Spielzeugschatten

Kirika hieß damals btw noch Das Kiri, so als Platzhalter, also nicht wundern. [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/13e0sjg.png] Keksi war auch noch kein Hauptcharakter, das hat sich dann während der Planung für die finale Version so ergeben. [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/448uu5u.png]
Einige Stellen kommen euch vielleicht bekannt vor. Das liegt daran, dass sie teils wörtlich übernommen wurden. *hust* Prolog *hust* Viel Spaß damit. :3

Es war ein ruhiger Tag in der Hofstadt. Bis man Lärm vor den Toren hören konnte. Besorgt eilte König Nero zu dem Kiri, seiner Hofabenteurerin.
"Kiri, habt Ihr es auch gehört? Es ist schrecklich! Wir werden angegriffen!", so begrüßte er das junge Mii, das eigentlich gerade ausschlafen wollte. Letzte Nacht hatte sie sich mal wieder viel zu lange in der Hofstadt herumgetrieben.
Etwas missmutig trottete das Kiri seiner Majestät König Nero hinterher. Vor den Toren erblickten sie den Angreifer -- und erstarrten. Es handelte sich um keinen Geringeren als Prinz Blackfox, doch statt in seiner üblichen Kleidung, in einer leuchtend neongrünen Rüstung.
"Filius, was tut Ihr da?", fragte König Nero ungläubig. "Legt diese alberne Rüstung ab und kommt mit nach Hause! Wir werden Euch auch gewiss nicht böse sein!"
Der Angreifer lachte hämisch. "Filius? Nach Hause? Ich kenne Euch doch noch nicht einmal! Ich bin der große Drachenlord -- und Euer Hof gehört schon bald mir!"
"K-kiri, tut etwas", wandte sich der König nun an seine Hof-Abenteurerin, "er ist nicht mehr ganz bei Trost. Wir erkennen Unseren Filius gar nicht mehr wieder!" Das Kiri nickte.
"Ha!", brüllte der Drachenlord. "Ihr besiegt mich nie!" Und schon war er verschwunden.
"Groudon, wir packen das", sagte das Kiri zu ihrem treuesten Spielzeugpokémon. "Wir haben noch jeden Feind besiegt." Groudon leuchtete kurz rot auf, nur um im nächsten Moment noch bedrohlicher auszusehen. Es begab sich aufs Schlachtfeld und wurde von einer Horde Balgoras und Monargoras begrüßt.
"Abgrundsklinge! Bis ich etwas anderes befehle!" rief das Kiri ihrem Pokémon zu. Dieses besiegte die Horde Gesteinspokémon ohne große Probleme. Es ging weiter über das Schlachtfeld und gelangte zu einer Horde Schilterus und Bollterus, doch diese waren sogar noch einfacher zu besiegen.
"Wir werden das Schlachtfeld rocken", murmelte das Kiri siegessicher, als Groudon auch mit einigen Koknodon und Rameidon scheinbar problemlos fertig wurde. Doch in genau diesem Augenblick tauchte Blackfox wieder auf. Bei ihm ein übergroßes Ampharos, umringt von Forstellka, die aus drei Türmen am hinteren Schlachtfeldrand immer wieder Verstärkung anforderten.
"Ampharos, Mega-Entwicklung!", befahl der Drachenlord, woraufhin dem Spielzeugleuchtturm eine wehende Mähne wuchs.
"Keine Angst, Kumpel. Das da ist ein Elektro-Typ, den klatschst du locker", sagte das Kiri zu ihrem Gefährten, immer noch so siegessicher wie am Anfang. Und so rannte Groudon ins Getümmel. Die Forstellka stießen Kugeln aus weißem Plasma aus und schossen diese auf das nahende Spielzeugpokémon. Dieses wurde dadurch in seiner Angriffsfähigkeit stark eingegrenzt, wusste sich gegen die Plasmakugeln der Forstellka und die Blitze des Ampharos nicht mehr zu wehren. Und so kam es, dass es erst taumelte, sich in seine normale Form zurückverwandelte und zu Boden fiel. Zum Preis von zwei Poké-Diamanten hätte das Kiri den Kampf fortführen und Verstärkung rufen können. Aber sie war zu geizig.
"Hahaha, sehr schöne Vorstellung! Wie äußerst amüsant!", vernahm sie eine Stimme von hinten. "Drachenlord, du kümmerst dich um das Schloss. Und ich ..." Der Ursprung der Stimme drehte das Kiri um, sodass sie ihm ins Gesicht blicken musste. Ihm, Finsterkaiser Corvin, dem schlimmsten Feind, den das Spielfigurenland je gesehen hatte. "... ich kümmere mich um sie." Er grinste sie an, als er ihr immer näher kam. Er packte ihre Hände, verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken und band sie zusammen, seinen Körper gegen ihren gepresst, ohne ihr eine Chance zu lassen, sich zu bewegen. Und so führte er sie ab, die besiegte Hof-Abenteurerin.

