Keine Sorge: Hier wird nichts zur Geschichte gespoilert! ;)
Meine Lieblingsgenres sind Action Adventures und Rollenspiele. Das liegt zum großen Teil daran, dass bei beiden Genres nahezu alles stimmen muss, damit die Spiele grandios sind. Story, Charaktere, Umfang, Spielwelt, Gameplay, Grafik, Design, Soundtrack und vieles mehr spielen gerade bei diesen beiden Genres eine große Rolle. Umso schwieriger haben es dann auch Spiele in diesem Genre sich überhaupt zu behaupten, meiner Meinung nach. Es ist dann auch kein Wunder, dass wirklich nur wenige Spiele dann hier Maßstäbe setzen.
The Witcher 3 ist für mich das erste Witcher, das ich überhaupt gespielt habe und CD Project Red hat es wirklich geschafft von den Tutorials und der Story her, einen guten Einstieg auch für vollkommene Neulinge zu schaffen und sie haben es auch geschafft, dass ich mich für das Spiel oder für das Witcher-Universum allgemein interessiere. Man liest in Witcher 3 gerne Bücher, hört gerne den Charakteren zu und man liest sich auch Dinge wie das Bestiarium gerne durch, da es dort nur von interessanten Infos so wimmelt.
The Witcher 3 hat es tatsächlich geschafft Rollenspiele wie Skyrim von der Größe der Spielwelt her zu übertrumpfen, lässt auch optisch kein anderes Open World RPG an sich ran (außer Horizon Zero Dawn mittlerweile) und gerade in Sachen Inszenzierung und Story dürfen sich viele Spiele hinter Witcher 3 verstecken. Und das obwohl doch gerade Open World-Spiele häufig ihre Schwächen in der Story und dessen Inszenierung haben. Das ist das Beste an The Witcher 3: Es kombiniert die Stärken eines großen Open World-Rollenspiels mit denen aus einem linearen, storybasiertem Rollenspiel. Diese berühmt berüchtigte Grätsche zwischen Story und Open World wurde noch nie in irgend einem Spiel so brillant umgesetzt wie hier. Ich habe Witcher 3 erst fast 2 Jahre nach Release gespielt und hatte schon immer von genau dieser großen Stärke von dem Spiel gehört aber dass die Leute hier wirklich recht haben und gar nicht übertreiben, hätte ich nicht gedacht. Die Hauptgeschichte ist sehr interessant und motiviert definitv zum Weiterspielen aber auch die Nebenquests stehen der Hauptgeschichte von der Inszenierung her in nichts nach und es gibt wirklich viele, viele, viiiiiele Nebenquests mit interessanten Charakteren, motivierenden Belohnungen und mit extrem spannenden Geschichten. Das Spiel spricht dabei wirklich sehr ernste Themen an und das macht es auch auf eine sehr erwachsene Art und Weise, wie ich finde. Das macht The Witcher 3 aus und lässt einen DUTZENDE von Stunden mit dem Spiel verbringen.
Was wäre so ein Abenteuer nicht mit dem richtigen Charakter und mein Gott, ich liiiiiebe Geralt. Okay, wir haben einen maskulinen, gutaussehenden Mann mit tiefer Stimme, der gerade anfangs total kalt, cool und überkrass wirkt, was seine Fähigkeiten betreffen. Man merkt aber schnell, dass in Geralt extrem viel Charisma steckt. The Witcher 3 ist schließlich nicht sein erstes Abenteuer und man merkt ihm die Erfahrung an und hört von alten Geschichten über ihn. Da ist es dann auch halb so wild, wenn man die Vorgänger nicht gespielt hat oder die Bücher nicht gelesen hat. Es ist ein bisschen so als wäre man mit einer neuen Freundin zusammen. Man weiß, dass sie eine Vergangenheit hat und man interessiert sich auch für diese. Sieht man dann beispielsweise alte Familienfotos (in diesem Fall The Witcher I und II), dann denkt man sich zwar, dass das alles ganz nett ist aber man ist mit der jetzigen Person zufrieden. Für die letzten Sätze gehöre ich mich vermutlich eingewiesen aber seht es als Metapher oder wie auch immer. x)
Man fühlt sich als Spieler sofort in Geralts Haut wohl, da er zum einen verdammt coole Fähigkeiten mit dem Schwert und seinen sogenannten Hexer-Zeichen besitzt. Leider ist Geralt was Fallschaden betrifft allerdings nicht der Robusteste aber hey...
