Wohnzimmerwunderwelten

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    auf we♥it gefunden


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    » Gibt es etwas schöneres auf der Welt als Buchstaben? Zauberzeichen, Stimmen der Toten, Bausteine für wundersame Welten, besser als diese, Trostspender, Vertreiber der Einsamkeit. Hüter von Geheimnissen, Verkünder der Wahrheit... «
    aus Tintenherz von Cornelia Funke




    » W i l l k o m m e n . . .
    in meinem Einzelwerke & Sammlungen Topic! Ich freue mich sehr, dass Du dich hierher verirrt hast. Vielleicht nimmst Du Dir ja ein wenig Zeit zum Stöbern?
    Ich habe es schon immer geliebt, zu lesen und mich dabei in fremden Welten zu verlieren und in Abenteuern wiederzufinden. Hunderte Geschichten selbst zu erleben, wie es nur als Leser möglich ist. Es fasziniert mich immer wieder, wie mit nichts als Worten so viele unterschiedliche Welten, Personen und Geschichten geschaffen werden. Also begann ich irgendwann, selbst zu schreiben und mich ebenfalls an diesen wundersamen Wortspielereien zu versuchen.



    » F i n d e n . . .
    wirst Du hier vor allem Kurzgeschichten, aber vielleicht auch mal das ein oder andere Drabble, Haiku, Elfchen oder Gedicht. Zu meinem Bedauern habe ich es bis jetzt nie wirklich geschafft, eine längere Geschichte zu schreiben. Nach einer langen Schreibpause beginne ich gerade wieder zu schreiben, und das war unter anderem auch ein Grund für dieses Topic. Mit der Eröffnung habe ich mir vorgenommen, mehr zu schreiben als bisher, damit ich vielleicht auch einmal eine meiner Ideen in eine Geschichte umsetzen kann. [Alle hier geposteten Werke sind von mir und dürfen ohne meine Erlaubnis oder Verweis auf mich als Autorin und Urheberin nicht verwendet werden. Für Bilder und Zitate sind Quellenangaben vorhanden.]



    » I n s p i r a t i o n . . .
    finde ich vor allem in den vielen Büchern und Geschichten, die ich bis jetzt gelesen habe. Auch der Fanfiction-Bereich ermutigt und erstaunt mich immer wieder ungemein - von den Wettbewerben und den kreativen Abgaben bis hin zu vielen Autoren und Talenten hier im Forum. Oft reicht auch nur ein Bild, ein Zitat oder ein Lied aus, um eine neue Idee zu wecken oder eine alte zu vervollständigen und mich zum schreiben zu bringen. Deswegen wirst Du hier auch viel davon in den einzelnen Posts finden.
    Ich hoffe sehr, dass Dir dieses Topic gefällt - über Kommentare, Kritik und Verbesserungsvorschläge freue ich mich immer, egal ob hier, auf meiner Pinnwand oder per Pn! Ich wünsche Dir noch viel Spaß beim Stöbern. ♥'




    » Den Durst will ich sehen
    in den Silben,
    das Feuer berühren
    im Klang.
    Das Dunkle will ich spüren
    im Aufschrei. Worte
    will ich, so rauh
    wie unberührte Steine. «

    Pablo Neruda - Das Wort





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    » W e r k e «



    Eisfedern Drabble
    Sommerhimmel Kurzgeschichte
    Weltenwanderung Kurzgeschichte
    Seelenspiegel Drabble
    Blütenabschied Kurzgeschichte
    Eingefangen Drabble
    Zersplittert Gedicht
    Sternenkinder Kurzgeschichte
    Schattentanz Drabble
    Himmelssturz Gedicht
    Seelenlichtfragmente Kurzgeschichte
    Metamorphose Kurzgeschichte
    Sonnenkuss Drabble
    Unendlichkeit Kurzgeschichte
    Nachtgeflüster Gedicht
    Nirgendwo Drabble
    Nur ein Hauch Kurzgeschichte
    Sternenpfad Drabble
    Seelentanz Kurzgeschichte


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    [color=#696969]» '[font='Jokerman,sans-serif']Geschichten haben nie ein Ende, Meggie', hatte er mal zu ihr gesagt. 'Auch wenn uns die Bücher das gern vorgaukeln. Die Geschichten gehen immer weiter, sie enden ebenso wenig mit der letzten Seite, wie sie mit der ersten beginnen.' «
    [color=#808080]aus Tintenherz von Cornelia Funke

    [align='center']



    [align=center]Gracidea

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    Lunarfeder




    » Bleich zieren sie an einem Wintermorgen mein Dachfenster, als hätte die Nacht selbst sie auf das kühle Glas gemalt. Sie sehen aus wie Federn; Eiskristalle bilden feine Gebilde, wachsen erst dicht zusammen, nur um sich dann umso mehr zu strecken und ihre ganze Pracht zu zeigen. Als ich mich gen Osten wende und durch das Fenster die Sonne sehe, fangen sie das Licht ein und schimmern leicht in orangenen Tönen. Bald schon werden sie unter den goldenen Liebkosungen der Sonne dahin geschmolzen sein wie Kerzenwachs. Doch wer würde die Vollkommenheit dieses Moments noch wahrnehmen, wenn er nicht vergänglich wäre? «




    .


    S o m m e r h i m m e l


    » Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt.
    Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
    grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
    noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt. «

    Rilke – Abschied


    Sanft fahre ich mit den Fingern über die raue Rinde der großen Eiche. Die Robustheit ihrer Hülle gibt mir das Gefühl am Leben zu sein. Tief nehme ich die Luft in mich auf. Sie riecht nach Blumen und Sonne, Freude und Verheißung. In diesen warmen Tagen, an denen die Vögel schon früh morgens anfangen, ihre lieblichen Melodien zu singen, spüre ich den Sommer in jeder Zelle meines Körpers.
    Ganz langsam gehe ich in die Knie, lasse mich ins hohe, saftig grüne Gras sinken, bis ich schließlich mit dem Rücken an der Eiche lehne. Neben mir sie. Meine beste Freundin. Ich komme jedes Jahr an ihrem Geburtstag hierher, an ihren Lieblingsort. Heute wäre sie 16 geworden. Fee wollte immer 16 werden, hat davon geträumt und gescherzt, dass sich ihr Leben ab diesem Tag ändern würde. Obwohl sie wusste, dass sich dieser Traum nie erfüllen würde.
    Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass sie wirklich bei mir ist. Wie vorher an der Rinde fahre ich nun mit meinen Fingern ihren Grabstein entlang. Er fühlt sich kühl unter meinen empfindsamen Fingerspitzen an, aber er ist nicht spiegelglatt und makellos wie die meisten Grabsteine. Fee hasste Perfektion. Sie fand, dass nichts von Natur aus perfekt war, und so war es auch ihr Grabstein nicht. An der Seiten war er uneben und hügelig wie die Rinde des Baumes.
    Ich denke daran, wie sie in den letzten Wochen ausgesehen hat. Ausgemergelt und dürr, mit tiefen dunklen Ringen unter den Augen. Krank. Haare hatte sie schon lange keine mehr gehabt. Aber der Glanz in ihren Augen war noch da und auch ihr Lachen war Fee geblieben. Denn gelächelt hatte sie. Ja, immer. Sie lächelte, wenn ich kam, und sie lächelte immer noch, wenn ich ging. Ich war bei ihr, so oft es möglich war, und wir redeten über alles, als sei sie nicht todkrank. Ich hasste die Stunden in der Schule. Es war weniger Zeit mit Fee. Fee, deren blaue Augen mit ihrem Lächeln geleuchtet hatten und die mich immer an den klaren Himmel erinnerten. Ich wusste, dass ihr letztes Geschenk an mich ihr Lachen gewesen war. Ich hätte es nicht ertragen können, sie traurig zu sehen, und nur deshalb tat sie glücklich. Für mich.
    Meine Finger fahren weiter über den Stein, bis ich blind ihren Namen ertastet habe. Fee. Mehr steht nicht auf ihrem Grabstein. Nicht mehr als ihr Name, riesig und in schwungvollen Buchstaben geschrieben. Es hätte fast ihre Handschrift sein können. Obwohl sie schon ein Jahr vor ihrem Tod zu schwach gewesen war, um überhaupt einen Stift halten zu können.
    Sie wollte hier beerdigt werden. Hier, an ihrem Lieblingsort, mitten im Wald; umgeben von hohen Bäumen, Blumen und Tieren, auf der in goldenes Sonnenlicht getauchten Wiese, die sie liebte. Es war ihr letzter Wunsch gewesen. Eines der letzten Dinge, die sie zu mir gesagt hat. Ganz still war sie plötzlich geworden, hatte mich stumm angesehen und sogar das Lächeln vergessen. Mit großen, ernsten Augen fragte sie: „Du weißt, wo mein Grab sein soll, nicht wahr? An diesem einen Ort, wo die Vögel immer singen und das Rascheln der Blätter wie leises Lachen klingt. In unserem Wald.“ Und dann war ihr Lächeln zurückgekehrt, als ich es ihr grinsend versichert hatte, obwohl es mich innerlich zerriss. Ich wollte nicht, dass sie so sprach. Dass sie über ihren eigenen Tod redete, als sei es nur eine Zeremonie, die man überstehen musste. Niemand sprach darüber, und das, obwohl er doch so unmittelbar bevorstand.
    Tränen waren mir plötzlich übers Gesicht geströmt, als sie nach einer langen Redepause nach meiner anderen Hand gegriffen hatte. Sie hatte eiskalte Hände gehabt, und sie hatte mich so fest umklammert, als hätte sie Angst, dass ich fort gehen könnte. Dabei war es doch sie, die ging. Das letzte, was sie zu mir gesagt hatte, hatte sie geflüstert, damit nur ich es hören konnte. „Wir werden uns wiedersehen.“ Mit einer solchen Bestimmtheit hatte sie diese Worte gesagt. Ich wusste, dass sie selbst daran glaubte. Und ich vermute, dass wir beide an das selbe gedacht haben. An diese Lichtung, auf der ich jetzt sitze.
    Ich öffne die Augen und sehe in den wolkenlosen Himmel, doch er verschwimmt. Tränen laufen mir über die Wangen, während ich flüstere: „Siehst du mich, Fee? Kannst du mich sehen, von dort, wo du bist?“ Meine rechte Hand liegt immer noch auf ihrem Namen.
    Ich habe nicht wirklich Abschied genommen. Nicht, als sie mir gesagt hat, dass wir uns wiedersehen würden. Nicht, als sie ihre Augen geschlossen hatte und ich wusste, dass ich nie wieder das Leuchten in ihren Augen sehen würde. Nicht, als wir sie hier unter der großen Eiche begraben haben, die sie beschützen sollte.
    Ich versuche es immer noch. Mit jedem Tag, jeder Sekunde, die ich an sie denke, und all den Stunden, die ich hier an ihrem Grab verbringe. Ich werde nie vollständig von Fee Abschied genommen haben, bis ich sie eines Tages wiedersehen werde.





    Gracidea

  • Guten Morgen @Faolin ^^


    Erstmal herzlich willkommen im Fanfictionbereich des BisaBoards. Wie ich sehen konnte, hast du bereist an den hiesigen Schreibwettbewerben teilgenommen und dich auch recht gut etablieren können. Schön zu sehen, dass es immer Nachwuchsautoren geben wird. Ich hätte dieses Jahr auch gerne mitmachen wollen, aber die meisten Themen haben mich nie angesprochen. Egal, nun aber zu einem deiner Werke.


