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  • Hallo Sneek,


    erstmal danke für den Kommentar. Da nun von mehreren Seiten meine Metrik unter Beschuss genommen wurde, möchte ich nun auch paar Worte dazu los werden. Ich hatte auch mal Deutsch-Leistungskurs in der Schule.
    Die Metrik ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits verleiht sie bei homogener Verwendung einem Gedicht eine gewisse Gleichmäßigkeit. Zum Anderen schränkt sie einen jedoch auch unheimlich ein, wenn man stets nur ein homogenes Metrum als Prämisse vor jede Idee stellt, die man künstlerisch um zu setzen gedenkt. Entscheidend beim Lesen eines Gedichtes ist die Intention des Autors. Auch wenn meine Gedichte in kurzer Zeit entstehen,
    habe ich mir durchaus etwas dabei gedacht. Soll heißen: man kann meine Gedichte sehr wohl derart lesen,
    dass sie klingen. Dies gelingt bei einigen Passagen freilich nicht, wenn man sie stur metrisch zu lesen versucht.
    Die Versfüße haben durchaus ihren Sinn, aber wenn man metaphorisch gesehen, das Gedicht nicht erkennt,
    weil man sich im Vermaß verrennt, gerät die Sache doch gewaltig in Schieflage.
    Wegen der Orthographie gebe ich dir freilich recht, dort sind die Mängel meist einer trivialen menschlichen Eigenschaft geschuldet: Faulheit.
    Was ich an Gedichten am meisten Liebe ist das Spiel mit den Wörtern und dadurch das Erzeugen der unterschiedlichsten Stimmungen. Sicherlich könnte man zum bequemeren Lesen an der Silbenzahl und der Zeilenlänge ein wenig drehen. Nur ist die Bequemlichkeit des Lesers nicht die primäre Intention meiner Gedichte.
    Gewiss wäre es bei manchen Sachen sinnvoll gewesen, eine Art Leseanleitung in Audioform mit zu liefern, sowie
    Nexy das jüngst getan an.
    Kunst in egal welcher Form hat nicht die Aufgabe bequem zu sein, sondern etwas zu vermitteln, nämlich das was
    dem Künstler zum Zeitpunkt des Schaffens auf dem Herzen liegt.


    So, jetzt dürfen mich die Profis wieder zerreißen.

  • Hier ein Auszug aus einem Projekt, an dem ich gerade arbeite. Es hat noch keinen Titel. Mal sehen, was daraus noch wird^^ Für Rechtschreibfehler möchte ich mich vorab entschuldigen, es wurde bisher noch nicht Korrektur gelesen.




    Anno Domini 1886, deutsches Reich, irgendwo im Süd-Osten Bayerns.


