Elaya

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  • Die Geschichte von Elaya

    Vorwort


    Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ich präsentiere hiermit nun meine erste, eigene Geschichte. Mein Name ist Venelia, eventuell auch unter dem Namen Nachtschwearmer auf Fanfiktion,de bekannt. Dort ist sie auch zu finden, jedoch möchte ich diese auch hier posten. Es ist bisher die erste freie Geschichte die ich veröffentliche, zuvor waren, bzw sind "Die älteste Göttin und der Held" und ein, hier nicht veröffentlichter, Oneshot Werke, die ich bis daher hochgeladen habe. Im Gegensatz zu der der FF, die derzeit an jedem zweiten Sonntag hier geupdatet wird, aber auf FF.de schon fertig ist, wird die Geschichte zeitgleich auf beiden Foren hochgeladen. Bis jetzt gibt es nur den Prolog, aber das wird sich noch ändern :)
    Über Feedbacks, sowohl negativer als auch positiver Art, freue ich mich sehr :)



    Allgemeine Informationen






    Informationen zur Geschichte
    Um die Spannung noch nicht vorweg zu nehmen, werden die Charaktere nach und nach aufgelistet und beschrieben





    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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    6 Mal editiert, zuletzt von Venelia ()

  • Prolog


    So schnell mich meine Beine tragen können, renne ich schluchzend in unsere Scheune. Der vertraute Geruch von Heu dringt mir in die Nase und welches, was auf dem Boden liegt, pikst kratzend in die Füße und Beine aufgrund der offenen Schuhe und halb langen Hose, doch das ist mir egal. Rasch entscheide ich mich für einen Ort um mich zu verstecken, doch bemerke schnell, dass ich in der Falle sitze. Tief traurig verstecke ich mein Gesicht in meinen Händen und mir fallen große, schwere Tränen aus den Augen. Sie werden mich töten, wie den Rest meiner Familie oder, wissen die Götter, was anderes Schlimmes mit mir machen. Behutsam lege ich meinen Bogen ab, der mir all die Jahre, auf der Jagd nach Fleisch zum Essen, treue Dienste geleistet hat. Auch ihn werde ich nicht mehr brauchen.
    „Wo ist das Miststück?“, ruft plötzlich einer der drei Männer, die meine Mutter, meinen Vater und meine kleine Schwester auf dem Gewissen haben, zornig. Eindeutig bin wohl ich damit gemeint. „Bist du dir sicher, dass sie hier rein gegangen ist?“
    „Ja“, knurrt ein anderer. „Wollen wir sie suchen, oder diese Scheune hier abfackeln? Die Kleine sah ziemlich hübsch aus. Vielleicht sollten wir sie finden und andere Sachen mit ihr anstellen. Sie bringt bestimmt einen hohen Preis auf dem Sklavenmarkt“, fügt er hinzu und mir gefriert das Blut in den Adern, wohl wissend, was er damit meint. Vorsichtig schaue ich durch einen Schlitz zwischen den Strohballen und wische mir leise ein paar meiner langen, braunen Haaren aus dem Gesicht ,um ein Blick auf die Redenden zu erhaschen. Zwei große, kräftige Männer in Soldatenrüstungen kann ich erkennen, sowie einen etwas älteren Mann in teuren Kleidern. Wahrscheinlich ein reicher Adeliger mit seiner Leibwache. Einer der Soldaten trägt eine brennende Fackel in der Hand. Erneut fallen mir einige Tränen aus den Augen. Sollte er die Scheune anstecken, wird sie in wenigen Minuten aufgrund des trockenen Strohs lichterloh brennen und ich hätte keine Chance mehr hier lebend herauszukommen.
    „Ja, zünd diese Scheune an. Das Mädchen war zwar hübsch, doch ist sie den Aufwand nicht wert“, entgegnet der Adelige nach kurzem Moment des Nachdenkens murmelnd. Daraufhin verlassen alle drei den letzten existierenden Teil meines Lebens, nachdem sie schon unser Bauernhaus zerstört haben und der Soldat mit der Fackel wirft diese in die, nun nur noch von mir betretenen, Scheune. Unweit entfernt wiehern ein paar Pferde und ich höre sie von hier weg galoppieren. Erneut schluchze ich, allerdings diesmal laut. Ich werde einen qualvollen Tot sterben, im Gegensatz zu dem Rest meiner Familie. Das Feuer verbreitet sich auf dem trockenen Heu wie ein Lauffeuer, sodass ich schreiend nah an die Wand renne, vor der drei Meter entfernt das letzte Heu liegt. Weitere Tränen bahnen sich den Weg aus meinen Augen als ich jetzt kurz vor der Feuerwand stehe und die giftige, stickige Luft einatme und warte, dass diese mir das Leben aus meinem Körper saugt. Mit der Zeit verschwindet mein letzter Funke Hoffnung auf eine Rettung und ich gebe mich meinem Schicksal weinend hin.
    „Ziele mit deinem Bogen auf die Wand und schieße einen Pfeil drauf“, höre ich auf einmal eine mächtige Frauenstimme in meinen Gedanken. Anscheinend führt das giftige Gas schon dazu, dass ich Hirngespinste bekomme. Was soll denn bitte ein Schuss auf die Wand bringen? Der Pfeil würde abprallen und vielleicht einen Kratzer hinterlassen, mehr nicht. Kurz seufze ich. Aber was habe ich denn zu verlieren? Ich sterbe doch sowieso, warum nicht vor dem Tod noch etwas machen, was mir so vertraut ist wie das Bogenschießen? Vorsichtig nehme ich mir meinen Kurzbogen zur Hand, den ich vor dem Feuer retten konnte und spanne ihn mit einem Pfeil. Langsam atme ich erneut durch, ehe ich den Pfeil abschieße. Als dieser an der Scheunenwand auftrifft, ertönt ein lauter, dumpfer Knall und es erscheint ein grelles, weißes Licht, bei dem ich schnell die Augen zusammenkneife und meinen Kopf wegdrehe. Ein geringer Druck entlädt sich, dem ich allerdings problemlos standhalten kann. Nach einer Weile ist das Licht verschwunden und ich öffne wieder meine Augen. Vorsichtig blicke ich an die Stelle, wo der Pfeil aufgeprallt ist und kann meinen Augen kaum trauen. Dort wo der Einschlag war, ist nun ein großes Loch, wie ein Durchmarsch, durch welchen ich problemlos durchpassen würde. Perplex schaue ich auf meinen Bogen, der anscheinend die Wand hat verschwinden lassen, danach auf die lodernde Feuerwand hinter mir, die schon gefährlich nahe gekommen ist. Und dann renne ich los. So schnell wie ich es kann durch das Loch, über die saftige Wiese außerhalb, die zärtlich meine Haut streichelt in Richtung des Waldes, in welchem ich früher immer gejagt habe. Die frische, natürliche Luft füllt meine Lunge und vertreibt die giftigen Gase aus der inzwischen lichterloh brennenden Scheune. Kurz bleibe ich auf einer kleinen Anhöhe stehen und blicke zurück. Alles zerstört. Meine Kindheit, meine Heimat, meine Familie, auf einmal weg. Erneut schießen mir dicke Tränen in die Augen. Ein Glück sind nirgends die Mörder zu sehen. Tief atme ich durch, ehe ich über die Grünfläche weiter renne. Nach einer Weile bin ich an meinem, so vertrauten, Wald angekommen. Der vertraute Geruch nach Tannennadeln, Bäumen, wilden Gräsern und Pflanzen können mich heute allerdings nur kaum beruhigen. Mittlerweile mein Tempo vermindert gehe ich weiter, zu einer bestimmten Stelle inmitten des Waldes, die ich nach einer kurzen Weile erreiche. Meine Geheimbasis, wenn ich mal tagelang weg, auf einer Jagdtour war, inmitten vieler einzelner Sträucher, sodass man diese nicht leicht erkennen kann. Vorsichtig krieche ich in sie hinein und begebe mich in mein provisorisches Bett aus weichem Moos an einem Baum angelegt. Einen kleinen Raum habe ich mir geschaffen. Die Pflanzen, welche inmitten wuchsen, habe ich entfernt, sodass nur das Moos und feste Erde auf dem Boden sind. Hoffnungsvoll blicke ich links von mir. Mit Erleichterung stelle ich fest, dass sich dort noch mein Schnitzmesser, welches ich zum Herstellen von neuen Pfeilen benötige, ein halb gefüllter Trinkschlauch, und noch mein alter, ziemlich abgenutzter Lederköcher befinden. Mit Vorsicht lehne ich mich an den Baumstamm an und denke nach. Über meine Familie, über die letzten Geschehnisse und was ich nun alleine und einsam in dieser großen Welt machen soll. Bei dem Gedanken daran, sammeln sich weitere, dicke Tränen in meinen Augen, die ich traurig vergieße, ehe ich eine Weile später in das Reich der Träume verschwinde.

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  • Hallo, @Venelia!


    Ui, Antikes Griechenland? Schöne Sache, da muss ich doch mal reinschauen. Ich werde aber versuchen, nicht allzu streng zu sein, was historische Details angeht - wenn mir etwas auffällt, was trotz allem stimmig ist, werde ich da maximal drauf hinweisen. Das ist bisher zwar noch etwas schwierig, weil es weder eine räumlich noch zeitlich klarere Einordnung gibt, aber schaun wir mal.



    Das fängt ja schonmal spannend an. Denk aber, wenn du fortfährst, daran, dass das erste Kapitel handlungstechnisch nicht direkt an den Prolog anschließen sollte - sonst handelt es sich eigentlich nicht wirklich um einen Prolog, der eine klare Abgrenzung zur Haupthandlung braucht.
    Ansonsten wird die weitere Entwicklung spannend sein ... ich tippe ja auf Artemis als Schutzpatronin oder die Involvierung irgendeines göttlichen Vaters, aber wir werden sehen. Ich bin auch gespannt, wie du weiter ansetzen wirst: Die Ausgangslage bietet sich ja sehr zum Reflektieren im nächsten Teil an oder ihn mit einem Traum zu starten. Es wird auch spannend sein, zu sehen, wo genau du das Ganze räumlich und zeitlich ansiedelst!


    Etwas ungewöhnlich, am Ende noch etwas zum Startpost zu sagen, aber: Ist ganz ok gestaltet. Minimalistisch, die nötigsten Infos sind drin (und noch etwas mehr), da kann man nicht viel dran meckern ;) Es empfiehlt sich aber immer, ein Cover zu wählen, eine Art einstimmendes Bild, um potentielle Leser zu begrüßen. Noch zur "Warnung": ich glaube nicht, dass du hier irgendwen vor einer nicht heterosexuellen Beziehung warnen musst. Meine Meinung? Lass das einfach weg. Sollte es wider Erwarten jemanden geben, der damit ein Problem hat, soll er an betreffender Stelle aussteigen, aber das ist wirklich nichts, wovor man explizit warnen muss (etwas, das mich an fanfiktion.de tbh massiv stört). Aber gut, deine Entscheidung^^


    Bis zum nächsten Mal,


    ~ Sheo

  • Hallo Venelia,


    ich hab mir den Prolog mal durchgelesen und ja, er ist sehr dramatisch aufgebaut und du vermittelst dadurch schon einige erste Hinweise, was eigentlich geschehen ist. Da es sich bei Elayas Familie wohl um Jäger (oder zumindest bei ihr selbst) handelt, kann man sich in etwa ableiten, dass da einmal etwas Größeres passiert ist oder dass sie für einige Leute ein Dorn im Auge waren. Genaueres wird dazu aber eh erst später mal bekannt, wenn Elaya wieder erwacht und vielleicht Revue passieren kann, was da in dieser Nacht vorgefallen ist.
    Dass sie sich in der Scheune versteckt und hofft, dass die Männer verschwinden, wundert mich in dieser Hinsicht nicht, da das selbst für eine Sechzehnjährige nachvollziehbar ist. Weniger hingegen, dass die Männer nicht mal versucht haben, sie zu suchen, obwohl es nicht so viele Möglichkeiten gab. Das wirkte eher so, als wollten sie sich nach all dem Aufwand nicht mehr darum bemühen. Jedenfalls, als sie das Feuer gelegt hatten, hat Elaya schon ziemlich schnell mit ihrem Leben abgeschlossen. Da wurde die Fackel erst reingeworfen und sie hörte sogar die Männer auf ihren Pferden verschwinden, hat aber trotzdem keine Anstalten gemacht, überhaupt einen Weg rauszusuchen. Auch wenn du das mit ihrer Traurigkeit erklärt hast, hätte sich hier zumindest angeboten, sie aktiv nach einem Weg nach draußen suchen zu lassen, da sie auf diese Weise nicht so passiv agiert und sich ja an ihr Leben klammern möchte. Mit dem Hintergrund hätte dann natürlich ihre Motivation, einen Pfeil zu verschießen, mehr Sinn gemacht, was in dieser Situation halt auch ziemlich random wirkte. Kurz zuvor hatte sie schon ohne weiteres abgeschlossen und dann kann sie sich motivieren, den Bogen zu benutzen?
    Die mysteriöse Stimme hatte aber ihr Gutes (vielleicht eine Jagd-Göttin?) und hat Elaya schließlich den Weg nach draußen gezeigt. Diese Momente in der Natur fand ich dann sehr ausgleichend zu dem Feuer und der Hektik, die am Anfang des Prologs noch da waren und waren insgesamt auch ein guter Ausklang aus der Geschichte. Nicht nur für den Leser, sondern auch für Elaya, die ja mehr als genug erlebt hatte. Bleibt also nur abzuwarten, was sie am nächsten Morgen zu erzählen hat.


