Einleitung
Stil ist eine sehr subjektive Sache. Lasst euch von niemanden etwas anderes sagen. Es gibt massenhaft berühmte, beliebte Bücher, die, wenn man seinerseits diversen Schreibratgebern traut, einen grausigen Stil haben und das eine oder absolute No-Go verwenden. Allein die Tatsache, dass verschiedene Sprachen verschiedene No-Gos haben, sagt dahingehend viel. Sprich: Es mag hier den ein oder anderen Tipp geben, bei dem du dir denkst: „Das finde ich jetzt doof“ und das ist dein gutes Recht. Gerade stilistisch findet nicht jeder dasselbe gut. Sieh in der Hinsicht diesen Thread eher als eine Sammlung von Anregungen.
Dennoch lässt sich fraglos sagen, dass es einige stilistische Kniffe gibt, die viele Leser ansprechender, als etwaige Alternativen finden, und auch ein paar Stilblüten, die sehr viele Leser als abschreckend empfinden. Für genau diese Kniffe, Tipps und Tricks, aber auch eine Liste, etwaiger Stilblüten (also Dinge, bei denen ihr euch „Bitte nicht“ denkt), soll dieser Thread gedacht sein.
Wenn euch noch eigene Ergänzungen im einen oder anderen Bereich einfallen, könnt ihr sie gerne posten, damit sie ergänzt werden können. Ebenso könnt ihr hier im Topic gerne Auszüge posten, mit denen ihr unzufrieden seid und für die ihr euch ein paar Tipps abholen möchtet.
Der Rothaarige – Charaktersynonyme
Fangen wir mit einer Stilblüte an, die von sehr vielen immer wieder genutzt wird, und fraglos nicht zuletzt im Deutschunterricht verankert ist, wo einem beigebracht wurde, dass man einen Text möglichst abwechselungsreich gestalten sollte, indem man nicht immer wieder dieselben Worte oder Namen wiederholt, da das – so diverse Deutschlehrer – sehr Monoton werden könnte.
Und dann haben wir halt Geschichten, in denen zwei oder mehr Charaktere agieren und man schnell in das Dilemma kommt, dass man die ganze Zeit zwischen zwei Charakteren wechselt. Nennen wir sie Anna und Linda. Beide sind weiblich, werden also mit weiblichen Pronomen versehen, was es schnell monoton und vor allem verwirrend werden lässt, wenn beide mit Pronomen angesprochen werden.
Das hieße wiederum, dass man die Namen immer wieder benutzen müsste, was auf Dauer nun doch etwas monoton wirken könnte. Also sucht man gerne nach Synonymen. Dabei gibt es durchaus Synonyme, die funktionieren können, nur was funktioniert kommt stark auf den Erzähler an.
Eine Sache gibt es jedoch, die beinahe nie funktioniert: Den Charakter auf sein Äußeres zu reduzieren. Der Klassiker unter den äußerlichen Synonymen sind die Haarigen. „Der Schwarzhaarige“, „die Rothaarige“, „die Blondine“ oder im Animebereich auch gerne einmal „der Grünhaarige“ und „die Rosahaarige“. Dabei gibt es das ebenso über „Blauäugige“ und „Weißhäutige“, wenngleich die Haarfarbenvariationen am häufigsten verwendet werden. Und das ist fast immer problematisch und wird vielen Lesern negativ ins Auge stechen?
Warum? Weil es die Charaktere auf ihr äußeres reduziert. Dann werden sie auf einmal nur noch über ihre Haarfarbe identifiziert. Sobald ihr einen Personalerzähler habt (ja, auch ein Personalerzähler dritter Person) umso mehr, weil es bedeuten würde, dass er von der etwaigen anderen Person als „Regenbogenhaariger“ denkt. Und solang die anderen Charaktere ihm Nahe stehen, ist das eher nicht glaubwürdig.
Eine Ausnahme gibt es: Wenn etwas am äußeren des Charakters extrem aus seiner Umgebung hervorsticht und der Personale Erzähler den anderen Charakter noch nicht wirklich kennt, dann könnte er ihn vor allem über etwas äußeres identifizieren. Sei es, dass der andere Charakter in einem Asiatischen Land Blond ist oder ungewöhnlich gefärbte Haare hat (giftgrün zum Beispiel). Wobei ich auch bei ungewöhnlichen Augenfarben über diese nicht definieren würde – denn diese fallen nicht immer auf. ;)
Beispiel 1: Zu viel „Sie“ (verwirrend)
Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte sie.
Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
Undankbar. Sie zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
„Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand die andere auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
Sie atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.
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Beispiel 2: Namen zu oft genannt (monoton)
Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte Anna.
Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte Marina gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
Undankbar. Anna zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
„Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand Marina auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte Anna sich dabei nicht verkneifen.
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Beispiel 3: Stilblüten
Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte die Rothaarige.
Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
Undankbar. Die Rothaarige zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
„Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand die Braunhaarige auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.
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Beispiel 4: Ausgewogen mit sinnvollen Synonymen
Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte sie.
Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
Undankbar. Anna zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
„Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand ihre Schwester auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.
Sonstige Synonyme
Was ebenfalls immer wieder negativ herausstechen kann, sind besonders blumige Synonyme für eigentlich relativ einfache Dinge.
Bekannt sind dahingehend denke ich die Körperteile. Also zum einen Augen, die manch einer als „Seelenspiegel“ bezeichnet, was gelinde gesagt die Ernsthaftigkeit aus jeder Situation nimmt, egal ob jemand seine „Seelenspiegel“ auf jemand anderen richtet oder jemand anderen in die „Seelenspiegel“ schaut. (Dasselbe gilt für Seelentore, Seelensteine, funkelnde Opale und was euch sonst noch einfällt.)
Andere Körperteile, die gerne kreativ umschrieben werden sind dank der Altersfreigabe des Forums hier nicht angebracht und vielleicht auch nicht ganz so interessant hier im Forum. Ich möchte es nur anmerken, dass bei bestimmten FSK18 Texten teilweise gerne sehr alberne, übertriebene Synonyme für diese spezifischen Körperregionen verwendet werden.
Filterworte
Ein im deutschen Raum relativ unbekannter stilistischer Schreibtipp, der in meinen Augen aber absolut Wunder wirken kann, ist es, Filterworte herauszulassen, speziell, wenn die Geschichte durch einen personalen Erzähler, nun, erzählt wird. (Zur Erinnerung: Das heißt, dass der Leser die Geschichte in meist erster oder dritter Person exklusiv aus der Sicht eines Charakters liest, wobei es sein kann, dass diese Person zwischen Szenen oder Kapiteln wechselt.)
Was sind Filterworte? Als Filterworte bezeichnet man Worte, die den Charakter als Filter zwischen dem Geschehen in der Geschichte und dem Leser agieren lassen und dadurch den Leser künstlich weiter von der Handlung entfernen, als es notwendig ist.
Die Klassiker darunter sind „hören“, „sehen“, aber auch „denken“ und „fühlen“. Effektiv Dinge, die der Charakter, in dessen Hirn der Leser bei einem personalen Erzähler direkt oder indirekt sitzt, wahrnimmt und die darüber an den Leser weitergegeben werden. Dabei ist es so, dass der Leser bereits weiß, dass er die Geschichte bereits die Augen des Charakters, des personalen Erzählers sieht, was ihm nur unnötig in den Kopf gerufen wird, indem diese Filterworte genutzt werden. Es erzeugt Distanz zwischen Leser und Handlung, die natürlich gewollt sein kann, es aber nicht immer ist. In euren etwaigen Geschichten könnt ihr also überlegen, ob und eventuell auch gezielt wo ihr diese Distanz wollt und wo nicht.
Übliche Filterworte sind: Sehen, beobachten, hören, fühlen, spüren, riechen, denken, wissen, erkennen, entscheiden.
Beispielsweise:
Mit Filter | Ohne Filter |
Er beobachtete den Hund, wie er den Knochen verscharrte. | Der Hund verscharrte den Knochen. |
Er hörte ein Kreischen aus dem Flur. Es klang, als wäre Jane in Gefahr. | Ein Kreischen riss durch den Flur – Jane! Sie war in Gefahr! |
Ich kann die Rauheit seiner Fingerspitzen auf meiner Haut spüren. Sie erinnern mich an Sandpapier. | Seine Fingerspitzen schliffen wie Sandpapier über meine Haut. |
Er realisierte, dass es keinen Ausweg gab. Er musste ihn freilassen. | Der Moment der Ausweglosigkeit war gekommen. Er musste ihn freilassen. |
Er sah die Sonne aufgehen. | Die Sonne ging auf. |
[Beispiele sind von dieser Seite entnommen]
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Tipps von Bastet:
Anfangen / beginnen
Oft wird dem Leser mitgeteilt, wenn eine Tätigkeit eben erst begonnen wird. Dies kann jedoch den Lesefluss stören und unter Umständen komplizierter ausgedrückt als nötig wirken. Das wird noch extra im kommenden Punkt angesprochen.