    Es war ein regnerischer Nachmittag im Herbst. Charlotte öffnete mit einem lauten Knarren die Tür der alten Bauernkate und trat ins Freie. Nieselregen fiel ihr ins Gesicht. Es war nun bereits der Zehnte Fall von brutalem Mord, den sie innerhalb eines Monats untersuchte. Der Hergang war immer ähnlich. Ein Kind, oder eine junge Frau aus einem Dorf, oder einer kleinen Stadt verlässt –meist abends – den Ort, um etwas zu besorgen und kehrt nicht mehr zurück. Nur in zwei Fällen betraf es einen Erwachsenen. Wenige Tage später wird von Irgendwem eine Leiche in einem nahe liegenden Wald entdeckt, die auf Grund ihres Zustandes nur noch schwerlich als Mensch zu erkennen ist.
    Sie bedankte sich bei dem Bauern für die Auskunftsbereitschaft und ließ sich die Leiche zeigen. Wie üblich war kaum mehr als ein blutiger Torso übrig geblieben, es stank bereits entsetzlich nach Verwesung. Sie kniete sich neben die Buche, an deren Stamm der Körper lag. In einem Radius von zehn Metern um den Baum herum waren überall Stofffetzen, Innereien und Teile von Gliedmaßen verstreut. Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Sie besah sich die ausgefransten Ränder der Wunden und kam schnell zu einer ersten Erkenntnis. „Eindeutig Lykankthrop“ sagte sie zu den Umstehenden. Es handelte sich dabei überwiegend um ihre Jagdeskorte, aber auch um Familienangehörige des Opfers und einige Schaulustige aus den nahe liegenden Ortschaften. Die Kunde eines solchen Vorfalls breitet sich auf dem Land schneller aus, als die Cholera in einem Feldlazarett. „Was in Gottes Namen ist das für ein Ding?“ fragte der Vater der Toten mit brechender Stimme. „Ein Werwolf. Eigentlich sollte es diese Kreaturen in unserem Land nicht mehr geben, leider ist dies hier aktuell kein Einzelfall Herr Schreit.“
    Charlotte legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. „Aber haben sie Vertrauen, wir werden dieses Ding finden und vernichten.“ Dem Mann, einem Bauern, bedeuteten diese Worte wenig. Übermannt von Trauer barg er sein Gesicht und wandte sich ab. Er hatte bereits vor einem Jahr seine Frau an eine Krankheit verloren, den Verlust seiner einzigen Tochter konnte er nicht verkraften.
    Mit einem kurzen Handzeichen hieß Charlotte einem ihrer Gefährten den Leichnam einzupacken und für die den Abtransport in die nächste Kirche vorzubereiten, damit er zügig bestattet werden konnte.
    Für Emotionen blieb keine Zeit, das wusste Charlotte mit Gewissheit. Sie war eine der neun Primae der „caustici umbrae“, der brennenden Schatten. Sie waren eine Eliteeinheit, der kaiserlichen Garde und für die Aufklärung und Tilgung übernatürlicher Bedrohungen des Kaiserreiches verantwortlich. Sie war außerdem eine der jüngsten Gardemitglieder, die es je in diese Einheit geschafft hatten und die Jüngste überhaupt, die es vor dem dreißigsten Lebensjahr zu einer Führungsposition gebracht hatte. Darauf war sie unendlich stolz, denn ihr Weg dort hin war gezeichnet von zahllosen Torturen und Entbehrungen.
    Sie musste diese Sache hier gut machen, genauso, wie sie es in den neun anderen Fällen zuvor getan hatte. Was sie jedoch im Moment wesentlich mehr beschäftige als das Aufspüren und Töten eines weiteren Werwolfs, war die Frage nach deren Herkunft. Seit über dreihundert Jahren hatte es auf deutschem Gebiet keine Sichtungen dieser Bestien mehr gegeben. Wo kamen sie auf einmal her? Welcher Fluch steckte dahinter? Der Lokalisierung der Vorfälle nach musste der Ursprung irgendwo in Osteuropa liegen, denn die vergangen Fälle verteilten sich weitläufig entlang der deutschen Grenze nach Osten hin, von Brandenburg bis in das südliche Bayern.
    „Prima! Wir sollten uns beeilen, in wenigen Stunden wird es dunkel sein.“ Die stimme des Soldaten riss sie aus ihren Überlegungen. „Gut Friedrich, gib Befehl zum sammeln.“ „Ich will diesmal schnell sein, wir nehmen nur leichte Ausrüstung. Keine Plattenrüstungen, nur die silberbeschlagenen Lederharnische. Den Spuren nach ist der Werwolf noch hier in der Nähe, dass heißt, das er schon in dieser Nacht wieder hier auftauchen kann.“ „Jawohl Prima!“
    Friedrich war einer der Neuzugänge in ihrer Einheit, diszipliniert, aber ehrgeizig. Letztere Eigenschaft, konnte bei dieser Arbeit Fluch und Segen zugleich sein. Sie hielt einen motiviert, verleitet aber auch zu unbedachtem Handeln. Das wusste sie nur zu gut, denn derselbe Ehrgeiz hatte ihr während ihrer Ausbildung zwei Finger an der rechten Hand gekostet, als sie es mit einer Schar Untoter zu tun hatten.

