Lied um Lied

Ey ich steppe durch die Hood,

Diggi alles stinkt nach Kush,

Um mich kreisn mehr Verschwörungstheorien als um George Bush

World Trade Center, ey das warn Baupfusch

Setzt die Alu Hüte auf, Gebt mir tosenden Applaus

Weil ich euch verwirrende Geschichten so wie Politiker verkauf..

Ey was hält mich auf, stets sind meine gesetzten Ziele vergebens

Ich leb irgendwo zwischen Suizid und den Schienen des Lebens

Ich wollt nur ein kleines Bisschen, nur meinen Platz in dieser Welt. Wollt nur mein kleines Stück vom Glück, doch nichts kam, wie mirs gefällt. Freunde hatte ich, viele Freunde, doch alle wollten es auch. Diese kleine Stück vom Glück, und plötzlich waren alle Stücke weg. Ich brauche nichts um glücklich zu werden, ich wollte nur das Glück an sich. Doch eines Morgens warst du weg, und mein kleines Stück vom Glück war verschwunden, viel, viel zu schnell. Was mach ich bloß, in einer Welt, die nur aus grauen Flächen besteht. Finde ich eines Tages mein Stück vom Glück, sodass die Welt wieder Farbe erhält?

Ich mag Musik. Mochte sie schon immer. Das heißt ... Ich mochte Musik, die für meine Altersklasse nicht gerade üblich war. Die meiste Zeit gab es vielleicht ein, zwei Leute in meinem Alter, die ich aus meinem direkten Umfeld kannte, die dieselbe Musik toll fanden wie ich.

Dabei hörte ich sogar Popmusik.

Das Problem war nur: Im Verlauf meiner Teenagerzeit, die irgendwo um 2010 herum stattfand, veränderte sich mein Geschmack von der Musik der 90er ausgehend über die 70er hinweg bis hin zu der der 60er. Ja, eine Zeit lang war ich dieses eine seltsame Kind, das die Beatles total geil fand.

Ich erinnere mich an eine lustige kleine Geschichte, als ich mit ein paar Gleichaltrigen in einer Bar saß und ein Musikquiz lief. Die eine Runde handelte von der Musik der 70er oder 80er. Niemand an meinem Tisch kannte irgendetwas davon, am Ende füllte ich meinem Team letztlich im Alleingang neunzig Prozent unserer Liste aus. Als dann die aktuelle Chartmusik drankam, wurde ich dafür still.

Und heute? Nun, heute bin ich aus meiner Teenagerzeit raus und tatsächlich kann ich der Popmusik von früher heute auch nicht mehr so viel abgewinnen. Es gab eben schon damals die tausend gleichen, generischen Liebestexte, die für mich einfach keinen Reiz mehr haben. Aber trotzdem finde ich die Musik von damals immer noch besser, spannender als die von heute. Die Melodien erscheinen mir frischer, abwechslungsreicher, nuancenreicher -- obwohl sie eigentlich so einfach kopiert werden könnten, immerhin sind sie die Älteren. Ich habe auf YouTube mal ein Video gesehen, das diesen Eindruck als Fakt bestätigt. Keine Ahnung, ob es an meiner Filterblase liegt, dass ich noch nicht vom Gegenteil überzeugt werden konnte. Aber jedes Mal, wenn ich einen neuen Popsong höre und das Gefühl habe, ihn eigentlich schon zu kennen, will ich noch mehr daran glauben.

5:23. Oder zumindest dachte er das. Es gab ja in diesem verdammten Steinzeitkaff keine richtigen Uhren.

Schon wieder schrie dieser Irre durch die Gegend und weckte ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf. Vermutlich schlachtete er ein paar "Trolle" oder böse "Drachen"... Früher war alles besser gewesen, bis dieser Schreihals aufgetaucht war. Soll er sich doch weiter in Drachenkadavern wälzen, wenns ihm Spaß macht, aber ihn da rauslassen, dachte er. Oder sich auf den verdammten Berg verpissen, um um weiter mit den alten Säcken dort oben zu "lernen"... Ach, er war alles so leid. Kaum behauptete einer er wäre ein krasser Drachentöter, himmelten ihn alle an und er konnte tun und lassen was er wollte. Ächzend stand er auf und blickte auf den eisigen See, der sich vor seinem Fenster erstreckte. Die dunkle Bruderschaft würde ihm das schon heimzahlen.