    Wir lesen uns!

  • Hey,


    vielen Dank für die beiden Kommentare :grin:




    Vielen Dank euch beiden noch mal :) Das Folge-Kapitel wird dann demnächst hochgeladen und wird knapp 1,5 Wochen danach handeln, was in der Woche geschehen ist, wird natürlich auch erwähnt :)

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Kapitel 1 - Weg


    Seufzend setze ich mich auf den Untergrund aus Moos, in meinem Versteck, an den Baum und lege das Bärenfell, welches ich heute gegen einige Hasen getauscht habe, neben mich. Ein weiterer Tag vorüber, an welchem ich erneut jagen war und Teile der Beute im nahegelegenen Dorf gegen Sachen getauscht habe, während ich den Rest auseinander genommen habe, und mir, so gut wie es eben ging, etwas zu essen gemacht habe. Eineinhalb Wochen sind inzwischen vergangen, seit ich auf grausamste Art und Weise von meiner Familie getrennt wurde, und noch immer trauere ich sehr um sie. Inzwischen ist allerdings zur Trauer ein anderes Gefühl hinzugekommen. Wut, gemischt mit einem Rachegefühl, den Mördern auch das zu nehmen, was ihnen am Wichtigsten ist. Doch es bringt nichts. Noch nicht. Ich bin noch lange nicht in der Lage, gegen mindestens drei Leute zu bestehen, und selbst wenn, wüsste ich gar nicht wo diese sich überhaupt derzeit befinden. Erneut seufze ich und blicke rechts neben mich, auf meine, bis daher, eingetauschte Waren. Dort liegen unter anderem das Bärenfell, ein zweiter, vollständig gefüllter Trinkschlauch, ein neuerer Köcher mitsamt Lederband, sodass man den sich umhängen kann, brauchbare Jagdkleidung, ein Lederbeutel zum Sammeln von beispielsweise Beeren und ein Messer, das ich zum Entnehmen von Tieren benutze und dafür besser geeignet ist, als mein anderes fürs Schnitzen. Müde gähne ich. Ein anstrengender Tag ist vorbei und ein weiterer steht mir in ein paar Stunden erneut bevor. Auf einmal vernehme ich ein leises Rascheln von außerhalb des Unterschlupfs und greife nach meinem Bogen. Auch wenn es auch ein wildes Tier oder ein Mensch sein, der zufällig den Ort hier gefunden hat. Das Rascheln kommt immer näher. Kurz spanne ich einen Pfeil ein. Mittlerweile kann ich ersteres Ausschließen, da das Geräusch eher sanft und vorsichtig klingt, anders, als dass es bei jemand meiner Art so ist. Nein, das wird ein Tier sein, vermutlich ein junger Wolf oder ein junger Fuchs. Plötzlich ragt ein schmaler Kopf durch den Eingang meines Versteckes und ich senke meine Waffe, als ich statt der roten, die silbrige Färbung neben dem Weiß erkenne. Wilde, fokussierte, gelbe Augen, sowie eine schmale Schnauze zieren das Gesicht, des Tieres vor mir. Kurz lächle ich. Diesen Fuchs, dessen Fell sehr an die Farbe des Mondes am Nachthimmel ähnelt, habe ich in den Tagen, in welchen ich nun hier bin, des Öfteren in meiner Nähe gesehen. Anfangs dachte ich, es würde mich angreifen wollen, doch als es mehrere Male stattdessen Meter entfernt von mir seelenruhig stehen blieb, schien es mir so, als ob er stattdessen etwas anderes von mir möchte oder erwartet. Ebenfalls habe ich auch das Gefühl, dass er auch auf mich aufpasst, denn in den Abenden, war er manchmal da, genauso wie jetzt, und streckte seinen Kopf in meinen Unterschlupf. Kurz lächle ich dem Lebewesen mit geschlossen Augen vor mir zu, doch als ich diese wieder öffne, ist dieses allerdings schon verschwunden. Ein wenig verwundert, rutsche ich ein Stückchen nach unten, sodass ich müde meinen Kopf auf weiches Moos, gepolstert mit meinem Lederbeutel, in welchem sich ein paar Blätter befinden, bette. Vorsichtig lege ich das Bärenfell über mich, und denke nach, wie so oft in der vergangenen Woche. Weshalb musste meine Familie sterben, wer waren die Männer, wer oder was die Stimme, bevor meines Pfeil-Abschusses war und was ich nun, alleine, ohne die Personen, die mir am nahesten standen, tun werde. Rasch sammelt sich Flüssigkeit in meinen Tränensäcken und lassen meine Augen feucht werden. Sie fehlen mir. Zwar war ich oft auch einige Tage lang mal, ohne sie zu sehen, auf der Jagd, doch zerrt ihr permanenter Verlust dennoch sehr an meiner Seele. In meiner Trauer, inmitten eines Weinanfalls, kommt mir eine oft gesprochene Phrase meines Vaters in Gedanken. ‚Mein Kind, sollte es irgendwann dazu kommen, dass jemand dir nahes stirbt, so trauere, doch denke stets daran, dein Leben wird weitergehen. Die Person würde nicht wollen, dass du dich unglücklich machst‘. Und inzwischen weiß ich, was er damit meint. Ich muss stark bleiben. Und ich muss weg hier. Hier, wo so viel Tragisches in letzter Zeit, könnte ich nirgends einen Neuanfang starten. Nein, ich werde losziehen, soweit weg wie es möglich ist. Meine Eltern und meine Schwester würden es nicht wollen, dass ich irgendwo in einem Wald, isoliert von anderen, mich verstecke und darauf warte, irgendwann mal dahinzuscheiden. Nein, das würden sie ganz gewiss nicht wollen. Rasch ziehe ich meinen linken Arm aus dem Fell und wische mir die Tränen aus den Augen. Eine kurze Weile später, falle ich, vom Tag, erschöpft, in einen tiefen Schlaf.


    Auf einmal verschwindet das Schwarz vor meinen Augen und verwandelt sich in ein angenehmes, mittelhelles Silber. Vorsichtig blinzle ich, damit sich meine Augen an das Licht gewöhnen, doch auch dann kann ich nicht sehr viel erkennen. Ein dichter Nebelschleier umgibt mich und die Fläche auf der ich stehe, sodass ich um mich herum nur die Silhouetten von vielen, einzelnen Bäumen erkennen kann. Auch wenn mich meine Instinkte dazu verleiten möchten, dass dies ein Wald sei, widerstrebt das meinem Gefühl. Nein, hier stimmt was nicht, das ist kein Forst. Es mag zwar aussehen wie einer im Nebel, doch fehlen hier Gerüche, wie die von wilden Gräsern, Pflanzen und Blumen, Laute, wie das Zirpen von Grillen und Insekten, oder das Zwitschern der Vögel. Nein, hier ist nichts. Gespenstige Stille und nicht mal der Boden fühlt sich wie ein Waldboden an, sondern als sei er aus poliertem Stein. Lediglich mein schnelles Herzklopfen ist das einzige Geräusch, was zu hören ist. Nein, in Wäldern fühle ich mich wohl und sie sind inzwischen ein zweites Zuhause für mich geworden, hier fühlt sich alles befremdlich und bedrohend an. Wie als ob mir jemand sagen würde, dass ich für einen falschen Schritt hier, getötet werden würde. Vor Furcht in dieser befremdlichen Umgebung huscht mir ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter. Vorsichtig schaue ich an mir herunter, und erkenne, dass ich lediglich einen dunklen, dicken Umhang trage. Rasch ziehe ich ihn enger an meinen Körper, ziehe mir die Kapuze über und halte mit meinen Armen fest den Kragen um mich ein wenig zu beruhigen. Langsam schaue ich mich erneut in der Umgebung um. Weiterhin erkenne ich die Umrisse der Bäume, doch vor mir, scheint ein schmaler Pfad erschienen und nicht mehr vom Nebel verborgen zu sein. Doch lediglich der Weg ist zu sehen, wie in einem Tunnel. Die Seiten werden ebenfalls von einer weißen, dicken Schutzschicht umhüllt. Entschlossen nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe in die Richtung, in der es halbwegs aufgeklart ist. Durch meinen raschen Schritt weht mein Umhang nach hinten, und offenbart meinen Bauch und meinen Unterkörper, doch das ist mir egal. Weit und breit ist niemand anderes zu sehen, und ich bezweifle auch, dass dies sich ändert. Auf einmal bleibe ich wie durch Geisterhand stehen und bewege mich kein Stück mehr weiter. Panisch versuche ich meine Arme und Beine zu bewegen, doch sie sind steif wie eine Marmorstatue und keine Bewegung kommt zustande. Lediglich meine Augen kann ich bewegen. Zuerst schaue ich ein wenig geschockt auf meinen Körper, der wohl in der Zeit gefangen zu sein scheint, und nach einer Weile nach vorne. Es sieht aus, wie bisher auf dem Pfad, doch in einer großen Distanz erkenne ich die Silhouette einer stehenden Person, die ich allerdings durch den Nebel nicht erkennen kann.
    „... Komm … zu … mir …“, höre ich eine mächtige Frauenstimme von überall um mir, die mir seltsam vertraut ist. Von den Bäumen links und rechts von mir, sowohl von vorne als auch von hinten wiederhallt sie und scheint durch die Umgebung sogar verstärkt, allerdings hatte es auch den Anschein, dass sie kurz gezögert hat. Auf einmal erinnere mich. Es ist die Stimme, die mir in unserer alten Scheune den Tipp gegeben hat, mit meinem Bogen und die Wand zu schießen, was mich letztlich gerettet hat. Vorsichtig versuche ich etwas zu erwidern, doch mein Mund ist wie ausgetrocknet und ich bringe kein einzelnes Wort hinaus.
    „… Komm … zu … mir …“, vernehme ich erneut die einfachen, doch auch seltsamen Worte, da ich nicht weiß, wer sie ist und wie ich zu ihr gelange. Wieder versuche ich etwas zu antworten, doch erneut gelingt es mir nicht. Dann wird es vor meinen Augen wieder schwarz und ich fühle, wie ich langsam mein Bewusstsein verliere.


    Verschlafen erwache ich auf dem weichen, doch auch unbequemen Untergrund in meinem Versteck. Durch einzelne Blätter der Sträucher und Bäume, die mich verstecken, gelangen einige Sonnenstrahlen, die warm Stellen an meinem Körper kitzeln. Vorsichtig öffne ich meine müden Augen und lasse sie sachte an die wiedererhellte Umgebung gewöhnen. Vorsichtig rutsche ich hoch und lehne mich an die Buche hinter mir an. Langsam greife ich mir meinen Trinkschlauch und nehme einen großen Schluck, ehe ich mir leichthändig einig Brom- und Himbeeren pflücke die ich mir nach einander in den Mund stecke. Doch meine Gedanken sind nur bei der vergangenen Nacht geheftet. Oder besser gesagt, an dem Traum. Er wirkte … so real. Aber wer ist diese Frau, die mich scheinbar gerettet hat und nun in meinen Gedanken wieder aufgetaucht ist und wie soll ich sie denn finden? Oder war sie nur eine Illusion, ein Gespinst meines Gehirns? Je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich mir, dass es sie wirklich gibt, ich jedoch nicht weiß, wer sie ist und wo ich nach ihr suchen muss. Ein fröhliches, lautes Pfeifen des Vogels, welcher auf einem Ast über meinem Unterschlupf gelandet ist, treibt die dunklen Wolken aus meinen Gedanken und lässt mich zurück in die Realität gleiten. Leise seufze ich und überlege von hier zu verschwinden. Für immer. Kurz atme ich tief durch. Nein, hier hält mich nichts. Hier habe ich zwar viele Erinnerungen, unter anderem unser altes Bauernhaus, doch werde ich in der näheren Gegend keinen Neuanfang machen können. Nein, ich werde losziehen, anfangs vielleicht noch ohne Plan, aber bestimmt findet sich irgendwann einer und eventuell spüre ich sogar die Frau von meinen Gedanken auf.


