Gedankentexte

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  • Setze alles frei


    Ich folgte meinem Herzen in das Höllenfeuer.
    Wurde verbrannt, wurde gebrochen, nur durch mein Verlangen.
    Ich versuchte es, ich versuchte es, doch der Rauch in meinen Augen
    hat mich vernebelt, vernebelt und schließlich blind gemacht.
    Ich sammelte alle Stücken vom Boden auf.
    Ich verbrannte mir all' meine Finger, aber das ist nun vorbei!
    Bekomme den Kleber in die Hände und beginne zu reparieren, und
    befolge einen Plan, welcher sagt: "Ich kann..."


    ... alles tun.
    Ich kann alles tun!


    Das ist mein Abschiedskuss.
    Du kannst nun alleine hier stehen und mir zuschauen, wie ich wegfliege,
    weil mich nichts mehr hält.
    -
    Ich setzte alles frei, alles frei, alles frei,


    setze einfach alles frei!


    Ich war ein Mädchen, gefangen unter deiner Fuchtel,
    aber meine Narben schienen heller als deine Sonne.
    Und ich werde dich brechen, ganz schnell schießen,
    werde treffen, werde treffen, treffen jedes Ziel.


    Es zählt dieses Mal.
    Ich werde es dieses Mal zählen lassen.


    Das ist mein Abschiedskuss.
    Du kannst nun alleine hier stehen und mir zuschauen, wie ich wegfliege.
    Ich lass' alles los...
    Na los, sag es schon jetzt, jetzt, jetzt!
    Das ist meine große Chance!
    Weil ich immer gebe, aber niemals loslasse!
    -
    Ich setze alles frei, alles frei, alles frei,


    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei.


    Das ist mein Abschiedskuss.
    Du kannst nun alleine hier stehen und mir zuschauen, wie ich wegfliege.
    Ich lass' alles los...
    Na los, sag es schon jetzt, jetzt, jetzt!
    Das ist meine große Chance!
    Weil ich immer gebe, aber niemals loslasse!
    -
    Ich setze alles frei, alles frei, alles frei,


    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei,
    setze einfach alles frei...


  • Hey @Fintyl :)


    Also, ich habe mir jetzt tatsächlich nicht das Original durchgelesen - wahrscheinlich, weil mich Englisch auch prinzipiell anstrengt :D Und eigentlich habe ich auch keine Ahnung, worum es wohl tatsächlich gehen soll.
    Ich nehme aber einfach mal stark an, dass es sich dabei um ein Lied über die Liebe handeln soll - vermutlich eine, die gescheitert ist. Schließlich geht es dabei um ein Mädchen, das sich aus „seinen“ Fuchteln befreit - und Abschiedküsse verteilt. Passt natürlich so in dieses typische Schema, sich von einer (gescheiterten) Beziehung zu befreien. Dieser Eindruck entsteht natürlich erst recht durch die ersten Zeilen, in denen die Hölle dargestellt wird. Das ist in dem Fall natürlich beschreibend dafür, wie die Beziehung wohl ausgesehen haben muss und dass es allen Grund gab, sich zu lösen.


    Finde das Werk insgesamt auf jeden Fall interessant, insbesondere wegen des Aufbaus. Hebt sich ja doch stark von den konventionellen lyrischen Werken ab, wenngleich man natürlich typische Merkmale wie Wiederholungen wiederfindet. Hat mir jedenfalls Spaß gemacht, das zu lesen!

  • Spaß - Ernst - Wahn - Liebe


    Ich stehe jeden Tag da - da auf dem Schulhof
    und du eben so.
    Unruhig sitze ich in der dritten Stunde,
    in Erwartung auf die Pause.
    Dann, um zehn Uhr fünfundzwanzig, das Klingeln.
    Wir stürmen raus.
    Da stehst du auch in deiner Pracht, in deiner Anmut.
    Ich beobachte dich, sehne mich nach dir,
    will mit dir reden,
    dich fühlen,
    dich kennen lernen,
    aber mir wird klar, dass meine Zeit, unsere Zeit, abläuft.
    Es sind nun noch zwei Monate, dann verlässt du mich.
    Ich verlasse dich.
    Ein Wimpernschlag - zwei Monate - und ich bin fertig,
    ich habe meinen Abschluss und meine Schulzeit und somit
    die Zeit, in der ich dich sehe, ist vorbei, für immer.
    Aber nebenbei stellt sich mir die Frage: Darf dies überhaupt sein?
    Schließlich habe ich in zwei Monaten meinen Abschluss und du,
    du bist ja noch ein Kind, denn du, du bist ja gerade mal in der fünften
    Klasse, aber du wirkst so reif, wirkst so gut...


  • Hey @Fintyl!


    Ich möchte dir mal ein paar Worte zu deinem letzten Werk hinterlassen!


    Der Titel vereint schon einmal sehr gegensätzliche Elemente in sich. Einerseits ist das interessant und man macht sich automatisch Gedanken darüber, wie das zusammenhängen mag. Dieses Abgehackte unterstützt auch das Hin- und Hergerissen Sein, das das lyrische Ich in dieser Situation prägt. Ich finde allerdings auch, dass die Reihung von Wörtern den Titel etwas einfach klingen lässt, ein bisschen wie bei Titeln eines Jugend-Liebesromans. Ich würde empfehlen, da stärker mit abstrakten Bildern zu arbeiten, das regt auch zum Nachdenken an und hat i.d.R. einen tiefergehenden Effekt!