Lukas begann sich in das Buch zu vertiefen. | Lukas vertiefte sich in das Buch |
Anna fing bereits eine Woche vor der Prüfung zu lernen an. | Anna lernte bereits eine Woche vor der Prüfung. |
"KISS"-Formel und den treffenden Ausdruck finden
KISS kommt eigentlich aus dem Marketingbereich und soll mit der Formel "Keep it short and simpel" den Lesefluss erleichtern. Sätze sind somit prägnanter, aussagekräftiger, da nicht um den heißen Brei herumgeredet wird und wirken mehr auf den User ein. Insgesamt kann gesagt werden, dass es vermieden werden sollte den Leser durch Schachtelsätze zu verwirren.
Das oben erwähnte Thema könnte man als ein Beispiel anführen.
Ein weiterer, vielleicht nützlicher Tipp wäre es, lange Sätze mit vielen Nebensätzen auseinanderzunehmen und sie, wenn möglich, mit einem einzigen Adjektiv auszudrücken.
Zu der "Kiss"-Formel könnte man auch dazuzählen, dass viele Schreiber hochtrabende Adjektive und Verben benutzen, da sie diese als schön empfinden und Dinge kompliziert umschreiben. Mein persönlicher Tipp wäre es darauf zu achten den Ball etwas flacher zu halten und in erster Linie darauf zu achten, ob ein Satz das aussagt, was er aussagen soll.
Ein Beispiel ist unten angeführt. Hier passt das Verb, obwohl es etwas "edler" klingt, nicht zum Inhalt, da Eskorten meist berühmte Persönlichkeiten erhalten. Das Verb wird auch meist mit Personenschutz assoziert. (Ich glaube, ich habe es so ähnlich irgendwo einmal gelesen, weiß aber nicht mehr wo. Wenn es im BB gewesen sein sollte und die Person das liest, sei mir bitte nicht böse. Ich weiß es nicht mehr. XD)
Dazu gesagt wäre, dass das letzte Beispiel ein wenig der "Show, don't Tell"-Formel widerspricht, die jedoch ebenfalls keine fixe Regel ist. Auch sie ist mehr als eine Richtlinie zu sehen, an der man sich entlanghangeln kann, um Situationen und Charaktere lebendiger darzustellen.
Eine Statue, die riesig war, zierte das Innere der Kathedrale. | Eine riesige Statue zierte das Innere der Kathedale. |
Wer Anna kannte wusste, dass sie stets organisiert war, und sie ebenfalls jedem gerne beim Lernen half, da sie von klein auf Lehrerin werden wollte, um den Schülern Freude an der Schule und an Wissen zu vermitteln, weil sie dies als wichtig emfpand. | Anna war stets organisiert. Von klein auf wollte sie Lehrerin werden und den Schülern Freude an der Schule und an Wissen vermitteln. Das empfand sie als wichtig. |
Lukas eskortierte seine Freunde nach Hause. | Lukas begleitete seine Freunde nach Hause. |
"Sehr" mit treffenden, stärkeren Adjektiven ersetzen (+Synonyme)
& Nichtssagende und wertende Adjektive
Der Titel ist eigentlich schon selbstredend. Die Adjektive üben auf den Leser eine stärkere Wirkung aus.
Den Tipp kennt man vielleicht auch aus dem Film "Der Club der toten Dichter". :D
Dinge sind nicht "sehr groß", sondern gigantisch. Jemand ist nicht sehr traurig, sondern niedergeschlagen. Etwas ist nicht sehr schön, sondern vielleicht sogar zauberhaft.
Allerdings sollte man sich auch manchmal fragen, ob es überhaupt notwendig ist, ein Adjektiv noch zu verstärken oder man ein Synonym benötigt.
Dazu muss auch erwähnt werden, dass Synonyme nicht immer dasselbe aussagen müssen, sondern oft nur eine ähnliche Bedeutung haben! Ein Tipp ist sich beim Korrekturlesen zu überlegen, was man ausdrücken wollte. Vielleicht ist euer Charakter ja tatsächlich nicht wutentbrannt, sondern nur wütend. Die passenden Adjektive sollten an die Situation angepasst werden.
Manche Adjektive sagen gar nichts aus. Beispielsweise ist das Wort "nett" absolut neutral und langweilig.
