden Kuss vom Betonboden.
„Wie hast du meinen Peilsender ausgetrickst?“, keuche ich, taste nach meinem Auge, zucke aufgrund des stechenden Schmerzes zusammen. Dann bücke ich mich nach meiner Pistole. McCoy antwortet nicht sofort, rappelt sich aber seinerseits wieder hoch.
„War nicht schwer. Ich habe die Frequenz gehackt und auf einen meiner Computer umgeleitet. Sie sind meinem Signal nachgelaufen und haben sich übertölpeln lassen. Eines muss ich Ihnen aber lassen: Es war eine verdammt gerissene Idee, meine Armbanduhr zu verwanzen. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich bin noch gerissener, Miss Fisher. Darum habe ich immer ein Ass im Ärmel.“ Die Pistole, die ich auf ihn richte, scheint ihn nicht weiter zu stören. Stattdessen lässt er den Blick lässig an mir herab wandern und lächelt sogar. Er ist selbstsicher.
Zu selbstsicher. Das kann nur eins bedeuten.
Ich wirbele herum, richte die Pistole in Richtung der Tür, durch die ich eben kam, und drücke noch im Herumschwenken dreimal schnell hintereinander ab. Der Mann, der sich an mich heran schleichen wollte, greift sich an die Brust und fällt um. Mein Puls rast. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie er zu Boden sinkt.
Mit betont langsamen Bewegungen wende ich mich wieder dem Hacker zu. Sein Lächeln ist verschwunden, und er hebt langsam die Hände. Ich halte ihn mit der Waffe in Schach. Endlich habe ich den Mistkerl. Mein Auge pocht scheußlich, die Schmerzen kehren mit Wucht zurück, aber ich habe mich lange nicht mehr so belebt gefühlt. Meine Methoden sind zwar ein wenig unkonventionell, aber dennoch bringen sie meistens Erfolg.
„Sie haben das Recht zu schweigen.“
Während ich ihn abführe, denke ich darüber nach, wie ich Gustavson besänftigen kann. Die Earphones waren verdammt teuer. Allerdings wird er sich mehr darüber freuen, dass McCoy endlich aus dem Spiel ist. Es ist in Zukunft sicher noch schwer genug, die Cyberkriminalität zu bekämpfen, auch ohne ihn.
Ich lecke mir über die Lippen. Könnte einen Kaffee vertragen.
“Erzähl mir nix, Kelly, das is ‘ne Cohiba!” Hustend neigte sich der feiste, massige Kopf des Mannes nach vorne. Der Lärm billiger Rockmusik, die aus der Jukebox tönte, füllte den gut besuchten Saloon. Über dem Lokal fanden sich Räume für Gäste. Der Mann, den sie Kelly nannten, fragte sich selbst, wie er es schaffte, jeden Abend aufs Neue genug Ruhe zu finden, um einzuschlafen.
Die dünnen Holzdielen waren nicht besser als ein Blatt Papier, wenn die kleine Stadt am Ende der Woche durchdrehte. Ohrstöpseln und klarer, warmer Flüssigkeit verdankte er wohl das meiste. „Ein Scheiß ist das“, schrie er gegen den Lärm an. Mit dem Handrücken wischte er sich kalten Schweiß von der Stirn. Der Laden war zu klein für so viele Menschen. Es roch nach Körpern und Alkohol. Später am Abend würde es nach Blut und Kotze riechen. Das war Amerika.
Der gewaltige Mann hinter dem Tresen der Bar pustete etwas in die stickige Luft, das wohl ein Rauchring werden sollte.
„Fat Jim!“, krakeelte jemand aus der hinteren Ecke des Saloons. „Bill hat'ne Flasche zerschlagen!“
„Nenn mich noch einmal Fat Jim und ich zerschlag dir was, Freundchen!“
Wildes Gegröle antwortete. Kelly starrte auf den milchigen Boden seines leeren Glases. Er war trinkfester als die meisten hier, aber er gehörte zu den Wenigen, die sich darauf nichts einbildeten. Er bildete sich ohnehin auf recht wenig etwas ein. Nicht darauf, dass er noch keine Partie Black Jack verloren und einige hundert Dollar erspielt hatte, seit er vor drei Wochen in die Stadt gekommen war. Auch nicht auf seinen „Abenteurerbart“, wie Lucia, die Kellnerin, das rostbraune Gestrüpp nannte, das sich wie Moos über sein sonnengegerbtes Gesicht zog. Lucia war ein argloses, simples Ding und ihr Körper ein netter Bonus zu den ohnehin akzeptablen Zimmerpreisen - aber nicht mehr. Er hielt sich nicht lange auf.
„'n Bourbon geht noch, Jim“, entschied er und beobachtete den fülligen, rotnasigen Barkeeper dabei, wie er sein Glas auffüllte.
Ulkig sah er aus, wie er mit Anzug und Krawatte seine 120 Kilo von links nach rechts schaukelte. Zwar wahrte Kelly ihm wie allen anderen gegenüber den guten Ton, aber in seinem Kopf war Jim für ihn nur der fette Pinguin. Und das würde er für immer bleiben. Diese Menschen standen fest im Leben. Für ihn selbst war es aufs Lächerlichste undenkbar, derart statisch zu bleiben. Sich zufrieden zu geben, wenn das eigene Leben so aussah. Sein Maßstab war die Ambition.
Auf den Hocker neben ihn hatte sich ein Mann mittleren Alters niedergelassen. Kelly meinte, sich an seinen Namen erinnern zu können; Mark oder Mike hieß er, und wenn er sich an die Bar setzte, war er meistens schon so voll, dass es einen Maulkorb bräuchte, um ihn vom Plappern abzuhalten.
„Ich könnt‘ echt kotzen, könnt ich“, begann er seinen jämmerlichen Sermon diesmal. Kelly seufzte tief. Von den vielen komischen Vögeln, die sich an diesem Ort ihr Nest gebaut hatten, störte ihn dieser wohl am meisten. Hin und wieder, wenn er mit dem Rücken zu jemandem saß, konnte es vorkommen, dass man ihn selbst mit diesem armen Schlucker verwechselte. Sie sahen sich tatsächlich ein bisschen ähnlich: Die drahtige Statur, die krausen Haare… Man konnte es nicht leugnen. Sie durften auch etwa gleichalt sein. Nur war er die Ruhe selbst und Mark-Mike ein Häufchen Elend.
„Ich halt’s nicht mehr aus“, lamentierte der Angetrunkene ins Nichts.
Kelly überlegte, ob er mit dem Büffelschädel an der Wand redete; ein imposanter Knochen, der finster auf die mal mehr, mal weniger gut gelaunten Gäste hinabblickte. Seinem Gegenüber, dem wohl wieder um seine Frau und darum, dass er endlich nach Denver wollte, um sich dort „etwas aufzubauen“. Er nippte an dem eiskalten, bernsteinfarbenen Drink, der wie flüssiger Kristall in seinem Glas hin- und herschwappte, und schloss die Augen. Es war nicht zum Aushalten. Hoffentlich machte der Typ endlich ernst und verpisste sich bald.
Apropos: Er verspürte so langsam den Drang, sich zu erleichtern. Er erhob sich von der Bar und rüttelte am Türknauf zum WC, dass er ihn fast herausriss. „Hey“, rief er nach innen. Ein Grunzen kam als Antwort aus der Kabine. Immer diese beschissenen Besoffenen. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Handballen, bis er den Schmerz spürte. Irgendwie musste er seine Wut beherrschen, und seit er entdeckt hatte, dass es ihm so am besten gelang, hatten sich feine Narben auf seinen Händen gebildet. Die in seinem Gesicht verdeckte glücklicherweise inzwischen der Bart.
Kurzentschlossen trat er durch die Flügeltüren des Saloons nach draußen, umrundete das imposante Gebäude aus trockenem Holz öffnete den Reißverschluss seiner Jeans, nachdem er sich einen schönen Fernmeldemast ausgesucht hatte. Ein unmanierliches Plätschern mischte sich in die nächtliche Stille des Westens, auch hier draußen noch leicht getrübt von den aus der Gastwirtschaft herausschallenden Tumulten. Gerade, als er fertig war, schob sich der Mond hinter den Wolken hervor…
Und beleuchtete den Zettel, der am Pfeiler angebracht war. Es war ein Steckbrief.
„Douglas Peterson“, las er vor. „Gesucht wegen schweren Überfalls auf den Postzug…“
Sein Herz setzte für einen Moment aus. Er überflog das Schreiben. Philadelphia, drei Millionen Dollar, zwei Tote... Er kannte die Geschichte. Er kannte das Gesicht des abgedruckten Mannes. Es war sein Gesicht, wie es vor ein paar Monaten ausgesehen hatte, bevor ihnen der Coup geglückt war. Noch ohne den Bart, dafür mit den zwei einander schneidenden Narben am linken Mundwinkel.
"Scheiße“, murmelte er. 5000 Dollar Belohnung waren auf seine Ergreifung ausgesetzt.
Wie kam dieser Steckbrief hierher, in so ein verschlafenes Kaff? Hatte einer seiner Komplizen gequatscht? Gedanken schwirrten ihm durch seinen Kopf. Mit einem Gefühl der Taubheit schleppte er sich zurück in den Saloon, taumelte vorbei an den müden und verbrauchten Gestalten, die sich halb auf ihren Tischen hängend stritten, wählte die Tür zum Treppenhaus und schlich sich nach oben auf sein Zimmer.
„Kein sicheres Versteck mehr“, murmelte er. Seine Gedanken schienen sein Bewusstsein zu Staub zu mahlen.
Innerhalb von Sekunden fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen fühlte er sich seltsam klar. Wie mechanisch erhob er sich aus dem Bett, duschte kalt, zog seine besten Sachen an und frühstückte im Erdgeschoss. Über die an diesem Morgen wie ausgestorben wirkenden Straßen machte er sich auf den Weg zu einem Haushaltswarenhandel. Ein unauffälliges Geschäft mit hohen Regalen und einer kleinen Verkäuferin. Auch hier hielt er sich nicht lange auf.
Mit einer Flasche, einem Tuch und einem Kanister unter dem Arm kehrte er auf sein Zimmer zurück. Er nutzte den Hintereingang.
