Wettbewerb 20: Freies Gedicht
Siegertreppchen
Ach ja, die Freiheit, ein jeder sucht sie; doch was bedeutet das eigentlich? In diesem Wettbwerb habt ihr die Möglichkeit, das herauszufinden - zumindest was die Lyrik betrifft - denn euch wird kein Thema vorgegeben. Ihr besitzt die Freiheit, jedes Gedicht zu schreiben, das ihr möchtet, solange es nur in die Gattung der Lyrik fällt. Ob ihr ein klassisches Sonett oder ein Gedicht ohne jegliches Versmaß und Reimschema schreibt, ob ihr Pokémon verwendet oder euer Gedicht nur auf Emotionen stützt, das alles ist euch überlassen. Solange es den Regeln entspricht, ist alles erlaubt!
Platz 1
Hier in dem bunten Farbenspiel,
das uns damals so gefiel,
stehe ich für dich bereit
und warte still in Einsamkeit.
Durch Baumes Rot die Sonne strahlt
und auf den Boden Muster malt,
von bunten Blättern bald bedeckt,
was Schatten aber nicht versteckt.
Ein Blatt, das seinen Baum verließ,
verschwand und seinen Mut bewies
um von Zuhause fortzugehen
und die große Welt zu sehen.
Ein Blatt, das an dem Baume hängt
und sein Leben nur verschenkt,
das immer bleibt und nie verweht
und schon bald alleine steht.
Doch jetzt das erste wiederkehrt
und Letzteres nun mit sich zerrt,
hinein in jeden Wirbelwind,
hinaus als neues Weltenkind.
Von jeder faulen Furcht befreit
erleb ich Lebensleichtigkeit,
zwei Blätter wirbeln nun umher,
durch die Welt und kreuz und quer.
Schwimmen, Fliegen, Fahren, Rennen -
Reisen, die kein Ende kennen.
Verlieren wir auch nie den Traum,
geht’s manchmal noch zurück zum Baum.
Nun selbst als Teil der Farbenwelt
die uns nun noch mehr gefällt,
seh‘ ich dich und du siehst mich,
so flüstern wir: „Ich liebe dich.“
Platz 2
Eiskalt ist meine Hülle,
Aalglatt ist meine Haut,
Du siehst die Projektion,
Denkst du hast mich durchschaut.
Ich hatt‘ gehofft ich würde schmelzen,
In deiner Flammenpracht,
Loslassen und zerfließen
Durch deiner Worte Macht.
Öl goss ich in das Feuer,
Ich spiegelte dein Licht,
Im Nebel deines Atems,
Benetzend mein Gesicht.
So oft schon weggeworfen,
Aus Scherben neu gefügt,
Wie oft noch muss ich brechen,
Wie oft werd‘ ich belügt?
Im Licht sieht man die Risse,
Im Licht sieht man den Schmutz,
So meid‘ ich nun die Sonne,
Die Schatten sind mein Schutz.
Doch ohne Sonnenstrahlen,
Sieht man mich nimmer nicht,
Ich scheine nicht von selbst,
Ich breche nur das Licht.
Und ohne Menschenwärme,
Verlässt auch mich der Mut,
Dunst der wird zu Tränen,
verlöschend letzte Glut.
Platz 3
Flüsternd und murmelnd verharren sie hier
Ehrwürdig Fürsten der grünenden Welt
Bilden den Grundton für jegliche Zier
Rauschend und knisternd, so wie's uns gefällt
Fliehender Wasser beruhigender Klang
Rauscht verlockend in jedermanns Ohr
Auch für die Tiere erschallt ihr Gesang
Singen mit Meise und Kehlchen im Chor
Vielstimmig fallen die andren mit ein
Wohnend in Farnen und Zweigen und Ried
Kunstvoll verflechten sie drohendes Schrei'n
Tiefe Akkorde des wäldischen Lieds.