Fruchtsalat

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Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Kopf wohl fünf Minuten keine Lust auf Selbstgeißelung, deswegen etwas weniger Negatives, yay!


    Danke für deinen Kommi und Gedanken zu meinem Werk, Rusalka! Und natürlich auch die lieben Worte





    Seine Lippen schmecken nach Eis, doch die Worte brennen sich unter meine Haut. Wenn ich nachts die Gedanken verdränge, schiebt mich der Abdruck seiner Liebe über den Horizont. Jeder Abwehrmechanismus versagt. Meine Ängste wiegen so wenig in seiner Hand. Sind überwindbar, denn endlich sehe ich den Sonnenaufgang.

    Nachtschwärze - hauchend im Mondglühen – schmerzlich verwundbar, vage Silhouetten.

    Seine Stimme siegt übers Herzklopfen. Wenn ich lehne, dann an der undurchdringlichen Stille, die zwischen den wenigen, bedachten Worten schwebt, die mich mit Sehnsucht belegen.

    Ich kann seine Stimme sehen, wie sie direkt zu meinem Herzen durch den Brustkorb greift und es behutsam nimmt. Aber an die Leere tritt etwas Warmes. Jede Berührung lockt meinen Atem, bringt die Sinne zum Mitfiebern. Was mich immer plagte, liegt in seiner Hand, und an der einst verwundeten Stelle schlägt Liebe. Die Gefühle eine eiserne Mauer, der Blick hitzig, aber gewiss ist der Rückzug unmöglich. Wir sind gemeinsame Sache, ein Plan; ein realer Traum.

    Das sind er und ich – erbarmungslos und inbrünstig – eisernes Eis im Irrlichtwald der Gefühle.




    Herzkonfekt

  • Hallo,


    ich muss sagen, dass mir der Irrlichtwald der Gefühle als Phrase sehr zusagt. Anfangs ist nicht klar, ob das Gegenüber aufgrund der kalten Lippen keine Gefühle hegt oder ob es als Feststellung zur Untermauerung des nachfolgenden Szenarios dient. In Zusammenhang damit, dass die Sorgen abfallen und jedes Wort eine positive Assoziation mitbringt, ist diese innige Begegnung wie ein kleines Fest. Mir gefällt es, wie du teilweise mit Erwartungen spielst und sie direkt danach ins Gegenteil verkehrst. Am Ende verbleiben positive Emotionen und der Gedanke, dass sich zwei Menschen gefunden haben. Das macht es schön zu lesen.


    Wir lesen uns!

  • Danke für deinen Kommi, Rusalka! Freut mich sehr, dass es dir zusagt und auch positiv rüberkommt. Manchmal sind die spontanen Sachen wohl die besten, weil mir das mit dem Irrlichtwald auch zum Schluss einfiel und dann einfach reinkam, weil ich es auch irgendwie mochte. Also umso schöner, wenn es Anklang fand, danke für die lieben Worte und bis bald hoffentlich~



    16. Deadly Business, be aware.

    Quelle


    »See, we've all got somethin' that we trapped inside
    That we try to suffocate, you know, hopin' it dies
    Try to hold it underwater but it always survives
    Then it comes up out of nowhere like an evil surprise
    Then it hovers over you to tell you millions of lies
    You don't relate to that? Must not be as crazy as I am«

    The Search - NF




    Sie nahm einen Zug. „Das ist er also?“

    „Das ist der See. Aalglatt, immer kalt.“

    „Hab ihn mir größer vorgestellt.“

    Er vermied den Witz und nahm einen Zug. Sie lagen Schulter an Schulter unter einem Baum, der sich still und heimlich im Wind regte, aber keinen Mucks machte. Nur Insekten spielten ein paar Solostücke und warteten auf den Applaus der Zikaden im Vollmond. Die Temperatur legte sich auf die Haut und pendelte genau zwischen den Zahlen, die einen Abendspaziergang angenehm machten. Auf den Armen gestützt, schwiegen beide, bis sie die flache Hand ausstreckte. „Susie ist einfach reingegangen.“

    „Rein und nicht mehr raus.“ Er schaute zu den Steinen rüber, die sie gesammelt hatten.