  • Hallo Epi,


    die Prämisse deines Projekts finde ich wirklich interessant. Mit Ende des 19. Jahrhunderts kommt hier zudem etwas frischer Wind rein, da Werwölfe recht oft mit Fantasy-Mittelalter und auch mit der Moderne verbunden werden. Mal sehen, ob sich dieser Mittelweg mit der Zeit bezahlt macht, denn ehrlich gesagt liest sich der Text moderner, als er wahrscheinlich sein sollte. Charlotte und ihr Geleit wirken dabei eher wie ein Untersuchungstrupp und noch nicht wie diejenigen, die die Kreaturen bekämpfen, was wohl auch daran liegt, weil du dich nicht recht weit von dieser Szene entfernt hast. Heißt also, der Eindruck kann sich mit einer Fortsetzung noch ändern.
    Wie du an die Sache herangehst, gefällt mir hingegen sehr gut. Eine Ermittlung, einige aufklärende Dialoge darüber, was im Land vor sich geht und was am Ende das Ziel sein wird. Dazu noch ein paar vereinzelte Charaktergeschichten, die dem Leser die Gruppe näherbringen, was durchaus Vermutungen für die Zukunft zulässt. Speziell beziehe ich mich dabei auf Friedrich und seinen Ehrgeiz, mehr erreichen zu wollen, denn die Information wird sicher nicht ganz ungewollt hier stehen. Das alles schafft auf jeden Fall einen guten Anfang, bei dem man sich auf mehr freut. Und ich hoffe, dass du noch mehr Ideen dazu umsetzen kannst.


    Wir lesen uns!

  • Danke für den Kommentar Rusalka,
    ja die etwas moderneren Formulierungen sind angedacht, da wir uns hier ja schon in der Moderne befinden. Die Zeit der Industrialisierung empfinde ich als einen guten Schnittpunkt, zwischen Jetztzeit und der ''mystischen Vormoderne''. Das ganze soll außerdem in einer Parallel-Realität statt finden. Vieles in der Weltgeschichte hat sich ähnlich entwickelt, aber gibt auch einige signifikante Abweichungen, so z.B. das Vorhandensein unterschiedlichster übernatürlicher Phänomene. Zudem verläuft weltgeschichtlich in dieser Realität auch einiges anders ;)
    Das ist erstmal nur ne kleine Einstimmung. Ich muss noch einiges recherchieren und noch einige Charaktere entwickeln(vor allem Bösewichte). Ich bin kein Tolkien und ich habe mich an sowas in der Größenordnung noch nie ran gewagt. Aber ich bin entschlossen es zu versuchen.


    Danke nochmals für das Feedback.

  • Mir kam letzte Nacht so gegen 0:24 Uhr mitten im Chat eine völlig aberwitzige Idee. Ich habe über einen Zuckersüchtigen Hamster und seinen alkoholkranken Bruder nachgedacht. Dann habe ich das weiter gesponnen und kam auf die Idee, dass sie aus irgendeinem Grund das Hexenhaus aus dem Hänsel und Gretel Märchen besuchen und sich dort mal verköstigen. Ich hab nun kurzerhand beschlossen, diesen Einfall in ein Gedicht umzusetzen. Es ist bitte als reines Unterhaltungsgedicht zu verstehen ;) Ich wollte diesen bekloppten Gedanken eigentlich sofort verwerfen, aber irgendwie taten mir die imaginären Hamster leid und so kam das hier dabei raus. Bitte nehmt es nicht tot ernst. Ich hab versucht einen einheitlichen Jambus einzuhalten...mehr oder weniger^^''
    Mein Kopf ist ein unergründlicher Pool sonderbarer Ideen.


  • Das folgende Gedicht hab ich geschrieben, während ich eine Doku über die Evolution des Homo Sapiens geschaut hab.^^^'' Inspiration ist eine wundersame Sache, die oftmals noch wundersamere Wege sucht und findet.





  • Hi epimonandes!


