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  • ... ist ein Zitat von Andrej Arsenjewitsch Tarkowskij, einem sowjetischen Filmemacher. Tarkowskij beschäftigte sich sein Leben lang mit der Kunst des Filmemachens und hatte dabei immer wieder mit der Zensur in der Sowjetunion zu kämpfen.
    Hier soll es nun um die Idee des Zitates gehen. Zunächst steht die Frage im Raum, wo überhaupt der Unterschied ist. Dem Worte nach geschieht schauen aktiv, sehen "nur" passiv. Spontan könnte man also meinen, dass Schauen mehr wäre als Sehen, da Sehen ja nur das passive Wahrnehmen ohne Absicht ist. Im Sinne des Zitats meint Sehen jedoch vor allem das Wahrnehmen dessen, was der Film meint.
    Schauen ist also im Grunde genommen einfach nur das Verfolgen der Geschichte, der Bilder, der Worte. Jeder, der einen Film nicht einfach nebenher als Hintergrundbeschallung laufen lässt oder beispielsweise ins Kino geht, schaut einen Film.
    Sehen bezeichnet nun eben dieses mehr wahrnehmen. Wer sieht, der entdeckt mehr als nur die dargestellten Bilder. Man betrachtet Filme als Kunstwerk, sieht, was der Künstler mit dem Werk sagen will. Man geht über Filme schauen zur reinen Unterhaltung hinaus. Dabei können Dinge zum Vorschein kommen, die bei oberflächlicher Betrachtung des Films gar nicht so offenbar sind, die einer oberflächlichen Beobachtung vielleicht sogar widersprechen und sie ins Gegenteil verzerren.


    Hier wollen wir uns also dem widmen, was ein Film hinter seiner möglicherweise stimmigen (oder auch manchmal gar nicht so stimmigen) Handlung erzählt. Es geht darum nicht nur die Oberfläche zu betrachten, sondern auch darüber nachzudenken und zu sehen, was dahinter steckt.


    Wie sieht es bei euch aus?
    Schaut ihr Filme eher zur Unterhaltung oder versucht ihr bewusst auch das Kunstwerk zu sehen?
    Wieviel Zeit nehmt ihr euch bei einem Film um noch darüber nachzudenken? Beurteilt ihr einen Film schon direkt nach dem Anschauen?
    Schließen sich Unterhaltung und Kunst aus? Oder gehen sie auch zusammen?

  • Hach ja, so habe ich auch einmal Gedacht - der Einfluss der großen Filmkritiker, aka der Academy of Art.


    Ich sehe Filme, wie auch Bücher und diverse andere "Kunst" in erster Linie als Handwerk an, dann als Unterhaltung und dann erst als Kunst.


    "Kunst" sehe ich oftmals als Ausrede, um diverse Fehler weg zu interpretieren. "Das macht keinen Sinn!" - "Egal! Es ist Kunst!" Oder noch schöner. "Dann verstehst du es nicht! Aber ich werde es dir natürlich auch nicht erklären, weil es ist Kunst!!"


    Diese Einstellung wurde halt vor allem von bestimmten Filmkritikern verbreitet und natürlich allen voran von der Academy of Art, aka, den Leuten, die die Oscar vergeben. Es sorgt dafür, dass viele der "hochgelobten Filme" in Kritikerkreisen und bei den Awards meistens eine extrem vorhersehbare Formel haben, die aus bestimmten stilistischen Mitteln, bestimmten Arten von oftmals recht flachen Charaktermodellen und natürlich bestimmten dramatischen und höchst philosophischen Themen, mit nicht selten historischer Relevanz (Extrapunkte, wenn es um die Filmindustrie selbst geht) besteht. Oder, um einmal Tropic Thunder zu zitieren: "Deep Shit."


    Ich kann natürlich durchaus den Ärger verstehen, wenn ein Michael Bay, der meistens den kleinsten gemeinsamen Nenner anspricht und sich ganz offenkundig mit den meisten seiner Filme nicht groß Mühe gibt und sie dabei auch noch mit rassistischen, sexistischen und was weiß ich nicht noch für Stereotypen vollstopft, damit aber dann Milliarden macht, obwohl es kaum jemanden zu geben scheint, der die Filme mag. Oder von mir aus auch ein Shyamalan mit seinen Twists. (Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als die Kritiker ihn geliebt haben?)


    Fakt ist allerdings dennoch, dass viele Leute, die in den "kreativen" Positionen der Filmindustrie arbeiten, dies tatsächlich tun, weil sie Leuten mit ihren Filmen Freude machen wollen. Weswegen die meisten Filme auch mehr unterhaltend als irgendetwas anderes sind. Allerdings heißt das auch noch lange nicht, dass keine Gedanken in die Komposition und dergleichen fließt - auch wenn bestimmte Kritiker gerne so tun.


    Mein Problem mit den "Kunstfilmen" derweil und den Leuten, die sich drüber aufregen, wie viele Filme ja "bloße Unterhaltung" sind, sind oftmals vor allem die Drehbücher. Spannungsbogen? Pacing? Nope. Viele der Filme haben auch nie etwas von "Show, don't tell" gehört. Charaktere mit nachvollziehbarer Motivation? Nonono. Ich weine den Tagen, in denen ich mir jeden Oscarnominierten Film angeschaut und ihn analysiert habe, nicht hinterher. ^^"


    Gute Filme haben beides zu einem gewissen Grad. Sie können kopflose Unterhaltung sein, aber auch eine Tiefere Ebene haben, wenn man sie mehrfach ansieht. Sie können interessante Cinematographie haben, die aber gleichzeitig auch beim einfachen Anschauen einen gewissen "Wow" Effekt hat. Sie haben ein Spannungsark, Charakterentwicklung und nutzen die visuellen Sachen - haben aber mehr als nur das. Sie können eben auch Unterhalten.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das Gefühl habe, dass in den letzten 30 Jahren die Leute, die groß "Kunst" geschrien haben und über Unterhaltungsfilme die Nase gerümpft und ihnen bei Awards keine Chance gegeben haben, die Industrie ziemlich kaputt gemacht haben, weil sie ein künstliches Gefälle zwischen allem, was Unterhaltung (außerhalb von Satire, I guess) ist, und dem, was eben Drama und höhere "Kunst" ist.


    Kurzum: Wenn ich einen Film mag und er mich von Handlung, Charakteren und Spannung her begeistern kann, nehme ich mir gerne Zeit dafür, ihn genauer anzusehen, mir über die Entscheidungen, die wohl in bestimmte Inszenierungen und Kompositionen gegangen sind, Gedanken zu machen. Mich, wenn man deutlich merkt, dass da einiges reingegangen ist, auch daran zu erfreuen, mich sogar mehr damit zu beschäftigen (ich habe hier diverse "The Art of..." Bücher stehen - vor allem zu Animationsfilmen, aber z. B. auch zu Mad Max Fury Road). Aber ich kann es nicht leiden, wenn ein Film effektiv nur schöne Einstellungen und Kompositionen, aber ein langweiliges, übertrieben philosophisches und/oder dramatisches, alles in allem aber vollkommen hohles Skript hat, das keinerlei Spannungsbogen aufbringt. Schön für die Einstellungen - aber einmal ehrlich, die hätten es auch verdient, in einer besseren Story zu sein.

  • Mein Problem mit den "Kunstfilmen"

    Ich würde gern auf deine Kritik an Filmen eingehen, mein Problem ist halt, dass ich das schwierig finde ohne konkrete Beispiele. Schließlich ist ja schon wichtig zu wissen, wo bei dir die wenig geliebten Kunstfilme beginnen. Michael Bay und Shyamalan sind es offenbar nicht (würde ich spontan zur Zustimmung neigen), aber wer sind diejenigen, die du kritisierst? Und vielleicht findest du ja auch jemanden gut, den du in gewissem Maß als Künstler betrachtest?

    Gute Filme haben beides zu einem gewissen Grad.

