Da will man einsteigen und ist komplett überfordert mit der Menge lol
Also erstmal auf den Startpost bezogen: Ich denke, man kann die "Theorie" ziemlich unterschiedlich interpretieren. Grundsätzlich sollte meine Aufmerksamkeit als Leser auf nichts gezogen werden, was für mich (= den Plot) nicht relevant ist. Was nun aber relevant ist, hängt von der Interpretation des Leser ab, weswegen ich nicht einmal genau wüsste, wo die Grenze sein soll. Nehmen wir eine Szene, die beschreibt, wie der Protagonist einen Salat zubereitet. Je nachdem welche Füllwörter eingesetzt werden, kann es mir entweder gar nichts sagen und ich werde wahrscheinlich den Absatz überspringen (so wie ich es oft bei Umgebungs-Beschreibungen tue. Habe ich bei Rowling und Tolkien gemacht, weil ich das unerträglich fand.) oder es erzählt mir so viel, dass ich mich am Ende mehr an diese Szene erinnere als an irgendwelche spannenden Szenen.
a) "Er viertelte die Tomaten und fügte sie dem Rest hinzu."
b) "Er viertelte sorgfältig die Tomaten und fügte sie dem Rest hinzu"
c) "Er viertelte wie immer die Tomaten und fügte sie dem Rest hinzu."
d) "Er viertelte gekonnt die Tomaten und fügte sie dem Rest hinzu."
Jeden Satz kann man als unnötig abstempeln und ich sehe es auch ein, wenn man dies tut. Vor allem, wenn der Rest des Plots sich darum dreht, wie sein Dorf zerstört wird und er zuerst aus Rache, dann Verantwortung auf einer fliegenden Katze die Mächte der Finsternis besiegt. Persönlich finde ich a) uninteressant, aber b)-d) gewinnen für mich im Verlauf des Plots rückwirkend eine tiefere Bedeutung. Der Protagonist macht etwas "wie immer"? Dann habe ich die Vorstellung, dass er einen geregelte Alltag hat und diesen zu schätzen weiß (sonst würde er ja nicht schon wieder seinen Salat machen). Er macht es gekonnt? Gibt mir den Eindruck, dass er recht selbstständig ist, weiß, was er tut. Er macht etwas sorgfältig? Dann kann er geduldig sein. Gut, sogar Satz a) kann die Aussage haben, dass er sich gesund ernährt oder versorgen kann etc. Ich erwarte aber, dass das irgendwann aufgegriffen wird. Nicht direkt natürlich. Ich kann z. B. sein Unglück über das zu abenteuerliche Leben besser nachvollziehen, wenn ich den Eindruck hatte, dass er die Regelmäßigkeit und Ruhe schätzt. Ich sehe eher, wie er leidet, wenn aus dem geduldigen Menschen jemand sehr unruhiges geworden ist. Oder ich verstehe seine Stärken besser, wenn vorher schon das Potential deutlich gemacht wurde. Was ich nicht haben kann, sind völlig unbedeutende Informationen. Ich fühle mich als Leser auch etwas veräppelt, wenn ich Zeit in Absätze investiere, die nichts mit dem Plot oder dem Charakter innerhalb dieses Plots zu tun haben. Wie irritierend wäre es, wenn der Autor mir beschreibt, wie die Eisdiele von gegenüber aussieht, ohne dass diese oder irgendwas, das mit der Wahrnehmung dieser zusammenhängt, eine Rolle spielt.
Ich bin ein Leser, der Worte sehr liebt und ich finde es nicht okay, wenn man diesen ihre Bedeutung nimmt. Zu gerne suche ich in meinen Fandoms nach subtilen Dingen, die einem vielleicht erst nach dem fünften Lesen auffallen, aber eben im Gesamtkonzept Sinn ergeben und stimmig sind, was Plot und Protagonisten anbelangt. Dinge zu erwähnen oder zu beschreiben, weil ich als Autor einfach mal zufällig Lust auf sowas habe, hat imo nichts in einer Geschichte verloren, die für Leser bestimmt ist. Für sowas kann man sich dann eben selber Schreibübungen auferlegen und austoben. Wenn sowas Überhand gewinnt, habe ich irgendwann das Gefühl, ich hätte eigentlich nichts gelesen, auch wenn es viel Text war. Das ist mir Bei Detective Conan passiert (Anime). Ich habe irgendwann einfach die Lust verloren die Episoden zu verfolgen, weil ich nicht das Gefühl hatte, etwas zu verpassen. Irgendwann ist aber durch dieses Übergehen einzelner Episoden ein Dauerzustand geworden und ich habe die Serie unbewusst gedroppt, obwohl ich die Charaktere dort echt mag und Freude daran habe, ihnen zuzuschauen.
Ich will mit dem Beispiel NICHT sagen, dass jeder das so interpretieren würde. Es soll lediglich mit einem sehr simplen Satz zeigen, welche Interpretationen möglich sind und warum ich es schwierig finde, eine genaue Definition für "nicht relevant" zu finden. Manches erachtet man schnell als irrelevant, weil man dem keine Bedeutung zuordnen kann, da es einem dafür selber an passender Erfahrung fehlt
Gerade lange Geschichten bringen doch ihren Inhalt noch besser hinüber, weil du emotional noch involvierter bist und wieso kann dich das denn nicht mehr in irgendeiner Form beeinflussen?
Ist vielleicht personen-abhängig, aber ich persönlich habe mehr Kurzgeschichten, die sich mir tief eingeprägt haben, als Romane. Finde auch, dass man in einem kurzen Text, wenn man mit den wenigen Worten, die man zur Verfügung hat, richtig umgeht, so viel mehr reinstecken kann, als bei einem Roman, wo man einfach irgendwas beschreibt. Heißt nicht, dass jeder Roman unnötige Abschnitte beinhaltet, aber will ausdrücken, dass die Länge keine Rolle dabei spielen muss, wie involviert man ist. Die gewählten Worte machen am Ende die Geschichte.
.: Cassandra :.