Aufsehen konnte er kaum gebrauchen. Dann nahm er ein Blatt Papier aus der Schublade der Kommode, dem einzigen Einrichtungsgegenstand seiner kargen Bleibe, und schrieb. Er durchwühlte seinen Koffer nach einigen 100-Dollar-Noten. Blutiges Geld. Gab es unblutiges Geld? Wohl nicht in Amerika.
Als er hatte, was er brauchte, packte er seine übrigen Sachen und wartete. Über Stunden saß er auf seiner Bettkante und beobachtete die schlichte, schwarze Uhr an der Wand, wie sie unaufhörlich weitertickte.
Zum Einbruch der Dämmerung begab er sich zurück an die Bar. Sein weinerlicher Kumpan des Vortags saß bereits wieder reichlich zugedröhnt vor einem leeren Glas und brabbelte wirre Satzfetzen vor sich hin. Der, den sie noch immer Kelly nannten, schnappte sich den benachbarten Hocker und rang sich sein charmantestes Lächeln ab.
„Hey, Mike“, begrüßte er ihn mit kumpelhafter Geste. Ein leerer Blick wandte sich ihm zu. Zitternde Lippen formten den Namen „Mark“. Mit einer Handbewegung tat Kelly die unausgesprochene Korrektur ab.
„Ich habe mir Gedanken gemacht. Ich will hier auch weg. Nach Denver. Am besten noch heute Nacht. Wir könnten uns zusammentun.“ Es wäre sinnlos gewesen, Details zu erfinden. Was da vor ihm saß, war gar nicht mehr dazu in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu verarbeiten. Nur Hoffnung musste er vermitteln. Und die Illusion, ein Freund zu sein, dachte er mit kaltem Lächeln.
Er bedeutete dem Verzweifelten, ihm zu folgen. Es war ein Kinderspiel. Wie Motten in das Licht, dachte er.
Auf seinem Zimmer angekommen, drückte er ihm die Scheine in die Hand.
„Dein Startkapital“, erklärte er kurz angebunden. Mit großen Augen zählte Mark sein unverhofftes, grünes Glück.
„Und das hier“, fügte Kelly an. „Ein Ausweis auf einen neuen Namen. Du kannst nicht riskieren, dass deine Frau dich in Denver findet und eventuell noch Unterhalt verlangt. Ich hoffe, der Name Douglas sagt dir zu.“
Noch immer wusste der Übertölpelte kaum, wie ihm geschah.
„…und das hier“, vollendete Kelly und presste ihm den chloroformgetränkten Lappen auf die Nase.
Augenblicklich sank sein Gegenüber wehrlos zu Boden. Kelly grinste. Es war fast vollbracht.
Er holte den Kanister unter seinem Bett hervor und schüttete Benzin in jede Ecke des Zimmers. Den Bewusstlosen begoss er eigens mit bestimmt zwei Litern. Er war zufrieden.
Der Saloon würde brennen wie Zunder. Kelly nahm seinen Koffer und überprüfte ein letztes Mal den Raum. Dann zog er ein Streichholz hervor und entzündete den Lappen.
Er öffnete die Tür nach draußen. Wenige Meter musste er schaffen, dann stand er gänzlich im Freien.
Ohne sich noch einmal umzuschauen, warf er das brennende Tuch hinter sich.
Er hatte getan, was zu tun war.
Holz entflammte.
Nun war es vorbei.
Don’t let them see. „Ah Mr. Hemmston, es freut mich, dass sie es doch geschafft haben, zu kommen“. Don’t let them know. Ich nickte, täuschte ein Lächeln vor, bevor ich mich abwand, den Bürgermeister noch etwas rufen hörend. Ich konnte nicht sagen was, ich achtete nicht darauf. Don’t let them see! Womöglich weil ich diesen Satz nicht aus dem Kopf bekam…einen von vielen Sätzen, die mich verfolgen, die mich jagten, wie Wolfsrudel ein rohes Stück Fleisch. Verdammt, ich sollte nicht an sowas denken, sonst würde man sehen, sonst würde man wissen, was nicht gesehen werden sollte, was nicht erkannt werden sollte. Pokerface Chris, hörst du, Pokerface. Sonst kannst du das doch so gut, wieso versagst du jetzt also? Ich schmunzelte, weil ich die Antwort auf meine eigene Frage kannte und das reine Stellen ihrer von Dummheit zeugte. Ich zuckte mein Handy: Nichts. Noch nicht. Doch bald, sehr bald, würde ich wieder eine Nachricht bekommen. Ich wusste es, spürte es. Doch bis dahin musste ich so tun, als wäre ich Teil dieser Party, als würde ich Feiern, als würde ich Spaß haben. Ich musste Pokern und ich musste gut sein. Ich musste das beste Spiel liefern, das ich je gespielt hatte. Denn ich war All-In … und eine Niederlage war nicht tragbar. Nicht bei dem, was sie zu bedeuten hatte, was sie kosten würde. Plötzlich ertönte das altbekannte Summen meines Handys, das mir die Ankunft einer neuen SMS verkündete. Not a footprint to be seen. Damit konnte ich wahrlich nichts anfang- Moment… vielleicht doch, vielleicht hieß es, der Ort den ich suchte, war ein Gebäude…Ich verzog die Mundwinkel. Das half nicht, verdammt das half nicht. Was hätte es auch helfen können? Es sagte mir nur, das es kein Wald sein konnte, kein Dach, doch es blieben so viele Optionen, ein Gebäude, eine Hütte, ein See, eine Mülltonne, unter der Erde…nein nicht unter der Erde, beim hinlaufen würde man Spuren hinterlassen, es konnte also nicht unter der Erde sein… Ruhig Chris, ruhig, denke, hörst du. Du prahlst doch so gerne mit deinem Intellekt, dann zeige auch, dass das nicht nur leere Worte sind! Denk!
„Na sieh mal einer an, du bist doch gekommen“. Ich zuckte – Don’t let them know – bevor ich nach der Person suchte, die mich angesprochen hatte. „Miss Pamela, wie könnte ich auch eine solche Einladung ausschlagen“. Mein Lächeln süß wie Honig, so falsch. Doch sie kaufte es. Hatte sie immer. „Sie sollten nicht so sehr auf ihr Handy sehen mein Lieber, es gibt schon genug Leute hier, für die man sich schämen muss“. Ihre Mundwinkel zuckten, ihr Blick verfinsterte sich, bevor sie kurz nach links deutete, zu einem Mädchen, dass in einer Ecke saß, Ohrstöpsel in den Ohren habend, ihren Blick nur auf ihr Mobile Telefon richtend. „Der Bürgermeister tut mir so leid. Ich würde sie nicht als Tochter haben wollen. Er hat sie einfach nicht richtig im Griff, wenn sie mich fragen, was ihr fehlt ist…“ Ich schaltete ab, hörte gar nicht mehr zu. Ich war niemand der Tratsch gerne Zeit schenkte, vor allem nicht heute. It’s funny how some distance makes everything seem small. „… Chris, Chris, Chris!“ „Oh Verzeihung, was meinten sie?“ Das eintreffen einer neuen Nachricht hatte mich aus dem Konzept gebracht. Ich sollte besser aufpassen, sonst verriet ich mich. Und das durfte nicht passieren! Wütend wand sich meine Gesprächspartnerin ab, um jemand anderen mit ihren Geschichten zu bombardieren, womöglich um auch über mich her zu ziehen. Aber das war mir Recht egal. Sollte sie doch, sollten Sie sagen was sie wollten. Es bedeutete mir nichts.
Erneut sah ich auf mein Handy, las die Nachricht ein zweites Mal. Was war damit gemeint? Denk, denk, denk… vielleicht… nein… oder…doch, sicher, sicher! Er war in einem großen Gebäude, oder einem großen See, sicher. Darauf musste der Satz deu- Moment… bei Winter, wenn das Wasser eines Sees gefror, konnte man ebenso Fußspuren hinterlassen. Ja, ja sicher doch, es musste ein Haus sein, ein Gebäude, ein großes gar, da selbst große Gebäude aus einer gewissen Entfernung wie Ameisen aussahen! Doch welches Gebäude? Welches! Ein Hochhaus? Ein Hotel? Zu viele, es waren zu viele Möglichkeiten, ich brauchte mehr Hinweise, ich brauchte sie dringend! Wenn ich nur wüsste, wer von Ihnen es war, einer von den Gästen, einer von ihnen hatte ihn entführt, beobachtete mich, um sicher zu gehen, dass ich seinen Anweisungen Folge leistete, dass ich niemandem hiervon erzählte, dass ich mitspielte. Ob er es genoss mich zu beobachten? Arg, nein dafür hatte ich gerade keine Zeit, ich musste mich auf das wichtige konzentrieren, all die Hinweise, die ich bekam, damit ich ihn fand! Ich musste ihn vor Ablauf der Stunde finden, dass wusste ich, dass hatte er mir gesagt, sonst … sonst … Ich schüttelte den Kopf. Ich musste ihn retten! Vor diesem Verrückten, oder war der Täter gar eine Frau? Die Hinweise waren eindeutig Teile der Lyrics des Songs „Let it go“. Einer Disney Verfilmung über eine Prinzessin. Sahen sich Männer so etwas an? Eine Erinnerung flammte auf, von mir und Tom, wie wir uns diesen Film ansahen, wie er mich zwang ihn mit sich an zu sehen, weil ich ihn mal wieder versetzt hatte. Man ich hatte es wirklich verdient gehabt, also… wäre es nicht aus zu schließen, zumal die Art der Entführung für einen männlichen Täter sprach. Tom war aus seiner Wohnung entführt wurden, er kannte den Täter, hatte geöffnet, keine Kampfspuren. War er also betäubt geworden? Dann könnte es auch eine Frau sein, oder gar zwei Täter, immerhin mussten sie den bewusstlosen Tom ja auch aus der Wohnung schleifen … war also einer der beiden hier und der andere …
Mein Handy klingelte. You won’t find me. War ich wieder so auffällig? Wer hatte mich beobachtet? Ich wand mich, drehte mich, doch niemand schien mich zu beachten, niemand außer… Die Tochter des Bürgermeisters. Wäre das nicht zu leicht? Zu offensichtlich? "Sind mir ein paar Arme gewachsen?“ Ich zuckte – verdammt beherrsche dich! „Wie? Redest du mit mir?“ Ich ging einige Schritte auf sie zu. „Sie sind für gewöhnlich nicht der Typ der über andere her zieht, also wieso beobachten sie mich?“ Ich schluckte, zögerte. „Ich habe nur nachgedacht, die Richtung in die ich sah war zufällig“. Schlecht! „Über das was ihnen ihre Freundin schreibt?“ „Wie?“ Ich blinzelte, einmal, zweimal. Ich schien sie zu amüsieren, denn sie lächelte. „Ach kommen sie, sie schauen die ganze Zeit auf ihr Handy. Die anderen hier sind viel zu beschäftigt mit sich selbst, aber mir, mir ist es aufgefallen. Scheint eine besondere Frau zu sein, was?“ Ich hatte nicht aufgepasst. Sicher würde ich gleich den Preis zahlen. Wo blieb das, „Now they know“, wo die SMS auf die ich wartete? Wenn sie es war, dann könnte sie mir nicht schreiben und mit mir reden. Sprach das für sie als Täter? „Nicht, nicht gänzlich“. Einen Moment lang sah sie mich verwirrt an, bevor ihr Ausdruck etwas sachtes, etwas liebes annahm und sie ihr Handy beiseite steckte. „Ich verstehe“. „Aber ich verstehe nicht“ So viel Intelligenz und doch wusste ich nicht was mir eine 19-jährige versuchte mit zu teilen. „Na, das ich verstehe, sie wissen schon“. „Nein“ Sie seufzte, schüttelte den Kopf und sah mich ernst an. Ich wusste nicht worauf sie hinaus wollte und Zeit hatte ich dafür auch wirklich keine. „Schön, dann halt nicht. Versuchen sie einfach nur, so zu tun, als hätten wir Frauen noch eine Chance, ja?“ Und dann viel der Groschen, ganz langsam und leise, so dass man fast gar nicht bemerkte, dass er im See versunken war. „Moment, dass ich…“ Sie deutete mir zu stoppen. „Das geht mich sowieso nichts an. Aber liebe Grüße an ihre „Freundin“. Ich hoffe nur, dass Anna ihnen das nicht übel nimmt. Wissen sie, sie steht nämlich auf sie. Volle Kanne! Das sie sie nur als Arbeitskollegin sehen, hat ihr schon immer echt zugesetzt und wenn sie dann weiß dass … naja… man sieht sich. Ich muss mein Handy aufladen“.