    Schon zwei Updates ohne Kommentar und in der Kommentarkette stehst du auch, da möchte ich doch dich aus deinem Monolog hier lösen und zu deinem neusten Werk ein paar Worte verlieren.

    Ein Baum wie Du und Ich
    Drei Strophen, je vier Verse und der Baum als Leitmotiv. Zumindest will es uns der Titel so verraten, das Gedicht selbst spricht dann doch von drei verschiedenen - mehr oder weniger - realen Bäumen. Inhaltlich nicht ganz schlüssig irgendwie. Auch die Reihenfolge der drei Strophen folgt keinem offensichtlichen Ziel, mir fehlt etwas der Höhepunkt, dabei würde sich der Feenbaum als fantastisches Motiv sehr schön in einem Gegensatz zu Haselstrauch und Eichenbaum abheben. Heißt: persönlich würde ich die erste Strophe ans Ende des Gedichts stellen, sodass dann 2 - 3 - 1, Haselstrauch < Eichenbaum < Feenbaum eine Klimax ergeben.


    Sprachlich möchte ich noch anmerken, dass mir die zwölf Geminationen too much sind für das kurze Gedicht. Sie bauschen es auf, ohne tatsächlich bedeutungstragend zu sein. Nicht nur inhaltlich, auch für die Struktur des Gedichtes sind sie leer und redundant. Sie erzeugen eine für mein Gefühl unpassende Monotonie, die dem Text einen fast schon liturgischen Charakter verleiht. Einmal, am Anfang jeder Strophe, würde dem Gedicht einen beschwingteren, lockeren Klang verleihen, der mehr zum Motiv der Feen passt. Also so in etwa:



    Haselstrauch, Haselstrauch
    In deinen Wurzeln steht -1
    Wie es allen bald ergeht.
    Du bringst der Seele Frieden.
    Wir sind doch so verschieden.


    Eichenbaum, Eichenbaum
    So alt, so stolz und doch allein. +1
    Dein Schicksaal soll das meine sein. +1 ("soll meines sein"?)
    Trotzt der Zeit mit deiner Ruh'.
    Ich wollt' ich wäre so wie du.

    Feenbaum, Feenbaum
    Erscheinst den Menschen nur im Traum. +1
    Man glaubt dir deine Wunder kaum.
    Du singst uns schöne Lieder.
    Ringst dunkle Träume nieder.


    Generell, auch im Vergleich zu deinen anderen Gedichten, fällt mir auf, dass du sehr darauf achtest, dass sich die Verse reimen. Mir hat einmal ein kluger Mensch gesagt, dass das schnell nach "reim dich oder ich beiß dich" klingen kann. Viel wichtiger als die Reime an sich ist ein gleichförmiger Klang. In dem besprochenen Gedicht hast du das (lässt man die Geminationen außen vor), halbwegs durchgesetzt, durchschnittlich hat ein Vers 7 Silben, aber du hast auch Ausreißer mit 6 oder 8 Silben. Abweichungen habe ich ich dir direkt im Text blau markiert und, wo die Änderung minimal wäre, direkt vorgeschlagen (rot markiert sind orthografische Fehler).


    Prinzipiell finde ich aber, dass deine Art, Gedichte zu schreiben, schon sehr gut auf deine gewählten Themen passt. Das Naturthema folgt natürlichen Gesetzen und das Reimschema verdeutlicht diese natürliche Ordnung auch in der Struktur. :)

  • Hi Narime,


    nach diesem äußerst kritischen(fast schon verheerenden) Kommentar brauchte ich erstmal einen Moment, um mir zu überlegen was ich darauf antworten soll/will. Dem sehr gehobenen Sprachstil nach würde ich vermuten, dass du Germanistik, oder eine ähnliche Geisteswissenschaft studierst.^^
    Also hier nun ein paar Punkte, die ich dazu (zu meiner Verteidigung) vorbringen möchte:




    P.S.: Aus irgendeinem Grund hat es mir in dem Spoiler komplett die Formatierung der Zeilen zerschossen, das wirre Erscheinungsbild ist also nicht intentionell. ;)

  • Regen


    Regentropfen fallen, geschmeidig auf die Sinne.
    Stetig fließt das Nass, entlang der Regenrinne.
    Bäche steigen an, werden wild und werden weit.
    Doch in meiner Seele fühl ich mich befreit.