Obschon wir bergab ein rechtes Lauftempo haben, setze ich jeden meiner Schritte nur sehr bedacht ab. Das meiste meiner Aufmerksamkeit gilt meinem Schatten, der im Takt der Taschenlampe hinter mir mitschwingt; gefährlich nahe kommt er der Dunkelheit des Waldes, und die Vorstellung, er könnte von ihr verschluckt werden, hält mich wach.

Das Knirschen der Kiesel unter unseren Schuhen und unser freundliches Geschwätz geben der Situation einen so alltäglichen Charakter, dass ich mir sicher bin, der einzige zu sein, der sich überhaupt daran erinnert, in diesem Moment ein Verbot zu brechen. Die Normalität befremdet mich. Doch sie ist das starke Fundament meiner Mitläufer, die jede Nacht sich spät Nachts aus ihren Zimmern schleichen. Welche Zeit haben wir?, fragte ich verstört, als meine Freunde mich in absoluter Dunkelheit aus dem Bett scheuchten. Eine gute Zeit, lautete die verschmitzte Antwort.

Zum Aussichtspunkt sind es zehn Minuten. Nichts, was tagsüber nicht machbar gewesen wäre, es wäre ja sogar erlaubt, doch im Sonnenschein wäre die Reise auch nicht eine solch surreale gewesen. Der See unten im Tal ist von goldenen Strassenlaternen umsäumt, ab und an von einem fahrenden Auto umrundet, von ein paar Schiffen hell gesprenkelt; eine Postkartenlandschaft, die ich sonst nur auf glänzendem Papier gedruckt kannte. Und dann dieser Himmel: In welch bizarre Formen faltet er sich in absoluter Dunkelheit, zu dieser Zeit, auf dieser Höhe. Orion, Kassiopeia, Familie Bär, und drüben blinzelt sogar Mars über die Bergspitzen; dass solche Lichter aus ausserhalb eines Blatt Papiers oder eines Bildschirms so hell leuchten, wusste ich nicht.

Die Konversationen sind andere als tagsüber. Ich kann es nicht recht bennennen, nicht mit dem Finger drauf zeigen. Wir sprechen nicht laut, mehr ist nicht nötig, um sich zu verstehen; wir stellen ehrliche Fragen und glauben, darauf ehrliche Antworten zu bekommen. Die Geschichten wirken wie aus einem Traum zu mir gesprochen, wenn ich ihren Stimmen aus der Dunkelheit zuhöre. Ab und an nur leuchtet ein Handybildschirm, als jemand auf einer App nachsehen will, wann die Space Station vorbeifliegt. Derzeit ist sie in Brasilien, aber in zwanzig Minuten ist sie hier.

Am schönsten, erzählt mir jemand, ist es hier um sechs Uhr. Dem Sonnenaufgang zusehen, das musst du irgendwann mal machen. Das stelle ich mir genau so traumhaft vor: Wie der Himmel auf einmal lilane Wangen bekommt, dann langsam ein rotes Gesicht kriegt, schliesslich gelb und golden uns entgegenlächelt. Wie das ganze Tal langsam von absoluter Dunkelheit in steigendes Licht umkippt, sich mit allen Farben des Himmels füllt und allen anderen, die der Tag noch zu bieten hat. Wie ich mich langsam aus Schal und Mantel schäle, die neugeborene Wärme auch mich zur Begrüssung umarmt wie einen wiedergefundenen Freund. Wie wir zurücklaufen, wieder mit unseren Schatten voraus, doch ohne die leise, doch stete Paranoia, ihn an den Wald verlieren zu können.

Klingt das real?

