Einleitung
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In diesem Thread wollen wir uns dem Thema „Weltenbau“ widmen. In diesem Zusammenhang möchte ich direkt mit einem Disclaimer anfangen: In diesem Thread soll es darum gehen, gutes, logisches Worldbuilding zu betreiben. Nicht darum, wie man dieses dann idealer Weise in die Geschichte einbringt. Mein Tipp dahingehend bleibt immer derselbe: Worldbuilding sollte immer im Hintergrund einer Geschichte bleiben, aber es sollte vorhanden sein, da die Welt dadurch glaubwürdiger und lebhafter wirkt, als anders.
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Der Planet, der die Welt ist, und seine Lage im Sonnensystem
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Bevor wir uns den einzelnen Aspekten widmen, sollten wir uns erst einmal klar werden, von was für einem Planeten wir reden, auf dem wiederum irgendwo die Gegend liegt, in der die Geschichte spielt.
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Von Flora zur Fauna zur Evolution
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Haben wir eine Vorstellung davon, wie die Welt bezüglich Klima und Geographie aussieht, können wir uns damit beschäftigen, was die Welt nun eigentlich besiedelt und was dort alles lebt.
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Eine Kultur, die sich entwickelt
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Tiere und Pflanzen und vor allem die Frage, ob diese domestiziert/kultiviert sind, wird sich automatisch auf die Art, wie die Leute leben, auswirken. Ohne Domestizierung/Kultivierung ist es nicht sinnvoll, an festen Orten in großen Gruppen zu leben, weil dann irgendwann die Vorräte ausgehen werden. Ausnahme natürlich, wenn es irgendeine Form von Magie/göttlichen Eingriff gibt, um dafür zu Sorgen, dass die Leute immer genug zu essen haben.
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Gesellschaft kommt immer mit Hierarchie und Hierarchie kommt mit Politik
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An dieser Stelle geht es fließend von Religion in ein anderes Thema hinüber: Wie sieht die gesellschaftliche Hierarchie aus: Generell: Eher flach oder eher Pyramidenförmig. Werden Entscheidungen von allen Leuten einer Gruppe (Dorf? Land?) getroffen oder von ein paar wenigen? Sind diese Leute gewählt/Vertreter von anderen oder haben diese den Einfluss als Geburtsrecht? Wie wird das vererbt?
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Xy'lathǭr ist keine Sprache
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Kommen wir zu einem weiteren Grundbaustein einer jeden Gesellschaft und etwas, worüber sich in gefühlt 90% aller Fantasy- und SciFi Bücher keine oder nicht ausreichend Gedanken gemacht wurde, obwohl es ein Lieblingsthema vieler Fantasy-Autoren und Hobby-Weltenbauer ist: Die Sprache einer Kultur.
1. Eine gemeinsame Sprache für diverse Kulturen ohne Imterperialismus
2. YXTHLS oder auch: Hauptsache exotisch!
3. Buchstabenschrift des lateinischen Alphabets
4. Wörter, die es nicht geben sollte
1. Informiert euch über reale Sprachfamilien in der Philologie.
2. Informiert euch über Gemeinsamkeiten von Sprachen, die in ähnlichem Klima und ähnlicher Geographie entstanden sind.
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Von Bienchen, Blümchen und Familienbildung
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Dann kommen wir zu dem Aspekt der Gesellschaft, der eng mit der zuvor genannten Gesellschaftsstruktur einher geht: Familie, Liebe und das Verhältnis zur Sexualität.
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Eine Kindheit in eurer Welt
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Ein durchaus nicht unwichtiger Aspekt ist auch, welche Rolle Kinder und Jugendliche in der Welt spielen – vor allem, wenn eure Protagonisten ihrerseits noch nicht erwachsen sind. Das naheliegendste für viele ist natürlich zu sagen: „Ja, ist halt so, wie in unserer Welt. Kinder gehen zur Schule.“
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Kleider machen Leute
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Von der Sexualität kann man wunderbar zur Kleidung hinüberleiten. Warum? Weil entgegen gängiger Vorurteile auch das Schamgefühl des nackten Körpers und die Sexualisierung des Körpers nicht natürlich, sondern kulturell begründet sind.
