Etwas hatte sich geändert. Soviel war offensichtlich, wenn auch nicht ersichtlich. Die Situation war so außerirdisch, dass das Wort ‚bizarr‘ nicht mal ansatzweise genug war. Drachen, Piraten, Hook, die Aussicht in irgendeinem wachen Traum zu sein...was wohl noch hinzukommen würde? Vielleicht sollte man nicht darüber nachdenken. Schließlich war die Phantasy meist schlimmer als jede Realität. Sofern diese Regel noch Substanz hatte.
Aber dies waren nicht ‚Declan‘‘s Sorgen. Diese lagen eher in seinem Inneren. Obwohl ‚Sorgen‘ auch nicht wirklich stimmte. Kuriosität vielleicht eher. So oder so, ‚Declan‘ war bisher immer Declan. Egal welches Verhalten, Persönlichkeit sich untypisch änderte. ‚Declan‘ war immer Declan. Bis jetzt. Eine Wand war gebrochen, eine Grenze errichtet. Singular, Plural? Nicht ganz klar, aber ja etwas hatte sich geändert. Denn ‚Declan‘ fühlte sich….. ‚frei‘.
Der Braunhaarige wurde aus seiner inneren Inspektion gerissen, als Gemüse und Ungeziefer ihre üblen Visagen blicken ließen. Declan legte den Kopf schief und beobachtete das folgende Handgemenge mit halb geöffneten Augen. „Verwirrend und ermüdend. Ich lethargisch“, murmelte er und gähnte. Es war entgegen seiner Natur, einfach nur am Rand zu stehen, besonders wenn sich etwas so bizarres zum Ketschen anbot. Andererseits tat er auch nicht, wonach ihm nicht war. Die beiden Piraten erledigten ihren Job nicht gerade gut, da selbst das wilde Herumgefuchtel ein paar Gefangener mit verrosteten Müll, keinen Waffen, neben einigen wirklichen Kämpfern, ziemlich viel Probleme machte. Der Blauäugige duckte sich mit einem Aufschrei, als ein Fangarm ihm dicht über den Schädel sauste. Nach dem schnellen Verrecken der Kanalratte, ließ der Oktopus jeglichen Ansatz einer Strategie fallen und wedelte nur noch wild mit seinen Extraarmen hin und her. Auch die Tintenfischringe auf Beinen ließ sie bald in Frieden, mehr durch Glück als Verstand. Obwohl man auch hätten meinen können, sie hätten einen unsichtbaren Verbündeten. Declan klopfe sich imaginären Staub von der Schulter und schüttelte den Kopf. „Wer hat den Knoblauch vergessen. Ich kommentiere.“
Der Blauäugige rieb sich fasziniert das Kinn. Sei diese Situation nun Halluzination, Illusion, wie Tony anscheinend dachte ein Virtual Reality Game, oder doch ein Traum, eine solch bizarre Truppe hatte man wohl nur selten unter dem Himmel gesehen. Er wusste auch nicht, was er so wirklich glauben sollte. Der Braunhaarige wollte wirklich glauben, dass das hier die oder eine Realität war, denn das wäre äußerst interessant, aber er wollte auch nicht in eine blöde Kamerafalle tappen, wenn er diesen Glauben aussprach. Aber Eins Plus für die Leistung, sollte dies der Fall sein.
Allerdings musste eine geheime Regierungstechnologie mitspielen, wenn die fünf Sinne so getäuscht wurden. Declan war sich nicht sicher, ob der Verstand für sich selbst solch überzeugende Träume erzeugen konnte. Aber wie gesagt, ein geheime/alternative-Fantasy-Welt-Szenario wäre sehr interessant. Und dabei hatte er bisher nur das Innere eines Schiffes und ein paar Einwohner gesehen. Oder war das Schiff auch ein Einwohner? Den Beschimpfungen des Kalamaris und den Planken-Ranken zufolge, schien es ihnen geholfen zu haben...Na ja, mal sehen wie es auf dem Deck aussah. Vielleicht konnte man einen ersten Blick auf die Welt werfen.
Der wundervolle Nachthimmel breitete sich über ihnen aus. Allerdings mit zwei Monden. Normalerweise wäre Declan immer für mehr astronomische Objekte, aber bestätigte er immerhin das ja, Fantasy-Welt. Real oder nicht.
Der junge Mann bevorzugte den schönen Anblick gegenüber dem Trauerspiel auf dem Schiff, wo sich nur der Anführer der sogenannten Befreier gegen Hook behauptete. Er hätte sich vielleicht hilflos, frustriert oder verängstigt fühlen sollen. Denn sein Leben (in dieser Welt) hing von diesen Kreaturen wohl ab. Doch der glitzernde Himmel füllte ihn mit einer Gelassenheit, wie er selten gefühlt hatte. Selbst sein Bedürfnis die Fäuste fliegen zu lassen schwand dahin. Eine Resonanz wie noch nie. Etwas hatte sich geändert.
Das spürte Declan sofort, denn ihn ergriff eine starke Übelkeit und so brauchte es die Schwankungen des Schiffes nicht, um ihn auf den Boden zu befördern, aber es machte alles noch schlimmer. Nachdem Hook zu einem Skelett verfault war (kam das im Märchen vor?) hatte sich der Anführer ihrer Befreier sowie das Schiff vorgestellt (sollte er noch überrascht sein?). Und endlich hatten sie etwas an Info über ihre Situation erfahren. ‚War es irgendwann schonmal so schlimm?‘, wunderte sich der Braunhaarige, während er ein weiteres Mal trocken aufstieß. Solche Anfälle hatte er leider öfter. Schrecklich, ihm wurde übel, sein Kopf füllte sich voll mit Nebelschwaden und seine jüngsten Erinnerung fühlten sich fern, als hätte er sie nie selbst durchlebt. Er war schon öfter beim Arzt gewesen, aber niemand konnte ihm helfen und so konnte er nur Medizin schlucken und auf Besserung hoffen. ‚So schlimm war es aber noch nie‘, dachte er keuchend, als er aufsaß. Stöhnend horchte er dem Löwenmenschen, um sich abzulenken. Seltsamerweise war aber die Übelkeit das Einzige, was ihn leiden ließ. Der Nervenzusammenbruch, der sich angebahnt hatte war vergangen und er war komplett gelassen. ‚Heh. Ich wusste gar nicht, dass der Sternenhimmel so stark auf mich wirkte.‘
„So, was du sagst ist, dass wir in einer anderen Welt sind?“. Fragte Declan verblüfft. Auch wenn er es im Kopf bereit formuliert hatte, es ausgesprochen zu hören war nochmal was anderes. „ Eine Welt der Fantasy, geformt aus unseren Träumen?“ Er taumelte ein wenig, als der Braunhaarige zum Stehen kam. Er legte beide Hände an den Kopf, tiefe Verwirrung griff ihn. „Ich hätte es schon bei diesem Tor wissen müssen, durch das wir alle anscheinend mehr oder weniger gestolpert sind, dass es kein normaler Traum sein konnte. Und nun endet es in einer anderen Welt..oder einer Virtual Reality Version von einer.“ Ein tiefer Seufzer. „Es spielt aber keine Rolle. Laut unserer Sinne ist dies die Realität und so müssen wir uns den hiesigen Regeln beugen. In diesem Sinne: müssen wir außer dem bereits Gesagtem noch etwas Grundlegendes oder Wichtiges wissen?"