    Das Thema, das du für dieses Werk gewählt hast, ist sehr schwierig, meiner Meinung nach hast du die innere Zerrissenheit deines Protagonisten und den Kampf, der in seinem Inneren stattfindet, sehr gut widergegeben. Man spürt den Kontrast von Sehnsucht und einem eigentlich guten Gefühl und einer Art Schuld, die auf der Tatsache fußt, dass das Objekt der Begierde noch so furchtbar jung ist. Man kann die Angst vor sich selbst vielleicht noch ein wenig betonen, sofern sie für deine Figur eine Rolle spielt.
    Was jetzt sehr interessant wäre: Was passiert, wenn sie sich Jahre später wieder begegnen? 6-8 Jahre Altersunterschied sind in Schülerzeit unüberwindbar und (wenn der jüngere Part wie hier gerade mal 11/12 ist) in meinen Augen auch nicht tolerierbar. Aber was ist 10 Jahre später? Oder 20? Mit der Zeit verliert der Altersunterschied an Bedeutung und das in einer Art Fortsetzung zu thematisieren wäre doch eine Überlegung wert, nicht?


    Komm wieder rein in den Bereich und lass dich wieder öfter beim Schreiben sehen!


    ~ Sheo

  • Thrawn

    Hat das Label Sammlung hinzugefügt.
  • Drei Tage und eine Nacht - eine geheime Liebe


    Sonntag - Beginn


    Es ist Sonntagabend und hier sitze ich in meiner Wohnung, schreibe mein Tagebuch, bereit für das größte Abenteuer meines Lebens, welches diese Nacht starten sollte...

    Ich bin ein junger Mann, welcher ein gesellschaftlich anerkanntes Leben mit katholischer Vorbildung führt - akzeptiert bei der Familie, bei Freunden und in meinem öffentlichen Amt.

    Allerdings scheiterte es bislang in der Liebe... nun, man kann nicht alles haben, dachte ich mir.


    Vielleicht würde sich das in der kommenden Woche ändern. Ich habe eine kleine Reise in ein südliches Land geplant. Meine Familie und meine Freunde denken, dass es sich hierbei um einen gewöhnlichen „Mal-rauskommen-Urlaub“ handelt, aber das ist hier nicht der Fall. Ich habe seit einem halben Jahr Kontakt mit einer speziellen Person, welche dort lebt... nennen wir sie fortlaufend einfach nur „A“. Ich habe A witzigerweise über ein Online-Spiel kennengelernt und ich habe sowas niemals für möglich und real gehalten, aber das Schicksal oder Gott belehrten mich eines Besseren.


    Nun, ich mag A sehr und ich wollte A treffen. Und A wollte mich treffen.

    Wir haben Einiges zusammen geplant. Wir wollen bei einem populären Japaner essen gehen, A möchte mir die Stadt zeigen, in welcher A lebt, und in meinem tiefsten Inneren hoffe ich auf eine gemeinsame Nacht... nicht im erotischen Sinne, ich bin nicht diese Art von Typ. Ich will A einfach nur in meinem Arm halten und A spüren.

    Für diesen Tag schließe ich mein Tagebuch und hoffe, dass alles gut wird.


    Montag


    Kurz nach Mitternacht und nach circa einer Stunde Schlaf mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Ich habe bis nach Düsseldorf eine lange Fahrt vor mir. Ich setze mich in mein Auto, mache mir schöne Musik an, und fahre einfach los... es wird alles schon gut gehen.


    Pünktlich kam ich am Flughafen an und nach dem ganzen Prozess des Eincheckens, der Sicherheitskontrolle und dem Boarding, saß ich endlich auf meinem Platz, auf dem Weg zu A.


    Mittags kam ich in meinem Hotel an, es ist warm hier... ein wunderschönes Land.

    Ich habe mit A ausgemacht, dass ich zunächst schlafen muss und ich mich abends melde, damit wir uns das erste Mal sehen können.

    Ich schlief also bis 17:30 Uhr und schrieb A, dass ich bereit bin.


    Leider musste A mitsamt Schwester an diesem Abend ins Krankenhaus und A vertröstete mich auf morgen Mittag. Ich war sehr enttäuscht, habe die Hoffnung schon aufgegeben, dachte mir, dass das alles nur eine schlechte Idee gewesen war... ich hätte niemals hierher kommen sollen. Wir vereinbarten, dass A mich morgen um 10:30 Uhr vom Hotel abholt. Ich habe ehrlicherweise nicht daran geglaubt.


    1. Tag: Dienstag


    Nach einer quasi schlaflosen Nacht und einem Morgen, welcher immer aufregender wurde, je weiter der Minutenzeiger rückte, schrieb mir A plötzlich „Wo bist du?“

    Das war der Moment, an dem ich wusste, dass A tatsächlich gekommen ist. Ich war in meinem Leben noch nie so aufgeregt. Woher sollte ich auch solch eine Situation kennen? Ich war noch niemals in einer Beziehung und ich war noch niemals greifbar verliebt.

    Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel und ging klopfenden Herzens hinunter.