    Eine Weile später stehe ich in meiner neuen Jagdkleidung aus Leder, die ich mir in der letzten Woche eingetauscht habe, vor meinem Versteck. An meiner Schulter der Lederriemen vom Köcher mit den selbstgeschnitzten Pfeilen drin, hängt an einem Widerhaken mein Bogen. Am Gürtel sind befestigt mein Beutel, in welchem sich das Bärenfell befindet, sowie die beiden Messer und die Trinkschläuche. Wehmütig blicke ich auf meinen alten Unterschlupf, doch gehe ich, mit gemischten Gefühlen, in Richtung meiner alten Heimat. Einerseits tut es noch wahnsinnig weh, wenn ich zurückdenke, was vor kurzer Zeit geschehen ist, doch weiß ich auch, dass ich zum Abschließen meiner Vergangenheit, noch mal die direkte Konfrontation brauche. Nach einiger Zeit bin ich angekommen und blicke das ehemals schöne, vertraute Heimatshaus an. Viel ist nicht mehr übriggeblieben. Die Ehemals hellbraunen Holzwände sind zu einem tiefen Schwarz geworden, das Strohdach ist komplett verbrannt und überall liegt eine große Menge dunkelgrauer Asche herum. Doch im Vergleich mit der Scheune wurde es weniger beschädigt. Diese nämlich, ist ebenfalls durch das gelegte Feuer überall schwarz und voller Asche, doch haben dort auch die tragenden Stämme nachgegeben, sodass sie in sich selbst eingestürzt ist. Leise seufze ich. Mein Leben, innerhalb von so kurzer Zeit auf den Kopf gestellt. Durch einen sanften Windstoß wehen mir meine braunen Haare ins Gesicht und meine Lungen füllt sie Luft, welche diesen markanten Geruch von verbranntem Holz mit sich trägt. Kurze Zeit später verlasse ich meine Trance und blicke am Rand des Hauses entlang. Ein kleiner Gegenstand fällt mir in den Blick und ich eile zu ihm und gehe davor in die Knie. Vorsichtig hebe ich die kleine Strohpuppe auf, die unter dem Fenster des Zimmers meiner kleinen Schwester liegt. Doch es ist nicht irgendeine Strohpuppe, wie ich kurz darauf bemerke. Nein, die ist die, die mir meine Eltern einst geschenkt haben und als ich aus dem Alter rausgekommen bin, meiner Schwester geschenkt habe. Diese hat die Puppe wohl aus Schutz vor dem Feuer aus dem Fenster geworfen. Einige Tränen bahnen sich ihren Weg in die Freiheit, als ich an meine Familie denke. Auch wenn es vielleicht ein Fehler ist, stecke ich mir die Spielsache als Erinnerung in meinen Beutel. Rasch will ich mich erheben, als ich plötzlich in einem Busch, einige Meter entfernt des Hauses, etwas Weißes erkenne. Neugierig stehe ich auf und laufe dorthin und ziehe eine Schriftrolle aus dem Gebüsch. Das Siegel ist gebrochen, sodass ich problemlos in sie blicken kann. Sachte rolle ich sie auf und sehe, dass irgendetwas dorthin geschrieben ist, was ich allerdings aufgrund, dass ich nicht lesen kann, nicht in der Lage bin zu identifizieren. Allerdings fällt mir etwas anderes ins Auge. In einer der Ecken ist ein weiteres Siegel eingebrannt, welches ein Schild abbildet, auf dem ein Stierkopf prangt und außen rum ein Schriftzug ziert. Kurz überlege ich, ehe ich mich entscheide die Papyrus-Rolle ebenfalls mitzunehmen, da diese mir eventuell auch auf der Suche nach den Mördern helfen kann.


    Eine Weile später bin ich auf der Anhöhe unweit entfernt angekommen. Das hohe Gras kitzelt meine unbedeckten Beine und der Geruch hat sich von dem würzigen, verbrannten Holz in den frischen von wilden Gräsern und Blumen geändert. Ein letztes Mal drehe ich mich um und schaue auf meine alte Heimat, oder was von ihr übrig geblieben ist. Es ist traurig, was hier geschehen ist und fühlt sich noch immer an wie ein Stich mitten ins Herz, doch tief in mir weiß ich, dass es der richtige Schritt ist, den Ort zu verlassen, an dem meine gesamte Kindheit hängt. Kurz blicke ich erneut die schwarzen, verkohlten Überreste an. Eine letzte Träne rollt über meine Wange und ich erkenne auf dem Dach eine weiße Taube, welche einen krassen Kontrast bildet. Ruhig sitzt sie auf einer Dachlatte und fixiert mich an, mit ihrem Kopf an mich gerichtet. Ein letztes Mal atme ich tief durch, ehe ich mich umdrehe und loslaufe, weg von diesem Ort. Weg von meiner Heimat. Weg von meiner Kindheit. Weg von allem was ich je kannte. Weg von meiner … Vergangenheit. Und ich weiß, dass ich niemals wieder hierher zurückkehren werde.

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Sooo, schauen wir uns doch mal den "Weg" genauer an, liebe @Venelia! :)


    Das Mädchen, dessen Namen wir eigentlich immer noch nicht kennen (ob das wirklich Elaya sein wird oder uns da noch eine Überraschung erwartet?) entschließt sich also unter mystischen Vorzeichen, ihrer Wege zu gehen und das Vertraute hinter sich zu lassen. Es werden hier ein paar interessante Elemente wie etwa der silbrige Fuchs (der irgendwie an ein Fynx (schillernd) erinnert) oder derwiederkehrende, geradezu aufdrängende Traum erwähnt, über die man mehr erfahren möchte. Auch andere, weniger fantastische Elemente sind durchaus interessant: Der Tauschhandel etwa (wobei Bärenfell gegen Hase eher unüblich klingt, schätzungsweise hätte man eher versucht, die kleine über den Tisch zu ziehen) oder die Tatsache, dass das Mädchen nie eine Form der Schriftsprache gelernt hat - du versuchst, dich genau in die Situation deiner Figur hereinzuversetzen, behalte das unbedingt bei, umso glaubwürdiger wirkt deine Geschichte!
    Papyrus als Schreibmaterial klingt allerdings eher unüblich, oder folgt es einem bestimmten Zweck, dass du dieses Material gewählt hast? Ein Stück gegerbtes Leder vielleicht oder eine Tonscherbe könnte ich mir eher vorstellen, obwohl das auch davon abhängt, was da jetzt draufsteht. Ich nehme an, dass es irgendetwas ist, das zur Aufklärung des Schicksals der Familie beiträgt bzw. die Gründe erläutert ... wobei sich dann die Frage stellt,warum das einfach in der Gegend rumliegt, aber da kann man später näher drauf zurückkommen.
    Was dir gelegentlich Probleme bereitet, ist die Zeichensetzung:



    ich für einen falschen Schritt hier, getötet werden


    Das wäre so ein Beispiel,wo du gar kein Komma setzen musst. Die Regeln in der Beziehung sind nicht leicht zu durchdringen, aber es kann helfen,wenn du dir einen Betaleser suchst, der nach solchen Aspekten sucht und dich vor Veröffentlichung eines neuen Teils aufmerksam machen kann.
    Deine Beschreibungen allerdings gefallen mir zunehmend besser. Du versuchst, Wiederholungen zu vermeiden und Synonyme zu finden (oder machst ersteres ganz bewusst und gezielt, wie am Ende des Kapitels, gut gemacht!) und beschreibst solche Dinge wie das Kitzeln des Grases an den Beinen (Körpergefühl!) oder sich verändernde Gerüche, was zugleich eine symbolische Bedeutung hat - ja, tatsächlich, man merkt dir deine Fortschritte an, bleib auf deinem Weg!


    Schließlich hattest du noch darum gebeten, den Titel näher in Augenschein zu nehmen. Bei "Weg" denkt man ja zunächst an eine tatsächliche Reise, nicht an den Entschluss dazu. Aber ich finde es gerade gut, dass die Erwartungshaltung hier ein wenig an der Nase herum geführt wird: Ein Weg kann auch ein Entscheidungsprozess sein oder darauf hindeuten, dass die "Reise" schon deutlich früher begann, man sich also schon längst auf dem Weg befindet, den man gehen will. Man kann den Titel auch ganz abstrakt als "Lebensweg" auffassen und so deuten, dass das Mädchen an eine Weggablung gekommen ist, bei der sie sich entscheiden muss, welchen Pfad sie einschlagen, welche Entscheidung sie treffen will.
    Also ich finde den Titel jedenfalls gut, er vermittelt auch schön die Aufbruchsstimmung des Kapitels!


    Dann seien wir mal gespannt,wohin die Kleine ihre Reise führt ... vielleicht erfährt man ja auch bald mehr von der weiteren Umgebung, in der sie lebt? Seien wir gespannt!


    lg,


    ~ Sheo

  • Liebe @Sheogorath


    vielen Dank für dein Feedback, freut mich immer wenn du mir eins schreibst :) Sorry für die etwas verspätete Antwort



    Das nächste Kapitel wird dann die Tage hochgeladen :)
    Vielen Dank dir nochmals und ich freu mich schon auf nächstes Mal :grin:

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Kapitel 2 - Ein neuer Tag


    Warme, allerdings auch noch schwache Strahlen der Morgensonne erhellen die Umgebung, ein etwas höher gelegenes Waldstückchen. Von der Anhöhe aus, kann man das Tal, in welchem sich ein Flusslauf, sowie ein kleines Dorf befinden, wunderbar überblicken. In den Getreidefeldern, welche an die Siedlung angebaut sind und die zusammen wie ein riesiges grün-gelbes Meer wirken, sind ab und an mal einige Bewegungen von Tieren, wie Rehe, zu erkennen. Dort, sowie auch hier schwirren zahlreiche Vögel und noch mehr Insekten durch die Luft und gehen ihrem morgendlichen Treiben nach. Auf dem Boden krabbeln tausende von Ameisen und kleinen Käfern und ab und an kann man auch Mäuse über den Waldboden huschen sehen, welche allesamt auf der Suche nach ihrem Frühstück sind. Mit etwas Glück ist es ebenfalls möglich, Eichhörnchen, die sich in den hohen Baumkronen sonnen, sowohl als auch Grashüpfer zu finden, welche absprungbereit, auf Blättern von Bäumen oder Kräutern, warten. Parallel zu den sichtbaren Aktionen, lassen auch die zahlreichen Geräusche, welche die Luft schwängern, den Wald bereits so früh am Morgen schon sehr belebt wirken. Sei es das Zwitschern der Vögel, dass Surren der Insekten, das Klopfen eines Spechtes an einem Holzstamm, das Zirpen der Grillen, das Quaken von Kröten oder auch das Grunzen einer Wildschweinfamilie, welche sich ihren Weg durch den Forst bahnen. Der herrliche, erfrischende Duft von Morgentau auf den wilden Gräsern, Kräutern oder Blumen, wie Farnen, wilden Erdbeeren oder Gänseblümchen, rundet die Waldatmosphäre ab. Wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung, steht ein junges Mädchen, in relativ hochwertiger Jagdkleidung, mit Köcher sowohl Bogen und anderen Jagdutensilien, auf der Anhöhe und lässt ihren Blick hinunter ins Dorf schweifen.