    Kühl fällts aus dem Grau und auf die Augenlider.
    lachend schau ich auf, entspanne meine Glieder.
    Ein neuer, klarer Geist, von kühler Luft umweht.
    Wie das Herz doch Lacht, wenn es im Regen steht.




    Einfach mal kurz und bündig aus dem Sinn aufs Blatt.^^

  • Hallo epimonandes (:


    Hab mich bissl durch den Bereich geklickt und bin dabei auf dein Gedicht gestoßen und wollte mal bissl Feedback dalassen.


    Regen
    Was mir an dem Gedicht so gefällt ist die Atmosphäre die du hier schaffst. Mit Regen wird ja oft Melancholie oder Trauer gleichgesetzt, aber bei dir ist es Ruhe und Entspannung. Das beginnt schon in der ersten Zeile, wo du davon sprichst, dass die Regentropfen geschmeidig auf die Sinne fallen. Kein hartes Prasseln, kein unangenehmes Trommeln, nein, ein geschmeidiges Gefühl. Ich hatte mit den nächsten Zeilen auch gleich sehr konkrete Bilder im Kopf, wie das Wasser ansteigt und somit durchaus auch gefährlich wird. Immerhin ist Hochwasser nicht zu unterschätzen, doch auch inmitten dieser Gefahr fühlt sich das Lyrische Ich befreit. Als wäre der Regen trotz seiner Unberechenbarkeit beruhigend.
    Die zweite Strophe spricht gleich in der ersten Zeile zwei Sinne an: fühlen und sehen, wenn du von dem kühlen Wasser schreibst und dem Grau des Himmels. Interessanterweise fühlt sich auch diese Zeile nicht schwer an, weil du schon in der ersten Strophe so eine erhebende Stimmung geschaffen hast, dass es mich gar nicht wundert, dass das Lyrische Ich hier lacht und seine Glieder entspannt. Es scheint wirklich so, dass dem Lyrischen Ich der Regen praktisch alles Negative fort wäscht und dadurch der Geist gereinigt wird. Interessantes Bild! Es ist mir auch neu, dass ein Herz lacht, wenn es im Regen steht, wo doch der Spruch eher negativ verwendet wird. Niemand will im Regen stehen gelassen werden, aber vielleicht kommt das ja ganz auf die Einstellung drauf an?
    Wie geht dieser andere Spruch noch? Irgendwas von wegen, dass manche im Regen tanzen und andere nur nass werden oder so.


    Jedenfalls, nachdem der Herbst jetzt da ist und somit auch wieder mehr Regentage auf uns zukommen werden, fand ich dieses Gedicht sehr erfrischend. (: Hat mir Freude gemacht es zu lesen!
    Fröhliches Schreiben weiterhin!

  • Blues in der Seele, Reue im Blick



    Wieder geht ein Tag zur Neige,
    träges Mondlicht zieht dahin.
    Wieder war er doch zu feige,
    sich mal etwas zu gesteh'n.


    Nebel auf den leeren Straßen,
    trübe schweift sein Blick dahin.
    Hat Sie einfach gehen lassen
    Lies sie still und leise ziehn.


    Hat's versucht mit stummem Schrei,
    wollt ihr zeigen wo sie steht.
    Doch es blieb für Sie dabei,
    dass es so nicht weiter geht.


    Starrend liegen rote Augen,
    auf dem kalten Mamorgrund.
    Daniel's wird wohl eben taugen,
    saugt es gierig in den Schlund.