    Ja und nein. Im Optimalfall hat ein Film tatsächlich beides, er ist künstlerisch wertvoll und unterhaltsam. Kubricks 2001 ist in meinen Augen ein solches Beispiel, den ich unterhaltsam und wunderschön anregend fand. Das ist für mich ein Film, der beides unter einen Hut kriegt.Allerdings ist das vielleicht auch der Unterschied von einem guten Film zu einem Meisterwerk.
    Dann wären da beispielsweise die Filme von Tarkowskij, der nicht nur den Titel des Themas gespendet hat. Tarkowskijs Werke sind sicher alles andere als einfach zugänglich. Tarkowskij war meines Wissens nach der Ansicht, man müsse den Zuschauer fordern. Kunst hat seiner Ansicht nach nicht die Aufgabe, den Betrachter abzuholen, auf ihn zuzugehen. Vermutlich entsprechen seine Filme genau dem, was dich so stört, sie sind sehr ruhig erzählt, warten nicht mit wahnsinnigen Spannungsbögen auf, setzen dann eher auf philosophische Themen. Ob du die Skripte hohl fändest (findest? Hast du FIlme von ihm gesehen?), vermag ich nicht zu sagen.
    Auf der anderen Seite stehen vermutlich die meisten Hollywoodfilme, die erfolgreich sind. Die "Fast and Furious", die Marvels, die Videospielverfilmungen, die Sequels und Spinoffs und so weiter und so fort. Bewährter Kram, der im Grunde ausschließlich den Anspruch hat dem Zuschauer Unterhaltung zu bieten. Der Zuschauer wird nicht gefordert, er bekommt serviert. Auch wenn das jetzt sicher böse klingt, ist das nichtmal grundsätzlich schlimm. Manchmal möchte man abschalten und leichte Kost genießen.
    Vielleicht meinst du ja auch mit "Kunstfilmen" eben diese Filme, die nicht Kunst um der Kunst Willen, sondern um der Selbstdarstellung Willen machen. Die Frage ist natürlich, wem man das vorwirft. Spontan würde ich den Namen Tarantino in den Raum werfen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Tarantinos Filme wirklich toll finde, allerdings kann man ihm wohl durchaus Selbstinszenierung attestieren. Trotzdem denke ich, dass der eine oder andere Film noch künstlerischen Wert hat, Pulp Fiction bringt in meinen Augen auf wunderbare Art Ziellosigkeit auf den Punkt.
    Zuletzt vielleicht noch kurz zu Mad Max: Fury Road. Ich weiß, du feierst den Film extrem, allerdings ist der Film doch in vielerlei Hinsicht unglaublich gewöhnlich. Spannungsbogen, Story, Pacing, das halte ich dort alles für ziemlich gewöhnlich. Ja, die Charaktere sind dann tatsächlich recht interessant, allen voran sicher Furiosa. Die Bilder sind absolut grandios, erst gestern konnte ich sehen, dass der Film "A Boy and his Dog" zitiert. Will sagen, der Film ist zweifelsfrei nicht schlecht. Aber viele Dinge, die du an Kunstfilmen kritisierst, sind in diesem Film halt völlig gewöhnlich.

  • Ich würde gern auf deine Kritik an Filmen eingehen, mein Problem ist halt, dass ich das schwierig finde ohne konkrete Beispiele.

    Nun, sollte eigentlich doch recht klar hervor gehen: Das meiste, was in den letzten zehn, zwanzig Jahren so bei den Oscars landet. Klar, es sind immer auch ein paar darunter, die doch ziemlich gut auf die ein oder andere Art sind, aber wenn ich mir die meisten Sachen so anschaue... *hüstel* Wenn ich mir die Nominierungen der letzten fünf, sechs Jahre ansehe, dann sehe ich darunter wenig Filme, die ich wirklich als gut bezeichnen würde. Sondern viel eher Sachen, die effektiv Fanservice für die Academy bieten - die Leute wissen halt, was die Academy mag und sprechen diesen Geschmack an.
    Ich meine, es ist oft genug parodiert worden. Heck, es gibt Formeln für einen Film mit guten Oscar Chancen.


    Nehmen wir mal ein paar Beispiele.


    Einer meiner Lieblinge: Black Swan (nominiert für "Bester Film 2010"). Ein unfreiwillig komischer Film, der sich nicht so ganz entscheiden kann, was er eigentlich möchte. Anstatt psychische Krankheiten vernünftig zu präsentieren und dem Charakter Tiefe zu geben (oder dem Publikum einen Grund, sich überhaupt um die Charaktere zu scheren), wird das gemacht, was diese Art von Filmen gerne macht (und was definitiv eins der Oscarrezepte ist): Psychische Krankheiten sensationalisieren. Das Pacing ist unterirdisch, die Charaktere sind Karikaturen und der Cringe Faktor in einigen Szenen ist wirklich enorm hoch. Dazu kommt, dass der Film, wie so oft, whitey white ist - wobei das ihn nicht unbedingt schlechter macht, es fällt nur auf. Äh, ja. Auch zeigt der Film eine weitere Sache, die für Oscar Bait tatsächlich recht typisch ist: Auf Gewalt/Gore draufhalten ist ja totaaaaaaal kunstvoll. *drop*
    Der Film war einer der ersten, die mich bezüglich Kritikern haben "Wait, what?" fragen lassen. Gilt übrigens für Aronowskys gesamte Filmographie. Im besten Fall sind sie langweilig, im schlimmsten Fall undurchdacht und stellen dabei Sachen auch oftmals falsch dar.


    Im Selben Jahr noch so einer: Inception. Hach ja. Nolan. Man muss Nolan ja durchaus lassen, dass er ein Händchen für Kompositionen und Inszenierung hat... Dummer Weise hat er absolut keins für Drehbücher schreiben, weshalb ich immer wieder eine Augenbraue hebe, wenn einer seiner Filme für Best Picture nominiert wird. Flacher Charakter, mit dramatischer Hintergrundgeschichte, Token-Chick (Marke weiß und möglichst Mitte 20 bis 30), ein pseudophilosophisches Gimmik, dass bei genauem Nachdenken wenig Sinn macht, Orchestra Farts (ernsthaft, so sehr ich Zimmer ja auch mag, die Soundtracks die er für Nolan geschrieben hat, klingen alle identisch), große Setpieces, Dialog der zu mindestens 60% aus Exposition und der offenen Diskussion des pseudophilosophischen Gimmiks (oft ausgeschmückt mit falschen angeblich wissenschaftlichen "Fakten") besteht, und viele offene Plotstränge. Ich mein, die Setpieces sind beeindruckend, die Kameraarbeit, CGI und dergleichen auch... Aber die Plots, das Pacing und die Charaktere... (Zumindest kommen dankbarer Weise mehr und mehr Leute zu der Erkenntnis. The Dark Knight Rises sei dank, I guess.)


    The Artist (Gewinner Best Picture 2011). Ein Film den niemand mochte außer ewig Alte Hollywood-Eliten (die den großteil der Jury ausmachte), die nostalgisch darüber sinnieren konnten und dann seufzten "Oh ja, wie genial einen Film über Stummfilme so zu erzählen." Weiß auch ehrlich gesagt nicht, was es sonst zu dem Film zu sagen gibt. Er war allerhöchstens durchschnitt und hat sich komplett über sein Gimmik verkauft.


    Hugo (nominiert 2011). Versteh mich nicht falsch: Es war in meinen Augen eigentlich ein süßer, weihnachtlicher Film, den man gut mit Kindern schauen konnte. Er war nichts besonders und war halt genau so "gut" wie diverse andere süße Weihnachtliche Filme, die man mit Kindern so schauen kann. Für das Genre sogar ziemlich gut. Aber alles in allem war er eben auch sehr cartoony - sogar ziemlich offen - hatte sehr, sehr viel Deus Ex Machina Momente, wo Probleme plötzlich gelöst wurden und der Grund, warum Kritiker und vor allem die Academy den Film geliebt haben, ist, dass der Film effektiv ein Liebesbrief an die Filmindustrie ist. (Um nicht zu sagen, der Film verbringt den letzten Akt vorrangig damit der Academy Honig ums Maul zu schmieren.)


    Extremely Loud and Incredible Close (auch 2011). Uh, die liebste psychische Krankheit der Academy wird hier thematisiert: Autismus! Dummer Weise ist es nur einmal wieder der Hollywood Autismus, der wenig mit realem Autismus zu tun hat und unter dem reale Autisten auch ziemlich zu leiden haben. Heck, selbst Psychologen sind hiervon beeinflusst worden! Aber gut, anderes Thema. Was macht dieser Film? Er ist... Okay. Jetzt weder spannend, noch besticht er durch gute Charaktere... Die Cinematographie ist auch nicht übermäßig gut. Aber hey, es beinhaltet Autismus und ein historisches Event und Drama.


