MOSAIK

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  • Hi!


    Okay, es gibt mehr Info - nur leider die falsche Art von Info. Oder vielmehr, es ist die richtige Art von Info, um Dené zu finden (was eigentlich auch das Wichtigste ist), aber nicht die richtige, um schon zu wissen, was exakt alles hinter der Sache steckt. Aber ja.

    Jedenfalls, mir hat besonders die Actionszene im zweiten Kapitel gefallen. Man sieht hier wieder Pakhets Erfahrung, weil sie die Situation schon direkt analysiert und sich überlegt, wie sie dann taktisch vorgeht. Und die Darstellung des tatsächlichen Kampfes danach fand ich dann auch sehr gelungen, weil es so ein plausible Kampfszene war - außerdem hatte es etwas sehr Zufriedenstellendes, zu lesen, wie Pakhet die Typen mit relativer Leichtigkeit aufmischt und Murphy dann am Ende auch noch ein bisschen was tut. Das war eine echt coole Szene.

    Ansonsten ... Ach, der Doc. Irgendwie tut er mir auch leid, dann wiederum ... Wenn es halt für Pakhet so ist, dass sie dem nicht viel Bedetung beimisst, well, dann ist das so. Aber grundsätzlich merkt man eben, dass der Doc schon ein gutes Herz hat, nur ... Er passt irgendwie nicht dort hinein, oder? Nun ja.

    Ach ja, apropos Doc: Neue vollkommen unbegründete Hypothese ist, dass die Sache irgendwas mit dem "Umfeld" vom Doc zu tun hat, womit Pakhet und er quasi auf gegnerischen Seiten stünden - und vielleicht würde das dann sogar Zweifel an der Gutmütigkeit vom Doc streuen. Aber ja, wie gesagt, komplett unbegründet. Es wäre dann halt ein besonders hinterhältiger Schachzug von Michael, um Pakhet (wieder) zu isolieren, aber ... Ja. Null Beweise von meiner Seite. Blubb.

    Was mich übrigens noch zum Schmunzeln gebracht hat, ist, dass der Typ Pakhet noch als "Iron Bitch" kennt. Ich musste da tatsächlich auch erst kurz nachdenken, aber dann ist es mir auch wieder eingefallen. Zwar war die Aktion von Murphy damals ziemlich mies, aber dass das dann jetzt so wiederkam - damit habe ich echt nicht gerechnet und das war ziemlich lustig. Dann wusste der Typ ja auch nur umso besser, dass er durchaus Angst vor Pakhet haben muss.


    Freue mich schon auf das nächste Kapitel, wo dann vielleicht deutlicher wird, was genau vor sich geht. Bis dahin!

  • Ja, die Kampfszene war recht gelungen.

    Du weißt ja, ich bin da immer etwas kritisch mit dir.


    Die Frage ist natürlich was man mit denen macht. Scheinbar hat sie die ja liegen lassen.

    Ich denke für ihn wäre es somit deutlich leichter zu lügen, wobei die Gruppe vermutlich etwas Erfahrung mit Lügnern hat. Ist trotzdem schwierig.

    Könnte auch problematisch werden wenn sie Meldung machen, was dann das Mädchen in Gefahr brächte, somit hoffe ich dass sie nicht lange warten.


    Dann gäbe es noch die Möglichkeit, dass Dene einfach ein Scout ist, die Anderen bessere Plätze verspricht und nun einfach die Stadt wechselt.

    Weil sie sich als kompetent erwiesen hat und nun fest angestellt mitspielen darf, oder weil sie auffviel und man nicht wusste ob sie identifiziert werden kann, oder vielleicht weil sie selbstständig werden wollte, was natürlich recht krass ihren Eltern gegenüber wäre.

    Selbst falls sie ein Scout wäre, Menschen haben in der Regel echte Beziehungen und vollziehen Schreckliches durch Dehumanisation.


    Oder die aller einfachste Sache, Michael weiß dass sie schon tot ist und will Pakhet damit mental verletzen.

  • Hey Alaiya , was macht man um halbvier abends, wenn man am nächsten Tag nirgendwo hin muss? Einen lange fälligen Kommentar schreiben und an der eigenen Story weiterschreiben haha.


    Ich hab nun überlegt, ob ich wieder zu jedem einzelnen Kapitel einen Kommentar schreiben, aber ehrlich gesagt wäre mir das dann doch etwas too much. Wollte mich da auch lieber auf den Inhalt an sich konzentrieren und nicht dauernd zum Kommentar rüberspringen. Daher denke ich, ist es das Beste, wenn ich meine Gedanken mal zusammenfasse.


    Bin bei Teil 2 angelangt und das fängt ja schonmal interessant an. :D

    Aber erstmal geh ich auf die vorigen Kapitel ein:

    Am meisten hat mir der Zombie/Geisterzug zugesagt und die Action war auch richtig gut geschrieben, auch wenn das ziemlich aus dem Nichts (badtumms...) kam, genauso wie dieses giftige Schleimmonster, das Murphy in der Anderswelt angegriffen hat. Punkto Anderswelt: Wenn es in der "normalen" Welt Geisterzüge mit Zombies und Hexen gibt, scheint die Anderswelt gar nicht so viel außergewöhnlicher zu sein? xD

    Und oh scheiße, dass die Hexe Heidensteins Blut hat, klingt wirklich nach bad news.


    Was sich über die gesamte Story von Mosaik hinwegzieht, dass das Chaosteam Pakhet wichtig wird und sie auch mehr emotionale und menschliche Nähe durch Heidenstein zulässt, gefällt mir glaube ich am meisten an Mosaik. Also neben deinem Setting und allem, aber ein interessantes Setting alleine trägt ja bekanntlich auch nicht unbedingt eine Story.

    Normalerweise würde mir ein (weiblicher) Hauptcharakter wie Pakhet auch wohl kaum zusagen, aber du schreibst sie um einiges reflektierter als diese Protagonistinnen sonst so sind und weißt darum, dass sie sich nach außen unnahbar gibt, weil ihr schwerfällt Nähe zuzulassen und sie sich in Wahrheit um ihr Team und Heidenstein kümmert. So gerät sie ja auch immer in Situationen, in denen sie selbst hinterfragt wie sie da hineingelangt ist, nur weil sie jemanden beschützt. Pakhet ist mir überraschenderweise sympathsicher als ich anfangs gedacht hätte, oder als diese Protagonistinnen es sonst so sind.

    Ob das zwischen ihr und Heidenstein wirklich nur Sex war (also aus ihrer Sicht)? Das wird sich noch zeigen, denke ich, aber ich kann mir vorstellen, dass die Situation natürlich awkward af für beide ist. Das ist auch sehr natürlich wie beide darauf reagieren und dass Pakhet ihm ein wenig aus den Weg geht.


    Mein Favorit aus Mosaik ist aber soweit (und ich nehme mal an, dass wird auch so bleiben, wenn er mich nicht richtig, richtig enttäuscht) Murphy. xD Er ist einfach diese Art von Charakter, den ich von seiner gesamten Art her sofort gernhaben muss, wenn sie gut geschrieben und nicht totale Arschlöcher sind, und ich will noch viel mehr über ihn persönlich wissen.


    Werde mich dann diese Woche den restlichen Kapiteln widmen und husche dann doch nochmal ins Bettchen. :')

  • Da einige der anderen Leser:innen so fleißig am Kommi schreiben sind, will ich mir daran mal ein Beispiel nehmen:



    [25.03.2011 – S01 – Babysitter]

    Oki erstmal muss ich zugeben, dass mich der Titel ein klein wenig irritiert hat und ich mir die Frage gestellt habe: "Was? Weswegen muss Pakhet auf ein Kleinkind aufpassen? Oder hat sie eins aufgenommen und muss dafür einen Babysitter finden?" Oki eigentlich hätte wahrscheinlich damit rechnen können, dass damit eher gemeint war, dass sie auf eine Gruppe Neulinge aufpassen darf, haha. Ist aber durchaus spannend, dass sie jetzt mehr oder weniger dazu gezwungen ist, eine ganze (Chaos) Truppe von Leuten auszubilden, die noch reichlich grün hinter den Ohren sind. Was könnte denn da groß schief gehen.



    [30.03.2011 – D02 – Reperaturservice]

    mit einem Ego, dass an das von Michael heranreichte.

    Yay noch mehr von diesen super sympathischen Menschen.


    aber Mr Punches“ – sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er den Namen genau so albern fand, wie sie

    Ich glaube die wenigsten Leute werden wahrscheinlich in der Lage sein, den Namen in vollster Seriösität laut auszusprechen, haha.

    Ansonsten mochte ich den (mehr oder weniger) Schlagabtausch zwischen Pakhet und den Doc ganz gerne. Und ich fand die Herleitung von Heidensteins Namen ziemlich cool. Wäre von selbst bestimmt nicht darauf gekommen, dass Hyde ein Bestandteil davon ist, haha.



    [08.04.2011 – T01 – Konflikt]

    Der Titel dieses Kapitels bringt es genau auf den Punkt, haha. War schon zu erwarten, dass Pakhet auf größeren Widerstand innerhalb der Chaostruppe treffen würde. Aber immerhin hat sich die Situation geklärt, ohne dass es zu einer größereren Eskalation gekommen ist. Mal schauen wie lange dass so bleibt...

    Und ich finde es ganz nice, dass Heidenstein versucht auf eine etwas freundlichere Art und Weise Konflikte zu lösen. Zum Einen bietet es Abwechslung und zum Anderen ist es bei der restlichen Gruppendynamik wohl auch deutlich besser jemanden zu haben, der weniger impulsiv ist. ^^"



    [08.04.2011 – D03 – Marke Eigenbau] & [18.04.2011 – F02 – Schießübungen]

    Oki kurz meine Gedanken zu den beiden Kapiteln zusammengefasst: Finde durchaus die Frage von Pakhet berechtigt, weil Heidenstein wirklich eher untypisch für solch ein Berufsumfeld wirkt. Andererseits versucht er vielleicht damit die Dinge mehr auf seine Weise zu lösen, um halt unnötiges Blutvergießen zu vermeiden? Auch wenn wahrscheinlich die Erfolgsaussichten eher gering erscheinen mag, ich meine man sieht ja schon an den vorherigen Kapiteln, wie schnell etwas in die Luft fliegen kann. Na ja bin durchaus gespannt mehr Hintergründe über ihn zu erfahren oder auch wie Pakhet ihren Arm verloren hat.


    Und gut die Konversation zwischen Pakhet und Michael kann ich wahrscheinlich mit einen Satz zusammenfassen:

    Kann mal jemand bitte diesen Typen in die Fresse schlagen, lol.

  • Ich antworte mal auf die ganzen Kommentare. Danke euch. Ich freue mich total! :3


    Jedenfalls, mir hat besonders die Actionszene im zweiten Kapitel gefallen. Man sieht hier wieder Pakhets Erfahrung, weil sie die Situation schon direkt analysiert und sich überlegt, wie sie dann taktisch vorgeht. Und die Darstellung des tatsächlichen Kampfes danach fand ich dann auch sehr gelungen, weil es so ein plausible Kampfszene war - außerdem hatte es etwas sehr Zufriedenstellendes, zu lesen, wie Pakhet die Typen mit relativer Leichtigkeit aufmischt und Murphy dann am Ende auch noch ein bisschen was tut. Das war eine echt coole Szene.

    Danke dir. Das freut mich. Auf jeden Fall ist es halt wirklich so, dass in vielen der Kämpfen zu diesem Zeitpunkt es halt wirklich so ist, dass Pakhet einfach deutlich mehr Erfahrung hat, als die meisten Streetthugs. Vor allem hat sie wirklich Kampfausbildung genossen und macht halt bewusst auch Kampfsport.


    Ansonsten ... Ach, der Doc. Irgendwie tut er mir auch leid, dann wiederum ... Wenn es halt für Pakhet so ist, dass sie dem nicht viel Bedetung beimisst, well, dann ist das so. Aber grundsätzlich merkt man eben, dass der Doc schon ein gutes Herz hat, nur ... Er passt irgendwie nicht dort hinein, oder? Nun ja.

    Das ist irgendwie das Motto der heutigen Kommentare. Haha. Ja, der Doc ist eigentlich zu gut für die Welt, in der er lebt. Wobei auch er schon getötet hat, aber anders als Pakhet steckt er das nicht so einfach weg. Und ja, auch was Sexualität angeht, hat sie halt eine andere Bewertung der Sachen.


    Ach ja, apropos Doc: Neue vollkommen unbegründete Hypothese ist, dass die Sache irgendwas mit dem "Umfeld" vom Doc zu tun hat, womit Pakhet und er quasi auf gegnerischen Seiten stünden - und vielleicht würde das dann sogar Zweifel an der Gutmütigkeit vom Doc streuen. Aber ja, wie gesagt, komplett unbegründet. Es wäre dann halt ein besonders hinterhältiger Schachzug von Michael, um Pakhet (wieder) zu isolieren, aber ... Ja. Null Beweise von meiner Seite. Blubb.

    Ich verrate mal nichts. Wobei, eine Sache: Es dauert ein wenig, bis ihr Victor kennenlernt.


    Ja, die Kampfszene war recht gelungen.

    Danke dir :3


    Die Frage ist natürlich was man mit denen macht. Scheinbar hat sie die ja liegen lassen.

    Ja, haben sie. Sie haben halt nicht wirklich die Möglichkeit, sie irgendwie mitzunehmen. Sie sind ja nur mit dem Auto da.


    Dann gäbe es noch die Möglichkeit, dass Dene einfach ein Scout ist, die Anderen bessere Plätze verspricht und nun einfach die Stadt wechselt.

    Weil sie sich als kompetent erwiesen hat und nun fest angestellt mitspielen darf, oder weil sie auffviel und man nicht wusste ob sie identifiziert werden kann, oder vielleicht weil sie selbstständig werden wollte, was natürlich recht krass ihren Eltern gegenüber wäre.

    Selbst falls sie ein Scout wäre, Menschen haben in der Regel echte Beziehungen und vollziehen Schreckliches durch Dehumanisation.


    Oder die aller einfachste Sache, Michael weiß dass sie schon tot ist und will Pakhet damit mental verletzen.

    Morgen gibt es dann das nächste Kapitel. Das wird zumindest ein paar wichtige Informationen.


    was macht man um halbvier abends

    "Abends" ... So kann man 3:40 auch nennen.


    Ich hab nun überlegt, ob ich wieder zu jedem einzelnen Kapitel einen Kommentar schreiben, aber ehrlich gesagt wäre mir das dann doch etwas too much. Wollte mich da auch lieber auf den Inhalt an sich konzentrieren und nicht dauernd zum Kommentar rüberspringen. Daher denke ich, ist es das Beste, wenn ich meine Gedanken mal zusammenfasse.

    Das ist schon in Ordnung. Ich freue mich über jeden Kommentar :P


    Punkto Anderswelt: Wenn es in der "normalen" Welt Geisterzüge mit Zombies und Hexen gibt, scheint die Anderswelt gar nicht so viel außergewöhnlicher zu sein? xD

    Oh, glaub mir, die Anderswelt ist wirklich sehr anders. Weil die folgt halt wirklich eigenen Regeln. Zombies und vor allem Hexen sind jetzt erst einmal nicht so ungewöhnlich. Die Folgen noch immer grob unseren Regeln.


    Was sich über die gesamte Story von Mosaik hinwegzieht, dass das Chaosteam Pakhet wichtig wird und sie auch mehr emotionale und menschliche Nähe durch Heidenstein zulässt, gefällt mir glaube ich am meisten an Mosaik. Also neben deinem Setting und allem, aber ein interessantes Setting alleine trägt ja bekanntlich auch nicht unbedingt eine Story.

    Das freut mich. Das ist auch in meinen Augen halt das Herz der Geschichte. Für mich ist das ganze Drumherum letzten Endes Extra und das Herz ist wirklich Pakhet und ihr Chaotenhaufen :P



    Normalerweise würde mir ein (weiblicher) Hauptcharakter wie Pakhet auch wohl kaum zusagen, aber du schreibst sie um einiges reflektierter als diese Protagonistinnen sonst so sind und weißt darum, dass sie sich nach außen unnahbar gibt, weil ihr schwerfällt Nähe zuzulassen und sie sich in Wahrheit um ihr Team und Heidenstein kümmert. So gerät sie ja auch immer in Situationen, in denen sie selbst hinterfragt wie sie da hineingelangt ist, nur weil sie jemanden beschützt. Pakhet ist mir überraschenderweise sympathsicher als ich anfangs gedacht hätte, oder als diese Protagonistinnen es sonst so sind.

    Ob das zwischen ihr und Heidenstein wirklich nur Sex war (also aus ihrer Sicht)? Das wird sich noch zeigen, denke ich, aber ich kann mir vorstellen, dass die Situation natürlich awkward af für beide ist. Das ist auch sehr natürlich wie beide darauf reagieren und dass Pakhet ihm ein wenig aus den Weg geht.

    Ich freue mich natürlich sehr, dass dir das gefällt, obwohl ich weiß, dass du die Art von Charakter normal eigentlich nicht magst.

    Und für sie ... nun, es ist halt kompliziert. Sie hat halt wirklich keinen großen Wert an Sex, aber es ist halt einfach auch so, dass sie normal wirklich nicht mit Leuten schläft, mit denen sie irgendwie enger etwas zu tun hat. Das macht es halt schon zu einer anderen Sache.


    Mein Favorit aus Mosaik ist aber soweit (und ich nehme mal an, dass wird auch so bleiben, wenn er mich nicht richtig, richtig enttäuscht) Murphy. xD

    Murphy: "Natürlich bin ich das!" :P


    Was könnte denn da groß schief gehen.

    Quasi nichts ;)


    Ansonsten mochte ich den (mehr oder weniger) Schlagabtausch zwischen Pakhet und den Doc ganz gerne. Und ich fand die Herleitung von Heidensteins Namen ziemlich cool. Wäre von selbst bestimmt nicht darauf gekommen, dass Hyde ein Bestandteil davon ist, haha.

    Dafür kann ich ja keinen Credit einnehmen, weil der Name ja vonn meinem Exfreund erfunden.


    Und gut die Konversation zwischen Pakhet und Michael kann ich wahrscheinlich mit einen Satz zusammenfassen:

    Kann mal jemand bitte diesen Typen in die Fresse schlagen, lol.

    Das wird leider eine ganze Weile dauern ...

  • So, hier kommt das neue Kapitel.


    CN: Vergewaltigung, Tod


    ______________________________


    [21.08.2011 – D28 – Casino]


    Der nächste Tag war extrem trocken und für die Jahreszeit ungewöhnlich warm. Hitzeschlieren bildeten sich in der Ferne über der Straße, als sie mit dem Transporter in die Richtung fuhren, die ihr singender Freund ihnen gesagt hatte. Was auch immer es mit dem „Casino“ auf sich hatte … irgendwie glaubte sie nicht, dass sie eine Glücksspielhalle vorfinden würden.

    Sie waren zu zweit. Murphy hatte erst später Zeit und Pakhet war dankbar dafür. Sie war sich nicht sicher, was sie finden würden, doch ging sie jede Wette ein, dass der Junge es nicht unbedingt sehen sollte.

    Sie hatten den Transporter genommen, da er weniger auffiel. Nicht zuletzt, da er schon wieder mit Sand verklebt war und verdreckt wirkte.

    Mit Blick auf das Navi, stupste sie Heidenstein an. Er fuhr. „Such dir hier etwas zum Parken“, wies sie ihn an.

    Sie wollte nicht zu Nahe an das Gebäude heran.

    Er nickte stumm. Seine Miene war für ihn ausgesprochen grimmig. Er war nicht begeistert von der Aussicht, hatte aber drauf bestanden mitzukommen. Etwas, wofür sie dankbar war.

    Letzten Endes hielt er den Wagen hinter der noch genutzten Ruine eines der frühen Wohnungsbauprojekte, die zu Beginn der Apartheit errichtet worden waren. Ein altes Gebäude aus roten, unversiegelten Ziegeln, das heruntergekommen wirkte, wahrscheinlich aber noch von irgendeinem armen Schlucker bewohnt wurde..

    Sie waren am südostöstlichen Ende der Flats. Es lag nicht viel zwischen ihnen und dem Farmland.

    „Wollen wir?“, fragte sie Heidenstein.