    Dort stand A nun, tatsächlich stand A da. Wir begrüßten uns und waren etwas unsicher, also fasste ich mir ein Herz und fragte, ob wir uns umarmen wollen und tat dies im selben Moment einfach, ohne eine Antwort zuzulassen. Es war für A auch in Ordnung, denke ich.


    Wir waren beide spürbar nervös, was unter anderem auch an der Sprachbarriere lag. Wir konnten uns nur auf Englisch verständigen, was für mich weniger ein Problem darstellte, aber A war nicht ganz so sicher in dieser Sprache.


    Jedenfalls aßen wir zusammen Frühstück, welches A von sich aus bezahlte... das war mir gar nicht recht, aber A war so süß.

    Wir liefen den ganzen Tag in A's Stadt rum, A zeigte mir Parks, Kirchen, Shops und Restaurants. Ich genieße jede Sekunde davon. In einem Park saßen wir auf der Bank und A rückte recht nah an mich, als A mir ein Video zeigen wollte... das war ein tolles Gefühl.

    Abends wollten wir eigentlich zu dem Japaner gehen, aber wir waren beide nicht hungrig, also stimmte A zu, dass wir auf mein Hotelzimmer gehen. Wir verbrachten hier circa zwei Stunden, sprachen und hörten Musik. Ich hatte in meinem Hotelzimmer zwei Betten und wir saßen jeweils auf verschiedenen Betten. Natürlich, wir haben uns heute das erste Mal getroffen.


    Es war schließlich Zeit, da A den letzten Bus um 22 Uhr bekommen musste. Ich ging mit A zusammen zur Tür und wir umarmten uns innig... A drückte fest zu, das tat so gut.


    Wir vereinbarten, dass A die nächste Nacht hier bleiben wird, ich freue mich sehr.


    2. Tag: Mittwoch


    Heute haben wir uns zum Mittag verabredet. Es sollte heute den ganzen Tag regnen, was einerseits sehr gut war und andererseits sehr schlecht... aber dazu komme ich später.

    A klopfte, nicht ganz pünktlich, an meine Hotelzimmertür, brachte die Schlafsachen und Kosmetik in einem Rucksack mit, und wir gingen zu einem landestypischen Restaurant.

    Da es unaufhörlich regnete, beschlossen wir, danach wieder ins Hotel zurückzukehren.

    Wir waren beide nass und A beschloss zu duschen und die Schlafsachen anzuziehen.

    Ich lag in meinem Bett und A nahm das andere Bett. Nachdem wir eine halbe Stunde jeweils am Handy rumhingen, schlief A ein. Es war erst 14 Uhr, aber A schien müde gewesen zu sein.

    Ich beobachtete A, das war sehr süß... und schließlich schlief ich auch etwas.

    Als wir kurz erwachten, habe ich all meinen Mut zusammengenommen und A gefragt, ob A nicht lieber in meinem Bett, neben mir, liegen möchte. A stimmte zu und mein Herz klopfte wild. Wir lagen nun nebeneinander, aber berührten uns nur vorsichtig mit den Knien.

    Dennoch war es ein fantastisches Gefühl, A zu spüren.


    Abends rappelten wir uns auf und gingen endlich zu dem Japaner.

    Danach war ich so aufgeregt, weil A jetzt bei mir schlafen würde...

    Unglücklicherweise enttäuschte mich A erneut und eröffnete mir kurz vor 22 Uhr, dass A nun den letzten Bus nehmen wird und lieber morgen bei mir schlafen möchte.

    Ich sagte A, dass das schwer wird, weil ich am Freitag um 5:45 Uhr aufstehen muss, um meinen Flug zu bekommen... A sagte, dass das kein Problem sei und A würde mit mir aufstehen.

    Es war meine letzte Chance... ich konnte nur beten und hoffen, dass das morgen auch passiert.

    Zum heutigen Abschied umarmten wir uns innig und A gab mir einen Wangenkuss.

    Ich werde morgen all meinen Mut zusammennehmen und versuchen, einfach A's Hand zu nehmen, sollte A mir diese Nacht schenken... ich möchte A mehr berühren...


    3. Tag: Donnerstag


    Heute stand A spontan vormittags vor meiner Hotelzimmertür und wir überlegten, was wir heute an meinem letzten Tag hier machen sollen. Es war ein sonniger und warmer Tag.

    Wir wollten erst zu dem naheliegenden Gebirge wandern oder mit dem Zug in die nächste größere Metropole fahren, aber wir haben uns dazu entschlossen, vorerst Mittagessen zu gehen.

    Beim Mittag beschlossen wir, dass wir mit der Straßenbahn zum größten Einkaufszentrum hier fahren werden, um etwas zu shoppen und A brauchte eine neue Schutzhülle für das Handy.


    Im Einkaufszentrum angekommen gingen wir zuerst zum Apple-Shop, wo A sich um die Schutzhülle kümmerte und anschließend gingen wir durch ein paar Läden, wobei ich spontan einen Friseur entdeckte. Man muss wissen, dass ich lange braune Haare habe und schon immer eine weiße Strähne haben wollte. Allerdings ist das in meiner Position eher nicht angebracht. Ich trage auch stets einen Pferdeschwanz. Niemals würde ich in meiner Heimat wie hier, mit offenen Haaren, rumlaufen.