"Greif zu, nimm, was du willst", sagte der Finsterkaiser zu dem Kiri. Sie saß in seiner Festung, nicht mehr gefesselt, vor einem großen Tisch. Dort lagen Äpfel, Bananen, Pfirsiche, Melonen, gar Flegmonruten und ... und Kekse. Knusprige, braune Schokokekse.
"Nur zu", sagte Corvin, als das Kiri etwas zögerlich nach einem der Kekse griff. "Doch sei dir bewusst: Wer von meinen Speisen isst, der kommt so schnell nicht mehr von mir los."
Das Kiri zog ihre Hand zurück. Was, wenn sie zu Corvins Gefangener werden würde? Was wäre dann mit dem König? Aber andererseits ... Konnte sie sich im Spielfigurenland überhaupt noch blicken lassen? Nach dieser fatalen Niederlage? Wohl eher nicht. Vermutlich war es sowieso schon dem Untergang geweiht.
"Was ist?", fragte der Finsterkaiser langsam ungeduldig.
"N-nichts", sagte das Kiri, als sie nach einem der Kekse griff und hineinbiss.
"OH MEIN RESHARP, WIE LECKER!", entfuhr es dem Kiri. Der Finsterkaiser konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Das Kiri spürte keine Veränderung und probierte nun auch die anderen Speisen. Ihr Gegenüber am anderen Ende des Tisches lächelte, als er sie dabei beobachtete.