Aufstehen

Ich liege im Wohnzimmer auf dem Sofa und starre an die Decke. Ich sollte die Spülmaschine ausräumen. Die Uhr an der Wand tickt laut und unaufhaltsam. Die Zeit vergeht unablässig, ohne Pause, ohne Innehalten. Deswegen mag ich sie nicht. Sie hetzt immer so sehr. Ich sollte ein Buch lesen. Ruckartig rückt der Sekundenzeiger vorwärts, immer wieder um das Ziffernblatt herum. Kaum merklich bewegt sich der Minutenzeiger. Der Stundenzeiger scheint still zu stehen, auch wenn das natürlich nicht stimmt. Ich sollte was arbeiten. Der Sekundenzeiger bleibt stehen. Ich blinzele. Ich sollte Urlaub machen. Ja, sollte ich. Es ist Zeit, aufzustehen.

Long shot. Die nordamerikanische Wüste. Völlige Stille. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. Ein einsamer Kaktus. Ein Gerippe. Man hört den Schrei eines Habichts.

3/4 shot. Halbfrontale. Ein Cowboy reitet angespannt auf einem Pferd.

Close-ups. Die Augen des Cowboys. Die Augen eines Geiers. Die Augen des Pferds. Die Sporen des Cowboys. Die Sonne.

Long shot. Der Cowboy reitet durch die Wüste.

Over shoulder. Der Cowboy reitet weiter. Am Horizont erscheint ein kleines Städtchen.

Full shot. Der Cowboy erreicht den Stadtrand. Er steigt ab.

Italian shot. Angespannt sieht der Cowboy nach links und rechts. The Good, the Bad and the Ugly spielt.

Long shot. Die Stadt ist menschenleer. Die Kamera zoomt auf das Gebäude, das sich am Ende der Stadt befindet.

Close-up. Barber’s pole. Music intensifies.

Close-up. Die Augen eines Geiers. Der Schrei eines Habichts. Abblendung.

Full shot. Im Laden des Friseurs. Die Kamera hält auf eine Saloontür. Der Cowboy tritt hinein.

Close-up. Der Friseur dreht sich erschrocken um.

Italian shot. Die Augen des Cowboys. Die Augen des Friseurs. A Silhouette of Doom spielt.

Full shot. Der Friseur verbeugt sich tief, deutet auf den Stuhl. Der Cowboy setzt sich.

Medium shot. Frontale. Der Cowboy sitzt entspannt im Friseurstuhl. Hinter erhebt sich langsam der Friseur. Mit einem irren Grinsen stiert er auf den Skalp des Cowboys, die Hände erhoben mit einer Schere und einem Kamm darin. Dann blickt er in die Kamera, weiterhin grinsend. Er zwinkert der Kamera zu. Music intensifies.

Close-up. Die Schere. Der Kamm. Die Augen des Cowboys. Scheren, die an der Wand hängen. Rasiermesser, die an der Wand hängen. Die Augen des Friseurs. Die Schere. Die Augen eines Geiers. Ein Hackbeil. Ein Marmeladentoast. Die Musik findet ihren dramatischen Abschluss.

Medium shot. Der Friseur klatscht beide Hände zusammen. Seine Utensilien verschwinden in einer Rauchwolke und er hält einen Blumenstrauß in der Hand, den er sogleich dem Cowboy überreicht. Maple Leaf Rag spielt.

Medium shot. Der Friseur zieht eine Blumengirlande aus seinem Ärmel und hängt sie dem Cowboy um. Er klatscht in die Hände und eine weiße Taube erscheint. Konfetti beginnt zu regnen. Er pinnt dem Cowboy einen Orden an, schüttelt freudig seine Hand.

Der Cowboy steht auf, weiterhin die Hand des Friseurs schüttelnd. Beide verbeugen sich mehrfach voreinander (Aufnahme mit doppelter Geschwindigkeit), bis der Friseur den Cowboy zur Tür geleitet und er hinaus tritt.

3/4 shot. Der Cowboy tritt aus der Tür. Stille. Der Wind weht. Die Kamera schwenkt über seine Schulter. Das Städtchen ist verschwunden.

Italian shot. Die verwirrten Augen des Cowboys.

Over the shoulder. Der Cowboy dreht sich um, hinter ihm nur die weite Wüste. Ein Tumblweed rollt durchs Bild.

Medium shot. Der Cowboy fasst sich verzweifelt an den Kopf. Er hat eine Glatze. Abblendung.