Willkommen zum fünften Vote der Wettbewerbssaison 2018!
Beim Voting könnt ihr den einzelnen Abgaben zwischen 1 (nicht gut) und 10 (sehr gut) Punkte vergeben. Dabei sind auch halbe Punkte (wie 2.5) möglich. Wichtig ist dabei, dass ihr alle Abgaben bewertet. Da der Wettbewerb anonym ist, vergeben auch Teilnehmer beim Voten Punkte an alle (auch an die eigene) Abgaben. Diese werden bei der Auswertung nicht beachtet, stattdessen erhaltet Teilnehmer einen Punkteausgleich für ihre Unterstützung. Begründungen sind nicht verpflichtend.
Der Vote läuft bis zum 27. Mai 2018 um 23:59 Uhr.
Die Siegerehrung wird im Laufe des 28. Mais bekanntgegeben.
Verwendet bitte folgende Schablone für den Vote:
Die Aufgabenstellung zum Wettbewerb:
Schon lange fasziniert die Menschheit das Thema Zeit und die Möglichkeiten, sich in dieser frei zu bewegen. Ob es nun die vergangenen Tage sind, nach denen es einen sehnt, oder die unbekannte Zukunft, der man neugierig entgegenblickt. Vielleicht sogar beides? Zahlreiche Unterhaltungsmedien drehen sich um die Zeitreise und auch Pokémon hat sich bereits damit auseinander gesetzt. Doch jetzt liegt es an euch, eine neue Pokémon-Geschichte zu erfinden, bei der das Thema Zeitreise eine wichtige Rolle spielt.
Schreibt eine Pokémon-Geschichte zum Thema "Zeitreise".
Abgaben
Der Professor grinste zuversichtlich. Dies wäre ein Durchbruch auf seinem Gebiet, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Er hatte alles auf diese eine Karte gesetzt, sein gesamtes Vermögen für diese eine Maschine ausgegeben. Er würde es ohnehin nicht mehr brauchen, durch diese Veröffentlichung würde er reich werden. Sein Plan war so simpel wie genial: Er wollte weit in die Vergangenheit reisen, lebensechte Fotografien der damaligen Lebewesen aufnehmen, ihre Lebensweisen beschreiben und mit all diesem Wissen dann an die Öffentlichkeit gehen. Oft wurde er von seinen Rivalen ausgelacht. Doch nun sollte er derjenige sein, der zuletzt lachte. Endlich hatte er sie, seine Zeitmaschine.
Kurz und knapp war ihm erklärt worden, wie die Maschine funktionierte, und allzu schwierig schien es glücklicherweise nicht zu sein. Er konnte sie sich umschnallen wie einen Rucksack, dann musste er die Fernbedienung, die an einem Gurt an seiner linken Schulter befestigt werden konnte, in die Hand nehmen und die Zeitspanne eingeben, die er zurücklegen wollte. Dann musste er nur noch einen Bestätigungsknopf drücken und schon würde es losgehen.
Ein bisschen nervös wurde der Professor nun doch. In dieser Vergangenheit waren Menschen nicht vorgesehen. Keines der Wesen, die damals lebten, hatten jemals einen gesehen. Er hatte keine Ahnung, ob sie ihn für Beute oder eine Bedrohung halten könnten, aber immerhin hatte er für den Notfall einen Flottball dabei. Er hatte zwar eigentlich nicht vor, sich eines dieser prähistorischen Pokémon zu fangen, aber falls es eng wurde, könnte er sein Gegenüber damit immerhin temporär ungefährlich machen.
Er atmete tief durch. Mit zittrigen Händen tippte er eine Zahl auf seiner Fernbedienung ein: -160M. Er kniff die Augen zusammen, hoffte auf das Beste und drückte den Knopf zur Bestätigung.
Für einen Moment spürte er nichts. Es war, als wäre er schwerelos im Nichts. Doch dieses Gefühl ließ mit einem Mal wieder von ihm ab und er landete aus einigen Zentimetern Höhe auf dem harten Boden. Er stand zwischen einigen Farnen, die ihm teils bis zur Hüfte reichten, nur wenige Meter von ihm entfernt begann ein Wald aus Palmfarnen. Es war ruhig, im Moment schienen keine Pokémon in der Nähe zu sein. Er näherte sich dem Wald. Die Pflanzen waren wirklich faszinierend, auch wenn sie ihren heutigen Entsprechungen schon verblüffend ähnlich sahen. Er zückte seine Digitalkamera und schoss einige Fotos.
Auf einmal hörte der Professor ein Brüllen und der Boden begann zu beben. Er versteckte sich hinter einem der großen Palmfarne und schaute neugierig hervor, seine Digitalkamera bereit, die sich nun bald bietende Szene einzufangen. Da erblickte er schon die ersten Pokémon dieser Zeit: Vierbeiner, die ihn mit ihren langen Hälsen und Schwänzen an Amagarga erinnerten, diese jedoch nicht senkrecht, sondern ähnlich wie Tropius waagerecht zur Erde hielten. Ihre Haut hatte ein Muster aus verschiedenen Grüntönen und von ihrem Kopf über ihren Rücken bis hin zum Schwanz verliefen Dornen. Ihr Hals war geschmückt mit einem Kranz aus riesigen Blättern, deren Form an die der heutigen Ginkgobäume erinnerten, die Anordnung erinnerte jedoch stark an eine Blume. Der Professor staunte nicht schlecht, als die Herde an ihm vorbeirannte, die längsten dieser Pokémon waren bestimmt zwanzig Meter lang und vier Meter hoch. Er fragte sich, ob er hier wohl die Vorfahren von Meganie oder Tropius beobachtete oder ob die Ähnlichkeit rein zufällig war.
Inzwischen erspähte der Professor auch schon den Grund, aus dem die riesigen Wesen flohen: Sie wurden verfolgt von einer Gruppe kleinerer Pokémon, die aber immer noch etwa die Hälfte ihrer Länge erreichen dürften. Ihr Körperbau erinnerte ihn im ersten Moment an Monargoras, doch ihr Schädel war klar länglicher und auch ihre Vorderbeine waren länger und hatten lange, abstehende Blätter an den Handgelenken. Außerdem bestand ihr Schwanz aus Farnen, wie der eines Gewaldro. Überhaupt erinnerte dieses Pokémon auch von den Farben her eher an Gewaldro als an Monargoras, wo der Professor nun genauer darüber nachdachte. War diese Art etwa noch älter als gedacht? Diese Entdeckung würde ihn mit absoluter Sicherheit berühmt machen!
Er beobachtete, wie einer der großen Vierbeiner stolperte, das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden landete. Die Verfolger konzentrierten sich nun auf genau dieses Exemplar, sprangen ihm auf den Rücken, bissen ihm in den Hals und benutzten die langen Blätter an ihren Armen zu Angriffen, die vermutlich der Zornklinge entsprachen. Schon nach Sekunden war das Heulen des am Boden liegenden Pokémon verhallt und die Räuber machten sich aus seinem Fleisch ein Festmahl.
Der Professor schlich sich näher an die Szene heran und schoss Fotos, als er von einem lauten Kreischen aus den Lüften aufgeschreckt wurde. Er blickte hinauf und sah ein orangefarbenes Pokémon mit riesigen blauen Schwingen über seinen Kopf hinwegfliegen. Es flog über den Wald aus Palmfarnen hinweg und so versuchte der Professor, ihm hinterherzukommen, auch wenn es sich durch die ganzen umgefallenen Bäume in seinem Weg als eher schwierig herausstellte. Schnell verlor er es aus den Augen, doch er folgte seinen Rufen, bis er schließlich auf der anderen Seite des Waldes wieder herauskam. Überraschenderweise war er hier zu einem Ufer gelangt. Auf einer Felsklippe saß eine Gruppe dieser orangefarbenen Pokémon, die eindeutig wie Aerodactyl aussahen. Sie unterschieden sich von diesen ausschließlich durch die Farbe und eine Flamme an ihrem Schwanzende anstatt der knöchernen Spitze, die die reanimierten Exemplare besaßen.
Am Ufer sah der Professor etwas, was er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können: Dort war eine Gruppe von mindestens fünfzig Amonitas, und in ihrer Mitte stand eine riesige Statue, die die Form ihrer Schale hatte. Dieses Gebilde konnte unmöglich natürlichen Ursprungs sein, es war definitiv künstlich erschaffen worden. Doch wie? Wie konnten Amonitas eine Statue erschaffen? Sie zählten zu den am wenigsten intelligenten Pokémon, die bekannt waren, zumindest war das bei den aus Fossilien wiedererweckten Exemplaren der Fall. Konnte es sein, dass eine derart primitive Lebensform schon eine eigene Kultur hatte?