    Ich habe mich für "Eisfedern" entschieden, weil mit wenig Text auch eine minimalistischere Detailierung stattfindet, sodass man sich stest genau überlegen muss, wie man Tiefe und Ideenreichtum in nur hundert Wörter packt, oder mit Überschrift hundert und eins ;)


    Du hast dir für das Drabble ein sehr schönes und vor allem ruhiges Thema ausgesucht und deine Schreibweise passt sich dem ganz gut an und versprüht eine wirklich wundervolle Atmosphäre, die den Leser umschwingt und selbst zur Ruhe kommen lässt. Generell haben Schneeflocken - wie du es im Drabble selbst schon erwähnst - mit ihren individuellen Mustern immer etwas sehr Vergängliches, denn ihre Zeit auf Erden ist je nach Wetterbedingungen nur sehr kurz und daher muss man ihre Schönheit umso mehr zu schätzen wissen. Leider achtet man nicht immer darauf, aber wenn man sich die zeit nimmt und sie aus mehreren Blickwinkeln betrachtet, erkennt man ihr facettenreiches Äußeres.


    Du umschreibst es sehr wundervoll, wenn sich das Sonnenlicht in den Flöckchen spiegelt und sich aufleuchten lässt, als hätte man kleine Flammen an seiner Fensterscheibe. Und wie sie sobald ihre schöne Gestalt verlieren werden, sobald das Sonnenlicht stärker wird und die kleinen Kristalle ihr Ende finden. Es ist an sich sehr traurig, dass so etwas Zerbrechliches so schnell wieder entschwindet, aber es bleibt zumindest der tröstende Gedanke, etwas so Schönes immerhin betrachtet zu haben. Auch den Vergleich mit dem Kerzenwachs finde ich ganz toll, da beides mit der Wärme weichen muss.


    Behalte im übrigen deinen Schreibstil bei. Er ist nicht aufdringlich, hat einen ruhigen Zug und einen sanften Grundton. Du versuchts detailiert zu schreiben, konzentrierst dich dabei aber auf das Wesentliche und lässt weniger wichtige Details außen vor, um die Kernsubstanz zu erhalten und den Leser zu binden. Gelingt dir wirklich gut.


    Bis dahin udn weiterhin viel Erfolg bei den Wettis. :)


    Mfg Miss Fox




    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


    [Astor, Pokémon - Schwarze Edition]

    Nur noch sporadisch im BisaBoard.

  • Salut. ♥


    Ich habe ja gleich gesagt, dass ich es nicht schaffen werde, den ersten Kommi für dich zu schreiben. Aber dafür nehme ich mir jetzt einfach mal ein bisschen Zeit (Startzeit kurz vor 0 Uhr) und werde dir dann möglichst viel Feedback hier lassen. Dann mal los... (:


    Startpost ...
    "Wohnzimmerwunderwelten" - den Titel hattest du mir in der Konvi ja schon erklärt und eine kurze Rückmeldung hatte ich dir ebenfalls bereits gegeben. Er ist zwar relativ lang, gleichzeitig aber auch relativ verspielt und hat vor allem einen wirklich schönen Klang, sodass er auch einen gewissen Wiedererkennungswert besitzt. Dass du dich gegen die Seekühe entschieden hast, muss ich zwangsläufig wohl einfach akzeptieren. Irgendwann... irgendwann machen wir daraus noch ein wundervolles Werk! Die blaue Schrift am Anfang gefällt mir in Kombination mit dem Header sehr gut. Generell wirkt die Optik überhaupt nicht aufdringlich, sondern eher gemütlich und einladend, eben genau wie in einem perfekten Wohnzimmer. (:
    An den Texten und Zitaten habe ich ebenfalls nichts auszusetzen. Man bekommt einige Informationen über dich und deine Werke, eine Übersicht der Werke ist auch vorhanden. Einzig das Copyright scheint mir auf den ersten Blick noch zu fehlen.


    Eisfedern ...
    Hierzu hast du zwar bereits einen Kommentar erhalten, aber wenn es um Schneeflocken, bzw. Eis in diesem Fall geht, fühle ich mich halt doch irgendwie angesprochen. Was mir übrigens schon vor dem Lesen aufgefallen ist, ist dass dieses Werk rein optisch schon sehr gut zur Gestaltung des Startposts passt, da dieser auch eher in einem kühleren Blau gehalten ist, das aber nur so nebenbei. An dieser Stelle möchte ich auch noch erwähnen, dass mir Informationen zu dem Bild fehlen. Eine kurze Quellenangabe von wem das Bild ist und wo du es gefunden hast, sollte da reichen. Ansonsten findest du hier auch noch einige Informationen zum Copyright, da dies im Startpost ja bereits fehlte.
    Nun aber zum eigentliche Werk: "Eisfedern" - ein eindrucksvoller Titel, wie ich finde. Vor allem aber passt er zu dem Bild, wie das gesamte Drabble. Mir persönlich stellt sich gerade die Frage, ob das Bild bereits diesen Titel trug oder ob er deiner Kreativität entspringt. In beiden Fällen gefällt er mir jedoch sehr gut.
    Das Drabble beginnt und endet mit französischen Anführungszeichen, woraus ich jetzt schließe, dass der Text von jemanden gesprochen wird, der sich in weiter Ferne befindet. (Vermutlich fandest du sie einfach schöner als die klassischen ", aber diese Deutung gefällt mir direkt) Zudem wirkt das Bild auf mich leicht trist mit einem hellen Licht am Horizont, welches aber schon relativ nah ist. Eventuell eine greifbare Hoffnung?
    Die Stimme selbst beschreibt zunächst, was sie an ihrem Fenster beobachtet: Kleine Kristalle, die sich zu einer Gruppe zusammenschließen. Vor dem Hintergrund der Sehnsucht oder der Hoffnung, welche ich bereits am Anfang vermutet hatte, sehe ich nun die Sehnsucht nach einem Menschen. Die Sonne, also etwas grundsätzlich Positives, lässt diese Gruppe nach einer gewissen Zeit jedoch wieder schmelzen wie "Kerzenwachs". Der abschließende Satz zeigt, dass die Stimme die gemeinsame Zeit erst durch die Vergänglichkeit wirklich schätzen kann. Dennoch scheint sie die gemeinsame Zeit mit der anderen Person, welche hier durch die Eisfedern dargestellt wird, zu vermissen, auch wenn sie ihr positiv in Erinnerung bleiben wird. Insofern würde ich mich nun korrigieren, dass das helle Licht im Bild nicht für die Hoffnung, sondern für die Erinnerung steht, welche noch sehr präsent ist.
    Auch wenn das Drabble schon etwas älter ist, kann ich deinen Schreibstil nur loben. Der malerische und vor allem recht zierliche Stil lässt mich noch vermuten, dass es sich bei der Stimme um eine weibliche Person handelt, aber in erster Linie lässt es sich einfach schön lesen.
    Darf man bei drei Jahre alten Werken eigentlich "Weiter so" schreiben? :s


    Sommerhimmel ...
    Aww, du beginnst mit einem Gedicht, nicht von dir, aber immerhin ein Gedicht. Und es passt so wundervoll zu der Geschichte. Diese handelt von einem Mädchen (?), welches sich an das Grab ihrer Freundin begibt und dort an sie denkt. Sie erinnert sich an die schwierige Zeit, in welcher ihre Freundin schwer krank gewesen war, bis sie schließlich verstorben ist. Der Freundin werden hierbei sehr positive Eigenschaften zugeschrieben: Zum einen sei sie naturverbunden gewesen; sie hätte trotz ihrer Krankheit versucht, für ihre Freundin glücklich zu wirken; gleichzeitig hätte sie selbst aber nie das Perfekte gesehen.
    Thematisch sehe ich hier durchaus Ähnlichkeiten zu dem Drabble, da es auch hier, wenn auch deutlich offensichtlicher, erneut um einen Abschied, aber eben auch um die Sehnsucht nach einer anderen Person geht. Den festen Glauben, sie würden sich wiedersehen, kann man sehr unterschiedlich interpretieren und ich wusste damit zunächst nicht wirklich etwas anzufangen. War es einfach als sehr kindliche Ansicht gedacht, ist es religiös zu sehen, stellt es vielleicht sogar einen Kontrast zu den zuvor genannten sehr positiven Eigenschaften dar, sodass sie im eher negativen Sinn eine Träumerin ist? Denn gerade durch das Versprechen, erschwert sie ihrer Freundin offensichtlich das Abschiednehmen.
    Eine wirkliche Antwort habe ich darauf auch noch nicht wirklich gefunden, vielleicht wolltest du auch einfach ausdrücken, dass ein Abschied sehr schwer ist, worauf ja auch das Gedicht deutet. Falls du auf etwas anderes hinaus wolltest, fehlen mir persönlich insbesondere gegen Ende noch ein paar Informationen, was eventuell aber auch an der Uhrzeit liegen kann. Bleibt noch die Frage nach dem Titel. Die Erzählerin schaut gegen Ende einmal in den Himmel, welcher sie an die Augen ihrer Freundin erinnert. Insofern ist auch dieser eine ständige Erinnerung, welche den Abschied erschwert. Mir ist noch nicht ganz klar, was der Sommer letztendlich damit zu tun hat, weswegen ich gerade einen Titel wie "Himmelsaugen" (okay, mein Browser unterstreicht mir das Wort nicht, also interessiert es mich jetzt, ob es wirklich das bedeutet, woran ich eben dachte) oder "Himmelsblick" bevorzugen würde. Ganz abgesehen davon mag ich den Namen "Fee" irgendwie nicht so, ich präferiere da doch natürlichere Namen, aber das ist wohl eine persönliche Vorliebe.
    Insgesamt ein sehr schöner, wenn auch trauriger Text. (:


    So, das war es dann auch, zeitlich hat es am Ende ja gar nicht soo lange gedauert. Ich freue mich jedenfalls schon auf etwas neuere Werke von dir und mir.