… Eifersucht… Menschen waren höchst emotionale Wesen, könnte, nein das war völlig unwahrscheinlich. Anna war gar nicht anwesend, sie war kurzfristig erkrankt, wie könnte sie beobachten ob ich mich verriet, oder war der Täter doch nicht hier? Hatte ich falsch kombiniert? Konnte die Wahl der Schriften etwas … hieß eine der Prinzessinnen des Filmes nicht Anna? Nein, nein nein, das war total bei den Haaren herbei… aber wenn man das Unmögliche Ausschloss? War das unmöglich? Es war…denkbar? Eine neue SMS! Wind is howling. Ein hohes Gebäude in dem der Wind…das Gebäude war alt, marode gar, ein hohes Marodes Gebäude….aber … ein hohes marodes Gebäude in der Umgebung von… Anna? Da gab es eines. Doch, wenn ich die Party verließ, verriet ich mich? Konnte ich…ich musste, ich hatte nur noch 20 Minuten und bis zu diesem Gebäude brauchte ich 15! Aber wenn ich mich irrte? Wenn er nicht dort war? Wenn meine Stunde verging und er nicht dort war …
War es das wert? Aufgrund einer Theorie, eines möglichen Vielleicht?
Tom, gib mir ein Zeichen!
Der stumme Borderline-Kommissar der Schule, der die Gestalt eines Bordercollies hat. ist sauer, weil Arbeit ansteht.
Irgendein Depp hat das Lehrerzimmer blutrot gefärbt, es muss ein Verbrechen sein.
Aus diesen Grund hat er die schulbesten Polizisten herbei geordert.
Sie sollen den Fall klären.
Die beiden sind Jo Holmes, die schlauste und cleverste der Einheit.
Sie ist das Aushängeschild der Schulpolizei.
Ihr Partner ist der ständig besoffene Mori, ein großer Krimifan, vor allem von Kogoro Mori, den Detektiv aus Detektiv Conan Reihe.
Er trägt, wie sein Vorbild einen blauen Anzug und eine "Wasserpistole".
Mori ist 24 und hat nie die zehnte Klasse geschafft, Wozu auch? Er ist der Sohn des Direktors.
Jo ist 17 und besucht die elfte Klasse, sie ist hübsch, braun haarig und klug, so klug, dass Wikipedia einstecken kann. Jo ist die Enkeltochter des Biologielehrer Frau Holmes, die nicht aus England kommt.
Jo und Mori begeben sich mit Kommissar, der Lex heißt, zum Tatort. Angeblich ist er der verschollene Bruder von Kommissar Rex.
Dort angekommen, vermutet Mori sofort, dass es die Kunstlehrerin Frau Rot ist, die hier die Wand eingefärbt. Jo ist andere Meinung, da die Farbe blutrot ist, muss es sich um Menschenblut handelt, dafür kommt nur der schuleigene Vampir in Frage, der Lehrer für nächtliche Aktivitäten.
Sein Name ist Viad Teppich, ein alter abgehalftert Genteman.
Also begeben sie sich zum schuleigenen Friedhof, da wo Lehrer und Schüler liegen, die das Schuljahr nicht überleben.
Hier liegen Uwe Böllwerk, der zu sehr Uwe Böll nacheiferte und von Jury des Schulfilmwettbewerb gelyncht wurde, Harry Schotter, der im Glauben lag ein Zaubertrank zu mixen, jedoch war es Sprengstoff, der ihm das Leben kostete und Siegfried, er dachte, er sei der Pökemon-Champ und kann Komodowarane Hyperstrahl lehren, dummerweise waren die Komodowarane auf Diät und weg war er.
All diese vermeintliche Morde wurden von Jo Holmes und ihren Assistenten Mori aufgeklärt.
Als sie die Gruft des Vampirs erreichen, stellten sie fest, dass er nicht der Täter sein kann, weil Viad nach Bratislava gefahren ist um sich ein neues Gebiss zu holen.
Also gingen sie zu Kunsterlehrerin Frau Rot, genauer gesagt, Misty Rot, ihr Mann ist auf dem Silberberg erfroren, weil ihm keiner herausfordern wollte.
Als sie im Kunstraum ankamen, störten sie Frau Rot beim Techtelmechtel mit Herr Grün.
Die drei kehren zum Tatort zurück und stellten fest, dass die Hausmeisterin Tine van Obi, die immer alles umräumen und neu bauen muss, die Wand rot bemalert. Wie sich herausstellt, handelt sie im m Auftrag des Direktors, der Mori und Jo verarschen wollte, denn heute ist der erste April.
Diesen Fakt übersahen alle drei.
Der Direktor heißt Jim Carey, der Bruder von Mariah Carey. Er war einst beim Troll-Oberkommando angestellt, jedoch .....
Fandom: BisaBoard
Stille herrschte in Bisahausen, als auch die letzten Glühwürmchen zur Ruhe fanden und Sonnenlicht sich über die traumhafte Landschaft erhob. Weiße Tulpen wiegten sich im silbernen Wind, der über See und um Baumstamm strich, überzogen von türkisem Blaulicht. Einzelne Wolkenstreifen schienen sich hier zu Hasen und dort zu Piranhas zu formen, bevor sie sich schließlich auflösten. Ein Geronimatz sang ein letztes Nachtlied und verstummte anschließend, um der Handlung dieser Geschichte Raum zu geben.
Holmes, der erst kürzlich Detektivmod geworden war, trank seine Fanta aus und kickte die Pfandflasche anschließend missmutig in eine Ecke seines entsetzlich kleinen Büros. Als ambitionierter Neuling schlug er sich viele Nächte um die Ohren, um für die Sicherheit der Gemeinschaft zu sorgen. Nicht, dass ihm das keine virtuellen Kopfschmerzen bereitete. Im Gegenteil, so war er doch in den letzten Tagen Dauergast in der Lounge, um dort hin und wieder einen Vinum zu trinken und die Sorgen zu vergessen. Doch heute Morgen stand ihm der Sinn nach Apfelkuchen und so schleppte er sich kurz nach zur Kuchentheke, wo zu seinem Erstaunen sein Kollege 007 bereits auf ihn wartete.
"Hergott, Holmes!", schoss in diesem Moment die Besitzerin Jenna hinter der Theke hervor und stolperte dabei beinahe über ihre Mieze, die es sich unter einer Sidebar gemütlich gemacht hatte.
"Endlich bist du hier! Stell dir nur vor, jemand hat all meine Backwerke gestohlen! Nicht nur Apfelkuchen und Käsekuchen, sogar Zuckerschnecken und Blaubeermuffins scheint er zu mögen. Alles, was übrig ist, sind Kekskrümel!"
Erstarrt blieb Holmes stehen und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sein Rivale ihn musterte.
"Vielleicht solltest du deine Nachtschichten künftig lieber mit dem Verwarnen und Sperren von Sittenstörern verbringen, als dem Leeren eines Becks nach dem anderen! Das nennt man wohl Bierschelle. Oder doch 'Reality hits you hard?'"
Empört wollte sich Holmes verteidigen, wurde jedoch von Jenna unterbrochen.
"Ach, hört auf niveaulos zu sein! Das steht euch so gar nicht und bringt euch sicher nicht voran. Gibt es denn bereits einen Verdacht, Herr Komissar?", wandte sie sich an 007.
"Jim Moriarty", antwortete seiner statt Holmes gelangweilt und erntete einen wütenden Blick.
"Ich entschuldige mich, jedoch darf ich über laufende Ermittlungen keine Auskunft geben", schloss 007 und schlug sein Notizbuch auf.
"Gibt es irgendwelche Zeugen?"
Sichtlich verunsichert sah Jenna zwischen den beiden Widersachern hin und her und wandte sich schließlich an 007.
"Sie könnten den kleinen Domi von nebenan befragen, er ist solch ein Gamefreak, er dürfte die Nacht sicher wieder durchwacht haben. Oh, und versuchen Sie es vielleicht auch bei Emil und Marcel gegenüber der Krämerin!"