    Er öffnete die Wagentür, seufzte. „Ja. Lass uns.“

    Sie tat es ihm gleich, sprang auf die Straße und sah sich um. Niemand war in der Nähe – was gut war, denn ihr Plan involvierte nicht zuletzt die Armreife, die Heidenstein geschaffen hatte. Es wäre für die meisten normalen Menschen auffällig, sie einfach verschwinden zu sehen.

    Pakhet umrundete den Wagen, da er mit der rechten Seite am Haus stand, gesellte sich zu Heidenstein.

    Er seufzte noch einmal. Er hatte eine Kamera dabei. Eine von diesen Action-Cams, die in letzter Zeit mehr und mehr genutzt wurden. Die Hoffnung war, dass sie sich eine Übersicht über den Aufbau des Gebäudes verschaffen konnten.

    „Wenn wir sie finden“, begann Heidenstein vorsichtig und sprach dabei fraglos über Dené, „reicht es eigentlich, wenn wir die Adresse an diesen Tutu weitergeben, oder?“

    Auch Pakhet hatte darüber nachgedacht. Ihre Aufgabe war eigentlich nur, herauszufinden, wo Dené war. Natürlich war impliziert, dass sie sie zu Tutu bringen sollten, oder? Eigentlich reichte es, herauszufinden, wo sie war. Sie könnten Bescheid sagen, es die Gangs regeln lassen, die fraglos für Tutu arbeiteten. Immerhin war er bekannt für seine „Security“.

    Eigentlich hätte es gereicht, ihm zu sagen, was sie nun wussten. Doch Pakhet hasste es, auf die Worte des Scouts zu vertrauen. Sie wollte Bestätigung. Denn auch, wenn er nicht gelogen hatte, wenn er Dené wirklich dahin gebracht hatte, so hieß das noch lange nicht, dass sie sich auch jetzt dort befand.

    Sie hasste es darüber nachzudenken.

    „Ja“, murmelte sie matt, schluckte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus.

    Noch immer gab es vieles, was ihr an der Sache nicht gefiel. Der Auftrag selbst war ein Teil davon. Sicher, Tutu war dafür bekannt, einer der respektvolleren Pimps zu sein. Seine Mädchen waren sicher, seine Mädchen wurden bezahlt. Aber es waren auch vorher Mädchen verschwunden, das hatte man ihr erzählt, warum also die Bezahlung für Dené? Warum war sie so besonders? Es war eine Menge Geld, um ein einzelnes Mädchen wiederzufinden, wenn er doch andere hatte, die für ihn arbeiteten.

    Hatte Dené eine besondere Verbindung zu ihm oder hatte er Hintergedanken?

    Dann war da die Sache, dass sie nicht sicher sein konnten, was sie an dem Casino finden würden. Sie wusste zu wenig über die Leute, hatte kaum Möglichkeiten, mehr herauszufinden. Informationen kosteten Geld – oder sehr viel Aufwand und Zeit. Sie hatte nichts davon. Gut, sie hatte Geld, doch Geld ausgeben, um einen Auftrag, für den sie bezahlt wurde, auszuführen, war widersprüchlich.

    Und dann war da noch eine Sache: Heidenstein hatte ihr gesagt, dass die Scouts nach aktueller Beweislage nur vierundzwanzig Stunden lang festgehalten würden. Nicht genug. Und dann? Dann konnte das ganze viel komplizierter werden, vor allem nachdem ihr Singvogel sie erkannt hatte. Es wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, sie zu töten.

    „Pakhet?“ Heidensteins fragende Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

    Sie holte tief Luft, nickte. „Lass uns gehen“, murmelte sie. Sie konnten es nicht länger verschieben.

    Er musterte sie besorgt, nickte selbst und aktivierte den Zauber. Er verschwand.

    Auch sie berührte den Armreif, wurde unsichtbar.

    Für einen Moment stand sie so dort, dann bemerkte sie Heidensteins Hand, die nach der ihren tastete.

    Instinktiv wollte sie die Hand wegziehen, beherrschte sich aber. Sie wusste, dass es klug war, um sich unsichtbar nicht zu verlieren. Da die Artefakte den Zauber hielten, würde es nicht leicht sein, den anderen wiederzufinden, selbst wenn er ausgeknockt wurde. Also erlaubte sie es ihm, nach dem Gelenk ihrer Prothese zu greifen.

    Sie atmete durch, roch den Sand und Staub der Straße. Dann machte sie die ersten Schritte, spürte, wie Heidenstein ihr folgte. Sie waren knapp vierhundert Meter von dem Gebäude entfernt, das laut GoogleMaps ein etwas älterer, langgezogener Bau war. Sie vermutete nach den Satellitenbildern, dass es ebenfalls eins jener Reihenhäuser war, die man überall in den Flats gebaut hatte. Eventuell ein altes Obdachlosenheim. Straßenaufnahmen von vor dem Gebäude hatte sie nicht gefunden.

    Während sie unsichtbar die Straße entlangschlichen, sahen sie kaum jemanden. Ein einzelner Straßenjunge – dreizehn oder vierzehn Jahre alt – stahl sich über die Straße, darauf bedacht im Schatten der Gebäude zu bleiben. Sonst war da niemand. Keine Wagen. Nichts. Es war, als wäre dieser Teil des Ghettos komplett verlassen.

    Sie gingen weiter, bogen rechts ab.

    Das Gebäude – es musste das Gebäude sein – kam in einiger Entfernung in ihr Blickfeld.

    Sie hatte sich geirrt. Das Gebäude war keine der Standartunterbringungen, sondern wirkte viel eher, wie eine längliche Lagerhalle mit weißmetallenen Flachdach. Die Wände waren geweißt, doch die Farbe blätterte ab. Es hätte genau so gut verlassen sein können, wären da nicht die vier Wagen gestanden, die auf der freien, steinigen Fläche vor dem Eingang standen.

    Das Haus stand etwas Abseits von den anderen Häusern – nicht das es ungewöhnlich war. Die Häuser hier waren mal in unregelmäßigen Abständen errichtet. Ungewöhnlich war jedoch, dass in knapp fünf Metern Entfernung zum Gebäude ein zweieinhalb Meter hoher Maschendrahzaun in die Höhe wuchs.

    „Da ist jemand paranoid“, flüsterte sie.

    Heidenstein murmelte eine Zustimmung. Seine Stimme klang belegt. Seine Hand griff die ihr Handgelenk fester.

    Wie kamen sie rein?

    Sie hatte keinen Zweifel daran, dass ihre Sprungkraft sie über den Zaun bringen würde. Allerdings saß da ein vielleicht dreißigjähriger Schwarzer vor dem Haus, rauchte. Wenn sie nicht irrte, war der längliche Gegenstand neben ihm ein Gewehr.

    „Lass uns ums Haus herum laufen“, flüsterte sie.

    Das Gebäude hatte einmal Fenster gehabt. Mittlerweile waren diese mit Brettern vernagelt. Das ganze wirkte von außen bereits zwielichtig.

    „Wie kommen wir rein?“, hauchte Heidenstein.

    „Eher: Wie kommst du rein“, murmelte sie. „Ich kann über den Zaun springen.“

    Er schwieg. Dann: „Es muss ein Tor geben.“

    Natürlich hatte er damit recht. Wie kamen sie sonst selbst rein, mit ihren Wagen?

    „Also weiter.“ Sie schlich den Zaun entlang und stellte schnell fest, dass Heidenstein Recht hatte: Es gab ein Tor auf der Rückseite, von wo eine Schotterstraße zur M9 führte.

    So sicher die Anlage mit dem Zaun auch wirkte, so lächerlich war das Tor: Es war ein einfaches, leicht angerostetes Tor aus weiß bemaltem Stahlrohr, wie es oft auf Schafsweiden verwendet wurde.

    „Kommst du da rüber?“, fragte sie.

    „Ja“, erwiderte er. Beinahe war eine Spur Beleidigung aus seiner Stimme zu hören.

    Sie sagte nichts, sondern zog, damit er die Prothese losließ. Dann nahm sie Anlauf, sprang, setzte einfach über das Tor hinweg und wartete.

    Sie hörte nichts und das verunsicherte sie. Wenn sie hier Leute gefangen hielten, sollte man nicht etwas hören?

    Das Klappern des Tores ließ sie zusammenzucken. Einen Moment später hörte sie ein Flüstern in ihrer Nähe. „Pakhet?“

    Still ging sie in die Richtung, tastete, bekam Heidensteins Hand zu fassen und zog ihn in den Schatten des Gebäudes. Sie wusste zu gut, dass man den Zauber im hellen Licht leichter durchschauen konnte.

    Schritte.

    Jemand kam um das Gebäude herum. Der Typ, der vorne gesessen war. Er ließ seinen Blick den Zaun entlang schweifen. Wahrscheinlich hatte er das Klappern gehört. Dank des Zaubers entdeckte er sie nicht, schüttelte schließlich den Kopf und setzte seinen Weg um das Gebäude herum fort.

    Pakhet zog Heidenstein in die andere Richtung um das Gebäude herum. Sie wollte zur Vordertür, die sie zuvor gesehen hatte.

    Was auch immer das Gebäude einmal gewesen war, sie war sich recht sicher, dass sich diese Typen erst später hier einquartiert hatten. Deswegen war auch das Tor nicht in Richtung der Fronttür des Gebäudes.

    Sie kamen kurz vor dem Typen – war er eine Wache? – an der Vorderseite an, wo er sich wieder hinhockte.

    Er beachtete sie nicht und die Tür war halb offen. Sie müssten vorsichtig sein, doch sie sollte weit genug offen sein, als dass sie sich durchquetschen konnten, ohne die Tür zu bewegen.

    Vorsichtig schlich sie nach vorne, zog Heidenstein mit sich.

    Seine Anspannung war deutlich zu spüren.

    Sie hatten die Tür kaum erreicht, als zwei Leute rauskamen. Ein Mann und eine Frau. Er offenbar indischer Abstammung, sie mit schwarzer Haut und muskulös gebaut.

    Sie redeten in einer Sprache, die Pakhet nicht verstand, schienen alles in allem in gelassener Stimmung zu sein. Sie hatte eine Flasche Alkohol in der Hand – billiger Rum. Es hatte keinen Sinn, sie zu belauschen – aber sie ließen die Tür weiter offen und verwickelten den Mann vorne ebenfalls in ein Gespräch. Sie verfielen in Afrikaans.

    Kurz zögerte Pakhet, dann aber ging sie zur Tür und schlich hindurch.

    Der Flur dahinter war mit Fliesen belegt. Diese waren einmal weiß gewesen, wirkten nun aber braun und versifft, viele von ihnen zeigten deutliche Risse. Der Flur bog nach zwei Metern um eine Ecke nach rechts. Auf der linken Seite war eine Tür.

    Pakhet folgte dem Flur. Hier waren diverse Türen. Was auch immer das Gebäude einmal gewesen war.

    Eine Tür führte dem Geruch nach fraglos zu einer lang nicht geputzte Toilette. Sie hielt den Atem an, ging weiter, spähte durch eine Angelehnte Tür aus altem, gammeligen Holz.

    Dahinter lag ein zierdeloser Raum. Kein Bodenbelag, keine gestrichenen oder tapezierten Wände. Nur brauner Beton. Hier lagen einige Matratzen, die offenbar als notdürftige Nachtlager dienten.

    Hinter einer geschlossenen Tür hörten sie Stimmen. Ein Gespräch in Afrikaans. „Nach Durban“, schnappte Pakhet auf.

    „Ich sag den Ninern Bescheid.“

    „Das Arsch verbraucht sie auch.“ Ein verächtlicher Laut. Eine der beiden Stimmen war eine tiefe Frauenstimme.

    Gerne hätte Pakhet einen Blick mit Heidenstein getauscht, doch sie konnte ihn nicht sehen. Also blieb ihr nichts, als selbst eine Entscheidung zu treffen. Sie konnte aus keinem der Zimmer Laute hören, die auf Gefangene hindeuteten. Sie war sich dennoch sicher, dass das Gebäude etwas damit zu tun hatte. Oder war es einfach nur eine Drogenküche?

    Ein Gespräch von draußen. Schritte.

    Pakhet packte Heidenstein, drückte ihn mit sich selbst an die Wand des Flurs. Doch umsonst: Die beiden, die sie vorher hatten rausgehen sehen, kamen rein. Der Mann ging zur Tür, die Pakhet dem Geruch nach, als Toilette identifiziert hatte, die Frau zur ersten Tür, rechts vom Eingang.

    „Gib Mongo 'nen Tritt“, scherzte der Mann, halb in der Toilettentür stehend.

    „Mach ich“, erwiderte die Frau. „Wetten, dass er schon wieder eine fickt.“

    „Irgendwann bringt Jaco ihn um.“ Der Mann lachte, verzog sich dann in die Toilette, schloss die Tür.

    Pakhet drückte Heidensteins Schulter und er griff nach ihrer Hand, machte einen leisen Laut, um zu zeigen, dass er verstand.

    So schnell und leise wie möglich gingen sie zur Tür, durch die die Frau verschwunden war. Sie hatte sie wieder geschlossen, doch sie hatten keine Wahl.

    Kurz drückte Pakhet ihr Ohr an die Tür, lauschte. Als sie keine Schritt hörte, öffnete sie die Tür weit genug, um hindurchschauen zu können. Dahinter lag ein leerer Raum, jedenfalls war nicht mehr durch den Spalt zu sehen.

    Es schien ein Lagerraum zu sein. Noch immer lagen da Säcke. Säcke mit was? Es war auch egal.

    Sie öffnete die Tür etwas weiter, schlich hindurch und fand den Raum verlassen vor. Was ging hier vor?

    Doch als ihr Blick durch den Raum glitt, verstand sie. Die paar Säcke, die noch hier lagen, waren nur Teil von anderen Baumaterialien. Wahrscheinlich nicht, was ursprünglich in dem gute fünf mal fünf Meter großen Raum gelagert worden war. Doch im Betonboden, der erneut unversiegelt war, lag die Antwort auf die Fragen, die durch ihren Kopf kreisten:

    Eine metallene Falttür.

    Natürlich. Sie hatten ihre Opfer unter dem Haus versteckt. So verhinderten sie auch, dass man Schreie zu weit hörte. Es machte absolut Sinn. Und auf dem Video, das Michael ihr geschickt hatte, hatte es keine Fenster gegeben.

    „Fuck“, flüsterte sie, als sie zur Tür hinüberschlich.

    Metall, bereits etwas älter. Es würde sie nicht wundern, wenn die Tür quietschte. Sie blickte sich um.

    „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Heidenstein.

    „Gute Frage“, erwiderte sie leise. Sollten sie es riskieren? Hatten sie überhaupt eine Wahl?

    Sie holte tief Luft. „Wir gehen jetzt. Bevor der andere Idiot zurückkommt. So glauben sie vielleicht es ist er. Du gehst zuerst. Ich halte die Tür.“ Sie würden da unten gefangen sein, wenn sie nicht aufpassten.

    „Okay.“ Er klang unsicher, diskutierte aber nicht.

    Das mochte sie an Heidenstein. Er wusste, wann die Zeit war, über Dinge zu sprechen, und wann man schnell handeln musste.

    Pakhet lauschte. Soweit hörte sie keine weiteren Schritte. Wenn jemand unter der Falttür stand, hatten sie ein Problem. Doch sie mussten einfach hoffen.

    Also hob sie die Falttür an. Weit genug, als das Heidenstein hindurchpassen sollte. Sie war vorsichtig, hatte Glück. Es erklang ein Quietschen, aber es war nur leise.

    Sie versuchte es positiv zu sehen. Wenn sie richtig lag, waren nicht mehr als sechs Wachen hier: Der eine Typ draußen, die beiden in der Küche, die beiden, die sie gesehen hatten und dieser Mongo.

    „Okay“, hauchte Heidenstein.

    Pakhet glitt durch die Tür, ließ sie hinter sich zufallen.

    Sie hockte auf einer metallenen Treppe und kam sich vor, als wäre sie in einem anderen Haus.

    Der Gang, der vor ihr lag, hatte sie gar nichts von dem heruntergekommenen Haus oben.

    Die erste Assoziation, die sie hatte, war ein Krankenhaus. Der Gang knapp eineinhalb Meter breit, mit Linoleum ausgelegt. Die Wand war mit einer glatten Farbe weiß gemalt. Einzig die groben, mit Drahtabdeckung verhängten Kellerlampen an der Decke widersprachen diesem Eindruck.

    Hier waren auch Geräusche zu hören.

    Ihr Magen verkrampfte sich. Da war ein Stöhnen und unterdrückte, erstickte Laute. Die Geräusche von Sex. Aber auch andere Geräusche. Weinen, Wimmern.

    Der Gang war zwischen zehn und zwölf Meter lang. Auf jeder Seite gingen drei Türen ab, eine weitere war am Ende.

    Eine Tür stand auf und ein Licht von einer anderen, helleren Farbe als das gilblichen Kellerlampen fiel auf den Gang. Jemand – die Frau, die sie zuvor gesehen hatten – sah in den Flur. „Nkulo?“ Sie runzelte die Stirn, wandte sich wieder in den Raum. „Hast du das auch gehört?“

    Ein Keuchen war die Antwort.

    Pakhets Hand fand Heidensteins Arm. Sie griff ihn, hielt ihn fest. Sie wollte etwas tun. Wenn es nur sechs Leute waren, dann wäre es ein leichtes für sie, die Wachen zu überwältigen. Sie könnte wen auch immer sie hier festhielten, befreien.

    „Ruhig“, presste Heidenstein hervor.

    Sie nickte. Sie wusste selbst, dass vorschnelles Handeln zu Fehlern führte.

    Sie machte die ersten Schritte auf den Gang, vorsichtig Geräusche zu vermeiden. Ihre Hand hielt Heidensteins Arm umklammert.

    Da öffnete sich die Falltür über ihnen. Natürlich. Nkulo kam nach.

    Fuck. Hier im gut erleuchteten Gang würde er sie sehen, wenn sie stehen blieben. Also eilte sie so leise wie möglich nach vorne. Wo sollten sie hin? Gerade als sie vor dem Zimmer mit der offenen Tür waren, schaute die Frau heraus. „Nkulo?“ Sie runzelte die Stirn, ihre Augen folgten Pakhet und Heidenstein. „Bist du erst jetzt gekommen?“ Sie schaute weiterhin in ihre Richtung.

    Pakhet konnte nur einen kurzen Blick in das Zimmer werfen. Darin lag ein Mädchen, ein dunkelhäutiges Mädchen, nicht älter als achtzehn, aber wahrscheinlich jünger, mit hinter dem Rücken gefesselten Armen auf einem Tisch. Sie trug nichts weiter, als ein loses T-Shirt, das verschlissen und viel zu groß für sie war, während ein Mann sie vergewaltigte.

    Sie konnte die Frau einfach ausschalten, dann die beiden Typen, sagte sie sich. Dann konnte sie dem Mädchen helfen. Sie wollte dem Mädchen helfen. Warum tat sie es nicht?

    „Glaubst du es ist einer der Geister?“, fragte Nkulo, während er zu ihnen kam. Er schaute in den Gang, seine Augen jedoch unfokusiert. Er hatte sie nicht gesehen. Noch nicht.

    Geister? Sie wussten von Geistern?

    „Du kannst ihn fragen“, zischte die Frau. Wie sie das „ihn“ aussprach, suggerierte, dass es jemand besonderes war. Also noch eine Wache? „Ich glaube eher, wir haben Eindringlinge.“

    „Fuck“, kam es von hinter ihr.

    Arschlöcher.

    Und jetzt?

    Was konnten sie tun?

    Es war Heidenstein, der nach ihrem Arm griff, sie festhielt. Er sagte nichts, durfte nicht reden, jemand würde sie hören, zog sie jedoch weiter an sich heran. Dann flog etwas durch die Luft. Sie konnte nicht sehen, was es war, doch es landete knapp unterhalb der Treppe, und löste ein fallendes Geräusch aus. Die Klappe bewegte sich.

    „Sieh nach“, befahl die Frau, fuhr zur Falltür herum.

    „Fick dich“, murmelte Nkulo. Er schien von der Situation alles andere als überzeugt.

    Pakhet verstand. Was Heidenstein geworfen hatte, musste ein Trank gewesen sein. Ein schwaches Artefakt. Dergleichen gab es an einigen Orten zu kaufen, wenn man nur wusste wo. Vielleicht hatte er es auch selbst hergestellt, wie die Armbänder. Sie wusste immer noch nicht, wie umfassend seine Kräfte waren. Für den Moment war es nicht wichtig.

    Während Nkulo zur Treppe ging, eine Waffe vom Bund seiner Hose zog – eine Browning, wenn Pakhet nicht irrte – sah die Frau ihm hinterher.

