Wettbewerb 08: Versanfänge

Das Schöne an diesem Gedicht ist, dass es auf drei Weisen funktioniert: So wie es da steht, mit alphabetisch sortierten Versen, wenn man die Zahlen von 10 bis 1 runterzählt UND wenn man sie von 1 bis 10 rauszählt.
Verse, die offen genug sind, das auzuhalten, zu schreiben ist defintiv eine Kunst, aber man verliert dadurch irgendwo natürlich auch an Tiefe. Gleichzeitig bekommt man dadurch aber ein bisschen den Eindruck, dass das Gedicht in beinahe jeder Konstellation funktionieren würde und das Abecedarium eigentlich nur die von außen aufgezwungene Form ist. In dieser Funktion schwächelt es dann leider ein bisschen.

02 — Zuerst fällt auf, dass im Titel ein Tippfehler ist, wenn ich den Titel mit den Anfängen der Verse vergleiche: Im Glockenturm da hingen sie. Ist aber nur ein kleines Detail. // EDIT: wie @Flocon sagte, war es sein kleiner Fehler, hat in meiner Bewertung aber ohnehin keine große Rolle gespielt. ;)
Glockenturm … Glocken … okay, der Titel spielt schon mit meiner Fantasie. Was könnte in einem Glockenturm auch anders hängen als Glocken? Aber da hab ich etwas zu voreilig gedacht. Das Gedicht fällt schon mal durch seine Gestaltung auf, auch wenn ich noch nicht ganz versteh, warum die Strophen grafisch gerade so angeordnet sind. Laune des Autors? Oder sehe ich es nur nicht? Oh, Moment! Stufen! Die Stufen zum Glockenturm. Oder nach unten, denn die Leserichtung geht ja von linkes oben nach unten … äh, ja, vermutlich denk ich zu weit. Nun gut.
Was das Gedicht bissl anders als 01 macht, ist, dass es sich die Grausamkeit für den Schluss aufhebt. Ich hab das ja noch ganz naiv gelesen und mir gedacht: was sollen die Glocken in einem Liebesgedicht? Aber das tragische Ende schlug mir dann in die Magengrube. Warum?!
Ich kriege tatsächlich das Gefühl, dass Liebe immer mit Tragik hier im Bereich verbunden wird. Ein wenig schad ist es ja schon.
Trotzdem hat mich das Gedicht beeindruckt, zum einen hat es eine schöne Stimmung, die dann am Ende eben drastisch umschlägt, zum anderen ist der Aufbau gut gemacht. Am Anfang ist alles noch so … ja, heiter, so gelöst. Ach, da gerät man ja wirklich ins Träumen. Und dann BÄM, aus der Traum, Seifenblase zerplatzt … DEAL WITH IT! Der Autor hat mich definitiv getroffen. Mann, sie hätten so glücklich sein können …

04 — musste ich öfter lesen, um die ganze Tragweite zu begreifen. Da hat sich jemand etwas interessantes ausgedacht. Er erzählt ein Gedicht, ganz ohne eigene Worte zu verwenden und so ganz bin ich mir nicht sicher, wie ich das deuten soll. Andererseits … Playlists sind ja die moderne Form von Mixtapes. Und ich find das ne super Sache. Auch hier geht es um die Liebe und wenn es tragisch gemeint ist, dann eher versteckt. Ich meine, gegen Ende scheint es zwar so, als wäre „Sie“ weg, aber vielleicht ist sie ja auch nur kurzzeitig nicht bei „Ihm“?
Jedenfalls, schöne Sache, auch wenn sie mir vielleicht etwas zu schnell im Bett landen. ;) Hab ich jedenfalls so interpretiert, aber natürlich könnte es sich auch einfach um die Leidenschaft handeln. Anyway, ist ungewöhnlich und ich find’s schick.
Trotzdem ist die Abgabe bissl schwierig einzustufen. Einerseits fehlt bissl die „schöpferische Höhe“, wie man im Patenwesen sagen würde, andererseits ist das halt auch einfach gut gemacht. Meh, bin hin und her gerissen, am Ende gibt’s aber einen Punkt, weil ich die Idee mag.

05 — ist schön. Weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Eventuell etwas zu dick aufgetragen für meinen Geschmack, aber wenigstens mal kein tragisches Liebesgedicht. Eher sehr sehnsuchtsvoll und damit kann man mich ködern. (LDR und so, ya know.)
Vor allem mag ich hier diesen Bogen zur Musik und diese Verbundenheit die hier ausgedrückt wird. Am Ende könnte man jetzt sagen, dass die „Unsterblichkeit“ etwas zu dick aufgetragen wird, aber da fällt mir ein Zitat von Mitch Albom ein: „Death ends a life, not a relationship.“

06 — Ist besonders eigenwillig. Nicht nur, weil hier mit den Regeln sehr interessant gespielt wurde, sondern weil es auch zu Lesen nicht besonders einfach ist. Ich denke jedenfalls, dass man die Zeilen absteigend nach ihren Zahlen lesen sollte, beginnend mit zehn und mit eins endend. Das war schon ein hin und her springen. Von dieser interessanten Form aber abgesehen, beschäftigt sich dieses kurze Gedicht mit den kritischen Fragen des Lebens. Also, den richtig kritischen Existenzfragen, die ja immer so ne harte Nuss sind. Was bleibt am Ende? Gibt es einen großen Zweck? Steht am Anfang nur das Nichts? Alles Fragen, auf die wohl jeder selbst eine Antwort finden muss. Tiefgehend, das Gedicht lässt einen jedenfalls nachdenklich zurück. Wow.