    Ich fragte A, ob es in Ordnung ist, wenn wir fragen, ob das machbar ist.

    Tatsächlich war es machbar und wir verbrachten circa zwei Stunden hier, aber ich bekam endlich meine weiße Strähne - es war spontan und ich dachte über keinerlei Konsequenzen nach. Es ist schließlich mein Leben. Scheiß auf diese Kleinstädter.

    A saß die gesamte Zeit neben mir und wir redeten und lachten.


    Mit frischer Mähne ging es weiter zum Häagen-Dazs-Eisstand und in einige weitere Läden.

    Abends fuhren wir wieder zurück. In der Straßenbahn sagte ich A, dass es so irreal ist, weil ich morgen um diese Zeit bereits wieder zu Hause in Deutschland sein werde... in meiner Kleinstadt...

    Schließlich aßen wir Abendbrot und gingen zum Hotel.


    Ich fragte an der Rezeption, ob es möglich ist, dass ich das Zimmer um 6:15 Uhr verlasse und A weiterschlafen kann und wann der spätmöglichste Checkout sei. Das stellte kein Problem dar, A konnte bis um 12 auf dem Zimmer bleiben.


    Wir gingen hoch und hörte etwas Musik und ich schrieb mein Tagebuch und endete mit dem Satz „Nun sind wir beide im Hotelzimmer und ich hoffe so sehr, dass A nicht geht... bitte...“ Noch hatte A die Schuhe an und lag halb auf dem anderen Bett. Ich habe bereits alle Fälle davonschwimmen sehen, aber es schlug 22 Uhr und A war noch immer da.


    Ich ging ins Badezimmer und A holte diverse Gesichtspflegeprodukte aus dem Rucksack und ich probierte das erste Mal in meinem Leben Peeling und Creme (üblicherweise wusch ich mir einfach nur das Gesicht mit Wasser). Wir machten uns zusammen bettfertig und ich war sehr aufgeregt.


    Schließlich stiegen wir gemeinsam in mein Bett und A fragte mich, ob wir ein paar Videos auf YouTube schauen wollen. Das taten wir auch, bis wir beide müde wurden.

    Ich stellten den Wecker auf 5:45 Uhr, es waren noch 7 Stunden... nur 7 Stunden...

    Wir schalteten das Licht aus und lagen mit einer gewissen Distanz zueinander nun hier.


    Die Nacht


    Nach kurzer Zeit fasste ich meinen gesamten Mut zusammen, ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren, da ich in weniger als 7 Stunden nicht mehr hier sein werde... also legte ich meinen Arm um A's Bauch und fragte, ob es in Ordnung ist. A stimmte mit einem leisen „Yes“ zu.

    Das war das schönste Gefühl meines Lebens. Wir lagen einige Zeit so, bis ich versuchte, A's Hand zu finden, aber erfolglos an A's Ellenbogen anstieß.

    Ich drehte mich auf den Rücken und hoffte, dass sich A vielleicht mit dreht und an mich ankuscheln wird. Jedoch, kaum gedreht, griff A meinen Arm, nahm meine Hand, und zog mich wieder in unsere Ursprungsposition zurück. Diesmal hielt ich auch A's Hand... es war wunderschön.

    Mein Herz klopfte erneut sehr stark und ich spürte, dass A's Herz ebenso schnell schlug.


    In dieser Nacht habe ich kein Auge zugemacht, ich war einfach zu glücklich.


    Freitag - Abschied


    Jedoch rückte das lästige Weckerklingeln immer näher.

    Als es soweit war, fragte ich A, ob A wach ist und A antwortete leise und traurig „Yes...“

    Ich sagte A, dass ich nun gehen muss... ich will nicht, aber ich muss.

    Ich stand auf, zog mich an, packte meine Sachen und uns blieben noch 10 letzte Minuten bis mich das Taxi um 6:15 Uhr abholte.


    A saß auf dem Bett, starrte vor sich hin, in die Leere... ich setzte mich zu A und sagte, dass ich A nicht verlassen will...

    A hielt mich fest, bis es Zeit war, zu gehen. Ich musste mich aus A's Griff lösen... wir schauten uns kurz an und küssten uns. Das war mein erster richtiger Kuss dieser Art.


    Wir gingen zur Tür, umarmten uns ein letztes Mal so fest, dass ich es immer noch spüren kann und letztlich küssten wir uns erneut dreimal.

    Ich verließ A mit den Worten: „Thank you for everything... I have to go now... I have to...“

    A standen die Tränen etwas in den Augen und A konnte kein Wort sagen... ich ging hinunter, setze mich ins Taxi und so endete unser Abenteuer. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Härteres getan... ich habe A zurückgelassen... zurücklassen müssen...


    Und was das alles noch härter macht, ist die Tatsache, dass ich niemals irgendwem von diesem Urlaub erzählen kann, von den schönsten drei Tagen und der schönsten Nacht meines Lebens.


    Der Grund dafür ist, dass es sich bei A um einen anderen Mann handelt... und ich liebe ihn.


    Er schenkte mir drei wundervolle Tage und eine wundervolle Nacht. Das kann uns keiner mehr nehmen.


    Ich werde diese erste Erfahrung niemals vergessen.