    Les Misérable (nominiert 2012). Noch so ein Genre, dass die Academy liebt: Musicals, die entweder im Stil der alten Musical Filme ist (siehe diesjähriges Oscarbait La La Land) oder mit großen Setpieces daher kommen. Ich meine inhaltlich kann man LesMis nicht mehr und nicht weniger kritisieren als die Bühnenshow - aber während die Set Pieces schon oftmals nett waren, war die sonstige Umsetzung dieses Films alles andere als berauschend. Das Live am Set Singen hat nicht funktioniert (und ich habe mich letztens mit einer Musicalsängerin aus Hamburg unterhalten, die auf die Erwähnung des Themas in einen zehnminütigen Rant darüber verfallen ist, warum das eine dämliche Idee war), die Cinematographie war freundlich ausgedrückt "uninspiriert" und die Besetzung in einigen Fällen halt auch sehr unpassend und seltsam (*hust* Crow *hust*).


    Her (nominiert 2013). Ein Film den ich durchaus mochte - und sei es nur wegen Cyberpunk Thematik und ich bin ein Sucker dafür... *hüstel* Aber ganz ehrlich: Die Charaktere waren teilweise so übertrieben Karikaturhaft, dass es teilweise wirklich cringeworthy war (es gibt keine gute Übersetzung dafür), der Spannungsbogen nicht vorhanden... Ich mein, der Film hat in meinen Augen durchaus im Set- und allgemeinen Colordesign überzeugen können - aber die Cinematographie war dann wiederum sehr... "By the book".


    Boyhood (nominiert 2014). Ein Film der einfach nur auf einem Gimmik aufgebaut hat. Aber die Academy LIEBT solche Gimmiks. Diverse Kritiker auch. Der normale Mensch saß allerdings nur da und fragte sich, was das ganze sollte. Immerhin hatte der Film mehr Interesse an seinem Gimmik, als daran eine interessante Geschichte zu erzählen oder auch nur filmisch irgendwas interessantes zu präsentieren.


    Und ich gebe offen zu, nach 2014 habe ich dann auch ziemlich aufgegeben mir die meisten Sachen anzusehen, für die Kritiker so schwärmen, sofern es micht nicht per se interessiert (oder es mir von Freunden, auf deren Urteil ich vertraue, empfohlen wird).


    Ich könnte an dieser Stelle auch noch weitermachen und ein wenig etwas über die Steven Spielberg Historien Filme sagen, die regelmäßig nominiert werden. Ich meine, Spielberg ist ein toller Regisseur - ohne Frage - aber die Filme sind so formularisch, dass sie sich für mich oft schauen: "Oh, jetzt habe ich mal wieder ein paar Filme gemacht die Spaß machen. Zeit für meine nächste nominierung für einen Oscar. Welche Epoche suchen wir uns denn dieses Mal raus?" (Schindler's List, Amistad, Privat Ryan, Catch me if you can, Munich, War Horse, Lincoln, Bridge of Spies) Das macht die Filme nicht unbedingt schlecht - aber es wurde sehr schnell alt. Es fühlt sich wirklich an, als wäre es ein "Going Through the motions" für Spielberg und sein übliches Team (Tom Hanks allen voran).


    Oh, I could go on and on.



    Dann wären da beispielsweise die Filme von Tarkowskij, der nicht nur den Titel des Themas gespendet hat. Tarkowskijs Werke sind sicher alles andere als einfach zugänglich. Tarkowskij war meines Wissens nach der Ansicht, man müsse den Zuschauer fordern. Kunst hat seiner Ansicht nach nicht die Aufgabe, den Betrachter abzuholen, auf ihn zuzugehen. Vermutlich entsprechen seine Filme genau dem, was dich so stört, sie sind sehr ruhig erzählt, warten nicht mit wahnsinnigen Spannungsbögen auf, setzen dann eher auf philosophische Themen. Ob du die Skripte hohl fändest (findest? Hast du FIlme von ihm gesehen?), vermag ich nicht zu sagen.

    Ich kenne von ihm Nostalghia, da ich den Film damals, als ich mich noch sehr an Kritiker gehalten habe, irgendwann geschaut habe. Ich kann mich an den Film allerdings praktisch nicht mehr erinnern, was in meinen Augen einiges darüber sagt, wie viel Eindruck der Film auf mich hinterlassen hat.
    Ich selbst habe ein Problem mit der Einstellung, dass man dem Zuschauer nicht entgegen kommt. Weil es für mich nur eine Ausrede dafür ist, grundlegende Dinge im Handwerk nicht zu beherrschen (hier dem Handwerk der Erzählkunst) und sich mit Kunst rauszureden. Ich erinnere mich dabei immer nur daran, wie wir als Kinder in Kunstmuseen geschleppt wurden. Speziell an das Museum der modernen Kunst in den Niederlanden. Ich verstehe, warum ein Van Gogh Kunst ist, ich verstehe, warum ein Da Vinci Kunst ist usw. Ich verstehe nicht, warum ein Bild, das aus einem roten Punkt auf blauem Grund besteht - aka: Etwas, das jeder Honk malen kann, Kunst sein soll. Klar, man kann super toll viel herein interpretieren - aber das ist der Betrachter allein. Der kluge Künstler sagt dabei natürlich aber nur: "Oh, ja, ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht..."
    Diese Thematik greift in meinen Augen die Pinky and the Brain Folge mit dem "Großen Pinkasso" sehr gut auf. Bezieht sich da auch auf die einfache Kunst - lässt sich aber auf jede andere Kunstform fraglos übertragen.


    Die Sache ist halt: Ich verstehe ja bei der normalen Kunst noch, dass Dinge, die Aufwand sind gewürdigt werden. In besagtem Museum gab es dann in einem Jahr, als wir hingeschleppt wurden, eine Sonderausstellung zum Thema Holz. Bei allem komischem Krams, der mit dem Holz da gemacht worden war, konnte man bei den meisten Ausstellungsstücken nicht anzweifeln, dass da Arbeit und auch eine gewisse Kunstfertigkeit und Geduld drin steckten.
    Aber hier ist die Sache bei Filmen: In den meisten Produktionen - selbst wenn das Endprodukt nur "okay" ist - steckt viel Arbeit drin und oftmals auch großartige Leistungen von Einzelpersonen, selbst wenn diese im Endprodukt untergehen. Was aber gerade in der Filmindustrie schnell untergeht, weil niemand viel auf Namen außerhalb von Regisseur und Schauspielern und vielleicht noch Komponist gibt. Storyboard Artists, Setausstatter, Kostümdesigner...? Uh. Wer ist das? Darüber wird beim finalen Produkt wenig geredet. Das geht soweit, dass einigen Regisseuren, die sich nur minimal an der Postproduktion beteiligt haben, Credit für Dinge gegeben wird, mit denen sie nichts am Hut hatten. Oder eben auch kein Credit Leuten zukommt, die es verdient haben, weil sie in einem eher mittelmäßigen oder gar unterirdischem Gesamtprodukt untergegangen sind.



    Die "Fast and Furious", die Marvels, die Videospielverfilmungen, die Sequels und Spinoffs und so weiter und so fort.

    Ich will ja nichts sagen, aber ein Teil der Fast and Furious Filme (gerade die neueren) hat unglaublich coole Cinematographie, gutes Pacing und ein generell gutes Production Design. Klar, sie sind im Plot 0815 Action Pieces und sind vorhersehbar ohne Ende - aber haben dennoch zum Beispiel ein solides Cast.
    Auch die Marvelfilme können zumindest zum Teil, wenn man nur lange genug inhält, durchaus ein paar Sachen auch für Cineasten bieten - selbst wenn sie alles in allem sehr "sicher" gespielt sind. Aber genau dieses sichere macht sie eben vielleicht nicht zu überragenden, durchaus aber zu guten Filmen. Von ein paar Ausnahmen (Iron Man 3, Avengers 2) einmal abgesehen, funktionieren sie in jedem Department. Außer im Farbdesign... Aber das ist eine Executive Decision.
    Und auch Sequels und Spin-Off sind nicht prinzipiell schlecht. Sie sind recht sicher. Aber sicher ist nicht unbedingt schlecht - weil ohne sichere Filme gäbe es überhaupt keine Risikoprojekte mehr.



    Spontan würde ich den Namen Tarantino in den Raum werfen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Tarantinos Filme wirklich toll finde, allerdings kann man ihm wohl durchaus Selbstinszenierung attestieren. Trotzdem denke ich, dass der eine oder andere Film noch künstlerischen Wert hat, Pulp Fiction bringt in meinen Augen auf wunderbare Art Ziellosigkeit auf den Punkt.