    Heidenstein nutzte die Gelegenheit, um die ihnen nächste Tür, an der linken Seite des Flurs, zu öffnen, dagegen zu drücken und Pakhet mit sich in den Raum zu zerren.

    Sie schloss die Tür hinter ihnen, blickte sich um.

    Es war dunkel im Raum, doch der Zauber auf ihrem linken Auge erlaubte es ihr, zumindest Umrisse, dann Gestalten auszumachen. Und was sie sah, gefiel ihr gar nicht.

    Auch hier lagen Matratzen auf dem Boden, doch auf ihnen lagen Jugendliche. Pakhet zählte vierzehn von ihnen. Allesamt gefesselt und schlimmer noch: Wie Hunde mit Halsbändern und Ketten an Ringe in der Wand gebunden. Einige von ihnen wimmerten, weinten, doch schien keiner von ihnen wirklich bei Bewusstsein zu sein. Sie schienen in einem seltsamen Wachschlaf gefangen.

    Sie hörte ein Knurren.

    „Pakhet“, hauchte Heidenstein. „Wir müssen hier heraus.“

    „Was? Was ist los?“, zischte sie. Sie fuhr herum. Sie konnte nichts erkennen, doch ihre Instinkte schrien. Was war hier los? Irgendetwas Magisches. Aber was?

    „Astralraum“, antwortete Heidenstein. „Irgendetwas. Geist. Dämon. Raus!“

    Sie verstand. Wenn die Frage „menschliche Wachen oder Dämon“ lautete, dann nahm sie die menschlichen Wachen. Fuck.

    Es war vielleicht ein Fehler gewesen, hier herunter zu gehen. Sie saßen in der Falle.

    Nein, es gab keinen Grund panisch zu werden. Selbst wenn diese Truppe von Magie wusste, selbst wenn sie einen Schamanen oder vergleichbares bei sich hatten, so hieß das noch lange nicht, dass dieser mächtig genug war, um wirklich gefährliche Wesen aus der Anderswelt oder von der Astralebene zu beschwören. Wahrscheinlich waren es nur einfache Geister, simple Elementare, niedere Dämonen. Nichts, mit dem man nicht klar kam, sobald man selbst im Astralraum oder der Dämon materialisiert war.

    Ihre Hand tastete nach der Tür, während sie die Jugendlichen ansah. Sie konnte Dené nicht unter ihnen erkennen, sah jedoch kaum genug Kontrast, um sicher ausschließen zu können, dass sie unter ihnen war.

    Pakhet öffnete die Tür, quetschte sich heraus, sah sich um. Die Falltür war offen, die Frau stand davor. Ein anderer Mann kam aus der noch immer offenen Tür, machte seine Hose zu und zog dann die Waffe, während ein leises Weinen aus dem Raum zu hören war.

    Er blockierte ihnen den Weg. Großartig.

    Verdammt. Was jetzt? Was?

    Das Knurren erklang hinter der Tür, durch die sie gerade gekommen waren, ließ auch die Frau und Nkulo herumfahren.

    „Ich wusste doch, dass jemand hier ist!“, rief die Frau aus und dann fokussierten sich ihre Augen auf ihre Schatten.

    Ach, verflucht. Es hatte keinen Sinn.

    Pakhet zog die Pfeilpistole. Zielen war schwer, wenn man die eigene Hand, die eigene Pistole nicht sah, da sie für sie genau so unsichtbar war, wie für alle anderen. Doch sie schoss. Zwei Pfeile. Nach Gefühl. Einer endete im Nacken Nkulos, der sich mit der Hand hinfuhr.

    „Was zum  …“, keuchte er, zog den Pfeil aus dem Nacken hervor.

    Die Frau zog ihre Pistole, kam langsam auf sie zu.

    „Was?“, fragte Heidensteins Stimme leise.

    „Lass mich“, erwiderte sie. Sie versuchte auf die Frau zu zielen, während diese versuchte, dasselbe umgekehrt zu tun.

    Sie durfte sie auf keinen Fall Treffen. Wenn es hier einen Magier gab, durfte er ihr Blut nicht in die Finger bekommen. Magier, die das eigene Blut hatten, war ein ziemlich sicherer Weg, den Tod zu finden.

    Sie schoss. Drei Pfeile, ob der Entfernung. Eine Überdosis würde die Frau töten, doch im Moment war es Pakhet egal.

    Nkulo fiel um, während sich der Finger der Frau anspannte. Sie fluchte, machte mit der linken eine Bewegung. Dann schoss sie.

    Instinktiv sprang Pakhet nach vorn, verschwand durch die genüberliegende Tür und fand sich in einem ihr bekannten Raum wieder. Der Raum, in dem das Video, das sie gesehen hatte, gedreht worden war. Er war leer.

    Heidenstein war hinter ihr. Er keuchte.

    „Alles okay?“, fragte Pakhet.

    „Ja, bisher“, erwiderte er. Er hielt inne, sah sich wahrscheinlich seinerseits um, fluchte.

    Neben dem Sofa, auf dem das Video gedreht worden war, fanden sich hier tatsächlich drei Kameraständer. Sie schienen solche Videos häufiger zu drehen. Übliche Verkaufsstrategie? Der Gedanke ließ Übelkeit in ihr aufkommen.

    Das Geräusch eines fallenden Körpers, dann ein Ruf, Schritte auf der Treppe.

    Heidenstein bewegte sich. Er ging zur Tür. Das leise Zischen seiner Dartgun war zu hören und ein wütender Aufschrei.

    Schüsse erklangen im Flur, doch Heidenstein war schon wieder bei ihr.

    Sie warteten, während die Schritte näher kamen. Dann fiel auch der dritte Typ, wohl Mongo, um.

    „Du ahnst gar nicht, wie dankbar ich für das Zeug bin“, hauchte Pakhet. Im Moment war es ihr wirklich egal, ob sie tötete – es ihr nur darum, wie viel sauberer die Dartgun war. Das Gift wirkte, die Leute fielen um. Nicht vollkommen ohnmächtig, aber unfähig noch was zu tun und vor allem ohne viel Krach zu machen.

    „Was jetzt?“, fragte Heidenstein.

    „Wir schauen uns um“, antwortete Pakhet, „verschaffen uns eine Übersicht. Dann sehen wir zu, dass wir zumindest das Mädchen herausholen.“

    „Okay.“ Seine Hand suchte nach der ihren. Als sie ihm entgegen kam, merkte sie, dass er die Kamera in der Hand hatte. „Ich kümmer mich um das Mädchen, du siehst dich um.“

    „Okay.“

    Sie nahm die Kamera. Sie hatte keine Zeit, sie sich umzubinden, hielt sie stattdessen vor sich und ging aus dem Zimmer heraus. Sie war im letzten Zimmer auf der rechten Seite. Das Zimmer, in dem sie zuvor gewesen waren, war das letzte auf der linken gewesen. Das Zimmer am Ende des Raumes, war das naheliegendste.

    Sie streckte ihre Hand nach der Türklinke aus, hielt dann aber inne. Ein ungutes Gefühl überkam sie.

    Was zur Hölle?

    Sie konnte erst die anderen Zimmer überprüfen.

    Also ging sie: Das mittlere Zimmer auf der rechten Seite war das, in dem ein nun sichtbarer Heidenstein auf das Mädchen zuging. Sie sah ihn angsterfüllt an, während er sanft auf sie einredete. „Alles in Ordnung. Ich bin hier um dir zu helfen.“ Er sprach mit der Stimme eines Arztes, sprach in Afrikaans. „Verstehst du mich?“

    Pakhet nahm die Tür gegenüber, machte das Licht hier an.

    Dasselbe wie im Nachbarraum, nur weniger Jugendliche – und es waren ausnahmslos Jugendliche. Keiner von ihnen war Älter als vielleicht einundzwanzig, maximal dreiundzwanzig.

    Auch sie in einem Wachkoma gefangen, auch sie einem gefangen.

    Ihr fiel auf, dass knapp die Drittel der Jugendlichen weiß waren. Entweder sie suchten speziell danach oder es sagte etwas darüber aus, von wo sie die Jugendlichen einsammelten.

    Einer der dunkelhäutigen Jungen – Pakhet schätzte ihn auf nicht älter als sechszehn – der Nahe an der Tür lag, rührte sich anders als die anderen nicht. Er weinte nicht, wimmerte nicht, zitterte nicht. Seine Augen waren glasig.

    Unwillkürlich ging Pakhet zu ihm hinüber, kniete sich neben ihn, tastete nach seinem Puls. Da war nichts. Seine Haut war kalt.

    Verdammt, was machten sie mit diesen Jugendlichen? Wieso waren sie ohnmächtig?

    Pakhets Augen glitten über die Gruppe und sie erkannte schließlich einen braunen Schopf.

    „Dené“, hauchte sie, stand auf, ging zur ihr hinüber.

    Das Mädchen zitterte, wimmerte, wie die anderen.

    Pakhet schüttelte sie. „Dené?“ Sie ahnte, dass es keinen Sinn hatte. Dennoch versuchte sie es.

    Dann ein Knurren. Natürlich. Was hatte sie erwartet?

    Sie schaute gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie eine Bestie auf sie zusprang.

    Das Wesen war gute zweieinhalb Meter groß, erinnerte an einen Schakal, nur das es kein Fell hatte, das Maul unnatürlich in die Länge gezogen war und seine beinahe schwarze Haut so eng an den Knochen lag, dass es wirkte, als wäre sie über das Skelett gezogen. Die Augen des Wesens glühten wie rote Kohlen.

    Pakhet sprang zur Seite. Zu spät erkannte sie, dass das Ungeheuer, aus dessen Pfoten lange Klauen ragte, die Jugendlichen automatisch zerreißen würde.

    Doch nichts dergleichen geschah. In der Luft stieß sich die Bestie von einer unsichtbaren Wand ab und schnappte nach Pakhet.

    Sie duckte sie, spürte aber, wie die Fänge über ihre Weste glitten. Wäre das Leder nicht verzaubert, wären sie zu ihrer Haut durchgedrungen.

    Pakhet rollte sich über den Boden, zog ihr Messer aus der Schneide an ihrem Bein, machte derweil die Kamera an ihrem Gürtel fest, in der Hoffnung, dass sie den Kampf überlebte. Sie deaktivierte den Armreif, wohl wissend, dass er gegen die Bestie eh nutzlos war. Das Wesen knurrte sie an. Zu ihrer Überraschung schwang Sprache in dem Knurren mit – auch wenn sie die Sprache nicht verstand. „Chetem!“

    „Lass diese Kinder in Ruhe!“, erwiderte sie. Wahrscheinlich verstand das Wesen genau so wenig, wie sie.

    Einige der Jugendlichen rührten sich. Also war es die Magie dieses Wesens, dass sie gefangen hielt? Was sollte sie tun? Was konnte sie tun?

    Sie musste das Ungeheuer umbringen. Vielleicht konnte sie die Jugendlichen so wecken!

    Der Schakal machte sich zum Sprung bereit, sprang auf sie zu – sofern man von in dem kleinen Raum von einem Sprung reden konnte. Sie duckte sich, leitete Energie in ihre Beine und sprang nach vorne. Sie rollte unter den Schakal, hackte mit dem Messer nach seinen Beinen. Wenn sie die Sehen durchtrennte, würde der Kampf einfacher werden.

    Der Kopf des Wesens wandte sich nach unten. Zwei lange, zähnebesetzte Kiefer schnappten nach ihr, aber sie war schneller. Ihr Messer schnitt durch die Sehnen an den Hinterbeinen, brachte es zu Fall.

    Es würde heilen, doch so lange würde sie ihm keine Zeit lassen. Sie sprang auf den Rücken der Kreatur, die versuchte, sich zu drehen. Pakhet schaffte es dennoch das Gleichgewicht zu halten, als die Kiefer wieder in ihrem Weg waren.

    Sie musste ausweichen, schaffte es jedoch mit dem Messer einen Schnitt über die Nase zu versetzen. Verdammt.

    Die Kiefer würden sie erwischen, wenn sie vorging, wie sie es vorhatte. Also ein anderer Plan.

    Sie wich zurück, während der erste Jugendliche zu schreien begann. Es war ein Schrei des blanken Horrors. Kam es mit dem Erwachen?

    Sie musste sich später darum kümmern.

    Erst einmal andere Prioritäten.

    Sie wich zurück, durch die Tür, auf den Flur. Sie hielt das Messer vor sich. Sie hatte auch noch eine normale Pistole im Holster. Wenn sie von den Jugendlichen weg war.

    Mit hochgezogenen Lechzen folgte das Ungeheuer ihr, schnappte mehrfach nach ihr, die glühende Augen auf ihr Messer fixiert.

    Das Holster war an ihrer linken Seite, so dass sie mit ihrer Prothese nach der Pistole greifen musste. Sie brauchte länger, als mit ihrer normalen Hand, das Holster zu öffnen.

    „Pakhet, was  …“, fragte Heidenstein, der das Mädchen stützte.

    „Bring sie zurück.“ Sie sah ihn nicht an. Dafür hatte sie keine Zeit. Sie wollte den Schakal keine Sekunde aus den Augen lassen.

    Sie beschleunigte ihren Rückwärtsgang, brachte etwas Abstand zwischen sich und das Ungeheuer. Sie hatte jetzt die Pistole in der Prothese, hob sie, griff sie mit der Rechten, hielt sie zusammen mit dem Messer, als das Ungeheuer zu ihr sprang.

    Sie schoss. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal. Vier Mal  … Sie entleerte das gesamte Magazin in Kopf und Brustkorb des Ungeheuers, das zurückstolperte, ehe seine Augen verloschen.

    In einem Moment tropfte schwarzes Blut zu Boden, im nächsten Moment löste sich das Monster in schwarzen Dampf auf, der innerhalb von fünf Sekunden verschwand.

    „Doc!“, bellte Pakhet. „Bring sie raus. Ich hole Dené.“

    Heidenstein nickte. Er nahm das Mädchen. „Wir müssen gehen. Ich bringe dich hier weg.“ Sanft schob er sie auf den Flur, während Pakhet zurück zur Tür lief, aus der nun mehrere Schreie erklangen. Die anderen Jugendlichen mussten erwacht sein.

    Was sollte sie mit ihnen machen? Sie hatte keine Möglichkeit sie wegzubringen. Aber sie konnte sie auch nicht einfach hier lassen. Und wenn sie etwas über Wachgeister wusste, dann, dass es meistens einen Schamanen gab, der wusste, wenn seine Kreatur kämpfte.

    Sie war auf halben Weg zur Tür, als ein Geräusch dafür sorgte, dass sie sich umdrehte. Wie hatte sie es überhaupt über die Schreie gehört?

    Sie schaute sich um und stellte fest, dass sich die Tür am Ende des Ganges geöffnet hatte. Das Licht einer Flamme war darin zu sehen. Dann erschlug der Gestank sie förmlich, der faulige Geruch des Todes.

    „Was  …“, würgte sie, als ein Schatten aus dem Zimmer glitt. Sie brauchte eine Sekunde, um zu begreifen. „Doc!“, rief sie. Doch es war zu spät. Sie konnte nicht schnell genug reagieren.

    Ein dunkler Kopf schnellte vor, ignorierte sie, fasste nach etwas anderem. Pakhet schlug mit dem Messer zu, jagte die Klinge tief in den Rücken der Schlange, deren Körper so breit, wie ihr Unterarm lang war.

    Das Mädchen schrie und zu spät erkannte Pakhet, dass die Schlange ihre Zähne tief in der Hüfte des Mädchens vergraben hatte.

    Erneut schlug sie mit dem Messer zu, durchtrennte mit drei kräftigen Hieben den Körper der Schlange bis auf ein letztes Stückchen Sehnen und Haut.

    Der Kopf ließ locker, löste sich auf – auch die Schlange war ein Dämon. Natürlich. Blut floss aus der Wunde hervor. Das Ungeheuer musste eine Arterie erwischt haben. Nein.

    Heidenstein fing das Mädchen, ließ sie zu Boden gleiten, drückte seine Hand gegen die Wunden. Er schloss seine Augen, machte sich wahrscheinlich bereit zu zaubern.

    Derweil lag der Körper der Schlange immer noch da, spannte sich an und dann schoss – umgeben von einem seltsamen gräulichen Schleim – ein neuer Kopf aus dem Hals der Schlange hervor, schnellte auf Heidenstein zu.

    Pakhet hieb erneut zu. Sie dachte darüber nicht nach. Ihr Instinkt befahl ihr, zu versuchen, die Schlange mit dem Messer festzuhalten. Sie wusste, dass sie anders nicht gegen die Bestie ankam.

    Es funktionierte. Irgendwie. Der Kopf der Riesenschlange ruckte, fuhr dann zu Pakhet herum. Sie zischte, versuchte nach ihr zu schnappen und Pakhet schaffte es nur knapp ihr auszuweichen.

    Fuck. Was hatte es mit diesen Dämonen auf sich? Sie hatte nichts hier, um einen Dämon zu versiegeln und wie dieses Biest aussah, auch nichts, um es zu zerstören. Es sei denn …

    Sie sah zu Heidenstein, der sich um das Mädchen kümmerte.

    Es gab einen Weg. Sie hatte zwei Granaten dabei. Wie immer. Sie mochte Granaten nicht, aber sie waren eine Lösung für diverse Notfälle. Dämonen gehörten zu den Notfällen. Dämonen gehörten definitiv dazu.

    Sie musste nur aufpassen, die Jugendlichen nicht zu verletzen oder diesen verfluchten Keller einstürzen zu lassen.

    Sicher, sie rechnete damit, dass im zweiten Raum – vielleicht auch in einem dritten – noch ein Schakal war. Mit den Schakalen kam sie klar, da sie offenbar ihre physische Gestalt verloren, wenn man tat, was normale Tiere getötet hätte. Diese Schlange war anders. Ein mächtigerer Dämon. Sie hasste die Monsterjagd, hatte es aber zwei oder drei Mal mit einem ähnlichen Biest aufgenommen. Sie regenerierten, aber Explosionen und Feuer löschten sie zumeist aus.

    Heidenstein würde einige Minuten brauchen. Sie musste sie ihm verschaffen.

    Als die Schlange erneut nach ihr schnappte, stieß sie das Messer durch das Maul des Biests, um so die Kiefer zu blockieren. Sie malte sich aus, dass es eine bessere Möglichkeit war, als den Kopf erneut abzuschlagen. Selbst wenn der Schlange irgendwann die Energie zur Regeneration ausgehen würde.

    Sie wich weiter zurück, während die gelblichen Augen der Schlange ihr folgten. War es Hass, der in ihnen funkelte? Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber Pakhet wich zurück.

    Sie stolperte fast über den langen Körper der Schlange, der den ganzen Flur auszufüllen schien. Wie lang war das Untier? Sie war länger als der Flur, lag doch noch immer ein Teil von ihr in dem Zimmer am Ende.

    Das Zimmer! Wenn sie darin die Granate hochgehen ließ   … Vielleicht. Es konnte funktionieren. Sie hasste es Risiken der Größenordnung einzugehen, hatte im Moment allerdings kaum eine Wahl.

    Also lief sie. Sie hatte die nun offene Tür innerhalb weniger Sekunden erreicht, zwang sich, weiterzulaufen, auch als der Gestank unerträglich wurde. Der Kopf der Schlange folgte ihr, als das übergroße Reptil sich wandte, um sie zu verfolgen. So waren zumindest Heidenstein und das Mädchen sicher.

    Sie war an der Tür.

    Fackeln erhellten den Raum dahinter, der zu Pakhets Überraschung rund, nicht eckig war. Er war wie ein Dom aufgebaut. Ein Radius von knapp sechs Metern. Die Wände waren mit Zeichen bemalt, die Pakhet nicht erkannte. Sie hatte auch nicht genug Zeit ihnen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.

    Das Feuer der Fackeln wirkte unnatürlich. Magie?

    Und der Gestank! Der Gestank  …

    Pakhet sprang über den Körper der Schlange, landete im Zimmer, hörte ein trockenes Knacken, wie ein großer Ast. Der Boden war klebrig, nass.

    Sie blickte zu Boden, bereits ahnend, was sie sehen würde. Überreste. Man konnte nicht einmal mehr von einer Leiche sprechen. Überreste. Menschliche Überreste. Knochen. Vermodertes Fleisch.