  • Huhu Fintyl, wir kennen uns jetzt nicht direkt, aber ich wollte dir zumindest ausrichten, dass du mein Herz doppelt zählen kannst, weil meine Freundin tatsächlich bei dem Text weinen musste, Respekt dafür auf jeden Fall! Mich hat die Geschichte ein wenig an "Eine Nacht in Rom" erinnert tatsächlich, den ich vor Äonen gesehen habe. Allgemein finde ich Geschichten auch recht spannend, die sich auf einen sehr begrenzten Zeitraum abspielen und somit begrenzt wie offen für vieles sind. Deswegen war ich auch gleich vom Aufbau und der Idee fasziniert irgendwie.^^


    In der Hinsicht sind die kurzen Passagen auch recht interessant gewählt, denn normalerweise ist es bei Stories in solchen Zeiträumen oder wie bei Serien wie 24 etc. so, dass durch diese zeitlichen Passagen jede Minute zählt und dadurch auch die kleinen Details mit eingebracht werden. In deinem Fall hast du die Passagen bündig und mit klaren Worten gefüllt, die nicht viel ausschweifen oder uns auf jede Minute mitnehmen, vielleicht weil es so privat ist oder auch aus stilistischen Gründen. Frage mich, ob das bewusst war oder ein Gefühl oder weil du einfach nicht gerne jede Kleinigkeit mitnehmen willst vom Stil, sondern lieber nur die wichtigen Aspekte nimmst, damit es immer spannend bleibt und viel Raum für Spekulation sowie Vorstellungen beim Lesen bleiben. Ich musste dabei auf jeden Fall an ein Tagebuch denken, auch wenn die typischen Muster für ein Tagebuch fehlen, vielleicht mehr ein Notizbuch oder Zusammenfassungen, not sure. Ich weiß, du schreibst Tagebuch gleich zu Anfang, aber irgendwie kam es mir vor als hättest du als Erzählstimme davon geredet, das Tagebuch zu führen, während wir gar nicht wissen, was da vom Erzähler reingeschrieben wird. Vielleicht habe ich mich aber auch nur selbst verwirrt. x)

    Auch das Zentrierte ist recht interessant und nicht störend, gibt besonders den letzten Sätzen eine stärkere Wirkung tatsächlich, auch wenn das sowieso immer Geschmackssache ist. Der Name "A" erinnert mich gerade auch an ein Buch, dessen Namen ich vergessen habe, auch wenn da "Blue" der Account-Name ist, aber da geht es auch vor allem um die Annonymität, die hier der Buchstabe verleiht. Witzig, dass es gar nicht stört, einen einzelnen Buchstaben die ganze Zeit zu lesen, weil man sich irgendwie dran gewöhnt...

    Alles in allem finde ich die Geschichte sehr persönlich, teils auch mit bisschen Vibes von The Perks of being a Wallflower, was nur als Kompliment aufzufassen ist, haha. Diese intensive Geschichte und ihre Begegnung, mit den Momenten und Encountern, fand ich sehr angenehm zu lesen tatsächlich, dass ich umso glücklicher bin, dass du nach all den Jahren mal wieder ein Update gemacht hast; es hat sich gelohnt, danke!

    Ich hoffe, es gibt in Zukunft wieder mal so schöne Werke, denn da steckte viel Liebe und Intensität zwischen den Zeilen, was ich wirklich awesome fand! :3

  • Herz doppelt zählen kannst, weil meine Freundin tatsächlich bei dem Text weinen musste, Respekt dafür auf jeden Fall!

    Hallo! Ich erinnere mich sogar an dich :)

    Also erstmal vielen lieben Dank für dieses Kompliment!

    "Eine Nacht in Rom" erinnert

    Das ist witzig, eine der beiden Protagonistinnen ist ja Spanierin und *Subtext Subtext* die Geschichte spielt in Spanien und bei A handelt es sich um einen Spanier.

    In deinem Fall hast du die Passagen bündig und mit klaren Worten gefüllt, die nicht viel ausschweifen oder uns auf jede Minute mitnehmen, vielleicht weil es so privat ist oder auch aus stilistischen Gründen. Frage mich, ob das bewusst war oder ein Gefühl oder weil du einfach nicht gerne jede Kleinigkeit mitnehmen willst vom Stil, sondern lieber nur die wichtigen Aspekte nimmst, damit es immer spannend bleibt und viel Raum für Spekulation sowie Vorstellungen beim Lesen bleiben.

    Es ist genau so, wie du es am Ende beschreibst. Hätte ich jedes Detail eingebracht, wäre die Geschichte wahrscheinlich 10x so lang. Außerdem war mir beim Stil eben genau das wichtig - dass der Leser selbst denken muss, denn nichts ist spannender als die eigene Fantasie.

    aber irgendwie kam es mir vor als hättest du als Erzählstimme davon geredet, das Tagebuch zu führen, während wir gar nicht wissen, was da vom Erzähler reingeschrieben wird. Vielleicht habe ich mich aber auch nur selbst verwirrt. x)

    Nein nein, es ist genau so. Der Aufbau könnte zwar vermuten lassen, dass es sich um Tagebucheinträge handelt, aber es ist tatsächlich der Erzähler, der in der laufenden Geschichte das Wort ergreift und eben seine Erlebnisse erzählt.