    Au revoir! (:
    Flocon

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    Lunarfeder




    Ein Schritt. Zwei Herzschläge.
    Meine linke Hand krallt sich an das kalte Stahlgeländer. Sie zittert. Noch ein Schritt. Weiter.
    Mein Atem geht keuchend. Mit weit aufgerissenen Augen fixiere ich die Treppenstufen vor mir. Immer weiter. Mit der rechten Hand ertaste ich die kalte Betonmauer rechts von mir. Mir wird übel, als das Gefühl in mir aufsteigt, dass die Wand ein Stück näher rückt, mich erdrückt zwischen dem Geländer und meiner Angst.
    Ich wage es nicht, nach hinten zu sehen; ich weiß, dass die Schatten nach mir greifen. Wie stumme Verfolger kleben sie an mir, während ich mit zittrigen Knien meinen Weg auf der endlos langen Wendeltreppe fortsetze. Fort. Fort von der Dunkelheit, der Angst, der Kälte in meinen Knochen. Ich schließe die Augen, bleibe stehen. Spüre das Zittern, das sich durch meinen Körper frisst. Ich weiß nicht, wie weit ich es noch schaffe. Ich muss es schaffen. Das Ende. Ich muss das Ende erreichen.
    Ich zucke zusammen, als ich tief Luft hole und das rasselnde Geräusch die dröhnende Stille durchbricht. Ich setze meinen Weg mit schweren, langsamen Schritten fort und alles, was ich höre, ist mein rasender Herzschlag und das Rauschen in meinen Ohren. Es ist dunkel, so dunkel. Wo bleibt das Licht, das sie mir versprochen haben? Das Licht einer neuen Welt? Die letzte war düster, rau und unvorstellbar grausam. Eine Welt, in der ich mich so zerbrechlich fühlte wie noch nie. Meine Schritte werden langsamer; ich habe keine Füße mehr, nur noch Klumpen aus Blei. Es ist anstrengend, auch nur daran zu denken, weiterzugehen. Was erwartet mich dort oben? Ist es besser als die Welt, aus der ich komme?
    Mühsam kämpfe ich gegen den Drang an, für immer auf der Stelle zu verharren. Wenn ich am Ziel bin, habe ich keine Kontrolle mehr über mich, als würde ich von unsichtbaren Fäden gezogen. Als würde ein anderer meine Bewegungen steuern. Nur hier, auf der Treppe, bin ich Herr meiner selbst. Ich sollte diesen Ort lieben, aber ich kann es nicht. Alles, das hier unten existiert, ist meine Angst. Egal, was mich dort oben erwartet – es muss einfach besser sein als das hier. Mich an diesem winzigen Hoffnungsschimmer festzuklammern ist alles, was ich habe.
    Ich bin nicht zum ersten Mal hier, und es wird auch nicht das letzte Mal sein. Ich werde von einer Welt zur nächsten gesogen, kämpfe gegen grausame Ungeheuer und Wesen wie mich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich alles besiegen kann. Alles bis auf meine Angst, die mich jedes Mal auf dieser Treppe zwischen den Welten aufs Neue heimsucht.
    Jetzt sehe ich mich doch um. Riesige gelbe Augen starren mich an, schwarze Klauen greifen nach mir. Mein Herzschlag explodiert, meine Beine bewegen sich von selbst. Ich schreie während ich die Stufen hinaufstürme, die Augen schließe, damit ich meine Angst nicht sehen muss. Der Schrei verhallt in der Stille und Panik und Angst brennen in meiner Kehle wie Gift. Fort. Ich muss fort hier. Irgendwo am Ende dieser Treppe wartet ein neues Leben auf mich. Ich renne, fliege die groben Steinstufen hinauf. Endlose Dunkelheit. Oder bin ich blind?
    Wenn ich mein Zeitgefühl nicht schon längst verloren habe, dann spätestens jetzt. Ich höre auf zu denken. Laufe. Schneller. Ich muss schneller sein. Meine Lungen brennen, als würde ich heißen Sand einatmen. Und trotzdem bleibe ich nicht stehen. Ich darf nicht aufgeben. Langsam merke ich, wie das Adrenalin nachlässt, wie meine Beine wieder bleischwer werden. Schwarze Flecken tanzen in meinem Blickfeld, als wollten sie mich verhöhnen. Die Luft ist stickig, schwer und riecht nach etwas, bei dem sich mir alle Haare aufstellen. Mein Herzschlag ist ein einziger, langgezogener Schmerz. Lebe ich überhaupt noch?
    Verzweifelt umklammere ich mit der Hand das Treppengeländer – und halte perplex inne. Etwas ist anders. Die Oberfläche unter meinen Fingerspitzen fühlt sich zu weich, zu warm für diesen Ort an. Ich starre auf meine Hände, die nun in schwaches Licht getaucht sind. Holz. Das Geländer ist aus Holz. Nun bleibe ich stehen, folge mit dem Blick dem sanften Schwung der Wendeltreppe. Dort oben, winzig klein aber deutlich zu erkennen, sehe ich Licht. Wunderschöne bunte Strahlen strecken ihre Finger nach mir aus. Je länger ich hinauf starre desto mehr bin ich geblendet, aber ich kann meinen Blick einfach nicht abwenden.
    Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und als ich eine leise Stimme höre, wird es zu einem Grinsen. Sanft hallt das Wort durch den scheinbar endlosen Raum. Ich spüre das sanfte Ziehen in meiner Brust, als ich meinen Namen höre, und auch wenn dieser neue Name fremd klingt, weiß ich, dass es meiner ist. Unwiderruflich knüpft er ein Band zwischen mir und der Stimme; es hat begonnen. Neue Energie fließt durch meine Adern, und auf einmal ist es so einfach, weiterzugehen. Leichtfüßig renne ich die Stufen hinauf, starre dabei grinsend in das strahlende Licht über mir wie ein Blinder, der zum ersten Mal die Sonne sieht. Beobachte die Wand aus Stein, die langsam Farbe annimmt und von Blau in Gelb und Rot übergeht. Zarte Muster zieren sie und mit der zunehmenden Helligkeit steigt meine Nervosität und Freude. Mein Herz hüpft aufgeregt, während ich immer schneller und schneller die Wendeltreppe erklimme. Die Schatten der letzten Welt sind fort.
    Zwei Schritte. Ein Herzschlag.
    Gleich. Gleich bin ich da, habe das Ende der Treppe und den Anfang meines neuen Lebens erreicht. Meine Muskeln protestieren, ziehen sich krampfhaft zusammen, aber ich ignoriere den Schmerz. Beinahe falle ich über die letzten beiden Treppenstufen.
    Da stehe ich, vor mir ein großer Torbogen aus Holz, aus dem gleißendes, strahlendes Licht dringt. Und frische Luft, so atemberaubend und umwerfend. Hunderte Gerüche schwirren um mich herum; der herbe Geruch von frischem Gras, salzige Meeresluft, zart duftende Blumen, der moschusartige Duft von Bäumen und Wald.
    Ich bin pure Freude. Mein Körper zittert vor Aufregung und Anstrengung, und trotzdem halte ich inne. Stütze mich mit der Hand am Torbogen ab und schließe die Augen, überwältigt von tausend neuen Eindrücken. Bedächtig setze ich mit geschlossenen Augen einen Fuß vor den anderen. Warme Sonnenstrahlen umfangen mich, begleitet vom fröhlichen Zwitschern einiger Vögel, als ich lächelnd und mit offenen Armen meine neue Welt betrete.







    Gracidea

  • Guten Abend @Faolin


    Wie ich sehe, glänzt dein Topic mit einem neuen Werk und ich bin einfach versucht, dieses wieder zu lesen. Bin ja mal gespannt. :)


    Fange ich mal beim Bild und dem Titel an. Beides ergänzt sich wirklich wundervoll, vor allem farblich passt es aufgrund der Gelborangetöne sehr gut miteinander, wodurch sich ein sehr stimmiges Gesamtbild ergibt. Und gerade das spiralförmig aufgebaute Szenario weiß auf seine Art den Leser in den Bann zu ziehen. Zuerst wird diese düstere Atmosphäre aufgebaut, eine alles verschlingende Dunkelheit, aus welcher sich zwei kleine Gestalten aufmachen, die obere Stufe zu erreichen, die voller Glanz und Farbe strahlt. Jede Stufe bringt sie weiter ind rettende Licht. Und entsprechend diesem Bildnis hast du deine Geschichte aufgebaut.
    Und es ist dir wirklich gelungen. Du schaffst anfangs eine so tiefe, beklemmende Stimmung, die durch die Gefühle des Ich-Erzählers, welcher seinen langen, beschwerlichen Weg hinaufbahnt, gut untermalt wird und den Leser damit gefangen nimmt. Deine Sätze sind teilweise sehr kurz, bestehen auch mal aus nur einem Wort, aber dies passt gut zu diesem Text. Lange Sätze würden die Atmosphäre kaputt machen, die durch die kurzgehaltenen Sätzchen wiederum verstärkt wird.


    Du hast eine interessante Art, die Gefühle, allen voran die Ängste des Ich-Erzählers, zu formulieren und diese auszubauen. Du gehst sehr stark darauf ein, verwendest dabei schöne Ausdrucksweisen, formulierst dieses wieder um und kannst auf diesem Wege mit einer Vielfalt punkten, die ich anderswo vermisse. Wirklich toll. Auch die Einbindung schattenhafter Wesen, welche durch die Ängste manifestiert wurden, geben der Geschichte ihren Reiz, denn damit bekräftigst du, wie furchtbar die letzte Welt doch gewesen sein muss. Die Ungeheuer, die der Ich-Erzähler bekämpfen musste. Selbst wenn diese nur ein Produkt seiner inneren Zerissenheit und seiner Ängste waren, so waren sie stets eine Bedrohung für ihn. Nicht nur rein psychisch betrachtet, sondern ganzheitlich, weil es auch die Seele und den Geist verzerrt hätte.


    Auch beschreibst du den Übergang in die andere Welt sehr schön, denn mit einem Mal wird das Herz leichter, die Gedanken wieder klarer und jeder Schritt zur letzten Stufe erscheint auf einmal mühelos. Auch wird die visuelle und olfaktorische Seite dieser Veränderung interessant geschildert, ganz besonders der so für uns alltägliche Dinge. Für mich ist es aber neu, wenn das Gras herbe duftet oder ein Wald eine moschusartige Note besitzt. Jeder nimmt Gerüche anders wahr und mag sie auch anders beschreiben, aber in deinem Falle soll dies kein Makel sein. Du umschreibst dies so, wie du es am ehesten empfindest, und das ist auch in Ordnung.


    Die Gefühlswelt zu beschreiben, scheint dein Metier, deine große Stärke zu sein, denn es gelingt dir mit einer einfach strukturierten, aber gut ausgebauten Geschichte ein Wechselbad der Emotionen hervorzurufen. Danke dafür.


    Ich bin zufrieden mit der Weltenwanderung und kann da keine echte Kritik ausüben. Wenn ich begeistert bin, kann ich normalerweise wenig Negatives schreiben, ganz besonders deshalb nicht, weil ich einfach zu wenig finde, um wirklich zu mäkeln. Vielleicht ja beim nächsten mal ^^


    Bis dahin und weiterhin viel Erfolg.


    Mfg Miss Fox

    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


    [Astor, Pokémon - Schwarze Edition]

    Nur noch sporadisch im BisaBoard.

    Einmal editiert, zuletzt von Foxhound ()

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder



    S e e l e n s p i e g e l


    » Denn sie ist nicht von dieser Welt
    und nicht von dieser Zeit.
    Ihre Erbschaft ist die Unsterblichkeit. «

    Phil Bosmans


    Das helle Silber ihrer Augen hat etwas unglaublich Faszinierendes, das jeden ausnahmslos in seinen Bann zieht. Es liegt ein sanfter Glanz und Schimmer in ihnen, beinahe so schön wie funkelnder Frost und stille, mondbeschienene Winterwelten. Doch ihr Blick strahlt eine eisige Kälte aus, erbarmungslos und unerbittlich. Die ebenmäßigen Züge sind gezeichnet von Stolz und Erhabenheit. Weich geschwungene Augenbrauen. Lange, dichte Wimpern. Ihre Haut ist bleich und ihr eisblauer Ton wird nur durch das zarte Rosa ihrer Wangen und Lippen durchbrochen wie eine Blume, erweckt durch die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings. Der Winter hat ein Gesicht, und es ist wunderschön.




    So Geschwister entscheiden
    Über die Zeit der Natur,
    Wird Flora nur leiden.
    Egoistisch und stur.


    Der Abendhimmel spannte sich glühend rot über den Wald, der sich bis zum Horizont erstreckte. Während die hohen Bäume sich allmählich in die langen Schatten zurückzogen und wie stumme Beobachter eine kleine Lichtung umrandeten, brachen vereinzelt goldene Strahlen durch das dichte Blätterdach weit über den Häuptern der beiden Gestalten.
    Regungslos kniete eine junge Frau im Gras, die Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt. Im Licht der Sonne glänzte ihr Haar, das ihr voll und wellig über den gekrümmten Rücken fiel, kupferrot auf. Ihre Hände hingen kraftlos zu ihren Seiten herab, als würden sie nicht mehr zu ihr gehören. Der Blick der Frau war starr auf die Person vor ihr gerichtet.
    Es war ein zartes Mädchen mit heller Haut, das ausgestreckt im Gras lag. Ihre hellvioletten Augen blickten weit aufgerissen zum Himmel hinauf, der volle Mund war wie in stillem Staunen leicht geöffnet. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als hätte sie eben noch etwas in Rage gebracht.
    An ihrem Mundwinkel klebte Blut.
    Sanft legte die Frau ihr eine Hand auf die Brust, als würde sie auf ein Zeichen warten – einen Atemzug, einen Herzschlag. Doch da war nichts, nicht mehr. Sofort zog sie ihre Hand zurück, ruckartig, als hätte sie sich verbrannt. In ihren Zügen war keine einzige Gefühlsregung zu deuten.
    Der Wald war so still wie noch nie. Unmengen von Vögeln aller Art hatten sich auf den Ästen und in den Baumwipfeln der Lichtung niedergelassen, doch kein einziger von ihnen gab einen Laut von sich. Nicht einmal ein leiser Wind brachte die zartgrünen Blätter zum Rascheln, und auch im Unterholz regte sich nichts. Es war, als hätte der Wald den Atem angehalten.
    Die Frau sah das Mädchen noch eine Weile an, aufmerksam, als wolle sie diesen Anblick in sich aufnehmen und nie wieder vergessen. Schließlich lehnte sie sich vor und drückte ihrer Schwester sanft die Lippen auf die Stirn. Leb'wohl, Frühling.