Allerdings muss man bei wertenden Adjektiven aufpassen wie sie wirken und wie der Charakter wirkt, der sie gebraucht.
Einige Synonyme
Sehr alt | antik, greisenhaft, greis, altertümlich, betagt, uralt, steinalt (eure Oma sollte ihr nicht als antik oder altertümlich bezeichnen. Vielleicht auch nicht mit den anderen. :D) |
Sehr ängstlich | furchtsam, angstvoll, bange, erstarrt vor Angst |
Sehr wütend | wutentbrannt, aufgebracht, zornig |
Sehr froh/ glücklich | beschwingt, lebenslustig, enthusiastisch, begeistert, heiter, sorgenfei, lebensfroh |
Sehr traurig | niedergeschlagen, deprimiert, betrübt, bekümmert, trübselig, entmutigt, melancholisch, mutlos |
Sehr schlecht | fürchterlich, furchtbar, grauenhaft, scheußlich |
Sehr gemein | grausam, boshaft, böswillig, bösartig, hinterhältig |
Sehr nett | liebenswürdig, warmherzig, umgänglich, hilfsbereit, freundlich, sympathisch |
Sehr gut | ausgezeichnet, großartig, erstklassig |
Sehr groß | riesig, gigantisch, kolossal, turmhoch, haushoch, riesenhaft |
Sehr klein | winzig, zwergenhaft, kümmerlich |
Sehr dünn | mager, dürr |
Sehr vorsichtig | behutsam, bedächtig, umsichtig |
Sehr kalt | eisig, eiskalt, frostig, gefroren, glatt (bei Eis), klamm, feuchtkalt |
Sehr heiß | tropisch, drückend heiß, brennend, glühend, kochend, kochend heiß, schwül (wie tropisch, für Luftfeuchtigkeit) |
Sehr arm | bettelarm, bedürftig, notleidend, besitzlos, mittellos, verarmt |
Sehr reich | vermögend, wohlhabend, besitzend, gut situiert, gut betucht |
Sehr hübsch | schön, wunderschön, zauberhaft, bezaubernd, bildschön, attraktiv, malerisch, ästhetisch (beides bei Landschaften), elegant, grazil |
Sehr hell | blendend, (er)strahlend, glänzend, leuchtend |
Sehr dunkel | stockdunkel, rabenschwarz, pechtschwarz, finster, düster |
Sehr klug | intelligent, ausgefuchst, clever, lebenserfahren, bauernschlau, belesen, gelehrt, weise, vernünftig, strategisch, scharfsinnig (hier ist zu beachten, dass jedes Adjektiv eine Art andere von "klug" meint und den Eindruck eures Charakters verändert.) |
Sehr genau / sauber (gearbeitet) | akkurat, exakt, detailliert, fehlerlos, makellos, korrekt, sorgffältig |
Sehr oft | häufig, öfters, oftmals, regelmäßig, mehrmals, nochmals, wiederholend, ständig, erneut, einige Male, immer wieder |
Nicht sehr oft | Selten, ab und zu, manchmal, kaum, vereinzelt, unregelmäßig, zuweilen, zuzeiten, stellenweise, zeitweise |
Sammelbegriffe und Verallgemeinerungen vermeiden - Details beschreiben und zeigen
Dieser Tipp soll dafür sorgen, dass ihr all das, was ihr vor eurem inneren Augen seht, lebendiger beschreiben könnt.
Unter "Sammelbegriff" versteht man eine Wortgruppe, die viele verschiedene Oberbegriffe einer Art zusammenfasst.
Bäume, Hunde, Züge, Tische, Menschen, Städte, ...
In den meisten Fällen solltet ihr lieber ins Detail gehen und alles, was euer Charakter sieht oder ihr als allwissender Erzähler beschreiben wollt, genauer schildern. Beschreibt den Baum als Eiche oder Tanne, den Hund als Dackel oder Schäfer und den Tisch als Beistell- oder Esstisch.
Anmerkung: Das funktioniert natürlich nur, wenn der Perspektivencharakter diese Begriffe kennt. Nicht immer handelt es sich um sehr alltägliche Worte, die man in seiner Kindheit kennengelernt hat.
Doch auch dann, wenn er sie nicht kennt oder man eben eine Person oder Landschaft beschreiben möchte, kann man schildern, welchen Eindruck der Charakter von einer Sache gewinnt. Man kann ebenso eine Person beschreiben oder wie der Zug auf dem Bahnsteig aussieht.