08 — Diese Abgabe ist sehr interessant. Sie beginnt sehr frustriert, schon der Titel sagt „Alles ist Schwachsinn“ und so ganz hab ich nicht herausgefunden, worauf sich das bezieht. Auf die Satire? Auf die Realität? Auf das menschliche Dasein an sich?
Ich mag ja, wie das Gedicht bissl vulgär anfängt, das gibt gleich so eine miesgelaunte Grundstimmung ich hab keine Ahnung, warum ich das gut finde. Es hat mich jedenfalls neugierig gemacht, was nun der Grund für die Wut des lyrischen Ichs ist. Obwohl, schon in der zweiten Strophe wird nicht ganz klar, spricht die erste Strophe wirklich das lyrische Ich? Oder ist das eher die anklagende Heerschar? Denn das lyrische Ich klingt doch recht vernünftig in der dritten Strophe. Und in der vierten Strophe muss ich dann zugeben: Streitigkeit erzeugt wirklich nur Müdigkeit.
Ah, die Satire. Ja, sie ist wohl das Instrument der Wahl, wenn man etwas anklagen will, nachdem die humoristische Art versagt hat. Warum klingt dieses Gedicht so wahnsinnig aktuell? Soll mich das Gedicht etwa auf etwas aufmerksam machen? Ich fühle mich seltsam ertappt und weiß gar nicht warum … Jedenfalls, die Anfangsbuchstaben formen einen interessanten Ausspruch. Mhm …
Der Autor sieht also, er hat mich neugierig gemacht und auch verwirrt — letzteres ist bei mir aber „normal“ also nicht wundern. ;)

... Zumindest scheinen die Themen, wie auch immer geartet, ja gerne mal so verstanden zu werden. Ich führe hiermit den Yveltal-Counter ein, der bei jeder tödlichen Abgabe um ein Yveltal erhöht wird.

Memento Mori
Wie gesagt. Was mir hier jedenfalls gefällt: Die Strophen wurden so aufgeteilt, dass die Wörter, die von den Anfangsbuchstaben gebildet werden, am Stück bleiben. Das haben sonst glaub nur Unsterblich und Viereckige Augen geschafft. In diesem Sinne: *Applaus für den einfachsten Teil der Aufgabenstellung* Fett schreiben find ich in dem Fall aber eher unnötig, das wird eh jeder erkennen, der die Aufgabenstellung gelesen hat. Und auch ohne die Aufgabenstellung fände ich für meinen Teil es schöner, den Leser so etwas selbst entdecken zu lassen, statt ihn darauf zu stoßen.
Inhaltlich ... ist es okay. Ich mag es, wie der Tod erst beim Wort "Mori" wirklich in Erscheinung tritt. Abgesehen davon ist es ... naja, wie soll ich sagen ... nicht so aufregend. Der Tod ist ja nicht gerade das neueste Thema und die Umsetzung hat jetzt auch keinen überraschenden Twist oder so.
Formal find ich es nicht so schön. Die Verse sind sehr lang und lange Verse finde ich nicht so schön zu lesen. Das wäre anders, wenn es die düstere Stimmung damit unterstützen würde, aber falls das geplant war, kommt es bei mir nicht so an. Auch findet sich kein Metrum darin, was ich immer schade finde. Das Reimschema finde ich jedoch interessant, weil es die beiden Strophen am Ende sehr schön verbindet. Allerdings zeigt sich hier die Problematik von langen Versen, und zwar darin, dass die Reime hinter diesen Wortwänden fast untergehen. Ich hab quasi den Klang des ersten Verses nicht mehr im Kopf, wenn ich beim entsprechenden Reimpartner ankomme, zumindest geht es mir so.

Im Glockenturm da hingen sie
Noch ein Tod. Fängt ja mal wieder geil an. Und bei diesem Gedicht fällt gleich mal die Formatierung auf. Und ich muss sagen, ich sehe sie gespalten. Am Handy sieht es ganz okay aus und zeigt bildlich das Schwingen der Glocken, aber an größeren Bildschirmen sind mir diese Strophen mit ihren doch recht kurzen Versen dann optisch zu weit auseinander. Was mit der äußeren Form zu tun hat und mir auch nicht gefällt: IMGL OCKE NTUR MDAH INGE NSIE. Ist es wirklich zu viel verlangt, die Strophen so zu unterteilen, dass die Wörter auch ohne, dass man bewusst drauf achtet, gefunden werden könnten? Ja, man müsste das ganze Reimschema umstellen, aber dieses Gedicht wurde ja eh von den Anfangsbuchstaben ausgehend konstruiert, da müsste es meiner Meinung nach möglich sein, das auch entsprechend schön zu gestalten.
Inhaltlich. Naja. Erstmal wüsste ich gern, warum die beiden überhaupt fliehen bzw. dann Selbstmord begehen müssen. Oder warum eine einfache Flucht nicht ausreicht. Dann könnte mich vielleicht auch dieser Selbstmord mehr berühren. Denn im Prinzip habe ich ja nichts gegen solche Themen -- auch, wenn der Yveltal-Zähler das vielleicht anders aussehen lässt --, aber sie müssen halt gut umgesetzt sein und dazu gehört, dass die Motivation nachvollziehbar sein muss, was hier halt nicht gegeben ist, wodurch es doch eher mittelmäßig ist in der Umsetzung.
Zur Form: Durchgehendes Reimschema ist gut, Metrum ist okay. Es ist zu loben, dass überhaupt der Ansatz von einem erkennbar ist, aber die Verse sind dabei halt leider unterschiedlich lang, was mich dann doch manchmal ins Stocken gebracht hat. Vermutlich ist das dem Umstand verschuldet, dass sowohl Anfangsbuchstaben als auch Reim in den Vers passen mussten.

Bibliophil
Okay, also ... Ich steh dem Gedicht etwas gespalten gegenüber. Ich hab ja eigentlich nichts gegen freiere Gedichtsformen, ich hab da schon oft genug welche gelesen, die wirklich gut waren. Aber das hier wirkt auf mich ein bisschen wie Prosa mit Zeilenumbrüchen, so vom Lesegefühl her. Ich spüre darin einfach nicht diesen Rhythmus, der für mich zu einem Gedicht irgendwie dazugehört. Ich muss hier aber positiv hervorheben, dass die meisten Anfangsbuchstaben gut eingebaut sind.
Den Inhalt find ich ganz gut. Die Atmosphäre in dem Bücherladen wird gut eingefangen und auch, wie sich das lyrische Ich dort in den Büchern verliert, kommt gut rüber. Von den angesprochenen Büchern kenn ich einige vom Hörensagen, einige gar nicht. Ob ich das Einbauen von diesen eher gut oder eher schlecht finde, weiß ich aber nicht sicher, zumindest aber scheint mir die Auswahl etwas unpassend. Es scheint sich ja um an Kinder gerichtete Literatur zu handeln, wenn meine kurze Google-Recherche mich nicht belogen hat, das lyrische Ich erschien mir hier aber deutlich erwachsener. Allein die Wortwahl passt meiner Meinung nach einfach nicht so recht zu einem Kind, und wenn es kein Kind ist, dann frag ich mich, warum derjenige nur Kinderbücher liest.