    Und etwas, das in der Luft hing. Etwas  …

    Sie sah sich um. Die Tür wirkte viel weiter weg. Das hier musste eine Taschendimsion sein! Eine Falle! Ein  …

    Sie hörte eine Stimme. Die Stimme eines Mannes. Er sprach, sang fast, auch wenn sie ihn nicht verstehen konnte. Und da war er, in der Mitte des Raums, ein abgemagerte Mann, dessen Alter sie nicht hätte schätzen können. Er war glatzköpfig, hatte glühende Augen – wie die Schlange.

    Er fixierte sie, ehe einen Augenblick später eine unsichtbare Hand nach ihr zu greifen schien. Sie konnte sich nicht bewegen. Aber sie musste. Sie musste.

    Schmerz.

    Sie merkte, wie Blut von ihrer Schulter tropfte.

    Erst dann wurde ihr bewusst, dass die Zähne der Schlange ihre Haut durchdrungen hatten. Wie?

    Es musste ein Zauber sein, der sie festhielt. Es brannte. Die Zähne der Schlange brannten.

    Ein Schrei wollte ihrer Kehle entrinnen, doch sie beherrschte sich. Sie konnte ihren linken Arm bewegen, die Prothese, die nicht unter dem Zauber zu liegen schien. Also bewegte sie sie, griff an den Gürtel, in die kleine Tasche, in der die Granaten lagen. Und jetzt? Wollte sie sich selbst mit dem Biest in die Luft sprengen? Nein. Wollte sie nicht.

    Sie musste hier heraus. Sie musste hier heraus. Die Zähne der Schlange waren giftig und sie musste hier heraus, bevor das Gift sie übermannte. Dann würde sie enden wie die kläglichen menschlichen Überreste auf dem Boden. Waren das auch einmal Jugendliche gewesen? War ein Teil von ihnen dieser Schlange geopfert worden?

    Blutopfer machten Dämonen stärker  …

    Sie konnte ihre rechte Hand etwas bewegen. Genug um die Granate zu halten, die sie mit der Prothese in die Hand legte.

    Sie schloss die Augen, sammelte ihre Energie. Zauber übermannten den Geist, nicht den Körper. Ihr Wille würde den Zauber abschütteln, nicht ihr Körper. Also legte sie ihre Energie darein, in ihren Willen, versuchte die unsichtbaren Ketten des Zaubers zu durchbrechen. Fuck. Es war ein mächtiger Zauber. Ein Zauber wie unsichtbarer Stahl. Doch sie konnte hier nicht sterben. Sie durfte nicht!

    Hatte Michael davon gewusst? War das eine Falle gewesen? Hatte er gewollt, das sie starb? Hätte er sie dann nicht vor sieben Jahren sterben lassen können?

    Sie spürte die Wut, als sie an Michaels Worte dachte, an seine Art. Nein. Sie würde nicht hier sterben. Das würde sie ihm nicht geben.

    Sie konnte ihren Arm bewegen, schaffte es das Maul der Schlange zu packen. Sie erinnerte sich an den Reflex der Schlangen loszulassen, wenn Druck auf ihren Kiefer kam. Galt es auch für Dämonenschlangen? Vielleicht war das der Moment es herauszufinden. Also schlug sie zu und spürte, wie sich der Kiefer der Schlange lockerte. Nun packte sie die Granate, löste die Sicherung, zündete sie und steckte sie in das Maul der Schlange. Dann lief sie.

    Nein, eigentlich hinkte sie mehr zu der Tür, die jetzt viel weiter weg schien. Sie musste hier heraus.

    Blut lief über ihre Weste, ihren Arm, tropfte an ihr zu Boden.

    Der Boden war mit menschlichen Überresten übersät. Hier würde ihr Blut verunreinigt werden, verunreinigt mit den Überresten anderer Menschen. Es würde nichts bringen, aber im Flur.

    Sie musste hieraus, ehe die Granate hochging. Sie musste  …

    „Pakhet!“, erklang Heidensteins Stimme.

    Er war an der Tür. Was war mit dem Mädchen? Es war bleich.

    Irgendwie erreichte sie die Tür, schob ihn in den Flur, schlug die Tür zu. „Granate.“

    „Was ist mit dir passiert?“, fragte er.

    „Schlange“, erklärte sie. Sie wusste, dass sie nicht lange mehr würde stehen können. „Das Mädchen?“

    Er schüttelte den Kopf.

    Der ferne Klang einer Explosion. Ein Schrei. Die Schreie der Jugendlichen waren verklungen. War es vorbei?

    Pakhet sank halb gegen Heidenstein. Sie merkte, wie er etwas gegen ihre Wunde drückte. Fuck. Sie musste hier weg. Sie musste  …

    „Pakhet“, hörte sie Heidensteins Stimme. Sie meinte Schmerz aus der Stimme zu hören, aber auch Panik. Er zog sie hoch. „Pakhet?“

    Sie presste die Augen zusammen, öffnete sie dann. Das Bild vor ihren Augen war verschwommen. Verdammt. Sie musste  … Sie musste hier heraus.

  • Sooo, ne Menge Action ist im Gang.


    Man vergisst gelegentlich, dass die Story Magie enthält.


    Dene, warum machte man sich die Mühe sie zurückhaben zu wollen? Vielleicht war sie magisch und demnach wertvolles Material?


    Wer weiß wie viele Leute nichts über Magie wissen und dabei latentes Potenzial besitzen?


    Die Opfer scheinen allerdings eher Tribute zu sein. Um einen Schlangendämon zu nähren? Ist der Priester eine andere Form dieser Schlange, ihr Meister, oder betet er sie an? Schwierig.


    Wenn das Mädel die richtige war, dann siehts schlecht für sie aus. Die anderen Gefangenen, in dem Trubel würde es mich nicht wundern wenn sie schon weg wären.




    Die Schakale... Da die Opfer beim aufwachen ächzten, frage ich mich ob das nur ein Nebeneffect der schlechten Behandlung war, oder ob was dahinter steckt.


    Pakhet konnte sie ja nur hören, glaube ich.


    Wäre messed up, wenn sich herausstelle, dass die Opfer in Dämonen verwandelt werden und das Töten die Originalkörper abtötet.




    Scheint jedenfalls nicht gut auszusehen.


    Hoffe sie kann zumindest eine Person noch retten.

  • Okay, ich bin wieder spät diesmal, ich versuche nächstes Mal wieder schneller zu antworten.


    Also, das Kapitel war ... heftig. Zunächst einmal natürlich wieder sehr viel Action, und diesmal auch wieder mit ein bisschen mehr Magie, was mir beides sehr gefallen hat. Ansonsten sieht man ja, was mit den Jugendlichen passiert und ... uff. Ich weiß jetzt nicht, ob es "nur" Blutopfer sind oder noch mehr dahintersteckt. Ich meine, ich dachte jetzt ein bisschen an die Story von Sterling Manor, wo ja Leuten auch Dämonen eingepflanzt wurden. Aber es muss nicht darauf hinauslaufen (und bisher haben wir "nur" zwei Dämonen gesehen). Blutopfer reicht grundsätzlich jedenfalls auch schon aus als Motiv. Wobei das Alter der Opfer natürlich auffällig ist - steckt da also noch ein besonderer Sinn hinter oder ist es wirklich nur, weil man halt zufällig an diese Altersgruppe leichter rankommt? Grundsätzlich kann es ja in magischen Geschichten so sein, dass in der Jugend - ggf. an der Schwelle zum Erwachsenwerden - nun, "mehr drinsteckt" als in anderen Personen. Aber ich weiß nicht, ob es darauf hinausläuft. Ähnliche Frage stellt sich dann auch bei der Hautfarbe. Aber das wird sich vielleicht noch zeigen.

    Ansonsten die Frage mal wieder mit Michaels Plan - also, einerseits natürlich die Gefahr, in die Pakhet dabei gelangt ist. Wieder einmal steckte da Magie hinter, was vorher nicht bekannt war und es hat Pakhet dabei wieder übel erwischt (wobei "übel erwischt" eigentlich ein Euphemismus ist, wenn ich an das denke, was ihr schon passiert ist). Da Pakhet zudem auch sieht, dass da ein Mädchen vergewaltigt wird, wird sie aber eigentlich auch unmittelbar mit ihren vergangenen traumatischen Erfahrungen konfrontiert - ich frage mich hier, ob ihr Zögern, dem Mädchen zu helfen, damit zusammenhängt? Und wenn man sich vielleicht die Möglichkeit in den Kopf ruft, dass Pakhet auch hätte gefangen genommen werden können, dann wäre sie ja in einer sehr ähnlichen Situation wie in Kontrolle gewesen. Vielleicht also ging Michaels Plan in diese Richtung. Was wirklich, wirklich mies wäre.

    Na ja, und dann - also, ich gehe davon aus, dass Pakhet da - wieder einmal auch dank ihres Willens - jetzt schon lebend rausgekommen sein wird (sie ist ja die Protagonistin) aber es kann gut sein, dass eben für den Doc keine Möglichkeit blieb, um Dené da auch noch herauszuholen. Heißt, dass nicht ganz klar ist, ob man die da jetzt später immer noch findet. Das könnte Michael auch einen Anlass geben, um Pakhet als unprofessionell hinzustellen, also nach dem Motto "Du solltest nur rausfinden, wo sie ist, aber du musstest ja die Heldin spielen und jetzt ist der Auftrag gescheitert und du hast außerdem niemanden retten können, wie doof".

    Joa, sieht insgesamt momentan nicht so gut aus, auch wenn sie Dené eigentlich gefunden haben. Ich hoffe, dass es gut ausgeht, aber ... Na ja, es sieht nicht so rosig aus. Aber ich bin gespannt, was das genaue Nachspiel sein wird, das diesem Einsatz folgt.


    Vollkommen andere Sache noch: Manchmal vergesse ich ja, dass Murphy immer noch recht jung ist - bin tbh auch froh, dass er nicht dabei sein bzw. das nicht sehen musste. Gleichzeitig zeigt diese kurze Bemerkung eben auch mal wieder, dass Pakhet sich dahingehend schon Gedanken um ihn macht.


  • Man vergisst gelegentlich, dass die Story Magie enthält.

    Ja, ich weiß. Aber die Geschichte wird in ihrem Verlauf noch deutlich magischer. Vor allem Teil 4 (Götter) wird noch sehr hoch magisch werden ;) Das ist mehr oder weniger eine Exponentialkurve, mit der Magie in dieser Geschichte.


    Dene, warum machte man sich die Mühe sie zurückhaben zu wollen? Vielleicht war sie magisch und demnach wertvolles Material?

    Vielleicht ist die eigentliche Frage auch, ob sie wirklich jemand zurückhaben will oder ob jemand dort andere Motivationen hat, die Pakhet aktuell verschwiegen werden ...


    Wer weiß wie viele Leute nichts über Magie wissen und dabei latentes Potenzial besitzen?

    Das ist eine schwierige Frage. Also Magie ist relativ selten, im Sinne von ca 0,1% der Bevölkerung. Aber es ist sehr schwer als Nicht-Magier latentes Potential festzustellen.


    Die Opfer scheinen allerdings eher Tribute zu sein. Um einen Schlangendämon zu nähren? Ist der Priester eine andere Form dieser Schlange, ihr Meister, oder betet er sie an? Schwierig.

    Es sei auch noch mal deutlich gesagt: Es stimmt weiterhin, dass viele dieser Jugendlichen tatsächlich auch verkauft werden. Das war keine Lüge. Nur ein Teil wird verfüttert.


    Also, das Kapitel war ... heftig. Zunächst einmal natürlich wieder sehr viel Action, und diesmal auch wieder mit ein bisschen mehr Magie, was mir beides sehr gefallen hat. Ansonsten sieht man ja, was mit den Jugendlichen passiert und ... uff. Ich weiß jetzt nicht, ob es "nur" Blutopfer sind oder noch mehr dahintersteckt. Ich meine, ich dachte jetzt ein bisschen an die Story von Sterling Manor, wo ja Leuten auch Dämonen eingepflanzt wurden. Aber es muss nicht darauf hinauslaufen (und bisher haben wir "nur" zwei Dämonen gesehen). Blutopfer reicht grundsätzlich jedenfalls auch schon aus als Motiv.

    Ich hatte ganz vergessen, dass du tatsächlich Sterling Manor gelesen hast. Ups. ^^"

    Aber ja, es ist vom Prinzip her kein unähnliches Szenario, selbst wenn Motivationen und Hintergründe sehr, sehr anders sind. Aber viel mehr sage ich dazu erst einmal nicht ;)


    Ansonsten die Frage mal wieder mit Michaels Plan - also, einerseits natürlich die Gefahr, in die Pakhet dabei gelangt ist. Wieder einmal steckte da Magie hinter, was vorher nicht bekannt war und es hat Pakhet dabei wieder übel erwischt (wobei "übel erwischt" eigentlich ein Euphemismus ist, wenn ich an das denke, was ihr schon passiert ist). Da Pakhet zudem auch sieht, dass da ein Mädchen vergewaltigt wird, wird sie aber eigentlich auch unmittelbar mit ihren vergangenen traumatischen Erfahrungen konfrontiert - ich frage mich hier, ob ihr Zögern, dem Mädchen zu helfen, damit zusammenhängt?

    Das ist zumindest die richtige Frage. Also die Frage danach, was Michaels Plan ist.

    Natürlich, so viel kann ich dir verraten, ist die Grundmotivation von ihm sehr ähnlich, wie sie auch in Kontrolle war. Er hat nur eine gewisse Sache nicht richtig vorausgesehen.


    Na ja, und dann - also, ich gehe davon aus, dass Pakhet da - wieder einmal auch dank ihres Willens - jetzt schon lebend rausgekommen sein wird (sie ist ja die Protagonistin) aber es kann gut sein, dass eben für den Doc keine Möglichkeit blieb, um Dené da auch noch herauszuholen. Heißt, dass nicht ganz klar ist, ob man die da jetzt später immer noch findet. Das könnte Michael auch einen Anlass geben, um Pakhet als unprofessionell hinzustellen, also nach dem Motto "Du solltest nur rausfinden, wo sie ist, aber du musstest ja die Heldin spielen und jetzt ist der Auftrag gescheitert und du hast außerdem niemanden retten können, wie doof".

    Dazu kommen wir dann in den nächsten Kapiteln. (Es geht heute Abend noch weiter!)


    Vollkommen andere Sache noch: Manchmal vergesse ich ja, dass Murphy immer noch recht jung ist - bin tbh auch froh, dass er nicht dabei sein bzw. das nicht sehen musste. Gleichzeitig zeigt diese kurze Bemerkung eben auch mal wieder, dass Pakhet sich dahingehend schon Gedanken um ihn macht.

    Ja, genau. Murphy ist gerade erst einmal so 15/16. Genau weiß er es nicht, da er seinen eigenen Geburtstag gar nicht kennt.

  • Heute gibt es gleich sehr viele, dafür sehr kurze Szenen :)


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    [21.08.2011 – D29 – Entschluss]


    Als Pakhet zu sich kam, lag sie in einem weichen Bett. Es roch klinisch rein. Sie brauchte nicht lange, um den Zusammenhang zu finden. Sie war im Krankenhaus. Recht sicher Heidensteins Krankenhaus.

    Sie lag auf ihrer linken Seite. Ihr Armstumpf war unter ihr. Er musste die Prothese abgenommen haben.

    Zu deutlich spürte sie ihren Herzschlang. Ihr Herz schlug unnatürlich schwer, langsam. Es musste das Gift sein. Die Schlange. Dämon. Die Kinder. Sie hatten sie zurück gelassen. Sie hatten sie zurücklassen müssen. Heidenstein hatte sie rausgebracht und sie hatte die Wachen erschossen, die oben gewesen waren. Das war so ziemlich das letzte, woran sie sich erinnern konnte.

    War die Schlange wieder da gewesen?

    Sie glaubte es. Sie war sich beinahe sicher. Sie glaubte. Dann hatte die Granate sie nicht umgebracht? Oder war es nur ein Traum, eine Halluzination gewesen …

    Sie spürte eine warme Hand, die nach ihrem Handgelenk griff, sie nahm, den Puls fühlte.

    Heidenstein. Sie wusste es, auch ohne die Augen zu öffnen.

    Dennoch zwang sie sich dazu. Sie öffnete die Augen, sah ihn an.

    Erleichterung zeigte sich auf seinem Gesicht. „Du bist endlich wach.“

    Sie nickte. Ihr Hals brannte, war trocken. Sie konnte nicht sprechen.

    „Wie fühlst du dich?“ Wieder klang Besorgnis aus seiner Stimme.

    Sie nickte nur.

    Es war seltsam. Der Blick auf ihrem rechten Auge war verschwommen, ihr linkes Auge sah klar. Es musste an dem Zauber liegen.

    Sie sammelte ihre Kraft, legte sich auf den Rücken. Sie schmeckte Säure in ihrem Mund. Wahrscheinlich hatte sie sich übergeben. Deswegen hatte er sie in die Seitenlage gebracht. Jetzt aber spürte sie keine Übelkeit, kaum Schmerz. Ihre Schulter brannte leicht, doch alles in allem hätte es schlimmer sein können.

    Heidenstein reichte ihr ein halbvolles Glas Wasser.

    Ihr Blick glitt durch ihre Umgebung. Sie lag in einem normalen Krankenhauszimmer – nicht dem Zimmer unten in der Straßenklinik. Ein Tropf war an ihren Arm angeschlossen, nicht, dass es sie überraschte.

    Sie nahm das Glas, trank, schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen. Sie ließ das Wasser langsam ihre Kehle hinabrinnen und räusperte sich dann. Noch immer brannte ihre Kehle, aber sie konnte sprechen.

    Sie wusste, dass sie ein Problem hatte.

    Sie fixierte Heidenstein, der am Rand des Bettes saß. „Mein Blut“, flüsterte sie.

    „Ich habe aufgepasst“, erwiderte er. Er zeigte ihr seinen Arm. Ein Verband war darum gewickelt.

    Sie verstand. Blut war für gezielte Zauber nicht zu gebrauchen, wenn es mit dem Blut einer anderen Person gemischt war. „Verfickter Idiot“, murmelte sie und senkte den Blick. „Danke.“

    Er lächelte. „Pass das nächste Mal auf, wenn du dich mit einem übergroßen Schlangendämon anlegst.“ Vielleicht sollte es ein Scherz sein, es klang aber nicht so.

    „Ist das Ding wiedergekommen?“

    Er nickte. Also hatte sie nicht halluziniert.

    „Wir müssen zurück“, murmelte sie. Sie machte Anstalten aufzustehen, doch er drückte sie zurück. Nicht, dass sie damit nicht gerechnet hatte.

    „Pakhet, du hast noch immer etwas von dem Gift in deinem System“, erwiderte er. „Du musst hier bleiben.“ Er zögerte. „Warum rufst du nicht einfach Michael an und  …“

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Etwas war da noch immer. Ein konkreter Verdacht, der doch irgendwie außerhalb ihres Bewusstseins zu schweben schien. Gerade nicht für sie zu erreichen. Was ist, wenn Tutu die Jugendlichen wollte? Oder was ist, wenn er die Dämonen wollte? Er sollte eigentlich nicht dagegen ankommen können. Aber was, wenn es etwas gab  … Ein Artefakt. Was wenn ein Artefakt sie kontrollierte?

    Oder er nichts davon wollte und einfach  …

    Eigentlich hatte Tutu einen besseren Ruf. Klar, immer noch Zuhälter, immer noch ein Gangster, jedoch einer mit Ehrencodex und diesen Dingen. Aber was … wenn der Auftrag gar nicht von ihm kam? Denn noch immer konnte sie sich aus dem trotz allem hohen Preis wenig Reim machen.

    Ach, ihre Gedanken machten keinen Sinn. Sie hatten das Mädchen nicht retten können. Hatten Dené nicht retten können. Aber sie mussten. Sie musste!

    Was, wenn die Schlange die Jugendlichen gefressen hatte?

    „Pakhet“, flüsterte Heidenstein.

    Sie schloss die Augen und sah zur Decke über ihr. Deckenplatten. Krankenhausdecke.

    „Ich werde diese Jugendlichen da rausholen“, flüsterte sie, ihre Stimme krächzig. „Ich weiß nicht, was es mit dem Scheiß auf sich hat. Aber ich  …“ Sie hustete. Ihr Hals war zu trocken.

    Er nahm das Glas, eilte in ein anliegendes Zimmer. Wahrscheinlich ein Badezimmer. Dann kehrte er mit dem Glas zurück, gab es ihr.