    Was tat ich hier,
    Im falben Lichte?
    Noch immer seh' ich dich vor mir.
    Die pure Gier
    In ihrer Dichte
    Führt mich an diesen Ort zu dir.


    Der Mond scheint hell,
    Die Stille finster.
    Der Abschied ist so furchtbar nah.
    Der Schein zu grell,
    Gedanken unklar.
    Irgendwie wünschen, wärst du da.


    Doch bist du da,
    Ich sehe dich.
    War doch alles ein Fehler nur?
    Ich glaub' es gar,
    So irrt' ich mich.
    Allein auf dieser weiten Flur.


    Leb wohl, Frühling.
    Gingst für das Streben
    Nach einem bess'ren, wärm'ren Leben.
    Es tut mir leid.
    Es tut mir leid.


    Als sie sich mühelos erhob, raschelte das Gras unter ihren blanken Füßen und mit jedem Schritt, den sie von ihrer Schwester fort ging, sprossen neue Blumen und Pflanzen an der Stelle, die sie Sekunden zuvor noch berührt hatte. Sie brauchte sich nicht umsehen, um zu wissen, dass Frühling verblasst war wie ein Gemälde, das die Zeit mit Staub überzogen hatte.
    Mit jedem Schritt, den sie tiefer in das Herz des Waldes schritt, spross mehr und mehr Leben um sie herum. Sträucher und Gewächse trieben neu aus und brachten leuchtende Blüten und reife Früchte hervor, die Blätter an den Bäumen wurden größer und grüner und ein Geruch erfüllte die Luft, der die Frau zufrieden Luft holen ließ. Obwohl die Sonne schon längst untergegangen war, tanzte das Licht um sie herum und verlieh ihr einen goldenen Schein.
    Sie, Sommer, hauchte dem Wald und der Welt allein durch ihre Anwesenheit neue Kraft und Leben ein. Ohne Frühlings Tod wäre dies nicht möglich gewesen, nicht jetzt, nachdem sich Flora und Fauna gerade erst monatelang den Brüdern Herbst und Winter widersetzt hatten.
    Trotzdem konnte Sommer die Bilder nicht zurückdrängen, die sich in ihr Bewusstsein stahlen und durch die sie die letzten Momente mit ihrer Schwester noch einmal durchlebte. Sie sah Frühlings große Augen vor sich, die die Farbe von hellem Flieder hatten, und in denen ein Ausdruck des Erschreckens und auch Traurigkeit lagen. Sie spürte erneut, wie ihre Schwester unter ihren Händen erschauderte, als das Leben aus ihrem Körper wich, und sie langsam in ihren Armen zu Boden sank.
    Doch sie war nicht länger erfüllt von Reue und Trauer. Es hatte so kommen müssen. Alles um sie herum erwachte, blühte und duftete, und die Welt hatte nie etwas Schöneres gesehen. Denn sie war Sommer, und der Wald und sie waren eins.







    Gracidea

  • Guten Abend, Faolin und es war doch nur eine Frage der Zeit, bis ich mich deinem Topic widme, haha. Wollte sofort reinsehen und etwas schreiben, nachdem ich gesehen habe, dass du ein Update gemacht hast und hier ist ein kleiner Kommentar. Bitte verzeih, falls ich springe oder sogar verwirre, da mich die Schule noch leicht in Beschlag nimmt, bin ich leicht "durch den Wind" letzte und diese Woche, aber dennoch möchte ich mich deinem Drabble widmen, welches sogar den Wettbewerb gewann – herzlichen Glückwunsch noch einmal dazu. Jetzt folgen verwirrende Interpretationen meinerseits, also sei gefasst. x)



    Gestaltung


    Möchte jedoch diesen Punkt hervorheben, weil du bei dem Gestalten deiner Werke und dieses Threads allgemein, nicht nur den Startpost, wirklich zauberhafte Gestaltung betreibst. Ich fühle mich hier sehr wohl und irgendwie wirkt es einfach harmonisch. Bilder, Zitate, Verlinkungen, farbliche Gestaltungen und diverse andere Faktoren sind stimmig. Musste dieses hervorheben, nicht nur, weil du es in meinem Thread getan hast; nein, eher aufgrund dessen, dass du für die künstlerische Gestaltung sicherlich viel Zeit investierst und die Mühe spiegelt sich gleich wieder. Kommen wir nun aber zu deinem Werk, denn deswegen bin ich ja hier!



    Seelenspiegel


    Hab mich, wie angekündigt, deinem Drabble gewidmet und ich erinnere mich noch genau, wie die meisten von den fantastischen Beschreibungen schwärmten und gleichzeitig ihre Frustration zum Ausdruck brachten. „Seelenspiegel“ sei völlig abgenutzt und fast schon ein provokanter Titel bzw. ein provokantes Wort, welches störend ist. Kann man sehen wie man will, alles Geschmackssache, ich wusste allerdings nicht, dass diese Umschreibung derart negativ bei Leuten aufschlagen kann. Naja, ich mag die Umschreibung, aber auch nur mit der Bedingung, dass man sie entweder speziell verwendet und nicht stumpf; „Die Augen sind Seelenspiegel“, oder man eben nicht klar vorgibt, wofür dieser Begriff denn nun steht. Du spielst hier ein wenig damit, startest den ersten Satz mit der Beschreibung von Augen und lässt ihnen eine wichtige Rolle zukommen, sogleich beziehst du dich aber auf die allgemeine Erscheinung später (in 100 Wörtern lässt „später“ nicht lange auf sich warten) und verwendest Seelenspiegel als solches nicht erneut. Somit könnte es für die Erscheinung allgemein, das Gesicht, die Augen eines anderen stehen, welcher den Winter vielleicht gerade bewundert oder natürlich, ganz klar, für die Augen des Winters selbst letztendlich. Vielleicht ist auch der Frühling als Person gemeint, dieser/diese beobachtet vielleicht den Winter und ist verzaubert von der Schönheit? Schließlich erwähnst du ihn/sie später und dieser/diese wird hier bestimmt auch eine Person verkörpern. Oder es ist seine/ihre Beschreibung, die wir hier hören? Klingt plausibel und mir würde die Vorstellung gefallen.


    » Denn sie ist nicht von dieser Welt
    und nicht von dieser Zeit.
    Ihre Erbschaft ist die Unsterblichkeit. «
    Phil Bosmans

    Hier lässt du ein Zitat folgen, welches durchaus schön ist und Unmengen an Interpretationen zulässt. Für mich spielt es dem Winter eine gewisse Weiblichkeit zu und Unnahbarkeit wird vermittelt, dass der Winter nicht einzuordnen ist, kein festen Ort oder an eine Zeit gebunden ist, was in der Realität ja feststeht. Ungebunden kann dieser überall auftreten und die Freiheit spiegelt sich wieder.


    Weiter geht’s zum eigentlichen Text, bei dem ich nicht groß Komplimente ausschütten muss, da ich bereits ein Lächeln erwähnte, welches du mir hingezaubert hast, als ich dein Drabble las, und die anderen Kommentare benannten stetig die Stärke deines Werkes. Umschreibungen, Beschreibungen oder wie man es nennen möchte, sie waren traumhaft gewählt und wurden zum Markenzeichen hier.
    Jeder konnte deutlich sehen, dass du dir Mühe gemacht hast und dich dem Thema ausführlich gewidmet hast – die Arbeit zahlte sich aus und belohnte dich mit dem Sieg, zu Recht, wie ich finde.
    Ausgehend von den Beschreibungen des Winters, der weiblich zu sein scheint, besteht ein Kontrast zwischen Schönheit und der erbarmungslosen Kälte. Bis zum letzten Satz, kann irgendeine Person gemeint sein, aber abschließend ist es die Personifikation des Winters, was eine kleine Wende bringt.


    [...] erweckt durch die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings.

    Hier bringst du den Frühling ein und meine Idee des Frühlings als Betrachter entsprang diesem Ausschnitt, da er hier als zweite Person (?) vielleicht eine untergeordnete Rolle spielt. Bestrahlt durch den Frühling, den die meisten mit Wärme, Beginn und Erwecken vom Leben verbinden. Beschäftigt mich sehr diese Zeile und irgendwie lässt sie mich nicht los, aber die Motive der Jahreszeiten bieten eben viel Freiraum zum Interpretieren.


    [...] funkelnder Frost und stille, mondbeschienene Winterwelten

    Wundervoll, wirklich toller Vergleich und der Verweis auf den Winter ebenfalls. (:

    Doch ihr Blick strahlt eine eisige Kälte aus, erbarmungslos und unerbittlich

    Der Kontrast zwischen Schönheit und Härte, glaube auch, dass ich es in meinem Vote extra nannte, kommt hier zum Vorschein und zeigt den Zwiespalt des Winters auf, welcher durch bittere Kälte und doch erhabener, majestätischer Schönheit gezeichnet ist.


    Alles in Allem spürst du sicherlich meine Begeisterung, die nicht vorhandene Kritik, da mir nichts Negatives im Drabble auffiel und letztendlich wollte ich meine Sichtweise einmal darlegen. Hoffe, mein Kommentar gefällt dir und möglicherweise sind meine undurchsichtigen Gedankengänge ja in irgendeiner Weise angenehm/humorvoll für dich, keine Ahnung. x)
    Hat mir viel Freude beim (auch wiederholten) Lesen bereitet und ich wünsche dir noch einen schönen Abend, man liest sich sicherlich noch irgendwo. (:

  • Salut! ♥


    Ich hatte dir ja versprochen, nach Möglichkeit jedes neue Werk in deinem Topic zu kommentieren, also hole ich mal wieder ein bisschen auf. (:


    Weltenwanderung ...
    Um ehrlich zu sein, konnte ich mit dieser Geschichte zunächst sehr wenig anfangen, zeitweise bin ich zu Ansätzen gekommen, die mal völlig am Thema vorbei gingen und trotzdem irgendwie noch passen, darauf gehe ich gleich nochmal näher ein. Wirklich Sinn hat die Geschichte für mich trotzdem erst ergeben, als ich die Information bzw. den zugehörigen Wettbewerb gesehen habe. Das ist schon irgendwie schade, denn die Geschichte hätte für sich sehr viel Potenzial, manche Sätze sind dann aber doch wieder so spezifisch, dass die eigene Interpretation plötzlich keinen Sinn mehr macht. (Ich habe jetzt leider keine Zitate gespeichert, entweder editiere ich sie morgen noch, oder ich schicke sie dir in der PN)
    Ansonsten erst einmal zur Handlung an sich: Du beschreibst ein Wesen, welches eine scheinbar endlose Wendeltreppe hinauf läuft und sich weder mit der Vergangenheit noch mit der Gegenwart wirklich anfreunden kann. Die einzige Hoffnung bleibt also die Zukunft, welche nach einem Monolog der Selbstzweifel durch ein kleines Licht am Ende der Treppe erreicht wird. Das Wesen durchquert den Zustand des Übergangs und landet schließlich in der neuen Welt. Insofern ist der Titel auch auf jeden Fall passend.
    Nun zu meinen stellenweisen ganz persönlichen Interpretationen. Etwa die erste Hälfte des Werkes dachte ich an einen Flüchtling, natürlich irgendwie durch die aktuelle Situation bekräftigt, trotzdem passte das Bild sehr gut. Es wurde eben jemand beschrieben, der in Angst und in Dunkelheit lebt, aus einer finsteren Welt kam und auch vor der Zukunft Angst hat. Zudem empfand ich das Bild der Marionette in der jeweiligen Welt, bzw. auch der scheinbar so positiven Freiheit während des Übergangs als unglaublich zutreffend für meine Interpretation. Auch die Bezeichnung der Menschen (in meiner Interpretation) als "Wesen" wäre passend gewesen. Und je länger ich mich gerade an diese Interpretation klammere, desto mehr zutreffende Textstellen finde ich, die beim ersten und zweiten Lesen noch unpassend wirkten.
    Meine zweite Idee war eine Art Zyklus der Wiedergeburt, was allerdings gegen Ende keinen Sinn mehr gemacht hat. Hier war meine Idee, dass das Wesen kurz vor der neuen Geburt quasi seine Sinne verlieren würde ("blind") und diese dann in der neuen Welt wieder langsam antrainieren müsste. Bei dieser Idee gab es jedoch mehrere Stellen, die nicht so gut dazu gepasst hätten, unter anderem eben auch die detailreiche Wahrnehmung nach der "Geburt".
    Dein Stil gefällt mir auch in dieser Geschichte wieder sehr gut. In den ersten Sätzen ist mir ein paar mal das Wort "mir" negativ aufgefallen, da es in zwei nah beieinander liegenden Sätzen am Ende auftauchte und in den Folgesätzen dann zumindest im Satz ("vor mir.", "von mir.", "Mir", "in mir", "nach mir", "an mir"). Ansonsten vermittelst du die Gedankengänge des erzählenden Wesens sehr gut, vor allem natürlich auch den Umschwung durch den Tausch der Zahlen bei Schritt und Herzschlag. Wie bereits gesagt, die Fragen gefallen mir auch wirklich gut, weil sie eben einen so schönen Einblick liefern.
    Insgesamt ein sehr interessantes Werk, das mir vor allem auch deshalb gefällt, weil es die eigentliche Idee des Wettbewerbsthemas (welches mir so gar nicht zugesagt hat, wenn du dich erinnerst) komplett umgeht. Übrigens passt das Bild auch wieder unglaublich gut, haha. (:


    Seelenspiegel ...
    "Seelenspiegel" ist als Titel jetzt tatsächlich nicht ganz besonders außergewöhnlich und doch auch irgendwie passend, vor allem wenn man sich deine bisherigen Titel ansieht, passt er schon sehr stark in das Bild. In deinem Drabble beschreibst du das "Gesicht" des Winters, indem du dich langsam von den Augen nach außen bewegst, mit der Ausnahme Augenbrauen - Wimpern (Gibt es dafür einen Grund?). Gerade in den Augen lassen sich am ehesten Emotionen erkennen, weswegen das in Bezug zum Titel eine durchaus logische Herangehensweise ist. Trotzdem glaube ich fest daran, dass es vielleicht noch den einen, etwas kreativeren Titel gegeben hätte. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob das die Abgabe für den Wettbewerb war, aber in zwei Wochen ist das natürlich auch immer schwer, alle Möglichkeiten durchzugehen.
    Ich glaube fast, den Absatz zu deinem Schreibstil schenke ich mir dann ab dem nächsten Kommentar. Besonders in so einem kurzen Werk kommt er nämlich wieder wunderbar zum Vorschein, weil er diesen doch eher kleinen Inhalt so wunderschön verpackt. Bezogen auf das Thema deines Drabbles könnte man auch sagen, dass er quasi den leuchtenden Weihnachtsbaum und die Verpackungen darstellt, während der Inhalt dann eben die Geschenke sind.
    Wirklich interessant wäre jetzt noch ein Vergleich der Darstellungen von Sommer in Blütenabschied und Winter, aber dazu fehlt mir gerade doch die Motivation. Kurz und knapp würde ich aber vermuten, dass es darauf hinauslaufen würde, dass Winter als "erbarmungslos" beschrieben wird und trotzdem am Ende sehr positiv wegkommt, während Sommer so positiv zu sein scheint und am Ende doch so erbarmungslos ist. Auch die Rolle Frühlings wird in beiden Werken sehr unterschiedlich thematisiert, während Herbst gar nicht auftaucht. Falls das noch jemand liest, der Interesse an einer solchen Analyse hat, nur zu! Traut euch, hopp! (:
    Was mich wirklich noch beschäftigt, ist das "in seinen Bann" gleich im ersten Satz. Vielleicht habe ich es jetzt zu oft gelesen, aber auf wen genau bezieht sich das "seinen"? Müssten die Augen mich nicht in "ihren" Bann ziehen?


    Damit hast du jetzt offiziell meine Erlaubnis, wieder neue Werke zu veröffentlichen, haha. Zum Beispiel über Seekühe?


    Au revoir! (:
    Flocon

  • Guten Abend @Faolin


    Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder in deinem schönen FF-Topic und möchte gerne ein bisschen was zu "Blütenabschied" schreiben.


    Als ich den Titel gelesen habe, konnte ich mir noch nicht allzu viel Konkretes darunter vorstellen, denn die Möglichkeiten dabei sind ´recht vielseitig. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eher an jene Blumen dachte, die morgens ihre Blütenkelche öffnen und abends wieder verschließen und somit vielleicht eine Art Abschied symbolisieren. In diesem Sinne aber lag ich falsch, denn du gehst weiter und greifst das Thema der Jahreszeiten auf. Es bleibt aber nicht bei einer einfachen Beschreibung, denn du personalisierst den Frühling und den Sommer, gibst ihnen eine bestimmte Form der Persönlichkeit und vermenschlichst diese sehr.


    So scheinen sie einander sehr zu lieben, wie es nun mal Geschwister machen. Du gehst dabei sehr tief und füllst die "Charaktere" mit viel Leben und Emotionen. Zumindest eine davon bekommt mehr, als die andere, da der Frühling für dieses Jahr sein Leben aushauchen musste, damit Sommer dort ansetzen und die Welt weiter erstrahlen lassen kann. Dabei scheint der Tod aber doch nicht allzu schön zu sein, wenn dabei sogar Blut gespuckt wird. Wobei ich mich frage, ob Sommer nicht selbst Hand angelegt hat, denn auch wenn die Jahreszeiten ziehen müssen, damit alles seinem Rhythmus nachgehen kann. Zumindest hat mich die "fehlende Reue" darauf aufmerksam gemacht, aber korrigiere mich, wenn ich da mit meiner Vermutung falsch liege.


    Ich bin aber auch beeindruckt, wie die Natur und auch die Tiere, allen voran die Vögel, auf den Wechsel der Jahreszeiten reagieren und das ein jeder von ihnen schweigt, als Sommer an Frühlings Seite sitzt. Tiere haben ein anderes Empfinden als wir und spüren viele Phänomene und Gegebenheiten viel früher und intensiver, können sich aber hineinversetzen und entsprechend reagieren. Das tun die Tiere hier vor allem beim Tod von Frühling. Finde ich toll.


    Aber wie es in deiner Geschichte so ist, hat alles einen Anfang und ein Ende. Wenn der Sommer kommt, muss der Frühling weichen. Da bietet sich aber die moralische Frage, ob der Wechsel für beide Seiten wirklich so schön ist, wie es uns selbst vorkommen mag. Ich mag den Herbst ja am liebsten, aber ich finde den Gedanken fürchterlich, wenn dieser den Sommer evtl. töten müsste, um sein Werk zu tun. Denn dann käme man immer wieder in eine Spirale, die niemals ein Ende nimmt. Die Jahreszeiten sterben, werden wiedergeboren, sterben erneut und kommen wieder... immer so weiter und so fort. Stelle ich mir in Bezug zu Frühlings Tod einfach nicht schön vor.


    Ansonsten aber mag ich deine Geschichte, auch wenn sie diesmal nicht so gehaltvoll auf mich erscheint, wie damals "Weltenwanderung". Aber das soll nun nicht bedeuten, dass deine Story schlecht ist. Sie hat Potenzial, welches aber meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft wurde. Aber ich freue mich schon auf dein nächstes Werk.


    Bis dahin.


    Mfg Miss Fox

    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


    [Astor, Pokémon - Schwarze Edition]

    Nur noch sporadisch im BisaBoard.

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder



    E i n g e f a n g e n


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/eingefangenxbqjm.jpg]
    selbst aufgenommen


    Seine Augen rauben mir den Atem. Deutlich hebt sich das klare Goldgelb von dieser nebelversunkenen Welt ab. Sein Blick ist unverwandt auf mich gerichtet, während die feuerroten Blätter über uns wie Schnee zu Boden fallen. Vollkommen unbeweglich steht das Wesen am Rand der Lichtung, ohne die Grenze zu überschreiten, die die Baumstämme unweigerlich zwischen uns ziehen. In seinem dichten Fell glänzt der kühle Tau des Herbstmorgens wie winzige Perlen. Langsam und lautlos zieht sich der Wolf in die Stille des Waldes zurück. Alles, was mir bleibt, ist der Gedanke an diese einsame Seele – für immer in Bernstein eingeschlossen.






    Gracidea

  • Heyho @Faolin


    Wie du siehst, wirst du mich nicht so schnell los ^^


    Diesmal hast du ein kleines Werk gepostet und trotz dieses Minimalismus strahlt der Text eine gewaltige Atmosphäre aus. Du schaffst es mit wenigen Worten eine ganze Welt zu beschreiben, die sich eigentlich nur aus einem kleinen Stück Wald herauskristallisiert.


    Die Beschreibungen sind dabei wirklich schön flüssig zu lesen und man kann sich gut in diese Situation hineinversetzen. Man steht auf einem Stückchen Waldboden, vor einem die stolze Gestalt eines Wolfes, der still auf der Lichtung steht und nichts anderes tut, als einem anzuschauen. Es werden dabei bestimmte Emotionen an ausgedrückt, die aber eher subtil bleiben, anstatt auf die Atmosphäre zu drücken. Dies hätte dem Werk nämlich nicht so gut getan.


    Während des Lesens habe ich mir zudem den Wald ganz genau ausgemalt, wie die Bäume die roten Blätter abwerfen, der Boden wie ein Teppich belegt ist und dann der Wolf mit seinem schneeweißen Fell (ja, es musste unbedingt weiß sein ^^) dort steht und diese wunderschönen Bernsteinfarbenen Augen auf einen richtet. Ich bekomme gerade eine Gänsepelle, so sehr freut mich das.


    Und als der Wolf dann von dannen zieht, lassen allein seine wunderschönen Augen ein sehr persönliches Bild zurück. Das Tier wird gerne mit der Einsamkeit verbunden, obwohl es eigentlich Rudeltiere sind. Sie strahlen Etwas aus, dass auf uns sehr faszinierend wirkt und oftmals wirkt ihr Blick zwar schön, aber die Augen erzählen meist immer eine ganz eigene Geschichte.


    Finde dein kleines Werk wirklich schön.


    Mfg Miss Fox

    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


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    Lunarfeder



    Z e r s p l i t t e r t


    Nichts,
    nur mein Schrei,
    stumm und in Stille.
    Endgültig -
    vorbei.


    Zerfressen,
    zerrissen,
    ins Gewissen
    gebissen.


    Ich bin ich!
    Nicht vollkommen -
    ein Fehltritt, verschwommen.
    Siehst du ihn nicht -
    den Zerfall?


    Von einstigen Träumen
    und greifbaren Sternen -
    eingefangen, zu zweit,
    inmitten der Zeit.


    Klirrende Kälte
    ohne dich, ohne mich,
    denn wer bin ich schon?
    Wenn du mich zerbrichst.


    Zwischen uns
    stehen eisige Mauern,
    rasende Wut und
    reines Bedauern.


    So sehr ich auch rufe,
    du blickst nicht zurück.
    Ich bin nichts mehr wert,
    Staub einstigen Glücks.


    Bin erstarrt und
    am Boden -
    zerstört und zerstoben.
    Nur der Hauch eines Lichts,
    denn für dich bin ich...


    nichts.