    Ich werde ehrlich gesagt nie verstehen, was Leute an den Tarantino-Filmen filmisch gesehen finden. Ich meine, ehrlich, ich fand als Jugendliche Kill Bill vooooooooll cool. Aber das vorrangig auch nur, weil der Film halt cool aussah, einen weiblichen Hauptcharakter hatte (selten genug) und es außerdem so etwas verbotenes hatte ihn heimlich auf einer Klassenfahrt zu sehen, wo wir gerade einmal 15/16 waren. Oh yeah. Aber wenn ich heute drüber nachdenke, was ich an dem Film gut finde, denke ich sehr lange und ende mit einem einsamen Punkt: Das Farbdesign. Die Charaktere waren cool, aber nicht gut geschrieben. Die Story war auch spaßig, aber nicht gut strukturiert. Die Action war auch "cool", aber mir fallen viele Filme mit besserer Kampfchoreographie ein. Und die Cinematographie ist einfach nur hyperaktiv - ein besseres Wort fällt mir dafür nicht ein.
    Ich meine, Pulp Fiction und Reservoir Dogs finde ich immer noch tatsächlich cool und Kill Bill hat Nostalgie-Value für mich... Aber was so danach kam. Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, was an Inglorious Basterds oder Django Unchained "gut" sein soll, geschweige denn ein Meisterwerk. Das heißt nicht, dass ich nicht verstehe, was der Reiz an den Filmen ist. Das verstehe ich sehr wohl. Aber "gut"? Meisterwerk? Was zur Hölle macht die Filme besser, als irgendeinen anderen Actionfilm? Die Charaktere sind Karikaturen, die Superhelden rund aussehen lassen. Das Pacing ist vor allem unausgeglichen und gefühlt kann man in jedem der Filme 30 Minuten rausstreichen, ohne etwas zu verlieren (ironischer Weise auch oft die "Action"). Die Kameraführung ist eben Tarantino-Typisch hyperaktiv (um es mit den Worten einer Freundin zu sagen: "Es ist als hätte man einem zehnjährigen eine Kamera in die Hand gedrückt.") Und jedwede Bodenständigkeit wird durch den übermäßigen Einsatz an Kunstblut und die Abstrusität der Rache-Plots untergraben.
    Wie gesagt: Ich verstehe, dass es Leute gibt, die das mögen. Ich verstehe, dass es Leute anspricht. Ich verstehe aber nicht, was an den Filmen "gut" sein soll.


    Es ist ja schön, das es Selbstdarstellung ist. Es ist ja auch schön, dass es witzig ist. Wenn Tarantino und etwaige Zuschauer daran Spaß haben, ja dann sollen sie. Aber ich sehe ernsthaft nicht, warum du und diverse Kritiker die Filme in den Himmel loben und die Nase über etwaige sicher gespielte Actionfilme rümpfen. Weil der einzige unterschied, den ich sehe, ist, dass Tarantino einen erkennbaren "Stil" hat - viele der Action-Regisseure sich aber oftmals allerhöchstens durch Details unterscheiden und selbst das bei Großprojekten wie Marvel nicht, da sie da eben eine Style Guide dafür haben, wie die Filme in etwa auszusehen und sich "anzufühlen" haben.



    Zuletzt vielleicht noch kurz zu Mad Max: Fury Road. Ich weiß, du feierst den Film extrem, allerdings ist der Film doch in vielerlei Hinsicht unglaublich gewöhnlich. Spannungsbogen, Story, Pacing, das halte ich dort alles für ziemlich gewöhnlich.

    Gerade Pacing und Spannungsbogen finde ich alles andere als "gewöhnlich". Ich kenne kaum einen anderen Film, den ich mir wieder und wieder ansehen kann und dennoch mich nicht langweile, weil der Film Spannung hat und diese wunderbar aufrecht erhält - selbst wenn man weiß, was kommt. Auch das Pacing ist ein wunderbares Beispiel von Rising Action - wahrscheinlich eins der besten, die ich in den letzten 10 Jahren filmisch gesehen habe.
    Und auch bei der Story? Ich meine, was erwartest du? Eine gute Story ist dafür da, die Charaktere zu entwickeln und genau das tut der Film meisterhaft. Und dabei noch mit tollem World Building (wenngleich man es übersehen kann, da der Film halt nun einmal da auch sehr viel World Building rein visuell betreibt, während World Building meistens mindestens 40% Exposition (meist der Marke "besonders awkward" ist).
    Klar ist die Story nicht "neu". Aber eine neue Story zu erzählen ist auch praktisch unmöglich in einer Welt, in der schon Milliarden von Geschichten erzählt wurden. Das zu erwarten wäre albern. Aber der Film erzählt eine Geschichte von Rache und "Redemption" (wieder ein Wort mit fehlender guter Übersetzung ins Deutsche), was natürlich Standard genug ist (wie du als Tarantino Fanboy wissen solltest) und erzählt diese Geschichte auf eine gute Art und Weise - und vor allem mit Show, don't Tell. (Ich kann es nicht genug betonen, wie sehr ich den Film für seinen Mangel an Exposition liebe!)
    Klar, wenn man den Film nicht mag, weil man mit den Action Setpieces nicht klarkommt oder was auch immer, dann kann man die Story super einfach herunterbrechen, wie du es ja schon einmal gezeigt hast. Aber rate mal was: Das kann man mit beinahe jedem Film machen - auch den oben genannten. Und zum Beispiel auch etwaige Aussagen darüber, das der Film wenig mehr als Actionszenen habe, stimmt bei weitem nicht, da auch bei dem Film kaum mehr als 30% des Films aus den Action Setpieces besteht. Sprich: Auch so etwas ist keine Valide Kritik.

  • Ich lese ohnehin keine Kritiken mehr, egal ob von Filmkritikern oder Kinogängern, weil ich nicht bereits mit einer vorgefertigen Meinung reingehen will. Egal ob bewusst oder unbewusst, was man mal gelesen hat, kann man nicht ungesehen machen. Wenn ich davor und danach Meinungen hören will, dann nur von Freunden und Personen mit denen ich persönlich spreche.


    Außerdem hängt es sehr von der eigenen Sicht der Dinge und Geschmack ab, ob man Tiefe in etwas hineininterpretieren möchte. Das ist IMO nicht etwas, das entweder unbestreitbar vorhanden ist oder nicht. Ob man mehr im Hintergrund entdeckt, hängt für mich mit vor allem mit der eigenen Persönlichkeit des Zuschauers zusammen und ob man das möchte. Deswegen ist für mich nicht so wichtig, was der Künstler sagen will, sondern was ich sehe(n will).
    Ich glaube schon, dass ihr bei Mad Max Tiefe seht, aber ich hab mich nichtmal bemüht oder bemühen können eine emotionale Bindung aufzubauen, weil ich ein Mensch bin, der zu viel Action nur noch langweilig findet. Wie viele Minuten des Films das sind, hab ich nicht abgestoppt, aber Feuer, rasende Autos und Motorräder und Knarren, sind für mich zu 80 % instant: nicht schon wieder. <__<"Die Protagonistin hat mich in keinster Weise angesprochen, weder vom äußerlichen Design noch von ihrer unsympathischen Persönlichkeit und äh... das war dann ein "für wen anderen ist der gut, aber nicht für mich"-Film.


    Hinzu kommt, dass viele Filme entweder für die gesamte Gesellschaft oder/und für einen selbst gerade "zur richtigen Zeit" kommen. Bei einigen Dingen, von denen ich wirklich, wirklich ein Fangirl bin, ist es nicht nur davon abhängig, dass ich sie aufgrund verschiedenster Aspekte für gut befinde, sondern bei mir (zur richtigen Zeit) einen Nerv trafen.


    Für mich ist es auch bei manchen Dingen wichtig mit WEM ich sie schaue. Wenn ich sie zuhause alleine schaue, bewerte ich sie strenger, als wenn ich mit Freunden ins Kino gehe. Now you see me 2 fand ich an vielen Stellen unglaublich albern, aber ein schöner Nachmittag mit Freunden lässt im Rückblick auch den Film, der Bestandteil davon war, ein Stückchen besser erscheinen. Auch wenn man ihn eigentlich nicht so empfindet, ihn daheim allein zu schauen wäre für mich Zeitverschwendung gewesen, Kino mit anderen ist das halt nie. Das macht für mich den Film nicht gut, aber die Erinnerung daran. xD
    Da wundert mich @Alaiya, dass du den Film nicht auch "hyperaktiv" fandest, wenn du das über Tarantino-Filme sagst. Das ist nämlich ebenso der Grund, wieso ich Dinge wie Kill Bill und all die anderen nicht ertrage.