Auf einmal flatterten die Aerodactyl auf und kreisten über den Amonitas und ihrer gigantischen Schale. Sie begannen zu leuchten, sodass der Professor seinen Blick abwenden musste. Als er wieder hinschaute, waren ihre Flügel noch imposanter, ihre Klauen noch schärfer und ihre Flammen noch größer als vorher. Das musste die Mega-Entwicklung dieser prähistorischen Aerodactyl sein. Sie schossen nach unten und aus ihren Mäulern drangen Flammen, die die kleinen Pokémon komplett umfassten. Als sie das Feuer einstellten, lagen die meisten Amonitas regungslos am Boden, und die, die noch versuchten, in Sicherheit zu gelangen, wurden von den Aerodactyl geschnappt, die mit Donnerzahn-Angriffen ihre Schalen zermalmten.
Der Professor nahm all das mit seiner Kamera auf, er war so fixiert auf das Schauspiel, dass er gar nicht bemerkte, dass ein einzelnes Aerodactyl auf der Klippe zurückgeblieben war. Dieses vollführte nun ebenfalls eine Mega-Entwicklung, doch anders als seine Artgenossen wurde es dadurch schwarz und seine Flammen leuchtend blau. Es flog nun über die riesige Statue. In Flammen gehüllt schoss es nach unten, wodurch das Gebilde in tausend Teile zersplitterte. Geschockt duckte sich der Professor, als einer der Felsbrocken genau in die Palmfarne hinter ihm flog, sodass diese umknickten. Nun stand er schutzlos da, und noch dazu hatte er vor Schreck seine Kamera fallen lassen. Hastig hob er diese wieder auf.
Das schwarze Aerodactyl drehte seinen Kopf in seine Richtung und kam langsam auf ihn zu. Panisch griff der Professor nach der Fernbedienung an seiner Schulter, tippte die Zahl 80M ein und drückte auf den Bestätigungsknopf. Er spürte noch die Hitze seines Flammenwurfes, bevor er sich wenige Sekunden später in einer vollkommen neuen Umgebung wiederfand.
Überall war nur Grasland. Hier und da ein paar vereinzelte Nadelbäume, doch viel Schutz boten diese auch nicht. Trotzdem stellte er sich in den Schatten von einem, allein für das geringfügig bessere Gefühl, das es ihm bot. Am Himmel flogen einige Pokémon, die den Professor wieder an Aerodactyl erinnerten, jedoch konnte er außer einer gelblichen Färbung und einem fehlenden Schwanz keine besonderen Details feststellen, bevor sie wieder aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
Ein lautes Kreischen ließ den Professor wieder in eine andere Richtung schauen, als ein einzelnes Schilterus vor einem in etwa gleich großen, anderen Pokémon davonrannte. Dieses erinnerte ihn vom Aussehen her grob an Aeropteryx, allerdings mit deutlich kleineren Flügeln und allem Anschein nach flugunfähig. Die Färbung seines Gefieders hatte starke Ähnlichkeiten zu Fiaro, es hatte sogar das für dieses Pokémon typische Federbüschel auf dem Kopf. Der Forscher beobachtete gebannt, wie das Raubtier auf den Rücken des Schilterus sprang und dieses damit zu Fall brachte. Diesem gelang es allerdings, den Räuber wieder abzuschütteln, sodass dieser auf seinem Rücken landete. Das Stahl-Pokémon nutzte seine Gelegenheit und stand mit einem Vorderbein auf den Bauch des Raubtiers, sodass dieses sich nicht wieder aufrichten konnte. Es versuchte verzweifelt, das schwere Pokémon wieder loszuwerden, indem es die scharfen Klauen an seinen Vorderbeinen in Flammen hüllte und damit das Gesicht seines Gegners zu verletzen versuchte, doch dieser biss mit einer solchen Kraft in den Arm des Raubtiers, dass der Professor fast glaubte, das Brechen seiner Knochen hören zu können. Das aeropteryxartige Pokémon hob sein Hinterbein an den Hals des Schilterus. Erst jetzt sah der Professor die riesige, sichelförmige Klaue, die es dort besaß. Er konnte sich nur vorstellen, dass es diese nutzen würde, um seinen Gegnern tiefe und lebensgefährliche Stichwunden zuzufügen.
Er hörte etwas. Schlagartig drehte sich der Professor um und blickte einem Pokémon ins Gesicht, das er nur als den Ur-Ur-Urenkel des Aerodactyl von vor achtzig Millionen Jahren beschreiben konnte. Es war etwas größer als er, seine Schnauze war etwas kürzer als die von gewöhnlichen Aerodactyl und auf jeder Seite war ein Zahn des Oberkiefers auch bei geschlossenem Maul sichtbar. Was dieses Aerodactyl neben seiner orangenen Färbung aber besonders von den bekannten Exemplaren unterschied, waren seine Gliedmaßen. Dieses Pokémon bewegte sich auf vier Beinen fort und hatte zusätzlich ein Paar Flügel, vergleichbar etwa mit Pokémon wie Brutalanda. Es richtete sich auf seine Hinterbeine auf, wodurch es geradezu riesig wirkte, und spuckte wie zur Drohung Feuer in die Luft. Der Professor zitterte. Was hatten nur all diese Feuer-Aerodactyl gegen ihn?
Er wollte nicht zu seinem Flottball greifen müssen, zu sehr hatte er Angst, durch den Fang eines einzelnen wilden Pokémon das Gleichgewicht der Natur durcheinanderzubringen und dadurch die Zukunft zu verändern. Aber er sah keinen anderen Ausweg mehr. Mit einer zittrigen Bewegung warf er den Ball auf das wilde Pokémon und stellte inzwischen seine Zeitmaschine auf die Reise zurück in seine Heimat ein. Er hob den Flottball auf. Eigentlich war es gar keine dumme Idee, jeder würde sehen, dass er ein prähistorisches Pokémon besaß und tatsächlich in der Vergangenheit gewesen sein musste. Der Ball wackelte noch, das Aerodactyl versuchte mit aller Kraft, zu entkommen. Dann platzte er auf und das wilde Pokémon schwebte wieder in der Luft. Dem Professor war klar, dass das passieren konnte, trotzdem überraschte es ihn in diesem Moment. So schnell wie möglich drückte er geistesgegenwärtig den Bestätigungsknopf seiner Zeitmaschine und landete innerhalb von Sekunden inmitten seiner Heimatstadt.
Die meterhohen Häuser, der Straßenlärm, der Beton, der Smog, das alles hatte auf einmal eine so beruhigende Ausstrahlung. Hier, in seiner gewöhnlichen Umgebung, war er sicher. Ob ihm irgendjemand glauben würde? Er wusste es nicht, er konnte es nur hoffen. Er drückte auf den Knöpfen seiner Digitalkamera herum. Die Fotos, die er machen konnte, waren wirklich beeindruckend. Er achtete gar nicht mehr auf seine Umgebung, sodass er frontal mit etwas zusammenstieß. Er blickte auf. Da war schon wieder so ein Feuer-Aerodactyl! Es stand aufrecht und seine Vorderbeine waren nurmehr Arme, doch abgesehen davon war es definitiv ein …
Der Professor atmete tief durch, als es ihm klar wurde. Das war ein Glurak. Er war gegen das Glurak irgendeines Trainers gelatscht. Er fühlte sich übermüdet und überarbeitet. Er entschuldigte sich bei dem Pokémon und machte sich wieder auf den Heimweg. Eigentlich schade, dass er kein prähistorisches Pokémon fangen konnte, überlegte er. Aber vielleicht würde er ja irgendwann in die Vergangenheit zurückkehren und sich eines schnappen. Vielleicht ein Feuer-Aerodactyl. Oder eine der Millionen anderen Arten, von denen kein Mensch wusste, dass sie überhaupt existierten. Vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht.
Seine Pfote umklammerte das Abzeichen so fest, als würde es dadurch auf magische Art und Weise die Antworten auf seine Fragen ausspucken. Tatsächlich blieb die metallene Platte auch nach mehreren Minuten in seinem felligen Schwitzkasten stumm.
Cryk seufzte. Dialga hatte ihm gesagt, es würde ihn zu den perfekten Zeitpunkt schicken, um die Ereignisse umzudrehen. Um zu verhindern, was verhindert werden musste. Auch wenn der Gedanke an die Tat, die er vollbringen musste, in seiner Brust schmerzte. Er war nach wie vor nicht sicher, ob er es überhaupt konnte. Weitere Information hatte ihm selbst das legendäre Pokémon nicht geben können; die Zeit würde den Rest entscheiden.