    Vorsichtig strecke ich meine noch müden Gliedmaßen im mildwarmen Sonnenschein, um sie zurück in Betriebstemperatur zu bringen. Ein weiterer ereignisreicher Tag steht an. Schmunzelnd blicke ich runter in die Siedlung, welche mein nächstes Etappenziel sein wird, da sich meine Vorräte dem Ende neigen und ich die Absicht habe, diese dort wieder aufzufüllen. Ein halber Tagesmarsch bin ich wohl noch entfernt der Mauer, einzelnen Baumstämmen deren oberen Enden gespitzt und die nebeneinander gestellt sind. Vorsichtig greife ich in meine eine Taschen von meiner Jagdjacke, wo meine Hand kaltes, rundes Metall berührt. Mein Notgroschen, den ich immer dabei habe. Nicht viel, aber für ein paar Laibe Brot wird es schon reichen. Kurz seufze ich. Ich werde das Geld wahrscheinlich benutzen müssen, denn zum Eintauschen habe ich nicht viel mehr als einige kleine Hasenfelle. Mit etwas Glück kann ich noch andere tauschbare Waren erlegen, wenn nicht, dann muss ich halt die Silberstücke benutzen. Auf einmal reißt mich ein Piepen von neben mir aus meinen Gedankenspielen und ich drehe meinen Kopf nach links. Auf meiner Schulter, sitzt seelenruhig ein Falke mit auffälligem, silbernem Gefieder und schaut ebenfalls in die Richtung vom Dorf. Irgendwie scheine ich silberfarbige Tiere in letzter Zeit anzuziehen, wie den Fuchs, oder jetzt zum Beispiel den Falke, wundere ich mich. Ebenfalls wirken beide so, als würden sie zu friedlich zu mir stehen, denn keiner der beiden hat mich bisher angegriffen. Nein, stattdessen schaut es aus, dass sie mir irgendetwas sagen möchten. Aber was? Und warum? Oder wer sind diese Tiere? Nach raschem Überlegen schließe ich meine Augen und nicke dem Vogel lächelnd zu. Kurz darauf öffne ich sie wieder, doch er ist verschwunden, ohne einen Laut dabei zu machen. Nicht einmal einen Windhauch konnte ich fühlen. Perplex schüttle ich den Kopf und fixiere wieder das Dorf an. Ein letztes Mal atme ich tief durch, bewege meine Kleidung ein bisschen um festzustellen, dass alles fest hält, und gehe die ersten paar Schritte des noch jungen Tages.


    Am späten Nachmittag erreiche ich den Wall der Siedlung. Wie auch von weiterweg zu erkennen war, einige, aneinander gestellte, braune Holzpfähle. Die inzwischen abgekühlte und tiefstehende Sonne taucht die die Umgebung, bestehend aus Gräsern, Feldern und dem Dorf, in einen wunderschönen, goldgelben Schimmer. Dazu kommt noch ein frischer Wind der mich ein wenig erschaudern lässt. Vorsichtig schaue ich den weiteren Weg vor mir an, wo zwei Männer bei dem Durchgang Wache stehen, beide kräftig gebaut und an ihren Gürteln je einen Dolch hängend. Trotz der vorangeschrittenen Uhrzeit hört man von innerhalb der Schutzmauer noch belebtes Treiben, vielleicht bekomme ich die zwei Sachen, die ich erfolgreich gejagt habe, noch an den Mann. Ein Hermelin und ein Kaninchen stehen zu Buche, vor Allem bei ersterem hoffe ich auf ein gutes Geschäft. Meinen Erinnerungen zufolge, habe ich vor kurzen gehört, das Hermelinfelle sehr gefragt unter wohlhabenderen Dorf-und Stadtbewohner sein sollen. Was ich im Gegenzug brauche, ist insbesondere Wasser. Meine beiden Schläuche haben sich inzwischen stark dem Ende zugeneigt, und während des Marschs durch den Wald, konnte ich keine Quelle ausfindig machen, wo ich sie hätte auffüllen können. Ein bisschen Proviant würde auch nicht schaden, einerseits besitze ich noch einige Brocken trockenes Fleisch, doch dies wird auf Dauer nicht reichen. Kurz werfe ich meine Gedanken beiseite und laufe in Richtung der Tore, dessen Distanz ich rasch überbrückt habe und an den Wachen stehe. In meinen Gedanken eine Ausrede eingefallen, die ich eventuell sagen werde.
    „Wer bist du und was willst du hier? Für Landstreicher, Huren oder anderes Gesindel haben wir hier keinen Platz“, raunt mich einer der Wachen rüde an. Er, ebenfalls wie sein Partner neben ihm, ein kräftiger Mann mit Bart, die eher den Anschein vermitteln, Bauern zu sein. Dafür spricht auch die Kleidung, die zusätzlich noch den Dolch am Gürtel hängen hat.
    „Ich…ich bin auf der Durchreise. Meine Eltern schicken mich zu Bekannten, welche noch zwei Tagesmärsche entfernt sind, zum Arbeiten und ich suche ein Ort, wo ich meinen Proviant aufstocken kann und ein Platz heute Abend zum schlafen“, gebe ich so glaubhaft wie ich kann meine Gedanken wieder und der eine von meinen Gegenüber, vermutlich der etwas schlauere, schmunzelt.
    „Hmm, und wofür brauchst du denn den da,“, er deutet auf meinen Bogen, „wenn du nur arbeiten willst?“
    „Die Tage aktuell sind gefährlich, vor allem in den Wäldern. Wilde Tiere und Monster zum Beispiel“, entgegne ich ruhig.
    „Ja, das stimmt schon. Und du willst wirklich nur die Vorräte auffüllen und morgen dann wieder verschwinden?“, fragt die Wache nach einer kurzen Weile, sich am Unterkiefer kratzend, woraufhin ich nicke. „Gut, du darfst passieren. Derzeit sind einige reisende Händler auf dem Marktplatz, bei denen du Proviant kaufen kannst. Von uns paar Bewohnern kannst du allerdings nicht viel erwarten. Das was wir an Lebensmittel haben, benötigen wir selbst. In der Nähe der Kaufleute ist ein Gasthaus, wo du schlafen kannst. Aber wir werden dich beobachten, solltest du Unfrieden stiften, werden wir dich finden und bestrafen.“ Akzeptierend bewege ich meinen Kopf und betrete, nachdem mir der Mann den Durchlass gewährt hat, die kleine Siedlung.


    Seufzend lege ich mich auf die alte Holzpritsche, welche bei jeder kleinsten Bewegung anfängt zu knarzen. Nichts Besonderes und auch schlechtere Qualität als bei uns zuhause, aber es reicht für die Nacht. Wenigstens können ich, sowie die einigen Ratten, die im Schatten über den Holzboden huschen und mit denen ich mir das Zimmer teile, im trockenen schlafen. Als Schutz vor eben diesen kleinen Nagern habe ich meinen Bogen, Proviant und Ausrüstung auf den kleinen Tisch gelegt, welcher als einziges weiteres Möbelstück neben dem Bett und einem Stuhl, im Zimmer steht. Lediglich mein Bärenfell befindet sich nicht da, sondern bedeckt meinen Körper. Bei den Händlern habe ich wie erhofft etwas Nahrung erhalten, drei Laibe Brot, etwas Trockenfleisch und zwei Silbermünzen. Eigentlich habe ich mir mehr erhofft, aber wenn die sagen, dass ein Hermelin und ein Hase nicht mehr wert sind, wird’s wohl stimmen. Die kennen sich im Geschäft aus, nicht ich. In dem Brunnen der Siedlung durfte ich mir meine Schläuche auffüllen und die Nacht im Gasthaus kostet eine Münze. Ich habe also meinen Notgroschen noch vollständig zusammen. In der Siedlung gibt es ebenfalls einen kleinen, vor Witterung geschützten, Platz, wo Leute ihre Gebete sprechen und Opfergaben hinbringen konnten. Insbesondere Demeter und Helios scheinen verehrt zu werden. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Dorf von der Landwirtschaft lebt und dass Demeter die Göttin von unter Anderem der Landwirtschaft und Helios der Gott der Sonne ist. Auch ich habe eine kleine Gabe verrichtet, zwar lediglich ein Stück von meinem alten Brot, aber mehr besitze ich nicht, was ich abgeben kann und sollten die Götter vom Olymp aus auf uns hinab schauen, dann sehen sie das auch. Gebetet habe ich zu keinem Bestimmten, früher in der Familie war es meist Hestia, die Göttin des Herdfeuers und der Familie, aber derzeit weiß ich nicht, welchen ich anbeten soll. Klar weiß ich, wer für was zuständig ist, aber welcher derzeit für mich am meisten passt, ist ein wenig fraglich. Vermutlich Hermes, als Gott der Reisenden. Götter, ein Thema was mich unheimlich interessiert und ich spannend finde. Für viele mag es normaler Alltag sein, Gaben zu bringen und Gebete auszusprechen, aber meine Faszination hat schon früher begonnen, als mir mein Vater und meine Mutter über sie gelehrt haben. Vor Allem erst genannter erklärte immer, dass das Wissen über die höheren Lebewesen, sowie eine gesunde Götterfurcht sehr wichtig seien. Und ich glaube ihm das, ebenfalls dass die Götter irgendwo in der menschlichen Welt oder auf dem Olymp sind und über uns alle wachen. Mutter, Vater, die beiden Worten tuen in den Gedanken weh. Der Schmerz über ihren, sowie den von meiner kleinen Schwester, Verlust, ist noch zu groß. Wie hat meine Mama früher immer gesagt, ‚die Zeit heilt alle Wunden‘. Vermutlich stimmt das, aber bei mir noch nicht. Vielleicht, wenn ich irgendwann meine Familie gerächt habe. Kurz seufze ich. Das kann aber noch eine gute, lange Weile dauern. Wenigstens habe ich ein kleines Andenken, mit der Strohpuppe, eins der kaum vorhandenen, physischen Erinnerungen an mein altes Leben.
    Ein leises Fiepen einer Ratte lässt mich in die Realität zurück schweifen. Herzhaft gähne ich und schließe meine schweren Augen. Ich sollte schlafen, morgen wird ein anstrengender, langer Tag. Meine Reise wird weitergehen, aber nicht wie heute Nachmittag bei den Wachen angegeben zu Bekannten der Familie, sondern zieht es mich wieder in die Natur. Die Siedlung werde ich durch die andere Seite verlassen. Wer weiß, vielleicht finde ich schon zeitnah die Frau der die Stimme und die schattenhafte Person in meinen Gedanken oder Traum gehört hat oder passiert etwas anderweitig Spannendes. Vor Vorfreude auf den folgenden Tag bemerke ich nicht, dass meine Gedanken meinem Körper entfliehen und ich in das Reich der Träume entschwinde.


    Vorsichtig öffne ich meine Augen und das erste was meinen Blick fängt sind saftige, grüne Gräser, sowie meterhohe Bäume. Der mir so vertraute, herrliche frische Duft des Waldes dringt in meine Nase und lassen das Gefühl der Heimat in mir aufkommen. Durch einige Lücken im Geäst dringen warme Sonnenstrahlen in den Forst und zieren die Umgebung in einen goldfarbenen Schimmer. Weiches Moos kitzelt meine Beine und durch einen raschen Blick erkenne ich, dass ich an einen Baum angelehnt auf dem Boden sitze. Nur eine Armlänge von mir befindet sich eine große Wiese, auf welcher Millionen von kleinen Blümchen, wie Butterblumen oder Gänseblümchen, in die Höhe schnellen. Ebenso bahnen sich zahlreiche Vögel sich ihren Weg in den Lüften und erhellen diese mit schönen, lautem Gezwitscher. Daneben vernehme ich noch etwas anderes, etwas, was eher meine Aufmerksamkeit erhält. Das Geräusch von platschendem Wasser, welches nicht natürlich, durch ein Wasserfall oder anderem, ist. Nein, ebenfalls aus der Richtung aus dieser ich es vernehme, sind auch einige ausgelassene Stimmen hörbar und es scheint unweit entfernt zu sein. Vorsichtig stehe ich auf und husche lautlos wie eine schleichende Katze an das Gehörte heran, doch bleibe hinter einem breiten Baum stehen um hinter ihm zu spähen. Schnell steigt mir die Schamesröte ins Gesicht. Unweit entfernt in einem See baden nackt einige schöne, weibliche Gestalten im Wasser, planschen und reden ausgelassen miteinander. Die, meiner Ansicht nach, Schönste allerdings, befindet sich eher etwas außerhalb und scheint die Mädchen vor ihr zu beobachten. Lange, silberne Haare fallen ihr den Schultern hinab und sie hat einen schlanken, femininen Körper, der seinesgleichen sucht. Auf einmal blickt sie genau in meine Richtung und mir gefriert das Blut in den Adern. Was passiert jetzt? Was wird sie machen, wenn sie bemerkt, dass ich sie und ihr Gefolge heimlich beobachtet habe. Wenn sie mich überhaupt sieht. Wird es so Enden, wie damals in der Scheune und meiner Familie? Panisch überlege ich mir, was ich nun tun soll, als ich erkenne, wie die hübsche Frau sich wieder von mir wegdreht, woraufhin mir ein großer Stein vom Herzen fällt. Erleichtert schließe ich meine Augen und atme tief durch.
    Als ich meine Augen wieder öffne, hat sich die Umgebung verwandelt. Nun befinde ich mich nicht mehr an einem See, aber ebenfalls in einem Wald in einer Art Camp. Die Sonne ist bereits unter gegangen und lediglich der silbrige Schein des Halbmondes erhellt zusammen mit einem Lagerfeuer die finstere Nacht. Kurz blicke ich mich um. Einige Mädchen sitzen um das Feuer herum im Kreis und direkt links von mir sehe ich die Hübsche vom See, welche gedankenverloren in die Mitte schaut. Trotz der Wärme die von dort aus verstrahlt wird, erfasst mich ein kühler Luftzug, woraufhin ich mir die Decke näher an den Leib presse. Ab und an ist heulen eines Wolfes oder der Laut eines Uhus vernehmbar, doch regelmäßig hört man nur das leise Knacken des brennenden Holzes. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf ebenfalls in Richtung der Mitte, in das Züngeln der Flammen in warmen gelb, orange und Rottönen. Und, auch wenn es nur ein Hirngespinst sein mag, es scheint, dass in den Flammen ab und an ein Gesicht zu erkennen ist. Der würzige Geruch vom Feuer, gepaart mit dem frischen von den wilden Gräsern und Pflanzen, erwecken in mir etwas Vertrautes. Eine friedliche Atmosphäre, dann noch in Gesellschaft und Natur, es fühlt sich so richtig an. So sollte es sein, das ist Heimat für mich. Zwar kein fester Wohnsitz aber zusammen mit anderen. Meine Lippen umspielt ein Lächeln ehe ich meine Augen zufrieden schließe.