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Womit man sich umbringt und womit man sich schützt
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Räumen wir direkt ein Vorurteil aus dem Weg: Plattenrüstungen sind historisch gesehen weit seltener, als du, geehrter Leser, es wahrscheinlich denkst. Warum? Weil Plattenrüstungen halt alles in allem unpraktisch sind. Sie sind schwer und für sich allein schützen sie weit weniger, als man denken sollte. Sie machen es außerdem schwer, sich zu bewegen. Kurzum: Unpraktisch. Einzelne Brustplatten gab es vielleicht, aber die klassische Ritterrüstung kann eher als ein Sport- und Ritualoutfit, als tatsächliche Kriegskleidung gesehen werden.
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Das Dach über dem Kopf
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Noch so ein von Religion, Klima und Ressourcen geprägter Aspekt: Architektur.
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Läufst du noch oder reitest du schon?
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Ein Themenblock, der relativ nahe beeinanderliegt: Wie wird sich fortbewegt und erweitert: Wie werden Nachrichten übertragen. Denn beides ist unglaublich wichtig um zu verstehen, wie weit die Leute in der Welt von ihrer Herkunft aus kommen können.
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Jeder braucht ein Hobby
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Ein kleiner Punkt, den ich nicht groß ausarbeiten, aber zumindest ansprechen will, da er in 99,9% aller Fantasy-Werke übergangen wird: Was macht das normale Volk so in seiner Freizeit? Was ist Freizeitunterhaltung? Was sind Hobbys?
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Abra Kadabra – Gibt es Magie?
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Auf den Aspekt der Magie-Entwicklung will ich gar nicht zu sehr eingehen, da wir noch ein eigenes Topic zum Thema Magie- und Kräftebau bekommen werden.
Wenn es Heilmagie gibt, wie beeinflusst das den Umgang mit Krankheiten und Verletzungen? Sind die Leute unvorsichtiger? Wie beeinflusst es medizinische Forschung?
Wenn Magie leicht bestimmte Gegenstände/Dinge transportieren kann, wie beeinflusst das Transporttechniken? Wie beeinflusst es Architektur?
Welche Berufsgruppen können durch Magie ersetzt/reduziert werden?
Wie beeinflusst Magie den Wert von bestimmten Materialien? Sei es, weil diese durch Magie repliziert werden können, oder, weil sie für magische Rituale gebraucht werden?
Wie beeinflusst das Vorhandensein von Magiern die Struktur der Gesellschaft? Sind Magier verehrt oder gefürchtet? Wieso?
Gibt es Grenzen, die Menschen(/die dominante Rasse) entwicklungsgeschichtlich weit schneller haben überwinden können, da sie über Magie verfügten?
Wie beeinflusst Magie die Gewalt zwischen verschiedenen Kulturen?
Wie stehen sich Magie und Technik/Forschung allgemein gegenüber?
Auch unsere Welt braucht Weltenbau
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Ein Subgenre der Fantasy, auf das ich noch einmal getrennt eingehen möchte, ist Low-Fantasy in jedem Bereich: Sowohl im Bereich „historical Fantasy“, als auch bei „Alternate History“ und „Urban Fantasy“/„Contemporary Fantasy“. Zum einen, weil „Urban Fantasy“ mein persönliches Lieblings-Subgenre der Fantasy ist, zum anderen aber auch, weil man immer wieder ein paar grobe Fehler sieht, die Geschichten, je länger man drüber nachdenkt, oft unzufriedenstellend erscheinen lassen.
1) Wie wird die Geschichte logischer Weise durch Magie verändert?
2) Wie verändert sich die Gesellschaft dadurch?
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Beispiele oder auch: Alaiya macht sich unbeliebt
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Okay, gehen wir, bevor wir zu einigen Abschlussworten kommen, noch einmal auf ein paar Beispiele ein. Dabei möchte ich an dieser Stelle zuerst sagen: Ich gehe speziell auf Beispiele in der Hinsicht ein, was man da hätte besser machen können. Damit möchte ich aber auf keinen Fall sagen, dass die etwaigen Bücher/Filme/Serien schlecht sind (selbst wenn ich bei manchen davon die Meinung vertrete) oder dass das Worldbuilding der etwaigen Geschichte nicht genügt. Ich finde nur, dass man gerade so komplexe Themen wie Worldbuilding besser an den Defiziten anderer Werke aufzeigen kann, als an den Sachen, die sie gut gemacht haben. ;) Es ist meistens einfach konkreter, als „alles geil“.