    Wieder trank sie. Noch immer verstand sie nicht, was da vor sich ging. Sie verkauften die Jugendlichen online. Es war Menschenhandel, oder? Aber warum die Dämonen? „Was auch immer das für Leute sind“, hauchte sie schließlich, „ich werde sie zerstören.“

    Heidenstein nickte. Sein Blick war seltsam. Er nahm ihre Hand, locker, als dass sie sie hätte wegziehen können. Er sagte nichts. Doch sie verstand. Er würde ihr helfen. Er war ein Idiot.


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    [21.08.2011 – S06 – Hilferuf]


    „Was ist?“, fragte Smiths tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung.

    „Bist du gerade in der Zentrale?“ Pakhet war zögerlich. Sie konnte nicht riskieren, dass Michael etwas davon mitbekam.

    „Ja“, erwiderte Smith. Er machte eine kurze Pause. „Moment. Ich gehe mal kurz frische Luft schnappen.“ Er hatte ihre Anspannung bemerkt. Den Geräuschen im Hintergrund nach, verließ er wohl wirklich sein Büro. Eine Tür wurde geöffnet. Er entschuldigte sich kurz bei jemanden. Stilles Rauschen am anderen Ende der Leitung, das Ping eines Aufzugs, Schritte, Stille, ein weiteres Ping, dann noch eine Tür, dann das Rauschen von draußen. Smith atmete tief ein und aus.

    „Danke“, flüsterte Pakhet. Sie wusste, dass sie sich auf Smiths verlassen konnte. Sie hoffte es zumindest.

    „Was ist los?“

    „Ich brauche Hilfe“, antwortete sie ruhig. „Du weißt von dem Auftrag, den Michael mir gegeben hat?“

    Ein Klopfen an der Tür erklang noch vor Smiths Antwort. Derjenige, der draußen war, wartete nicht, kam einfach rein, sah sie an. Murphy. „Pakhet. Was ist genau passiert. Ich dachte ihr  …“

    Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Smith? Du musst mir versprechen, dass Michael hiervon nichts erfährt.“

    Verwirrt sah Murphy sie an. Smith zögerte für eine Weile.

    „Versprochen“, sagte er dann langsam, vorsichtig. „Worum geht es?“

    Murphy gestikulierte, um seiner Verwirrung und wohl auch seiner Empörung, dass sie und Heidenstein in die „Höhle des Löwen“ gegangen waren, ohne auf ihn zu warten, Ausdruck zu verleihen. Er machte weitläufige Armbewegungen, bewegte den Mund, war jedoch leise. Wieder hatte er die Gestalt des schwarzhaarigen, weißen Jugendlichen.

    „Michael hat mir gestern einen Auftrag gegeben. Ich sollte für jemanden, angeblich Tutu ein Mädchen finden, das offenbar von Menschenhändlern entführt wurde. Wir haben sie gefunden, haben den Stützpunkt – oder zumindest einen davon – gefunden“, erklärte Pakhet rasch und mit leiser Stimme. Sie war noch immer im Krankenzimmer, waren doch kaum zwei Stunden vergangen, seit sie aufgewacht war. Ihr war wieder schlecht. Sie war noch immer schwach. Dennoch hatte sie keine Zeit zu verlieren. „Und der Ort  … Smith, es war höllisch. Nicht nur, dass sie fast nur Jugendliche haben, sie  … Ich weiß nicht genau, was sie da machen. Sie vergewaltigen sie, aber da ist etwas anderes. Dämonen. Da waren Dämonen. Haben sie bewacht. Und ich bin nicht sicher, was sie damit zu tun haben.“

    Verwirrt sah Murphy sie an, während Smith schwieg.

    „Dämonen?“, fragte er schließlich.

    „Ja“, antwortete sie. „Ein Schakal. Eine große Schlange.“

    Wieder schwieg Smith, während Murphy weiter gestikulierte. Er schien nicht zu verstehen. Offenbar hatte Heidenstein noch nicht mit ihm gesprochen.

    „Okay“, sagte Smith. „Was ist es, was du von mir willst.“

    „Ich werde diese Jugendlichen befreien, aber ich brauche Hilfe. Magier. Noch jemanden, der kämpfen kann. Idealerweise Leute, Verstärkung. Und etwas, um Dämonen zu bannen.“

    „Wir könnten“, begann Smith, doch Pakhet ahnte bereits, was er sagen wollte.

    „Wir können niemanden aus der Firma nehmen“, antwortete sie. „Michael darf davon nichts erfahren. Ich glaube, er wollte, dass ich so reagiere.“

    „Wieso?“ Smith Stimme war leise, doch eine gewisse Verwirrung war aus ihr zu hören.

    „Weil Michael ein Arsch ist“, zischte sie. Seufzte dann aber. Sie würde es erklären müssen. „Michael und ich haben seit einiger Zeit  … Probleme.“ Besser konnte sie es nicht ausdrücken. „Er will mir mit der Sache eine Lektion erteilen. Ich bin mir sicher, er wusste, dass ich so reagieren würde. Er will, dass ich eine Dummheit mache.“

    „Wie zu versuchen, die Jugendlichen zu befreien“, schloss Smith.

    „Ja“, antwortete sie. „Ich glaube, er will, dass ich gegen meinen Auftrag gehe.“

    „Was du tust.“

    Murphy schenkte ihr einen empörten Blick. Er schüttelte leicht den Kopf, fixierte sie, versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch sie redete weiterhin mit Smith. Sie konnte ihm alles erklären, wenn sie aufgelegt hatte.

    „Ja, das tue ich“, erwiderte sie.

    Schweigen. Dann: „Wo bist du gerade?“

    Pakhet zögerte. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte. Doch sie hielt Smith für einen guten Mann – einen besseren Mann, als Michael. „Im Anderson Hospital.“ Sie hasste es, das Risiko einzugehen, doch blieb ihr kaum eine Wahl. Sie brauchte Hilfe dabei.

    „Okay. Ich schaue, was ich tun kann“, meinte Smith mit einem tiefen Seufzen. Er schien mit sich selbst zu kämpfen. „Ich werde zusehen, dass ich jemanden finde. Aber ich kann dir nichts garantieren. Wie viel Zeit habe ich?“

    Pakhet schürzte die Lippen. „Nicht mehr als eine Woche.“ Denn sie würden schnell handeln müssen. Wenn sie ihre Gegner zuerst ziehen ließen, dann wären diese verschwunden – oder sie tot. „Und ich brauche Hilfe, die Location zu überwachen. Ich denke nicht, dass sie dort bleiben und viel Zeit haben wir nicht.“

    Murphy musterte sie. „Die Hilfe hast du schon“, sagte er mit düsterem Blick. „Die Adresse, die uns der Scout gestern gegeben hat?“

    Sie sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, nickte aber.

    Auch er nickte, ging zum Fenster und öffnete es. Warme, staubige Luft wehte herein. Ohne ein weiteres Wort verwandelte der Junge sich in einen Raben und flog hinaus, ließ nur seine Kleidung zurück.

    Pakhet schaute ihm hinterher. Genau das hatte sie eigentlich nicht gewollt. Sie könnte es sich nicht verzeihen, wenn dem Jungen etwas geschah. Doch was sollte sie tun? Sie konnte ihn nicht fangen.

    „Was ist passiert?“, fragte Smith.

    „Murphy ist auf dem Weg zur Location“, erklärte sie. Sie schloss die Augen, um sich zu sammeln. „Wir werden Verstärkung brauchen. Jemand der ihn ablösen kann.“

    „Ich sehe, was ich tun kann“, antwortete Smith und seufzte. „Ich sehe, was ich tun kann  …“


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    [21.08.2011 – D30 – Fürsorge]


    Die Nacht brach herein. Pakhet hatte mit Crash geredet, ihm erklärt, wo Murphy abgeblieben war, da dessen Handy zusammen mit seiner Kleidung auf dem Krankenhausboden verblieben war. Crash hatte gebrummt, wie er es immer tat, und am Ende gemurmelt: „Wenn du noch Hilfe brauchst, sag mir Bescheid.“

    Pakhet hatte ihm mit einem Brummen geantwortet. Sie konnte ihn nicht mit hineinziehen, oder? Er war aus dem Feld raus und es war besser, wenn er sich von diesen Dingen fern hielt.

    Am Ende war es wohl seine Entscheidung.

    Sie seufzte und sah zu den Deckenplatten über sich. Noch immer konnte sie die Dinge, die sie dort gesehen hatte, nicht vergessen. Sie hatte das Mädchen nicht retten können. Zur Hölle, sie selbst wäre gestorben, wäre Heidenstein nicht bei ihr gewesen. Auch wenn er so tat, als wäre es selbstverständlich gewesen – was es führ ihn wahrscheinlich auch war.

    Ein Klopfen an der Tür. Stille. Es musste Heidenstein sein.

    „Ja?“, fragte sie halblaut.

    Er kam herein, brachte ein Tablett mit sich. Kein normales Krankenhaustablett – hatte er überhaupt eine Küche? – sondern ein einfaches Holztablett mit Geschirr, dass sie als das eine erkannte. „Ich dachte, ich bringe dir etwas zu essen.“

    Sie musterte ihn mit einem matten Lächeln. „Du hast deinen Angestellten nichts von mir gesagt, oder?“ Ihr war die Abwesenheit einer normalen Schwester aufgefallen.

    Er zuckte mit den Schultern. „Nein“, gab er zu. „Ich dachte, es wäre dir unangenehm, wenn zu viel gefragt wird.“

    Sie nickte. „Danke.“

    Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Ihr war noch immer schlecht und sie wusste, dass noch immer Gift durch ihre Adern floss, auch wenn der größte Teil von Heidensteins Gegengift unschädlich gemacht worden war, wie es schien. Dennoch wusste sie, dass sie zumindest etwas essen sollte.

    „Hast du schon was von Murphy gehört?“, fragte Heidenstein und stellte das Tablett auf dem Tisch neben ihrem Bett ab.

    Sie sah zum Fenster, schüttelte den Kopf. „Nein.“

    Heidenstein folgte ihrem Blick. „Ich hoffe ihm ist nichts passiert.“

    Pakhet nickte. Sie hielt das Fenster angelehnt, damit Murphy zurück rein konnte, sollte er hierher zurückkehren. Der Junge konnte nicht die Nacht durchmachen, oder? Sie hoffte nicht.

    „Komm, iss etwas“, forderte Heidenstein sie auf. „Versuch es zumindest.“

    Sie nickte. Er hatte Recht, selbst wenn er sie vorrangig ablenken wollte. Dennoch nahm sie eine Brotscheibe und führte sie zu ihrem Mund. Vorsichtig kaute sie, schluckte, kämpfte gegen die Übelkeit an.

    Heidenstein setzte sich neben sie. „Geht es?“

    Sie nickte. „Es muss.“ Sie holte Luft, streckte ihre Hand nach dem Wasser aus. „Ich hoffe Smith findet jemanden.“

    Heidenstein wartete, schürzte die Lippen. „Was ist mit der Polizei?“

    „Die haben doch kaum jemanden.“ Sie wich seinem Blick aus. Was sie sagte, stimmte. Letztes Jahr wäre es etwas anderes gewesen, während der Fußball-WM war das Budget und Personal der Polizei aufgestockt worden, nur um dieses Jahr direkt wieder zu schwinden. Doch ihr Grund war ein anderer: Sie bemühte sich den Behörden, inklusive der Polizei aus dem Weg zu gehen. Sie misstraute ihnen, hatte es schon immer, aber umso mehr, seit sie die Army verlassen hatte.

    „Wir könnten es versuchen“, meinte Heidenstein. „Ich meine, wenn wir es wirklich versuchen  … Sie haben garantiert mehr Leute, als wir uns leisten können.“

    Sie schwieg. Sie hatte einiges Geld auf der hohen Kante. Dennoch hatte er Recht. Sie würde ein paar Leute bezahlen können, doch vor allem Tränke zum Bannen der Dämonen würden teuer werden. Magische Artefakte der Art waren selten und selbst Tränke kosteten. Ein spezialisierter Magier, ein Söldner, würde jedoch mehr kosten.

    Schließlich seufzte Pakhet. „Ja, wir müssen es wohl irgendwie versuchen. Aber lass uns erst auf Smith warten.“

    Heidenstein nickte. „Okay.“


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    [22.08.2011 – S07 – Kontakte]


    Die Nacht wäre schlaflos gewesen, hätte sie es nicht geschafft, von Heidenstein ein starkes Schmerzmittel, vermeintlich wegen ihrer Wunden, zu bekommen. Das Mittel hatte auch eine schlaffördernde Wirkung und erlaubte es ihr zumindest sechs Stunden unruhigen Schlafs zu finden, ehe ihr Handy sie kurz nach sieben mit einem Klingeln aufweckte.

    Es war eine Nachricht von Smith. Sie enthielt eine Nummer und eine kurze Notiz: „Sein Name ist Jack. Er hilft bei solchen Sachen. Er wird es verstehen. Ich komme später vorbei. Jetzt keine Zeit. Smith.“

    Pakhet seufzte. Ihr Mund war trocken. Eine Nebenwirkung des Medikaments.

    Sie trank einen Schluck des über Nachts abgestandenen Wassers, leckte mit der Zunge über die Innenseiten ihrer Wangen, die sich rau anfühlten und bitter schmeckten. Dann blickte sie wieder auf das Handy.

    Jack? Nun, was hatte sie für eine Wahl?

    Konnte sie ihn jetzt bereits anrufen? Smith hatte ihr die Nachricht erst gerade geschrieben. Vielleicht hatte er mit ihm geredet. Vielleicht hatte er auch nur selbst eine Nachricht bekommen.

    Dennoch. Sie musste es versuchen. Sie hatten kaum Zeit.

    Also tabte sie auf die Nummer, wählte sie aus ließ das Handy sie wählen.

    Freizeichen. Gut. Besser als direkt die Mailbox zu erreichen. Zwei Mal tutete es, dann ein Knistern. „Wer ist da?“, fragte eine jung klingende, aber angespannte Männerstimme.

    „Mein Name ist Pakhet“, erwiderte sie. „Spreche ich mit Jack? Mr Smith hat mich an sie verwiesen.“

    „Ah.“ Ein kurzes Schweigen. „Sie sind die Frau, die sich mit den Menschenhändlern angelegt hat?“ Seine Stimme entspannte sich. Er wirkte ruhiger.

    „Ja. Das bin ich wohl.“ Sie seufzte. „Smith sagte, Sie könnten mir helfen.“

    „Vielleicht, ja“, erwiderte er. „Aber ich würde bevorzugen, das ganze von Auge zu Auge zu besprechen. Persönlicher, wissen sie?“ Er schien seine Stimme charmant klingen lassen zu wollen.

    „Ja.“ War es eine Falle? Vielleicht. Doch für den Moment wollte sie Smith vertrauen.

    „Hätten Sie heute Abend Zeit?“, fragte er.

    „Ja“, erwiderte sie wieder. „Wo wollen wir uns treffen?“

    „Kennen Sie den Salty Ferryman?“

    Ja, sie kannte den Ferryman. Eine Bar nahe des Hafen. Vor allem von Touristen besucht. Sie war schon öfter dort gewesen. „Ja. Gegen neun?“ Das würde ihr noch Zeit geben, weitere Pläne zu schmieden.

    „Gerne.“ Ein Lächeln schwang in seiner Stimme mit. „Dann bis heute Abend.“

    „Ja.“ Sie wiederholte sich.

    Ein kurzes Lachen, dann legte er auf.


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    [22.08.2011 – D31 – Frühstück]


    „Du solltest im Bett sein“, murmelte Heidenstein und sah sie an, als sie in seine Küche kam.

    „Ich brauche meinen Kaffee“, erwiderte sie.

    Er musterte sie, schüttelte den Kopf. „Kannst du nicht noch einen Tag liegen bleiben?“

    „Nein.“ Sie fixierte die bereits laufende Kaffeemaschine, streckte sich dann, um ihre Tasse aus dem Schrank zu nehmen. Sie zuckte zusammen. Die Wunde schmerzte noch immer.

    Heidenstein trat zu ihr, nahm die Tasse und reichte sie ihr. „Pakhet.“ Er sah sie an.

    Sie schüttelte energisch den Kopf. „Bitte, Doc. Ich kann nicht liegen bleiben.“

    Seine Augen waren auf ihre Schulter fixiert. Unter ihrem Tanktop sah man die großen Pflaster deutlich, da sie auch die Schulter bedeckten.

    Bisher trug sie auch ihre Prothese nicht. Sie war bisher nicht dazu gekommen, sie zu holen, vermutete sie aber in ihrem Zimmer. Immerhin hatte Heidenstein sie ihr abgenommen. Vielleicht war es auch besser, wenn sie es heute bei der realistischen Prothese blieb. Sie würde diese ohnehin für den Abend brauchen.

    „Pass auf dich auf, ja?“, meinte Heidestein schließlich und legte ihr sanft eine Hand auf den Oberarm. „Du kannst niemanden helfen, wenn du dich selbst umbringst.“

    Die Kaffeemaschine zischte. Sie war offenbar durchgelaufen. Gut.

    Pakhet wandte sich von ihm ab und ging zur Kaffeemaschine. Sie füllte sich etwas von der noch brühend heißen, schwarzen Flüssigkeit in ihren Becher. Sie seufzte. „Ich habe nicht vor zu sterben“, sagte sie leise. Sie hob die Tasse und roch daran. Allein das Aroma sorgte dafür, dass sie sich lebendiger fühlte. Sie wusste, dass ihre Worte nicht viel sagten. Sie hatte nur bis zu einem gewissen Maß Kontrolle darüber, ob sie starb oder nicht. Sie beschloss, das Thema zu wechseln. „Ich habe vorhin mit einem Mann namens Jack gesprochen. Smith hat ihn mir empfohlen. Ich werde mich heute Abend mit ihm im Salty Ferryman treffen. Und Smith wird nachher herkommen.“

    Heidenstein schwieg zwei oder drei Sekunden lang. Dann atmete er in einem halben Seufzen aus. „Okay.“

    „Was?“, fragte sie.

    „Nichts“, erwiderte er. „Du weißt. Ich mache mir Sorgen.“

    Sie musterte ihn und lächelte beinahe. Es war so seltsam. Bisher war es nur Robert gewesen, der sich immer und immer wieder Sorgen um sie gemacht hatte. Nur Robert  …

    Sie schüttelte den Kopf. „Du machst dir zu viel Sorgen, Doc. Ich passe auf mich auf.“

    Er sah sie mit einem traurigen Lächeln an, nickte dann aber. „Ich weiß. Aber ein zweites Paar Augen, dass auf dich aufpasst wird nicht schaden.“

    Sie nickte. Seufzte. „Was ist mit dem Krankenhaus?“

    Überrascht schaute er auf. „Wie?“

    „Musst du nicht arbeiten?“

    Nun war es er, der den Kopf schüttelte. „Ich habe dir gesagt, dass ich helfe. Ich werde helfen. Hier  …“ Er seufzte. Es schien ihm schwerzufallen. „Hier ist ohnehin nicht so viel los. Also nutze ich es, dass ich mein eigener Chef bin. Sag mir einfach, was ich tun kann, um dir zu helfen.“

    Sie nickte. „Danke, Doc“, flüsterte sie und meinte es wirklich. Sie wusste, dass ihre Entscheidung dumm, übereilig war. Er hätte jedes Recht gehabt, auf sie einzureden, zu versuchen sie davon zu überzeugen, es sein zu lassen. Doch er tat es nicht. Er half sie. Sie war nicht allein. „Wirklich. Danke.“

    Sein Blick verharrte auf ihrem Gesicht. Für einen Moment sah es so aus, als würde er sich zu ihr herüberbeugen wollen, doch er beherrschte sich. „Dafür bin ich da.“


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    [22.08.2011 – M19 – Anruf]


    Pakhet konnte nicht sagen, wie erleichtert sie war, als Murphy sie zwei Stunden später anrief. Der Nummer nach von einem weiteren Handy. Wahrscheinlich hatte er davon mehrere auf Vorrat, da er sicher mehr als eins verloren hatte, als er sich in einen Vogel verwandelt hatte.

    „Hey, Pakhet.“ Es folgte ein Gähnen, auch wenn er versuchte, so aufgeweckt und engagiert wie immer zu klingen.