    Sanft erwache ich in einem unbequemen, harten Bett und strecke meine müden Arme und Beine. Lächelnd setze ich mich auf die Kante und denke an vergangene Nacht. Die Träume, so real, wie das letzte Mal und auch jetzt, nach dem Schlaf, kann ich mich noch an jedes kleinste Detail erinnern. Doch es sind schöne Gedanken, irgendwo auf jemanden zu treffen, denen es ähnlich wie mir ergangen ist und auch mit diesen zu reisen und zu leben, in einer Gemeinschaft. Doch wie finde ich diese und wer sind sie? Ein leises Piepen reißt mich in die Realität zurück. Doch es wäre schön auf diese zu stoßen, vielleicht finde ich sie ja mal zufällig. Kurz seufze ich. Erstmal müsste ich mich wieder auf die Reise begeben. Mit flinken Schritten gehe ich zum Tisch in meinem Zimmer und mache mich abreisefertig, währenddessen ich ein Stückchen trockenes Brot verspeise. Ist jetzt zwar nicht das tollste, aber es reicht. Eine kurze Weile später stehe ich fertig, in meiner Jagdkleidung, mitsamt Köcher, Bogen und dem Beutel, im Raum und schaue zur Sicherheit erneut, ob ich alles dabei habe, was dem so ist. Ein letztes Mal atme ich tief durch, ehe ich mein Zimmer verlasse und einen weiteren, neuen Tag von meiner Reise starte.

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Hey @Venelia, dann wollen wir uns mal das nächste Kapitel anschauen, hm?


    Die Umgebungsbeschreibung zu Anfang ist dir schön gelungen, man bekommt eine recht gute Vorstellung davon, wo wir uns gerade befinden. Auch die Erwähnung des Mädchens als Fremdkörper ist schön, das schafft einerseits einen schönen Kontrast und verdeutlicht andererseits die tatsächliche Situation deiner Protagonistin in der Fremde. Die Tatsache, dass du dann die Erzählperson wechselst, ist interessant ... ob das eine tiefere Bedeutung hat, oder eher den Wechsel der Perspektive unterstützen soll? Hmm ...


    Was relativ schnell auffällt, ist (hatten wir das vielleicht sogar schonmal? ich hab grad so einen De-ja-vu-Moment xD"), dass du etwas mehr auf die Verwendung des Genitivs achten musst. Konstruktionen wie "greife ich in meine eine Taschen von meiner Jagdjacke" oder "ehe ich mein Zimmer verlasse und einen weiteren, neuen Tag von meiner Reise starte" stechen ins Auge und müssen durch Genitive (meiner Jagdjacke, meiner Reise) ersetzt werden. Mit ein bisschen Übung klappt das! :3


    Unsere Heldin kommt also im nächsten Ort an und hat erneut einen Traum. Gefährten zu finden wäre tatsächlich eine gute Sache, weil sie dann öfter und stärker mit anderen Personen interagieren muss und man mehr Figuren aus deiner Welt kennenlernen kann. Deshalb wäre es wichtig, die Kleine bald auf eine Art Weg zu stoßen, sei es durch Hinweise, eine Flucht/Gefangennahme oder ähnliche Begebenheiten, die sie vom ziellosen Vagabundendasein auf den Weg setzen, den deine Geschichte gehen soll. Ich würde aber auch gern mehr vom Ort sehen, sofern sie da noch ein paar Augenblicke länger bleibt.Dadurch würde man auch ein Gefühl dafür bekommen, wie die Gesellschaft sich hier ausgestaltet.
    Was die Situation mit den Ratten angeht: Ich hätte ja jetzt erwartet, dass sie sich ihrer verzweifelten Lage nach dem geradezu romantischen Hausen im Wald wieder bewusster wird und einen Zusammenbruch erleidet. Momentan muss ich sagen macht deine Protaginistin mir eher den Eindruck, als befände sie sich auf einer spannenden, aber wenig bedrohlichen Abenteuerreise (wie bei Pokémon vielleicht) und nicht in einer existentiellen Krise. Du könntest die Geschichte noch etwas anschaulicher machen, indem du dich von Zeit zu Zeit stärker auf die Probleme konzentrierst, die sie als auf sich allein gestelltes Mädchen hat, Hunger, Krankheiten, Verzweiflung, Einsamkeit, Ausbeutung (wobei letzteres in diesem Kapitel schon angedeutet wird). Versuch mal, zu überlegen, ob/wie das ins Konzept deiner Geschichte passen könnte, diese Negativelemente würden das Ganze jedenfalls noch mehr würzen, finde ich!
    Oh, zu den Ratten noch eine kurze Anmerkung: Ein simpler Holztisch würde sie glaube ich nicht davon abhalten, sich die Sachen vom Tisch zu holen :/



    Anyway, bin gespannt, wie du deine Welt und die Geschichte weiter aufbaust!


    lg


    ~ Sheo

  • Liebe @Sheogorath


    vielen Dank für dein Review :)



    Das nächste Album wird zwar noch dauern, aber auch nicht mehr soooo lang :)


    Vielen Dank dir nochmals für das Feedback und bis bald dann :)

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  • Hallo Venelia,


    nach der ereignisreichen Nacht war es zu erwarten, dass Elaya der Abschied von Zuhause schwer fällt. Immerhin muss man auch bedenken, dass die Erinnerungen frisch sind und es dementsprechend unangenehm ist, einfach wegzugehen von dem, was die Eltern aufgebaut haben. Aber für sie es in dieser Zeit wohl das Bessere, ein Ziel zu suchen, mit dem sie leben kann. Ich find's übrigens interessant, dass sie ihren Namen bisher noch nicht direkt in der Geschichte genannt hat; etwas, was normalerweise recht zeitig am Anfang passiert, um einen Bezug zum Hauptcharakter zu bekommen. Andererseits hatte sie bisher auch noch keinen Grund, ihn jemandem zu nennen. Mal sehen, wann es so weit ist.
    Zu Beginn des dritten Kapitels hast du einen guten Versuch unternommen, die Umgebung mit ihren Tieren und Geräuschen zu beschreiben. Es wirkt etwas distanziert (eine direktere Ansprache ist da also vorteilhaft), aber ich find's passend als Einstieg nach der ausgeschlafenen Nacht, da man so einen Bezug zur Natur bekommt und dass sie auch darauf achtet.
    Ihr letzter Traum mit den Nymphen (?) hat jedenfalls auch weitere Aufschlüsse über die mögliche Person hinter der Stimme gegeben. Die silbernen Tiere hast du in Form des Fuchses und des Falken, bei dem ich mich echt gefragt habe, wie sie seine Landung auf der Schulter nicht wahrnehmen konnte, schon erwähnt und ich nehme mal an, dass es sich um Boten handelt. Immerhin gab es da ja auch diese Frau mit den silbernen Haaren und ich denke mal, dass eine Begegnung gar nicht mehr so lange dauern könnte. Ich bin gespannt.


    Wir lesen uns!

  • Lieber @Rusalka


    vielen Dank für dein Feedback :)



    Vielen Dank dir noch einmal und bis die Tage :)

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  • Kapitel 3 - Innenleben


    Vorsichtig schließe ich alte, leise knarzende Holztür des heruntergekommenen Gasthauses, um niemanden zu wecken. Kurz seufze ich. Es ist sehr früh am Morgen, die Sonne am Horizont noch nicht zu erblicken. Lediglich der Neumond, mitsamt seinem Gefolge aus Millionen von Sternen, erhellt die Umgebung mit ihrem silbrigen Schein. In der Ferne jaulen ab und an mal Wölfe oder eine Eule ruft in die Nacht, in der Siedlung allerdings, gespenstige Stille. Auch ist keinerlei Aktivität zu sehen, kein Händler der Waren verkauft, kein Bauer, der auf seinen Feldern unweit entfernt ist, nichts. Alles schläft, lediglich ich bin wach, ideale Voraussetzungen unbemerkt zu verschwinden. Kurz schaue ich auf den Boden, um sicherzugehen, ob ich normal gehen kann, oder aber mich auf Zehenspitzen bewegen muss. Das Glück ist auf meiner Seite, denn der Weg besteht lediglich aus weicher Erde, auf der man naturgemäß leise ist. Dennoch auf Vorsicht bedacht, schleiche ich aufmerksam los und versuche so gut es geht im Verborgenen zu bleiben, um nicht doch noch ungewollte Aufmerksamkeit zu erhalten. Vorbei an dem Marktplatz, den einzelnen, wenigen Häusern an das Tor in der Stadtmauer. Nicht jenes, aus welchem ich gestern gekommen bin, sondern das andere, in die entgegengesetzte Richtung. Kurz halte ich an und drehe mich noch einmal zurück, um das Dorf erneut zu überblicken, ehe ich anschließend rasch, mit einem Lächeln auf den Lippen es durchschreite und meine Reise weiterführe.