Unter diesem Punkt könnte man noch hinzufügen, dass man bestimmte persönliche Eigenschaften ebenfalls genauer charakterisieren sollte, wenn man sie im "Tell" erzählen möchte.
Du möchtest sagen, dass Anna tierlieb ist? Wieso erhältst du diesen Eindruck? Konkretisiere lieber: Anna besitzt drei Hunde und war als Kind mit ihren Eltern mindestens zweimal monatlich im Zoo. Außerdem regt sie sich auf, wenn sie Bilder von Massentierhaltung sieht.
Im "Show" brauchst du diese Umstände dem Leser nicht extra nochmal zu erklären.
Hier wird eine Szene gezeigt, in der Anna mit ihren Hunden eine Runde dreht und mit ihnen interagiert. Auf dem Heimweg erinnert sie sich an die Zoobesuche von damals und sieht ein Plakat über Massentierhaltung. Sie reagiert schockiert.
Dem Leser wird klar: Anna ist tierlieb.
Ebenso lassen sich viele andere Adjektive, Gegenstände, Eindrücke, Landschaften, Wesen und Menschen auf diese Art genauer beschreiben. :)
Natürlich sollte man es auch mit diesem Tipp nicht unbedingt übertreiben. Nicht jedem liegt es seine Umgebung bis in genaueste Detail zu beschreiben, doch manchen gefällt das sehr.
Die Beispiele sind sehr simpel gehalten, um die Sache zu veranschaulichen.
Tim besaß einen Hund. | Tim besaß einen Spitz. |
Im Garten stand ein Baum. | Im Garten stand eine Eiche. |
Sarah las in ihrer Freizeit gerne Bücher. | Sarah las in ihrer Freizeit gerne Krimis. |
Lukas interessierte sich sehr für Geisteswissenschaften. | Lukas interessierte sich sehr für Soziologie. |
Paul sah ein Mädchen am Bahnsteig. | Paul sah ein zierliches Mädchen mit auffällig blau-gefärbtem Haar am Bahnsteig. |
Monika besuchte gerne Veranstaltungen. | Monika besuchte gerne Konzerte ihrer Lieblingsbands. |
Mira fand ihre Wohnung schön. (Inwiefern? Wieso? Was macht sie schön?) | Miras Wohnung war lichtdurchflutet und lag am Waldrand. Hier konnte man die Natur genießen, während man las. |
Laura fand ihre neue Mitschülerin seltsam. (Warum? Welches Verhalten sorgt dafür?) | Lauras neue Mitschülerin ging mit gesenktem Kopf durch die Gänge und sprach nie mit jemandem. Sobald man sie in ein Gespräch verwickeln wollte, zuckte sie zusammen und suchte das Weite. Seltsam. |
Gestiken, Gewohnheiten und Körperhaltung beschreiben
Dieser Punkt hängt ein wenig mit dem Oberen zusammen.
Das ist ein Teilbereich des "Show, don't Tell", den ich persönlich für sehr wichtig halte, weil er ein einfaches Mittel darstellt, um euren Charakteren Menschlichkeit und viel Tiefe zu verleihen.
Ich habe ihn auch dank einer Freundin sehr verinnerlicht, die Comics zeichnet und Charakterentwicklungen beispielsweise dezent zeigt, indem sie eine Figur im Laufe der Handlung mit einer immer selbstbewusster werdenden Körperhaltung darstellt.
Schriftlich kann man diese Entwicklung dadurch darstellen, dass der Charakter eine Handlung, die typisch für ihn war, immer öfter auslässt und andere Gewohnheiten annimmt. Ein Charakter, der oft den Blick gesenkt hat oder Gespräche gescheut hat, wird dies demnach seltener tun.
Allerdings funktioniert dieser Tipp im personalen Erzählstil bloß, wenn euer Perspektivencharakter nicht sozial sehr inkompetent ist und ihr dies besonders hervorheben wollt. In dem Fall werden ihm diese Kleinigkeiten an anderen Personen wohl entgehen.
Diese Dinge fallen jedoch sehr vielen Menschen auf und sei es nur unterbewusst.
Ein Beispiel, das zeigt, was denn überhaupt gemeint ist:
"Ich weiß nicht so recht, ob ich mich richtig entschieden habe." Paul war nervös. (Wieso denkst du / der Perspektivencharakter das?) | "Ich weiß nicht so recht, ob ich mich richtig entschieden habe." Paul raffte den Ärmel seines Pullovers hoch und nestelte am Knopf. |
Natürlich reagieren Menschen ganz verschieden auf ein und dasselbe Gefühl. Manche zeigen ihre Nervosität offener, andere versuchen sie zu verstecken und senden damit eventuell entgegengesetzte Signale aus, wenn ihnen dies nicht gelingt.