    Der Name "A" erinnert mich gerade auch an ein Buch, dessen Namen ich vergessen habe, auch wenn da "Blue" der Account-Name ist, aber da geht es auch vor allem um die Annonymität, die hier der Buchstabe verleiht.

    Du meinst mit Sicherheit "Love, Simon" oder "Love, Victor", da nennt sich einer der Protagonisten "Blue" :)

    Ich kenne hier nur die Verfilmungen.

    Aber wie ich es beschrieb, der Buchstabe ist absichtlich gewählt, da der Leser erst zum Schluss das Geheimnis erfahren soll - er soll erst davon ausgehen, dass es sich bei A um ein Mädchen handelt und alles seinen "gesellschaftlich korrekten Gang" geht ;)

    Witzig, dass es gar nicht stört, einen einzelnen Buchstaben die ganze Zeit zu lesen, weil man sich irgendwie dran gewöhnt...

    Es war für mich nur sehr schwer, keinerlei Personalpronomen wie "er/sie" oder "seine/ihre" zu verwenden, so dass manche Sätze zwangsweise etwas holpriger klingen...

    Aber schön, dass es nicht zu störend ist xD

    Diese intensive Geschichte und ihre Begegnung, mit den Momenten und Encountern, fand ich sehr angenehm zu lesen tatsächlich, dass ich umso glücklicher bin, dass du nach all den Jahren mal wieder ein Update gemacht hast; es hat sich gelohnt, danke!

    Ich hoffe, es gibt in Zukunft wieder mal so schöne Werke, denn da steckte viel Liebe und Intensität zwischen den Zeilen, was ich wirklich awesome fand! :3

    Und erneut vielen lieben Dank! Die Geschichte ist so persönlich und emotional, weil *mehr Subtext, mehr Plottwist* mir diese genau so passiert ist. :smalleyes:


    Ich denke, dass ich wieder die Lust am Schreiben gefunden habe und hier wieder aktiver sein werde, ja. uwu

  • Drei Tage und eine Nacht - 20 Jahre später


    Als ich umzog entdeckte meine Freundin ein altes Fotobuch eines Urlaubs von mir.

    Sie blätterte es kurz durch und erblickte zwei Bilder am Ende dieses Buches. Sie sah dort mein junges Ich und einen anderen jungen Mann, glücklich zusammen.

    Sie fragte mich, wer das sei und ich erinnerte mich und antwortete: „Meine letzte Liebe.“


    So viele Jahre sind vergangen. Die Jugend und der Glanz sind längst fort. Wir sind alle angegraut und gefangen im Alltag, der uns frisst.

    Wir schreiben das Jahr 2044 und die Zeit hätte nicht unspektakulärer verstreichen können, zumindest auf emotionaler Ebene.


    „Ich werde dir eine alte Geschichte erzählen.“, sprach ich zu meiner lieben Freundin.

    Ich fuhr fort: „Sie handelt von dem größten Abenteuer meines Lebens. Ich war jung, ich war allein, sozialphobisch und zögerlich. Doch das ändert ich alles mit einer schicksalhaften, kurzen Reise.


    Alles fing im Januar an. Ich war 21 Jahre jung und lernte ihn über ein Online-Spiel kennen. Eigentlich war er am Anfang immer aktiv und ich verschüchtert... ich habe das schon so viele, unendliche Male erlebt. Er fragte, wahrscheinlich, weil ihm mein Avatar in diesem Spiel gefiel, nach so kurzer Zeit, ob er mich im Spiel heiraten darf und ich tat es. Das war nichts Besonderes. Man hatte gewisse Vorteile dadurch (besondere Items und Ähnliches). Fortan nannte er mich „Husbando“ und wir tauschten unsere Telefonnummern aus, damit wir uns auch außerhalb des Spieles schreiben konnten. Er war Spanier und genau so alt wie ich. Wobei er im Februar bereits 22 Jahre alt wurde und ich erst im Juli.“


    Ich pausierte kurz und ging für einen Augenblick in mich. Meine Freundin wich meinem spontanen Blick unsicher aus und sagte fragend „Ja...?“


    Ich atmete auf und sprach weiter: „Er schickte mir direkt am ersten Tag einige Bilder von sich und ich fand ihn gutaussehend. Wir schrieben über Monate hinweg und es entwickelte sich eine gewisse Bindung und in meinem Fall eine gewisse Abhängigkeit. Einmal schrieb er spontan mitten in der Nacht, dass er viel an mich denken musste diese Nacht und nicht schlafen konnte. Das berührte mein verkümmertes und eigentlich auf ewig mit Dunkelheit gestraftes Herz etwas. Es ist das erste Mal nach fast sieben Jahren, dass ein Mensch es schafft, einen kleinen Funken Licht in mir zu entfesseln. Ich habe mir vor sieben Jahren geschworen, dass ich nie wieder lieben werde, um mich selbst zu schützen. Die Liebe ist das gefährlichste Ding auf dieser Erde. Sie kann dich einerseits zum glücklichsten Menschen überhaupt machen und zeigt dir diese elendige Welt in den buntesten Farben, aber andererseits kann sie dich in einer Weise verletzten wie es keine Waffe dieser Welt tun könnte.