Das Bamelin schritt über den Marktplatz, der nur wenig Ähnlichkeit mit dem hatte, den es kannte. Keine Geschäfte, keine Snobilikat-Bank, ja, nicht mal die Gebrüder Kecleon konnten seine Augen ausmachen, dafür wohl einige reisende Händler. Wie weit war er nur in der Zeit zurück gereist?
Eine Gruppe Pokémon hatte sich am Rand des Platzes versammelt und war angeregt am diskutieren. Unauffällig stellte sich Cryk dazu, um ihrem Gespräch zu lauschen.
„Nicht mehr lange, dann wird unser Prinz geboren“, sagte ein Teddiursa, das mit dem Rücken zu ihm stand, ganz aufgeregt.
Das Bamelin nickte nur für sich selber ganz leicht. Kurz vor der Geburt des Prinzen also. Das war jetzt... achtzehn Jahre her? Müsste hinkommen.
Einerseits bedeutete das für Cryk, dass er wohl keine Angst haben musste, sich selber zu begegnen, da er um einiges jünger als der Prinz war, andererseits musste er sich nach wie vor in einer ihm unbekannten Zeit navigieren. Dass er alleine war, verbesserte seine Situation auch nicht weiter.
„Ja“, stimmte das Kadabra daneben zu, „dann werden wir auch endlich einen Propheten haben.“
Seitdem sich die beiden Familien, die einst jeweils über einen Teil des Landes geherrscht hatten, in Frieden zu einer einzigen vereint hatten, war es seit Jahrhunderten normal, dass die Kinder des Königs oder der Königin als Zukunftsseher fungierten. Der Ältere erhielt dabei die Rolle des Sehers, der Prophezeiungen von den Göttern empfing während sein Bruder oder seine Schwester die des Propheten übernahm und sobald er volljährig wurde, wandelte er seine Form entsprechend der zu erwartenden Ereignisse. Da die Propheten von der Familie der Eeveeliten abstammte, handelte es sich bei ihnen fast ausschließlich um Evoli. Auf der anderen Seite waren die Seher meistens Absol, da sie vom Stamm der Nocti abstammten.
Gemeinsam sorgten sie für eine gute Zukunft des Volkes.
Cryk biss sich auf die Lippe, als ihm wieder einmal klar wurde, dass er hier war, um dieses Gleichgewicht zu zerstören. Dass die Prinzessin ihn geschickt hatte, damit er ihren Bruder eliminierte. Ihren geliebten Bruder.
Das Bamelin war so in seinen eigenen Gedanken versunken gewesen, dass es das andere Pokémon nicht bemerkt hatte. Erst als es das Abzeichen aus der Pfote des Bamelin zog, drohte sich dieses alarmiert um.
„Hübsches Metallplättchen hast du da“, kicherte der Fremde und drehte es zwischen seinen Krallen, „du bist Teil eines Rettungsteams? Beeindruckend, ist nicht leicht, da reinzukommen.“
Cryk beruhigte sich wieder etwas, scheinbar ging von dem Fremden keine Gefahr aus.
„Aber ein Bamelin hier? Das ist selten.“ Der Fremde löste seinen Blick von dem Abzeichen und sah stattdessen Cryk an.
„Sniebel sieht man hier auch nicht oft“, erwiderte Cryk in der Hoffnung, dass es der Wahrheit entsprach.
Das Sniebel zuckte mit den Schultern und reichte ihm sein Abzeichen. „Ich gehe dahin, wo mein Weg mich hinführt. Hier hast du dein Abzeichen wieder, Pumpkin.“
Cryk nahm die Platte und verstaute sie in seiner Tasche, wo sie hingehörte. „Ich heiße übrigens nicht Pumpkin, sondern David.“ Natürlich stellte er sich nicht mit seinem echten Namen vor. Auch wenn er zu dieser Zeit noch nicht mal geboren war, musste man sein Glück nicht auf die Probe stellen.
„Ich mag Pumpkin lieber“, entschied das Sniebel, „mich kannst du Jack nennen.“
Cryk nickte, auch wenn er bezweifelte das fremde Pokémon jemals wieder zu sehen. Immerhin sollte er sich in dieser Zeit nicht allzu lange aufhalten. Wo er gerade dabei war...
„Ich muss weiter“, kündigte das Bamelin an, „freut mich, deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Jack.“
„Ciao.“ Das Sniebel winkte ihm zum Abschied während sich das Wiesel langsam entfernte.
Der Abend kam schnell und bisher hatte Cryk eher weniger Fortschritte machen können. Nach wie vor war ihm nicht klar, was genau diesen Zeitpunkt so optimal machte. Vielleicht sollte er warten, bis der Prinz geboren wurde und dann seinen Zug machen, doch das erschien ihm unnötig grausam und zudem wäre es immer noch ein Monat bis dahin. Zumal ein Neugeborenes wohl die besten Wachen des Schlosses erhalten würde und das Bamelin war nun mal kein Assassine, sondern ein Retter. Als optimale Möglichkeit sah er das also nicht an.
Seufzend erhob sich auf die Pfoten und entschied sich dazu, noch eine Runde durch die Hauptstadt zu drehen, um hoffentlich noch Informationen sammeln zu können.
Die Abendluft war frisch, aber nicht zu kalt um unangenehm zu sein und - gerade nach der Wärme des Tages - war die Kühle willkommen.
Auf dem Marktplatz waren einige Pokémon versammelt, höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu einer der vielen Stadtschänken in der Nähe, doch Cryk schlug einern komplett anderen Weg ein, der ihn zum Schloss führte. Der öffentliche Teil des Gartens war um diese Uhrzeit noch für Besucher offen. Die Ceasurio, die den Eingang bewachten beäugten ihn kurz, schenkten ihm aber keine weitere Beachtung.
‚Wenn die wüssten...‘, ging es ihm durch den Kopf, beendete seinen Gedanken aber nicht, als er im Augenwinkel etwas wahrnahm. Doch als er den Kopf drehte, war dort nichts anderes zu sehen als Bäume, die den Weg zierten und an heißen Tagen Schatten spendeten. Er entschied sich, seine Hirngespinste zu ignorieren und folgte dem gepflasterten Weg durch den beeindruckenden Garten, wenngleich die Wirkung nach all Besuchen, die er ihm schon in seiner eigenen Zeit gespendet hatte, doch etwas abflachte. Als er daran zurück (oder doch vor-?) dachte, wie er sich gefühlt hatte, als er das erste Mal die Hauptstadt gesehen hatte, musste er lächeln. Als Bamelin aus einem Dorf am anderen Ende der Welt war es wirklich ein unglaublicher Anblick gewesen, doch inzwischen hatte er sich daran gewöhnt und fand sich gut zurecht.
Plötzlicher Trubel rissen ihn abrupt aus seinen Gedanken. Einige Ceasurio rannten nur ein paar Meter entfernt aufgeregt durcheinander und riefen sich Sachen zu. Cryk konnte nicht wirklich etwas verstehen, doch ein paar Sätze konnte er ausmachen.
„Haltet ihn auf!“
„Schaut, ob die Königin in Ordnung ist!“
„Schnell!“
Cryk schluckte schwer, doch traf seine nächsten Entscheidungen innerhalb von Sekunden. Das war höchstwahrscheinlich seine beste Chance. Er duckte sich in einen Busch, um nicht von den Wachen entdeckt zu werden und folgte dann unauffällig zweien von ihnen, die nach der Königin schauen wollten.
Sie bemerkten ihn erst, als sie sich bereits in der Eingangshalle des Schlosses befanden. Das Erste besiegte er mit einem schnellen Power-Punch, doch das andere traf mit seiner Metallklaue seinen Rücken, sodass das Wiesel einige Schritte zurück taumelte, bereit zurückschlagen, doch da wurde der Wächter plötzlich von seinen Füßen gerissen und traf den harten Boden.
„Pumpkin, hi!“, begrüßte ein bekanntes Gesicht ihn und das Bamelin staunte nicht schlecht.
„Was machst du hier?“, stieß das Hermelin nur aus und konnte seinen Blick nicht von Jack lösen.
„Könnte dich dasselbe fragen“, erwiderte das Sniebel und es wurde still zwischen den beiden, bis Jack wohl einsah, dass das Bamelin nicht auf die Gegenfrage antworten würde.
„Ich schätze, ich sollte mich wohl outen“, seufzte er dann, „ich bin ein Mitglied der Black Feathers.“ Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht während Cryk seine Fassung verlor.