    Rauchschwade. „Ob sie Angst hatte?“

    „Hatte sie vor nichts.“

    „Einsamkeit schon, sonst wäre sie ja hier. Würde uns helfen.“

    Er ließ die Flamme des Feuerzeugs tanzen. Ein dumpfes Hämmern war zu hören. Die beiden lächelten. Sie stand auf und ging zum Auto rüber, um das Radio anzustellen. Tanzend kam sie zurück und bewegte den Kopf im falschen Takt. „Bon Jovi sagt, das ist kein Song für uns.“

    „Heute Morgen war es noch in Takt, hab nachgesehen.“

    Sie beugte sich runter und schob sein Shirt hoch, um ihm einen Kuss auf die Brust zu geben, wo sie das Herz vermutete. „Da, alles wieder ganz.“ Sie schob das Shirt runter. Er streckte die Hand aus. Sie drückte die Zigarette auf seiner Handfläche aus und feixte.

    „Open Highway, meine Liebe.“

    Sie sang leise mit und drehte sich zum See hin. „Einmal rein und nie wieder aufwachen, hm?“

    „So wie Gott uns schuf. Völlig hilflos in dieser gottverlassenen Welt.“

    „Voller Monster, stimmt’s Tommy?“, schrie sie. Sie streckte die Hand aus. Er warf ihr die Autoschlüssel zu, damit sie den Kofferraum öffnen konnte. Das Schloss klickte und zwei helle Augen starrten sie an. Die Hände Wund vom Hämmern gegen das Innere des Kofferraums.

    „Tommy!“ Sie zerrte ihn aus dem Wagen und tätschelte die Fesseln. „Schau mich an, nein, nicht weinen.“ Sie drückte seine Wangen mit der Hand zusammen. „Böser Tommy. Ich würde ja sagen, wir führen dich zurück zu Gott, damit du dich bei Susie entschuldigen kannst. Aber du kommst dahin, wo kein Licht hinwill. Und falls es die Hölle gibt, freu dich auf uns.“ Sie biss ihm ins Ohrläppchen bis es blutete. „Luzifer wird inspiriert von uns sein.“

    „Unsere erste Dreiecksbeziehung. Luzifer, du und ich“, sagte er hinter ihr.

    Tommy hob die zusammengebundenen Hände und machte ein gequältes Geräusch.

    Er nahm das Feuerzeug und leuchtete auf. „Ich sehe nichts Gutes.“

    „Nichts“, erwiderte sie. Die beiden zerrten ihn zum See.

    „Das wird wie eine Taufe“, sagte sie. „Nur ohne die Segnung und den Kram.“

    „Bisschen mehr Wasser.“

    Tommy stemmte sich dagegen, doch die beiden summten nur zum Thriller.

    „Immer kalt wie unser Tommy“, sagte sie. „Schöner, toter See.“

    „Schöner Tommy, toter Tommy. Ich liebe diesen Song.“

    Sie nahm einen Zug von der warmen Abendluft. Mit dem Himmel über ihnen, und dem gebrochenen Eis im Inneren.




    Herzkonfekt

  • Bin wohl schlecht im Verstecken, wenn ich immer wieder hier lande.



    Sweet taste ain't nothing

    If you desire bitter truth

    Fooled by sour feelings


    Ich sollte dich fangen, auch wenn du nicht fällst. Risse am Boden, fahle Worte fremder Widersacher. Im richtigen Moment meine Gefühle zeigen, um deine Einsamkeit zu vertreiben. Dann stark sein, wenn alles zu viel wird. Nur für mein Bild vor anderen verbrenne ich Energie. Um den Willen zum Atmen zu finden, rode ich den Mentalitätswald leer. Und für ein Lächeln, wenn du es nicht hervorbringst, würde ich den letzten Tropfen Wasser entbehren. Nur damit du nicht siehst, dass mein Himmel Grau ist. Die trügerische Spiegelung wahren. Denn du sollst nicht sehen, dass mir selbst das normale Leben zu leben schwerfällt.