    All das sind Faktoren, die eben mitreinspielen und die äußeren Umstände für mich mindestens ebenso wichtig wie den Film selbst machen. Da jeder Mensch seine eigenen Emotionen und Vorlieben mit hineinbringt, sind IMO die Grenzen zwischen Unterhaltung und Kunst sehr verschwommen und jeder soll sie für sich selbst ziehen.


    Zitat von Alaiya

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das Gefühl habe, dass in den letzten 30 Jahren die Leute, die groß "Kunst" geschrien haben und über Unterhaltungsfilme die Nase gerümpft und ihnen bei Awards keine Chance gegeben haben, die Industrie ziemlich kaputt gemacht haben, weil sie ein künstliches Gefälle zwischen allem, was Unterhaltung (außerhalb von Satire, I guess) ist, und dem, was eben Drama und höhere "Kunst" ist.

    Ich denke, dass das vor allem solche Menschen sind, die über ihren Filmgeschmack ihre Persönlichkeit und ihren Intellekt definieren wollen und das eben etwas hochnäsig vor sich hertragen. ^^" Deswegen schreien sie ja auch so laut xD

  • Hinzu kommt, dass viele Filme entweder für die gesamte Gesellschaft oder/und für einen selbst gerade "zur richtigen Zeit" kommen. Bei einigen Dingen, von denen ich wirklich, wirklich ein Fangirl bin, ist es nicht nur davon abhängig, dass ich sie aufgrund verschiedenster Aspekte für gut befinde, sondern bei mir (zur richtigen Zeit) einen Nerv trafen.

    Das ist auch einer der wichtigsten Punkte. Das macht am Ende auch die Hypes, den Mainstream etc. aus. Das sind Filme (oder Anime oder Bücher oder Serien) die zur rechten Zeit kommen, wenn sie eben gerade den Nerv von vielen Leuten treffen können. Manche haben es dahingehend sicher einfacher, als andere, weil bestimmte Sachen absehbar sind - wobei auch das nicht immer funktioniert. Ich erinnere mich an einige Projekte, wo sich Leute so sicher waren, dass es das nächste "große Ding" werden würde und die Allgemeinheit saß nur da: "Meh..."
    Und dann gibt es Iron Man, wo sich alle Leute sicher waren, dass der Film scheitern würde und schau einer an wo wir jetzt sind.



    Für mich ist es auch bei manchen Dingen wichtig mit WEM ich sie schaue. Wenn ich sie zuhause alleine schaue, bewerte ich sie strenger, als wenn ich mit Freunden ins Kino gehe. Now you see me 2 fand ich an vielen Stellen unglaublich albern, aber ein schöner Nachmittag mit Freunden lässt im Rückblick auch den Film, der Bestandteil davon war, ein Stückchen besser erscheinen. Auch wenn man ihn eigentlich nicht so empfindet, ihn daheim allein zu schauen wäre für mich Zeitverschwendung gewesen, Kino mit anderen ist das halt nie. Das macht für mich den Film nicht gut, aber die Erinnerung daran. xD
    Da wundert mich @Alaiya, dass du den Film nicht auch "hyperaktiv" fandest, wenn du das über Tarantino-Filme sagst. Das ist nämlich ebenso der Grund, wieso ich Dinge wie Kill Bill und all die anderen nicht ertrage.

    Oh, ich sage nicht, dass der Film nicht hyperaktiv ist. Ist er. Ist ja auch irgendwo der Witz, so wie es auch bei Tarantino sicher Teil des "Witzes" ist, Teil seines Stils und ein Teil dessen, was seine Filme ausmacht.
    Allerdings finde ich bei Now You See Me das Thema (Zaubertricks) interessant, zumindest einen Teil der Charaktere sympathisch und die Cinematographie und Choreographie der "Actionszenen" sehr ansprechend. Und gerade im zweiten Teil hat es mir halt gefallen, dass die verwendeten Tricks, wenngleich übertrieben dargestellt, durchaus auf realen Tricks aufbauen.
    Ich sage nicht, dass der Film jetzt total gut war, aber als Unterhaltungsfilm gut genug und ich kann ihn mir auch gut mehrfach anschauen. Mehr noch: Ich verstehe nicht, warum alle die Filme "schlecht" finden, da ich neben dem Convoluted Plot (den man aber genau so gut Civil War vorwerfen can, der teilweise von denselben Kritikern, die es bei NYSM2 gehasst haben, gelobt wurde) und der zweidimensionalität von den meisten Charakteren wenig objektive Kritikpunkte finde. Vor allem schaffen beide Filme (also NYSM1 und 2) etwas, das nur wenige Filme schaffen: Sie bringen mich zum Lachen, da sie meinen Humor total treffen.
    Na ja, und dann noch eine Sache: Was ich bei Tarantino hyperaktiv finde, sind nicht wie bei NYSM Plot und Charaktere, sondern die Kameraarbeit, das visuelle Pacing (also Filmschnitte) und die generelle Cinematogrpahie. Und das finde ich persönlich nicht wirklich ansprechend, sondern eher abschreckend. Ich weiß noch, dass mir bei Inglorious Basterd im Kino deswegen schwindelig geworden ist (was nur wenige Filme schaffen, sofern sie nicht absolut mit Shaky Cam übertrieben, wie Hunger Games).


    Na ja, und ich stehe absolut auf Mark Ruffalo xD""""" Ich gebe es ja offen zu.

  • Ich selbst habe ein Problem mit der Einstellung, dass man dem Zuschauer nicht entgegen kommt. Weil es für mich nur eine Ausrede dafür ist, grundlegende Dinge im Handwerk nicht zu beherrschen (hier dem Handwerk der Erzählkunst) und sich mit Kunst rauszureden.

    Umgekehrt wollen die wenigsten Zuschauer aber auch den Filmen im Grunde nicht entgegen kommen, wodurch man im Endeffekt zwei Seiten erhält, die keinen Fuß breit aufeinander zugehen wollen. Blöde Situation.

    Ich verstehe nicht, warum ein Bild, das aus einem roten Punkt auf blauem Grund besteht - aka: Etwas, das jeder Honk malen kann, Kunst sein soll.

    Ich habe schon überlegt, ob ich den Vergleich zur "klassischen" (gemalten) Kunst selbst ziehe, hab es aber erstmal gelassen, dachte aber spontan an genau solche Bilder und finde es eigentlich ganz witzig, dass du dem Bild durch die Überlegungen fast zwangsläufig einen künstlerischen Wert zugestehst. Warum zum Beispiel malt nicht jeder Honk ein solches Bild? Wohl, weil er es nicht für sinnvoll hält. Warum tut es dann der Künstler, der es nunmal getan hat? Der hat sich offensichtlich nicht gedacht, er möchte den Menschen ein Bild zeigen, was möglichst viele schön finden, sondern genau dieses Werk, ganz unabhängig davon, wie das jemand bewertet.
    Was du damit außerdem wunderbar aufzeigst, ist die Tatsache, dass Handwerk und Kunst erstmal zwei verschiedene Dinge sind. Die schließen sich nicht gegenseitig aus, aber so wie nicht jeder Handwerker ein Künstler ist, ist ein Künstler auch nicht einfach nur ein Handwerker. Das macht aber eben auch Kritik am Handwerk bei Kunst irgendwie seltsam. Es ist als würde man Picasso vorwerfen, dass er keine realistischen Bilder malt und ihm dann vielleicht noch vorwerfen, er könne das wohl nicht. Wer Picassos frühe Phase kennt, weiß bereits, dass dem nicht so ist. Es handelt sich um eine bewusste Entscheidung des Künstlers. Und entsprechend sollte man wohl auch Filme betrachten.
    Ist das primäre Ziel Erfolg beim Publikum, dann ist "Kunst" als Entschuldigung für handwerkliche Schwachstellen zweifelsfrei als Ausrede zu bewerten. Gerade bei Spielberg würde ich das zum Beispiel unterschreiben, seine Filme zielen vermutlich überwiegend auf Publikumserfolg ab und entsprechend wäre die Begründung Kunst beim Hinweis auf Schwächen im Handwerk ziemlich fragwürdig.
    Bei Tarkowskij sehe ich nicht den Wunsch dem Publikum entsprechen zu wollen, sondern den Wunsch ein Werk genau so abzuliefern, wie er es vor Augen hat. Ob das gelungen ist, muss in erster Linie Tarkowskij selbst wissen.
    Natürlich kann ich letztendlich weder in Spielbergs noch in Tarkowskijs Kopf und auch nicht in den von Tarantino, Kubrick, Bay, Boll und auch sonst niemandes Kopf hereinschauen. Entsprechend lässt sich also bei niemandem sagen, ob die primäre Intention nun darin lag, mit dem Film möglichst viel Geld zu verdienen oder ob der Film das Kunstwerk ist, das so geworden ist, wie es sich der Macher überlegt hat (oder auch beides gleichzeitig). Bestenfalls kann man erahnen, was der Fall ist.
    Im Optimalfall betrachtet man also jeden Film erstmal als Kunstwerk. Im Optimalfall kann ein gutes Kunstwerk auch noch hervorragend unterhalten. Deshalb wäre eine feste Abgrenzung von Kunstfilm und Unterhaltungsfilm ziemlich unzutreffend, so wie die Abgrenzung von Verwertungsgesellschaften in der Musik zwischen E(rnster) Musik und U(nterhaltungs-) Musik in meinen Augen ziemlicher Blödsinn ist.