Black Feathers. Eine Gruppe von Pokémon, die die Familie der Nocti - von der der Seher der Königsfamilier abstammte, huldigten und die Eeveeliten verachteten. Und da wurde Cryk bewusst, warum er heute hier war. Black Feathers wollte nichts mehr als den Propheten tot sehen.
„Du bist hier, um den Prinzen zu töten“, sprach Cryk seine Gedanken aus und seine Mimik wurde wieder ernst.
Jack nickte. „Das war zumindest der Plan, aber meinen Partner haben sie erwischt. Alleine wird das unmöglich, deswegen wollte ich mich aus dem Staub machen.“
„Ich werde dir helfen.“ Ein Stich in seiner Brust. „Ich begleite dich bis zum Schlafgemach und halte dir den Rücken frei.“ Er hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. „Ab dann überlasse ich es dir.“ Der Schmerz in seiner Brust war unerträglich.
Er war ein Verräter, so ein gottverdammter Verräter. Die Königin war immer gut zu ihm gewesen und der Prinz hatte ihn gemocht, mit ihm gelacht, ja, vielleicht hatte man sie sogar als Freunde bezeichnen können.
Doch das war gewesen, bevor er zu einem Monster geworden war, das gerade in der Zukunft seine Heimat zerstörte und unendlich viele Leben nahm.
Jack nickte ihm zu, der Blick entschlossen und fest.
Vor der präcchtig verzierten Türe des Schlafgemachs blieben sie stehen. Cryk hatte aufgehört zu zählen, wie viele sie auf dem Weg hierher besiegt hatten. Mit einem Partner konnte das Bamelin wesentlich besser kämpfen, immerhin waren sie auf Missionen auch immer mindestens zu zweit.
Jack verschwand wortlos in dem Raum, Cryk war ihm dankbar. Er wollte keine Worte mehr verlieren.
Es hielt sich trotz der immer noch herrschenden Gefahr die Ohren zu, um es nicht zu hören.
Als Jack hinaus trat, fiel dem Bamelin zuerst der zerbrochene Edelstein auf seiner Stirn auf. Jack folgte seinem Blick. „Die Königin hat sich doch etwas gewehrt und ihn zerbrochen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Tut nicht weh, also nicht weiter tragisch. Lass uns verschwinden.“
Cryk hatte die letzten Worte kaum noch wahrgenommen und auch seine Sicht begann zu verschwimmen. Nur einen Moment später verlor er das Bewusstsein.
Das Erste was ihm beim Erwachen auffiel waren die furchtbaren Kopfschmerzen, die ihn plagten, dann, dass er offensichtlich wieder in seiner Zeit zurück war.
‚Stimmt, Dialga hatte gesagt, ich würde automatisch zurückkehren.‘
Er war Tag und die Sonne strahlte durch das Fenster ins Schlafgemach der Basis des Retterteams, doch außer Cryk war keiner hier. Beim Aufstehen beschwerte sein Körper sich lauthals, doch das Bamelin ignorierte seine schmerzenden Muskeln. Es musste jetzt mit den anderen sprechen.
Tatsächlich fand es zwar keines seiner Teammitglieder, dafür aber seinen Mentor, der mit dem Rücken zu ihm gewendet im Versammlungszimmer saß und etwas las.
„Du bist wieder bei uns“, stellte sein Mentor fest, ohne den Blick zu heben. Natürlich hatte er ihn bemerkt. Var war nicht nur ein Mentor für das Bamelin, sondern auch ein Freund. Das ältere Pokémon wusste immer einen Rat und hatte Cryk schon oft geholfen.
Plötzlich fiel dem Hermelin eine lange Narbe auf dem schwarzen, felligen Rücken des anderen auf, die es noch nie bemerkt hatte. Dabei war sie ziemlich auffällig.
„Was ist mit dieser Narbe?“, fragte Cryk erschrocken.
Da drehte sein Mentor sich zu ihm um. Der Edelstein auf der Stirn des Snibunna war zerbrochen.
„Wir haben alle Dinge getan, die wir bereuen, nicht, Pumpkin?“
2 Tage 2000 Jahre
Es war ein sonniger Tag, als Professor James Foster die Ausgrabungsstätte am Fuße des Silberberges erreichte. Von Ebenholz City aus führte ein schmaler Pfad ins Gebirge. Wanderer hatten vor wenigen Wochen versucht, von hier aus den Silberberg zu erreichen. Dabei stießen sie auf ein Gebiet mit ungewöhnlichen Steinformationen. Mehrere Säulen ragten in den Himmel hinauf und überall waren kleine Mauern, welche einst Fundamente von Häusern gewesen sein mussten. James schritt durch die Ruine und fragte sich, wie sie so lange unentdeckt bleiben konnte. Aus der Luft wären sie gut zu sehen gewesen. Als Professor Foster in ein altes Haus trat, von dem ebenfalls nur das Fundament vorhanden war, entdeckte er am Boden ein paar in Stein geritzte Worte. James kannte die Schriftzeichen. Es waren die Schriftzeichen der Ikognito, welche bislang sowohl in den Alph-Ruinen, als auch in den Trostu-Ruinen gefunden wurden. Er warf einen Blick in sein Notizbuch und übersetzte die Zeichen.
"Aglaid hcid neröwhcseb riw"
Erschöpft legte Lee Hammer und Meißel zur Seite und bestaunte sein Werk."Mama schau hier. Ich kann es jetzt." Er erhob sich und lief durch das Haus, welches zum größten Teil aus Holz bestand. Der steinernde Boden war mit mehreren Fellen ausgelegt. In der Mitte des Raumes war eine kleine Grube, welche zum Kochen genutzt wurde. Lees Mutter Shanara saß draußen am Eingang und gerbte Leder. Als Lee heraustrat, blickte sie ihn fragend an. "Was meinst du?" Sie legte das Leder zur Seite und folgte ihm ins Haus. "Die erste Silbe des Gebets, das wir lernen sollen", sagte Lee stolz und zeigte auf sein Werk. Shanara seufzte. Es ist gut, das du lernst, aber bitte nicht auf dem Fußboden. Suche dir einen Stein. "Aber da ist immer so wenig Platz", entgegnete Lee, "außerdem rutschen sie immer weg, wenn ich auf den Meißel schlage. Außerdem sind die großen so schwer." "Na schön, ich besorge dir später einen großen Stein", schlug Shanara vor. "Dann kann ich jetzt spielen gehen?" "Ja, aber geh nicht allzu weit weg." Lee lief freudensstrahlend hinaus. Er kam an mehreren Häusern vorbei und gelangte schließlich auf einen großen Platz, wo bereits mehrere Kinder mit ihren Pokemon spielten.
Nachdem Professor Foster sich die Worte notiert hatte, kratzte er sich am Kopf und fragte sich, warum jemand diese Worte in den Fußboden geritzt hatte. Er holte sein Golbat aus einem Pokeball, welcher an seinem Gürtel hing und ließ das Pokemon die Umgebung scannen. Er blickte auf sein Messgerät, welches die Wellen, die das Golbat ausstieß, aufnahm. So konnte er feststellen, ob es irgendwo unterirdische Hohlräume gab. Es war allerdings nichts zu sehen. Außer den Schriftzeichen gab es in der Mitte des Raumes ein kleines Loch im Stein, welches früher eine Kochstelle gewesen sein musste. Professor Foster verließ das Gemäuer und betrat weitere Häuser, die er ebenfalls auf Hohlräume scannte. Doch er wurde nirgendwo fündig. Inzwischen waren weitere Kollegen an der Ausgrabungsstätte angekommen. Etwas abseits der Häuser stand inmitten einer freien Fläche eine etwa fünf Meter hohe Steinsäule, welche mit Schriftzeichen übersät war. "Das sind Namen", stellte James fest.
Lee lief um die Namessäule herum und versuche seinen Freund Ben zu fangen. "Warum rennst du die ganze Zeit um die Säule herum", fragte er. "Weil du mich so nicht fangen kannst", entgegnete Ben. Lee gab mehr Gas, doch er kam nicht näher an Ben heran. "Du bist zu langsam", rief Ben. Wie Lee trug er Kleidung aus braunenm Leder und Fellen. Da Sommer war und die Sonne den steinernden Boden erhitzte, trugen sie Sandalen aus Leder. "Währen wir im Tal, könnte ich barfuß laufen", bemerkte Lee, "aber mit diesen Sandalen ist es schwieriger." "Komm, du Grasläufer, holen wir uns etwas zu futtern", schlug Ben vor. Dann liefen sie auf eine Felswand zu, in der der Eingang zu einer Höhle lag. Davor verkauften ein paar Händler Fleisch an Bewohner und Pilgerer. Im Inneren der Höhle lag ein Tempel, in den sie immer gingen, wenn das Ritual durchgeführt werden musste.