Playlist
Ich liebe diese Idee, etwas Eigenes komplett aus Zitaten zu basteln. Und ich mag die Idee dieser Playlist, denn möglicherweise sind das ja Lieder, die die beiden Liebenden verbinden, da ist es nicht so abwegig, eine Playlist daraus zu machen. Früher hat man seinem/r Partner/in Kassetten mit bedeutsamen Liedern aufgenommen, heute werden da eben Playlists auf Spotify o.ä. erstellt. ;D Ich finds etwas schade, dass nur englische Lieder verwendet wurden, das gibt nen Minuspunkt. Aber ich finds geil, dass Wish you were here dabei ist, das gibt nen Pluspunkt. :P
Ich mag den Aufbau des Gedichts. Innerhalb einer Strophe passen die vier Titel immer sehr gut zusammen und ich weiß jetzt gar nicht, wie ich das ordentlich beschreiben soll. In der fünften Strophe zum Beispiel haben wir drei Beschreibungen dieser Person und dann ein "Heute Nacht gehörst du mir". Das scheint einfach sehr gut ausgewählt zu sein von den Titeln her. Der einzige Titel, der mich ein bisschen stört, ist der mit der ellenlangen Klammer, die da einfach nicht reinpassen will in meinen Augen. Ich sehe hier die Geschichte einer Fernbeziehung, in der sich das Paar nach einiger Zeit wieder sieht, dann eine ... heiße Zeit hat und sich zum Schluss wieder trennen muss. Vielleicht interpretiere ich das auch nur rein, weil ich gerade in so einer Situation bin.
Dass ein Gedicht mit einem solchen Konzept weder Metrum noch Reimschema hat, erschließt sich mir und ich vermisse das hier ehrlich gesagt auch gar nicht. Es hat trotzdem so etwas wie einen Rhythmus, der einen hindurchträgt. Und ja, heute bin ich der absolute Meister der Beschreibungen.

Unsterblich
Ich bin verleitet, hierfür ein Yveltal abzuziehen. Oder sollte ich einfach parallel einen Xerneas-Counter einführen? Ach, egal. Jedenfalls ist es halt echt mal schön, statt über den Tod auch mal über die Liebe lesen zu dürfen. Das Gedicht wirkt dabei sehr sehnsuchtsvoll, ist mir aber fast schon wieder ein bisschen "too much" mit der Unsterblichkeit und so. Wobei das natürlich reine Geschmackssache ist.
Sehr loben muss ich hier das saubere Metrum sowie auch das ziemlich gute Reimschema. Ich glaube, das ist hier das einzige Gedicht, wo das Metrum wirklich gar keinen Stolperer hat, das ist bei dieser Aufgabenstellung nicht gerade einfach zu bewerkstelligen. Einzig das Reimpaar "voreinander/füreinander" ist jetzt nicht so super, und ob es wirklich die beste Idee war, das Gedicht auf eine Waise enden zu lassen, darüber lässt sich bestimmt auch streiten. Wobei das natürlich auch beabsichtigt sein kann, um die Unsterblichkeit zu betonen.

Countdown
Ich werde damit einfach nicht warm. Ich meine, ich brauchte allein schon ewig, um zu erkennen, wo dort das Thema umgesetzt wurde. Und ich finde die Umsetzung dann doch eher mittelmäßig, weil es für mich so etwas hat von "Ich hab jetzt ein Gedicht geschrieben und dann einfach die Verse umgestellt. Yay, Thema erfüllt!" Vielleicht bin ich nur zu blöd dafür, aber ich verstehe denn Sinn dahinter einfach nicht. Ich hätte es ja toll gefunden, wenn die eigentlichen Verse mit richtig angeordneten Zahlen das Thema auch nochmal irgendwie erfüllt hätten, indem z.B. ein Wort rauskommt oder sie einfach auch wieder alphabetisch angeordnet sind, aber nichts dergleichen konnte ich finden. Und das hinterlässt bei mir so ein Gefühl von "Thema fast schon verfehlt". Und das ist schade.
Inhaltlich scheint sich das Gedicht ja mit solchen grundlegenden Existenzfragen zu beschäftigen. Und mehr scheint da auch nicht zu sein. Das Gedicht kann man gefühlt beliebig anordnen und es ergibt immer noch irgendeinen Sinn. Ich denke, das kommt daher, dass die Verse in sich abgeschlossene Aussagen oder Fragen sind, die, da sie ja ein Gedicht bilden, auch immer zusammenhängen. Dadurch, dass durch die Form aber dieser rote Faden fehlt, mit dem man auf vorherige Aussagen aufbauen könnte, fehlt mir hier aber auch ein bisschen der Tiefgang. (Und ich frage mich, ob beliebiges Anordnen nicht die Aufgabenstellung sprengt.) Es scheint einfach immer an der Oberfläche zu kratzen, weil nur einzelne Fragen gestellt werden, die nie vertieft oder aufgelöst werden.
Mir gefällt es aber, dass es hier ein gutes Metrum gibt, das sich durch alle Verse zieht. Außer in "Was bleibt am Ende", wo es aus einem mir nicht ersichtlichen Grund nicht vorhanden ist, was mich beim Lesen in der hier vorgegebenen Reihenfolge von oben nach unten doch sehr aus dem Lesefluss geworfen hat. Sowas ärgert mich. Wenn wenigstens alle dieser Fragen irgendeine Unregelmäßigkeit aufweisen würden, oder zumindest mehr als nur die eine.

Viereckige Augen
Yay, noch ein Yvel! Hier ist es zwar nur der Tod einer fiktiven Person, aber Tod ist Tod, ne? :P
Die Idee hinter der Abgabe finde ich gut, aber die Umsetzung eher nicht so. Der Geisteswandel kommt einfach viel zu schnell. Erst findet der Zuschauer die Serie noch blöd und findet den Hauptdarsteller nicht gut und dann auf einmal ist er voll traurig, weil der stirbt. Es hätte vielleicht geholfen, das Gedicht länger zu machen, indem die Anfangsbuchstaben zum Beispiel einen Satz oder mehrere Wörter bilden ("Wenn Serien enden" z.B.), dann hätte man die langsam aufkommende Sympathie für den Protagonisten besser darstellen können. Denn auch, wenn ich die Idee so ganz witzig finde, finde ich einfach, der Wandel von "viel zu schlicht" zu "nicht schlicht genug" kommt zu schnell und zu unvorhergesehen.
Ich finde es gut, dass hier ein Metrum vorhanden ist (auch, wenn zwischen Jambus und Trochäus hin- und hergesprungen wird, aber das ist mir früher auch oft passiert und stört ja nicht zu sehr) und auch, wenn ich sonst nicht wirklich Fan von Paarreimen bin, finde ich, dass sie hier zu der lockeren Stimmung ganz gut passen. Ich mag es allerdings nicht, dass "nicht/schlicht" hier gleich zweimal verwendet wird, was auch wieder der Länge geschuldet ist. Wären da mehr Verse dazwischen, würde es klanglich nicht so sehr auffallen und eher diesen "Aha, das hatten wir doch schonmal"-Effekt auslösen und damit das Gedicht schön abrunden.