    Herzkonfekt

  • Hallo,


    das tödliche Business lebt davon, dass es von Anfang an seine Motivation nicht wirklich preisgibt. Offenbar sind da zwei Menschen, die sich über einen Selbstmord unterhalten, allerdings wird ihre vielleicht sogar gespielt romantische Beziehung erst zur Mitte hin klarer. Das Mysterium um die Anwesenheit der beiden am See zeigt sich dadurch, dass sie eine weitere Person mit ihrem Schicksal beglücken. Da zu Beginn Susie erwähnt wurde, könnte es sich vielleicht um einen Streit handeln, der letztendlich zu diesen Ereignissen geführt hat. Der Aufbau ist dir wirklich gelungen und es war bis zum Schluss spannend zu lesen.


    Wir lesen uns!

  • Zeit für was Persönliches



    Danke für deine lieben Worte und Kommi, Rusalka, du bist definitiv der Antwort auf der Spur und es freut mich, dass du deine Gedanken mit mir geteilt hast und die Zeit findest, die Werke zu lesen~ :herzi:



    His soul feels bitter

    The kiss did taste like mint though

    I wasn't complaining


    Original aus dem Film "Ballerina (발레리나)"

    If your soul were to be split like the sides of parents.

    What components would weigh the heaviest?

    It has been fostered by Sins since birth,

    Forged out of Wrath and Lust,

    Nothing short of a lunatic.



    Fehlender Brief


    Früher lag mein Handy nah und der Weg nach Hause war kurz, denn deine Stimme begleitete mich täglich. Wir redeten viel und lachten mehr. Aber Mensch sein bedeutet Schmerz zu kennen wie eine zweite Haut. Nun sind Tage kurz dank betäubender Serien, tiefenlosen Filmen und undurchsichtigen Gedanken, die vom Fernen ablenken sollen. Sehe ich zurück, höre ich Sommergewitter gleich Musik. Verbrannte Erde, Donner, Wellen. Schaue ich nach vorn, beginne ich bereits zu vermissen, was mich jetzt hält. Wie mir der Atem vergeht, wenn ich an das denke, was einst unverwüstlich wirkte, Schwester. Die zweite Haut brennt, sie fängt förmlich Feuer.




    Herzkonfekt

  • 16.

    Inspiriert von einer der Top 5 witzlosesten Personen aus dem Forum, die ich seit vielen Jahren ertragen musste hier, heute, im schönen Bisaland. Seid froh, wenn wir uns niemals begegnen.



    Der Clown lief in den Park, spät am Abend

    Lang ists her, dass sie dachten, er habe Talent

    Lichter hüllten das Geäst in abstruse Schattenspiele

    Sein Humor ähnelte dem Dreck, der Ratten gefiele

    Und am See, da fand ich ihn in meinen Armen

    Trat auf seinen Schatten und hielt ihn fest

    Bis er in die Knie sank und panische Augen

    In deren Inneren keimte es aus dem Samen

    Der Erkenntnis, dass er kannte meinen Namen

    Aber lieber Clown, dachte ich, lass mich raten

    Du kennst das Gefühl von Nadel und Faden -

    Nur diesmal unter der Haut, bis der Schrei

    Verstummt unter dem Muster, endlich Stille

    er lag in meinen Armen vor mir, ohne Wille

    Sich noch weiter gegen den Druck aufzulehnen

    „Sei dir nur eine Sache vorher noch gesagt:

    Witze auf Kosten anderer sind schon gewagt,

    Wenn du sie nicht kennst, was könnte bald sein?

    Vielleicht kehrt dein Lächeln nie mehr Heim.“

    Also hielt ich ihn fest. Diese Einmann-Komödie,

    Wird morgen zur blutigen, sinnlichen Tragödie,

    Egal wie laut vertränte Augen auch flehen.