    Eine gute Weile später, schon ein Stückchen von der Siedlung entfernt, bleibe ich an einem Waldgebiet stehen um eine kurze Pause einzulegen. Vorsichtig setze ich mich auf weiches Moos, welches auf den großen, langen Wurzeln eines alten Baums wächst und lehne mich an ihn. Nach einem kurzen Schluck aus meinem Trinkschlauch, lehne ich mich noch weiter zurück, verschiebe meine Gedanken vorerst aus dem Weg und gebe mich der Natur hin. Noch immer steht am Firmament der Mond, mitsamt seinen Sternen, doch etwas weiter weg ist bereits am Horizont ein kleiner, heller Streifen in gelber und orangener Farbe sichtbar. Lächelnd schließe ich meine Augen und achte mehr auf meine anderen Sinne. Der wunderbar, frische Duft von wilden Pflanzen, Kräutern und Gräsern inhaliere ich bewusster, ebenso wie ich deutlicher die Melodie des lauen Nachtwindes mitverfolge. Oder das sanfte Rascheln der Blätter im Wind oder auch die ganz leisen Schritte von Tieren, für die der Tag beginnt. Das weiche Moos, welches meine Beine streichelt und die kühlen Tropfen des Taus, welche bei einigen, kleinsten Bewegungen auf meine Haut fallen. Kurz seufze ich, das liebe ich. Das Leben in einer Stadt oder einer Siedlung mag vielleicht schön sein, aber kommt in meinen Augen niemals an jenes, in freier Natur an. Auch schon früher, als ich zusammen mit meiner Familie lebte, war ich ja oft in einem Wald unterwegs, um Fleisch für die Gemeinschaft zu jagen. Doch immer kehrte ich nach einigen Tagen zurück, was jetzt nicht mehr geht. Mein altes Leben, von einem Moment auf den anderen zerstört, jetzt reise ich ziellos in der Welt rum, um eventuell einmal die Personen aus meinen Träumen zu finden. Falls es sie überhaupt gibt und es nicht nur Hirngespinste sind. Belustigt grinse ich. Hätte ich jemandem gesagt, dass ich eine Frau aus meinen Gedanken suche, derjenige hätte mich wohl für verrückt erklärt. Zumal es ja auch nicht mal ungefährlich ist, sollte ich mich irgendwo im Wald schwer verletzen, wäre ich leichte Beute für wilde Tiere, Räuber oder anderen zwielichtigen Gestalten. Doch sollte es wirklich so sein wie in den Träumen, dann ist die Suche es wert. Es wäre wahrscheinlich auch im Sinne meiner Eltern, dass ich nicht einsam durch die Welt marschiere, sondern in einer Gemeinschaft zu leben. Erneut seufze ich. Ich vermisse sie, meine Mutter, meinen Vater und meine Schwester. Vorsichtig krame ich die Strohpuppe aus meiner Tasche, das Lieblingsspielzeug von Adriani, meine einzige physische Erinnerung an früher und betrachte diese nachdenklich. Während ich die Figur in meinen Armen mustere, erscheint vor meinen Augen ein Bild von einem Kind, welches mit einem größeren Mädchen ausgelassen spielt und tobt. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt haben, lehnt sich die Kleine hinüber und hält ihren Kopf an den meinen. „Wenn ich groß bin, will ich so sein wie du, Elaya“, flüstert sie froh. Auf einmal wechselt das Bild. Nach einem mehrtägigen Jagdausflug kehre ich zurück zu unserem Haus, hinter mir an einem langen Seil, ein, wenige Stunden zuvor, erlegtes Wildschwein. Kurz atme ich durch, ehe ich an die Holztür klopfe. Vom Inneren des Hauses sind deutlich Schritte zu hören, die auf mich zu kommen. Ein etwas kräftigerer, mittelalter Mann erscheint, neben ihm eine hübsche Frau desselben Alters. Beide tragen sie einfache, praktische Kleidung, wie es für Bauersleute üblich ist. In ihren Gesichtern ist bei meinem Anblick pure Freude zu sehen. Rasch umarme ich als Begrüßung meinen Vater, sowie meine Mutter, die kurz nach der Umarmung mit Freudentränen im Gesicht spricht: „Ich bin so stolz auf dich, meine Kleine.“ Erneut wechselt die Situation. Nun sehe ich mich, wie ich mit tränenübersäten Gesicht in unseren alten Scheune sitze und die drei Männer beobachte, welche zuvor das klaffende Loch in mein Leben gerissen haben. Auf einmal wirft einer eine Fackel und das trockene Stroh fängt in Sekundenschnelle Feuer. Dann verblasst auch diese Einbildung und einige Tränen bahnen sich ihren Weg aus meinen Augen ins Freie und rollen über mein Gesicht. Sie fehlen mir, jeder auf seine Art. Meine Mutter, die immer so unglaublich liebevoll war und zu der ich immer kommen konnte, wenn ich mal über etwas von meinem Innenleben sprechen wollte und die darauf immer einen Rat hatte. Mein Vater, mein Fels in der Brandung, derjenige der bei jedem physischen Problem meinerseits geholfen hat und der mir auch wichtige Dinge, wie das Bogenschießen, gelehrt hat. Und meine Schwester, so jung und unschuldig, mit welcher ich häufig gespielt habe. Jetzt bin ich alleine, keine der, für mich wichtigen, Personen bei mir, alle von einem auf den anderen Moment aus meinem Leben gerissen und das schlimmste ist, ich weiß nicht mal wieso. Klar könnte die gefundene Schriftrolle die Lösung des Rätsels sein, aber da ich nicht lesen kann, bleibt dies vorerst im Verborgenen. Wäre es nicht besser und leichter gewesen, wenn ich zusammen mit meiner Familie gestorben wäre? Ich würde für die nächsten Millionen von Jahren bei ihnen im Hades sein und nicht einsam auf der Welt, auf einer gefährlichen Reise mit unbekanntem Ziel. Einzelne, salzige Tränen kullern mir aus den Augenwinkeln.
    Auf einmal vernehme ich das laute Zwitschern eines Vogels in der Nähe, welches mich aus meinen Gedanken, zurück in die reale Umgebung, zerrt. Langsam öffne ich meine Augen und lasse sie an die angenehme Lichtstärke gewöhnen. Noch immer ist es dämmrig, doch auch etwas heller, als zu dem Zeitpunkt, an dem ich sie geschlossen habe. Mittlerweile huschen schon einige Tiere mehr als zuvor über den Boden, starten ihren Tag und füllen die Luft mit ihren zahlreichen, unterschiedlichen Lauten. Vorsichtig schaue ich mich in der Umgebung um. Am inzwischen größeren, orangefarbenen Streifen, inmitten der schwachen Morgensonne prangt, bleibt mein Blick hängen. Die große, gelbe Kugel, die seit zahlreichen Jahren, jeden Tag emsig auf und abgeht. Woher nimmt sie die Kraft, dies täglich aufs Neue zu tun? Will sie sich nicht mal eine Weile ausruhen und nix tun, außer von morgens bis abends am Firmament zu stehen? Ist es Helios, der Sonnengott, der den Himmelskörper die Kraft verleiht? Ist er immer, wenn die Sonne strahlt, gut gelaunt oder wenn es regnet oder stürmt, erzürnt? Kurz schließe ich meine Augen, nur um sie daraufhin mit Entschlossenheit wieder öffne. Ich muss, und werde kämpfen. Meine Familie würde es nicht wollen, dass ich tot bin, und das möchte auch ich nicht. Auch wenn die Reise noch ziellos und voller Gefahren ist, irgendwo werde ich mein Glück finden. Wenn die Sonne, eine Sache im Himmel, es schafft, täglich aufs Neue die Kraft zu finden, aufzugehen, dann schaffe ich das schon lange. Ja, ich werde weitergehen, in mit dem Ziel die Mädchen aus den Träumen zu finden, mit der Hoffnung, ein neues Zuhause und einige, neue Freund- und Bekanntschaften zu schließen, mit den ich leben und reisen werden kann. Die mysteriöse, schemenhafte Frau mit den silbernen Haaren zu finden, um sie zu fragen, warum sie mir geholfen hat, mir, einer Tochter einer armen Bauernfamilie. Es mag vielleicht etwas dumm klingen, doch die Sonne hat mir soeben Kraft und Mut für die Weiterreise verschafft. Zum ersten Mal, seit ich in den traurigeren Gedanken verweilte, umspielt wieder ein kleines Lächeln meine Lippen. Doch bevor ich in den, noch jungen, Tag starte, halte ich ein und spreche ein paar Gebete aus. An Hyperion, auf das mir die Sonne immer Kraft verleihen wird, an Artemis, auf das meine Jagd auf ein neues Leben und auch sonst immer erfolgreich sein wird und an Hestia, auf das ich auf dem Abenteuer eine neue Familie finden werde.


    Die Sonne hat bereits weiter an Intensität gewonnen, als ich mit einem Lächeln auf meinem Gesicht abreisefertig vor der Stelle am alten Baum stehe, an welchem ich noch eben gesessen hab, und auf ihn hinab blicke. Das weiche, nun etwas ineinander gepresste, Moos ummantelt wie eine Decke die langen, harten Wurzeln. In dem hübschen, hellen grün auch einzelne kleine gelbe und rote Blümchen zu sehen, die deutlich herausragen. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und trotz der Vorsicht verschmälere ich aus Reflex meine Augenlider um nicht zu sehr von der warmen Sonne geblendet zu werden. Mein Blick schweift tiefer in den Wald, über die zahlreichen, massiven, riesigen Stämmen der überwiegend Laubbäume, saftigen, tiefgrünen Wiesen und hunderten von Sträuchern. Ebenfalls die wundervollen Gerüche des Forsts sammeln sich in meiner Nase, der frische von den wilden Gräsern, Kräuter und Blumen, sowie ein erdiger Duft und der der Blätter. Meine Ohren erreichen die Laute von raschelnden Gras und Blättern im Wind, die herrliche gezwitscherte Melodie der unzählbar vielen Vögel, sowie das leise Trippeln anderer Waldbewohner auf dem Boden. An den von Kleidung unbedeckten Stellen meines Körpers streichelt ein sanfter Wind meine Haut und lässt in mir ein wohliges Gefühl hervorkommen. Ist es nicht herrlich? Ist es nicht herrlich in einem Wald zu sein? Auch wenn es viele nicht verstehen werden, er ist meine Heimat. Kurz seufze ich und nehme einen Schluck aus meinem Trinkschlauch, ehe ich ihn zurück an meinen Gürtel hänge und meine Kleider straffe und kontrolliere, ob sich mein Bogen, Köcher und Messer noch fest in ihren Halterungen befinden. Nach einem weiterem Seufzer, nicke ich kurz, ehe ich im warmen Sonnenlicht meine Reise fortsetze.

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Soooo... Hier mal ein paar kurze Worte von mir (ich hafte nicht für dumme Aussagen, ich bin halt keine Literaturkritikerin):


    Ich bin tatsächlich sehr gespannt auf den Fortlauf deiner Geschichte und finde es sehr angenehm, dass deine Kapitel von der Länge her gut zu lesen sind, obwohl du hier und da vielleicht ein paar mehr Absätze machen könntest für die Übersichtlichkeit.
    Von der Wortwahl wirkt es manchmal etwas inkonsequent (vielleicht bin das auch nur ich). Hier und da benutzt du eher elaborierte Formulierungen, um dann wieder einfachere Ausdrücke zu verwenden. Das stört nicht wirklich, ist mir aber irgendwie aufgefallen.
    Du beschreibst das Innenleben deiner Figur sehr ausführlich und lässt den Leser niemals vergessen, welche Tragödie Elaya durchlitten hat. So, wie sie es natürlich auch nicht vergisst. Ebenso widmest du dich der Umgebung und erzeugst ein deutliches Bild davon. Hier und da könntest du vielleicht auf eine allzu klare Beschreibung verzichten; ich fühle mich manchmal etwas erschlagen von sehr ausführlichen Darstellungen (dabei habe ich Quentin Durward gelesen habe).


    Alles in allem ist es spannend und ein guter Auftakt zu einer (hoffentlich) noch langen Geschichten! Weiter so und nochmal ein Lob für den spannenden Anfang, der einen direkt ins Geschehen wirft.

    Das [wir alle gleich sind] zu wissen, aber nicht fähig zu sein, zu diesem Wissen zu stehen, das macht Diskriminierung aus.

  • Liebe @Jeanne_Dark



    Vielen Dank dir noch mal für das Review :) Die Tage wird auch das neue Kapitel kommen, hoffe dass es dann auch gefallen wird :)

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Kapitel 4 - Rettung


    Grün. Wohin das Auge reicht, grün. Durch viele Büsche, Farne und Blätter oder Nadeln von Bäumen, viele verschiedene Töne in eben dieser Farbe. Doch auch andere sind zu sehen, das Braun der Stämme und Äste, das Rote und Blaue der Blüten zahlreicher Kräuter und Pflanzen und viele mehr. Diese Gedanken im Hintergrund eile ich rasch und dennoch aufmerksam durch den Wald, in welchem ich mich befinde. Die Luft, mit den typischen Gerüchen eines Forsts, füllt meine Lunge und meine Ohren lauschen der sanften Melodie des Waldes im Wind, doch passen auch auf kleinste Ansätze von Gefahren auf. Mein Mund trocken, doch möchte ich noch nicht anhalten, meine Vorräte zu verbrauchen. Dazu habe ich auch einander Mal Möglichkeit. Nein, jetzt möchte ich auf meiner Reise ins Unbekannte vorankommen. Die zahlreichen Blätter und Ästchen unter meinen Füßen knacken nach jedem Schritt von mir und füllen mit diesem Geräusch ebenfalls die Luft. Meine Beine beginnen schon zu schmerzen, doch an eine Pause ist nicht zu denken, nein, ich muss die Frau aus meinen Träumen finden, so schnell wie möglich. Wenn es sie überhaupt gibt, zweifelt ein kleiner Teil meines Gehirnes an. Natürlich gibt es sie, die Träume und Gedanken waren viel klarer und sinnvoller als andere, widerspricht ihr die andere. Ich werde es hoffentlich bald herausfinden. Doch plötzlich höre ich ein lautes Knacken in dem großen Gebüsch neben mir und greife reflexartig zu meinem Bogen und spanne ihn daraufhin mit einem Pfeil. Was ist das? Ein wildes Tier? Ein gefährliches wie ein Wolf oder doch nur ein Hase? Noch immer mit gespannter Sehne, bleibe ich ruhig, in meiner Position verharrend stehen. Vorsichtig reckt ein mittelgroßer silberner Fuchs seinen Kopf durch das Geäst und mustert mich gründlich, eher er noch näher zu mir kommt und mich erwartungsvoll anblickt. Er erinnert mich sehr stark an den, den ich vor kürzerer Zeit bereits öfters erblickt habe. Silberweißes Fell, eine schmale Schnauze und diese markanten, wilden, gelben Augen. Einen raschen Augenblick verharre ich noch in dieser Position, falls das Tier es sich doch noch anders überlegen sollte und mich angreift, ehe ich, nach dem dies nicht vorkam, mich instinktiv in die Hocke begebe und ihm den Kopf streichle. Er streckt sich an meine Hand, sodass ich ihn leichter kraulen kann und meine Lippen umspielt ein Lächeln. Vor einigen Jahren hatten meine Familie und ich selbst einen Hund gehabt, mit welchem insbesondere ich und meine kleine Schwester sich häufig die Zeit vertrieben hatten. Auch habe ich ihn nicht selten auf meine Jagdtouren mitgenommen, bei der er eine treue und verlässliche Hilfe war. Es war schön mit ihm, auf der Jagd auch schneller und effizienter, ebenfalls hatte ich, bis er dann letztens verstarb, einen Begleiter an meiner Seite, mit dem die Zeit um einiges schneller verging als alleine. Hach, wie schön wäre es denn, wieder einen Begleiter zu haben? Nur mit einem selbst reisen hat zwar auch seine Vorzüge, doch ist es in einem Team oder in einer Gruppe um einiges schöner. Noch immer lächelnd massiere ich das wilde Tier, das scheinbar keine Angst vor meinen Berührungen hat.