Alles Schwachsinn
Also handwerklich ist das top. Die Buchstaben sind perfekt eingesetzt, man bekommt nirgends das Gefühl, dass die Verse erzwungen wurden, die Reime passen gut und klingen gut. Das Metrum ist ebenfalls fast makellos. Außerdem ist es witzig, vor allem die aneinandergereihten Anfangsbuchstaben. Etwas missfällt mir aber, dass eben diese Anfangsbuchstaben beim ersten Wort in mehrere Strophen auseinandergerissen und nicht als ein Wort dastehen.
Was mir hier aber sauer aufstößt, ist der Inhalt. Wenn man sich die jüngsten Ereignisse in diesem Bereich so ansieht, wird man das Gefühl nicht los, dass es sich hierbei um einen Komiteeler handelt, der über sein Leid mit den bösen, bösen Usern klagt. Wenn das nicht der Fall ist, dann ignoriert das. Wenn das der Fall ist, dann sei gesagt, dass ich so etwas absolut unmöglich finde, es aber nicht weiter ausführen möchte, weil das hier schlicht nichts zu suchen hat.
Die Abgabe kriegt trotzdem Punkte, weil sie so gut gemacht ist. Ich krieg das nicht übers Herz, einem Gedicht wie diesem keine Punkte zu geben.

02 - Im Glockenturm da hingen sie
Interessante Form, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen kann, warum die Aufteilung der Strophen so ist, wie sie ist. Für eine Glocke, die hin und her schwingt, passt da der Inhalte zur Präsentation nur bedingt. Davon abgesehen gefällt mir aber die grundlegende Atmosphäre, die du mit dem Gedicht und der guten Technik darbringst, wodurch es angenehm zu lesen ist.

03 - Bibliophil
Hat mir in diesem Wettbewerb insgesamt am besten gefallen. Die Leichtigkeit der Verse und die simple Art der Präsentation, in Buchwelten einzutauchen, hat sich gut angeboten und hast du auch entsprechend gut umgesetzt. Die Anspielungen auf diverse Bücher lassen da dieses Gefühl aufkommen, dass man das doch irgendwoher kennt. Das Ende mit den letzten zwei Versen war vielleicht etwas abrupt, macht auf mich aber den Eindruck eines Tagtraums.

04 - Playlist
Einerseits finde ich die Idee echt toll umgesetzt, mithilfe der alphabetisch sortierten Liedtitel eine Geschichte zu erzählen. Das fällt nämlich im ersten Moment gar nicht so stark auf, dass die auch direkt zusammenhängen. Allerdings ist die Abgabe schwierig einzustufen, eben weil da vergleichsweise wenig Eigenleistung, vom Suchen abgesehen, dahintersteckt. Das steht da natürlich etwas im Zwiespalt mit der Idee.

07 - Viereckige Augen
In dieser Abgabe kann sich sicher der ein oder andere wiederfinden, der am Anfang einer Serie oder eines Films noch recht über das Medium herzieht, dem Ganzen am Ende aber doch noch etwas abgewinnen konnte. So interpretiere ich das zumindest, da du diese Wende nicht so stark in den Vordergrund gerückt hast, wohl aber auch als Anspielung darauf, dass das Ende meist schneller kommt als erwartet. Da ist dann aber eher die Frage, warum man sich überhaupt das alles angesehen hat, wenn es so schlecht war. Auch da hätte etwas mehr vielleicht zum Verständnis beigetragen.

Das Thema hast du gut umgesetzt. Ich komme nur nicht so gut mit deinem gewählten Thema zurecht.
+ Wie gesagt, das ThemaVersanfänge hast soweit gut umgesetzt, also die Überschrift als jeweiligen Versanfang zu nutzen.

Wie ich beim ersten Mal durchlesen deinen gewählten Versanfang nicht entdeckt hatte, denn du hast es ja nicht wie bei A1 so unterteilt.
+ Auch wenn du die Versanfänge nicht so unterteilt hast, finde ich, passt es sehr gut zu diesem Gedicht.
+ Auch mag ich das Reihmschema, also a b a b. So kommt ein schöner Lesefluss zustande. Ich bin eher der Fan von Gedichten mit einem erkennbaren Reihmschema, denn dann hört sich sowas auch nicht abgehackt an.
+ Dein Thema mit Glockenschlägen hast du gut umgesetzt.

Auch ein passender Versanfang
+ Dein Thema Bücher hast du soweit sehr gut umgesetzt
- Es hört sich nur leider etwas abgehackt an.

Das Thema hast du eingehalte.
- Für mich ist es dennoch ziemlich einfallslos. Einfach Musiktitel in Alphabetischer Reihenfolge zu sortieren.

Auch ein gut geschriebenes Gedicht.
+ Ich kann es sehr gut lesen, weil es sich nicht abgehackt anhört.
+ Auch das Gedicht an sich gefällt.

Das ist ein komisches Gedicht. Warum die Zahlen ausgeschrieben wurden, kann ich verstehen, denn dadurch hast du versucht die Versanfänge einzubauen, aber sonst hört sich das sehr komisch an und ich verstehe den Sinn hier nicht.

Um zu verstehen was für einen Versanfang du genutzt hast, muss man ja schon zweimal übe die ersten Buchstaben gehen.
+ Sonst mag ich das Gedicht
+ es hör sich nicht abgehackt an.

Ein verständliches Gedicht, was man sehr gut lesen kann.
+ man erkennt sehr gut worüber geschrieben wurde.
+ es ist alles verständlich
- Einzig den Versanfang konnte ich nicht entziffern.

So, viel Gutes dabei - und vor allem viel, was sich irgendwie schwer miteinander vergleichen lässt...