Herr der Ringe
Herr der Ringe ist eigentlich für sein Worldbuilding bekannt und für viele Fantasy-Autoren oftmals das, was angestrebt ist, was aber auch zu vielen der genannten Probleme (jedenfalls aus der Perspektive eine glaubwürdige Welt zu schreiben) führt: Es wird sich sehr auf Sprachen konzentriert (ohne den philologischen Hintergrund Tolkiens zu haben) und die Kulturen sind vor allem „Cultures of Hats“ (die Hobbits sind gemütlich, die Rohirim reiten, die Elfen sind in den Wäldern und die Zwerge in den Bergen und das ist es halt, was sie so machen). Die Welt ist eine eigene Welt, mit eigener kultureller Entwicklung und dennoch sind die Hobbits eine Karikatur britischen Landlebens, die sogar dasselbe Kalendersystem, wie die Briten nutzen und zumindest teilweise auch britische Namen haben, ohne, dass es vorher entsprechende Vorläuferkulturen (Gälen, Waliser, Römer, Angel-Sachsen) gab.
Avatar – The Last Airbender/Legend of Korra
ATLA ist ein interessantes Beispiel, weil es wohl das bekannteste Beispiel für Worldbuilding mit einer nicht eurozentrischen Welt aus westlicher Feder ist. Gleichzeitig hat man hier aber viele Punkte, die dahingehend hätten besser ausgearbeitet werden können.
Blight
Vielleicht als Vorwarnung: Nein, ich stelle keine der anderen Serien/Filme hier auf eine Stufe mit Blight. Blight ist wirklich ein Beispiel, das wenig bietet, um seine Fehlleistungen zu überdecken, aber es ist so ein wunderbares Beispiel, dass ich es einfach nicht auslassen konnte. Entschuldigt mich dahingehend bitte.
Harry Potter
Harry Potter ist wahrscheinlich das bekannteste Beispiel, wenn es um ein paar diverse Aspekte des Worldbuildings geht.
Star Wars/Star Trek
Ja, ich nenne Star Wars und Star Trek als ein Beispiel, obwohl die Serien so unterschiedlich sind, da sie vor allem für eine Sache wunderbare Beispiele sind: Planets of Hats. Effektiv: Jeder Planet hat seine eine Sache und das ist das, dem alles auf dem Planeten unterworfen ist. Planeten sind immer als ganze Planeten Dschungel- oder Wüstenplaneten. Planeten sind ganze Städte. Planeten sind ganze Meere. Planeten haben nur eine nennenswerte Spezies auf sich leben, haben keinerlei Klimadiversität und haben auch keine kulturelle Diversität. Alle Leute auf einen Planeten sind ein Volk.
Naruto
Kommt, nehmen wir noch ein Animebeispiel mit dazu. Naruto, weil Naruto mir vor allem mit einer Sache in Erinnerung geblieben ist: Die „normalen Menschen“ und „moderne Technik“. Ganz am Anfang von Naruto wird eingeführt, dass die Ninja-Dörfer effektiv in Welt existieren, in der es auch normale Zivilisation gibt. Die meisten Menschen leben nicht in Ninja-Dörfern, haben keine Ahnung von den Ninja-Dörfern und haben eigentlich ein aus unserer Sicht als Zuschauer relativ normales Leben. Offenbar sind sie es meistens, die die Ninjas Anheuern, so dass die Ninjas eben eine Aufgabe in der Ökonomie der Welt erfüllen.
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Nachwort
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Wie ich schon im Vorwort gesagt habe: Niemand kann eine komplett realistische Welt bauen. Weil es für uns einfach nicht möglich ist, jedes „wenn und aber“, jede Folge von jeder kleinen Handlung zu bedenken. Wir tun uns ja teilweise schon schwer, nachzuvollziehen, wie es in unserer Welt zu bestimmten Entwicklungen kam. Entsprechend kann man wohl kaum erwarten, dass ein einzelner Weltenbauer oder vielleicht auch zwei oder drei, alles einfach mal bedenkt.
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Hilfe zur Recherche
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