    Daher zielen die Fragen des Themas auch gar nicht darauf ab da einen Unterschied zu machen, sondern darauf, wieviel Zeit man sich für den Kunstgehalt der Werke nimmt. Ich zum Beispiel mag es nicht, wenn ich direkt nach einem Film sagen soll, wie mir ein Film gefallen hat. Gerade wenn mir der Film nicht gefallen hat, soll ich mich dann spontan rechtfertigen, obwohl ich vielleicht noch gar nicht genau festmachen kann, was mich am Film gestört hat. Und umgekehrt versuche ich auch zu ergründen, was einen aus meiner Sicht guten und sehenswerten Film eben so sehenswert macht. Denn nicht alles, was unterhaltsam ist, ist auch sehenswert und gut.
    Ein Beispiel für einen Film, bei dem die Bestimmung der Ungereimtheiten für mich etwas gedauert hat, war Zoomania. Die oberflächliche Antirassismusbotschaft kam mir von Anfang an unrund vor und erst mit der Zeit bemerkte ich, woran das eigentlich liegt: Raub- und Beutetiere unterscheidet eine fundamentale Ungleichheit, die von Natur aus vorhanden ist. Der Film leugnet nicht einmal, dass Raubtiere "böse" waren, ganz im Gegenteil wird diese Prämisse am Anfang des Film noch betont. Entsprechend müssen im Grunde nur die Raubtiere etwas tun um sich anzupassen. Und auch hier findet keine Integration statt, sondern Assimilation. Raubtiere müssen einen der wohl grundlegendsten Instinkte hinter sich lassen und sich komplett anpassen. Die Antirassismusbotschaft funktioniert demnach schon im Ansatz nicht.

  • Umgekehrt wollen die wenigsten Zuschauer aber auch den Filmen im Grunde nicht entgegen kommen, wodurch man im Endeffekt zwei Seiten erhält, die keinen Fuß breit aufeinander zugehen wollen. Blöde Situation.

    Mit Verlaub: Jemand, der sich einem Film der pseudophilosophischen Liga anschaut, kommt dem Film per se schon Entgegen. Ich habe das Gefühl, dass du gerade den Cineasten Elitisten raushängen lässt und so tust, als ob die Leute nicht über Filme nachdenken würden - was nicht stimmt. Nur denken manche halt weniger oder mehr drüber nach - und haben auch weniger oder mehr Hintergrundwissen, um Dinge zu analysieren.



    Der hat sich offensichtlich nicht gedacht, er möchte den Menschen ein Bild zeigen, was möglichst viele schön finden, sondern genau dieses Werk, ganz unabhängig davon, wie das jemand bewertet.

    Mit Verlaub: Es ist ein offenes Geheimnis, dass diverse "Moderne Künstler" tatsächlich die Mentalität des Gewerbes ausnutzen, um mit einem möglichst nichtssagenden Titel, gekoppelt an ein möglichst einfaches sehr abstracktes Bild sich eine goldene Nase zu verdienen. Ich erinnere mich noch an einen Artikel vor zwei Jahren, wo jemand das ganz absichtlich gemacht hat und dann einen Artikel dazu geschrieben hat, wie einfach es war, nachdem er zwei, drei bekanntere Kunstkritiker davon überzeugt hat zu kooperieren.
    Besagtes "Roter Kreis auf blauem Grund" Bild wurde mal eben für 35 000 € verkauft.
    Kurzum: Man verdient effektiv daran, dass andere etwas großartiges hineininterpretieren wollen.



    Entsprechend lässt sich also bei niemandem sagen, ob die primäre Intention nun darin lag, mit dem Film möglichst viel Geld zu verdienen oder ob der Film das Kunstwerk ist, das so geworden ist, wie es sich der Macher überlegt hat (oder auch beides gleichzeitig). Bestenfalls kann man erahnen, was der Fall ist.

    Oder auch nicht.
    Ich möchte an der Stelle darauf aufmerksam machen, dass die Filmindustrie halt nun einmal ein teures Gewerbe ist. Auch wenn ein Regisseur vielleicht höhere Absichten für den Film hat, so ist JEDER Film, der jetzt kein privates Garagenprojekt ist, erst einmal darauf ausgelegt, damit Geld zu machen. Selbst wenn der Regisseur (oder sonst jemand) höhere Absichten für das Projekt hat, so sehen Produzenten und Finanziere das anders.


    Das gilt übrigens dann auch für Oscar Bait und seine Freunde.
    Weil ich die Show aktuell so gerne mag, verweise ich einfach auf diesen Clip aus "Adam ruins Everything".


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    Kurzum: Auch viele vermeintlich "anspruchsvolle" und "vielsagende" Filme werden oftmals nur des lieben Geldes Wegen produziert - nur für ein anderes Publikum. Halt ein Publikum, dass sich lieber die gepuderten Perrücken zurechtrückt, beim Kinogang.




    Daher zielen die Fragen des Themas auch gar nicht darauf ab da einen Unterschied zu machen, sondern darauf, wieviel Zeit man sich für den Kunstgehalt der Werke nimmt.

    Gegenfrage: Was ist für dich der "Kunstgehalt" eines "Werkes". Den diesen unsterstellst du ja sämtlichen/einigen/machen (?) Filmen damit.


    Ich finde es übrigens sehr schön, dass ich mir so viel Mühe mit meiner Antwort auf deinen letzten Beitrag gegeben habe, wo du expliziet um Beispiele gebeten hast, du aber nicht im geringsten auf diese eingehst.
    Ich wäre dir auch sehr verbunden, mir zu erklären, was Tarantinos Filme denn nun so "genial" macht.

  • Ich finde es übrigens sehr schön, dass ich mir so viel Mühe mit meiner Antwort auf deinen letzten Beitrag gegeben habe, wo du expliziet um Beispiele gebeten hast, du aber nicht im geringsten auf diese eingehst.

    Das tut mir leid. Der Grund ist in dem Fall leider, dass ich die angesprochenen Filme leider noch nicht gesehen habe, sonst wäre ich zweifelsfrei darauf eingegangen. Dass ich dir weder widerspreche noch zustimme, wenn ich die Filme nicht gesehen habe, wirst du sicherlich verstehen. Meine Frage nach Beispielen zielte schließlich auch darauf festzustellen, welche überhaupt die von dir gemeinten "Kunstfilme" sind. Ich neige allerdings dazu dir zuzustimmen, was ich am ehesten an Catch me if you can festmachen würde, den ich recht schwach fand. Einen Oscar hat der ja dann auch nicht bekommen, ob das angesichts der Konkurrenz (sowohl der, die nominiert wurde, als auch der, die nicht nominiert wurde), kann ich mangels Überblick nicht sagen.
    Dass diese Abgrenzung halt auch notwendig ist, zeigt sich, wenn ich sowas hier lese:

    Ich wäre dir auch sehr verbunden, mir zu erklären, was Tarantinos Filme denn nun so "genial" macht.

    Ich würde dir das erklären, wenn ich behauptet hätte, dass ein jeder seiner Filme genial wäre. Tatsächlich sagte ich aber nur, dass ich sie toll finde. Tatsächlich halte ich nur Pulp Fiction für ein Meisterwerk, weil er Ziellosigkeit auf den Punkt bringt. Sagte ich auch schon und würde ihn genau deshalb auch immer empfehlen. Die Sprüche und das massenhaft Kunstblut bei völlig übertriebenen Kampf- und Tötungsszenen ist etwas, das man unterhaltsam finden kann oder (wie offensichtlich in deinem Fall) eben nicht.
    Am ehesten würde ich dir noch bei Django Unchained widersprechen, der aus meiner Sicht darüber nachdenkt, wie Menschen aus Ungerechtigkeiten befreit werden können, wobei Tarantino die These vertritt, dass diese Befreiung nur vollständig vollzogen werden kann, wenn sie zuletzt auch vom Befreiten selbst ausgeht. Am Ende muss Django sich selbst aus der Sklaverei befreien, Dr. King Schultz kann ihm nur den Weg zur Freiheit zeigen. Das macht ihn in meinen Augen sehenswert.

