Summer Vacation Challenge 2016

Definition:
Dieses etwas grotesk anzuschauende Geschöpf ist ein unscheinbarer Weltenwanderer, der sich zwischen den Existenzzonen der Lebenden und der Toten aufhält. Innerhalb dieser Zwischenwelt sucht es nach verirrten Seelen, die es mit Hilfe seiner ihn begleitenden Irrlichter zu sich lockt und dann verschlingt.

Sein Körperbau ist sehr filigran, wobei nur dessen Kopf und Hals, sowie der Schweif mit einem gräulich-weißen Fell überzogen ist, der Rest des Körpers ist haarlos und in sich zusammengeschrumpft. Der Brustkorb ist überdimensioniert ausgebaut und innerhalb diesem befindet sich ein spezielles Organ, das die gefangenen Seelen in sich aufnimmt, sobald der Irrlichtel diese verschlungen hat.
Aufgrund des großen Brustkorbs besitzt der Irrlichtel keine Arme und kann sich nur kurzzeitig auf die Hinterbeine stellen. Die Sohlen an den Pfoten sind sehr weich gepolstert, um den enormen Druck auszugleichen, der aufgrund des schweren Brustkorb auf dessen Wirbelsäule lastet. Den Großteil seines kurzen Lebens verbringt der Irrlichtel aber schwebend und nutzt seine Hinterbeine mit den langen Krallen dann zur Verteidigung seines Seelenvorrats.
Der Kopf ist sehr klein und ähnelt entfernt dem eines Kaninchens. Es besitzt schwarze Augen, die sich gut an die Lichtverhältnisse anpassen, wenn es die Welten durchwandert. Das kurze Maul ist mit kleinen, flachen Zähnen bestückt, die aber nicht zum Kauen oder Beißen geeignet sind, denn der Irrlichtel benötigt keine Nahrung.

In der Welt der Lebenden kann es nur von Kindern gesehen werden und tritt ihnen dann meist in Gestalt eines Tieres gegenüber, das sie am liebsten haben, z.B. einer Katze oder eines Hundes. Es sucht sich dabei aber nur Kinder aus, deren Lebenszeit allmählich abläuft. Wenn sie krank sind und dabei das Bett hüten müssen, so verbleibt es bei ihnen und nimmt ihnen die Angst vor dem Sterben und mildert zeitgleich ihre Schmerzen. Es verkürzt nicht deren Lebenszeit. Sobald das Kind dann verstirbt, nimmt der Irrlichtel die Seele des Kindes in sich auf und trägt dieses so lange mit sich herum, bis der Tragesack vollständig ausgefüllt ist.
Bei plötzlichen Toden, wie Verkehrsunfälle, wandern die Kinderseelen meist umherirrend in die Zwischenwelt. Dort sammelt der Irrlichtel sie ein, indem es seine Irrlichter voraussendet und den Seelen damit den Weg zu ihm weist. Dann nimmt es diese ebenfalls in sich auf.

Sobald der Sack im Brustkorb vollständig mit Seelen gefüllt ist, wandert der Irrlichtel zurück in die Welt der Toten und durchschreitet dabei eine ganz bestimmte Grenze, in welche nur dieser Zutritt hat. Diese Zone ist mit einem warmen, pulsierenden Licht gefüllt und dient den Kinderseelen als neuer Hort. Dort nehmen die Seelen wieder die Gestalt an, die sie in der Welt der Lebenden einst hatten. Der Irrlichtel aber verharrt dort und stirbt, da sich sein Brustkorb auseinander dehnt und der Tragesack reißt, denn nur auf diesem Wege können die Seelen wieder aus ihm heraus. Die Seelen wandern in das Licht hinaus und der Irrlichtel löst sich auf.