James betrachtete die Säule eingehend. Sie war das einzige, was sich auf diesem Platz befand. Auf der einen Seite waren die Häuser und auf der anderen ein riesiger Geröllhaufen, welcher den Berg hinaufführte. "Anscheinend gab es hier irgendwann einen Erdrutsch", vermutete James. Er trat näher an den Geröllhaufen heran und ließ sein Golbat das Gebiet scannen. Nach einer Weile schlug sein Messgerät tatsächlich aus. "Hier ist etwas", dachte er. Freudensstrahlend holte er sein Stalobor und ließ es graben. Nachdem das Pokemon ein paar Meter tief gegraben hatte, fiel es plötzlich in einen Raum. Es schrie erschrocken auf, als es mit einem dumpfen knall auf dem Boden landete. "Ich komme, Stalobor", rief James und wollte hinabklettern. Er legte eine Stahlstange quer über das Loch und befestigte ein Seil daran. So konnte er sicher hinabklettern. Nun stand er in einem dunklen Raum, wo Stalobor in freudig in Empfang nahm. Professor Foster schaltete seine Taschenlampe ein und sah sich um. Die Wand war zum größten Teil aus massivem Fels, doch an einer Stelle wirkte sie brüchig. Er ließ Golbat die Stelle scannen, doch dahinter war nichts. "Dort muss früher ein Gang gewesen sein", schlussfolgerte James. Auf der anderen Seite ging es tiefer in den Fels hinein. Der Raum, in dem James sich befand, lief nach oben spitz zu. Es wirkte, als lägen hier zwei Felsmassive aneinander. James erkannte, das es sich bei dem Raum in Wirklichkeit um einen sehr breiten Gang handelte. Er folgte ihm eine Weile, bis er in einen großen Runden Raum gelangte, in dessen Mitte die Statue von Dialga stand. "Dialga, hier in Johto", fragte er sich und trat näher heran. Vor dem legendären Pokemon stand eine Steintafel. Ganz oben standen wieder die Worte, die James bereits in dem Haus gefunden hatte. "Aglaid hcid neröwhcseb riw", murmelte James.
"Aglaid hcid neröwhcseb riw!" Die Worte des Priesters hallten durch die Höhle bis nach draußen. Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, seit Lee mit Ben Fleisch gegessen hatte. Nun stand er mit seinen Eltern und den Bewohnern des Dorfes im Tempel. Sie hatten sich alle an der Wand aufgereit, während der Priester vor der Statue stand und die Hände über den Kopf hob. "Aglaid hcid neröwhcseb riw! Tiez red Ttog na snu eröh! Efielhcs eid ereuenre! Neröh snu nednesier ned ssal"
Der Priester senkte die Hände und verbeugte sich. Nun wurde es still im Raum. Nach einer Weile des Schweigens war plötzlich ein dumpfer Ton zu hören. Zuerst kaum hörbar, doch schließlich immer deutlicher. Nach etwa kurzer Zeit wurde es wieder leiser und es wurde erneut still im Raum. Der Priester erhob sich und sprach erneut die Worte.
"Aglaid hcid neröwhcseb riw! Tiez red Ttog na snu eröh! Efielhcs eid ereuenre! Neröh snu nednesier ned ssal"
Nachdem James die Worte vor sich hin murmelnd in sein Notizbuch übertragen hatte, bemerkte er plötzlich etwas. Wenn man die Worte andersherum las, ergaben sie Sinn. "Wir beschwören dich Dialga. Höre uns an Gott der Zeit. Erneuere die Schleife. Lass den Reisenden uns hören.", murmelte er. Plötzlich hörte James ein Geräusch. Es klang wie ein Brummen, dessen Lautstärke sich langsam steigerte. Während das Geräusch lauter wurde, bildete sich vor James ein Schemen aus Rauch. Professor Foster bemerkte, dass entlang der Wand des Raumes ebenfalls Rauchsäulen entstanden und sich zu Menschen formten. Schließlich verstummte das Geräusch und der Priester verbeugte sich. "Reisender, ihr habt die Zeitschleife gebrochen und uns hergebracht", sagte er, während die anderen Menschen James überrascht und neugierig anstarrten. Der Priester erhob sich. "Zwei Tage, gestern und heute. Verbunden zur Einheit." "Wer seid ihr", fragte James ungläubig. "Unsere Seher haben den Einsturz des Berges vorhergesagt. Und nun habt ihr uns gerettet." Plötzlich zerbrach die Staue hinter dem Priester und eine seltsame Kugel bildete sich dort, wo vorher die Statue gestanden hatte. "Was passiert hier", fragte der Priester und wich erschrocken zurück. Die Kugel wurde größer, bis sie schließlich platzte und das echte Dialga zu sehen war. Die Menschen, die eben noch still dem Geschehen folgten, fielen nun auf die Knie. Das legendäre Pokemon wandte sich James und dem Priester zu. "Die Zeitschleife wurde durchbrochen", hallte seine Stimme in den Köpfen aller Anwesenden wider. "Doch hier könnt ihr nicht bleiben. Kommt mit zurück!" Ehe die Menschen protestieren konnten, lösten sie sich in Rauch auf und verschwanden zusammen mit Dialga. Zurück blieb nur Professor Foster, welcher fassungslos die zerbrochene Statue anstarrte. Nach einiger Zeit verließ er die Ruine und kam wieder im zerstörten Dorf an. "Was wohl aus den Menschen geworden ist", fragte er sich.
Lee rannte barfuß durch das Gras einer Wiese und erwischte Ben, bevor er sich hinter einem Baum verstecken konnte. "Siehst du, ohne Sandalen geht es viel besser", bemerkte Lee. Hier im Tal war es zwar immer noch sehr steinig, jedoch wuchsen ihr deutlich mehr Pflanzen und es gab sogar einen See. Nachdem Dialga sie in ihrem vom Erdrutsch zerstörten Dorf abgesetzt hatte, hatten sie den Berg verlassen und gründeten nun im Tal die Siedlung Ebenholz.
Unter der Führung so unnachgiebig starker Pokémon existierten zwei Königreiche. Keines der beiden Länder trug einen Namen, doch war das eine stets als das Land der Rosen bekannt, in das es viele Pokémon zog ob der Schönheit der Landschaft. Satte, grüne Wiesen und eben die Blumen, nach welchem das Land benannt war, prägten das Sinnbild dieses Landstrichs und sangen Lieder von Ruhe, Frieden und Geborgenheit.
Suicune regierte dieses Königreich, seine Schönheit dem des Landes gleich, harmonierten sie ebenbürtig. Alle Pokémon wünschten sich, in diesem Königreich zu leben, denn wie konnte es schon Krieg und Leid geben, wenn alles dem Auge so schmeichelte?
Denn das zweite Königreich nannte man das Land der Steine. Wo Suicunes Königreich fruchtbar war und zum Verweilen einlud, war diese Landschaft geprägt einzig von steinernen Hügeln und kargen Horizonten. Stetig fegte ein kühler Wind durch dieses Land, ließ die Pokémon erschaudern und sich nach dem gar nicht so weit entfernten Rosenduft sehnen. Doch der Unerbittlichkeit des Reiches kam nur sein Herrscher nah - Entei. Obgleich der Bruder von Suicune und somit prädestiniert, ein Königreich mit Wohlwollen und Gerechtigkeit zu regieren, war sein markantestes Merkmal seine Wut und sein Groll gegenüber dem Nachbarland. Entei hatte einst Streit mit Suicune angefangen und fortan seinen Einwohnern verboten, die Hecke zu passieren, die die Grenze beider Länder aufzeigte. Ein Verstoß gegen dieses Verbot war Entei immer bereit, selbst abzugelten. Und auch, wenn niemand darüber sprach, war allseits bekannt, dass ein Pokémon, welches gegen diese höchste Regel verstoßen hatte, danach nie mehr gesehen wurde. So existierten diese beiden Königreiche jahrhundertelang, ohne, dass es zu größeren Ausschreitungen gekommen war. Suicune verstand zwar den Jähzorn seines Bruders nicht, nahm ihn aber hin. Es bedeutete nur, seine Kraft zu vergeuden, Entei zu widersprechen. Entei hatte ja auch nicht ahnen können, dass es das Schicksal zweier Pokémon so sehr prägte, nur weil es zu stolz war, mit seinem Bruder ein Bündnis zu schließen.