"Wir werden den Fall bald aufgeklärt haben. Das Troll-Oberkommando ist doch längst nicht mehr das, was es einmal war. Justice always wins!", versprach 007.
"Oh bitte, aber beeilen Sie sich – Was tut Bisahausen denn nur ohne Apfelkuchen?!"
An der Tür trennten sich die Wege. Während 007 sich fleißig Interviews führte, machte sich Holmes auf den Rückweg zur Wunderwache. "Ach, wäre ich doch bloß Mathematiker geworden wie Euler. Oder Astrophysiker", dachte er bei sich.
"Mit Logik hat das nicht minder zu tun, aber es bleibt zumindest Zeit für eine Runde Chess und muss sich nicht mit solchen Antihelden herumschlagen!"
Verärgert startete er IceFox und durchsuchte die Datenbanken nach Sätzen zu Moriarty. Denn hatte er einmal einen Verdacht, so erwies sich dieser selten als falsch. Langsam wie eine Weinschnecke lud Seite für Seite, doch von Hinweisen über eine Kuchenvorliebe Moriartys fehlte jede Spur.
"Seltsam", grübelte Holmes und aß derweil eine Aprikose. Fruchtsaft tropfte auf seinJacket von Bench und er ärgerte sich wieder einmal über seine Dienstzeiten. Vielleicht sollte er sich versetzen lassen. Alaska war ihm sympathisch und was sollte so hoch unter Sirius schon passieren?
Und kaum dass er sich über Flug815 über New Yorkleff informierte, stürmte laut kleffend sein bissiges Bissbark herein und schnappte nach seiner Schuhsohle.
"Lass das, du kleiner Rambo!", ächzte Holmes und hob vorsichtshalber einige Unterlagen zum Verschwinden des legendären Blauwels außer Reichweite, die er wie ein Massi auf seinem Schreibtisch hortete, anstatt sie abzuheften. Just in diesem Moment klingelte sein Poke-Cell. Fluchend griff er nach dem Gerät.
"Holmes hier, nicht der Sherlock, aber der Thomas!", meldete er sich entnervt.
"Na Thommy, willst du nicht wissen, wo der Kuchen hin ist?", erklang eine wohlbekannte Stimme.
"Das weiß ich auch Jim, in deinem Bauch, du halber Dieb!"
"Nur halb? Wie schade. Aber lass uns doch mal wieder plaudern, Thommy, ich langweile mich so sehr ohne unsere Spielchen. Mein Kumpel Lukas ist ja solch eine Spaßbremse! Nichts geht über unser hollywoodsfinest Katz- und Mausspiel. Aber wie du möchtest. Ich mach mich jetzt aus dem Sternenstaub und warte heute Nacht beim Rotlicht auf dich, steck deine Schweinenase mal nicht in jeden Kloshit!"
Verärgert knallte Holmes den Poke-Cell auf den Dielenboden und war froh über seine schützende Silikonhülle. Moriartys Anrufe out of the Blue waren nichts Neues und vermochten es doch jedes Mal aufs Neue seine Wut ins Unendliche zu treiben.
Vollkommen übermüdet beschloss Holmes sich noch einige Stunden in sein kleines Bettparadies zu hauen und dann den mysteriösen Aufforderungen Moriartys nachzukommen.
Am Abend zog Holmes verborgen vom Schatten seine Runden über die Spaßmeile, vorbei an sexy Shizuh und Günther, erotischen Evolis, die vor dem Bisaboardell posierten und mit weitem Bogen um einige Gruppen mit geheimnisvollen Namen wie "KNB" oder "BBBs".
Suchend glitt sein Blick über das bunte Treiben, das sich wie auf dem Rummelplatz in die Zelte der magischen Miesmuschel drängte und schwarzen magic Eisteeschlürfte.
Als er Moriarty schließlich erblickte, blieb ihm fast sein Chili-san im Hals stecken. Ein starker Geruch nach Moschussiii breitete sich aus – Was war da bloß im Busch?
"Ach Holmes, du oberkrasse Olive. Was habe ich dich vermisst!"
Mit einem Finger drehte er am Topaz an seinem Handgelenk und blickte den Detektivmod schelmisch grinsend an. Doch Holmes blieb vorsichtig. Moriarty mochte zwar nicht stark wie ein Bär oder Herkules sein und obendrein schusselig wie ein ungeschicktes Sichlor, jedoch war er mental Einstein reloadet.
"Jim, mein Silberkind. Reichte dein Zückerli nicht mehr für den Griff zu Dr. Oetker, oder wieso unterziehst du ganz Bisahausen dem Apfelkuchen-Entzug?"
"Iss milka und spiel dich nicht auf, als wärst du Impergator, Sweetie!"
Wütend du ungeduldig begann Holmes darüber nachzudenken, wie er den Fieselfitz dingfest machen könnte. Solch ein Mist aber auch, dass sein Ninjutsu über die Jahr eingerostet war.
Doch da kam ihm die blendende Idee. In Windeseile würde nach dem berüchtigten Jim Moriarty schlichtweg einen Premierball werfen, um den Gauner nach dem Showdown in UHaFTnir zu nehmen und ihn schließlich in den Cheaterball zu überführen wie einst den Colonel. Moriarty, der dies tatsächlich nicht kommen sah, lehnte sich an den Bonzai hinter ihm und wartete noch immer darauf, dass Holmes das Gespräch fortsetzte.
Dieser jedoch grub wie ein Ruinenmaniac in der Tasche seines Trenchcoats und ergriff schließlich einen Premierball, um den sich seine Finger nun unnachgiebig klammerten.
"Sieh der ungeschminkten Wahrheit ins Auge, Käsebär! Deine Eisseele wird nun von den Sittenhütern Bisahausens überwacht und sicher nicht mehr so schnell Mad Max spielen! Alles in unserem Memory, weißt du?", sagte Holmes, der sich endlich wichtig fühlte und tippte sich eifrig an die Stirn.
Mit bemerkenswerter Noblesse holte Holmes zum Schwung auf und saugte den entgeisterten Jim Moriarty in sein Bällchen, bevor jener auch nur "Kuschelkrähe" sagen konnte. Nach wenigen Sekunden verschwand das Antlitz des Schurken vollständig vom Bildschirm.
"Was für ein anstrengender Tag", seufzte Holmes und beschloss, den Tag mit Tee und Apfelkuchen ausklingen zu lassen. Jenna würde mitGeld aus der Versteigerung des Topaz mit Sicherheit jeden Verlust verschmerzen können.
Und so senkte sich die Abendsonne über die beschauliche Welt der Bisamenschen und ihrer Pokémon und Holmes war mehr als froh, dass die nächste Olympiade und ihre Verpflichtungen zumindest noch auf sich warten ließen - Ganz im Gegenteil zu seiner Beförderung ...
Fandom: Pokémon
„Nun, Simsala, was fällt dir dazu ein?“, fragte Nelson sein Pokémon gut gelaunt.
Ein bisschen widerwillig nahm Simsala den Briefumschlag und den Brief entgegen, welche sein Partner ihm hinhielt, und las, was darin geschrieben stand.
Sehr geehrter Mr. Anthony Nelson,
ich benötige ihre Dienste als Privatdetektiv in einer äußerst wichtigen, aber auch durchaus komplizierten Angelegenheit. Eine vollständige Beschreibung der Umstände erscheint mir aber an der Stelle unmöglich, ich kann ihnen jedoch versichern, dass wirklich ein dringendes und ungewöhnliches Problem vorliegt. Gesetzt dem Fall, dass sie sich mein Anliegen anhören möchten, finden sie sowohl meine Adresse als auch die Wegbeschreibung zu meinem Anwesen diesem Brief beiliegen, erwarten würde ich sie kommenden Freitag gegen 18 Uhr. Zusätzlich liegt eine Anzahlung bei, die sie bitte behalten möchten, ungeachtet der Frage, ob sie den Auftrag annehmen oder nicht. Es ist zu erwähnen, dass die Erfüllung ihres Auftrags mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, sie müssten also hier übernachten, wofür aber alles vorbereitet werden wird. Planen sie bitte eine Woche ein.
Mit freundlichen Grüßen, Mr. Nico Ginto
P.S.: Sie dürfen ihr Pokémon mitbringen und es sich während ihres Aufenthalts außerhalb seines Fangbehältnisses aufhalten lassen.
Simsala runzelte die Stirn und betrachtete die beigelegten Unterlagen. Es war tatsächlich auch eine Anzahlung vorhanden.
„Zehntausend Pokédollar?“, fragte es erstaunt per Telepathie. „Das ist ziemlich viel.“
„Durchaus“, stimmte Nelson zu. Er setzte sich in einen der Sessel, die in seinem Wohnzimmer standen und lächelte Simsala mit einer Art überlegener Erwartung an. Simsala hasste es, wenn er das tat. Es versuchte, ihm keine Vorlage und sich selbst keine Blöße zu geben.
„Der Brief wie auch Absender und Adresse sind nicht von Hand geschrieben, sondern gedruckt“, teilte Simsala seinem Trainer mit. „Der Brief wurde auch nicht handschriftlich unterzeichnet, das ist ungewöhnlich. Das Papier sowohl vom Umschlag als auch vom Brief selber wirkt recht gewöhnlich, nicht teuer, aber auch nicht billig.“
Es hielt das Papier gegen das Licht der Wohnzimmerlampe.
„Kein Wasserzeichen oder so etwas“.
„Und der Inhalt?“, bohrte Nelson weiter, ohne sein Grinsen zu verlieren.
„Wirkt auf mich ziemlich unhöflich. Gewählte Ausdrucksweise, aber irgendwie von oben herab. Dieser...“ Es sah erneut auf den Brief. „Dieser Nico Ginto zitiert dich einfach zu sich, er fragt nicht, sondern schreibt so, als hättest du bereits den Auftrag angenommen. Er hat ja schon unseren Aufenthalt und alles geplant. Und es gibt keine Telefonnummer für Rückfragen oder etwas Ähnliches.“
„Das ist alles?“
Simsala überlegte kurz.
„Naja, da wäre noch die Adresse. Der Brief kommt aus der östlichen Gegend um Rayono City herum“, sagte es dann vorsichtig. „Aber das wäre alles.“
„Ach je“, seufzte Nelson mitleidig und verdrehte die Augen.