ID: 101835
A3: 1
A4: 2
A5: 2
A6: 1

Zitat von Wenlok Holmes

03 Bibliophil
Meine Liebste Abgabe in diesem Wettbewerb. Die leichte, freudige Atmosphäre des Gedichts ist genau das, was man sich auf jenem Friedhof, zu dem zu viele Autoren den Wettbewerb mal wieder zu machen versuchen, wünscht. Hier spüre ich einfach die Freude des Autors über ein gutes Buch. Lob auch dafür, sich am gesamten Alphabet zu versuchen, das hat sich ja kaum jemand getraut. Ist auch schwierig, ätzende Buchstaben wie Q, X oder Y erwarten einen und hier muss man sagen gerät auch das Gedicht dann ins straucheln. Yvonne erwartet mich? Wirklich? Das las sich dann leider doch etwas gezwungen, aber was soll man machen. Trotzdem lobe ich den Mut, sich dieser Herausforderung zu stellen.

Danke für dein Lob hierzu! (:
Ja, die Buchstaben haben mich echt bissl in den Wahnsinn getrieben. Ich saß dann mit dem Duden da und hab nach passenden Wörtern gesucht. Im Grunde gefällt mir selbst das Gedicht auch bloß bis M, alles was danach kommt ist weniger gut. Im Grunde hatte ich nicht mal wirklich vor an dem Wetti hier teilzunehmen, aber nachdem der Spaß schon fertig war, dachte ich mir: ach, mehr als verlieren kann ich eh nicht. xD

Zitat von Akanee

03 - Bibliophil

Mein persönlicher Liebling. Wie schön das Alphabet hier eingesetzt wurde. Die Referenzen hier finde ich auch sehr toll umgesetzt. Den Anfang hab ich mir bildlich vorgestellt!:D Der anfängliche Sturm, einen Buchladen zu betreten und dann in aller Ruhe in den Werken zu stöbern, bis man sich 1 oder 2 Bücher(-stapel) mitnimmt. I feel it, literally! : ) "Verführt von den Worten, weggeführt von der Realität" finde ich hier außerordentlich schön und das würde ich direkt quoten wollen irgendwo. Der Satz ist catchy und so wahr und sicherlich ein Motto für Leseratten.

Vielen Dank für dein Lob! Ich hab tatsächlich versucht die Sache so stimmungsvoll wie möglich darzustellen und es freut mich, wenn das geklappt hat. (:

Zitat von Caroit

Bibliophil
Das ABC zu verwenden und direkt mit Büchern zusammen zu bringen ist ein schöner thematischer Zusammenhang und inhaltlich passt es nun mal absolut zum FF-Bereich. Auch die Anspielungen auf konkrete Geschichten waren sehr schön, auch wenn ich gestehen muss, dass ich die letzten beiden nicht kenne ^^" Dafür habe ich mich umso mehr über Jim Knopf gefreut, weil ich seine Abenteuer als Kind gefüllt tausend mal gehört hab. Nur dass "Novembernebel" fünf Verse nach "Frühlingswind" kommt, fand ich etwas unpassend. Vielleicht soll das dafür stehen, dass es eben nicht nur unbedingt ein Augenblick ist, sondern sich solche Augenblicke über die ganze Zeit (ein Jahr quasi als Stellvertreter für immer) immer wieder wiederholen. Aber da hätte man die beiden Wörter vielleicht trotzdem weiter auseinander stellen können anstatt beide bereits am Anfang zu haben.

Die Geschichten waren: Jim Knopf von Michael Ende, Winnie-the-Pooh von A. A. Milne, Rumo von Walter Moers und Das letzte Einhorn von Peter S. Beagle. (:
Wow, du hast in den Novembernebel wesentlich mehr reingelesen, als ich eigentlich damit bezwecken wollte. ^^ Mir ging es eher darum, die Stille mit Nebel in Verbindung zu bringen. Also, dass die Stille praktisch "sichtbar" ist. Ich hab das schon oft so empfunden, allerdings nicht in Buchläden, sondern eher in den Lesesälen der TU München und der BSB. Aber ich weiß, was du meinst, das kann etwas unpassend sein. Mir selbst gefällt das ganze Gedicht auch bloß bis M, danach war ich etwas planlos. Jedenfalls danke für dein Lob!

Zitat von Kiriki-chan

Bibliophil
Okay, also ... Ich steh dem Gedicht etwas gespalten gegenüber. Ich hab ja eigentlich nichts gegen freiere Gedichtsformen, ich hab da schon oft genug welche gelesen, die wirklich gut waren. Aber das hier wirkt auf mich ein bisschen wie Prosa mit Zeilenumbrüchen, so vom Lesegefühl her. Ich spüre darin einfach nicht diesen Rhythmus, der für mich zu einem Gedicht irgendwie dazugehört. Ich muss hier aber positiv hervorheben, dass die meisten Anfangsbuchstaben gut eingebaut sind.
Den Inhalt find ich ganz gut. Die Atmosphäre in dem Bücherladen wird gut eingefangen und auch, wie sich das lyrische Ich dort in den Büchern verliert, kommt gut rüber. Von den angesprochenen Büchern kenn ich einige vom Hörensagen, einige gar nicht. Ob ich das Einbauen von diesen eher gut oder eher schlecht finde, weiß ich aber nicht sicher, zumindest aber scheint mir die Auswahl etwas unpassend. Es scheint sich ja um an Kinder gerichtete Literatur zu handeln, wenn meine kurze Google-Recherche mich nicht belogen hat, das lyrische Ich erschien mir hier aber deutlich erwachsener. Allein die Wortwahl passt meiner Meinung nach einfach nicht so recht zu einem Kind, und wenn es kein Kind ist, dann frag ich mich, warum derjenige nur Kinderbücher liest.

Lyrik-Elite, eh? Ja, ich geb zu, mit freien Gedichten hab ich so viel Erfahrung wie mit "normalen", gar keine. xD Ich schreib zwar ab und an was lyrisches, aber in den meisten Fällen gefällt es mir nicht, weil ich an meine Grenzen stoße. Ich glaub, mir fehlt das Analytische oder so für Gedichte. Nachdem ich aber in letzter Zeit paar Gedichtbände mit sehr freien Gedichten gelesen hab, dachte ich mir, ich geb der Sache eine Chance. Gut ist es deswegen nicht geworden, geb ich dir recht.
Tja, du hast mich erwischt, ich bin ein alter Anhänger der Kinder- und Jugendliteratur. ;P Außerdem saß ich beim Schreiben des zweiten Teils neben meinem Bücherregal und da tummeln sich diese Werke eben. Hab da nicht groß drüber nachgedacht, tbh. Insofern, gibt es Parallelen zum lyrischen Ich und der Autorin in dem Punkt.

