Ich habe eine Weile überlegt, ob ich dies nun im „Krieg der Pärchen“ Topic posten soll oder etwas neues aufmachen soll. Wie ihr seht habe ich mich für die zweite Möglichkeit entschieden, da es doch ein bisschen in eine andere Richtung geht, als das „Krieg der Pärchen“ Thema. Immerhin geht es hier weniger um die Frage, inwieweit Liebe eine Rolle spielt und inwieweit etwaige Sachen wie Alter und Kultur dafür einbezogen werden, sondern inwieweit Romantik in eure Geschichten spielt – und wie diese Romantik dann aussieht.
Denn Liebe bedeutet nicht automatisch Romantik und anders herum lässt sich fraglos dasselbe behaupten.
Wie definiert sich denn also Romantik? Nun, darum soll es unter anderem gehen.
Ursprünglich bezieht sich Romantik auf eine stilistische Epoche. Aka die Epoche von Goethe und Konsorten. Ein Literaturstudent wird euch sicher ein bisschen was zu den Themen Landflucht, Sehnsucht nach Idylle, Abwendung von der Antike und den Antiken Stilistika und auch was von wegen Frühromantik, Spätromantik usw. erzählen. Ein paar werden damit sicher auch im Abitur gequält worden sein.
Natürlich will ich hier aber nicht über die stilistische Epoche reden. ;)
Stattdessen will ich über das „Genre“ reden, das wir im modernen Sprachgebrauch als „Romantik“ oder „Romanze“ bezeichnen. Wikipedia sagt dazu:
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnen die Wörter Romantik und romantisch heute meist einen sentimentalen Zustand des Gefühlsreichtums, vielleicht auch der Sehnsucht. Typisch sind Wortverbindungen wie „romantische Stunden“ oder „romantisches Weinlokal“. Für eine „romantische Affäre“ hat sich das Wort Romanze eingebürgert, das ursprünglich die Literaturgattung Romanze bezeichnete. Auch in diesem Wort spiegelt sich der Werdegang der romantischen Idee von der historischen Epoche bis in die heutige Welt.
Aber was ist für euch Romantik? Ist Romantik für euch etwas, das klar mit Liebe zu tun hat oder kann es auch etwas anderes sein? Sentimentalität? Idylle?
Aber, Alaiya, hör ich euch sagen: Wäre dieses Topic nicht besser im "Unterhaltungsmedien"-Forum aufgehoben?
Ähm, wenn es hierbei bleiben würde, dann ja. Aber ich möchte auch noch andere Themen ansprechen, die mit Romantik und dem, wie ihr es ein Geschichten einbaut zu tun haben. Dazu sei gesagt: Hier werde ich rein von der Romantik im Rahmen von Sexualität, Liebe und Beziehung reden - ich dachte nur die Einführung wäre eine Interessante Sache, um drüber nachzudenken.
Und zwar möchte ich hier verschiedene Aspekte ansprechen.
*räusper*
1. Paar-Konstilationen
Wenn man sich Filme und Serien anschaut, dann findet man bestimmte Konstilationen von Charakteren, die ganz offenbar in verschiedenen Genre bevorzugt als besonders "romantisch" gesehen werden. Ein Klassiker hier ist das noch recht unbedarfte, recht unschuldige Mädchen (bzw. junge Frau) und der Antiheld/Rogue, der sie beschützt und ihr hilft Selbstbewusstsein zu gewinnen. Ebenso werden mysteriöse Charaktere oft als besonders romantisch empfunden - wohl nicht zuletzt dadurch, dass diese recht deutlich eine Verwundbarkeit zeigen, wenn sie eine metaphorische oder wortwörtliche Maske fallen lassen.
Gibt es bestimmte Charakterkonstilationen, die ihr besonders romantisch findet, bzw. die ihr - wenn ihr denn Romanzen schreibt - selbst oft verwendet?
Ändert sich etwas an euren Vorzügen mit den Geschlechtern der Charaktere?
Und gibt es bestimmte Konstilationen, die ihr gar nicht mögt und nie schreiben werdet?
2. Kleine und große Gesten
Ebenso üblich in literarischer Romantik sind "große" Gesten. Sei es, dass ein Charakter viel Geld für den Geliebten ausgibt, irgendeine große Sache baut, organisiert oder dergleichen, einen dramatischen Heiratsantrag macht oder eben auch regelmäßig sein Leben, seine Karriere oder was auch immer riskiert, um den Geliebten zu retten.
Dagegen gibt es kleine Gesten. Kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten. Zuhören. Die Schulter hinhalten. Eine Umarmung. Ein Kuss.
Findet ihr so etwas - die großen oder die kleinen Gesten - romantisch? In wie weit baut ihr so etwas in eure Geschichten ein?
3. Consent is sexy romantic
Und dann noch eine andere Sache die ich ansprechen wollte. Consent, aka "Einverständnis". Denn ein weiteres Klischee - das mit den Gesten zusammenhängt - sind "gestohlene Küsse". Gerade im Anime/Manga Bereich sollten den meisten ein paar Szenen einfallen. Sei es Sindbad, der Jeanne in KKJ einfach küsst. Sei es Mamoru, der eine schlafende Usagi (noch bevor sie zusammen sind) küsst. Sei es ein Mädel, dass unseren Satoshi einfach küsst und dann davon rennt. Küsse, ohne Beziehung, bei denen ein Charakter kein Einverständnis gegeben hat und einfach einen Kuss aufgedrückt bekommt, sind im A/M Bereich sehr üblich und werden sehr oft als romantische Geste dargestellt.
Mehr noch: Sobald wir uns in die an etwas ältere Leute gewandten Manga wenden, speziell auch Fujoshi-Manga, haben wir auch sexuellere Szenen die oft so ablaufen: "Nein. Nein. Lass das. Fass mich nicht da an. Nein. NEIN! Ja. Das ist gut. Mach weiter. Ich liebe dich." Egal ob Yosei, Seinen, Yaoi, Hentai... Ich glaube jeder, der ein wenig in den Sachen auch nur für jugendliche gelesen hat, wird da Szenen kennen. Auch hier: Es wird als romantisch dargestellt.
Und in Filmen ist es auch nicht anders. Ich hatte letztens ein nettes Video darüber gesehen, wie Harrison Fords Charaktere sich regelmäßig ihren Love Interests aufdrängen, dies dann aber als romantisch dargestellt wird. Das hat sich seit damals nicht wirklich verändert.
Jetzt könnte ich anfangen über sexuelle Belästigung und Vergewaltigung zu reden, aber ich glaube/hoffe ihr wisst alle, was ich sagen will.
Findet ihr so etwas romantisch? Findet ihr, da es Fiktion ist, kann man über solche Implikationen hinweg sehen?
Habt ihr solche Szenen selbst schon geschrieben? Wie viel ausdrückliches Einverständnis gibt es bei euch in romantischen oder auch sexuellen Szenen?
So, das war's dann auch erst einmal für den Startpost.
Bin mal gespannt auf die Antworten.