    Auf einmal verschwindet der flauschige Kopf des sonderbaren Fuchses unter meiner Hand und lässt mich zurück in die Realität gleiten. Die einzelnen Sinneseindrücke vernehme ich nun wieder bewusster, als ich in meinem Wachschlaf spürte. Der etwas modrige, doch dennoch auch frische Geruch, welcher in meine Nase steigt, das Hören von zahlreichen Vogelarten und anderen Tieren, das Sehen von den wunderschönen, vielen Grüntönen des Waldes und die, inzwischen etwas abgeschwächte Nachmittagssonne, sowie das Fühlen der gepolsterten Jagdkleidung und die Sonnenstrahlen, die auf meiner Haut tanzen. Kurz recke ich mich um die versteiften Knochen wieder zu beleben und meine Augen gehen auf die Suche nach dem Lebewesen, welches gerade noch bei mir war. Es ist schon irgendwie seltsam. Das Tier scheint mich nahezu zu verfolgen, oder gar auf mich aufzupassen. Es wirkt nicht wie eine wilde Kreatur, nein, viel mehr wie eine mitfühlende Persönlichkeit, ja vielleicht sogar ein wenig wie ein Mensch. Doch auch hat es einige Attribute eines wilden Tieres, wie die Augen, die zeitgleich jedoch auch weise scheinen, in welche ich neugierig blicke, nachdem ich den Fuchs gesichtet habe. Ein geringes Stück links vor mir steht er und starrt mich an. Von meinen Instinkten getrieben überbrücke ich die Distanz zwischen uns und mustere das Verhalten des Tieres. Als ich jetzt unmittelbar vor ihm stehe, dreht er sich um und läuft ein paar Meter, nur um sich wieder zu mir zu wenden und erneut auf meine kommenden Züge zu warten. Ohne wirklich auf die zweifelnden Stimmen in meinem Gehirn zu hören, folge ich ihm tiefer in den Wald.


    Irgendwann, inmitten des Forsts, bleiben wir stehen. Die noch schwächere, noch tiefer stehende Abendsonne ist noch weiter untergegangen, sodass der Himmel über mir bereits in wunderschönen, dunkelfarbenen Tönen steht. Lediglich in der Nähe des weißen Riesen, schimmert der Horizont in goldener Farbe, doch schon leicht ist bereits der silberne Schimmer des Mondes, mitsamt seinem Sternengefolge auszumachen. Nur noch die näheren Bäume, Büsche und Pflanzen vor mir erkennbar, und auch die leiser gewordene Umgebung ein Hinweis darauf, dass der Anbruch der Nacht kurz bevor steht. Die letzten Eichhörnchen auf der Suche nach einem Unterschlupf zum Schlafen, die letzten Vöglein auf dem Weg zu ihrem Nest. Sonst, außer dem nun etwas häufigeren Schreien der Eulen eine friedvolle Lautstärke. Ab und an weht ein milder Luftzug durch den Wald und bring die Blätter der Büsche und auch Farne zum Rascheln, was der Atmosphäre keinen Unterschied macht. Neugierig blicke ich auf den Boden um das Verhalten des Fuchses zu begutachten, doch kann ihn nicht ausfindig machen. Auch nicht, als ich mich in der näheren Umgebung umblicke. Dafür erkenne ich unweit entfernt die Schemen von einer, oder auch mehreren Hütten, was mich ein wenig zurückschrecken lässt. Häuser inmitten eines finsteren Walds? Die eine Seite meines Kopfes sofort alarmiert, will, da diese Situation ziemlich gruselig ist, die Beine in die Hand nehmen und wegrennen, doch die größere, meine tapfere Hälfte, die den Nervenkitzel sucht, überstimmt die ängstliche und entscheidet, dass ich näher zum Grusel gehe. Es muss schließlich einen Grund haben, weshalb ich hier bin. Weshalb würde dieser Fuchs mich hier grundlos in der Nähe von diesen geheimnisvollen Hütten alleine lassen? Doch ehe mich meine Füße weiter tragen, greift zuerst meine eine Hand an den Bogen, während die andere einen Pfeil spannt.


    Eine kurze Weile später bin ich schleichend, um keine Aufmerksamkeit zu erhaschen wenige Schritte von dem größtem Haus, in welchem sogar der Schein von Licht vorhanden ist, entfernt, noch immer mit meinem Bogen in der Hand. Die Büsche und Sträucher neben mir, streicheln zart meine Haut und wiegen sanft umher. Neben meinen Schritten sind das Rascheln der Blätter, Äste und Zweige im lauen Wind, mitsamt seiner beruhigenden Melodie, die einzigen Töne, die zu hören sind. Aber auch dies beruhigt mich nicht, das beklemmende Gefühl der Gefahr, ausgehend von den mysteriösen Häusern in meiner Nähe, einfach zu dominant. Doch jetzt hab ich mich schon getraut, so nah hier hin zu kommen, jetzt schaff ich auch die letzten Schritte und stille meine Neugierde, was wohl so weit entfernt der Zivilisation hier sich befindet. Rasch atme ich einmal tief durch, ehe ich weiter gehe.
    „Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah … H…Hilfe … Hilfe“, höre ich die panisch schreiende Stimme eines Mädchens oder einer jungen Frau und bleibe sofort, wie vom Donner gerührt stehen.
    „Kleine, hör auf, wir sind hier alleine. Niemand wird dich je hören, so laut du auch schreien magst“, knurrt eine tiefe Männerstimme und lacht finster auf, was mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wie paralysiert verharre ich, während hinter meinem inneren Auge sich ein Flashback von der Situation damals in der Scheune abspielt. Wie ich mich hinter dem Stroh verstecke und die grausamen drei Männer das Feuer legten, in welchem ich fast gestorben bin. Doch so komisch es klingt, diese Erinnerung gibt mir Kraft in dieser, durch die Situation mit den beiden, noch böser wirkenden Umgebung. Kraft, um dem Mädchen zu helfen, dass sie nicht eine ähnliche Situation wie ich erfahren muss; um sie vor etwas schrecklichen zu bewahren. Doch was ist, wenn es nicht klappt? Wird dieser Mann mich auch so behandeln wie die junge Frau, werde ich als Sklavin verkauft oder etwas anderes schlimmes? Vorsichtig setze ich einen Schritt, nachdem ich mich wieder bewegen kann, nach vorne. Noch kann ich unbemerkt verschwinden, was mir auch mein Kopf befiehlt, doch ich bleibe stehen und höre auf mein Herz. Angespannt schaue ich auf den Waldboden, ehe ich meine Augen schließe und mit gesengtem Blick einige Male tief durchschnaufe. Entschlossen blicke ich kurz darauf nach vorne. Meine Augen vernehmen auf einmal jede noch so kleine Bewegung und können auch in der Dunkelheit viel besser sehen. Trotz Dunkelheit erkenne ich unweit entfernt einige Mäuse, die leise über den Wald huschen. Doch auch dies höre ich deutlicher, ebenso wie das Rascheln der Blätter im Wind oder durch Bewohner des Forsts. Auch vernehme ich die Umgebung wärmer und die sanften Luftzüge ein wenig intensiver, zudem vernimmt meine Nase die Gerüche aller Pflanzen und Kräuter deutlicher. Aufgrund der Stärkung der Sinneseindrücke sauge ich die Attribute des Waldes noch mehr in mich ein und verschmelze teilweise mit der Natur. Deutlich höre ich das Kreischen und das düstere Lachen, doch es macht mir keine Angst. Schritt um Schritt bewege ich mich vorwärts, näher an die offenstehende Tür des Hauses, noch immer den Bogen, mit dem eingespannten Pfeil, fest in der Hand. Um keine ungewollte Aufmerksamkeit zu erhaschen, schleiche ich mich so leise wie es geht, und ohne das das Holz, welches auf den Waldboden gelegt wurde, knarzt, ran an den Eingang und erhasche unbemerkt einen Blick in das Gebäude. Wie ich es vermutet habe, befindet sich innerhalb eine unbekleidete, junge Frau welche sich sichtbar unwohl fühlt und eng gepresst an die Wand kauert und die Tränen in den Augen stehen hat, sowie der Peiniger, ein alter, kräftiger Mann, der sie angeht. Kurz atme ich tief durch, ich muss und werde ihr helfen, ich darf nicht zulassen, dass ihr ein ähnliches Schicksal wie mir widerfährt. Erneut schnaufe ich tief durch und dann gibt es kein Zurück mehr. Selbstbewusst gehe ich einen Schritt weiter, sodass ich in der Tür stehe und feuere den eingespannten Pfeil ab, welchen ich in dem Rücken des ekelhaften Mannes wiederfinde. Dieser brüllt einen Schmerzensschrei aus, ehe er sich umdreht und mich aus seinem bärtigem Gesicht und aus schwarz-braunen Augen wütend anschaut und kleine Schritte auf mich zugeht.
    „Wer wagt es, mich anzugrei…“, spricht er mit einer unheimlich, tiefen Stimme, doch weiter kommt er nicht, denn inmitten seiner Brust ragt ein zweiter, abgeschossener Pfeil hervor. Ungläubig schaut er an sich herunter, zieht dann mit einer Wucht das Geschoss raus und kommt weiter auf mich zu. Panik überkommt mich, sollte ein Schuss ins Herz nicht tödlich sein? Ist das überhaupt ein Mensch, wenn er das überlebt? Wenige Schritte ehe er bei mir angekommen ist, sackt er jedoch, zur meiner Erleichterung in sich zusammen und fällt nach hinten um.


    Kurz atme ich tief durch, bevor ich über den, jetzt, toten Mann steige und auf die junge Frau zugehe, die weiterhin ängstlich an der Wand gepresst steht. Einen Schritt vor ihr bleibe ich stehen und lege meinen Bogen und den Köcher ab um zu signalisieren, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Ruhig bleibe ich stehen und blicke in ihre großen, grünen Augen, mit welchen sie auch mich mustert. Ein paar wenige Augenblicke später senkt sie den Kopf, stellt sich in eine etwas bequemere Haltung und fängt an zu schluchzen. Zärtlich fasse ich ihr an ihre Schultern und bemerke schockiert, dass ihre Haut eisig kalt ist, trotz der kleinen, brennenden Feuerstelle in der Mitte der Hütte. Mit spielerischer Leichtigkeit, lasse ich meinen Rucksack auf den Untergrund sinken und hole das warme, große Bärenfell hervor, welches ich ihr um den unbedeckten Körper lege.
    „Shhh, alles wird gut“, flüstere ich ihr tröstend in ihr Ohr, als mich, noch immer schluchzend, umarmt und ihr Schluchzen zu einem Weinen wird. Ihre dicken, salzigen Tränen befeuchten meine Jagdkleidung an der Schulter, als sie ihren Kopf auf meine linke legt, während ich langsame Kreise mit meinen Händen beruhigend über ihren Rücken streichle.