Zwar fühlt man sich in gewisser Weise als Geralt sehr mächtig, das ändert aber nichts daran, dass viele der Entscheidungen, die man als Geralt treffen muss, verdammt schwer fallen. Das wirklich beeindruckende daran ist: Geralt bleibt Geralt! Selbst, wenn ihr versucht aus Geralt einen absoluten Idioten zu machen, so bleibt er sich selbst und auch, wenn man nicht alle Entscheidungen im Nachhinein richtig getroffen hat, so wird Geralt nie zum Oberarsch.
Die meiste im Spiel verbringt man damit Geschichten zu folgen, welche dann oftmals mit schwierigen Entscheidungen gelöst werden müssen und gekämpft wird natürlich auch sehr viel. Die Gegnervielfalt ist dabei sehr groß im Spiel und von den unterschiedlichsten Menschen bis hin zu kleinen Monster aber auch großen Greifen oder golemartigen Wesen namens Genien findet man hier wirklich so ziemlich alles, was man sich im Fantasybereich vorstellen kann. Das Kampfsystem finde ich dabei angenehm spaßig, weil vor allem die Soundeffekte und die Animationen sehr gut wirken und das Feedback stimmt. Im Kampf Kombinationen aus Geralts Hexerzeichen (quasi Magie), schnellen und starken Angriffen, sowie kurzen Ausweichen und weites Rollen einzusetzen macht wirklich sehr viel Laune und außerhalb der Kämpfe kann man sich auch gut mit dem Verteilen der Skillpunkte beschäftigen. Das Charaktersystem ist dabei nicht zu komplex, dafür aber sehr variierbar, sodass sich Geralt auch ziemlich leicht ,,umskillen'' lässt. Mir hat das Kampfsystem wie erwähnt jedenfalls viel Spaß bereitet und so richtig cool wird es eben, wenn Geralt beispielsweise Monsterspuren findet oder Leichen, von denen er aus schließen kann, um welches Monster es handelt. Dann kann man sich auf den Kampf vorbereiten, indem man das richtige Öl auf sein Schwert schmiert oder sich schon mal effektive Bomben vorbereitet und bereithält. Geralt ist einfach ein richtig cooler Typ und er ist mir im Laufe des Spiels so sehr ans Herz gewachsen, dass er zu einem meiner absoluten Lieblingscharaktere geworden ist.
Ein großes Thema ist dann noch Gwint oder auch Gwent. (wieso auch immer zwei Schreibweisen)... Kurz gesagt ist Gwint ein kleines Kartenspiel in The Witcher 3, das vor allem Händler, Wirte aber auch die verschiedensten Charaktere spielen. Gwint hat an sich mit der Geschichte nicht allzu viel zu tun aber glaubt mir, dass man nach dem gut geschrieben Tutorial zu Gwint und nach ein paar Runden davon verdammt süchtig wird. Ein so kleines Minispiel stellt sich als echter Star im Spiel heraus. Auch, wenn mir Pferderennen und die Faustkämpfe gefallen, so ist es vor allem Gwint, was bei The Witcher 3 abseits vom Folgen der Handlungen wirklich Laune macht. Dass Gwint auch wirklich gut ist, beweist die mittlerweile erschienene Standalone Version ,,Gwent: The Witcher Card Game''.
Optisch ist The Witcher 3 ein absolutes Brett und sieht auf der PS4 einfach nur geil aus. Die Bäume, die sich wegen dem Wind biegen, die recht satte Fauna und Flora, die genialen Lichteffekte und die pure Schönheit die das Spiel mit seinen Sonnenauf- und -untergängen liefert... Alles passt und mehr wird man von dieser Konsolengeneration auch nicht erwarten können. Das Spiel läuft außerdem wie eine 1 und gerät z.B. nur in der giganten Stadt Novigrad ins Straucheln, wenn es um die Framerate geht. Wirklich technische Schwächen zeigen sich nur bei Ladevorgängen, die gerade nach einem Game Over oder beim Spielstartwirklich sehr lange dauern können oder auch an den Schattendetails, welche auf dem PC wesentlich schneller laden und dort allgemein besser aussehen.