    [align=center]Gracidea

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder



    S t e r n e n k i n d e r


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    auf we♥it gefunden



    » Sterne wachen
    leise flüsternd
    Kinderlachen
    Symphonie


    traumgeboren
    sanft erwachend
    eng verwoben
    siehst du sie? «



    » Weißt du, warum manchmal ein Stern vom Himmel fällt? «
    Mit großen Augen blickt Hotaru zu ihrer Schwester auf. Die Wangen des Mädchens sind gerötet und noch feucht von den vielen Tränen. Sie schnieft leise, schluckt den Kloß in ihrem Hals hinunter und schüttelt unsicher den Kopf. Aneko schenkt ihr ein leises Lächeln, bei dem sich sofort jeglicher Kummer in Luft auflöst.
    » Durch sie wird ein Traum geboren. « Beinahe sehnsüchtig blickt sie hinab auf die fernen Lichter unter ihnen, die aus der Dunkelheit hervorstechen, strahlend hell wie Gold.
    Hotaru schluckt erneut, um ihre Stimme wiederzufinden. » Aber warum gehen sie fort? Sie gehören doch hierher, zu uns! « Ihre Trauer ist nicht zu überhören; erneut bilden sich glänzende Tränen in ihren warmen Augen. In ihren Gedanken kann sie es noch deutlich vor sich sehen: binnen Sekunden löst sie sich auf, tanzt in winzigen Staubkörnchen um sie herum. Und dann ist sie fort. Ein so schmerzlicher Verlust, dass sie noch immer ein stechendes Pochen tief in ihrer Brust fühlen kann.
    Sanft zieht Aneko ihre Schwester zu sich heran und legt die Arme um sie. Ihr Herz zieht sich zusammen, als Hotarus Schultern erneut zu beben beginnen und leises Schluchzen, gedämpft durch die Umarmung, an ihr Ohr dringt.
    » Es ist ihre Aufgabe, uns irgendwann im Laufe der Zeit zu verlassen «, setzt sie mit sanfter Stimme fort. » Jeder wird eines Tages fortgehen, denn sie folgen einem Ruf. « Nun sieht Hotaru zu ihr auf. » Sie können den Moment spüren, in dem es so weit ist, weißt du? Und wenn sie fallen, machen sie sich auf den Weg, um einen Traum an den richtigen Ort zu tragen. «
    Die Worte ihrer Schwester lassen das Gefühl von Leere in ihrem Innern verblassen. Eilig wischt Hotaru ihre Tränen fort.
    Traum. Dieses Wort hat sie schon oft gehört, immer wieder, wie eine Melodie, die sie seit Beginn ihres Lebens begleitet. Doch viel kann sie mit diesem Begriff nicht anfangen; als hätte Aneko ihre Gedanken gespürt, beginnt sie erneut zu sprechen.
    » Träume sind etwas, das man sich aus tiefstem Herzen wünscht. Jeder Mensch besitzt einen; und viele von ihnen leben nur, um ihren Traum zu verwirklichen. «
    Hotaru blickt nach unten, hinab zu den Lichtern. Anekos Worte klingen einleuchtend. Es ist eine schöne Vorstellung, so mächtige Träume zu besitzend, dass sie ein Leben bereichern. Als ein sanfter Wind mit Hotarus hellen Locken spielt, wird sie von einer Welle der Sehnsucht erfasst.
    » Warum können wir nicht träumen? «
    Die Frage bleibt für einen Moment in der Luft hängen; ein leises Lächeln umspielt Anekos Lippen. » Wer behauptet denn, dass wir es nicht können? «
    Darauf hat Hotaru so schnell keine Antwort. Stumm beobachtet sie weiter die vertrauten Lichter, die hin und wieder von einer Wolke verdeckt werden. Sie sind schön, aber niemals so schön wie sie oder ihre Schwester. Als sie wieder zu ihr aufblickt, betrachtet sie eingehend das helle, goldene Strahlen, das von ihr ausgeht. Vollkommen ruhig sitzt sie da, blickt verträumt in die dunkelblaue Nacht. Eine weitere Frage kommt ihr in den Sinn, eine, die ihr schon lange auf der Zunge liegt; will sie die Antwort darauf wissen?
    » Was passiert, nachdem wir den Himmel verlassen haben? «
    Aneko zögert, schweigt eine Weile, ohne den Blick wieder auf ihre jüngere Schwester zu richten. » Ich kann dir nur sagen, was die Sterne sich zuflüstern. Um es zu wissen, musst du es selbst erleben. «
    Nun sieht Aneko sie an. Sie lächelt, und mit ihrem Strahlen wird die Nacht ein wenig heller. » Wir werden von einem Wunsch gerufen, wir spüren ihn tief in unserer Seele. Also folgen wir ihm bis zu dem Menschen, der ihn im Herzen trägt. Unsere Aufgabe ist es, diesen Wunsch zu verstärken und zu einem Traum zu formen. «
    Hotaru wagt es nicht, nach dem Danach zu fragen. Wahrscheinlich kann ihr ohnehin niemand eine darauf Antwort geben, was geschieht, wenn man seine Aufgabe erfüllt hat. Ist das der einzige Sinn ihres Daseins? Hat ihre Zeit hier oben, umgeben von hunderten Lichtern, denn keine Bedeutung? Der Gedanke erfüllt sie mit Kummer. Also schweigt sie und erwidert sie den hellgrünen Blick aus den Augen ihrer Schwester, die sie mitfühlend ansieht. Auch sie hat Verluste erleben müssen. Hotaru versucht sich vorzustellen, dass dank ihrer Freundin ein neuer Traum geboren wurde. Es macht den Verlust und Schmerz ein wenig erträglicher. Sie holt tief Luft und schließt die Augen.
    Sie öffnet sie erst, als sie wie aus weiter Ferne die warme Stimme Anekos vernimmt.
    » Wenn wir fallen, nennen die Menschen uns Sternschnuppen. Sie denken, wir verglühen für immer dort oben in der Dunkelheit – sie wissen nicht, dass wir sie noch in ihrem Herzen erreichen. «
    Sternschnuppen. In Hotarus Gedanken klingt es fremdartig, aber gleichzeitig wunderschön. Als sie sich umsieht, erblickt sie unendlich viele Lichter um sich herum, das ihrer Schwester eingeschlossen. Gemeinsam erhellen sie die Dunkelheit. Nein, ihre Zeit ist nicht verschwendet. Einem Traum am Ende ihres Lebens eine Seele einzuhauchen ist nicht ihre einzige Aufgabe. Die Lebewesen unter ihr blicken zu ihnen auf, dankbar für ein wenig Licht in der Nacht. Mit einem Mal ist das Mädchen vollkommen von Ruhe und Zufriedenheit erfüllt. Mit einem Lächeln auf den Lippen sieht sie sich nach ihrer Schwester um.
    » Es ist Zeit... «
    Anekos Worte klingen voll tönend und warm wie immer, doch diesmal schwingt eine Spur von Traurigkeit in ihnen mit.
    » Nein! « Hotarus Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Tränen steigen ihr in die Augen, tropfen heiß ihre Wangen hinab. Hilflos sieht sie ihre Schwester an; ihr Strahlen beginnt bereits zu verblassen, ebenso ihre Konturen. Sie wird eins mit der Nacht, als hätte sie niemals existiert. Ihre grünen Augen funkeln ein letztes Mal auf – dann ist sie fort, für immer. Entsetzt schnappt Hotaru nach Luft, kann ihr Schluchzen nicht länger unterdrücken. Kurz darauf erscheint ein goldenes Licht direkt vor ihr, streift sie sanft und hinterlässt ein Gefühl warmer Geborgenheit, die sie nur in der Umarmung ihrer Schwester verspürt hat.
    Aneko glüht ein letztes Mal gleißend hell auf, als sie in einem sanften Bogen zur Erde fällt, um ihr Licht jemand anderem zu verleihen.





    Gracidea

  • Hallo Lin'chen! Ich hatte dir ja gestanden, wie sehr ich mich in deine neue Kurzgeschichte verliebt habe, und dir daraufhin natürlich auch einen Kommentar zugesichert, immerhin möchte ich dir ja nicht nur ein Kompliment machen und meine Begeisterung aussprechen, sondern möchte dir helfen, dich zu verbessern, und wie ginge das besser, als mit ehrlichem Feedback? Hier also, wie versprochen, ein Kommentar - dessen Länge ich jetzt echt noch nicht abschätzen kann, vergib mir, haha! - zu "Sternenkinder".
    Beginnen wir doch erstmal mit dem einfachsten, nämlich Titel und dem gestalterischen Vorgeschmack auf das, was du im Werk umgesetzt hast. "Sternenkinder" ist ein unglaublich romantischer, liebevoller und eleganter Titel. Wie du vielleicht schon mal gelesen haben magst, liebe ich Einworttitel persönlich sehr. Besonders bei kurzen Werken versprühen sie etwas Mysteriöses, sie schaffen es trotz ihrer Kürze das Werk und seinen Inhalt in ein Wort zu fassen, was sicherlich auch nicht einfach ist. "Sternenkinder" ist ein Neologismus, den ich zwar schon ein- oder zweimal gelesen habe, aber der immer noch sehr einzigartig und besonders klingt! Das schöne ist, dass man sich unter dem Titel auch viel vorstellen kann. Ist mit "Sternenkind" ein Träumer gemeint, der wie die Sterne ferne Welten sieht? Oder jemand, der eine Art Schattengestalt ist und wie ein Stern immer da ist, aber nicht unbedingt sichtbar ist? Fragen über Fragen, die sich in meinem kleinen Köpfchen auftun, die nur du mir beantworten kannst!
    "Sterne wachen
    leise flüsternd
    Kinderlachen
    Symphonie"