  • Quelle




    Mit Rauch formt er Wolken über dem Tal seiner Gedanken. Auf seinem Rücken trägt er den Abgrund mit all der Stille zwischen Worten, den zarten Rissen vergangener Momente und Abschürfungen von Anfeindungen. Angewinkelt das Bein, mit einem Fuß immer auf der Erde. Keine Lüge führt ihn fort, keine Wahrheit hält ihn warm. Ein Mensch, der mehr sein will und die Hände vor sich faltet, um den Regen zu fangen. Er trinkt und dürstet nach mehr. Frisst sich nie satt an den Zweifeln. Hunger, Stille, Leere. Durstig, rastlos, überfordert. Er schöpft weiter Wasser, denn wo Wasser ist, wird auch Leben versprochen.




    Herzkonfekt

  • Happy 2024 und Neujahr! Ich weiß nicht, ob ich jemals die Vergangenheit verlassen werde. Es gibt zu viel von mir dort. Jedenfalls etwas muss man sich doch bewahren, oder nicht?



    I don't know what hurts the most, holding on or letting go
    Reliving my memories, and they're killing me one by one

    - 1x1 by Bring Me The Horizon ft. Nova Twins


    Quelle




    ich suche im Regen deinen Segen

    wenn Draußen Wolken herrschen

    der Morgen bringt eisige Stille

    jeden Tag ein neuer Wille

    den es zu suchen gilt

    Todeswünsche flüstern mild

    tröpfelnde Erinnerungen

    in denen ich dich suche

    deine Stimme

    ein letztes Mal ersuche

    ich schwimme …

    … schwimme, schwimme

    auf leisen Wellen lebt es sich

    mit Strömungen der alten Welt

    in der sich deine Liebe gesellt

    sag mir, dass es nicht verfällt

    diese alte Zeit nicht zerschellt

    wie aus dummen Ideen

    Konsequenzen gebaren

    die Jugend bewahren

    nur nicht mehr ergeben …

    … ersticken, ertrinken

    kann ich dir etwas geben?

    um deine Gefühle zu wecken

    dass es nicht zum Wrack führt

    sondern dem Leuchtturm

    der selbst Stürme überlebt

    wo keine Wolken hängen

    keine Gedanken drängen

    ich warte in der Himmelskaskade

    fürchte keine Antwort, keine Klage

    denn ich höre dich ein letztes Mal

    werden wir uns im Regen begegnen?




    Herzkonfekt

  • Ich habe Live-Aufnahmen aus meiner heutigen Nacht am Küchenboden und dachte mir, die stelle ich in diese Seelenkammer rein. Selten so scharfe Aufnahmen meiner Gedanken gefunden, aber hey, ein bisschen psychische Störung hier und etwas Wahnsinn da sind doch normal. Right? They are not.

    16


    "I don't know how or why or when

    I ended up in this position I'm in

    I'm starting to feel distant again

    So I decided just to pick this pen

    Up and try to make an attempt

    To vent, but I just can't admit

    Or come to grips with the fact that

    I may be done with rap, I need a new outlet"

    - Beautiful by Eminem



    Ich weiß nicht, wieso ich dir sage, was meine Albträume mit mir machen. Vielleicht, weil ich weiß, dass du mich nicht aufhalten kannst. Deine Stimme füllt nicht länger diese Wände noch meinen Verstand. Nur Narben aus Worten, die du nicht mehr zu mir sagst. Ich habe zu viele davon in meinem Kopf. Zu oft alles mit der Illusion betäubt, damit ich noch einen Tag weitergehe. Einen verdammten Monat auf eine Antwort warte, die nicht stillschweigend versiegt. Ich habe es nicht verdient, bei weitem nicht. Niemand ist mir gegenüber so grausam wie ich, wenn ich nachts mit meinen Gedanken hadere. Mir nur Tattoos in die Haut ritze, damit ich sie Menschen zeigen kann, die sie nicht verstehen. Weil ich alleine dort am Ende stehen will, denn anders komme ich nicht an. Anders als ohne die Guten kann ich nicht tiefer stechen. Mir fehlt es an Kraft, an Mut, das Leid auszublenden. Andere sind wie Charaktere, die mir nicht liegen. Ich bin nicht so nett wie damals, nicht so einfühlsam. Es ist kalt, so verdammt kalt um das, was ein Herz sein sollte. Eine Seele aus hässlichem Material. Wo Eltern einst sagten, dass es mal ein gutes Kind sei. Ein Kind mit Potenzial und irgendwann, dann muss daraus ein guter Mensch werden. Es war doch alles da, um was Gutes zu werden. Ich habe das Bild nur verrückt, nie zerbrochen, denn ich will ihre Enttäuschung nicht spüren. Sie sollen glauben bis ich es nicht ertragen muss, ihren Irrtum um eine verschwendete Person zu ertragen.