Zitat von Nexy

Playlist hat ähnlich Bibliophil das ganze Alphabet untergebracht und muss deswegen ein paar kopfinterne Minuspunkte einstecken, weil es natürlich an einigen Stellen doch arg erzwungen klingt. Ansonsten aber Bibliophil in jeder Hinsicht überlegen (immerhin gab es diese schreckliche "Yvonne"-Zeile nicht), deswegen gibt es nicht zweimal 1 Punkt, sondern einmal 2.

Arme Yvonne ... ob sie das verdient hat? Ich meine, ja, die Zeile ist mies, da kann man nichts machen. Die deutsche Sprache gibt mit Y nicht so viel her, ich hab extra den Duden genommen, um überhaupt auf irgendwas zu kommen. ;)

Zitat von Rusalka

03 - Bibliophil
Hat mir in diesem Wettbewerb insgesamt am besten gefallen. Die Leichtigkeit der Verse und die simple Art der Präsentation, in Buchwelten einzutauchen, hat sich gut angeboten und hast du auch entsprechend gut umgesetzt. Die Anspielungen auf diverse Bücher lassen da dieses Gefühl aufkommen, dass man das doch irgendwoher kennt. Das Ende mit den letzten zwei Versen war vielleicht etwas abrupt, macht auf mich aber den Eindruck eines Tagtraums.

Danke schön für dein Lob! ^.^ Und ja, es stimmt, die letzten Verse sollen etwas dieses "Aufwachen" darstellen, wenn man plötzlich die Umgebung wieder wahrnimmt, nachdem man in einem Buch versunken war. Kam zwar eher aufgrund der Buchstaben zusammen und war nicht ganz gewollt, aber meh, das ganze Gedicht hat ja so seine Schwächen.

Zitat von Shiralya

Bibliophil hat ein ähnliches Problem wie sein Vorgänger, nur andersherum. Hierbei gefällt mir der Inhalt wirklich sehr, dieses in der Buchhandlung/Bibliothek in neue Welten eintauchen und allein dieses wunderbare Gefühl, von Büchern umgeben zu sein. Das passt auch wunderbar zum Abecedarium. Dann allerdings ist es frei. Und ich hatte immer schon meine Probleme mit freien Gedichten. Es wird zum Ende hin tatsächlich besser, wenn ich es so laut vor mich hin lese, bin ich so ab K in einem Fluss und doch ... Es sind, glaube ich, gar nicht so sehr die Reime, die meinem Gehirn fehlen, sondern viel mehr der Rhythmus, den ich in einigen (nicht in allen) Versen vermisse. Dennoch ist das ein unglaublich tolles Thema. Warum macht ihr es mir nur so schwer?

Sorry, schwer wollt ich's dir nicht machen!
Es wird auch weniger gut ab N, das geb ich zu. Dabei hab ich eigentlich drauf geachtet, dass zumindest die Silbenanzahl innerhalb des Gedichtes relativ gleichmäßig ist, aber Silbenanzahl ist ja die billigste Variante eines Metrum, die es gibt. Weil ich halt Jambus nicht kapier -- ich denke, ich werd es einfach aufgeben. Freut mich trotzdem, dass es dir gefallen hat. (:

Zitat von Galileo

Abgabe 03
Zuerst einmal sei gesagt, dass ich es mutig finde, sich an die ABC - Struktur zu halten, da ich das wesentlich schwieriger finde, als aus einem Wort bzw. mehrerer ein Gedicht zu schreiben. Zum Inhalt möchte ich sagen, dass mir die Paralelle zu Helden aus anderen literarischen Werken sehr gefällt, aber auch, dass das Gedicht mit Kommas wohl um einiges in Punkten äußere Form besser aussehen würde - aber das ist nur eine Kleinigkeit und ist bekanntermaßen Geschmackssache.

Kommata für die äußere Form ... mhm ... guter Punkt, da hätte ich tatsächlich noch mal drüberschauen sollen. Ich dachte, es wäre gerade ohne Satzzeichen gut, aber jetzt wo du's sagst. Oh well, man sollte die Wirkung von so ein paar Kommata echt nicht unterschätzen. Danke für dein Lob an der Stelle! (:

Zitat von *Miro*

A3 - Bibliophil
Auch ein passender Versanfang
+ Dein Thema Bücher hast du soweit sehr gut umgesetzt
- Es hört sich nur leider etwas abgehackt an.

Kann ich dir nur zustimmen, es ist abgehackt, aber freut mich, wenn dir die Thematik gefallen hat. (:

Zitat von Thrawn

Huh, ein Dichter, der seine Liebe zu Büchern ausdrückt. Und nicht ein Gedichtband darunter, hihi. Nun, gut ausgedrückt ist diese Liebe jedenfalls, man kann sie ebenso nachvollziehen wie die sehr gut dargestellte Atmosphäre in dem Laden. Die einzelnen Bücher, die dann genannt werden, haben natürlich einen besonderen Status, wobei ich "Rumo" jetzt vielleicht nicht unbedingt so ganz mit den anderen Kinderbüchern in eine Reihe stellen würde (ist ja stellenweise schon recht brutal), aber was solls. Ich habe dieses Buch ja auch ziemlich geliebt, Moers ist halt einfach genial. Ich traue mich fast nicht, manche seiner Bücher zu lesen, weil ich weiß, dass ich am Ende traurig sein werde, weil eine fantastische Geschichte vorbei ist. Technisch gesehen ist das natürlich ein sehr freies Gedicht - und ich schreibe es wohl sehr oft, doch ich mag ja mehr etwas mit mehr Rhythmus und Reimen. Aber ich verstehe, dass das kein Muss ist. Ansonsten - ich finde die Klein- und Großschreibung am Versanfang nicht immer nachvollziehbar, das heißt:

Hier sieht der zweite Vers so aus, als wäre ein neuer Satz begonnen worden (den ersten habe ich mal für den Kontext hinzugenommen), wird aber klein geschrieben. Ist aber auch nur eine kleine Sache.