    Welche Schriftart hast du benutzt, um dieses "S" so herrlich schön kringelig zu machen? Könntest du einem kleinen Ästhetik-Nazi wie mir deinen Trick verraten? ♥ Ich habe allgemein festgestellt, dass du einen wirklich guten Riecher für die Gestaltung von Texten hast! Ich mag es gerne, Texte, die auch rein optisch etwas her machen, zu lesen, da sieht man direkt, dass du dir nicht nur beim Schreiben Mühe machst, sondern auch bei der Präsentationsart deines ganzen Themas. Behalte das unbedingt bei, solche Dinge gehören zum Stil eines Autors!
    Du beginnst das Werk mit einer Art Gedicht? Es ist auf jeden Fall eine schön formulierte, sehr lyrische Begrüßung, eine Art Vorwort zum Inhalt. Das Wort "Sterne" greifst du direkt auf, wobei du sie hier als das beschreibst, als was die meisten Kinder sie kennen - Wächter, magische Augen, die auf sie hinabsehen und alles verstehen. Ein wunderschöner Hauch von kindlicher Naivität, ob die Geschichte tatsächlich von einem Kind handelt? Die nächsten drei Zeilen möchte ich gerne zusammenfassen, denn rein sinngemäß gehören sie einfach zueinander. Man kann nicht genau herauslesen, um wen es hier geht. Du benutzt zwei schöne Gegenteile - Flüstern und Symphonie. Letztere ist zumeist alles andere als leise, außer man benutzt sie natürlich als Metapher. Ist dem so? Ist das Kinderlachen, das durch das Flüstern von Sternen hervorgerufen wird, eine Symphonie in den Ohren der Himmelskristalle? Ich bin schon gespannt auf eine Erklärung dessen im Laufe der Kurzgeschichte!
    Im nächsten Teil dieses lyrischen Vorspanns greifst du erneut zu wunderschönen, romantischen und metaphorischen Begriffen wie "traumgeboren", aber du benutzt auch Worte, die ich viel zu selten lese, wie "eng verwoben". Man kann Bindungen und Verhältnisse auf so viele Arten und Weisen schildern und du findest hier genau die richtigen Worte dafür! Ich weiß noch immer nicht genau, was mich erwarten wird, ich vermute mal ganz schüchtern, dass es etwas mit der Beziehung zwischen den Sternen und den Menschen(kindern) zu tun hat. Aber wie bereits erwähnt - nur durch Weiterlesen kann ich mir die Antwort geben!
    Du beginnst deine Kurzgeschichte mit einer wörtlichen Rede, und noch dazu mit einer Frage. Fantastisch um den Leser in den Bann zu ziehen! Mit solchen sprachlichen Mitteln kannst du deinen Leser direkt für dich gewinnen, und ich merke, dass du schon länger schreibst, man braucht schon eine gewisse Schreiberfahrung, um überhaupt darauf zu kommen. Sehr schön!
    Die Situation, die du beschreibst, ist wahnsinnig rührend, und sofort bekommt man ein Gefühl für die beiden Charaktere, obwohl du sie nicht einmal genauer beschreibst. Und das musst du in dem Falle auch gar nicht. Die Großherzigkeit und die Liebe für ihre kleine Schwester zeichnen die große Schwester von Hotaru, ein typisches kleines Mädchen, aus. Hotaru hingegen ist ein liebenswertes kleines Sensibelchen mit einem großen Herz für Träume. Zwei unterschiedliche Charaktere, die doch viel gemeinsam haben. Ich liebe solche Beziehungen, besonders aus familiärer Sicht. Die beiden erinnern mich ein wenig an meine kleine Schwester und mich. Du beschreibst, wenn ich genauer darüber nachdenke, mit der Erklärung der Älteren zum Leben eines Sterns, aber auch den unendlichen Kreislauf von Geburt und Tod, ein Vorgang, der mich selbst sehr fasziniert, mein neustes Drabble dreht sich nämlich auch genau darum! Wenn ich das Werk nicht schon lange geschrieben hätte, wäre ich bestimmt durch deine Kurzgeschichte in die Richtung gestupst worden. Was mir gut gefällt ist, wie du sanfte Worte und eine warme, liebende Atmosphäre für dieses eigentlich ernste Thema findest. Der Tod wirkt dadurch immernoch wie ein respektwürdiger "Gegner", doch er verliert seine Macht, seine große Bedeutung, die er im Leben eines Erwachsenen/Erwachsenwerdenden bekommt. Du hast die Ältere der beiden wirklich wunderbar charakterisiert, du lässt sie ihre Rolle spielen, und wenn ich ein kleines Mädchen wäre, hätte sie mich trösten können, ganz sicher. Und glaub mir, ich war echt ein emotionales, doofes, nerviges Sensibelchen! *kicher*
    Du wendest die Situation endgültig, als du dem "Tod" der Sterne eine tiefe Bedeutung gibst und beschreibst, dass sie die Träume, die sie sind, an einen richtigen Ort bringen. Dadurch sprichst du außerdem ein weiteres wichtiges Thema an - den Sinn des Lebens? Ich habe mir, wie eigentlich jeder andere Mensch auf diesem Planeten, schon oft die Frage gestellt, wieso ich lebe. Und oft sind mir dann die Träume, die ich hege eingefallen. Ich mag es, wie du da genau an dasselbe denkst, wie ich. Und sicherlich denken auch viele andere Menschen so. Aneko hat Hotaru an ein ganz wichtiges Thema herangeführt, an das Träumen, etwas, was einen Menschen erst zum Menschen macht. Wunderschön.
    Und nun kommt der beste Teil - die beiden sind keine wirklichen Menschen, sie sind Sterne! Du hast mich sehr, sehr damit überrascht. Gut, ich hatte schon auf sowas gepokert, aber dass du es wirklich umsetzt und noch so viel schöner, als ich es mir erhofft hatte? Ganz, ganz toll gemacht, und wenn du keine Bestplatzierung mit diesem Werk erreicht hast, dann weiß ich auch nicht, was mit dem Bereich los ist, haha!
    Ganz sacht deutest du es an, als Hotaru Aneko fragt, warum die beiden nicht träumen können. Zuerst dachte ich mir:"Was? Kann die Kleine natürlich!". Aber dann fiel es mir wie Sternenstaub vom Himmel - Schuppen von den Augen. Die beiden sind Sterne und Aneko erklärt Hotaru, was sie eigentlich sind, was ihr Existenzgrund ist. Wofür sie geboren werden und für welchen Grund sie letztendlich den Himmel verlassen. Die ganze Geschichte nimmt nun eine wunderbare, berührende Tiefe ein.
    Langsam nähern wir uns dem Höhepunkt. Hotaru ist entsetzt und verwirrt, wie ein wirkliches kleines Menschenkind. Sie will nicht, dass ein Traum eines Menschen ihr einziger Lebensgrund ist, ihr einziger Sinn. Du beschreibst nun etwas wunderbares, etwas, was mich beim Lesen froh gemacht hat. Sternschnuppen. Und darüber, dass wir uns manchmal gar nicht unseren eigenen Traum erfüllen müssen, um glücklich zu sein. Du zeigst mir etwas, was wichtiger ist, als Erfolg, Ruhm, und Anerkennung. Die Sterne, die du beschreibst, zeigen, dass es manchmal schon viel mehr als genug ist, wenn man jemand anderen glücklich macht. Wenn man für andere ein Licht sein kann, zu dem man aufsehen kann.
    Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich das Ende deiner Kurzgeschichte nicht beinahe zum Weinen gebracht hat. Nah. Wen versuche ich zu veräppeln. Ein, zwei kleine Tränchen musste ich tatsächlich zurückhalten. Das anfangs so bewegende, rührende und schlichtweg "süße" Szenario verfinstert sich zu dem Verlassen des Himmels der Älteren, als wäre dies die letzte Gutenachtgeschichte gewesen, die Hotaru jemals hören wird. Ich liebe es, wie du die Stimmung nach und nach verändert hast. Du hast dabei einen sehr flüssigen Übergang geschaffen, nicht zu schnell, und doch nicht langsam und unspannend. Ich bin beim Lesen gespannt geblieben, und am Ende hatte ich wirklich gehofft, dass es nicht zuende ist. Wie falsch ich doch lag. Seufz.
    Nun, nach dieser kleinen Wall-Of-Text also ein paar abschließende Worte.
    Meine Liebe, du hast wirklich viel Potenzial, dieses Werk ist, finde ich, ein ausgesprochen passender Beweis dafür. Du hast unglaublich schön formuliert, du machst keine "Anfängerfehler" und dein Wortschatz ist schon sehr weitläufig. Ich wünsche mir, dass du unbedingt am Ball bleibst und ich dich im Saisonfinale 2016 wiedersehe. Schaffen wirst du es mit diesen Arten von Werken auf jeden Fall! ♥
    Es war mir eine Freude, dieses Werk zu lesen. Ich glaube, ich bin jetzt ein besserer Mensch. Ein winzigklitzekleines bisschen.
    Tu mir bitte den Gefallen, und benachrichtige mich, wenn es etwas neues von dir gibt! ♥


    Felii

  • Salut! ♥


    Mir fällt gerade so überhaupt nichts für das Vorwort ein, also fange ich einfach an, okay? Na, das geht ja gut los. .__.


    Eingefangen ...
    In deinem Drabble beschreibst du einen Moment im Wald, bzw. an einer Lichtung, wo der Erzähler auf einen Wolf trifft und von diesem beobachtet wird. Wie immer verwendest du dabei wunderschöne Beschreibungen, in diesem Fall mit besonderem Fokus auf Vergleiche innerhalb der Natur, was die Waldszene unglaublich gut unterstützt. Allerdings bin ich bei einigen dieser Beschreibungen noch recht überfordert, sie tatsächlich zu deuten, weswegen ich einfach mal "drauf los interpretiere": Das scheinbar wichtigste Symbol (?) in deinem Drabble sind die Augen des Wolfes - du beginnst sehr offensichtlich mit ihnen und beendest das Werk auch damit (was mir erst nach etwa zwanzig Minuten klar wurde, weil ich bernsteinfarbene Augen tatsächlich nicht kannte). Insgesamt verwendest du für die Beschreibungen der Welt tendenziell eher Begriffe, mit denen ich persönlich etwas Negatives assoziiere, so zum Beispiel die "nebelversunkene(..) Welt", aber auch einzelne Begriffe wie "unbeweglich", "Grenze", "einsame Seele". Dazu kommt ein geschaffener Kontrast der "feuerroten Blätter", die wie "Schnee" fallen. Deinen genauen Gedankengang dahinter glaube ich nicht, gefunden zu haben, aber für mich steht dieser Umschwung von Feuer zu Schnee für zwei extreme Gegenteile, die trotzdem in den Blättern verbunden werden. Übertragen auf die Situation im Wald könnten Erzähler und Wolf für die Gegenteile stehen, wobei ich einfach keine Hinweise auf den Erzähler finde und somit nicht klar zuordnen kann, um wen oder was (Mensch/Tier?) es sich handelt. Meine Theorie wäre, dass die beiden durch die Farbe der Augen verbunden würden. Der Erzähler erkennt in den Bäumen eine Grenze, welche der Wolf nicht überschreitet. Das bedeutet, dass der Wolf diese Grenze mit seinen Augen vermutlich ebenfalls erkennt, womit die Verbundenheit gegeben wäre. Ein möglicher Unterschied könnte der Umgang mit den Augen sein. Während der Wolf sich still zurück in den Wald begibt, scheint der Erzähler ein großes Maß an Empathie zu empfinden. Er befindet sich eventuell auf einer Art "guten Seite" der Grenze. Oh ja, ich spüre, wie das so überhaupt nicht das ist, was du mir mit dem Drabble sagen wolltest, aber jetzt bin ich schon so weit, da komme ich jetzt nicht mehr heraus, haha. Der letzte Teilsatz wirkt, gerade im Zusammenhang mit dem Titel, sehr pessimistisch auf mich, da er mir vermittelt, dass der Wolf "für immer" diese Grenze sehen wird und auf der "schlechten Seite" gefangen ist, dabei hat er ja die Chance, von Feuer zu Schnee zu werden (wobei es rein symbolisch anders herum wahrscheinlich ein wenig sinnvoller wäre). Vielleicht müssen die beiden unterschiedlichen Charaktere auch einfach aufeinander zugehen, um sich zu vereinen, was btw für zwei Wölfe sprechen würde. In diesem Fall könnte man in dem Werk eine Botschaft lesen, dass man Leute nicht einfach gehen lassen soll, wenn man sieht, dass sie einsam sind.
    Insgesamt ein sehr, sehr faszinierendes Werk, über das ich locker noch stundenlang nachdenken könnte, weil ich es einfach nicht zu einhundert Prozent verstehe und deshalb so viele Dinge darin lese, die wahrscheinlich nichts mit der ursprünglichen Idee zu tun haben. Aber auch als reine Beschreibung einer Szene kann das Drabble wirklich überzeugen. Anmerken möchte ich aber noch ganz kurz, dass ich mich zunächst nicht ganz mit dem Titel anfreunden konnte. "Eingefangen" verbinde ich in erster (und einziger?) Linie mit der Aussage "Den Moment einfangen", was ja auch ganz gut zu dem Werk passt, aber... Ich weiß auch nicht, es hat irgendwie einen ungewöhnlichen Klang im vergleich zu dem restlichen Werk. Da der Fokus schon so auf den Augen liegt, hätte mir "Augenblick" oder eine Variation davon auch ganz gut gefallen. Das ist aber wirklich nur Kleinkram, haha.


    Zersplittert ...
    Dein Gedicht behandelt, soweit ich das bislang sehen konnte, die Verarbeitung des lyrischen Ichs von einer Trennung. Rein von der äußeren Form werden die Strophen sehr unterschiedlich gestaltet. Besonders auffällig finde ich die sehr kurze und prägnante zweite Strophe sowie die zwei Strophen in der Mitte (Vierte und fünfte), die sich fast in Sanduhrform gegenüberstehen (ist das Zufall oder beabsichtigt?). Wenn die Struktur an dieser Stelle beabsichtigt sein sollte, würde ich sie ganz gerne mit dem vorangestellten Zerfall in Verbindung bringen. Die Zeit läuft ab oder so ähnlich. Prinzipiell könnte (und müsste man vermutlich auch) man jede Strophe für sich analysieren aber in der Gesamtheit sehe ich sie einfach Teilsplitter der Gefühlslage des lyrischen Ichs. So wirkt die zweite Strophe beispielsweise recht hektisch, durch die kurzen Wörter, die einfach "hineingeworfen" werden. Gegen Ende wirkt alles etwas strukturierter, bedachter. Für das letzte Wort lässt sich das lyrische Ich sogar ein wenig Zeit; Zeit, die es sich am Anfang des Gedichtes nicht genommen hat, da das "Nichts" hier noch Teil der Strophe war.
    Gesondert möchte ich trotzdem noch einmal auf die fünfte Strophe eingehen, da sie mich gerade noch etwas beschäftigt.