    Jeden Tag töte ich einen Teil von dem, was mich liebt, um die unausweichliche Antwort schöner zu verpacken. Sie wie ein Medikament zu schlucken und das Rot herbeizusehnen, wenn es mich wärmt und nicht länger verängstigt.

    An manchen Tagen bin ich zu müde, um zu lächeln.

    An vielen Tagen kann ich die Lüge von mir wahren.

    Aber an wenigen Tagen wünsche ich mir, dass wir ein gutes Gespräch hatten, falls ich das Ende gefunden habe. Vielleicht schreibe ich dir eine letzte Nachricht, für die du mich hassen darfst. Oder ich gehe und wir sehen uns nicht, denn ich bezweifle, dass es auf der anderen Seite einen Platz für mich gibt. Ich wüsste nur gerne, wo es anfing falsch zu laufen. Wann die Empathie seinen Lauf nahm und sich von mir abwandte, damit ich nur noch Hüllen sehe. Wann ich eine Geschichte hinter dem Namen brauchte, um für sie zu fühlen. Welche Abzweigung nahm mir die Zurückhaltung, wenn mir die falsche Person begegnet. Dass ich sie nicht ziehen lassen kann. Wo sind meine Möglichkeiten versiegt? Der Kopf zu voll mit Ballast, aber so verdammt leer was Antworten betrifft.


    Jetzt saß ich wieder unter einem dunklen Himmel ohne Sterne und Mond. Derselbe Mist, der mich lange in Ruhe ließ. Aber finde nicht die Kraft, mein Ende zu wählen. Taumle nur wieder vor den Bildschirm und frage Eminem. Frage die Musik von Menschen, die schon längst was geworden sind. Oder etwas waren bevor sie zu früh gingen. Zu viele Beerdigungen auf dem Weg, zu viele Tränen fremder Wangen gesehen, zu wenig gerettet. Jede einzelne, die ich auslöste, bricht mein Vertrauen ans eigene Selbst. Ich weiß, irgendwann komme ich nicht nach Hause, weil ich schon zu lange fort war. Weil ich die Antwort gab bevor ich mir die Chance gab. Und dann ist all der Hass und die Fragen gerechtfertigt, aber ich muss sie nicht mehr hören. Ich muss keine Gesichter ansehen und ihnen zeigen, was sie sehen wollen. Gebe keine Umarmungen an Fremde und verschenke keine leeren Worte, die ich mal für echte Freunde fand. Nur weil ich sie noch kenne. Dann richtet keiner mehr, denn ich bin Gericht und Vollzug. Jetzt finde ich keinen Schlaf und bin ein Stück näher am Ende, während ich noch versuche zu fühlen, was diese Leere ist. Aber sie wird immer bleiben, sie wird sich niemals füllen, weil die Antwort bereits an der Stelle vernarbt. Ich finde keine Ruhe, aber habe sie seit langem nicht mehr so stark herbeigewünscht wie heute. Ein verdammtes Ende mit schlechter Besetzung und guter Musik.



    Herzkonfekt

  • Oh, seit dem Breakdown nicht hier gewesen, rip. Anyways ... I know, Kurzgeschichten werden vermutlich weniger gelesen als kurze Werke, aber mir war danach, haha. Außerdem liebe ich Dialoge~


    Society pls. Quelle



    Neulich beim Nachsitzen


    „Das ist deine Ex“, sagte Donny in gedämpfter Stimme zu mir. In einer Lautstärke, die definitiv nicht mehr als Flüstern gelten konnte und alle anderen sechs Leute beim Nachsitzen mitbekamen.

