Yo Musicmelon
Seems like a good opportunity to actually comment in English.
Ok nee, mache ich nicht, ich bleib auf Deutsch weil Regeln I guess (<- haha lustig weil trotzdem Englisch).
Mit Rapid Storm hast du ein Werk geschaffen, das Prosa und Lyrik miteinander vereint. Allerdings habe ich bei Drabbles, obwohl formal nicht der Lyrik zuzurechnen, oft das Gefühl, dass sie viel mehr ein Gedicht ohne Verse sind als ein Prosatext und genau das habe ich hier auch das Gefühl, noch verstärkt durch den Einbau von tatsächlichen Versen.
Es scheint mir um zwei Leute zu gehen (irgendwie intuitiv meine ich, es spricht ein junger Mann zu einer jungen Frau), die ein kleines Problem haben, einen Beziehungssturm. Das Ganze eröffnet mit einem Vorwurf, was sich imo etwas merkwürdig mit dem Rest reibt, aber wie auch immer. Das lyrische Ich klammert sich an einen früheren Zustand der Beziehung zu seinem Liebespartner, doch er ist sich eigentlich im Klaren darüber, dass diese Zeiten vorbei sind und dass sich etwas ändert. Am meisten zum Ausdruck kommt dieses Bewusstsein im Satz "we were... more", der impliziert, dass es in der Gegenwart halt eher "we are no more" ist.
Die Verse eröffnen dann eine gewisse Reflexion auf das Vergangene. Aus den Versen wird eindeutig klar, dass es einen Moment gab, in dem das lyrische Ich eine Entscheidung fällte, der die langjährige, positive Beziehung nachhaltig in ein schlechtes Licht gerückt hat (Take me back to my decisions / Let me change my path to our future / Can a single moment evaporate years?). Diese Entscheidug bereut er ganz offensichtlich.
Jetzt, was mir nicht ganz klar wird, sind die Umstände dieser Entscheidung. Der "rapid change", der angesprochen wird, ob der eine Konsequenz des Entscheids oder eine Ursache ist, in deren Folge das lyrische Ich den Entscheid fällte, will mir nicht so recht klar werden, auch wenn ich zu letzterem tendiere, und zwar aus folgendem Grund: Im vierten Satz steht "Turned our backs on them", und das scheint für mich diese vielbesagte Entscheidung zu sein. Aufgrund des schnellen Wandels, der Ergrauung der Seelen und einer unerträglichen Wankelmütigkeit, die sich in den Augen des lyrischen Ichs (zumindest zum Zeitpunkt seiner Entscheidung) bei Betrachtung der Menschheit als prägende Eigenschaften ebenjener herauskristallisierten, nahm das Ich seinen Partner und wandte sich ab vom Leben, zumindest vom öffentlichen. Das war wohl wieder ein Schuss in den Ofen.
Im dritten Absatz gibt es nochmals ein wenig Nostalgie, bevor das lyrische Ich um eine zweite Chance bettelt, die die Beziehung wieder ins Lot rücken wird ("Your flame will burn again").
Blablabla, doch wo bleibt hier der Sturm, das zentrale literarische Element dieses Werkes? Der Sturm ist das Sinnbild für die Krise, die die beiden auf interpersoneller Ebene erleben, ist also auf die innere Gefühlswelt der beiden Figuren bezogen, weniger auf das, das um sie herum passiert. Der innere Sturm ist, man könnte sagen, eine Folge eines äusseren Sturmes, des "Rapid change" (siehe hier Formulierungsparallele zu "Rapid Storm" im Titel), doch das lyrische Ich will diesen Sturm schnell vergessen machen. Daher glaube ich auch, dass es sich vor allem auf den zwischenmenschlichen Konflikt bezieht und weniger auf die Lage der Welt im Allgemeinen, weil selbst einem so verblendeten Utopisten wie dem lyrischen Ich hier wird klar sein, dass seine Chance, den globalen Sturm zu besänftigen und so das Herz seiner Señorita zurückzuerobern weit ausserhalb seiner Möglichkeiten liegt.