Im Land der Rosen lebte ein Guardevoir. Ebenso wie die Rosen passte dieses grazile Pokémon so in diese Landschaft, als hätte ein Künstler es ebenda platziert, wo seine Schönheit am besten zur Geltung kommen konnte. Sein grüner Schirm schimmerte im Sonnenlicht, während seine Augen, die rötlich funkelten, traurig die Hecke begutachteten, vor welcher es sich befand. Nur wenige Meter entfernt.
Auf der anderen Seite der Hecke, im Land der Steine, stand ein Galagladi. Auch dieses Pokémon, dem Guardevoir so ähnlich, verweilte vor der Hecke und schaute an ihr hinauf. Auch aus seinem Blick sprachen Gefühle, die sich der Mensch nicht einmal vorzustellen fähig ist. Eine unendliche Trauer, die Galagladi zerriss.
Unschwer für zwei gesunde paar Augen zu erkennen, wenn sich zwei Gestalten bedingungslos liebten. Entei hatte es einst erkannt, als Galagladi die Hecke bezwingen wollte. Mit einem einzigen Horrorblick jedoch hatte Entei das andere Pokémon wieder zurückgewiesen. Und gedroht, nicht nur sein Leben zu zerstören, wenn es nochmals versuchen sollte, die Hecke zu bezwingen. Und es hatte den beiden Pokémon das Herz gebrochen. Nur weil ein Pokémon seinen Stolz höher stellte als die Gefühle Anderer, mussten Guardevoir und Galagladi auf ewig dazu verdammt sein, nicht beeinander sein zu können?
Wenigstens können wir uns so unterhalten, hallte es in den Köpfen der beiden wider. Auf telepathischem Weg war es tatsächlich möglich, über die kurze Distanz zu kommunizieren. Doch auch Menschen wissen, dass es nicht das Gleiche ist, mit seinem Seelenverwandten zu telefonieren oder ihn aber nah bei sich zu wissen.
Dabei wird es nicht bleiben. Galagladis Stimme klang in Guardevoirs Kopf weich, aber entschlossen. Und plötzlich keimte Angst in Guardevoir hoch. Er würde doch nicht...?
Tu es nicht! Entei wird dich -
Keine Sorge. Entei wird gar nichts.
Du hast doch nicht...?
Nein, keine Sorge, meine Geliebte. Ich habe vor einigen Tagen ein paar seltene Beeren nahe der Grenze gesammelt, und als sie reif waren, habe ich sie heute in sein Futter gemischt. Er dürfte bald schlafen wie ein Relaxo.
Guardevoir blieb skeptisch, auch wenn sich ein anderes Gefühl in ihrer Brust ausbreitete - ein nervöses Kribbeln. Vorfreude? Weil sie endlich eine geringe Chance sah, dass ihr beider Leid gelindert werden könnte? Dass sie endlich zusammen sein konnten?
Liebster, wann wird es soweit sein?
Stille. Kurz machte sich Panik in Guardevoir breit, davor, dass sie sich die letzten Minuten nur eingebildet und ziellos auf die Hecke gestarrt hatte, ohne dass es je zu diesem Hoffnungsschimmer gekommen war. Doch dann -
Jetzt!
Guardevoir konnte von ihrer Position aus keinen Blick auf das naheliegende Königreich erhaschen, doch Entei musste eingeschlafen sein. Es musste einfach. Denn sie vernahm nun, wie die Hecke raschelte, so dass kleine Zweige aus ihr herausbrachen und einige Blätter sanft zu Boden gingen. Das Herz des Pokémon pochte wie wild. Die Sekunden kamen ihr vor wie eine Ewigkeit, bis endlich, einige Meter über Guardevoir entfernt, ihr Galagladi auftauchte, zuerst nur der Schopf, dann mit fast gespenstischer Schnelligkeit sein gerampfter Rumpf, ehe es aus der großen Entfernung Richtung Boden sprang und beinahe geräuschlos landete. Auf der anderen Seite. Bei Guardevoir. Endlich.
Keiner Worte mehr mächtig fielen sich die beiden Pokémon in die Arme. Jetzt, wo Galagladi das andere Königreich erreicht hatte, konnte Entei nichts mehr tun, da es sich selbst durch seine Regeln zu einem Gefangenen seines Reichs gemacht hatte. Nun konnten sie glücklich sein. Liebe erfüllte sie beide. Das war das Warten wert gewesen.
Weit entfernt, in einer Region, die die Mehrzahl der Pokémon noch nichtmal mit Namen kannte, kam es indes zu einem Kampf. Wenn man es denn so nennen konnte. Er trug sich zu zwischen Mensch und Pokémon.
Auf dem Kraterberg, dem wesentlichen Merkmal dieser Region, wollten Menschen zwei Pokémon bezwingen und zähmen und sich zu eigen machen. Das Pokémon des Raumes und das Pokémon der Zeit. Palkia und Dialga. Die Menschen nannten sich Team Galaktik, deren Anführer hieß Zyrus. Sein naives Ziel war die Weltherrschaft, und sein Gedankengang, dieses Ziel mit Zeit und Raum erreichen zu können, war ebenso naiv. So hatte er es zwar geschafft, die beiden mächtigen Pokémon herauf zu beschwören, doch der Mensch überschätzte gerne seine eigene Macht. Zyrus war kein Gegner für Dialga und Palkia. Doch ob der Wut, die sie aufgrund der Habgier der Menschen empfanden, erschafften die beiden Pokémon einen Dimensionsriss. Dialga schrie so laut, dass alle Welt es hören konnte. Niemand würde sich jedoch an diesen Schrei erinnern. Mit diesem Schrei setzte es die Zeit in Bewegung, doch nicht vorwärts, sondern in die Vergangenheit. Palkia hielt den Raum instand, so dass sich nur die Zeit in ihrer Gänze veränderte. So weit zurück, dass Zyrus die beiden Pokémon nicht gefunden hatte. So weit zurück wie es nötig war, dass sie wieder sicher waren und die Welt nun wieder in Einklang gebracht werden konnte. Und auch so weit zurück, dass die Natur sich nicht davon erholen konnte. Denn so schädlich Zeitreisen auch für Mensch und Pokémon waren, so tödlich waren sie es für die Natur. So würden beispielsweise bereits gepflückte Beeren nicht neu wachsen. Dort, wo sie einst gewachsen waren, blieb nichts über außer ein vertrockneter, toter Busch, dessen Blätter leblos gen Boden hingen.
Manche Psychopokémon waren in der Lage zu spüren, wenn etwas nicht stimmte. Wenn etwas geschah, das nicht in den normalen Ablauf der Welt passte. Guardevoir hatte es gespürt. Kurz nur, fast kein Wimpernschlag, doch ehe sie sich bewusst werden konnte, was dieses Gefühl war, schien es, als würde sie aus ihrer Körpermitte heraus auseinander gerissen. Auch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Bald fragte sich Guardevoir, ob sie es überhaupt gespürt oder es sich nur eingebildet hatte. Doch diese Frage war nebensächlich, als sie vor der Hecke stand. Allein. In ihr nur eine große Leere, die vor einigen Momenten noch gefüllt gewesen schien. Oder war auch das nur ein Trugbild ihrer Erinnerung? Tränen liefen aus ihren Augen, obwohl sie nicht einmal einordnen konnte, wieso genau. Wie lange stand sie nun schon vor der Hecke? Wo war Galagladi?
Galagladi? rief sie panisch in ihren Gedanken. Es war ihr, als wäre sie ihm erst kürzlich so nah gewesen. Und das dies nicht wahr war, brach sie. Sie konnte kaum mehr klar denken.
Wo sind sie...? Galagladis Stimme klang ebenso gebrochen, wie sie sich fühlte. Doch wenigstens war er da. Zumindest in ihren Gedanken.
Wo ist wer?
...die Beeren...
Guardevoir verstand nicht. Welche Beeren? Doch die Frage blieb ihr erspart.
Ich habe Beeren entdeckt, hier am Rande der Hecke, die einschläfernde Wirkung haben...zumindest dachte ich das...ich hatte Entei einschläfern und so über die Hecke kommen wollen - zu dir...
Seine Stimme wurde gegen Ende immer brüchiger. Und das, obwohl es nur eine Telepathische war.
Aber...sie sind einfach weg!
Und Guardevoir verstand lange nicht, was für Beeren ihr Geliebter meinte. Und Galagladi verstand nicht, wie die Beeren, die einzige Möglichkeit, zu Guardevoir zu kommen, so plötzlich nicht mehr existieren konnten. Und beide würden nicht verstehen, dass ihre Sehnsucht sich seither noch qualvoller anfühlte als ohnehin schon, weil sie für eine nur so ungerecht kurze Zeit zusammen gewesen waren. Und niemand würde verstehen, dass dies eine Zeitmanipulation gewesen war und sie in der Vergangenheit lebten; nunmehr ein Gefängnis, dem zu entkommen sich keiner mehr in der Lage fühlte.