    „Hey, Kid.“ Sie zögerte. „Alles okay?“

    „Ja, bestens.“ Noch ein Gähnen. „Sag mal. Wann kann jemand anderes für mich übernehmen? Ich habe aktuell einen Freund gefragt, aber ich kann bei ihm nicht zu viel Schulden machen.“

    „Smith kommt in einer Stunde zum Krankenhaus“, erklärte sie. „Er sagte, er bringt jemanden mit.“

    „Super“, gähnte Murphy. „Das heißt, dann ist große Besprechung oder wie?“

    „Na ja, Smith ist da“, antwortete sie. Immerhin wusste sie nicht mehr, als was Smith ihr gesagt oder viel eher geschrieben hatte. Und das war, dass er in seiner Mittagspause sich mit einer Magierin treffen wollte, die eventuell helfen konnte und – wenn alles stimmte – mit ihr herkommen würde. Sie hatte es schon mit Heidenstein besprochen: Sie würden sich in der Straßenklinik treffen.

    „Ich komme auch“, sagte Murphy. Er schien zu überlegen. „Glaubst du, Alice könnte helfen?“

    „Alice?“ Natürlich erinnerte sie sich. Crashs kleine, mysteriöse Schwester, beziehungsweise Cousine, die sie nie kennen gelernt hatte. „Wieso?“

    „Sagen wir es einmal so: Du wirst niemanden finden, der dir besser Informationen aus dem Dark Net besorgen kann, als sie. Eins A, wirklich.“ Ein vielsagender Ton klang in Murphys Stimme mit. „Und wenn ich mal ruhig mit ihr rede, dann hilft sie. Sie langweilt sich ohnehin, weißt du? Und sie ist echt super, Pakhet, glaub mir.“

    „Wieso reicht allein dein 'glaub mir', um mir Zweifel zu geben?“, fragte sie. Doch sie wusste, dass er Recht hatte: Sie brauchten jemand, der Daten besorgen konnte. Immerhin wusste sie, dass die Sache, die sie hier gesehen hatten, wohl nur ein kleiner Bestandteil der Organisation – oder was auch immer es war – war, der dahinter stand. Speziell, wenn sie wissen wollten, was es mit den Dämonen auf sich hatte, mussten sie mehr über die Organisation wissen.

    Pakhet konnte sich nicht vorstellen, dass eine Organisation zuließ, dass ihr Magier einen Teil ihrer „Ware“ an ein paar Dämonen verfütterte. Heck, Magier waren selten. Kaum jemand wusste, dass Magie und Dämonen real waren und in welchem Ausmaß es so war, selbst wenn man in der Unterwelt immer wieder Gerüchte hörte. Sicher, die Mafias hatten davon gehört, aber es war für viele doch eher ein Gerücht. Und der Magier, den sie dort gesehen hatte, der Schamane, der vermeintlich die Schlange und den Schakal kontrolliert hatte, war mächtig gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Menschenhandelsring einfach so, rein zufällig, einen mächtigen Magier hatte, der ihre „Ware“ unter Kontrolle hielt. Nein, dahinter stand mehr. Sie wusste nur nicht was.

    „Okay“, sagte sie und hoffte, dass Crash sie dafür nicht umbringen würde. „Was ist mit dem großen?“

    „Der wird sicher auch helfen wollen“, erwiderte Murphy. „Aber er hat Training.“

    Sie nickte zu sich selbst, brummte für Murphy eine Bestätigung, dass sie verstanden hatte. Fuck, sie wollte eigentlich nicht sie alle mit hineinziehen, doch was sollte sie tun? Und zumindest ein Teil, zumindest ein kleiner Teil von ihr, war froh, ja, gerührt, dass sie sich auch um sie scherten.

  • Also gut, schein als hätten wir ein paar Minikapitel die als Buildup für einen zweiten Raid dienen.

    Ist definitiv ein Konflikt der nicht so schnell gelöst werden wird.


    Pakhet rätselt gleich mal über Michaels Motiv. Ob es enthüllt wird, oder ob sie selbst dahinter kommt?

    Eventuell erzeugt er eine Situation in der sie noch mehr von ihm abhängig wird, ob nun finanziell, oder sonnst wie.

    Wirklich ungewöhnlich wie moralgetrieben sie agiert, als Söldnerin. Wurde ja schon etabliert, dass das kein sehr angenehmer Mix ist.

    War ja überrascht, dass Murphy es dann beim Beobachten belassen hat. Die Sache schien ihn sehr nahe zu gehen.

    Fand es auch interessant, dass sie dennoch misstrauisch war, was Jack anging. Job macht wohl nervös.

    Allerdings zweifle ich das bei bösen Absichten eine Falle nötig wäre.

  • Pakhet rätselt gleich mal über Michaels Motiv. Ob es enthüllt wird, oder ob sie selbst dahinter kommt?

    Das ist die große Frage. Sie kennt Michael und sie hat halt wie gesagt schon üble Erfahrungen mit ihm gemacht (siehe Kontrolle) und hat eine gewisse Grundlage. Sie weiß schon irgendwo, dass es mit eben seiner Kontrolle über sie zu tun hat, aber inwieweit ...


    War ja überrascht, dass Murphy es dann beim Beobachten belassen hat. Die Sache schien ihn sehr nahe zu gehen.

    Murphy geht das ganze nahe, aber anders, als er es so immer wieder zeigt, ist er durchaus realistisch, was seine Fähigkeiten angeht. Er weiß, dass er es nicht mit so vielen Leuten auf einmal aufnehmen kann.


    Fand es auch interessant, dass sie dennoch misstrauisch war, was Jack anging. Job macht wohl nervös.

    Allerdings zweifle ich das bei bösen Absichten eine Falle nötig wäre.

    Ja, was Jack angeht, bleibt das Misstrauen auch noch eine Weile erhalten. Aber eigentlich ist Jack einer meiner Lieblingscharaktere aus der Reihe <3

  • So, damit haben wir heute auch noch neue Kapitel und dabei auch noch gleich zwei neue Charaktere. Alice kommt das erste Mal vor und außerdem hat auch Siobhan (gesprochen Siuwhan) vor. Zu ihr gibt es auch noch ein neues Charakterbild! :)



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    [22.08.2011 – A01 – Technomagie]


    Murphy hatte sich offenbar einen Spaß daraus gemacht, einen kleinen Plastikträger mit gleich sechs Dosen Energydrink mitzunehmen, als er hergekommen war. Zwei der Dosen waren jedoch schon leer und verbeult, hingen aber dennoch im Träger drin.

    Wieder trug er seine übliche Gestalt.

    „Hey“, gähnte er, als er in Heidensteins Büro in der Straßenklinik kam.

    Pakhet musterte ihn. Er war eindeutig übermüdet, konnte das sogar mit seiner Magie nicht gänzlich verbergen. Er hatte Ringe unter den Augen und wirkte ungewöhnlich blass.

    Dann aber blieb ihr Blick an dem Mädchen hinter ihr hängen.

    Nie im Leben hätte sie vermutet, dass sie auch nur entfernt mit Crash verwandt war. Wenngleich ihre Gesichtszüge vermuten ließen, dass sie Afrikaner in der engeren Verwandschaft hatte, so wirkte ihre Haut doch hell und hatte dazu den blassen Ton von jemanden, der selten aus dem Haus kam. Da sie zumindest eine leichte, natürlich Bräunung hatte, wirkte es beinahe etwas unnatürlich.

    Ihre Augenfarbe ließ sich nicht bestimmen. Sie trug violette Kontaktlinsen. Zumindest glaubte Pakhet, dass es Kontaktlinsen waren. Es konnte auch Magie sein.

    Das auffälligste an ihr war allerdings ihr Haar. Es war in dünne Zöpfe geflochten, die eng an der Kopfhaut anlagen und Muster malten. Anders, als man es normal gewohnt war, waren diese Muster jedoch bunt gemischt. Streifen, Sterne, ein Herzchen. Es hatte fraglos einige Geduld erfordert, diese Frisur so zu schaffen. Doch die Muster waren nicht das auffälligste. Auch waren Alices Haare in allen Regenbogenfarben gefärbt. Einzelne der dünnen Zöpfe waren gebleicht, waren blau, rot, türkis, grün und neongelb gefärbt, pink und violett. Damit nicht genug. Zusätzlich hatte sie die Zöpfe mit verschiedenen Extensions ergänzt, die teilweise für Farbverläufe sorgten. Es sah wirklich aus, als würde sie einen Regenbogen auf dem Kopf tragen.

    Das Nasenpiercing, die zerrissene Kleidung, die eine Mischung aus Jeansstoff, Camouflage und Neonfarben war, inklusive einem Netzoberteil, machten den Punklook perfekt.

    Es war schwer, nicht zu starren. Erst nach einigen Sekunden fing sich Pakhet und sah zu Heidenstein, dessen Blick ebenso auf dem Mädchen klebte, ehe er einen Blick mit ihr tauschte.

    Das Mädchen marschierte auf sie zu. Sie streckte ihr eine Hand mit dunkel lackierten Nägeln und überzogen mit einer Netzstulpe entgegen. „Du musst Pakhet sein. Ich bin Alice.“

    Überrascht nahm Pakhet die Hand des Mädchens, das von nahen kleiner wirkte, als ihre Ausstrahlung es vermuten ließ. Sie wirkte geradezu petit. „Ja, ich bin Pakhet.“ Sie drückte die Hand des Mädchens, das einen erstaunlich festen Griff hatte. „Freut mich, dich endlich einmal kennen zu lernen.“

    Alice lächelte nur selbstsicher, ja, beinahe etwas überheblich. „Murphy sagte, dass du einen Job für mich hast.“

    Pakhet sah zu Murphy, der sich in der Ecke des Zimmers hingesetzt hatte und sich gerade seine dritte Dose Energydrink öffnete. Er sah zu ihr, nickte aufmuntern und goss dann die zuckrige Flüssigkeit seine Kehle hinab.

    „Ja, habe ich“, antwortete Pakhet schließlich.

    „Bezahlst du mich?“, fragte Alice und musterte sie.

    Zugegebenermaßen hatte Pakhet nicht damit gerechnet. Doch sie bemühte sich, sich nichts von ihrer Überraschung anmerken zu lassen. Alice kannte sie nicht und da sie – Pakhet – auch Jack und wen auch immer Smith mit sich bringen würde, bezahlen würde, war es wohl nur gerecht. „Ja, sicher.“

    „Stundenbasis oder Informationsbasis?“ Alice verschränkte die Arme. Von ihrer Körperhaltung her, wäre es schwer zu sehen gewesen, dass sie gute zwei Köpfe kleiner war als Pakhet.

    Murphy zeigte zwei Finger und sah Pakhet eindringlich an. Er nickte. Starrte. Zeigte die zwei Finger. Starrte weiter.

    Pakhet wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Alice zu. „Informationsbasis.“

    „Okay“, sagte Alice und nickte. „Wir können über mein Honorar dann im Detail später reden.“ Sie schenkte ihr ein zuckriges Lächeln, nahm den Arzthocker, der neben Heidensteins Schreibtisch stand und ließ sich mit verschränkten Armen darauf fallen, rollte etwas zur Wand, schlug ihre Beine übereinander.

    Heidenstein musterte sie, räusperte sich, sprach dann: „Was ist es genau, was du kannst, Alice?“

    Alice lächelte. Sie sah zu ihm. Nein. An ihm vorbei. Ihre Augen waren, wie Pakhet nach einem Moment klar wurde, auf den Rechner hinter Heidenstein fixiert.

    Pakhet und Heidenstein sahen sich zum Rechner, beziehungsweise dem Bildschirm um, auf dem sich ein gerade ein Fenster öffnete. Es war ein Texteditor in dem nun Text erschien. In schneller Abfolge erschien ein Buchstabe nach dem anderen. Selbst die beste Sekretärin hätte diese Geschwindigkeit nicht schlagen können.

    „Ich habe die ein oder andere Begabung“, stand dort, gefolgt von einem zwinkernden Smiley.

    Ein weiteres Fenster öffnete sich, ein Browser. Zahlen erschienen in der Adresszeile. Dann startete sich ein Download.

    „Hey!“, rief Heidenstein aus und drehte sich zu ihr um. „Das ist mein Arbeitsrechner.“

    „Entspann dich“, flüsterte Alice mit einem überlegenden Lächeln auf ihren Lippen. Sie nickte in Richtung des Rechners.

    Dort öffnete sich ein Installationprogramm, gefolgt von einem neuen Browser, in dessen Adresszeile erneut zahlen erschienen – eine IP – und eine Seite aufriefen, die Pakhet bereits einmal gesehen hatte: Die Webseite des Menschenhandels.

    Die Ansicht des Browsers veränderte sich rapide. Der Quellcode wurde aufgerufen. Die Anzeige scrollte durch den Code. Einzelne Sachen wurden markiert, neue Ansichten öffneten sich.

    Pakhet hatte wenig Ahnung von Computern. Sie verstand nicht gänzlich, was gerade vor sich ging. Es sah in etwa aus, wie Science-Fiction-Filme in den 80ern es dargestellt hatten, wenn sich eine AI auf einem Rechner ausbreitete und die Kontrolle über diesen übernahm.

    Am Ende öffnete sich wieder der normale Browser, gefolgt von einer Webseite, in dem eine Karte erschien und ein Anzeiger mitten in Panama.

    Dann tat der Rechner nichts mehr. Blieb auf dieser Seite.

    „Da ist ihr Server“, sagte Alice. „Zumindest der Hauptserver. Sie haben Backups.“

    Als Pakhet sich zu ihr umdrehte, lächelte sie.

    „Und wenn ihr jemanden davon erzählt, was ihr gerade gesehen habt, wird Crash euch umbringen“, fügte Alice hinzu. Noch immer lächelte sie süßlich.

    Was zur Hölle war dieses Mädchen?


    _________________________________________

    [22.08.2011 – SI01 – Druidin]


    Smith kam zwanzig Minuten später. Pakhet, Heidenstein, Murphy und Alice waren in einen kleinen Besprechungsraum – der erste Raum im Flur – umgezogen, hatten die Tür offen gelassen, um auf Smith zu warten.

    „Heidenstein?“, hörten sie seine tiefe Stimme aus dem Treppenhaus.

    „Hier“, erwiderte Heidenstein und ging zur Tür.

    Die Tür zum Flur wurde geöffnet und Smith trat hindurch, gefolgt von einer Frau und – was seltsamer war – einem weißen Vogel, der sich auf zweitem Blick als Möwe herausstellte.

    Die Frau, die Smith folgte, war ähnlich wie Pakhet groß gewachsen. Ihr Körper strahlte jedoch all die Weiblichkeit aus, die Pakhet fehlte: Ein voller Busen, ein gerundeter, aber straffer Hintern. Sie sah aus, wie ein Modell – nun, vielleicht nicht ganz so abgemagert. Ihre Gesichtszüge und die dunkle ließen vermuten, dass sie persischer Abstammung war. Wahrscheinlich Hindi. Ihr schwarzes Haar war zu einem langen Zopf gebunden.

    Die Bluse der Frau hatte einen Ausschnitt, in dem eine Kette aus Muscheln und Perlen baumelte mit einer Feder als Anhänger. Schmuck oder ein Artefakt?

    „Das hier ist Siobhan“, stellte Smith seine Begleitung vor. Er sprach den Namen „Sjuwan“ aus.

    Zugegebenermaßen war das nicht ein Name, mit dem Pakhet gerechnet hatte, war er doch – wenn sie nicht irrte – keltisch, nicht hindi oder zumindest Englisch.

    Sie musterte die Frau, unsicher, wie sie sie einordnen sollte. Die Frau wirkte hübsch, war geschminkt, und Pakhets erste Reaktion war, sie für etwas eingebildet zu halten. Dann wiederum war es sicher nicht ihre erste Reaktion auf Alice gewesen, die es dafür umso mehr war.

    Sie verdrängte den Gedanken und streckte der Frau die Hand entgegen. „Mein Name ist Pakhet.“

    „Smith hat mir von dir erzählt.“ Das Englisch der Frau war akzentfrei, ihre Stimme angenehm sanft.

    Pakhet kam nicht umher zu bemerken, dass Heidenstein sie mit einem ganz anderen Blick anstarrte als Alice zuvor. Nichts allerdings im Vergleich zu Murphys unverhohlenem Starren. Ein verträumtes Lächeln war auf seinem Gesicht erschienen.

    „Was hat er erzählt?“, fragte Pakhet. Die Frage war aufrichtig, immerhin musste sie wissen, was sie erklären sollte.

    „Dass du gegen eine Gruppe Menschenhändler vorgehst“, erwiderte die Frau. Sie lächelte. „Oder dies zumindest vorhast. Er sagte, du willst die Jugendlichen, die diese Gruppe gefangen genommen hat, befreien und brauchst Hilfe, um gegen einige Dämonen zu kämpfen.“

    „So in etwa“, antwortete Pakhet. „Ja.“ Sie räusperte sie. „Ich werde dich natürlich bezahlen.“

    Die Frau lächelte. „Wir werden sehen, ob das nötig war.“ Sie schaute auf den Boden, wo die Möwe gelandet war.

    „Was macht der Vogel hier?“, fragte Heidenstein, der seinen Blick von Siobhan losgerissen hatte. Seine Stimme wirkte irritiert. Kein Wunder, waren sie in einem Krankenhaus, wo Tiere nichts zu suchen hatten – sein Krankenhaus noch dazu.

    Die Frau sah ihn an. „Das ist mein Schutzgeist.“

    Die Möwe flatterte auf den Tisch, um den herum sie gesessen hatten, bis die beiden gekommen waren. Sie plusterte sich auf, fixierte sie dann alle nacheinander. „Ihr könnt mich Trixie nennen“, krächzte sie mit einer raspelnden, aber weiblich klingenden Stimme.

    Pakhet starrte den Vogel an und verkniff sich die Feststellung des offensichtlichen: Die Möwe sprach. Aber die Frau, Siobhan, hatte gesagt, der Vogel sei ein Geist. Es musste wohl damit zusammen hängen.

    Unbeirrt von der Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde, watschelte die Möwe zu Murphy hinüber und beäugte ihn. „Du hast ja auch Federn“, stellte sie fest.

    Murphy starrte sie etwa so fassungslos an, wie Pakhet. Dabei hatte der Junge doch normalerweise mehr mit all diesen seltsamen Dingen zu tun. Dennoch brauchte er einen Moment, um sich zu beherrschen. „Ab und an lasse ich mir welche wachsen.“

    Die Möwe machte einen laut und sprang auf seinen Arm, streckte ihren Schnabel nach seinem Haaransatz aus und rupfte eine schwarze Feder aus, die sie auf den Tisch legte. „Feder.“

    „Ach je, ich bin wirklich übermüdet“, meinte Murphy, nun wieder um seinen üblichen Charme bemüht.

    „Was du nicht sagst“, murrte Alice, die mit verschränkten Armen, die Stiefel auf dem Tisch, neben ihm saß.

    Die Möwe öffnete den Schnabel etwas, so dass es fast wie ein Lächeln aussah, wandte sich dann aber wieder Pakhet und Siobhan zu, setzte sich hin und plusterte sich leicht auf.

    Pakhet räusperte sich. „Wie dem auch sei“, meinte sie. „Können wir anfangen?“

    „Sicher“, erwiderte Smith. Er setzte sich neben Heidenstein, während Siobhan um den Tisch herum ging und sich dann neben Murphy setzte, der ihr einen vielsagenden Blick zuwarf, sich vorbeugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern und dafür einen Ellenbogenstoß in die Seite kassierte.

    Selbst mit all dem Stress und dem noch zu deutlichen Bild, von dem, was sie da unten im Keller gesehen hatte, im Kopf, kam sie nicht umher darüber kurz zu lächeln.

    „Okay.“ Sie holte Luft. Was sollte sie sagen? Sie war niemand der redete? Zur Hölle, warum hatte sie es nicht Murphy überlassen?

    „Also, weswegen wir hier sind“, begann sie erneut. „Ich, wir, also Murphy und ich haben vor zwei Tagen einen Auftrag bekommen ein Mädchen namens Dené zu finden, nachdem die auf ihrem Job entführt wurde.“ Nervös räusperte sie sich und sah zu Murphy, der ihr aufmunternd zunickte. „Also jedenfalls war Dené eigentlich als Prostituierte für Tutu zuständig.“

    Siobhan hob die Hand. „Und wer ist Tutu?“

    „Ein Zuhälter“, erklärte Murphy neben ihr sofort. „Also so etwas in der Art. Ihm gehört ein Club, in dem viele Prostituierte arbeiten. Sie treten ihm dafür etwas Geld ab und bekommen Schutz von ihm. Also effektiv ist er ihr Pimp.“

    Siobhan nickte, um zu zeigen, dass sie verstand. „Danke.“

    Okay, wie jetzt weiter? Sie schaute zum alten Laptop, den Heidenstein aufgebaut und an einen mindestens genau so alten, eingestaubten Beamer gestellt hatte.