    Jessy drehte sich um. Sie saß zwei Plätze rechts von uns eine Reihe weiter vorne. „Das ist sie, oh mein Gott. Kifferkopf.“ Sie lächelte ihm zu und gab mir einen Seitenblick. „Anastasia.“

    „Jessy.“

    Dann wandte sie sich wieder ihrer Tasche zu, deren Matheutensilien auf dem Tisch angeordnet werden mussten. Zirkel, Bleistift, Heft. Wie sie es immer tat, legte sie alles gerade an einen bestimmten Platz. Der Bleistift immer zu ihrer Linken und die Federtasche parallel zum Heft aufgestellt. Sie fuhr sich durch die blonden Haare, die ihr ständig vors Gesicht fielen, aber dagegen tun wollten wir nie was. Sie aus dem Gesicht zu streichen war bis vor kurzem noch meine Passion. Der Lehrer spähte über den Rand seiner Zeitung. Wir duckten uns unter dem Deckmantel der Produktivität hindurch.

    „Brauchst du eine schwierigere Aufgabe, Donald?“

    Donny nahm den Bleistift aus seinen Haaren. „Sir, nein, Sir. Ich bin schon genug überfordert.“

    Dieses Nachsitzen war absolut dämlich. Nur weil ich in meiner Hausaufgabe eine grandiose Karikatur über unsere diktatorische Schulsprecherin gemalt hatte, musste ich jetzt hier rumhocken, um eine Version von irgendeinem Politiker zu machen, was zum Zeitgeschehen passte. Dabei war Schulpolitik noch deutlich interessanter. Aber mit Politikern konnte man es ja machen. Nur bloß nicht die Schulsprecherin mit übergroßem Zinken malen. Ich scrollte am Handy die Nachrichten durch und zeichnete ein wenig, während mein Blick immer mal wieder Richtung Jessy glitt. Wieso war sie hier? Normalerweise waren Verpflichtungen genau ihr Ding. Hausaufgaben, Listen anfertigen, akkurat jede Abrechnung von unseren Konzerten und Ausflügen notieren. Sogar mit Farben unterteilt und per Hand, obwohl sie am Computer wesentlich schneller war. Nur weil sie gerne ebenfalls schrieb, während ich zeichnete. Jetzt würde sie immerhin schneller sein. Sie schaute auf. Ich wandte mich meinem Blatt zu bis ich den Ellbogen spürte. Donny schob sich auf meine Seite des Tisches.

    „Wieso habt ihr euch eigentlich getrennt?“

    „Keine Ahnung.“

    Er kratzte sich an der Wange. „Hä?“

    „Ist halt passiert.“

    „Du weißt wieso“, sagte Jessy, ohne vom Blatt aufzuschauen.

    „Weil du stur bist.“

    Sie rollte mit den Augen. „Weil du ein Feigling bist.“

    „Wie bitte?“

    „Bist du taub?“

    „In deiner Nähe wäre das manchmal wünschenswert.“

    Sie nahm einen tiefen Atem, aber schluckte die Worte wieder runter. In ihrem Kopf würde sie das sowieso endlos weiterführen. Mit ihr zu diskutieren war ein Marathon. Ich ertrug das nicht. Streits sollten wie Sprints sein. Einmal alles geben und dann war die Sache am nächsten Tag spätestens erledigt. Am besten bevor man sich um den Schlaf bringt noch. Immerhin gab es ein paar Minuten Ruhe bis Donny sich wieder mal aus seinem Dauertagträumen selbstweckte.

    „Das sind coole Armbänder“, sagte er zu Jessy. Sie wackelte mit dem Arm und erzählte ihm, woher jedes einzelne Kam. Von den giftigen Wolken in Grün vom Punkkonzert in der alten Kanalisation bis hin zu den bunten Blitzen, wo wir uns mal an Techno versucht haben. Eindeutig nicht unsere Musik, deswegen hatten wir das meiste vom Abend mit Alkohol und Lachen ertränkt. Mir tat der Hals am nächsten Tag weh so viel Spaß hatten wir.