„Sei still“, drohte Simsala.
„Willst du denn nicht hören, was ich dazu zu sagen habe?“
„Doch, eigentlich schon, aber bitte ohne dieses süffisante Grinsen.“
„Na schön“, sagte Nelson, holte Luft und fing an zu sprechen, wobei er versuchte, möglichst einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren.
„An sich hast du alles treffend beschrieben, aber ein paar Sachen übersehen. Zum Beispiel das Interesse des Briefeschreibers an meiner Person.“
„Inwiefern?“
„Wie du sowohl der Wegbeschreibung als auch dem Absender entnehmen kannst, kommt der Brief aus der Gegend von Rayono City. Wir wohnen aber in Stratos City. Es wäre doch weitaus bequemer und im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender, einen Detektiv aus Rayono City zu beauftragen, meinst du nicht?“
„Ganz unbekannt bist du ja nicht“, warf Simsala ein. „Vielleicht hat er von dir gehört und wollte einfach genau dich für den Auftrag.“
Nelson schüttelte den Kopf.
„Hier in Stratos City mag zutreffen, dass man hin und wieder etwas über mich in der Zeitung gelesen hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass viel von mir nach Rayono City vorgedrungen ist. Andere Stadt, andere Zeitungen, andere Personen von Relevanz. Rayono ist selbst eine große Stadt, da passiert genug, um die Spalten zu füllen, ohne dass man etwas aus anderen Städten schildern muss, sofern es nicht die gesamte Region betrifft.“
„Vielleicht hat dich ja ein Bekannter aus unserer Stadt empfohlen.“
„Ja, vielleicht, aber normalerweise würde man das doch dazuschreiben. 'XY hat sie mir wärmstens empfohlen', oder so ähnlich. Das ist hier aber nicht der Fall. Es wird nicht einmal geschrieben 'ich habe schon viel von ihnen gehört'. Gleichwohl weiß dieser Nico Ginto gar nicht so wenig über mich, er weiß, dass ich mit dir nur über ein einziges Pokémon verfüge. Auch scheint er zu wissen, welches Pokémon du bist, er setzt nämlich der Erlaubnis, dass du frei herumlaufen darfst, keinen Nachsatz hinzu wie 'sofern die räumlichen Ausmaße ihres Pokémon es erlauben', was zum Beispiel angesichts solcher Pokémon wie Wailord oder Stahlos eigentlich passieren müsste.“
„Ist das wichtig?“, fragte Simsala säuerlich. Vermutlich stieß ihm die Tatsache, dass jemand meinte, ihm erst erlauben zu müssen, „frei herum zu laufen“, sauer auf. „Irgendwie hat er halt von dir erfahren und halt mal nicht geschrieben, woher und sich eben sehr genau über dich und mich informiert.“
„Ziemlich genau, wie es scheint. Alles an diesem Brief macht mich neugierig. Zwar wird nicht gesagt, worum es geht, aber diese Ausdrucksweise, in Kombination mit der Nebenbemerkung, dass es sich um etwas Ungewöhnliches handelt, weckt doch sehr mein Interesse. Und dann wird geschrieben, die Angelegenheit sei so merkwürdig, dass sie in dem Brief nicht geschildert werden kann, aber ich soll eine klar definierte Zeitspanne dafür einplanen, nämlich eine Woche. So, als könnte unser Auftraggeber ziemlich genau sagen, wie lange es dauert. Das passt doch nicht ganz zusammen?“
Simsala zuckte nur die Achseln.
„Dann natürlich das Geld. Zeigt eigentlich erst einmal, dass für unseren Auftraggeber Geld keine Rolle zu spielen scheint, sei es, weil er wohlhabend ist oder weil er sich aus Geld generell nicht viel macht. Oder beides. Ich muss den Auftrag ja nicht annehmen, aber die Anzahlung sieht er nicht wieder, er verschenkt sie ja geradezu. Gleichwohl gebietet es dadurch schon die Höflichkeit, mal vorbeizukommen und sich zumindest anzuhören, was er zu sagen hat. Also eine Form von zusätzlichem Druck. Zusammengefasst: Alles an diesem Brief soll mich dazu bringen, auch wirklich hinzufahren und mich mit der Sache auseinanderzusetzen.“
Nelson wurde nachdenklich. „Und das gefällt mir nicht. Der Brief trägt keinerlei handschriftliche Elemente, es würde mich nicht wundern, wenn keinerlei Fingerabdrücke als die von den Postbeamten drauf wären. Lässt sich natürlich nicht so gut nachprüfen.“
„Dann bleib eben hier, wenn dich das beunruhigt.“
„Wie könnte ich? Wenn sich jemand schon die Mühe macht, will ich natürlich trotzdem oder gerade deswegen wissen, was dahinter steckt. Kann ja auch harmlos sein. Möglicherweise will man auch einfach nur mit nicht ganz sauberen Mitteln mein Interesse für einen eher unbedeutenden Fall wecken. So oder so, wir müssen uns wohl unserem Auftraggeber stellen, auch wenn er sich ziemlich unhöflich und in Ansätzen rücksichtslos äußert. Du kommst doch mit, oder?“
„Habe ich eine Wahl?“, fragte Simsala gespielt resigniert. „Irgendwer muss ja auf dich aufpassen.“
„Insbesondere bei diesem Namen“, setzte Nelson hinzu.
„Der klingt komisch“, meinte Simsala.
„Ja, aber weißt du auch, warum?“
„Nein. Klingt halt komisch.“
Nelson ging zu einem Schrank, holte einen Stift und ein Papier aus dessen oberster Schublade und kritzelte etwas darauf.
„Sollten Simsalas nicht einen IQ im mittleren vierstelligen Bereich haben?“, scherzte er währenddessen.
„Wir lernen auch nicht schneller als ihr Menschen. Dafür haben wir eine deutlich größere Gehirnkapazität“, gab Simsala beleidigt zurück.
Nelson reichte Simsala das Blatt. Darauf stand der Name des Auftraggebers und darunter noch ein weiteres Wort. Simsala starrte zwei Sekunden lang verständnislos darauf, dann hellte sich seine Miene jäh auf, jedoch nur um sich gleich wieder zu verdüstern.
„Das klingt nicht gut“, sagte es ernst.
„Allerdings.“
„Vielleicht sollten wir wirklich nicht fahren.“
„Und wenn es am Ende ganz harmlos ist? Vielleicht ist das bloß eine Art Test, den uns der Auftraggeber oder eben jetzt vielleicht auch die Auftraggeberin abfragen wird, wenn wir da sind. Oder es ist einfach Zufall. Was ich aber ehrlich gesagt selbst nicht glaube.“
„Also willst du trotzdem dahin?“
„Natürlich.“
Simsala zögerte, bevor es antwortete. Ihm war sichtlich unwohl.
„Okay. Aber wir fahren zurück, wenn es langweilig, oder schlimmer, in irgendeiner Weise gefährlich ist, verstanden?“
„Selbstverständlich“, versicherte Nelson, wurde kurz darauf aber auch wieder nachdenklich und murmelte: „Ja, wir sollten ja immer noch zurückfahren können, nicht wahr?“
Simsala war ein wenig verwirrt. Obwohl sein Trainer eigentlich nur wiederholt hatte, was es selbst gerade gesagt hatte, so klang es bei ihm irgendwie anders, als stecke da noch ein tieferer Sinn dahinter, der sich dem Pokémon aber nun einmal entzog. Und das war nun wirklich etwas, was es beunruhigte.
Es war ein schöner sonniger Tag, Natascha ging durch den Wald zu ihrer Freundin, denn sie wollten den Tag zusammen im Schwimmbad verbringen und danach ein paar gute Filme sehen. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz im Hinterkopf und stürzte zu Boden. Sie sah noch kurz einen Schatten, der sich über sie beugte, dann wurde alles schwarz und sie versank im Nichts.
500 Meter weiter fragte sich Isabella, wo ihre Freundin Natascha denn bleiben würde, da sie eigentlich vor fünf Minuten da sein sollte. Es war ungewöhnlich, denn sonst verspätete sich Natascha nie. Zehn Minuten später rief sie bei Nataschas Eltern an, diese sagten ihr, dass sie bereits vor eine halben Stunde losgegangen sein. Sie hätte nicht gesagt, dass sie noch irgendwo anders hingehen wolle. Langsam machte sich Isabella richtige Sorgen, denn auch an ihr Handy ging Natascha nicht. Als eine Stunde später immer noch nichts von ihr zu hören war, rief Isabella die Polizei an. Dort sagte man ihr, dass eine Vermisstenanzeige erst nach 24 Stunden aufgegeben werden könne. Sie legte schweigend auf.
Es war dunkel, als Natascha die Augen öffnete, sie lag in einem kleinen Raum auf einer harten Holzpritsche. Der Raum hatte ein kleines Fenster, durch das noch ein wenig Licht fiel und Natascha konnte erkennen, dass der Raum bis auf einen kleinen Tisch und der Pritsche völlig leer war. Sie setzte sich auf. Dann hörte sie Schritte in der Nähe der Tür, die sich kurz darauf öffnete. Erstaunt öffnete sie den Mund um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus.
Inzwischen hatten sich Isabella und Nataschas Eltern, Sabine und Klaus, die Nachbarn und weitere Bekannte, die im Dorf lebten, auf die Suche nach Natascha gemacht. Aber am Abend war noch immer keine Spur von ihr, ihre Eltern waren verzweifelt, Isabella hatte Tränen in den Augen und Frau Ott, Nataschas Tante, brach bereits ihre fünfte Packung Taschentücher an. „Kann die Polizei denn wirklich vor Morgen Mittag nichts unternehmen“, fragte Sabine zum 20. Mal Isabella. „Nein, kann sie nicht, aber gleich Morgen können wir eine Anzeige aufgeben“, sagte Isabella traurig. „Es wird wohl am Besten sein, wenn wir jetzt schlafen gehen und morgen weitersuchen“, meinte Klaus, „es ist jetzt bereits so dunkel, da macht es keinen Sinn mehr.“ Alle stimmten ihm zu und sie gingen nach Hause. Jeder von ihnen war um Natascha besorgt, denn Natascha war im Dorf sehr beliebt. Isabella lag noch lange wach, doch schließlich war auch sie zu müde und schlief ein.