Hauptcharaktere wie Geralt sind fantastisch animiert, absolut lippensynchron mit der Sprachausgabe und es steckt wirklich unglaublich viel Leben in den Gesichtern der Charaktere.
Oh und Novigrad... Ich dachte schon, dass Oxenfurt eine große Stadt ist, aber dann kommt man nach Novigrad... Noch nie hat sich eine Stadt in einem Videospiel wirklich so dermaßen nach einer Stadt angefühlt. Man kann sich ohne Karte hier leicht verlaufen und wirklich viiiiiiiele Stunden mit den ganzen Gesprächen, Quests usw. in der Stadt verbringen. Absolut authentisch umgesetzt und das mit viel Umfang, obwohl es nur ein kleiner Bruchteil vom Spiel ist.
Obendrein wird Witcher 3 auch in Zukunft einen XBox One X-Patch erhalten. Wo genau die Neuerungen hier bei Bildqualität und Performance liegen, ist noch nicht bekannt, dass aber Witcher 3 bald von der neuen Hardware profitiert, ist aber sicherlich cool für Leute, die das Spiel auf einem neuen System (wieder) spielen wollen und dass das Spiel allgemein etwas aufgehübscht wird.
Der Soundtrack zu The Witcher 3 ist wahnsinnig genial!!! Anders als in vielen modernen Spielen hat The Witcher 3 so gut wie immer Musik und die ist auch immer fantastisch! Allein schon die verschiedenen Themes, die es beim Startbildschirm gibt, sind absolut geil und man würde am liebsten die Soundtracks beim Startbildschirm zu Ende hören, bevor man das Spiel startet. Und wer könnte schon die Kampfmusik in Velen vergessen, vor allem dann diese Frauenstimme mit dem ,,LELELELELELELEY!'' Der ruhigere Soundtrack, wenn man bei Skellige ankommt ist auch absolut wundervoll und überzeugt mit seinen leisen Tönen. Von ruhigen Stücken bis hin zur actionreichen Kampfmusik ist alles wirklich wunderbar.
Mein absoluter Favorit ist hier das Theme von Geralt selbst, welches erst total und ruhig und einfach nur wundervoll klingt und dann mit den lauten Dudelsäcken einfach nur bombastisch ist.
Hierfür gibts von mir ne absolute 1 mit Stern!
Zu bemängeln gibt es bei The Witcher 3 wirklich kaum was. Klar, dass Geralt viel aufwendiger animiert ist wie manche NPCs aber das ist auch logisch bei so einem Spiel. Abgesehen davon haben mich nur die Ladevorgänge teilweise sehr genervt aber das auch nur bei wirklich schweren Stellen im Spiel. Auch das Menü ist leider extrem langsam, vor allem, wenn es bei Händlern viele Gegenstände zu kaufen oder zu verkaufen gibt. Auch ist es halt leider blöd, wenn man einem Monster begegnet und ,,nur mal kurz'' sich Öl auf die Klinge schmieren will im Menü. Das pausiert das Spiel leider etwas lang aber ich glaube, dass es bei der PC-Version deutlich flotter auszuwählen sein soll.
Sonst gibts eigentlich nur noch Kleinigkeiten... Die Armbruststeuerung ist nicht ganz so optimal, Geralt steuert sich beispielsweise auch immer nicht so ganz 100% gut an manchen Stellen und auf Skellige gibt es definitiv viel zu viele Schmugglerschätze im Meer. Zu jedem einzelnen hinzusegeln, immer dann Sirenen töten, nur um relativ schlechte Items zu bekommen, ist nach dem 10. mal schon sehr langweilig. - Aber das ist ja optional und hat z.B. nichts mit der Geschichte zu tun.
Pro/Contra:
+ auch optimal für Einsteiger der Reihe
+ Gigantischer Umfang für wenig Geld!
