Hallo, Musicmelon ^^
Ich wollte schon ewig mal etwas zu deinem Drabble Freiheit der Revolution schreiben. Da du bisher keinen Kommentar dazu bekommen hast, passt das hoffentlich immer noch.
Die Anklänge an den Geist der Französischen Revolution und dieses eine Bild sind vermutlich nicht zufällig, jedenfalls musste ich direkt daran denken. Es scheint eine Momentaufnahme zu sein, das kommt durch die Rückblicke und Vorahnungen ja relativ deutlich raus. Es ist vieles passiert, das Chaos, Schrecken, Rauch (Pulverrauch?) und die Spuren der Schande bewirkt und hinterlassen hat. Durch den Ruf "Der Himmel sei uns gnädig" wird noch deutlicher, dass da auch scheußliche, moralisch verwerfliche Dinge passiert sein müssen. Dass die Knochen als Verdienst bezeichnet werden, klingt fast schon nach Stolz, das Ich (oder besser wohl das Wir) scheint das Geschehene und seine Taten im "Affekt" trotz aller negativen Auswirkungen verteidigen zu wollen. Die Idee einer Revolution hast du jedenfalls toll eingefangen, dieser Gedanke, dass Veränderung genau jetzt notwendig war, damit etwas Neues, Besseres entstehen kann, mit der Hoffnung und dem Optimismus, dass es tatsächlich nur besser werden kann, obwohl das, wie die Geschichte zeigt, oft genug gar nicht der Fall war. Die positive Wahrnehmung von Affekt und Instinkt erinnert mich an diese Reden aus dem 18./19. Jahrhundert von der Revolution als natürliches Wesen der Geschichte, Klassenkampftheorie bei Marx und ähnliches. Ich will nun aber auch nicht zu viel davon in dein Werk projezieren, das wird ihm vermutlich nicht gerecht.
Die einzige Metapher, die sich mir nicht erschlossen hat, ist "von Wärme gepeitscht". Stünde statt Wärme Hitze, könnte ich es eher einordnen, aber selbst das ergibt in Verbindung mit "von Schlössern eingepfercht", was mich an Regeln, Strukturen, Konventionen, Gesetze denken lässt, nicht wirklich Sinn. Kann aber gut sein, dass ich etwas offensichtliches übersehe, wäre nicht das erste Mal ^^'
Darüber hinaus muss ich mal sagen, wie sehr mich deine Wortgewandtheit beeindruckt. Da ist so viel Vielfalt drin, alles ist irgendwie ein Bild und eine Metapher, aber nicht auf die schlechte Art, dass alles nur noch kryptisch und unverständlich ist, sondern bedacht und behutsam gesetzt. Gerade in diesem Drabble hatte ich das Gefühl, dass jedes Wort eine neue Überraschung ist, keine erwartbaren Phrasen oder Alltagsformulierungen. Und das muss man erst mal hinbekommen. Du hattest beim National Poetry Month im April ja nur ein einziges Haiku gepostet, aber das war so eindrücklich, dass ich es tatsächlich im Wortlaut noch zusammenbringe. Nun ja, vielleicht bin ich einfach nur unbedarft, was gute Schreibkunst angeht, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen und es dir mitteilen.