Tja, mit Goethe und Schiller kannst du mich jagen. Ich hab tatsächlich ein paar Gedichtbände, aber die sind eher Nische und hätten dem Gedicht deshalb auch nicht mehr geholfen. Die Auswahl der Bücher ist tatsächlich rein persönlich und lag daran, dass ich neben meinem Bücherregal den Rest des Gedichtes geschrieben hab. Der erste Teil entstand in der Arbeit. Ich hab da nicht viel drüber nachgedacht, ich brauchte einfach etwas mit "R" und da kam mir Rumo eben gerade recht. xD Moers ist wirklich genial, ich weiß genau was du meinst.
Ja, die Form ... die Form ist nicht gut, das ist richtig. Und ich hätte wirklich Kommata machen sollen, ach ja. Man merkt, ich hab im Grunde keinerlei Ahnung. Deshalb danke ich für Lob und Tadel, vielleicht krieg ich's irgendwann mal besser hin. (:

Original (geordnet)
(Acht) Uns‘re Zeit läuft langsam ab
(Drei) Gibt es einen großen Zweck?
(Eins) Steht am Anfang nur das Nichts?
(Fünf) Und in Köpfen lodert still
(Neun) Der entscheidende Gedanke:
(Sechs) Resignierte Ruhepause
(Sieben) War das Dasein denn umsonst?
(Vier) Ausgebrannte, stille Frage:
(Zehn) Was bleibt am Ende?
(Zwei) Außer einem Funken Hoffnung

10 bis 1
Was bleibt am Ende?
Der entscheidende Gedanke:
Uns're Zeit läuft langsam ab
War das Dasein denn umsonst?
Resignierte Ruhepause
Und in den Köpfen lodert still
Ausgebrannte, stille Frage:
Gibt es einen großen Zweck?
Außer einem Funken Hoffnung
Steht am Anfang nur das Nichts?

1 bis 10
Steht am Anfang nur das Nichts?
Außer einem Funken Hoffnung
Gibt es einen großen Zweck?
Ausgebrannte, stille Frage
Und in den Köpfen lodert still
Resignierte Ruhepause
War das Dasein denn umsonst?
Uns're Zeit läuft langsam ab
Was bleibt am Ende?

Zitat von Cyndaquil

Das Gedicht fällt schon mal durch seine Gestaltung auf, auch wenn ich noch nicht ganz versteh, warum die Strophen grafisch gerade so angeordnet sind. Laune des Autors? Oder sehe ich es nur nicht? Oh, Moment! Stufen! Die Stufen zum Glockenturm. Oder nach unten, denn die Leserichtung geht ja von linkes oben nach unten … äh, ja, vermutlich denk ich zu weit. Nun gut.

Zitat von Shiralya

Es [die äußere Form] passt nur nicht mehr zu dieser Selbstmordtheorie.

Die Idee war, dass man das "Schwingen" der Strophen auf der einen Seite als ein Schwingen der Glocken ansehen kann (was auch die meisten so richtig interpretiert haben), auf der anderen Seite aber auch das Schwingen der Körper. Makaber? Definitiv. Aber dazu gleich mehr, leider hat nämlich niemand so wirklich herausgefunden, was ich eigentlich ausdrücken wollte.

Zitat von Akanee

Inhaltlich erinnert mich der Text an eine Liebe aus den 20ern irgendwie. Aber ich weiß nicht, ob der Autor/die Autorin das auch wirklich so beabsichtigte oder ich mir das einfach so zusammenspinne. "Rennt fort von ihren Klassen" -> Dachte da einfach an Klassengesellschaften. xD Aber das Paar könnte auch einfach aus der Schule rennen.

Okay, die ganze Erklärung passt am besten vermutlich zu diesem Zitat, also buckle up. o/

Tatsächlich spielt das Gedicht nicht auf die zwanziger Jahre an, sondern auf die Epoche der Romantik und speziell deren Gedichte. Die Romantik hatte einen starken Fokus auf Gefühle, Liebe (duh) und supernatürliche Elemente (Gott als Wächter, Magie, ein heil'ges Tor) sowie der Natur (Relativ self-evident). Oh. Und Drama. Die haben Drama geliebt und deswegen auch oftmals einige ihrer Charaktere in dramatische Liebesgeschichten geworfen und in dem Zug eben auch viel mit dem Tod hantiert. Als Schülerin mochte ich zwar die blumige Schreibweise, fand es aber fürchterlich, wie unglaublich emotional und wider aller Vernunft gehandelt wurde.
Und damit kommen wir zu meinem Gedicht: Das Ganze ist eine Parodie auf diese Romantik-Gedichte, in denen die Gefühle so stark übertrieben wurden, dass sämtliche Vernunft einfach aus dem Fenster flog. Daher auch folgender Vers:

"Nachts endlich die Vernunft dann schweigt!"
(und srsly ist da keiner drüber gestolpert?)

Die denken nicht nach. Wollen sie überhaupt nicht. Für sie zählt nur die Liebe zueinander, diese überromantizierte Vorstellung von "Wir sterben füreinander", die ach so malerische und romantische Stimmung, die Vorstellung eines übernatürlichen "nach dem Tod", die Rebellion gegen die Gesellschaft... Und dabei vergessen sie, nein, verdrängen sie, dass Tod halt doch nicht ganz so angenehm ist.

Zitat von Caroit

Interessant finde ich auch, dass man das Gedicht auf zwei verschiedene Art und Weisen lesen kann. Einmal von oben nach unten in dem Sinne, dass man nach rechts und links beim Lesen der Stropfen schwingt (wie eine Glocke, die läutet und dabei hin und her pendelt). Oder aber Von oben nach unten aber spaltenweise. Also erst alle linken Strophen von oben nach unten, dann die mittleren und als letztes die rechten. Auch wenn die erste Variante für mich intuitiver war, ergibt auch die zweite durchaus Sinn.

Das ist mir tatsächlich nicht einmal aufgefallen und war auch definitiv nicht beabsichtigt. Aber eine interessante Idee und cool, dass das auch irgendwie klappt.