Natascha war immer noch fassungslos, mit ihm hätte sie nicht gerechnet. Doch dann sah sie, dass auch er nicht freiwillig hier war. Hinter ihm kam ein maskierter Mann herein, der Tobias am Handgelenk gepackt hatte und ihn vor sich her schob. „So, rein hier und Maul halten“, rief er mit donnernder Stimme, „und wenn du aufsässig wirst, breche ich dir alle Knochen, das gilt auch für dich!“ Er richtete seine Augen auf Natascha und starrte sie kalt an. Dann versetze er Tobias noch einen Stoß, der ihn zu Boden warf, drehte sich um und verlies den Raum. Kurz darauf hörten sie das Klicken des Schlosses. „Tobbe, was machst du denn hier?“, fragte sie und half ihm auf. „Hallo Natti“, er setzte ein Grinsen auf, „dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.“ „Nunja, ich war auf dem Weg zu Isabella, da traf mich etwas von hinten und ich wurde bewusstlos. Dann bin ich vor ein paar Minuten hier aufgewacht. Und du?“ „Ich habe dich gesucht, deine Eltern machen sich große Sorgen um dich und haben das halbe Dorf gebeten nach dir zu suchen, du weißt ja wie sie sind“, antwortete er. Sie seufzte. „Ja, das weiß ich nur zu gut….“
Am nächsten Morgen rief Klaus sofort die Polizei an und berichtete ihnen alles. Es wurde sofort ein Großraumsuchkommando gefordert und zwei Stunden später durchkämmten dutzende Polizisten das Gebiet um das Dorf. Der Polizeisprecher versuchte Nataschas Eltern zu beruhigen, indem er ihnen versicherte, dass sie Natascha finden würden. Sabine war inzwischen total aufgelöst, denn sie konnte den Gedanken nicht ertragen, ihre einzige Tochter zu verlieren.
Natascha erwachte früh, doch sie sah, das bereits essen für sie Beide gebracht worden war. Sie erinnerte sich daran, dass sie und Tobias sich nach einem längeren Gespräch schlafen gelegt hatten. Inzwischen war ihre Angst, die von der Freude Tobias zu sehen unterdrückt worden war, wiedergekehrt. Sie merkte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Wenn es für sie schon so schlimm war, wie würde es dann für ihre Eltern sein? Langsam kam Verzweifelung in ihren Geist, würde sie sie je wieder sehen? Sie wünschte sich, sie nur noch ein einziges Mal zu sehen. Während sie so grübelte, erwachte Tobias. Sie versuchte sich durch ein Gespräch mit ihm abzulenken. „Und, gut geschlafen?“, fragte sie zögernd? Er guckte sie irritiert an. Dann lachte er. „Du verlierst auch nie deinen Humor“, sagte er, immer noch grinsend, „wir sind entführt und du fragst mich, wie ich geschlafen hab.“ Sie guckte schnell weg. „Ja, wenn man unsere Situation außen vorlässt, habe ich ganz gut geschlafen.“ Sie unterhielten sich den ganzen Tag, bis sie abends plötzlich das klicken des Schlosse hörten. Aber herein kam nicht der erwartete Mann, sondern zwei Polizisten.
„Wie wo was?“, stammelte Natascha, „wo kommen Sie denn her?“ Die Polisten grinsten einander an und auf dem Weg zu Nataschas Haus erklärten sie den Beiden Alles. „Der Mann heißt Hubert Krapp, er war ein ehemaliger Freund deiner Mutter“ sagte der Eine zu Natascha. Aber er kam nie über ihre Trennung hinweg. Es wurde bereits anzeige erstattet und er befindet sich in Gewahrsam.“ „Aber wie habt ihr uns gefunden?“, wollte Tobias unbedingt wissen. „Nun, wir sind teil einer großen Suchgruppe, die nach Natascha suchen sollte, als wir plötzlich einem Mann begegneten, der sich verdächtig benahm. Als wir ihn aufgriffen, gestand er Alles. Dann haben wir und auf den Weg zu der Hütte gemacht, wo ihr gefangen wart.“ Schließlich kamen sie an. Sabine wurde sofort von ihrer Mutter umarmt, trotz ihrer halbherzigen Gegenwehr. Alle waren froh, dass sie zurück war. Einen Monat später wurde das Urteil gegen Hubert Krapp gesprochen. Er bekam 2 Jahre mit anschließender psychiatrischer Behandlung.
Kommissar Fichtner betrat das Hotelzimmer mit derselben Gelassenheit wie immer. Es herrschte eine ungeheure Hitze, doch trotzdem stand er ohne eine Gefühlsregung im Gesicht vor der Leiche und musterte sie. Die Augen waren geschlossen, es gab nur wenige, die so ruhig aussahen, wenn sie ihr Leben ausgehaucht hatten. Vielleicht war ein Grund dafür der bequeme Schlafanzug, den der Tote trug.
Fichtner wollte sich gerade die Gummihandschuhe überstülpen, um mit der Untersuchung der Leiche zu beginnen, da kam sein frisch von der Polizeischule kommender neuer Assistent, Markus Stolz, herein. Als dieser die Leiche zum ersten Mal sah, bekreuzigte er sich. „Dem Herren wird es jetzt auch nicht viel helfen, wenn Sie sich bekreuzigen, Stolz“, sagte Fichtner. Ohne auf eine Antwort des von dieser Begrüßung sichtlich überrumpelten Assistenten zu warten, wandte sich Fichtner dem Leiter des Teams der Spurensicherung zu und fragte: „Was haben wir?“
„Bei dem Toten handelt es sich um Ullrich Michel, 54 Jahre alt. Gearbeitet hat er als Speditionsfahrer. Das Hotelzimmer, in dem wir gerade stehen, ist auf seinen Namen und den seiner Frau gebucht. Sie machen hier in Frankfurt gerade Urlaub. Seine Ehefrau, Clara Michel, 56 Jahre alt, war es dann auch, die ihn gefunden hat.“
Fichtner kniete nieder und begann mit ersten Untersuchungen an der Leiche. Als er den toten Körper etwas zur Seite kippte, kam auf einmal ein schwarzer Griff zum Vorschein, der mitten aus dem Rücken von Herrn Michel herausragte. „Ich nehme an, das ist die Tatwaffe.“
„Ja, ein komplett gewöhnliches Küchenmesser, wie man es sich überall kaufen kann.“ Fichtner nickte, doch Stolz, der sich offenbar wieder gefangen hatte, schien das alles nicht schnell genug zu gehen: „Da wir das ja nun geklärt haben, wie wäre es denn jetzt, Frau Michel zu befragen.“
„Stolz, Sie sind heute so hektisch, haben Sie etwa noch einen wichtigen Termin, von dem ich nichts weiß?“
„Ich möchte einen Mörder fassen, Herr Kommissar.“
„Nun mein Freund, wenn Ihnen so daran gelegen ist, werden wir uns gemeinsam zu Frau Michel begeben.“
Der Weg zu Frau Michel war kürzer, als es die beiden Polizisten erwartet hatten. Die frischgebackene Witwe saß nämlich immer noch im Bad des Hotelzimmers. Anscheinend wartete sie dort, seit sie die Polizei gerufen hatte. Als nun Fichtner und Stolz das Bad betraten sahen Sie eine Frau, deren Gesicht fast vollständig von zerlaufener und anschließend verwischter Schminke bedeckt war. Frau Michel saß einfach nur da, auf der Kante der Badewanne und fixierte einen Punkt auf der ihr gegenüberliegenden gekachelten Wand. Sie nahm überhaupt keine Notiz von den neuen Besuchern. Erst als Fichtner anfing, zu sprechen, löste sich ihr Blick von der gekachelten Wand und wandte sich dem Kommissar und seinem Assistenten zu. „Frau Michel, zunächst einmal möchten ich und mein Kollege Ihnen unser herzliches Beileid auszusprechen. Damit wir aber so schnell wie möglich Klarheit darüber bekommen, was genau mit Ihrem Mann passiert ist, bitte ich Sie, sich noch einmal zu sammeln und uns bitte erzählen, wie Sie Ihren Mann gefunden haben, auch wenn es sicherlich schwer fällt.“
Die Neu-Witwe wandte sich wieder ohne ein Wort der gekachelten Wand zu und fixierte erneut den nur für sie sichtbaren Punkt. Doch als Fichtner schon einen neuen Anlauf starten wollte, fing sie dann doch an, zu erzählen: „Heute sollte unser letzter Urlaubstag sein und wir hätten um 12:00 Uhr aus dem Zimmer sein müssen. So klingelt also unser Wecker um 9:30 Uhr und ich stehe auf, weil ich im Bad immer so viel Zeit brauche. Mein Mann kam immer etwas schlechter aus den Federn und so war es auch heute. Doch als ich die Badtür wieder öffne, liegt er einfach nur da auf dem Boden. Mein Mann, tot und dann noch diese Hitze. Ich bin wieder ins Bad zurück, ich, ich konnte nicht…“ Frau Michel stockte und Tränen liefen über ihre Wangen. Als sie dann auch noch zu schluchzen anfing, verließen die beiden Polizisten das Bad und schlossen die Tür hinter sich.