Das Kiri saß nun schon seit Tagen in der Festung des Finsterkaisers fest. Sie hatte immer noch keinen Plan, wie sie von hier hätte fliehen können, doch wenn sie ehrlich war, suchte sie auch nach keinem. Das Spielfigurenland war vermutlich sowieso schon verloren, wozu also fliehen? Außerdem, dieser Corvin ... so schlimm war der gar nicht. Er war zwar bisher immer ihr Feind gewesen, doch das Kiri konnte nicht leugnen, dass er ihr in den letzten Tagen irgendwie sympathisch geworden war. Und schlecht aussehen tat er nun auch nicht gerade. Zwar war das Finsterkaisergewand in des Kiris Augen etwas übertrieben, aber innerhalb seiner Festung legte er das ja zum Glück ab.
"Kiri, es gibt Essen", wurde sie von einer Stimme aus ihren Tagträumen gerissen. Sie blickte nach oben, in die dunklen Augen des Miis vor ihr. Mit einem Lächeln im Gesicht stand sie auf und folgte ihm.
Corvin hatte wieder ein gigantisches Menü für sie gezaubert, mit allem, was man sich wünschen könnte. Wie jeden Tag genoss das Kiri ihre Speisen und wie jeden Tag sah Corvin ihr nur dabei zu, mit einem Lächeln auf den Lippen, nichts sagend, als wolle er diesen Anblick genießen.
"Wow, das war schon wieder so gut", lobte das Kiri ihren Gastgeber, als sie fertig war. Dieser stand auf, ging zu einem Fenster und deutete dem Kiri, es ihm gleich zu tun. Sie begab sich zu ihm.
"Was würdest du davon halten", fing Corvin an und blickte auf das Land hinaus, "dieses Reich an meiner Seite zu regieren?" Ein verstohlener Blick zur Seite verriet ihm, dass das Kiri mit offenem Mund fassungslos dreinblickte. "Du und ich, nur wir beide ... wir beide und ein Kaiserreich der Finsternis", fuhr er fort. "Du dürftest regieren, so, wie ein Mii wie du es verdient hat. Du wärst nicht länger nur ein Handlanger, ein Hofnarr, wie unter diesem Nero. Du wärst mächtig. Du und ich -- wir könnten diese Welt verändern! ... Was sagst du?"
Das Kiri konnte immer noch nicht glauben, was sie da hörte. Regieren, die Welt verändern ... Sie konnte nicht leugnen, dass das durchaus verlockend klang. Vor allem, wenn es an Corvins Seite geschehen würde. Doch sie stand da, wie versteinert, und sah starr nach vorne. Dort, in der Ferne, das Spielzeugland, ihre Heimat ...
"Muss ich dich erst davon überzeugen, dass du es willst?", fragte Corvin, der nun ihre Hand packte. Das Kiri drehte sich zu ihm um. "Du willst es doch auch, oder?" Vorsichtig strich Corvin dem Kiri ein paar Haare aus dem Gesicht. Er sah ihr tief in die Augen, sah ihre Unsicherheit, ihre Angst. "Keine Angst, so schlimm bin ich schon nicht", versicherte er ihr. Er kam ihr noch einen Schritt näher, ihre Körper berührten sich fast. Er legte seine Hand an ihren Kopf und näherte sich. Vorsichtig legte er seine Lippen auf die ihren. Es war, als würden zwischen den beiden die Funken tanzen. Das Kiri gab sich dem hin, genoss diesen Moment, diesen so ewig scheinenden Moment. Sie hatte so etwas noch nie erlebt. In ihr zog sich alles zusammen, ihr Spielzeugherz hämmerte wie wild. Ja, das war es. Das war es, was sie wollte.
Als sich Corvin von ihr löste, bebten ihre Lippen noch immer. Sie lächelte ihn an, ihr Blick verträumt, fast wie besoffen.

"Na, was sagst du?", fragte Corvin ruhig, fast flüsternd.
"Ich ...", stotterte das Kiri, "ich bin an deiner Seite. Jetzt und für immer."
Corvin lächelte. "Gut. Morgen darfst du mir gleich zeigen, wie treu du wirklich bist. Wir werden endlich das Spielfigurenland einnehmen -- deine alte Heimat!"