    Fragt mich nicht, was ich mir dabei gedacht hab^^''
    Ich hab gar nichts gedacht, hab einfach ein Scenario beschrieben, was mir beim Hören eines Blues Songs so durch den Kopf ging.^^

  • Kommitime weil Zeit und Lust:


    Trochäisches Volkslied mit Kreuzreim und abwechselnd weiblicher und männlicher Kadenz, mit Ausnahme der dritten Strophe, die nur aus männlichen Kadenzen besteht und formal so aus den anderen heraussticht.


    1. Strophe:


    Zwei Mal wieder zum Versanfang, das finde ich etwas unschön, ich würde mir da mehr Variantenreichtum wünschen. Interessant in dieser Strophe finde ich vor allem die beiden zweiten Verse, die ersten beiden scheinen mir eher banale Füllsätze (hübsche Formulierung ist jedoch das "träge Mondlicht"). Die Tatsache, dass die lyrische Person hier zu feige ist, sich selbst etwas zu gestehen ist ein allzu menschlicher Konflikt, der sich im weiteren Fortgang des Gedichts behandeln lässt.


    2. Strophe:


    Es wird Lebenslosigkeit beschrieben, was imo eine gute Idee ist an dieser Stelle. Nebel und leere Strassen sind stille Orte, fast ein wenig trostlos, und der träge Blick unterstreicht, dass da nicht mehr viel Energie unterwegs ist. Leider wirken die Bilder auf mich abgedroschen und nicht sehr originell, für die Zukunft wünschte ich mir neuartigere, kreativere lyrische Bilder.
    Die beiden zweiten Verse greifen die beiden zweiten Verse der ersten Strophe auf und beschreiben wohl, was er zu feige ist, sich zu gestehen. "Hat sie einfach gehen lassen" ist beinahe schon vorwurfsvoll, was ich in Anbetracht des inneren Konfliktes, der hier beschrieben wird, ein passender Tonfall finde. Mit dem "still und leise" wird das Bild der ersten beiden Verse unterstrichen. Schade ist allerdings, dass gleich zwei Mal hintereinander eine Form von "lassen" benutzt wird, ohne dass sich auf mich eine besondere stilistische Wirkung ausbreitet. Ich würde mir daher, wie schon in Strophe 1, mehr Vielfalt in der Formulierung wünschen. Dasselbe gilt für "dahin": Sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Strophe wird dieses Wort als Abschluss eines Verses benutzt, ohne dass die Wiederholung absichtlich wirkt.


    3. Strophe


    Diese Strophe ist die zentrale Strophe dieses Gedichts, was nicht nur durch den formalen Unterschied klargemacht wird. Hier in dieser Strophe klärt sich nämlich, was genau zwischen ihm und ihr vorgefallen ist, denn dieses Ereignis ist der Auslöser des Gefühles, das dem Gedicht die vorherrschende Atmosphäre gibt.
    Leider muss ich sagen, dass ich hier nicht ganz mitkomme, bzw sich diese Strophe mit den vorigen widerspricht. Die ersten beiden Verse gehen noch (auch wenn ich nicht ganz verstehe, was mit "wollt ihr zeigen, wo sie steht" gemeint ist, ist da ihr Stellenwert in seinem Leben gemeint, also im Sinne von 'er will ihr zeigen, wie wichtig sie ihm ist'?), allerdings wird hier klar, dass sie die Beziehung fest entschlossen beendet. Hä? Hat er nicht eben bereut, dass er sie einfach ziehen liess? Was hätte er sonst machen können bei dieser Dame, für die selbst nach der Offenbarung seiner Gefühlslage klar ist, "dass es so nicht weiter geht"? Da kann man sie nicht einfach festhalten, und um sie kämpfen ist wohl eher sinnlos, wenn nicht auch respektlos... Und was genau ist er jetzt zu feige, sich zu gestehen?