Wieder im Hotelzimmer angelangt, fragte Stolz: „Nett, dass Sie der Frau Zeit geben, sich zu beruhigen, Herr Kommissar, aber wann werden wir sie verhaften?“ Fichtner seufzte. Ihm graute vor der Vorstellung, dass er mal in Pension gehen würde und sein Assistent dann ganz alleine vielleicht genauso übereifrig Ermittlungen leiten würde. „Stolz, zunächst verhaften wir diese Frau überhaupt nicht.“ Der Gesichtsausdruck von Stolz ähnelte stark dem, den man schon bei Fichtners Begrüßung sehen konnte. Ungläubig fragte er erneut: „Ein Mann wird in einem verschlossenem Raum umgebracht und Sie meinen, dass die einzige Person, die mit ihm allein in diesem Raum war, unschuldig ist?“
„Sicherlich ist das sehr ungewöhnlich, aber Ihnen wird doch sicherlich auf der Polizeischule beigebracht worden sein, dass es keinen Mord ohne Motiv gibt. Können Sie mir das Motiv für unseren Mordfall hier auf Anhieb sagen?“ Stolz konnte keine Antwort geben. „Nein, es muss irgendetwas geben, das wir bis jetzt übersehen haben. Ich werde mir die Leiche noch einmal ansehen.“
Fichtner ging erneut zur Mitte des Raumes, wo die Leiche lag. Wieder musterte er sie. Es war eigentlich ein ganz normaler blauer Schlafanzug, den Herr Michel trug. An den Ärmeln war er nur etwas kurz, es waren einige kleine Löcher an den Knien sichtbar und etwas Weißes lugte aus dem Kragen heraus – Moment. Etwas Weißes? Fichtner ging in die Hocke und zog an dem weißen Zipfel. Zum Vorschein kam ein Stück Papier, auf dem etwas geschrieben stand. Erwartungsvoll las Fichtner laut vor:
Hallo Ullrich,
da du dich immer noch nicht von deiner Frau trennen willst, muss ich es auf diesem Wege beenden. Es ist zwar schön, dass du extra hier in Frankfurt Urlaub machst, nur um dich mitten in der Nacht aus deinem Zimmer zu stehlen und mit mir schöne Nächte zu verbringen, aber das reicht mir nicht. Ich möchte mit dir zusammen leben. Ich kann diese Heimlichtuerei nicht mehr ertragen, du gehörst mir und nicht ihr. Ich liebe dich zwar noch wie am ersten Tag, als wir uns trafen, aber du mich anscheinend nicht. Es ist vorbei.
Martina
Stolz blickte den Kommissar triumphierend an. „Da haben Sie ihr Motiv, Herr Kommissar. Frau Michel hat diesen Zettel anscheinend auch gelesen und ist ausgerastet. Sind Sie nun zufrieden?“ Fichtner war kurz davor, Stolz anzuschreien. Er wusste, dass Frau Michel unschuldig war, aber sein Assistent setzte alles daran, die arme Frau sofort zu verhaften.
„Stolz, Sie waren doch mit mir bei Frau Michel im Bad. Haben Sie den Schock nicht gesehen? Der stand ihr doch ins Gesicht geschrieben! Ich habe mehr als 40 Jahre Polizeidienst hinter mir, ich kann falsche von richtigen Tränen unterscheiden. Diese Frau hat aus tiefstem Herzen geweint!“
„Na, er wird sich das Messer ja kaum selbst in den Rücken gestoßen haben.“ Jetzt fiel es Fichtner wie Schuppen von den Augen: „Natürlich, genau das hat er getan! Herr Michel bemerkt diesen Zettel hier, der wahrscheinlich durch die Tür geschoben wurde. Dann beschließt er, weil er seine große Liebe Martina nicht mehr sehen wird, sich selbst umzubringen. Und dann lässt er es noch wie einen Mord aussehen, damit seine Frau dafür büßt, dass sie ihm die Beziehung zerstört hat.“
„Aber Herr Kommissar, wie soll er das denn bitte gemacht haben?“
„Das weiß ich noch nicht.“
Direkt nachdem Fichtner dies gesagt hatte, stellte er das gesamte Hotelzimmer auf den Kopf. Er durchsuchte sämtliche Schubladen, schaute unter das Bett und nahm sogar die Minibar auseinander. Aus Wut darüber, dass er selbst dann nichts Brauchbares fand, trat er schließlich so heftig gegen die Leiche, dass diese ein ganzes Stück zur Seite rollte. Doch während fast alle Anwesenden nur entsetzt von diesem Ausbruch auf diese Leiche in nun sehr unnatürlicher Position starrten, sah Fichtner das Wichtige. Da war eine Delle im Laminatboden, genau da, wo der Tote gelegen hatte. Fichtner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„So hat er es also gemacht. Ein sehr cleverer Selbstmord.“ Stolz und alle anderen schauten immer noch nicht klüger als vorher, also erklärte Fichtner: „Wir haben hier eine Delle im Boden, das heißt etwas wurde stark gegen den Boden gedrückt, in diesem Fall ein Messergriff. Herr Michel hat den Zettel nicht erst heute gefunden. Er hat ihn gestern oder vorgestern gefunden und beschlossen sich selbst umzubringen. Er hat ein Küchenmesser gekauft, den Griff eingefroren und den daraufhin entstandenen Eisblock genau hier platziert, als seine Frau im Bad war. Dann steckt er den Zettel ein und lässt sich einfach nach hinten fallen. Und wenn er dann gefunden wird, ist das Eis geschmolzen, weil er die Heizung voll aufgedreht hat.“
Es herrschte Stille. Fichtner lachte. „Nun, da das geklärt ist, denke ich, dass mir hier alle zustimmen werden, dass es nicht notwendig ist, jemanden des Mordes zu bezichtigen, geschweige denn zu verhaften. Kommen Sie Stolz, die nächste Leiche kommt bestimmt.“
Mark, Ryan und Dave saßen vor dem Fernseher. Dort liefen die Nachrichten. Ein schwarzer Mann attackierte einen weißen Mann, woraufhin er von einem weißen Polizisten erschossen wurde. Solche Geschichten faszinierten die drei Kinder jedes Mal aufs Neue.
"Leute, lasst uns sowas doch mal nachspielen!", rief Ryan aufgeregt.
"Und wie?", fragte Dave nüchtern.
"Na, mein Vater hat doch ein Gewehr!", erzählte Ryan. "Ich weiß, wo das ist. Er sagt immer, er muss mich und Mama damit beschützen. Ich kann es morgen mitbringen, dann können wir Polizei und Verbrecher spielen!"
"Au ja, das klingt witzig!", rief Mark mit glänzenden Augen.
"Du bist dann natürlich der Verbrecher, Mark", sagte Ryan, "du bist immerhin der Schwarze hier." Ryan und Dave lachten.
"Jaja, schon in Ordnung", sagte Mark und lachte mit.
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"Das ist doch kein Gewehr, Ryan", sagte Dave. "Das ist eine Pistole. Ein Gewehr ist größer. Und... naja... Sowas zum Tiere Erschießen halt."
"Ist doch egal", sagte Mark und bestaunte die Handfeuerwaffe, die Ryan mitgebracht hatte. "Gewehr ist Gewehr!"
Dave schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf.
"Wir machen es so", fing Mark an, "also ich bin ja der Böse. Und ich überfalle Dave. Und Ryan, du bist der gute Polizist und musst mich stoppen." Die anderen beiden Jungen waren einverstanden.
Dave tat so, als wolle er weggehen, als Mark hinter ihm herrannte und brüllte: "Bleib stehen! Ich will dich überfallen!"
Ryan begann zu lachen. "Also wirklich, Mark. Als würde irgendein Räuber seinem Opfer ankündigen, dass er es gleich überfallen will und dass es anhalten soll!"
"Warum denn nicht?", fragte dieser und zog eine Augenbraue hoch. "Ich will halt ein fairer Überfaller sein und Dave die Chance geben, sich in Sicherheit zu bringen."
"Ein... Überfaller?", fragte Dave fast fassungslos. Mark nickte.
"Wir fangen nochmal von vorne an, oder?", schlug Ryan vor. "Und ohne Ankündigungen. Sei so unfair wie möglich!" Er lachte.
"Na gut", sagte Mark grinsend.
Dave tat wieder so, als wolle er weggehen, als Mark hinter ihm herrannte und laut "GRAAAAAAAAAH" brüllte. Er sprang auf seinen Freund, sodass beide am Boden lagen.
"Gib mir all dein Kitzelerspartes!", rief Mark, als er Dave kitzelte. Dieser konnte vor lachen nicht mehr an sich halten und auch Ryan wurde davon angesteckt.
"Polizei! Hilfe!", rief Dave lachend. Tränen flossen über sein Gesicht.
"Ergeben Sie sich", sagte Ryan mit der tiefstmöglichen Stimme, die er hervorzubringen wusste. "Sonst muss ich Sie erschießen!"
"Ich ergebe mich niemals!" Marks Stimme überschlug sich schon fast.
"Sie lassen mir keine andere Wahl!", sagte Ryan. Er richtete seine Waffe auf den am Boden liegenden Mark.
"Peng! Peng!", machte er. Mark rollte sich zur Seite von Dave hinunter, blieb auf dem Rücken liegen, ließ die Zunge aus dem Mund hängen und sagte: "Tot."
Ryan und Dave fingen wieder an zu lachen, sehr bald stimmte auch Mark wieder mit ein.
"Lass uns mal die Rollen tauschen", schlug Dave dann vor, "ich will auch mal der Polizist sein."
"Gut, von mir aus", sagte Ryan und drückte seinem Freund die Waffe in die Hand, "aber sei vorsichtig, nicht dass das Ding noch kaputt geht."
"Immer doch", sagte Dave grinsend. Er war in der Schule immerhin dafür bekannt, der mit den ordentlichsten Sachen zu sein.
"Und du, Mark", sagte Ryan und wendete sich an den Jungen, "du kündigst deinen Angriff mal nicht so an. Überrasche mich. Und sei brutal!"
"Jaja", sagte Mark und grinste.
Ryan drehte sich von den anderen Jungen weg und ging ein paar Schritte. Dann blieb er stehen und beobachtete die Vögel, die im Park und darüber offenbar genauso viel Spaß hatten wie die drei Freunde hier.
Auf einmal spürte er einen Stoß von hinten, ging durch diesen in die Knie und drehte sich durchaus etwas überrascht um, als sich Mark auf ihn stürzte und mit einem bösen Gesichtsausdruck brüllte: "Gib mir dein Geld! Alles davon!" Dann fing er an, Ryan zu kitzeln. Dieser brach in einen wilden Lachanfall aus.
"Polizei! Hilfe! Zu Hilfe!", brachte er irgendwie heraus.
"Ergeben Sie sich", sagte Dave ernst, "ich bin bewaffnet!"
"Niemals!", quietschte Mark.
"Wie Sie meinen", sagte Dave und richtete seine Waffe auf Mark.
"Peng! Peng!", machte die Waffe. Mark schreckte vor Schmerzen hoch, bevor er in seiner Bewegung erstarrte und zur Seite von Ryan kippte, dessen Lachen sogleich verstummte. Fassungslos sahen die beiden Jungen ihren Freund an.
"Mark?", fragte Ryan mit dünner Stimme. "Mark? Sag doch was!" Er schüttelte seinen Freund, doch dieser reagierte nicht.