    Gegenfrage: Was ist für dich der "Kunstgehalt" eines "Werkes". Den diesen unsterstellst du ja sämtlichen/einigen/machen (?) Filmen damit.

    Das ist tatsächlich eine gute Frage, auf die ich keine konkrete Antwort habe. Sicher gehören da viele Dinge rein, die du benennst, Pacing, Spannungsbogen, etc. Aber eben auch diverse andere Dinge, wie zum Beispiel die Aussage des Films.

    Ich habe das Gefühl, dass du gerade den Cineasten Elitisten raushängen lässt und so tust, als ob die Leute nicht über Filme nachdenken würden - was nicht stimmt.

    Das erfrage ich mit diesem Thema ja. Denn tatsächlich habe ich manchmal das Gefühl, dass viele Menschen kaum über die Filme nachdenken, die sie sehen. Aber ich will es eben nicht bei einem Gefühl belassen, ich möchte wissen, was sich andere so für Gedanken machen. Mir ist wichtig einen Film auch über "Hat mir gefallen/war ein cooler Film" bzw "Fand ich langweilig und doof" hinaus zu betrachten. Das lässt sich eben ganz gut an Mad Max zeigen, an dem ich zwar manches auszusetzen habe (aus deiner Sicht wohl auch teilweise unberechtigt), den ich aber trotz der Tatsache, dass er mir nicht gefallen hat, durchaus für sehenswert halte.
    Und vielleicht täusche ich mich ja und viele Menschen denken viel mehr über Filme nach, als ich das erwarten würde. Das würde mich freuen.

  • Wenn die Filmemacher nicht dazu in der Lage sind, Filme zu produzieren, über die die meisten Leute tatsächlich nachdenken wollen, dann sind sie doch selber schuld?
    Ehrlich gesagt kann ich es nicht so richtig nachvollziehen, wenn Künstler sich hinstellen und dann sad sind weil die Leute nicht so viel über die eigenen Werke nachdenken, wie sie gerne hätten. Damit gesteht man sich doch eigentlich nur ein, dass man selber im Schaffungsprozess versagt hat und versucht die Schuld dafür auf die eigene Zielgruppe abzuwälzen. Wenn man sich die Frage stellt, wieso Menschen sich nicht tiefgründig mit bestimmten Werken auseinandersetzen, dann hilft doch schon fundamentale Psychologie weiter, um diese Frage zu beantworten: Weil sie sich davon nichts versprechen. Wenn ich nicht dass Gefühl habe, dass sich eine bestimmte Tätigkeit lohnen würde, dann werde ich sie auch nicht ausführen. Die meisten Mainstream-Filme, die so aufkreuzen, bieten tatsächlich nur sehr wenig Nachdenkmaterial und sind diesbezüglich eben auch nicht besonders ergiebig oder lohnenswert. Das sind aber eben die Filme, die die meisten Menschen sehen. Daher werden sie schon dadurch dazu erzogen, dass das Sich-Beschäftigen mit Filmen nur bedingt fruchttragend ist.


    Wenn man den Filmkonsum mit dem von anderen Medien vergleicht, fällt doch sofort schonmal das allererste auf: Low-effort. Es gibt kaum ein Medium, das den Film in dieser Hinsicht schlägt, weil Filme eben Hören und Sehen verwenden und die Informationsmenge, die übermittelt ist, deutlich größer ist als fast überall sonst. Nur Videospiele können da mithalten, aber die sind nicht so Low-effort, weil man dort zu Aktivität gezwungen wird. Wenn ich mich also als Konsument dazu entscheide, einen Film zu sehen und kein Spiel zu spielen oder Buch zu lesen, dann doch gerade weil ich mir eine Low-effort-Tätigkeit wünsche. Außerdem zeichnet sich dieses Medium eben auch dadurch aus, dass man nirgendwo »Show, don't tell« besser verwirklichen kann als hier.


    Als Künstler sollte man doch eben genau diese Stärken ausspielen, wenn man sich entscheidet einen Film zu machen. Und wenn man sich bewusst dagegen entscheidet, einen Film zu machen, der leicht zu verfolgen und zu verstehen ist, dann braucht man sich dann doch nicht wundern, wenn Leute den Film dann nicht mehr leicht verfolgen und verstehen können …? Glaubt man im Ernst, dass es dann die Pflicht der Konsumenten ist, das auszugleichen, indem sie sich dann noch mehr mit dem Film beschäftigen? Wie entitled ist das denn?? Wenn ich mich mit einem bestimmten philosophischen Konzept auseinandersetzen möchte, dann lese ich doch ein Buch zu dem Thema von einem Philosophen, und schaue keinen Film, der die handwerklichen Mittel, die Filme halt bieten, nicht einmal wirklich ausnutzt, weil »Kunst«.

  • Also vorweg, mir ist klar, dass QueFueMejor eventuell nicht mehr derselben Meinung ist (oder schon, das muss er uns sagen, wenn er will xD).

    Ich wollte nur das Topic hervorholen, weil wir heute über Nolan geredet haben.


    Ich denke auch, dass solche eine "Auteur-Verehrung" wie bei Nolan und co. der Film- und der gesamten Unterhaltungindustrie in den letzten Jahrzehnten (oder eher seitdem die Filmindustrie existiert) viel mehr geschadet als genützt hat.

    Es glauben heute auch viele, dass jedes Werk quasi mindestens fünfmal twisten muss und sie unglaublich intellektuell wirken müssen, wobei die Liebe zum Werk selbst flöten geht und den Charakteren Menschlichkeit verlorengeht.


    Das Wichtigste wird auch oft vergessen:

    Eben jene Unterhaltungsmedien, denen nachgesagt wird, dass sie sehr viele, angeblich passive und unkritische Fans hätten, haben jene Fans, die am häufigsten selbst kreativ werden und Fanwork aller Art erschaffen; ob Fanfiction, Fanwork oder Cosplay bzw. irgendwas anderes. Und all das ist häufig nicht nur das Geschreibsel eines Kindes, stümperhafte Kritzelein oder Low Budget-Cosplays. Das sind oftmals richtige Kunstwerke und das wird oft vergessen. Entweder vergessen oder als etwas herabgewürdigt, das nur junge Mädchen tun und bald wieder aufgeben, oder eben als nicht ernstzunehmende Kultur weirder Nerds.

    ... und es sind oft auch jene Unterhaltungsmedien, die verschiedenste Menschen viel häufiger dazu bringen Reviews zu schreiben, über gewisse Themen zu diskutieren, oder einfach nur für sich drüber nachzudenken, und Theorien rund um das Werk selbst diskutieren.


    Wenn ich mir Kunstfilme ansehe, inspirieren die eben kaum jemanden daraufhin selbst Kunst zu erschaffen oder auf tieferer Ebene darüber zu diskutieren, weil die im Kern auch nicht wirklich inspirierend sind.

    Bei den meisten Kunstfilmen habe ich danach entweder nicht wirklich viel empfunden... oder mich einfach nur aufgrund verschiedener Umstände einfach schlecht gefühlt lol Und das hat nichts damit zu tun, dass ich heavy Themes nicht abkann. Ich liebe manchen Horror und Dark Fantasy und wenn heavy Themes gut behandelt sind, bin ich gerne dabei.


    Nur leider sind die meisten Drama-Kunstfilme eher Trauma Porn, oft Inspiration Porn mitinbegriffen, und ich hab weder von den Themen, noch wie diese behandelt sind, noch von den Charakteren oder wie der Film cinematografisch gedreht ist (zumindest in einigen Fällen), besonders viel, das ich für mich persönlich mitnehmen kann. Auf eine positivere Weise mitnehmen.

    Unter anderem auch deswegen, weil gerade "anspruchsvolle Bücher" und "anspruchsvolle Filme / Serien" Frauen, und jeden anderen, der irgendwie ganz arm dran sein könnte, sehr gerne als Opfer darstellen und nicht als Survivor. Entweder das, oder sie geben den Frauen allgemein nur eine Sexy Lamp-Rolle, die am Ende der Hauptgewinn ist, den man sich ins Wohnzimmer stellen kann. xD

    Die meisten Bücher und Filme alter Männer würd ich daher nichtmal mehr mit einem Stecken anstupsen lol Natürlich nicht alle... aber wahrscheinlich die meisten.