    Klirrende Kälte
    ohne dich, ohne mich,
    denn wer bin ich schon?
    Wenn du mich zerbrichst.


    Zunächst einmal ein großes Lob für diese Menge an Stilmitteln. Interessant finde ich hier aber besonders die letzten beiden Verse. Die Aussage "Wenn du mich zerbrichst" kommt hier nach dem Fragezeichen, scheint aber keine wirkliche Antwort zu sein. Persönlich hätte ich es noch als Teil der Frage angesehen "Wer wäre ich denn, wenn ich das zulassen würde?", aber genau das tust du hier anscheinend ja nicht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich jetzt beim Schreiben eine Lösung finden würde, aber irgendwie scheint das nicht der Fall zu sein. Ohne den Punkt nach dem letzten Vers hätte ich es ja noch irgendwie mit der folgenden Strophe in Verbindung bringen können, aber so bin ich gerade irgendwie aufgeschmissen. Eventuell ist es ja einfach eine Art Nachschub zu der Frage, wobei der Vers dann ebenfalls mit einem Fragezeichen enden müsste. Erlöst du mich bitte? ;__;
    Insgesamt trotzdem ein sehr schönes Gedicht, das von seinen Emotionen lebt. Und weil ich bei dem Drabble den Titel kritisiert habe: Hier gefällt er mir wirklich sehr! (:


    Zu "Sternenkinder" hast du ja bereits ein ausführliches Feedback erhalten, deswegen verlege ich mein Feedback dazu einfach mal in meinen nächsten Post. Ansonsten dürfte ich jetzt wieder alles aufgearbeitet haben - und daran saß ich nur doppelt so lange, wie ich es geplant hatte. Ob das jetzt alles Sinn ergeben hat, weiß ich auch nicht, ich bin müde und lese da die Tage nochmal drüber. x3


    Au revoir! (:
    Flocon

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder



    S c h a t t e n t a n z


    Gengar


    Die Dächer der dicht gedrängten Häuser sind schon lange in Dunkelheit getaucht, doch die stickige Sommerluft liegt noch immer wie ein Schleier über den spärlich beleuchteten Straßen der Stadt. Hektisch flackert eine Laterne über mir auf, wirft lange Schatten auf die nebenstehende sandfarbene Mauer. Wie angewurzelt bleibe ich auf der Stelle stehen, mit rasendem Herzen, als mich eine lähmende Kälte erreicht. Eisige Schauer jagen über meinen Körper. Noch ein letztes Mal leuchtet die Straßenlaterne auf – dann siegt endgültig die Finsternis. Leuchtend rot treten Augen aus der pechschwarzen Dunkelheit hervor und ein dumpfes, dämonisches Lachen verhallt in der Nacht.




    Hallo @Cassandra – danke für deine tolle Aktion! ♥


    [align=center]Gracidea

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder


    H i m m e l s s t u r z


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/touchtheuniverse-himml5sb9.jpg]
    Quelle


    Die Nacht zerfällt
    in Todesstille -
    nur die Ruhe
    vor dem Sturm


    am Horizont
    die Meereswelle,
    aufgetürmt im
    Weltenzorn


    den wachen Blick
    nach vorn gerichtet
    fest entschlossen,
    voller Mut


    wie tausnd Pfeile -
    die Wut vernichtet
    warmes Leuchten,
    helle Glut


    dein Licht, das sich
    durch Flutwellen frisst,
    die Meere zähmt -
    nie verlischt


    vom Himmel fällt
    die Erde trifft -
    dein Seelenschein,
    sie vermischt


    ich sehe auf
    und von dir bleibt
    nur Sternenstaub -
    Unendlichkeit.





    [align=center]Gracidea

  • Guten Abend @Faolin


    Ich war ja schon lange nicht mehr hier. Wie die Zeit vergeht. Aber nun möchte ich auf dein letztes Werk eingehen und es kommentieren.


    "Himmelssturz"
    Als ich den Titel gelesen hatte, bekam ich das Bild eines brennenden Firmaments in den Sinn. Nicht eines solchen, den man sich vorstellen könnte, wenn die Erde untergeht, sondern ein Meer aus Sternschnuppen, die in unbekannte Sphären ziehen und man glaubt, sie würden irgendwo zur Erde stürzen.


    Als ich dann anfing dein Werk zu lesen, merkte ich ziemlich schnell, dass dem nicht so ist und du versuchst, etwas ganz anderes auszudrücken, das viel tiefer geht und etwas beschreibt, dass nicht alleine auf ein Naturphänomen zurückzuführen ist. Ich muss aber zugeben, dass ich trotz der Beschreibungen auch nicht drauf gekommen bin, dass es hierbei um ein Pokémon-Gedicht handelt, in welchem klar die beiden Himmelsstürmer Latias und Latios beschrieben werden. Dies habe ich leider erst erkennen können, als ich deine Anmerkung dazu gelesen habe.
    Tut mir leid, dass auch ich dies nicht erkannt habe.


    Aber trotz meiner vorherigen Unkenntnis finde ich dein Werk wirklich schön. Die einzelnen Verse sind schön gegliedert und sehr ausdrucksstark. Es werden Gefühle erzeugt, die ich als unendlich beschreiben würde. Fast so, als stündest du an einem Abgrund und hast vor dir die große Weite einer Landschaft, die sich tief unter dir ihren weg zum Horizont bahnt. Dieses Gefühl habe ich ab dem zweiten Versabschnitt durchgängig bis zum Schluss.
    Dabei ist gerade der letzte Abschnitt sehr interessant, weil hier die Emotionen ein recht gutes Hoch erhalten und dies auch mit dem letzten Wort bleibt. Sehr, sehr schön.


    Ansonsten passt auch das Bild wundervoll zu deinem Werk, welches passend den Sternen durchfluteten Himmel und das tosende Meer zeigt.


    Jetzt ist mein Kommentar recht kurz ausgefallen, aber ich hoffe, dass du dich trotzdem darüber freust. Bis zum nächsten Mal.


    Mfg Miss Fox


    "Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an,
    das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde,
    anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern."


    [Astor, Pokémon - Schwarze Edition]

    Nur noch sporadisch im BisaBoard.

  • W O H N Z I M M E R W U N D E R W E L T E N
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    Lunarfeder




    Zerrissen.
    Ich will schreien. So laut, dass die ganze Welt es hört, so lange, bis meine Kehle brennt und ich nichts mehr höre außer einem hellen Klingen in den Ohren. Aber ich bringe keinen Ton heraus. Mein Innerstes scheint zu bersten, aber alles, was ich fühle, ist Leere. Endlose Leere, die mich zu verschlingen droht, mich mitreißen will in unendliche Tiefen. Vor meinen Augen – nichts als undurchdringliche Dunkelheit. Ich bin blind, blind vor Schmerz, der aus meinem Innern zu kommen scheint, mir die Luft zum Atmen nimmt, auf meiner Brust sitzt und seine Krallen in meine Kehle rammt. Ich brenne in rasender Verzweiflung. Ein dunkles, alles verzehrendes Feuer, das jeden einzelnen Lichtstrahl auffängt und verschlingt.
    Zerbrochen.
    Tränen in den Augen, auf den Wangen, auf der Zunge. Brennend heiß und salzig wie der Schmerz. Fingernägel auf meiner Haut, kratzend, Halt suchend. Kühler Boden an meiner Wange. Lähmende Angst und Hilflosigkeit, die mich erstickt. Und der Schrei, dem ich keine Stimme geben kann. Ich bin allein und niemand kann mich aus den Fängen der Schatten zurückholen, die an mir kleben und mich mit kreischenden Gelächter verhöhnen. Meine Glieder sind schwer wie Blei, ich fühle mich wie festgenagelt – unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen. Zu Stein erstarrt.
    Zerfressen.
    Mein Kopf ist kurz davor zu bersten. Alles pocht und zittert, Wut in meinem Innern, der Schrei in meinen Lungen. Ich sauge gierig Luft zwischen meine Zähne, aber es ist nicht genug da. Nicht genug für mich und das Etwas in mir, das ich nicht freilassen kann. Die Tränen hören nicht auf zu fließen, sie hinterlassen brennende Spuren auf meinen Wangen. Eiskalte Krallen graben sich in meine Haut. Mein Herz rast in meiner Brust, schlägt verzweifelt gegen sein eisernes Gefängnis aus bleichen Knochen. Ich hole keuchend Luft - und wieder bin ich stumm.


    Die nachtschwarze Dunkelheit hält mich schon so lange gefangen, dass sie längst ein Teil von mir geworden ist. Manchmal denke ich, dass ich mich an ihre Anwesenheit gewöhnt habe. In diesen kostbaren Momenten fühle ich... nichts. Ich dachte, ich kann damit leben, dass die Finsternis sich in mir eingenistet hat wie ein Parasit. Bis sie aus mir herausbricht wie ein Raubtier, das nach den verbliebenen Staubkörnern meines Lebenswillens lechzt. In manchen Momenten bin ich nur einen Lufthauch davon entfernt, in die Schlucht zu stürzen, an deren Rand ich mich mit allerletzter Kraft festklammere. Es wäre so viel einfacher, loszulassen und die Schatten willkommen zu heißen, anstatt vergeblich gegen sie anzukämpfen. Warum also kämpfe ich noch?
    Vielleicht ist es der beißende Schmerz, der mir für einen Moment das Gefühl gibt, am Leben zu sein.


    Sanft umfängt mich ein warmer Wind, federzart. Ein Zittern durchläuft mich, doch anders als die Berührung der Schatten hinterlässt es mich nicht vollkommen ausgelaugt. Die Sanftheit der Berührung treibt mir die Tränen in die Augen. Schon lange habe ich keine Wärme mehr gespürt, doch nun breitet sie sich in meinem Innern aus wie ein glühender Funke. Langsam durchdringt sie jede Zelle meines Körpers, erfüllt mich mit einem flüsternden Feuer, das ich nie wieder gehen lassen will. Und endlich, endlich kann ich wieder atmen. Ich bin so überwältigt von diesem Gefühl, dass mein Mund sich unwillkürlich zu einem Lächeln verzieht; es fühlt sich fremd an auf meinen tauben Lippen. Mit einem Mal höre ich das Lachen. Es klingt wie eine vor langer Zeit vergessene Melodie, so volltönend, dass sie beinahe im Raum greifbar ist. Plötzlich will ich um jeden Preis sehen, welches Geschöpf diesen wundervollen Laut von sich gegeben hat.
    Reflexartig reiße ich die Augen auf. Erstaunt keuche ich auf, als ich begreife, dass sie für eine Ewigkeit verschlossen waren. Mein Blick fällt auf ein strahlendes Etwas vor mir, eine winzige Kugel aus wirbelndem Licht, so unerwartet hell, dass ich krampfhaft blinzeln muss. War sie etwas die ganze Zeit schon da, ohne dass ich sie auch nur bemerkt habe? Voller Staunen strecke ich die Hand danach aus - das Licht ist warm und weich. Die Berührung erfüllt mich mit einer unglaublichen Energie - noch nie in meinem Leben habe ich mich so lebendig gefühlt. Das Strahlen breitet sich erst langsam, dann immer schneller in alle Richtungen aus, bis jegliche Dunkelheit verschluckt ist, als hätte sie nie existiert. Mit ihr flieht die Angst, die mich beinahe vollkommen verschlungen hätte - und knisternde Hoffnung bleibt.






    Gracidea