Die Aussage alleine schon spiegelt ein wenig, wie sich Paul fühlt, und kann durch das, was er im Anschluss tut, verstärkt werden. Je nachdem, ob eine solche Handlung zu ihm passt.
Und wieder: Vermeidet Übertreibungen. Vermeidet es besser eine Gewohnheit, Geste, etc. auf fast jeder Seite zu beschreiben. Es sei denn, ihr wollt damit ganz bewusst etwas Bestimmtes bezwecken! ;)
Aktiv / Passiv
Euer Text wirkt lebendiger, wenn ihr öfter das Aktiv verwendet und das Passiv nicht so häufig gebraucht.
Verwendet ihr sehr oft das Passiv, so ist es möglich, dass das Geschehen wie eine Nacherzählung wirkt und rasch langweilig werden kann.
Auch eure Charaktere können dadurch rasch wie "Puppen" wirken, die ihr durch die Welt scheucht und mit denen ständig Dinge passieren, anstatt dass sie tatsächlich selbst so richtig ein lebendiger Teil davon werden.
Vergleicht mal:
Der Windstoß war so stark, dass Julia von den Füßen gehoben wurde. | Der Windstoß war so stark, dass er Julia von den Füßen hob. |
In beiden Fällen geschieht etwas mit Julia und sie kann es nicht selbst beeinflussen, aber der Windstoß wird im zweiten Satz im Aktiv dargestellt. Durch diesen Umstand wirkt es so, als würde es in diesem Moment wirklich passieren.
Auch bei diesem Tippp kann der häufige Einsatz des Passiv eine gute Möglichkeit sein, um zu zeigen, dass euer Charakter passiv ist - wortwörtlich eben. Allerdings kann man dazu raten das eher sparsam einzusetzen.
Hart klingende Nominalendungen und "Beamtendeutsch"
Viele deutsche Nomen besitzen Endungen (wie diese hier), die klingen einfach.... nun ja, hart eben.
Diese sind meist:
-heit
-ung
-keit
-schaft
Auf keinen Fall sollte man sie ganz vermeiden. Man sollte auch auf keinen Fall Nomen an sich vermeiden, aber gebraucht man sie zu häufig, erschafft man etwas, das man als "Beamtendeutsch" bezeichnet. Das nennt man so, weil sich der Text so liest, als würdet ihr ein Brief vom Amt erhalten oder in eurem Chemiebuch lesen. ;)
Dabei handelt es sich um eine sehr unschönen, harten Stil, der die Dinge sehr umständlich, unpersönlich und kalt ausdrückt. Das ist nunmal etwas, das man in Romanen meistens nicht gebrauchen kann.
Verwendet man zu häufig Nomen, vor allem Harte, Unschöne, kann man manche von ihnen durch Verben (oder Adjektive) austauschen, um den Lesefluss weicher und fließender zu gestalten.
Beispiele:
Der Gebrauch von hart klingenden Nomen und Nominalendungen kann durch Reduktion sowie dem Ersetzen passender Verben und Adjektive erfolgen, wodurch die Gestaltung des Leseflusses auf ein positives Empfinden seitens des Konsumenten optimiert wird. (Ein sehr hässlicher Satz! ;)) | Hart klingende Nomen kann man durch passende Verben und Adjektive ersetzen, um den Lesefluss fließender zu gestalten. |
Paul hat seine Maturaprüfung abgelegt. | Paul hat maturiert. |
Laura hat eine Entschuldigung ausgesprochen. | - Das kann man im Dialog darstellen. - Ansonsten: Laura hat sich entschuldigt. |
Der Briefträger kam einmal am Tag. | Der Briefträger kam täglich. |
Wörter, die Unsicherheit ausdrücken oder Aussagen entschärfen
... außer, sie sollen es und entsprechen dem, was der Charakter in dieser Situation denkt.
An sich sollte man mit ihnen jedoch sparsam umgehen.
Vielleicht, eventuell, möglicherweise und viele andere Wörter drücken Unsicherheit aus. Wenn man sie oft im Fließtext verwendet, drückt man damit aus, dass man sich selbst nicht so ganz sicher ist, was man eigentlich sagen wollte.
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