    Eine Weile später, nachdem sich auch die junge Frau ein wenig beruhigt hat, und noch immer an mein Bärenfell gekuschelt nun an der Wand kauert, sitze ich nachdenklich ebenfalls auf dem Holz und blicke nachdenklich in die wild züngelnden Flammen des Feuers. Ich habe das Mädchen vor einer Vergewaltigung bewahren können, doch ich habe auch einen Mensch getötet. Das, was ich nie machen wollte, erst recht nicht nach dem schrecklichen Mord an meinen Eltern und meiner Schwester, habe ich nun doch getan. Er war ein Vergewaltiger, ein böser Mann, doch hat er nicht vielleicht auch Frau und Kinder, die er versorgen muss? Bin ich schuld daran, dass seine Familie, die nichts mit der Sache zu tun hat, nun leiden muss? Kann ich ihnen jemals, sollten wir einmal über den Weg laufen, unter die Augen treten? Auf der anderen Seite, habe ich diese unschuldige junge Frau vor etwas Schrecklichem beschützt. Sie muss nicht leiden und vielleicht irgendwann das Kind des Peinigers unter dem Herzen tragen. Auch kann sie eventuell in ihr altes Leben zurückkehren. Frustriert seufze ich. War es jetzt richtig was ich getan habe? So sehr ich es auch versuche, ich kann mich nicht entscheiden. Für beide Seiten gibt es einige Argumente, die für mich aber das Gleichgewicht ergeben. Aber ich habe es getan, ich habe den Mann umgebracht, ich bin eine Mörderin.
    „B…Bitte kommt zu mir. I…Ich kann heute nicht ohne Euch einschlafen“, vernehme ich eine tränenerstickte Stimme, welche mich aus meinen Gedanken reißt. Kurz seufzend, lasse ich diese in meinem Kopf zur Seite schieben und gehe auf das Mädchen zu, zu einer der vier Ecken, und setze mich neben sie. Vorsichtig bedeckt sie auch meinen Körper mit dem großen Fell, kuschelt sich eng an mich dran und legt ihren Kopf auf meine Schultern. Vorsichtig stütze ich meinen Kopf auf ihren und lächle. Vermutlich war es die richtige Entscheidung, den Mann zu töten und sie zu retten. Doch jetzt ist nicht mehr die Zeit um darüber nachzudenken, nein, das kann ich auch morgen noch tun. Nun sollte ich mich erst einmal ausruhen und neue Kraft sammeln. Noch einmal atme ich tief durch und schließe langsam meine Augen. Nur wenige Sekunden übermannt mich die Müdigkeit und ich tauche ab in die Welt der Träume.


    3. Person PoV
    Gebannt in einen wunderschönen Goldspiegel starrend, sitzt eine Frau auf einem kleinen Hocker in einem halbdunklen Raum. Das einzige, wenige Licht ausgehend von einer halb abgebrannten Kerze, doch auch in diesem mickrigen Schein kann sie perfekt sehen. Das Objekt ihrer Aufmerksamkeit, ein junges Mädchen, welches soeben einen Mann, einen Vergewaltiger umgebracht hat, um ein anderes zu beschützen. Kurz lacht sie auf. Ja, der Charakter und die Art der jungen Frau, welche sie beobachtet, mag sie, ja, erinnert sie tatsächlich auch an sie selbst. Besonders interessant ist für sie der seltsame Anstieg der Sinneseindrücke.
    „War das ein … nein, sehr unwahrscheinlich. Der letzte Mensch der so etwas hatte, ist schon Jahrhunderte her“, murmelt die Frau nachdenklich ehe sie einige Momente später kichernd fortfährt, doch ohne Verurteilung aufgrund des Tod des Mannes in ihrer Stimme. „Elaya, du interessante, kleine Mörderin. Wohin wird dich dein Weg wohl tragen? Welche Geheimnisse trägst du noch verborgen in dir herum und wann werden wir uns das erste Mal persönlich treffen? Ich bin gespannt.“

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Hallo Venelia (:


    Deine FF ist ja gerade in der Feedbackkette und du wolltest sie dort zwar raushaben, aber das wollte ich dann doch lieber mithilfe eines Kommentars erreichen.
    Hab mir deine bisherigen Kapitel also durchgelesen und möcht hier jetzt ein paar Gedanken dazu schreiben.


    Für den Anfang ist die Erzählzeit für mich ungewohnt: Präsens. Hab ich persönlich bisher noch nicht gelesen und musste mich deshalb erstmal einfinden. Kann auch nach dem lesen nicht sagen, ob’s mir gefällt, aber das ist ja ne persönliche Sache und hat wenig mit deiner Geschichte zu tun. Denn eigentlich ist es auch spannend die Geschehnisse so unmittelbar mitzuerleben. Deine Geschichte und damit die von Elaya startete sehr plötzlich gleich mit einer Tragödie. Damit wirfst du deinen Leser direkt ins Geschehen und das hat mir gut gefallen, auch wenn es sehr viele Fragen aufgeworfen hat. Zum einen hab ich mich natürlich gefragt, warum ein reicher Typ random eine Bauersfamilie überfällt. Und scheinbar nichts mitnimmt, sondern sinnlos die Leute umbringt -- bis auf Elaya selbst, die sich quasi durch ein Wunder retten konnte. Auch hier hast du gleich weitere Fragen aufgeworfen mit der plötzlichen Stimme in Elayas Kopf, die ihr dann auch gleich das Leben rettet.
    Alles in allem also ein sehr spannender Einstieg!
    Mir gefällt auch, wie du die Umgebung beschreibst und immer wieder die Schönheit der Natur deutlich machst. Das ist richtig schön, um sich alles besser vorzustellen. Ab und an bist du da nur etwas holprig und packst zu viele Informationen in einen Satz oder Abschnitt. Man merkt, du möchtest so viel wie möglich erfassen, aber manchmal reichen auch kleine Einstreuungen, damit man als Leser sich eine Umgebung besser vorstellen kann. Ich versteh dich aber gut, ich bin auch jemand, der gern in der Geschichte inne hält, um erstmal die Umgebung und wie sie auf die Charaktere oder Stimmung wirkt zu beschreiben. (: Da stören auch die Wortwiederholungen nicht so viel, die ich manchmal bemerkt hab.
    Die Handlung an sich find ich sehr interessant, was in vielerlei Hinsicht natürlich an deiner Charakterisierung von Elaya liegt. Für ihr Alter scheint sie mir schon sehr reif zu sein, sie ist willensstark und obwohl sie mit den Geschehnissen zu kämpfen hat, richtet sie sich immer wieder an etwas auf. Sei es, dass ihre Familie sicherlich nicht gewollt hätte, dass sie sich aufgibt oder aber die geheimnisvolle Frau, die sie in ihren Gedanken und Träumen gehört hat. Apropos Träume -- die waren auch sehr speziell. Find ich ein nettes Plotdevice, weil man sie entweder für die Handlung verwenden kann oder aber, um das Innenleben des Charakters noch mal deutlicher zu machen. Immerhin verarbeiten wir in Träumen ja unter anderem Geschehnisse, die uns noch beschäftigen. Gerade da fällt dann stark auf, dass du Elaya von fremden Personen träumen lässt. Ich könnte mir also vorstellen, dass die noch mal später wichtig werden. Die Hints zur griechischen Kultur und Mythologie sind noch ein wenig subtil, aber doch vorhanden und das find ich auch spannend. Weiß da nämlich nicht besonders viel darüber und deshalb war es interessant zu lesen, wofür die einzelnen Götter so zuständig sind. War mir gar nicht bewusst! Da liegt dann der Gedanke nahe, dass Elaya möglicherweise direkt von einer Göttin unterstützt wurde. Mhm ... welche Göttin war noch gleich gut im Bogenschießen? Oder war das doch ein Gott? Jedenfalls könnte ich mir das vorstellen. (: Obwohl auch das nur noch mehr Fragen aufwirft!
    Eine Sache, die mir auch noch etwas negativ aufgefallen ist, ist die sehr filmische Darstellung der Erinnerungssequenzen in Kapitel drei. Also, filmisch in dem Sinne, dass du von "wechselnder Szene" und quasi "Ausblenden" geschrieben hast. Ich konnte mir dadurch zwar gut vorstellen, was du meinst, aber aus Elayas Mund klang das irgendwie nicht richtig. So als hättest du eher beschrieben, wie ein Zuschauer das wahrnehmen würde, aber nicht der Charakter selbst.
    Kapitel vier ist dann noch mal sehr spannend. Es war ja schon interessant zu lesen, dass der silberne Fuchs zum einen immer noch da ist und zum anderen sich auch streicheln lässt. Das ist definitiv kein gewöhnliches Tier und hat möglicherweise etwas mit der Frau zu tun, die Elaya in ihren Träumen gehört hat. Ich kann mir nicht helfen, aber das kann doch nur eine Göttin sein. Jedenfalls hat's mich überrascht, dass der Fuchs Elaya dann dann tief in den Wald führt, wo auch noch Hütten sind. Was machen die denn dort? Da hab ich mir schon gedacht, dass da jetzt etwas passieren muss und genauso ist es gekommen. Dass Elaya tatsächlich ohne ein Wort zu sagen, den Mann mit ihrem Bogen erschießt, hat mich schon sehr verwundert. Und ich weiß noch nicht, ob es an der Situation an sich liegt, dass sie einfach nur gehandelt hat oder ob es wirklich ein Teil ihres Charakters ist. Hier war sie jedenfalls absolut in der Beschützerrolle, als sie die junge Frau gerettet hat. Gleichzeitig zeigst du aber auch, dass die Sache nicht einfach an ihr vorbeigeht und es sie durchaus beschäftigt, was sie da getan hat. Ist ja auch schon eine harte Sache, eine Person bewusst umzubringen. Man merkt ihr das moralische Dilemma an, in dem sie jetzt steckt und das einen als Leser schon auch beschäftigt. War das jetzt richtig? Hätte es nicht auch einen anderen Weg gegeben? Zumindest ist Elaya nun nicht mehr allein und das freut mich dann schon für sie.
    Dass am Ende von Kapitel vier eine andere Person zu Wort kommt, war dann noch mal ein ungeahnter Höhepunkt. Das gibt dem Ganzen noch mal eine andere Richtung, denn ich hätte nicht gedacht, hier so einen Charakter vorkommen zu haben, der die Geschehnisse derartig beobachtet. Da wird also sicherlich noch so einiges passieren.
    Auch wenn dein Stil noch ein paar Schwächen hat, ist das nichts, was du nicht verbessern kannst und die Art, wie du deine Geschichte erzählst und aufbaust ist wirklich spannend.


    Fröhliches Schreiben, wünsch ich dir! (:

  • Liebe @Cyndaquil


    vielen Dank für dein Feedback. Ich war und bin im Moment ein wenig, ja sagen wir es mal etwas milder, genervt von der FF Community, nicht nur hier, sondern auch bei Fanfiktion.de. Aber freut mich, dass es so geendet ist :)



    Nochmals vielen Dank für das Feedback :) Mit dem nächsten Kapitel habe ich noch nicht begonnen, doch werde ich es spätestens am Wochenende tun :)
    Vielleicht sehen wir uns ja noch mal, bis dahin bis dann :)

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


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  • Hallo Venelia,


    zuerst mal, was mir aufgefallen ist: Elaya ist relativ passiv veranlagt. Ich hatte das Gefühl schon bei den bisherigen Kapiteln, im neuesten wird es mit ihrer neuen Gesellschaft aber doch deutlicher. Sie zeigt wenig von sich und nimmt dafür aber umso mehr von ihrer Umgebung auf. Das ist an sich eine gute Möglichkeit, um ihre Umwelt darzustellen, ist aber wegen der ersten Person, die von sich aus eigentlich schon fokussierter auf den Hauptcharakter sein sollte, ein Problem.
    Hilfreich könnte es hier also sein, die Interaktion mit ihrer Umwelt in den Vordergrund zu stellen. Bisher hat sie hauptsächlich gesehen und gehört, jetzt sollte sie sich auch selbst darin bewegen und entdecken. Mit ihrer neuen Bekanntschaft, die vermutlich nicht so schnell verschwinden wird, kann die Sache angegangen werden, mehr von Elaya zu zeigen. Wie sie tickt, wie sie reagiert, wie sie menschlich ist. Die Gedanken zeigen sie aus einer Perspektive, aber entscheidend ist ja dann meist, wie sie und ihre Motive auf andere wirken. Das fehlt mir noch ein bisschen.
    Gut gefallen haben mir die angespannte Szene mit dem fremden Mann, den sie am Ende überwältigen konnte, aber auch die bisherige Charakterisierung der jungen Frau. Dass sie sich noch nicht von dem Schrecken erholt hat, ist nachvollziehbar und ich find's daher gut, dass du nicht einfach zum täglichen Leben zurückgekehrt bist oder gleich mal ein ausführliches Gespräch hinten drangestellt hast. Dafür bleibt vermutlich noch Zeit, aber erst, wenn beide dazu bereit sind.


    Zum Abschluss noch ein Zitat:

    Ungläubig schaut er an sich herunter, zieht dann mit einer Wucht das Geschoss raus und kommt weiter auf mich zu.

    Egal, ob das Herz getroffen wurde oder nicht, war das dumm von ihm. In so einem Fall gilt es ja als besser, die Wunde nicht weiter zu belasten, aber ob ihm das geholfen hätte, ist schwer abzuschätzen.


    Wir lesen uns!