    Ich ließ es geschehen und es war offiziell... ich war wieder verliebt, nach all den Jahren der Stärke.

    Im März eröffnete ich ihm, dass ich eine Woche Urlaub im Mai plane und eigentlich nach Italien wollte... irgendwo, wo es eben warm ist. Aber nun spiele ich mit dem Gedanken, nach Spanien zu fliegen und ihn zu besuchen. Er lebt dort in einer größeren Stadt mit ungefähr 500.000 Einwohnern. Ich fragte ihn wie er das findet und er war sprachlos, aber positiv. Er schrieb mir, dass er sich sehr freuen würde und dass er einige Orte suchen wird zu denen wir gehen können.


    Direkt am nächsten Tag buchte ich einen Flug und ein Hotel im Stadtzentrum für die erste Maiwoche. Geld spielte keine Rolle.

    Eine Woche später stand die To-Do-Liste auch schon fest: Wir wollten zu einem äußerst populären japanischen Restaurant gehen und wir wollten zusammen einen Friseur besuchen, da wir beide lange Haare hatten.

    Die Wochen verstrichen und der Tag an dem ich ihn endlich besuchen durfte, ihn endlich in meinem Arm halten durfte, kam.

    Wir verbrachten dort drei wundervolle Tage und eine wundervolle Nacht. Wir taten alles, was wir uns vorgenommen hatten und er schenkte mir ein paar Küsse zum Abschied. Ich habe alles erreicht, was ich jemals wollte. Sogar noch mehr.

    Doch nun stellte sich mir auf dem Rückflug die unausweichliche Frage nach der Zukunft und der Perspektive. Ich schrieb einst zu ihm, dass ich nicht weiß, ob unsere Welten zusammenpassen. Dennoch war mein Herz so erfüllt und strahlend hell wie noch niemals zuvor. Ich landete wieder in Deutschland und fuhr in meine Heimat, wo mich meine Großeltern direkt mit einem Glas Sekt auffingen und mich nach meinem Urlaub befragten. Natürlich konnte ich ihnen die echten Geschehnisse nicht mitteilen und so beschrieb ich alles was ich tat, aber eben dass ich alleine war und die Stadt erkundete.


    Nach einer Stunde fuhr ich nach Hause und hatte nun endlich Zeit, diese Erfahrungen alleine für mich zu verarbeiten. Am Abend schrieb er das letzte Mal zu mir: „How is your day going, Husbando?“ Ich beschrieb ihm, dass ich gut gelandet bin und nun zu Hause ankam.

    Er las die Nachricht, doch antwortete nicht. Das ist in Ordnung, sowas tut er öfter. Er antwortet dann meist am Tag darauf. Es war ja auch schon spät, also versuchte ich zu schlafen und schrieb ihm, dass es fehlt, dass er in meinen Armen liegt...

    Am nächsten Morgen erwacht verspürte ich einen starken emotionalen Schmerz und brach in Tränen aus. Ich dachte, dass es einfach sein Fehlen ist, aber wir würden uns schließlich im Juli bereits wiedersehen. Dennoch spürte ich, dass da noch irgendetwas ist.

    Eine Woche des Schmerzes verging und er schrieb nicht... wieso schrieb er nicht? Kein Lebenszeichen. Sämtliche Social-Media-Kanäle waren tot. Ich war sehr besorgt und sollte damit auch Recht behalten.

    In der zweiten Woche schrieb ich ihm das erste und einzige Mal, dass ich ihn liebe und gestand ihm meine Gefühle...

    Doch diese Nachricht erreichte ihn nie. Bis heute ungelesen.


    Fast einen Monat nach den Geschehnissen schrieb mir eine unbekannte spanische Nummer, es war seine große Schwester. Sie schickte mir einen unendlichen Text mit der Kernaussage, dass meine neu gewonnene Liebe in einem Autounfall verstarb... drei Tage nach meiner Abreise... gerade erst 22 Jahre jung. Sie beschrieb, dass sie meine Nummer in seinem Handy fand und dass sie unsere Verläufe las. Sie wusste ebenso nichts von unserer Begegnung, niemand wusste es jemals...

    Vor sieben Jahren nahm mir ein Mensch das Ursprungslicht aus meinem Herzen indem dieser meine Liebe nicht erwiderte.

    Heute nahm mir ein Mensch den letzten Funken Licht indem er von dieser Welt schied.

    Und so blieb er auch für immer in meiner Erinnerung.“


    „Ich habe seitdem niemals wieder geliebt und diese Geschichte trug sich vor über 20 Jahren zu... und ich habe niemals jemanden davon erzählen können, niemals.“, schloss ich ab.


    Meine liebe Freundin blinzelte einige Male bis ihr die Tränen die rechte Wangen entlang flossen. Sie konnte kein Wort sagen.


    Doch ich blieb kühn und lächelte leicht. Die Zeit heilt zwar keine Wunden, aber man muss mit der Zeit immer weniger an den Schmerz denken, so dass man im Alltag immer besser damit zurecht kommt. Doch vergessen werde ich niemals. Und in stillen Momenten, wie diesem, bricht dieser immer mal wieder durch. Es scheint mein Schicksal zu sein. Zu dieser Zeit, vor über 20 Jahren, öffnete ich meinen Geist für Gott und war seitdem mit mir im Reinen und lebte in Akzeptanz. Ich war seitdem niemals wieder allein und lebte ein spontanes Leben voller Freude und Spaß.