"Scheiße...", flüsterte Dave, sein Gesicht von Tränen überströmt. "Was haben wir nur getan?"
"Wir?", Ryans Stimme überschlug sich. "Warum 'wir'? Du hast doch geschossen!"
"Aber ich wollte doch nicht..." Dave wusste den Satz nicht zu Ende zu bringen, zu schnell wurde er wieder von seinen Gefühlen eingeholt.
"Scheiße...", murmelte Ryan, als er plötzlich aufstand und einige Schritte wegrannte. Er sah, wie sich um seinen Freund eine immer größer werdende Blutlache bildete. "Lass uns verschwinden, Dave! Ich will nicht ins Gefängnis!" Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Schnell, Dave! Weg hier!" Seine Stimme wurde immer leiser, als er sich umdrehte und zu rennen anfing. Nach einigen Sekunden folgte ihm auch sein Freund.
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Ryan und Dave saßen vor dem Fernseher. Dort liefen die Nachrichten. Ein achtjähriger dunkelhäutiger Junge namens Mark Davis war vor ein paar Tagen durch zwei Schüsse in einem Park getötet worden. Das Motiv war noch völlig unklar, infrage käme vermutlich Rassismus und Fremdenhass. Auch vom Täter fehlte noch immer jede Spur. Zwar war am Tatort eine Waffe gefunden worden, doch der Besitzer von dieser, ein Mann namens Ronald Pelfrey, sowie auch seine Frau hatten ein stichfestes Alibi. Die einzige andere Person, die Zutritt zur Wohnung hatte, war der ebenfalls achtjährige Sohn. Merkwürdigerweise gab es jedoch keine Spuren eines Einbruchs bei der Wohnung und auch den anderen Anwohnern war in letzter Zeit nichts Verdächtiges aufgefallen. Eine Untersuchung der an der Waffe eventuell hinterlassenen Spuren brachte auch keinen Aufschluss, da sämtliche Fingerabdrücke, Textilreste oder DNA-Spuren nur auf Herrn Pelfrey, seine Frau, seinen Sohn, das Opfer und einen ebenfalls achtjährigen Jungen aus der Nachbarschaft passten.
Normalerweise waren die beiden Jungen von solchen Geschichten immer zutiefst fasziniert. Doch diesmal... diesmal starrten sie nur fassungslos auf den Bildschirm.
Inspektor Johnson begutachtete den Körper misstrauisch und nahm einen Zug von seiner Pfeife. Um ihn herum schallten die unerträglichen Polizeisirenen, begleitet von den unsäglichen Blaulichtern, die die Nacht im Park in fürchterliches Licht hüllten.
„Er ist ermordet worden, Sir“, warf ein Kollege, ein schlaksiger Mann mit kurzen, braunen Haaren in der üblichen Polizistenuniform. Aber der Inspektor war nicht überzeugt, verengte die Augen und verschränkte die Arme vor der in einen braunen Trenchcoat gehüllten Brust.
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“
Der Polizist schien verwundert über die Frage. „Ähm, er hat ein Messer in der Brust, es gibt Spuren eines Kampfes, wir haben Zeugen und der Täter hat gestanden?“
Inspektor Johnson schüttelte bedächtig den Kopf. Tatsächlich sah die Leiche, die die sonst wahrscheinlich grüne Wiese, welche dank des Polizeiaufgebotes und der Lichter eher blau in den wirkte, gerade in ein hässliches Rot umfärbte, relativ eindeutig aus. Aus der Brust des etwa 40jährigen Mannes ragte ein Messer, er besaß diverse Kratzer und blaue Flecken, sein linker Hemdärmel war zerrissen und irgendwo hinter dem Inspektor heulte ein kleines Mädchen. Er wusste, dass der Verdächtige, ebenfalls ein Mann dieses Alters, gerade in ein Polizeiauto geführt wurde und sich nicht einmal beklagte, doch irgendetwas war komisch an der Sache.
„Der Täter hat kein Motiv“, stellte Inspektor Johnson ohne Zweifel in der Stimme fest.
„Der Täter“, widersprach der mittlerweile recht nervige Polizist, „ist der Ehemann der Frau, die mit dem Opfer eine Affäre hatte. Außerdem ist er ziemlich betrunken. Wenn das kein Motiv ist, dann weiß ich nicht ...“
Nein, nein, nein. Inspektor Johnson war sich sicher, dass mehr an diesem Fall dran war. „Das ist viel zu einfach.“
„Manchmal sind Morde einfach … Wenn auch immer tragisch“, fügte der Polizist schnell hinzu und schaute hinab auf die Leiche. „Er hatte bestimmt Familie.“
Bevor der Inspektor antworten konnte, hörte er eine weitere, weibliche Stimme von rechts. „Mr. Johnson! Himmelherrgott noch eins, was machen Sie hier? Und hören Sie gefälligst hin, wenn ich mit Ihnen rede, ich rufe jetzt seit geschlagenen fünf Minuten nach Ihnen!“
Als er sich der Stimme zuwandte, sah der Inspektor eine junge, relativ hochgewachsene Frau in einem Hosenanzug, deren vermutlich blonde Haare sich in einem Dutt befanden, der wirkte, als hätte man ihn zu fest gezogen. Der Polizist erschien ihm plötzlich wie das kleinere Übel.
„Ermitteln, Miss Dakota“, entgegnete er der Frau. „Und Verzeihung, dass ich Sie nicht gehört habe, über all dem neumodischen Lärm.“
Das sonst so hübsche, wenn auch bereits verärgerte, Gesicht der Frau verzog sich zu einer wutentbrannten Fratze. „Erstens, es ist Mrs. Hale mittlerweile. Zweitens, Sie ermitteln hier gar nichts, weil es nichts zu ermitteln gibt, der Fall ist klar, und Sie sich schon seit zwei Jahren im Ruhestand befinden! Halten Sie sich aus Polizeiangelegenheiten raus und lassen Sie uns in Frieden diese Sache hier abhaken. Wenn sie so versessen darauf sind, weiterzuarbeiten, dann suchen Sie sich ein Detektivspiel im Internet.“ Nach einem Moment der Überlegung fügte sie hinzu: „Vorausgesetzt, Sie haben mittlerweile einen Computer.“
Inspektor Johnson schüttelte den Kopf. Warum wollte man ihm von allen Seiten diese technischen Monster aufdrängen? „Ich bin in den 67 Jahren meines Lebens sehr gut ohne sowas zurechtgekommen, da werde ich jetzt nicht damit anfangen.“
Miss Dakota– Mrs. Hale öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch schloss ihn kurz darauf wieder und schüttelte seufzend den Kopf. „Ich plag mich damit jetzt nicht rum. Harrington, kümmern Sie sich darum, dass die Leiche ihr gerechtes Ende findet.“
Der nervige Polizist nickte und sprintete sogleich los, vermutlich, um jemanden zu suchen, der dafür zuständig war. Nicht, dass heutzutage irgendjemand noch für irgendetwas zuständig war.
„Dieser Fall ist noch nicht geklärt“, widersprach Inspektor Johnson den Bemühungen der Frau, die im Begriff war, sich von ihm wegzudrehen, doch auf der Hälfte stockte und die blauen Augen verdrehte. Schnell sprach er weiter, bevor er sich noch mehr hanebüchenen Kram anhören durfte. „Der Täter ist zu einsichtig. Wieso sollte er sofort gestehen?“
„Weil er ein besoffener, eifersüchtiger Ehemann ist, der im Affekt gehandelt hat und wahrscheinlich nicht einmal eine Ahnung hatte, was er da tat.“ Mrs. Hale spuckte jedes Wort geradezu aus, als würde sie diese Unterhaltung frustrieren. Immerhin waren die beiden sich da einig.
„Ein besoffener, eifersüchtiger Ehemann mit einem Messer, das sollte man ahnden“, überlegte Inspektor Johnson laut und erntete dafür einen frustrierten Laut zwischen Grummeln und Schreien seiner Gesprächspartnerin.
„Es ist bereits geahndet“, antwortete diese, sichtlich darum bemüht, nicht alle zusammenzuschreien. „Er geht ins Gefängnis, weil er jemanden ermordet hat.“
„Er hat ihn nicht ermordet“, beharrte Inspektor Johnson.
„Er hat ihn ermordet!“, erhob Mrs. Hale nun doch ihre Stimme und schrie ihn an wie eine Furie in Hosenanzug. „Was für eine andere Erklärung hätten Sie denn, oh großer Inspektor Johnson?“
Der Inspektor, der gar nicht so groß war, wie man hätte meinen können, räusperte sich und erklärte seelenruhig seine Theorie. „Wir haben einen suizidalen Mann, der kurz vor seinem Tod von seinem Freund die Aufgabe bekam, dafür zu sorgen, dass er ins Gefängnis geht. So ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und der Tote konnte sich vorher noch vergnügen, damit die Ehefrau ins Bild passt.“
Er konnte sehen, wie Mrs. Hale um Worte rang. Unglaube verbreitete sich auf ihrem Gesicht, sie gestikulierte ohne Worte wild in der Gegend herum und seufzte schlussendlich, erledigt. „Ich geb’s auf. Ihnen ist nicht zu helfen. Stehen Sie uns einfach nicht mehr im Weg.“
Zwei Monate später saß Inspektor Johnson bei seinem abendlichen Essen im Wohnzimmer und schaute die Nachrichten, als der grauhaarige Nachrichtensprecher eine interessante Neuigkeit verkündete.
„Heute Mittag gegen 13 Uhr brachen zwei Mörder aus dem Gefängnis dieser Stadt aus. Die Polizei erklärte, dass einer von ihnen vor zwei Monaten festgenommen wurde, da er einen Mann erstochen habe. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Opfer suizidgefährdet war und mit dem Täter zusammengearbeitet hatte. Dieser wollte ins Gefängnis gelangen, um so seinen Komplizen zu befreien. Weitere Details blieben aus, doch bewahren Sie Ruhe und melden Sie alles Verdächtige bei der Polizei, falls sie um—“
Inspektor Johnson schaltete den Fernseher aus und lächelte still in sich hinein.
Auf seinem Anrufbeantworter fand er kurz darauf zehn Nachrichten von Elizabeth Hale – eine lauter als die andere.
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