Das ist also der Schrein des Waldpatrons, dachte Akio und sah sich das hausartige Gebilde etwas genauer an. Das Holz war schon leicht verwittert und die Farbe des Daches blätterte ein wenig ab. Ob sich überhaupt noch jemand darum kümmerte?
Ein lautes Rascheln ertönte direkt hinter Akio und er drehte sich ruckartig um, während er instinktiv nach den Pokébällen an seinem Gürtel tastete. Doch er sah niemanden, weder Mensch noch Pokémon.
Mit einem leicht mulmigen Gefühl wandte er sich wieder dem Schrein zu. Er ging einmal um ihn herum und befühlte kurz das Holz, doch letztlich war nicht viel Besonderes daran.
Als er sich allerdings dazu entschied, weiterzugehen, fiel sein Blick auf ein Objekt am Boden unter dem Schrein. Akio runzelte kurz die Stirn, da er nicht gedacht hatte, dass da vorher etwas gelegen hatte. Vielleicht hatte er es aber auch einfach übersehen.
Er bückte sich und hob den kleinen Gegenstand auf. Er hatte die Form einer ausgehöhlten Halbkugel, war stark verrostet und in seinem Inneren ragten vereinzelt Drähte hervor. Akio begriff schnell, dass es sich offenbar um die Hälfte eines Pokéballs handelte, aber er musste schon sehr lange hier gelegen haben. Von der zweiten Hälfte war nirgendwo etwas zu sehen.
Akio zuckte mit den Achseln und warf den kaputten Pokéball achtlos ins Gebüsch. Augenblicklich ertönte ein aufgeregter Aufschrei, der wie „Gif!“ klang, verbunden mit einem lauten Rascheln. Ehe Akio sich versah, schoss ein Strom gelblicher Pollen aus dem Gebüsch hervor. Er hustete, rang nach Luft und sank auf die Knie, während ihm bereits schwummrig wurde. Offenbar hatte er ein gefährliches Gift-Pokémon aufgeschreckt, das sich seiner Natur entsprechend verteidigt hatte. In Todesangst rang Akio nach Luft, doch das Atmen wurde nun beinahe unmöglich. Krächzend stieß er ein schwaches „Hilfe“ hervor, doch natürlich konnte ihn hier niemand hören. Ein schwarzer Schleier senkte sich über seine Augen und er verlor das Bewusstsein.
„Eure Wünsche wurden erhört.“
Alles um Akio herum war schwarz und er hatte das Gefühl, im Nichts zu treiben. Durch die Dunkelheit drangen allerdings wie aus weiter Ferne Stimmen an sein Ohr. Es war ein beinahe unverständliches Gewirr aus dem Geflüster mehrerer Personen: „… geschickt.“ – „Nichts als Ärger …“ – „Wir sollten einfach …“ – „Er muss hier verschwinden …“
Plötzlich fluteten die Erinnerungen in Akios Bewusstsein zurück. Der Wald, das Gift-Pokémon, die Atemnot und das Gefühl des herannahenden Todes.
Er öffnete die Augen und richtete sich ruckartig auf. Ganz offenbar lag er auf einer Art Pritsche in einem mittelgroßen Raum mit einer offenbar sehr einfachen Einrichtung aus grob gezimmerten hölzernen Möbeln – ein paar mit Papieren vollgestopfte Regale, ein niedriger Tisch mit Sitzkissen und einige Schubladenschränke. An den Wänden hingen vereinzelte Schriftrollen mit Bildern von Pokémon oder Pflanzen.
Ihm direkt gegenüber standen drei Menschen, jeweils im Kimono: Eine Frau, ein Mann und ein junges Mädchen, das offenbar etwa in seinem Alter war. Sie alle drehten sich zu ihm um.
„Wo …“, begann Akio mit schwacher Stimme, „Wo bin ich?“
Das Mädchen lief zu ihm, gefolgt von der Frau. Der Mann hielt sich zurück, sein Gesichtsausdruck war mürrisch.
„Du bist im Haus meines Vaters, dem Dorfvorsteher von Azalea“, sagte das Mädchen und wies kurz auf den Mann mit der finsteren Miene. Das Mädchen selbst wirkte ziemlich aufgeregt und sah ihn mit großen braunen Augen an.
„Moment“, sagte Akio. „Ich … war im Wald und da war … Ich weiß nicht, irgendein Gift-Pokémon …“
Das Mädchen und die Frau, bei der es sich vermutlich um die Mutter handeln musste, wechselten einen verwirrten Blick.
„‚Pokémon?‘“, fragte das Mädchen.
„Ja, eines, das giftig war … Ist aber auch egal. Wie bin ich hierhergekommen?“
„Ich habe dich gefunden, als ich mit Mutter im Wald war“, sagte das Mädchen. „Am Schrein des Waldpatrons. Das heißt … Er hat dich zu uns geschickt.“
„Unsinn“, rief der immer noch säuerlich dreinsehende Vater, der nach wie vor Distanz hielt.
Nun war es an Akio, verwirrt dreinzublicken. „Was?“, fragte er.
„Die Luft hatte sich gekrümmt“, sagte das Mädchen ehrfürchtig, „und helles Licht blendete mich. Als ich wieder sehen konnte, lagst du da. Es geschah direkt, nachdem ich um Hilfe gebeten hatte.“ Sie senkte ein wenig den Blick. „Aber du warst vergiftet. Ich habe versucht, die Vergiftung mit einigen Gegengiftbeeren zu behandeln, aber mehr konnte ich nicht tun. Zum Glück war Mutter in der Nähe – sie weiß viel mehr über Gifte und wie man sie bekämpft.“ Akios Blick fiel auf die Frau. Sie schien ihn abschätzig zu mustern, sowohl mit Neugierde als auch mit Misstrauen. Sie sagte aber nichts.
„Weil du nicht vernünftig lernst“, fiel ihr Vater ein, doch das Mädchen ignorierte ihn.
„Du wurdest vom Waldpatron geschickt, um uns zu helfen“, sagte sie zu Akio. „Um uns vor den Schergen des Königs zu schützen.“
„Ähm …“, machte Akio. Dieses Mädchen schien ein wenig verrückt zu sein. Er stand auf und tastete nach den Pokébällen an seinem Gürtel, die noch da waren. Außerdem sah er seinen Rucksack am Fußende der Pritsche stehen und nahm ihn auf.
„Ähm …“, machte er noch einmal. „Danke für die Hilfe, aber … Ich sollte wohl besser gehen und mich im Pokémon-Center noch einmal untersuchen lassen.“
„Der Junge redet wirr“, sagte der Vater. „Er ist verrückt und wird uns nur alle in Schwierigkeiten bringen.“
„Vielleicht ist es noch die Wirkung des Gifts“, sagte die Mutter nachdenklich.
„Du kannst jetzt nicht einfach gehen“, protestierte das Mädchen. „Wir brauchen doch deine Hilfe.“
Akio war ein wenig mulmig, denn das alles wurde ihm langsam ein wenig unheimlich. Er sah sich wieder ein wenig im Raum um – mehrere Türen führten von ihm weg, doch nur vor einer standen Schuhe, die für draußen geeignet schienen. Er selbst hatte seine eigenen noch an. Er ging schnell zu der Tür und sagte dabei: „Ja, also, nochmals vielen Dank und ich helfe später gerne, aber vorher sollte ich …“
Er hatte die mutmaßliche Haustür aufgemacht und einen Blick nach draußen geworfen, der ihn sogleich verstummen ließ. Das Mädchen hatte gesagt, er sein in Azalea City, aber das hier war garantiert nicht die Stadt, die er heute erst verlassen hatte. Die Häuser in Azalea City waren alle etwas älter gewesen und hatten traditioneller gewirkt, aber diese hier waren geradezu mittelalterlich. Es gab keine Straßen oder Autos, sondern gepflasterte oder lediglich zurechtgetrampelte Pfade. Von dem roten Dach des Pokémon-Centers war ebenso wenig zu sehen wie vom blauen Pokémon-Markt.
„Wo bei allen Bestien bin ich hier?“, fragte Akio.