    „Das war im Winter am Fluss unten“, sagte Jessy. Ich musste unweigerlich lachen, woraufhin sie mich überrascht anschaute. Dämlicher Reflex. Aber sie lächelte. Ich sah auf mein Blatt.

    „Wie stellst du dir deine Zukunft vor, Donny?“, sagte sie.

    Jetzt wollte sie schon wieder provozieren. Ich warf ihr einen bösen Blick zu, doch den ignorierte sie einfach.

    „Auf dem höchsten Hoch“, sagte er. „Keine Beziehung, keine Schulden, keine Termine mehr.“

    „Das erträgt Miss Wochenplaner nicht“, sagte ich.

    Wie sie mich ignorierte. „Philosophie wäre vielleicht was für dich.“

    Ich stand auf mit meinem Heft, woraufhin wieder der Blick über die Zeitung kam.

    „Hier ist das Licht besser“, sagte ich und stieg über den Tisch. Er hätte sicher etwas eingewandt, wenn Jessy nicht sowieso seine Lieblingsschülerin wäre. Ich setzte mich neben sie. „Das machst du absichtlich.“

    „Als Ex steht mir etwas Sadismus zu.“

    „Nicht jeder plant sein Leben vor. Denn am nächsten Tag stirbt jemand oder du fliegst von der Arbeit und schon ist alles anders.“

    Sie musterte mich. Nicht abschätzig, eher als würde sie etwas suchen. „Geht es um Tom?“

    „Nein.“

    „Ich glaube schon.“

    „Mein Bruder ist seit acht Jahren tot, ich bitte dich.“ Als würden wir den Streit von gestern einfach weiterführen. Wie konnte sich das dermaßen ziehen?

    Sie spielte an den Armbändern. „Ich lass dich nicht allein. Vor allem nicht auf diese Weise.“

    Ich machte mich wieder an mein Werk, während wir für eine Weile nichts sagten. Diese Stille frustrierte mich nur noch mehr. „Wieso trägst du sie noch?“

    Sie schmunzelte. „Weil das die schönsten Erinnerungen sind. Die gehen ja nicht fort, nur weil wir getrennt sind. Ich halte sie warm.“

    Ich horchte auf, ob uns jemand zuhörte, aber hinten war einer schon am Wegnicken hinter seiner Lektüre aus dem Literaturkurs und vorne wurde bereits die Mittagspause herbeigesehnt. Donny bestellte sich am Handy was zu Essen vor, damit er es pünktlich abholen konnte. Jessy sah mich an und ich sie. Dann schaute ich wieder auf mein Blatt, aber mir fiel jeder Strich schwer, der sonst gewohnt war. Ich wusste, dass sie sich nicht abwenden würde.

    „Ich denke nicht über die Zukunft nach wie du. Sie ist erschreckend und voller ungelöster Probleme. Als du mich gefragt hast, wo ich uns in fünf Jahren sehe, da bin ich eingefroren. Allein die Vorstellung. Du hast die volle Kontrolle, aber ich nicht. Alles in meinem Leben ist eine einzige Wanderung auf einem Seil ohne Netz.“

    Sie schnalzte. „Ich bin dein Netz.“

    „Du weißt, wie ich das meine.“

    „Ich wollte dich nicht erdrücken, tut mir leid. Als du wütend wurdest, habe ich das anders verstanden. Als wäre es kein uns mehr. Dabei hattest du angst um genau das.“

    „Tut mir leid“, murmelte ich.

    Sie berührte meinen Arm. Ich sah ihr in die warmen Augen. „Die Karikatur von heute Morgen gefiel mir besser.“

    „Du hast sie gesehen?“

    „Wurde oft geteilt. Außerdem schaue ich mir alle deine Bilder an.“

    Wir schwiegen eine Weile.