"Eure Majestät! Eure Majestät! Seht nur, wen wir vor Euren Toren aufgefunden haben!"
"Seid ruhig, Bote! Wir wollen nichts von Euch hören!" König Nero sah zur Seite. Seit das Kiri weg war, war nichts mehr wie früher. Zwar hatte Prinzessin Keksi den Angriff ihres Bruders mithilfe ihrer Freunde, den Blumenpokémon sowie dem übergroßen Rotom abwehren können und im Königshaus war abgesehen von Blackfox' unfreiwillig erhaltener neuer Frisur im Rotom-Rasenmäher-Stil alles wieder so wie früher, doch in der Hofstadt war alles anders. Es war, als hätte man mit dem Kiri alle Fröhlichkeit aus dem früher so lebhaften Ort entführt.
"Aber Eure Majestät", sagte der Bote, der immer noch vor dem König stand, "es ist das Kiri! Das Kiri ist wieder da!"
Der König wurde hellhörig. "Das Kiri? Wo? Wo ist sie? Lasst sie herein!"
Wie befohlen wurde das Kiri in den Saal des Königs geschickt. Ihre Kleider waren schmutzig, hatten Löcher, waren gar zerrissen. Man hätte sie für einen Bettler halten können, hätte man sie nicht so gut gekannt.
Bei ihrem Anblick brach der König in Freudentränen aus.
"Kiri! Hof-Abenteurerin Kiri! Wir haben Euch ja so vermisst! Wir hatten Uns solche Sorgen um Euch gemacht!"
Auch Keksi und Blackfox konnten vor Freude kaum an sich halten und hießen die so lange verloren geglaubte Abenteurerin willkommen. Das Kiri aber wich ein paar Schritte zurück.
"Bitte ... Hört auf, mich so zu nennen. Ich bin nicht mehr eure Hof-Abenteurerin. Ich bin jetzt die Finsterbraut, Verlobte von Finsterkaiser Corvin."
Stille. Alle Anwesenden waren zutiefst geschockt. Die Hof-Abenteurerin, die Heldin des Spielfigurenlandes -- eine Verbündete des Feindes? Und nicht nur irgendeine Verbündete, nein, seine Verlobte! Finsterbraut Kiri ... Welche Neuigkeit hätte den Hof noch mehr erschüttern können?
Plötzlich Schritte, dann wurde die Tür aufgeschlagen.
"Eure Majestät, ein Tumult vor den Toren! Was sollen wir tun?", fragte ein Bote aufgeregt.
"Öffnet die Tore!", befahl das Kiri.
"S-seid Ihr Euch sicher, Hof-Abenteurerin?", fragte der Bote.
"Natürlich! Tut es!", befahl das Kiri.
"I-ihr könnt doch nicht ...", wollte der König einwenden, doch der Bote war bereits wieder weg. Das Kiri jedoch lächelte siegessicher.
"Kiri, warum?", fragte Prinzessin Keksi traurig. "Warum tust du das?"
Das Kiri blieb stumm. Hatte sie nicht eigentlich erwartet, dass ihre Heimat bereits verloren war? Hatte sie nicht gedacht, man würde sie hier wegen ihrer Niederlage verachten? War ihre Entscheidung etwa falsch? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Sie durfte diesen Gedanken nicht zulassen. Corvin zu folgen konnte der einzig richtige Weg sein.
"Es tut mir leid, Keksi ...", sagte sie leise. "Euch wird nichts passieren. Ich verspreche es."
Auf den Gängen war wieder Tumult zu hören. Ein Bote stieß die Tür auf.
"Eure Majestät! Es ist der Finsterkai--"
"Aus dem Weg!" Der Bote wurde zur Seite gestoßen und fiel. "Ich bin Finsterkaiser Corvin. Übergebt mir euer Schloss!" Der Finsterkaiser stellte sich neben das Kiri. "Gegen mich und meine Braut habt ihr eh keine Chance. Noch haben wir niemanden verletzt. Also gebt auf und alles wird gut."
Der König blieb einen Moment lang still. Dann seufzte er. "Ihr habt gewonnen. Wir übergeben Euch Unser Schloss, wenn Ihr im Gegenzug versprecht, alle Spielzeugfiguren und Miis in Ruhe leben zu lassen."
"Aber Vater ...", wollte Keksi einwenden. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Er wusste, wann er verloren hatte.

Prinzessin Keksi landete mit ihrem Ballon im Hofgarten. Sie war so dankbar, dass man ihr ihre geliebten Blumen-Pokémon gelassen hatte. Eigentlich merkte man kaum etwas, wenn man nicht wusste, dass es neue Herrscher gab.
"Na, Flabébé, irgendetwas Ungewöhnliches vorgefallen?", fragte sie fröhlich wie immer das erste Pokémon, das ihr begegnete. Doch dieses deutete ihr, sie solle still sein und zeigte auf einen Busch in etwas Entfernung.
Das Kiri und Corvin saßen nebeneinander, er hatte seine Arme um ihre Schultern gelegt. Zärtlich küsste er sie immer und immer wieder. "Heute auf dem verführerischen Speiseplan des Finsterkaisers: Meine Zuckerstange", flüsterte er. Dann verschwanden sie hinter dem Busch.
"Aww, sind sie nicht süß?", flüsterte Keksi zu dem Flabébé. "Ich will auch von einer tollen Person entführt werden ..."