    Strophe 4:


    Diese Strophe beginnt mit einem hübschen, originellen lyrischen Bild, so wie man es sich schon in den anderen Strophen des Gedichts gewünscht hätte. Anschliessend wird abschliessend thematisiert, dass er seine Sorgen im Whisky ertränkt, so weit so gut. Jetzt ist allerdings die Frage, was das für Augen sind, wieso diese rot sind und weshalb sie auf dem Marmor liegen. Ich sehe das so: Er hat schon so viel geweint über seinen Verlust, er liegt sogar am Boden vor lauter Trauer, doch es ist noch nicht genug, in Alkohol versucht er jetzt sein schlechtes Gefühl zu ertränken. Imo sprachlich die stärkste Strophe (obwohl "Daniels wird wohl eben taugen" nicht gerade sehr elegant ist).


    Gesamtes Gedicht:


    So, worum geht es genau? Um einen er, dessen sie die Beziehung mit ihm beendet hat. Er ist nun im Loch und bereut, nicht etwas gegen ihr Weggehen unternommen zu haben (auch wenn mir beim besten Willen nichts einfällt, das er noch hätte versuchen können, da ihre Entscheidung sehr fix scheint). Ausserdem weint er und trinkt Alkohol, um die Trauer zu verdrängen. Ungeklärt bleibt allerdings die Frage, was er zu feige ist, sich zu gestehen. Waghalsig, wie ich bin, kann er sich nicht gestehen, dass er eine schwache Persönlichkeit ist: Ihm läuft die Freundin weg, und dann kann er sich nicht einmal zusammenreissen und besäuft sich. Irgendwo in ihm drin spürt er, wie falsch das ist, kann es sich aber nicht gestehen und trinkt trotzdem.



    Danke für dieses Gedicht, trotz den einigen Kritikpunkten hat es mir gut gefallen und viel Spass bereitet, es so auseinanderzunehmen und im Detail anzuschauen.


    Hauptverbesserungspunkte:


    Originellere und variablere Formulierungen und Bilder
    Weniger Rechtschreibe-, Grammatik- und Tippfehler

  • Sup @epimonandes, zu deinem Gedicht Blues in der Seele, Reue im Blick


    Zur Schrift hat denke ich Buxi genug gesagt, daher von mir zum Inhalt.


    Ich finde persönlich die anaphorische Wiederverwendung von "Wieder" in der ersten Strophe nicht schlimm, aber ich denke wenn du die Satzstruktur noch ein wenig mehr aufeinander abgleichst wirkt es mehr wie ein Stilgriff.
    In Strophe 2 Zeile 1+2 finde ich die inhaltliche Kombination aus Nebel und Trübheit ansprechend.
    Das Bild des stummen Schreis ist zwar häufig verwendet, aber ein wirkungsvolles.
    In Strophe 4 gefallen mir die ersten 2 Strophen stilistisch sehr, das einzige was etwas seltsam ist, wie Zeile 16 mit dem Stil des Rests bricht, aber das kann wegen dem Alkohol auch evtl. beabsichtigt sein. (Sehr melancholischer, sachter Wortlaut, welcher hier sehr drastisch wird)



    Allerdings ist hier in Strophe 3 auch eine der Schwächen des Gedichtes dominant: Der rote Faden der Handlung. Buxi sagte auch bereits etwas dazu, aber hier verläuft sich ein bisschen die Handlung zwischen den Strophen. Meine Interpretation des Textes der ersten 10 Zeilen wäre, dass der Protagonist ein Mädchen liebte, jedoch weder ihr noch sich das eingestehen konnte und wollte und sie passieren ließ. Zeile 11-12 kippen dies jedoch. Das lässt einen ein wenig konfus zurück.


    Fazit:
    Generell hat mir dein Gedicht gefallen, es hatte einen Angenehmen Stil und der Rythmus war ordentlich, die Reime großteils sauber, akkurate Silbensetzung. Was mich ein wenig gestört hat war diese inhaltliche Konfusion. Mich würde es freuen, den Text hier in ein wenig erweiterter Form erneut zu lesen, in welchem du mehr Platz hast, deine Gedanken zu strukturieren und auszubreiten, aber naja.


    In jedem Falle,
    Gruß Zai