    „Also, Murphy, Heidenstein und ich haben Informationen gesammelt“, erklärte sie und ging zum Lichtschalter, um das Zimmer abzudunkeln. „Dené ist von einem Scout angesprochen worden. Hat diesen offenbar begleitet. Wir haben den Typen gefunden und ihn befragt.“ Und jetzt war er wahrscheinlich wieder frei. „Von ihm haben wir eine Adresse bekommen.“ Sie weckte etwas ungeschickt den Rechner aus dem Ruhe zustand auf und der Beamer erwachte mit lautem Rödeln zum Leben.

    Pakhet räusperte sich. Rief die Karte auf GoogleMaps auf. „Das ist, wo sie das Mädchen hingebracht haben.“

    „Aber  …“, setzte Murphy an, doch sie hob die Hand. Sie wusste, was er sagen wollte, doch erst einmal wollte sie Smith, Siobhan, Alice und wohl auch die Möwe auf den aktuellen Stand bringen. „Heidenstein und ich sind gestern dort eingebrochen. Wir haben gesamt sicher um die zwanzig Jugendliche gefunden, die dort festgehalten wurden. Sie wurden offenbar von Geistern oder Dämonen unter Kontrolle gehalten.“ Sie blickte von einem zum anderen, rief dann die Bilder auf.

    Es waren Screenshots von den Aufnahmen der GoPro, die die ganze Sache wie durch ein Wunder überlebt hatte. Nun, jedenfalls war der Datenchip unbeschadet gewesen.

    Pakhet war sich eigentlich sicher gewesen, dass sie sie verloren hatte. Doch offenbar hatte Heidenstein sie gehabt. Er hatte ihr die Bilder gezeigt.

    Sie hatten sich für die Screenshots, anstelle der Videos, entschieden, da Pakhet das Video nicht unbedingt Murphy – oder Alice – zeigen wollte.

    „Sie haben vor allem Jugendliche entführt.“ Das Bild zeigte einen Blick in den Raum, in dem die Jugendlichen wie Hunde an die Wand gekettet waren. „Sie verkaufen viele von ihnen offenbar online. Andere wurden aber offenbar an die Dämonen verfüttert.“ Das Bild der Taschendimension war verwackelt und von rauschen durchzogen. Es war oft schwer in diesen Dimensionen zu fotografieren, manchmal funktionierte Technik auch gar nicht. „Wir haben da unten zwei Dämonen getroffen, einmal diesen hier.“ Sie zeigte das Bild, mit dem Schakal. Auch es war verwackelt, aber gut genug zu erkennen. „Dann eine Schlange.“ Sie hatten im Kampf kein wirklich gutes Bild von der Schlange bekommen, doch reichten die Bilder zumindest, um den langen, großen Körper zu erahnen.

    „Das sieht aus, wie ein Abkömmling Apophis'“, stellte Siobhan fest. „Jedenfalls, mit den Bildern aus dem Opferraum. Hast du davon mehr?“

    Unsicher sah sie zu Heidenstein, doch Alice nahm ihnen ihre Entscheidung ab. Natürlich. Konnte man irgendetwas gegen ihre Fähigkeiten machen?

    Der Videoplayer öffnete sich, sprang zu der Stelle vor, wo sich die Tür öffnete – auch wenn man nur den lauten Knall hören und die Wand sehen konnte. Dann folgte der Schrei des Mädchens, das kurz darauf sterben würde.

    Pakhets Herz zog sich zusammen. Sie hatte nichts tun können. Sie hatte das Mädchen nicht retten können.

    Das Video spielte weiter, zeigte, wie sie durch die Tür kam. Zum Glück konnte die Kamera den Boden kaum sehen, zeigte nur den massiven Körper, ein kurzes, verwackeltes Bild des Schamanen, während Pakhet sich – mit der Kamera am Gürtel – zu der Schlange umdrehte und so der Kamera ein gutes Bild der von Kerzen beschienenen Wände gab, die mit seltsamer Schrift, die Pakhet dank der Bildstörungen erst nach einem Moment als Hieroglyphen erkannte, überzogen waren.

    „Halt einmal an“, bat Siobhan Alice.

    Das Bild hielt. Es war dank der Störungen griesig, doch Siobhans Augen wanderten dennoch die Spalten von Hieroglyphen entlang.

    „Was ist?“, fragte Pakhet. Sie sah Alice mit strafendem Blick an, nur froh, dass sie die anderen Teile übersprungen hatte. Dennoch war sie sich nicht sicher, ob Alice sie nicht doch irgendwie gesehen hatte. Wie waren die Kräfte des Mädchens limitiert?

    „Es ist seltsam“, antwortete Siobhan. Sie runzelte die Stirn. „Ich gebe offen zu, dass mein Altägyptisch nicht das beste ist und ich auch kein Fachmann auf dem Gebiet der Mythologie bin. Aber die Schrift hier wirkt seltsam vermischt. Hier sind Aspekte aus dem Ra-Mythos, aber direkt daneben Zeilen aus dem Buch der Toten. Es ist, als wäre alles irgendwie rein zufällig zusammengemischt gewesen.“

    Pakhet schwieg. Eigentlich sollte sie selbst mehr darüber wissen. Verdammt, sie hatte ihren Codenamen aus einer Doku über weniger bekannte ägyptische Götter, laut der Pakhet eine Jagdgöttin in Löwengestalt war. Es war ihr als passender vorgekommen, als die jungfräuliche Artemis, zumal sie es nicht wirklich mit Pfeil und Bogen hatte.

    „Apophis war die Nilschlange, die die Sonne verschlang, richtig?“, fragte sie schließlich nach einigem Nachdenken. Sie erinnerte sich nicht wirklich mehr an den Namen, doch hey, sie sprachen von einer riesigen Schlange und davon gab es nur so viele in der Mythologie. Jedenfalls soweit sie wusste. Immerhin war sie eben kein Fachmann. Das meiste von ihrem Wissen über etwaige Mythologien kam entweder daher, diverse Kreaturen aus der Mythologie, die irgendwo Amok gelaufen waren, wieder einzufangen oder zu töten, oder aus Dokumentationen. Auch wenn sie früher auch immer mal wieder Fachbücher gelesen hatte.

    Siobhan nickte. „Genau. Und unter den Khefti, den Dämonen, waren je nach Interpretation auch welche seiner Abkömmlinge. Jedenfalls wissen wir, dass unter den tausenden Dämonen, die es gab, auch andere große Schlangen waren.“

    Pakhet starrte sie an. „Und was heißt das jetzt?“

    „Ich würde sagen“, meinte Siobhan, „dass, wer auch immer hinter dem magischen Schutz der Anlage steht, eng mit ägyptischen Dämonen in Verbindung steht. Aus welchen Gründen auch immer.“

    „Sind wir dafür nicht viel zu weit weg?“, fragte Murphy. „Ich mein ja nur. Ägypten  … Das sind doch dreitausend Kilometer oder so.“

    Siobhan sah ihn milde lächelnd an. „Ich bin eine in Pakhistan geborene Druidin.“

    „Druide, wie in keltisch?“, fragte Heidenstein.

    „Korrekt“, erwiderte Siobhan mit demselbem Lächeln.

    Okay, die Frau war rumgekommen. Doch das tat für den Moment wenig zur Sache. „Um zur eigentlichen Sache zu kommen: Ich will die Jugendlichen, die wir dort gesehen haben, wenn irgendwie möglich befreien.“

    „Warum?“, fragte Siobhan. Ihre Stimme war nicht herausfordernd sondern wirkte viel mehr aufrichtig interessiert.

    „Weil es das Richtige zu tun ist“, erwiderte Pakhet.

    „Und du bist Söldnerin?“, fragte Siobhan. War sie es denn etwa nicht?

    „Ja.“ Pakhets Stimme war kühl. Was sollte sie von der anderen Frau denken?

    Siobhan zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück, als Murphy aufstand und damit die Möwe, Trixie, dazu brachte aufzuspringen.

    „Ich habe die Location, an der Pakhet und Doc waren seit gestern Nachmittag beobachtet“, erwiderte er. „Beziehungsweise ich habe sie beobachtet, bis letzte Nacht Leute mit mehreren Transportern gekommen sind. Sie haben die Leute rausgebracht und fortgefahren, aber ich bin ihnen gefolgt.“ Er beugte sich vor, schloss die Videowiedergabe und rief Google Maps auf. „Sie haben einen Teil der Jugendlichen hierher gebracht.“ Er zeigte auf ein Haus, das in einer ganz anderen Gegend gelegen war. In der Nähe des Hafens, bei einem Hotel, wenn Pakhet nicht irrte. „Einen anderen Teil – weit weniger – fünf oder sechs von ihnen – hierher.“ Er zeigte auf ein anderes Gebäude, das in der Nähe der Epping Garden, der weißen Armengegend lag.

    „Das war früher einmal ein Wasserwerk“, stellte Smith fest. „Aber es wurde 2007 aufgegeben, nachdem das Große in Kimberly eröffnet wurde.“

    Pakhet musterte die Karten. Sie hatte eine Vermutung, was vor sich ging.

    „Ich habe vor, Hilfe zu suchen, um die beiden Orte zu überfallen“, sagte Pakhet. „Deswegen seid ihr da.“

    „Was ist mit Jack?“, fragte Smith, dessen Hände gefaltet vor ihm auf den Tisch lagen. Seine Augen musterten sie aufmerksam.

    „Ich werde ihn heute Abend treffen“, erwiderte sie.

    „Du wirst aber mehr Leute brauchen“, sagte Smith langsam. „Ich nehme an, du hast die Polizei ausgeschlossen.“

    Natürlich brachte auch er es ein. Doch anders als Heidenstein wusste er, welche Vorbehalte sie hatte. „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Ich will die Kinder dort rausholen. Ich bin mir dessen bewusst, dass wir allein nicht reichen.“

    Smith schwieg für einige Sekunden, schien seine Worte genau abzuwägen. Dann leckte er sich über die Lippen. „Ich habe ein paar Kontakte, die sich für diese Geschichte interessieren könnten. Eventuell könnte ich sie dazu bekommen zu helfen, aber  …“ Er zögerte. „Sie stehen mit den Behörden in Verbindung.“

    Wovon redete er? Sie sah ihm in die Augen und verstand, dass er genau wusste, worüber sie nachdachte. Sie konnte jetzt nicht mit ihm darüber reden, wollte sie doch nicht, dass einer der anderen etwas davon mitbekam. Wenn Smith diese Kontakte vorschlug, musste er zumindest genug in sie vertrauen, als dass er nicht glaubte, dass sie sie direkt festnehmen würden. „In Ordnung“, erwiderte sie.

    Smith nickte und machte sich eine Notiz in seinem Handy.

    „Es wäre außerdem gut“, meinte Murphy, „wenn mir jemand helfen kann, die Gebäude zu überwachen. Denn ich bin ganz ehrlich: Ich werde in etwa einer halben Stunde umkippen und dann für die folgenden sechs Stunden nicht mehr ansprechbar sein.“

    „Ich denke, das wird vor allem sein, warum Trixie und ich hier sind“, erwiderte Siobhan und lächelte ihn an. „Wenn du mir sagst, worauf ein Vogel so aufpassen muss.“ Sie zwinkerte ihm zu und Murphy grinste verlegen, kassierte dann einen weiteren Ellenbogen in die Seite.


    _________________________________________

    [24.08.2011 – X13 – Reue]

    Es war später Nachmittag. Pakhet war in der Wohnung über dem Krankenhaus, nachdem Heidenstein darauf bestanden hatte, dass sie sich noch ein wenig ausruhte, bevor sie sich mit Jack traf.

    Sie hasste es.

    Sie hasste es so untätig herum zu liegen. Sie verstand, dass Heidenstein sich um sie sorgte. Sie verstand es wirklich. Dennoch. Sie wollte etwas tun, sie wollte eine Möglichkeit ihre Gedanken auf irgendetwas zu fokussieren. Sie wollte sich von den Gedanken, die sonst ziellos durch ihr Bewusstsein wanderten, ablenken.

    Fuck. Sie hasste diese ganze Sache so sehr. Sie war keine Heldin. Sie war niemand, der sich um diese Dinge kümmern sollte, und musste es dennoch tun. Wieso hielt sie niemand auf? Heidenstein. Smith. Niemand hielt sie auf, obwohl ihr Entschluss sie sehr gut mit ins Verderben würde ziehen können. Niemand stellte sie auch nur in Frage.

    Sie konnte die Sachen, die sie dort im „Casino“, wie es der Scout genannt hatte, gesehen hatte, nicht vergessen. Jahre als Söldnerin hatten sie abgestumpft, aber verdammt, dass waren teilweise noch halbe Kinder gewesen. Wer würde so etwas tun?

    Doch die Wahrheit war, dass sie immer gewusst hatte, dass Kinder auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurden. Im besten Fall an Ehepaare, die selbst keine Kinder bekommen konnten, im schlimmsten Fall  …

    Viele magische Rituale, so glaubten jedenfalls diverse Leute, brauchten das Blut von Unschuldigen. Wobei sie sich nicht sicher war, ob das wirklich das schlimmste war. Denn sie hatte auch jene anderen Videos gesehen. Und sie wusste von verschiedenen Orten, hier im Land, aber auch in anderen Ländern, die sich selbst für weit entwickelt und zivilisiert hielten, wo man Sex mit Kindern oder Jugendlichen kaufen konnte.

    Sie stand vor dem Spiegel, sah sich an.

    Sie war blass. Krankhaft blass. Kein Wunder, dass Heidenstein sich solche Sorgen um sie machte.

    Noch immer kämpfte sie gegen die Übelkeit. Doch für den Moment war es erträglich. Sie würde damit klarkommen. Verdammt, es würde ihrem Körper kaum etwas bringen, wenn sie sich ausruhte. Das änderte nichts an der Geschwindigkeit, mit der die Reste des Giftes abgebaut wurde.

    Sie hatte neue, kleinere Pflaster, nur noch so groß, wie die Innenfläche ihrer Hand mitgenommen. Sie wollte nicht unbedingt auf die Wunden, die die Zähne der Schlange hinterlassen hatten, aufmerksam machen. Sie spürte sie weiterhin deutlich, schmerzhaft, aber es war über den Tag hinweg etwas besser geworden. Magischer Heilung sei dank.

    Die Lippen geschürzt, die Zähne vorsichtig zusammengepresst, zog sie das breite Pflaster, das die rechte Seite ihres Brustkorbs bedeckte, ab.

    Die beiden Einstichstellen, die die Zähne der Schlangen hinterlassen hatten, zeigten sich deutlich. Heidenstein hatte sie genäht, dann mit Heilmagie nachgeholfen. Die Wunden waren geschlossen, bluteten nicht mehr. Dennoch waren sie noch immer deutlich rosa und sie war sich sicher, dass eine zu starke Belastung sie wieder aufreißen lassen würde.

    Sie seufzte, öffnete ein Glas, das vor ihr auf dem Waschbecken stand. Heidenstein hatte es ihr mitgegeben. Heillehm, hatte er gesagt.

    Sie kannte das Prinzip. Die Massai in Ostafrika nutzten es, wie auch diverse andere Stämme, doch schien der Effekt deutlich genug zu sein, als dass sie auch ausgebildete Ärzte und vor allem Tierärzte in der Savanne gesehen hatte, die es teilweise anstelle von Stichen nutzten.

    Vorsichtig steckte sie die Finger in das Glas, in dem eine zähflüssige, weiße Masse mit leichtem Grünstich schwamm. Das Zeug roch lehmig, aber auch ein wenig nach Pflanze. Kräutern. Irgendetwas. Sie konnte nicht genau sagen was.

    Unsicher trug sie eine dünne Schicht auf den beiden Wunden auf. Überrascht stellte sie fest, dass der Schmerz direkt nachließ.

    Sie hatte nur Glück gehabt, dass die Zähne der Schlange ihre Rippen nicht durchdrungen hatten – dabei hätte sie während des Kampfes schwören können, dass genau das passiert war.

    Sie seufzte, legte dann das kleinere Pflaster an.

    Verdammt, sie hasste den Gedanken daran, dass es noch drei Stunden waren, bis sie sich mit Jack traf. Drei Stunden, in denen Smith zurück an der Zentrale war, in denen Heidenstein erst einmal im Krankenhaus arbeitete, nachdem sie ihn davon überzeugt hatte, und Siobhan zusammen mit dem seltsamen Möwengeist die beiden neuen Locations überwachen würde. Drei Stunden, in denen es wenig für sie zu tun gab.

    Nun, sie würde auch das Pflaster auf ihrem Rücken austauschen. Etwas, das mit nur einem Arm schwerer war, als mit zwei. Und sie erinnerte sich noch zu gut, dass es auch mit zwei Armen nicht leicht gewesen war.

  • Ist es nicht sweet wenn Sitzung abgelaufen all deine Zitate schluckt?


    Sooo Alice im Wunderland.

    Ziemlich bunt für nen Punk, aber auch nichts was ich nicht zuvor gesehen hätte.

    Taffer als erwartet, vor allem da ihr Büffelguard so sehr um sie besorgt ist.

    Scheint als ob sie oft selbst Trouble auslöst.


    Hm, Aphobis, Personifiziering der Nacht.

    Wird jeden Tag von Ra vertrieben, nur um ihn in der Nacht zu verschlingen.

    Seth übernahm diese Sufgabe einmal, wurde aber übermütig und verlangte alle möglichen Ehren als Belohnung, wodurch er am Ende leer ausging.

    Macht Sinn, dass sie als Schatten dargestellt wird, dachte aber sie wäre etwas größer.


    Eine Möwe als Schutzgeist, ja nicht schlecht. Definitiv ein weniger benutztes Tier und niedlich.


    Murphy zeigte zwei Finger und sah Pakhet eindringlich an. Er nickte. Starrte. Zeigte die zwei Finger. Starrte weiter

    Das ist sowas von Ghost Busters ;-)

  • Hallo,


    ich hinke wieder ein Update hinterher - das soll nicht sein, also los.


    In diesem Sinne: So viele neue Charaktere! Okay, Alice ist nicht komplett neu, aber wir lernen sie ja erst jetzt wirklich kennen, und hinzu kommen Siobhan und Jack, wobei Letzterer auch erst noch vorgestellt werden muss. Ihm gegenüber wäre ich ja tbh auch etwas misstrauisch, aber deiner Antwort auf Sunaki nach zu urteilen scheint es nicht auf eine Falle hinauszulaufen? Insofern sehe ich dem mal etwas entspannter entgegen.

    Jedenfalls aber Alice und Siobhan - also, Alice würde ich einfach als cool beschreiben. Mir gefällt diese selbstbewusste leichte Arroganz, die aber nicht total überheblich ist. Soll heißen, sie wirkt halt schon ein wenig überheblich, aber das wird hier nicht durch so Charaktereigenschaften ausgebaut, die unsympathisch wären, also etwa, dass sie alle anderen als dumm beleidigt oder so. Und irgendwie glaube ich, dass diese leichte Arroganz eine interessante Ergänzung zu Murphys frechem Charakter bilden könnte. Ich würde jetzt irgendwie mal gerne sehen, wie es abgelaufen ist, als die beiden sich kennengelernt haben, oder wie die halt generell miteinander interagieren und so. Einfach, weil ich glaube, dass die Dynamik zwischen beiden echt toll sein muss. Und Alices Fähigkeiten - you know, gehackt zu werden ist ein bisschen eine Urangst (okay, man wird es wohl nicht Urangst nennen können, aber du verstehst schon) von mir, deswegen finde ich das fast ein wenig gruselig. Aber es ist auf jeden Fall sehr nützlich - dürfte also kein Wunder sein, dass Crash sich eben auch immer darum bemüht hat, sie zu beschützen und ihre Fähigkeiten nicht so sehr nach außen dringen sollen.