    Nun ist es aber an der Zeit, dass wir die letzten Umzugskartons packen. Ich nahm das alte Fotobuch und tat es in meine persönliche Tasche. Es wird ein anstrengender Umzug, schließlich ging mein Flug doch schon morgen Vormittag.

  • Hallo,


    ich empfand es als spannend, dass du zum ersten Text über drei Tage und eine Nacht eine Fortsetzung schreibst, deren Handlung deutlich später angesiedelt ist. Dementsprechend war ich über den Inhalt gespannt und mir gefallen in diesem Zusammenhang die Fürsorge sowie die Mischung aus sachlicher und emotionaler Erzählung, die du in beide Texte gesteckt hast. Die bittersüßen Enden tragen zu einer gewissen Schwere bei, die allerdings durch die erlebten schönen Erinnerungen etwas leichter zu werden scheint. Dass ich mich von den Ereignissen etwas mitgenommen fühlte, zeigt wohl auch, dass mir die Erzählungen sehr gut gefallen haben.


    Wir lesen uns!

  • Entscheidungen


    „Bereust du eigentlich irgendwas in deinem Leben, Papa?“, fragte mich meine mittlerweile pubertäre Tochter ganz unvermittelt an einem gewöhnlichen Donnerstagabend beim Essen. Vermutlich war es einfach eine unbedachte Frage, welche sie irgendwo online aufschnappte, da gerade sogenannte „Deep Talk Videos“ angesagt sind.


    Ich dachte gar nicht weiter nach, auch nicht, als meine liebe Frau mich interessiert anschaute. Ich antwortete also spontan: „Eigentlich nicht, nein.“ Das Gespräch kehrte daraufhin schnell wieder zu gewohnten Themen zurück, allerdings musste ich die ganze Zeit an diese Frage denken.


    Einst kannte ich eine andere Person, mit der ich, hätte ich damals nur den Mut gehabt, ein ganz anderes Leben geführt hätte - vielleicht glücklicher, vielleicht auch am Ende scheiternd, aber auf jeden Fall anders. Sie liebte mich sehr und mir kam damals kurz nach einem emotionalen Schock diese kleine Abwechslung ganz gelegen. Ich war Anfang 20, spontan und unbeschwert. Sie schenkte mir Aufmerksamkeit und stichelte mit ihrem frechen Humor, was ich sehr mochte.

    Andererseits war der Reiz des Verbotenen gegeben. Damals lebten wir über 800 Kilometer auseinander, mal wieder. Dennoch fragte sie gezielt, ob ich bereit wäre, irgendwann mal umzuziehen. Dem sprach eigentlich nichts entgegen und im Leichtsinn der Jugend spann ich mir ein Konstrukt, so dass ich ihr mitteilte, dass ich Hawaii schön finde und dort in einem kleinen Häuschen wohnen würde - das war schon immer mein Traum. Nach einigen Monaten kam genau dieses Gespräch wieder auf und sie fragte ernstgemeint, ob sie ein Haus dort kaufen soll und ich mit ihr dahinziehen würde.

    Natürlich belächelte ich dieses Angebot erst, aber diese Person meinte es tatsächlich ernst.

    Er war Moslem und ich Katholik. Er war Österreicher und ich Deutscher. Er verdiente im Monat gute 20.000 Euro durch den Vertrieb gewisser Substanzen und ich arbeitete im Büro.

    Dennoch lehnte ich das Angebot am Ende ab und kurz daraufhin schieden sich unsere Wege für immer. Meine Angst war zu groß und ich konnte meine Familie, meine Freunde und meine Arbeit hier nicht aufgeben. Genau vier Jahre später lernte ich meine heutige Frau kennen und wir bekamen nach drei weiteren Jahren unsere Tochter. Jetzt führe ich ein Familienleben, aber es ist ein Standard und ich lese immer wieder von Fällen, in denen die Mutter oder der Vater einfach mitten in der Nacht abgehauen, durchgebrannt, sind und die Familie verließen, um ein aufregenderes Dasein zu führen.


    Für mich ist es zu spät, dafür habe ich nicht den Mut. Diesen hätte ich damals aufbringen sollen.

    „Ich konnte es damals nicht, aber ich wünschte, ich hätte es.“, flüstere ich nachdenklich. Meine beiden Lieblingsmenschen verstummen prompt. Ich lächle und esse weiter.


  • Hallo,


    die Zeitreise in die Vergangenheit ist dir durchaus gelungen. Ich mag es, wie du diesbezüglich den jugendlichen Leichtsinn hervorhebst, der eigentlich ungreifbare Träume in nächste Nähe rückt und das schließlich zu einem Problem werden kann. Es ist ein wohl allgegenwärtiges Thema, dass solche Dinge als Spaß angesprochen werden, von der anderen Person aber ernst aufgefasst werden. Da nun eine klare Entscheidung zu treffen, war schwierig und dass nach all den Jahren noch Reue empfunden wird, zeigt, wie tief die Verbindung dieser beiden Menschen war. Im Beisein der glücklichen Familie trägt die Geschichte noch wesentlich mehr Gewicht.


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