    „Wieso dann Feigling?“

    Sie wirkte mit einem Mal traurig. „Weil du nicht dran glaubst. Kunststudium, Galerie und das große Ganze, nicht?“

    „Weiß nicht.“

    „Ich schon. Du fürchtest dich.“

    „Ist nicht jeder wie-“

    Sie mahnte mich mit einem Blick. „Dann glaube ich eben an dich wie du an mich. Jeder wird sich vor deinen Karikaturen fürchten. Und die Gemälde lieben. Zumindest ich und ich bin das wichtigste Publikum. Du kennst mich. Ich bin sehr kritisch.“

    „Extrem kritisch. Einer Karikatur würdig.“

    Jessy betrachtete ihre Armbänder. „Meinst du, ich brauche mehr?“

    „Wir machen einfach den ganzen Arm voller Armbänder.“



    Herzkonfekt

  • Ich weiß nicht, was ich hier mache




    Ich schwöre, es war gestern noch Frühling

    Als wärst du Universums persönlicher Liebling

    Blicke blühten beidseitig an der Straße auf

    Mit dir freute ich mich jedes Mal drauf

    Unter der Sonne zu sein, aus dem Haus

    Nur für ein paar Stunden irgendwie raus

    Einmal den Verstand lüften und sich erinnern

    Wieso wir Kontakt mit Menschen verhindern


    Aber im Moment bin ich lieber stumm

    Das bin ich öfters, doch diesmal ists anders

    Ich wäre gedanklich gerne woanders

    Aber bleibe stehen, warte auf den Zug

    Der mich näher an die Zukunft bringt

    Nur bin ich der, der um ein Ticket ringt

    Denn meine Pläne ähneln Trug


    Ich sehe dich, vermisse den Frühling

    Denn am Ende der Strecke bin ich nicht

    Es ist Winter, wer nicht schläft flieht

    Visionen pendeln wie fatales Gewicht

    Gerne wäre ich dein liebster Gedanke

    Aber ich vergesse langsam, wer ich war

    Und finde keinen Weg, wer anders zu sein

    Halte meine Hoffnung immer schön klein

    Was ich zu dir sagte war immer wahr

    Doch ich stehe auf ungesagten Worten

    Spiegelglatt inmitten des Sees, ich wanke

    Kann keine Klarheit mehr in mir verorten


    Blätterlose Bäume, blasser Beifahrer

    Führerlos flankieren Furcht

    Und ungesagte Untätigkeit

    Zerreißende Zukunftsangst, zerstreute Zuversicht

    Ich erinnere oft, vergesse viele, weiß wenig, bin einsam

    Aber vielleicht sehen wir den nächsten Frühling gemeinsam.



  • Hallo,


    beim Nachsitzen lernt man meist so einiges über die anwesenden Menschen kennen und besser hätte die Ausgangslage gar nicht sein können. Aus welchem Grund das Organisationstalent Jessy nachsitzen musste, wird zwar nicht so klar, aber ich finde es interessant, wie der Fokus langsam von ihr zu Anastasia übergeht. Obwohl auch hier nicht sofort ersichtlich, werden ihre Zukunftsängste klar dargelegt und ihre Position gegenüber einem Kunststudium angesprochen. Das empfinde ich recht realistisch, wie auch, dass Jessy zu ihr steht. Dass sich die beiden nach dem Streit so gut unterhalten können, zeigt, wie sehr sie sich doch mögen.


    Wir lesen uns!

  • Ein Drabble nach langer Zeit


    Danke für den Kommi, Rusalka!


    Efeukorsett


    Wir flechten gerne Kardinalsünden. Dich zwischen diese Zeilen zu pressen fühlt sich an wie die Größte. Das Efeukorsett schmiegt sich an dich wie eine kunstvolle Umarmung. Wenn du zwischen Qualm den Unrat an Gedanken aussortierst. Seitlich ein paar Wörter in Gedichtbänden einsaugst, sogleich wieder woanders den Blick schweifen lässt als müsste jeder Vers bedacht werden. Aus alten Augen wirkst du tatenlos. Gleichaltrige nennen dich Bürgen der Arroganz. Aber wenn sich die Blätter deiner Tattoos mit jeder Regung ein Stück bewegen, frage ich mich, wieso ich immer allein sein will. Ein Blatt im Wind auf der Suche nach einer Krone.