Zitat von Kiriki-chan

Und ich muss sagen, ich sehe sie gespalten. Am Handy sieht es ganz okay aus und zeigt bildlich das Schwingen der Glocken, aber an größeren Bildschirmen sind mir diese Strophen mit ihren doch recht kurzen Versen dann optisch zu weit auseinander. Was mit der äußeren Form zu tun hat und mir auch nicht gefällt: IMGL OCKE NTUR MDAH INGE NSIE. Ist es wirklich zu viel verlangt, die Strophen so zu unterteilen, dass die Wörter auch ohne, dass man bewusst drauf achtet, gefunden werden könnten? Ja, man müsste das ganze Reimschema umstellen, aber dieses Gedicht wurde ja eh von den Anfangsbuchstaben ausgehend konstruiert, da müsste es meiner Meinung nach möglich sein, das auch entsprechend schön zu gestalten.

(Glocken schwingen aber tatsächlich relativ weit von rechts nach links und wieder zurück. Man denkt sich immer, das wäre so Pendel-like, ist aber afaik nicht so.)
Und ja, in diesem Fall wäre es zu viel verlangt gewesen, denn: Romantik. Klingt wie eine blöde Ausrede, aber bear with me. In der Romantik war es relativ "natürlich", pro Stanza vier Verse zu benutzen, denn bei denen ging es um eine gewisse "runde".... Ausstrahlung des Gedichts? Die wollten halt alles hübsch und "ordentlich" aussehend haben. Deswegen, auch weil es als eine Hommage/Parodie auf Romantik-Gedichte ausgelegt war, auch diese klassische Form des Gedichts, die unter allen anderen Abgaben ja durchaus heraussticht. Im Kontrast dazu eben die letzte "versteckte" Zeile, die als Antithese zu dem sonst recht friedvollem Gedicht steht und sich daher auch nicht an die Konvention der äußeren Form hält.

Zitat von Kiriki-chan

Inhaltlich. Naja. Erstmal wüsste ich gern, warum die beiden überhaupt fliehen bzw. dann Selbstmord begehen müssen. Oder warum eine einfache Flucht nicht ausreicht. Dann könnte mich vielleicht auch dieser Selbstmord mehr berühren. Denn im Prinzip habe ich ja nichts gegen solche Themen -- auch, wenn der Yveltal-Zähler das vielleicht anders aussehen lässt --, aber sie müssen halt gut umgesetzt sein und dazu gehört, dass die Motivation nachvollziehbar sein muss, was hier halt nicht gegeben ist, wodurch es doch eher mittelmäßig ist in der Umsetzung.

Zitat von Shiralya

Im Glockenturm da hängen sie hat das Problem, dass ich den Inhalt als einen Selbstmord interpretiere und dieses mir so gar nicht gefällt. Das liegt an mir, dass ich diese Thematik innerhalb dieses Gedichts sehr unschön finde.

Zitat von Thrawn

Allerdings... Nun, ich hätte es wie gesagt lieber, wenn niemand sterben würde, weil ich es hier ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen kann, warum. Es mag sein, dass die Liebe der beiden nicht gerne gesehen wird (Ist "Klassen" hier vielleicht im Sinne einer Klassengesellschaft zu verstehen? Oder etwas Ähnliches wie ein Kastensystem?) und dies einen Grund dafür darstellt, aber da fehlt mir so ein bisschen das weitere Drumherum, warum es keine Alternative zu diesem Ende gibt - ich meine, ein Verstecken der Liebe oder eine Flucht von wo auch immer die sich gerade aufhalten sind auch nicht unbedingt nett, aber doch besser als der Tod, oder?

Man siehe weiter oben. Die sollen keinen logischen Grund haben. Ich bin strikter Gegner dieser Beschönigung von Selbstmord aus Gründen der Liebe- denn gerade dadurch, dass erst "die Vernunft schweigen musste", bevor sie zu dem Schluss kamen "Hey, lass mal im Glockenturm aufhängen, ist sicher voll knorke. Schade, dass wir die Blicke morgen nicht sehen können" war ein Stups in die Richtung für den Leser um ihn dazu zu bringen "Hey, was sind deren Gründe noch gleich?". Man sollte sie nicht sympathisch finden. Man sollte sich fragen, warum sie sich zu so einem drastischen Mittel entscheiden. Man sollte es makaber finden, wie schön alles beschrieben wird, nur um am Ende dann festzustellen, dass der Bodycounter +2 anzeigt. Der Leser sollte diesen figurativen Schlag in die Magengrube spüren, den @Cyndaquil schon angesprochen hat. Ein wenig so, wie moderne Leser den Kopf schütteln, wenn Romeo sich vergiftet, als er die bewusstlose Julia findet. Weils ein bescheuerter Grund ist, voreilig und nicht überdacht. Unsympathisch eben.

Zitat von Kiriki-chan

Zur Form: Durchgehendes Reimschema ist gut, Metrum ist okay. Es ist zu loben, dass überhaupt der Ansatz von einem erkennbar ist, aber die Verse sind dabei halt leider unterschiedlich lang, was mich dann doch manchmal ins Stocken gebracht hat. Vermutlich ist das dem Umstand verschuldet, dass sowohl Anfangsbuchstaben als auch Reim in den Vers passen mussten.

Okay, ich muss folgendes zugeben: Ich bin weiß Gott keine Poetin, aber ich habe vor der Abgabe und auch nach deinem Vote mehrmals das Metrum überprüft und kann auch jetzt nicht genau nachvollziehen, wo das nicht passt. ^^"
Folgendes: Alle Verse sind entweder im Iambus oder aber im Trochäus geschrieben (also jede zweite Silbe betont), was zum einen wieder eine Hommage an die Romantik-Gedichte ist, aber auch erneut an den Schwung einer Glocke erinnern soll. Meine Lehre bezeichneten so ein Metrum gerne als "schwingend und ziehend", sehr gleichmäßig, und das empfinde ich immer noch als eine passende Beschreibung. Zur Verslänge folgendes: Bis auf einen Vers haben alle exakt 4 betonte Silben. Auch bei lautem Vorlesen bin ich selbst nicht wirklich gestolpert, mag aber auch daran liegen, dass ich wusste, wie ich es lesen möchte.
In diesem Sinne wäre ich dir (und @Shiralya auch, du hast es ja ebenso kurz erwähnt) sehr dankbar, wenn du mir die Stolperstellen aufzeigen könntest.

Oh, und noch eine kurze Anmerkung an @Wenlok Holmes: So lustig dein kleines Gedicht gewesen ist, hätte ich mich doch mehr über eine etwas ausführlichere Kritik als "Behandelt Tod-> bekommt keine Punkte" gewünscht. Aber man kann ja nicht alles haben. :)