    Mich ärgert trotzdem manchmal, wenn das, was ich sehr gerne mag, leichtfertig als leichte Kost und oberflächlich abgewertet wird. Man merkt daran genau, dass sich jemand damit nicht im Geringsten beschäftigt hat, was er eigentlich anderen Personen vorwirft.

    Ich hatte letztens She-Ra begonnen und werde es bald weitersehen. Allerdings hatte ich zu She-Ra eine sehr, sehr ähnliche Diskussion, wie ich sie zu Noragami hatte... ich hab keine Ahnung wie ein erwachsener Mensch derart in Watte gepackt sein kann bzw. in einer so vollkommen anderen Welt leben kann, dass man überhaupt nicht erkennt, was diese Serien über toxische Familien und all diese Themen sagen wollen. Beziehungsweise nicht erkennt, dass diese Themen da überhaupt enthalten und der Zentrum des Ganzen sind, während es diese Serien so, so viel besser machen, als jedes Werk "anspruchsvoller Kunst" es könnte, und dabei viel realistischer und nicht "exploitative" sind.

  • Danke, dass du das Topic wieder hochgeholt hast, Bastet. Passt eigentlich gerade zu dem Thema, über das ich mich gerade so ein wenig aufrege. Oder die zwei eng zusammenhängenden Themen, über die ich mich gerade so aufrege.


    Und das sind halt Leute, die sich über Plotholes aufregen - und ganze Diskussionen über Filme Derailen, weil "DA IST EIN PLOTHOLE!!!" Ich sitze dann immer da: No fucking shit! Alle Filme haben Plotholes. ALLE! Der verdammte Plot von Citizen Fucking Kane baut komplett auf einem Plothole auf. Wen interessiert's? Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber es nervt halt eben wirklich. Wer sich über Plotholes aufregt, setzt sich meistens gar nicht erst mit dem Film auseinander. Jedenfalls bei den meisten Plotholes (anders ist es mit Fällen, wo ein MacGuffin aus dem Nichts kommt und den Plot auflöst). Ich meine, wenn man über einen beliebigen Film nachdenkt, findet man die Plotholes. Das ist gerade bei einem so kollaborativen Medium wie Film nicht vermeidbar. Vielleicht sind Widersprüche bei der vierten Revision des Screenplays reingekommen. Vielleicht wurde eine wichtige Szene zu gunsten des Pacings geschnitten. Aber das macht halt nun einmal die Filme nicht aus.


    Die Wut kommt gerade, weil ich gestern Abend mal wieder ein eine Diskussion zu The Last Jedi hatte. Und die Filme, die da über Plotholes jammern (die halt auch nicht schlimmer sind, als in irgeneinem anderen Star Wars Film), sich dann aber absolut nicht mit den Themen und Charakteren des Films auseinandersetzen. Besonders beliebt in der Kombination, dass sie dann meinen "Ach was, Themen, der Film hat ja null subtilität", aber nicht drauf kommen, dass der Film Kolonialismuskritisch ist. (Übrigens auch sehr schlimm bei Matrix Ressurections. Ich habe es schon im anderen Thread erwähnt, aber ich habe echt das Gefühl, das die meisten cis Personen, die den Film kritisieren, ihn einfach nicht verstanden haben. Und an sich hasse ich den "Hast du nicht verstanden" Ansatz, aber bei dem Film ist es echt so, so offensichtlich, dass die Kritiken einfach keinen Sinn ergeben.)


    Das ist übrigens auch so eine Sache, die mich an den "High Brow" Kritikern (absichtliches Maskulinum) so stört, wenn sie sich dann die Mäuler über die bösen Blockbuster zerreißen: In den meisten Fällen sind sie absolut nicht bereit, sich mit den Themen der Filme auseinander zu setzen. Sah man halt auch beim Threadersteller wunderbar, als er behauptete, dass Mad Max Fury Road - ein thematisch unglaublich dicht gepackter Film - gar keine Themen hätte. Wo man dann da sitzt und sich fragt: "Hast du den Film gesehen?"


    Vor allem, weil es da eben sehr auffällig ist, dass halt ausgerechnet die High Brow Filme, gerade die von weißen, männlichen Auteurs, thematisch häufig weit weniger dicht sind.


    Nur leider sind die meisten Drama-Kunstfilme eher Trauma Porn, oft Inspiration Porn mitinbegriffen, und ich hab weder von den Themen, noch wie diese behandelt sind, noch von den Charakteren oder wie der Film cinematografisch gedreht ist (zumindest in einigen Fällen), besonders viel, das ich für mich persönlich mitnehmen kann. Auf eine positivere Weise mitnehmen.

    Unter anderem auch deswegen, weil gerade "anspruchsvolle Bücher" und "anspruchsvolle Filme / Serien" Frauen, und jeden anderen, der irgendwie ganz arm dran sein könnte, sehr gerne als Opfer darstellen und nicht als Survivor. Entweder das, oder sie geben den Frauen allgemein nur eine Sexy Lamp-Rolle, die am Ende der Hauptgewinn ist, den man sich ins Wohnzimmer stellen kann. xD

    Die meisten Bücher und Filme alter Männer würd ich daher nichtmal mehr mit einem Stecken anstupsen lol Natürlich nicht alle... aber wahrscheinlich die meisten.

    Dazu kommt halt allgemein, dass sie meistens sehr white gazy, sehr male gazy und sehr abled gazy sind. Also Prinzipiell geht es in den Geschichten praktisch immer um einen weißen abled cis Mann. Kommen Personen vor, die keine weißen cis abled Männer sind, dann existieren sie nur, um die Charakterentwicklung des weißen Manns voran zu treiben. Seltener ist es auch mal eine weiße, abled cis Frau. Aber das Prinzip bleibt halt dasselbe. Und es ist einfach nur so widerlich, wie Menschen, die eben nicht dieser Normativen Ansicht entsprechen, in diesen Filmen dann entmenschlicht werden.

  • Ein sehr interessantes Thema. TBF bin ich wohl definitiv die Sparte, die Filme einfach nur anschaut und das wars. Ich beschäftige mich nicht damit und es interessiert mich am Ende auch nicht mehr. Ich muss richtig investet in ein Franchise sein, damit ich Details erkenne und das ganze als eine besondere Kunstform ansehe.

    Bei Filmen funktioniert das bei mir allerdings nicht, da sie zu kurz sind um mich investet zu machen und nein, dass heißt nicht, ich will 20 Stunden lange Filme haben :P Aber Filme schaut man eben und mehr passiert da nicht. Es ist ein großes zusammenhängendes Erlebnis, dass in der Regel nachdem man es gesehen hat vorbei ist.

    Serien zum Beispiel kann man sich einteilen, jeden Tag eine Folge, jede Woche eine Folge, solche Sachen. Dadurch hat man mehr davon und hat viel mehr Zeit darüber nachzudenken. Eben einfach diese Freiheit zu haben es mittendrin zu unterbrechen. Wenn man einen Film angefangen hat, muss man ihn halt auch irgendwie zu ende bringen am selben Tag, dadurch ist die ganze Erfahrung einfach viel kürzer und ich kann mich weniger damit auseinander setzten.


    Es gibt halt ein paar Ausnahmen, wie die How to train your Dragon Reihe, die ich sehr liebe. Aber richtig reingetaucht bin ich da auch erst, als ich die Serien angefangen habe zu gucken.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß.   «

  • Also ich denke, dass ich beim normalen ersten Anschauen des Filmes auch nur schaue, was passiert und die Messages und vllt auch Lehren daraus völlig nicht sehe.


    Es ist dabei so, dass ein Film, den ich zum ersten Mal angucke, noch so neu für mich ist und ich dann der Handlung folge und sehe, was passiert, was als nächstes kommt und so weiter.

    Ich achte dabei nicht darauf, was die Message genau ist. Da sist dann beim ersten Mal Ansehen zu viel für mich. xD

    Ich merke aber auch, dass mir erst andere Dinge an einem Film auffallen, wenn ich ihn mehrmals sehe. Dann fallen mir bspw auch Fehler auf oder so kleine Sachen wie das Glas war aber gerade noch voller. xD

    Aber ja ich gucke nicht jeden Film hundert Mal oder so. Entsprechend sind meine Bewertungen eines Filmes wahrscheinlich auch nicht so umfassend und ich hab die 1. Meinung dazu, die aber vllt komplett vorbeigehen würde, wenn ich mich mehr damit beschäftigen würde. Denn eigentlich beschäftige ich mich auch vornehmlich während des Schauens mit dem film.