+ Sehr gute, spannende Hauptgeschichte
+ Hands down: Das Spiel mit den besten Sidequests überhaupt
+ gigantische, authentische Welt
+ interessante Charaktere
+ sympatischer badass Protagonist
+ starkes Gegnerdesign
+ tolle Bosskämpfe
+ fantastische Grafik (besonders schön bei Sonnenauf- und -untergängen)
+ toller Soundtrack
+ erstklassige Sprachausgabe
+ Minispiel Gwint ist so gut, dass es als Standalone Spiel erscheint!
+ Dialoge und Cutscenes alle überspringbar
+ spannende Geschichte bei Hearts of Stone
+ spürbar mehr Umfang bei Blood and Wine
- sehr lange Ladezeiten nach Game Over und Spielstart (bei PS4 zumindest)
- sehr träges Menü (bei PS4 zumindest)
- keine Konsequenzen für Diebstahl bei Dorfbewohnern
Eigene Meinung:
The Witcher 3 hat mich definitiv überfordert. Nicht aber so überfordert wie Xenoblade Chronicles X, welches zwar größer von der Spielwelt als Witcher ist, dafür aber total überladen mit Gameplay-Mechaniken, die ich selbst nach 100 Stunden Spielzeit nicht verstehe und mich nicht motivieren sie nachzuschlagen bzw. das Spiel 100%ig durchzuspielen. Auch The Witcher 3 überfordert mit seiner großen Spielwelt und vielen Spielmechaniken, aber wisst ihr was? Es macht Sinn. Es macht Sinn, dass ich für meine Belohnung fälschen kann. Es macht Sinn, dass ich Materialien zerlegen kann, um Einzelteile für ein neues Schwert zu bekommen. Die Spielwelt wirkt so authentisch, dass man schnell sich alle Spielmechaniken merken kann und dank der wirklich gut geschriebenen Tutorials versteht man es alles auch schnell. Überfordert ist man mit The Witcher 3 im positiven Sinne, weil man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Ich war immer total heiß darauf neue Gwint-Spieler zu finden, hatte aber auch noch einige unerledigte Nebenquests, Monsteraufträge etc., hatte noch viele unerkundete Orte auf der Karte, welche mit einem Fragezeichen markiert waren und die Hauptgeschichte gabs schließlich auch noch. Dass es dann The Witcher 3 schafft, so lange zu motivieren und sich wirklich für diese gigantische Welt mit seinen Charakteren zu interessieren, ist eine Meisterleistung.
Die Geschichte bzw. die mehreren Geschichten in The Witcher sind sowas von spannend und selbst vermeintliche ,,Filler-Missionen'' sind immer noch besser als Sidequests in anderen Spielen. Ich habe gelacht, geweint und erinnere mich an unglaublich viele Momente in dem Spiel und ich sags einfach wies ist: Dieses Spiel war ständig geil und das nicht nur die ersten Stunden, nein auch nicht nur die ersten 20 Stunden, sondern auch noch nach 150 Stunden. Auch der Wiederspielwert ist für mich hoch, da es unzählige Entscheidungsmöglichkeiten und Endings für die Sidequests und für die Hauptgeschichten gibt. Dazu noch die Tatsache, dass das Spiel echt alles andere als teuer ist und es mit den beiden DLCs perfekt zeigt, wie DLCs sein sollen! Dieses Spiel noch in dieser Konsolen-Generation toppen zu können, halte ich für so gut wie unmöglich. Ja, ich liebe das Spiel aber auch wenn ich objektiv bleibe, so kann ich einfach echt nicht viel an dem Spiel bemängeln und wenn mich ein Spiel so lange so gut mit seinen Geschichten unterhält, dann ist das eine Meisterleistung.
Und noch ein kleines, nettes Zitat an der Stelle...
,,Steel for humans, silver for monsters, gold for The Witcher!''
Fazit: Wenn man sich auch nach 150 Spielstunden nicht zurückhalten muss und ein Spiel immer noch mit seiner Geschichte überrascht, macht es verdammt viel richtig. The Witcher 3 ist ein wahr gewordener Traum von Spiel.
10/10