Das Mädchen trat neben ihn. „Ich habe doch gesagt, in Azalea.“
„Nein“, hauchte Akio. „Das kann nicht sein.“
„Nun … Der Waldpatron …“, sagte das Mädchen. „Es heißt, er vermag die größten Krieger anderer Zeiten herbeizurufen.“
Akio erstarrte. „Heißt das, ich bin in einer anderen Zeit? In der Vergangenheit?“
„Das weiß ich nicht“, sagte das Mädchen. „Ich habe den Waldpatron um Hilfe gebeten und dann warst du da.“
„Das kann nicht sein!“, rief Akio. „Er muss mich wieder zurückschicken.“
„Das wird er“, sagte das Mädchen. „Wenn du uns geholfen hast.“
„Aber … Verflucht, das …“ Akio merkte, dass er wieder kaum Luft bekam.
„Bitte beruhige dich“, sagte das Mädchen besorgt und fasste Akio am Arm. „Atme langsam. Du spürst noch die Nachwirkungen vom Gift.“
Akio atmete ein paarmal tief ein und aus.
„Mein Name ist übrigens Kazue“, sagte das Mädchen.
„Akio“, erwiderte der junge Trainer matt.
„Freut mich, Akio.“
Ihre Stimme klang ebenso sanft wie freundlich und Akio merkte, dass er sich wieder ein wenig beruhigte.
„Du meintest, ich sollte euch helfen“, sagte er. „Irgendwas mit einem König, oder?“
Kazue nickte. „Der König schickt seine Soldaten, um von uns hohe Abgaben einzutreiben“, sagte sie. „Aber unsere Ernte war sehr schlecht und …“
„Genug!“, sagte eine tiefe Stimme und Kazues Vater erschien hinter ihr in der Tür. „Es geht ihn nichts an.“ Sein rechter Zeigefinger wies beinahe anklagend auf Akio. „Er muss verschwinden oder wir werden nur noch mehr Ärger bekommen, weil wir ihn hier beherbergen. Wer kein Untertan ist, ist ein Feind des Königs. Wer einen Feind zu sich ins Haus lässt, wird ebenfalls zum Feind.“
„Aber Vater“, protestierte Kazue, „Er wird uns doch beschützen!“
„Und wie? Er ist nur ein Kind, so wie du. Was soll er gegen die Männer des Königs ausrichten?“
Kazue wandte sich erwartungsvoll Akio zu, als wollte sie, dass er irgendetwas dazu sagte.
„Ähm …“, machte er, „Ich …“ Er war kein Krieger. Er war ein einfacher Trainer, und nicht einmal einer, der besonders weit gekommen war. Doch bevor er etwas Anderes sagen konnte, hörte er ein fernes Klirren, wie von Metall auf Metall.
„Sie sind bereits hier“, sagte der Dorfvorsteher düster. „Verflucht, warum hat man mir nicht Bescheid gesagt? Kazue, nimm ihn und geh …“
Akio sah, wie um die Wand eines Hauses eine Gruppe vollgerüsteter Menschen bog, von denen einer – offenbar der Anführer – voranschritt. Es war zu spät, um noch zu fliehen oder sich zu verstecken.
„Halt!“, rief der Anführer, als sie das Haus des Dorfvorstehers erreichten, woraufhin die Soldaten hinter ihm ruckartig innehielten. Er nahm seinen Helm ab – zum Vorschein kam ein schmales Männergesicht, das von kalter Grausamkeit gezeichnet war.
„Kouta!“, rief der Anführer und zeigte auf Kazues Vater. „Wir haben den Kornspeicher für die Abgaben in Augenschein genommen.“
„Verzeiht, dass ich nicht dabei war“, sagte Kazues Vater. „Man hatte mich nicht in Kenntnis gesetzt, dass ihr bereits da seid.“
„Ich hatte das so angeordnet“, sagte der Mann hart. „Die Mengen im Kornspeicher reichen nicht, um des Königs Forderungen zu erfüllen. Wir werden daher von den Vorräten des Dorfes nehmen.“
„Edler Herr“, sagte Kouta, „das ist unmöglich. Viele Dorfbewohner würden im Winter Hunger leiden.“
„Dann werden wir stattdessen Einige von Ihnen zur Arbeit in den Minen mitnehmen“, sagte der Soldat, und seine Lippen kräuselten sich zu einem grausamen Lächeln. „Auch wenn ich ihre Überlebenschancen dort nicht besser einschätzen würde.“
Kouta sagte nichts, sondern nickte nur stumm. Er schien keine Wahl zu haben.
Plötzlich fiel der Blick des Soldaten auf Akio. „Wer ist das?“, fragte er barsch. „Er trägt seltsame Kleidung. Ist er ein Fremder?“
„Er …“, begann Kouta, aber offenbar wusste er nicht, was er sagen sollte. Doch der Soldat wartete keine Antwort ab. Er zog sein Schwert und schritt hurtig auf Akio zu. Dieser wich angsterfüllt zurück und fasste dabei ganz automatisiert an seinen Gürtel. Wie der Blitz durchzuckte es ihn: Die Menschen dieser Zeit hatten keine Pokémon! Er war zwar kein Krieger, aber er hatte immerhin Freunde, die mächtiger waren als Schwerter.
Er zog einen seiner Pokébälle und warf ihn durch die Luft. Mit einem Fiepen materialisierte sich sogleich ein rosafarbenes Pokémon – das erste, welches er hatte entwickeln können: Sein Waaty.
Der Soldat hielt erstaunt inne. „Ein Geschöpf!“, keuchte er überrascht und mit einem Anflug von Angst.
„Waaty, Donnerschock auf die Leute in den Rüstungen!“, rief Akio. Das Pokémon gehorchte sofort und schickte seine schwachen Stromstöße auf die Soldaten, welche vor Schmerz und Überraschung aufschrien.
„Er befiehlt den Geschöpfen!“, rief einer von ihnen. „Er ist ein Dämon!“
Die Soldaten verloren jede Disziplin und rannten davon. Akio stand noch einen Moment da, bevor er selbst so richtig begriff, was passiert war.
Akio stand mit Kazue wieder vor dem Schrein im Steineichenwald. In dieser Zeit sah der Schrein deutlich gepflegter aus.
„Er hat uns geholfen“, sagte Kazue laut.
Ein frischer Wind strich ihnen beiden durch die Haare.
„Dein Wunsch war es, nie wieder Angst vor den Soldaten haben zu müssen“, hallte es in ihren Köpfen wieder. „Wenn er geht, wie kann er das gewährleisten?“
„Er hat ein Geschöpf eingefangen und mir gegeben“, sagte Kazue. „Und mir gezeigt, wie man kämpft.“
Sie warf einen Ball und befreite daraus ein kleines, pinkfarbenes Pokémon mit leerem Blick. „Fleg?“, machte es.
„Seine Angriffe sind stark und unvorhersehbar“, sagte Kazue. „Wir werden nie wieder schutzlos sein.“
„Dann sind eure Wünsche beide erfüllt worden.“
Der Boden unter Akio fing an zu leuchten. Die Luft um ihn herum schien sich zu krümmen.
„Ich danke dir, Akio“, sagte Kazue. „Für alles.“
„Ich dir auch“, erwiderte Akio.
Kazue streckte die Hand aus und Akio wollte sie schütteln, doch seine Finger griffen nur Luft. Er stand immer noch vor dem Schrein, doch dieser war nun verwittert und seine Farbe blätterte ab.
„Na dann“, flüsterte Akio, „Mach’s gut, Kazue.“
Ruckzuckhieb
Dort stehe ich nun und überlege, was zu tun ist - es ist nicht so, als hätte ich mir zuvor noch keine Gedanken über diese wichtige Entscheidung gemacht, doch wenn man erst vor der Wahl steht, drehen die Gefühle in einem einfach durch. Und dann erscheint alles so einfach, fast wie vorherbestimmt und man befindet sich bereits im ersten Kampf, hat zum ersten Mal gewonnen, bekommt seinen ersten Orden, dann den zweiten, den dritten, den vierten und irgendwann den achten verliehen, freundet sich währenddessen mit zahlreichen Freunden - sowohl mit Menschen als auch Pokémon an - und tritt nach diesem langen, scheinbar nie endenem Abenteuer gegen den Champion an, und gewinnt.
Und dort stehe ich nun heute und überlege, was zu tun ist - es ist nicht so, als hätte ich schon alles erreicht, was man erreichen kann, doch ich fühle tief in mir, dass irgendwo dort draußen gerade in diesem Augenblick ein junger Abenteurer seine Reise antritt. Und irgendwann wird er genauso stark, wenn nicht stärker als ich sein und gegen mich antreten - und bis dieser Moment geschieht, stehe ich hier am Gipfel des Silberbergs und schwelge in Erinnerung an die alten guten Zeiten.
Viel Spaß beim Zeitreisen und Voten!
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