    Siobhan dann - ich weiß noch nicht ganz, wie ich sie einschätzen soll, aber sie kommt sowohl kompetent als auch freundlich rüber. Und ich mag Möwen - oh, warte, ich habe gerade in der Aufzählung Trixie vergessen, argh. Aber ja, Siobhan wirkt ein bisschen mysteriös mit ihrer anscheinend eher ruhigen Art - und die Art, wie sie Fragen stellt, zeugt auch von Überlegtheit. Es ist auch lustig, wie ihr Auftritt die anderen erst einmal irritiert, sie aber vieles immer ganz cool und mit einem Lächeln kommentiert. Bin echt gespannt darauf, sie in Aktion zu sehen. Trixie wiederum hatte imo hier einen der besten Momente überhaupt, wenn sie Murphy die Feder ausrupft. Ich musste da echt lachen, auch weil sie es einfach nur mit "Feder" kommentiert. Gott, ich liebe diese Stelle.

    Das Einzige jetzt nur wieder bei diesen neuen Charakteren und vielleicht aber auch allgemein - ich mache mir ein bisschen Sorgen, was mit all diesen Leuten passieren wird, wenn es ernst wird. Ich meine, seufz, sie kämpfen gegen skrupellose Menschnhändler und vielleicht noch mehr, insofern ... Ja, ich muss Angst haben, oder? Und vielleicht nicht nur Angst wegen ihnen, sondern auch wegen der Jugendlichen - es ist ja noch nicht bekannt, ob mit diesen in der Zwischenzeit schon etwas angestellt wurde und was vielleicht noch kommt.

    Gleichzeitig Pakhet in den Kapiteln - also, zunächst einmal finde ich es schon gut dargestellt, wie sie am Anfang ihrer Rede ein bisschen braucht, um in diese Rolle hineinzufinden, weil sie wohl keine Person ist, die allzu oft so was machen musste? Ich meine, sie musste ja sicher schon Leuten eine Mission mit den taktischen Details erklären und alles, aber eben vielleicht nicht so ganz auf die Art, wo sie ja auch jetzt quasi die Auftraggeberin ist, es auch nicht mehr einfach nur ein "Job" ist und alles? Es klingt halt erst bei ihren Ausführungen noch nicht so flüssig, wird dann aber besser im Verlauf. Auch ganz nett von Murphy, ihr dabei ein wenig unter die Arme zu greifen - aufmunterndes Zunicken ist echt hilfreich, wenn man so etwas machen muss.

    Gleichzeitig merkt man aber eben auch an anderen Stellen wieder, dass Pakhet gerade in keinem ganz so guten Zustand ist. Da sind das Gift und die Verletzungen, aber eben auch noch die psychischen Nachwirkungen - ich kann mir echt nicht vorstellen, wie das sein muss, mit so etwas konfrontiert zu werden. Aber dass es Spuren hinterlässt, auch wenn man von Berufs wegen schon etwas abgestumpft ist, ist natürlich nicht verwunderlich.

    Insofern - ich hoffe echt, dass sie es schaffen, die Jugendlichen da ohne große Blessuren rauszuholen, aber es wird sicher hart werden und vielleicht warten noch ein paar unangenehme Überraschungen auf sie. Auch ist ja noch nicht ganz klar, was Tutu für Absichten verfolgt und es kann sein, dass alles noch ein bisschen hässlicher wird.


    Aber ja, bin wie immer gespannt, wie es weitergeht!

  • Ist es nicht sweet wenn Sitzung abgelaufen all deine Zitate schluckt?

    Ja, that's the Bisaboard for you. Kenne das Fühl sehr gut.


    Taffer als erwartet, vor allem da ihr Büffelguard so sehr um sie besorgt ist.

    Na ja, sie ist zwar taff, ist aber in Bezug auf Kämpfe zu gar nichts zu gebrauchen. Denn ihre Fähigkeit kann halt im Kampf rein gar nichts machen.


    Eine Möwe als Schutzgeist, ja nicht schlecht. Definitiv ein weniger benutztes Tier und niedlich.

    Ja, das haben wir der Spielerin zu verdanken, die Siobhan damals in Shadowrun gespielt hat. Ich zitiere: "Ich bin eine Möwe."


    Okay, Alice ist nicht komplett neu, aber wir lernen sie ja erst jetzt wirklich kennen, und hinzu kommen Siobhan und Jack, wobei Letzterer auch erst noch vorgestellt werden muss. Ihm gegenüber wäre ich ja tbh auch etwas misstrauisch, aber deiner Antwort auf Sunaki nach zu urteilen scheint es nicht auf eine Falle hinauszulaufen? Insofern sehe ich dem mal etwas entspannter entgegen.

    So viel kann ich denke ich verraten: Jack ist eigentlich ganz in Ordnung. Er ist nur ein sehr armes Puttputt und muss in den Arm genommen und beschützt werden. ^^"


    Und irgendwie glaube ich, dass diese leichte Arroganz eine interessante Ergänzung zu Murphys frechem Charakter bilden könnte. Ich würde jetzt irgendwie mal gerne sehen, wie es abgelaufen ist, als die beiden sich kennengelernt haben, oder wie die halt generell miteinander interagieren und so.

    Ich muss noch schauen. Aber zumindest beim vierten Teil wird es Zusatzszenen (also außerhalb der regulären Geschichte) geben, die die Perspektiven von Alice, Hazel und Murphy etwas näher beleuchten. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das ganze hier hochlade.


    ber es ist auf jeden Fall sehr nützlich - dürfte also kein Wunder sein, dass Crash sich eben auch immer darum bemüht hat, sie zu beschützen und ihre Fähigkeiten nicht so sehr nach außen dringen sollen.

    Ja, du musst auch sehen, wie viele Leute es gibt, die diese Fähigkeiten sich zu Nutze machen wollen. Was würden Firmen dafür geben, jemanden zu haben, der auf diese Art Betriebsspionage betreiben kann?


    oh, warte, ich habe gerade in der Aufzählung Trixie vergessen, argh.

    Trixie verlangt einen Fisch als Wiedergutmachung.


    Trixie wiederum hatte imo hier einen der besten Momente überhaupt, wenn sie Murphy die Feder ausrupft. Ich musste da echt lachen, auch weil sie es einfach nur mit "Feder" kommentiert. Gott, ich liebe diese Stelle.

    Haha, freut mich, dass die Stelle dir gefällt.


    Das Einzige jetzt nur wieder bei diesen neuen Charakteren und vielleicht aber auch allgemein - ich mache mir ein bisschen Sorgen, was mit all diesen Leuten passieren wird, wenn es ernst wird. Ich meine, seufz, sie kämpfen gegen skrupellose Menschnhändler und vielleicht noch mehr, insofern ... Ja, ich muss Angst haben, oder? Und vielleicht nicht nur Angst wegen ihnen, sondern auch wegen der Jugendlichen - es ist ja noch nicht bekannt, ob mit diesen in der Zwischenzeit schon etwas angestellt wurde und was vielleicht noch kommt.

    Ja, das wird die nächste Frage werden, wer denn wo und wie ins Visier gerät ... (Hach, ich freue mich auf die Dramatik später.)


    Gleichzeitig Pakhet in den Kapiteln - also, zunächst einmal finde ich es schon gut dargestellt, wie sie am Anfang ihrer Rede ein bisschen braucht, um in diese Rolle hineinzufinden, weil sie wohl keine Person ist, die allzu oft so was machen musste?

    Genau. Also taktische Besprechungen kann sie, das ist kein Problem. Aber das ganze Problem so vorstellen und dabei wirklich die Auftragsgeberin zu sein, dass ist ungewohnt.

  • So, dann geht es auch mal mit den Kapiteln weiter. Heute lernen wir dann auch Jack richtig kennen, weshalb es passend dazu die Charakterillustration zu Jack gibt.




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    [23.08.2011 – F05 – Drohung]


    Zweieinhalb Stunden später war Pakhet in ihrem Wagen auf dem Weg in den Süden der Stadt, wo der Salty Ferryman lag.

    Es war bereits dunkel und wie immer war sie vorsichtig, während sie durch die Flats fuhr. Sie wusste, dass meistens nichts geschah, doch sie wollte vorbereitet sein, wenn sie doch einmal Pech hatte. Es wäre eine alberne Art zu sterben. Nach all den Einsätzen, nach all den Dingen die sie getan hatte, durch einen dummen Zufall in den Flats von einen einfachen Ganger erschossen. Das wäre doch eine Ironie des Schicksals, oder?

    Gerade, als die Gegend etwas besser, die Hütten zu einfachen Häusern wurden, klingelte ihr Handy.

    Michaels Name wurde auf dem Display angezeigt.

    Arschloch.

    Sie wollte es ignorieren, sah auf ihr Handy, das in der Freisprechvorrichtung hing, schoss ihm wütende Blicke zu.

    Dann hob sie dennoch ab. Verdammt.

    „Was ist, Michael?“, knurrte sie ihr Handy an.

    „Hallo, Jojo“, erwiderte er, wie immer mit fröhlicher Stimme. Sie war sich jedoch sicher einen bedrohlichen Unterton rauszuhören.

    Wusste er etwas? Hatte Smith etwas verraten?

    „Was ist?“, wiederholte sie kühl.

    „Ich wollte eigentlich nur fragen, wie es mit dem aktuellen Job läuft.“

    Also war es, wie sie gedacht hatte. Er hatte gewusst, was sie finden würde. Das war ein Test. Ein Test ihrer Loyalität – oder, wie er es nennen würde, ihrer Professionalität.

    „Ich suche noch immer nach einer Spur“, erwiderte sie. Sie bemühte sich ihre Stimme kühl und distanziert zu halten. Ja, wahrscheinlich wusste er bereits, dass sie am „Casino“ gewesen waren, doch darum ging es im Moment nicht.

    „Ach so?“ Michaels Stimme klang amüsiert, aber eisig.

    „Ja. Es ist nicht so leicht eine einzelne Prostituierte zu finden.“ Sie sah zum Handy, dann wieder auf die Straße, während sie langsam in die Touristenviertel der Stadt kam. „Es gibt viele und wer auch immer sie hat, hat sie nicht von Leuten umgeben entführt.“

    „So so“, erwiderte Michael. Er seufzte übertrieben. „Nun, wie dem auch sei, meine Liebe, ich habe eine Information, die dich interessieren könnte.“

    Worauf wollte er hinaus? „Ja?“

    „Die Information könnte wirklich, wirklich wichtig für dich sein“, fuhr Michael fort. Sie konnte ihn förmlich grinsen sehen.

    „Dann erzähl“, knurrte sie.

    „Die Information ist so wichtig, dass du mir sicher eine Gegenleistung dafür geben möchtest“, säuselte Michael.

    Sie schloss kurz die Augen, atmete tief durch. „Was zur Hölle, Michael.“ Wenn es für einen Job notwendig war, zahlte sie normalerweise nicht. „Seit wann soll ich dich zahlen?“

    „Seit ich mir nicht mehr sicher sein kann, dass du für mich arbeitest, Joanne“, erwiderte er, nun mit einem genau so eisigen und eisernen Ton wie sie.

    „Fuck, Michael.“ Sie presste die Zähne zusammen.

    „Willst du die Information?“, fragte er.

    Was konnte es sein? Scheiße! „Wie viel?“

    „Achthundert Dollar“, erwiderte er. „Und das ist ein Schnäppchen.“

    „Willst du mich verarschen?“ Achthundert war ein Preis, den sie normal für essenzielle Informationen bezahlte, die für das Gelingen hochprofiliger Aufträge wichtig waren.

    „Glaub mir, es wird dir das Geld wert sein“, antwortete er. „Immerhin könnte das Leben vom guten Joachim Anderson daran hängen.“

    Fuck. Sie hatte eine böse Vorahnung. Sie hasste es, ihm nachzugeben. Doch wenn sie richtig lag  … Sie musste es wissen. „In Ordnung. Ich überweise dir das Geld.“

    „Ich vertraue darauf“, erwiderte er. „Joanne Snyder.“ Dann holte er tief Luft. „Jemand sucht nach dir und dem guten Dr. Anderson“, sagte er. „Man hat mir Geld angeboten für Informationen. Anonym. Ich habe sogar Gerüchte gehört, dass man jemanden auf dich ansetzen will. Das klingt beinahe so, als hättest du dich mit den falschen Leuten angelegt.“

    „Wer?“, hauchte sie.

    „Wie gesagt. Die Nachfrage erfolgte anonym.“

    „Verarsch mich nicht, Michael“, erwiderte sie leise. „Du weißt, wer es war.“

    „Ach bitte, Joanne“, antwortete er leise. „Du weißt es genau so gut wie ich.“ Er holte noch einmal tief Luft und ein Geräusch verriet ihr, dass er etwas trank. Natürlich, wie das absolute Arschloch, das er war. „Du hast dich mit den falschen Leuten angelegt, meine liebe Joanne.“

    Sie schwieg, sah auf die Straße, reagierte zu spät auf die rote Ampel. Sie fuhr auf der anderen Seite der Kreuzung einfach weiter. Wieder presste sie die Zähne zusammen. Sie hob die rechte Hand. „Vielleicht“, sagte sie leise und drückte dann auf die rote Schaltfläche auf dem Bildschirm ihres Handys.

    Das Rauschen der Leitung verklang.

    Michael rief nicht noch einmal an.

    Schweigend – mit wem sollte sie auch reden? – fuhr sie zum Ferryman. Sie war mehr als eine halbe Stunde zu früh.

    Das Ferryman war trotz des Namens eine relativ übliche Touristenbar. Exotisch aufgemacht, auch wenn die Karibikatmosphäre nicht ganz hierher passte. Ein großer Parkplatz war auf der Rückseite des geweißten Gebäudes.

    Pakhet holte tief Luft und lehnte den Kopf dann gegen das Lenkrad. „Fuck“, flüsterte sie. Dabei hatte die Information sie eigentlich nicht einmal überrascht. Natürlich hatte man jemanden auf sie angesetzt.

    Wahrscheinlich hatte Michael von Anfang an damit gerechnet.

    Er hatte sie genau deswegen hergeschickt. Damit sie einen Fehler machte. Er hatte es gewusst. Verdammt, er kannte sie zu gut.

    Sie konnte jetzt nicht länger darüber nachdenken. Für den Moment hatte sie andere Prioritäten. Jack. Wer auch immer er war.


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    [23.08.2011 – J01 – Macho]


    Die meisten Leute in der Bar waren Touristen. Die meisten von ihnen – aber nicht alle – hellhäutig. Viele tranken, feierten.

    Der Club war in erster Linie eine Bar, die mit kleinen Tischen gefüllt war. Es gab Separés, die allerdings zum Raum hin offen war. Plastikpflanzen hingen an den Wänden. Man hatte versucht eine Dschungelatmosphäre herzustellen. Hinter der Bar hing ein kitschiges Bild, dass eine von Tieren gefüllte Savanne zeigte.

    Pakhet hatte gesagt, dass sie Jack an der Bar treffen würde. Also bewegte sie sich an die Theke, wo dankbarerweise Plätze frei waren. Wieder trug sie die mehr oder minder synthetische Prothese, inklusive des Rings, der die Illusion verstärkte. Sie wollte nicht angesprochen werden.

    Sie trug eine einfache, enge Jeans und eine dunkle, undurchsichtige Bluse, die auch ihre Lederweste verbarg. Diese drückte gegen ihre Wunden, doch bevorzugte sie den Schmerz gegenüber weiteren Wunden, sollte das hier ein Hinterhalt werden.

    Sie hatte eine auffällige rote Handtasche dabei. Das Erkennungsmerkmal, dass sie Jack genannt hatte.

    „Was kann ich für Sie bringen, meine Dame?“, meinte ein vielleicht dreißigjähriger, blonder Barmann mit einem Gesicht, das ohne seinen Bart wohl kindlich ausgesehen hätte.

    Pakhet zögerte. Alkohol war eine dumme Idee, doch es würde sie weniger auffällig wirken lassen. „Whiskey.“

    „Sehr gern“, er lächelte. „Warten sie auf jemanden?“

    „Nein“, erwiderte sie. Sie hatte keine Lust darauf, eine Geschichte zu erfinden, mit wem sie sich warum traf. Außerdem wusste sie noch immer nicht, ob es eine Falle war.

    Während der Barmann den Whiskey – einen Aberlour – in ein entsprechendes Glas füllte, beobachtete sie ihn. Sie wollte nicht riskieren, dass ihr etwas untergemischt wurde.

    Danach wartete sie. Halb wünschte sie sich, sie hätte Heidenstein mitgenommen, doch der Gedanke war albern. Sie konnte sich nicht von ihm abhängig machen. Verdammt, sie war bisher auch immer so klar gekommen. Dennoch. Die Ereignisse vom Vortag hatten ihre Spur hinterlassen. Es war selten, dass sie so in Bedrängnis geriet. Es war selten, dass sie so überrascht wurde.

    Die Zeit verging. Links hinter ihr feierte eine Gruppe junger Männer etwas. Vielleicht war es ein Junggesellenabschied, vielleicht waren sie auch einfach nur Studenten. Sie konnte es nicht sagen, doch immer wenn besonders laute Ausrufe folgten, zuckte sie zusammen.

    Verdammt. Sie durften nicht so schreckhaft sein.

    Jemand setzte sich neben sie. „Sind sie alleine hier?“ Es war ein Mann mit einem deutlichen Akzent, den sie nicht einordnen konnte. So, wie er die Rs rollte, war der Akzent vielleicht nur aufgesetzt.

    Wären die vergangenen Tage nicht gewesen, wäre sie vielleicht darauf eingegangen. Immerhin konnte sie Ablenkung gebrauchen. Doch mit ihrer Sorge wegen den Dingen, die Michael ihr gesagt hatte, wegen den Dingen, die sie gesehen hatte und nicht zuletzt wegen ihrer Wunden, sah sie den Mann kühl an.

    Er war noch jung. Vielleicht Mitte Zwanzig. Seine Haut hatte einen sehr gleichmäßigen, dunklen Braunton. Seine Züge wirkten arabisch, vielleicht persisch, dafür aber erstaunlich fein. Er hatte ein hübsches, jugendliches Gesicht mit ebener Haut. Sie konnte keinen Bartansatz erkennen, nicht einmal einen Schatten. Sein Haar war pechschwarz und fein, seine Augenfarbe schien dunkelbraun zu sein, auch wenn seine Augen im Licht der Barbeleuchtung leicht goldlich zu glimmen schienen.

    Seinem feinen Hemd nach, das eine Mischung von Eleganz und Gelassenheit ausstrahlte, hatte sie es mit einem Aufreißer zu tun. Das letzte, was sie jetzt brauchte.

    Sie ignorierte ihn.

    „Ach, Sonnenschein, tu doch nicht so“, meinte der Mann. „Oder sprichst du kein Englisch.“ Er wechselte in Afrikaans. „Ist das besser?“ Dann wechselte er in die nächste Sprache, offenbar Französisch. Dann erneut. Offenbar Spanisch.

    Sie wandte sich ihm zu. „Für gewöhnlich heißt Ignoration, dass diejenige kein Interesse hat“, fauchte sie leise.

    „Bitte, bitte“, meinte er, nun wieder auf Englisch. „Hattest du einen schlechten Tag? Kann ich vielleicht etwas für dich tun?“

    Vielleicht hätte sie sich nicht schminken sollen. Vielleicht erweckte es den falschen Eindruck. Sie hatte sich bevor sie losgefahren war, nur beschäftigen wollen.

    „Lass mich in Ruhe, ja?“, zischte sie.

    Er lächelte gewinnend, zeigte dabei zwei Reihen weißer, perfekter Zähne. „Ich weiß etwas, ich bestell dir etwas. Was soll es sein?“

    Sie verdrehte die Augen. Das war das letzte, was sie gebrauchen konnte. Verdammt, wie wurde sie den Typen los? Sollte sie aufstehen und gehen? Doch wenn sie nach der Zeit auf ihrem Handy ging, sollte dieser Jack langsam kommen.

    Verdammt.

    „Jetzt sag schon, Sonnenschein“, meinte er. „Ich geb dir was aus. Vollkommen unverbindlich. Was soll es sein?“ Er hob die Hand, um den Barkeep herzuwinken.

    Es war derselbe Mann, der Pakhet schon vorher bedient hatte.

    „Was gibt es?“, fragte er.

    Pakhet warf ihm einen Blick, der einem stummen Hilfeschrei gleich kam, zu. „Bitte, bitte tu etwas.“ Sie sprach die Worte nicht, formte sie aber mit ihren Lippen. Vielleicht verstand der Barkeep ja.

    Es schien ganz so, denn er zwinkerte ihr zu. „Also, was kann ich für sie tun?“

    Sie seufzte. „Einen Whiskey für mich.“

    „Dann für mich dasselbe“, meinte der nervige Typ neben ihr.

    „Ach, bitte“, erwiderte Pakhet und sah sie an, „das ist doch beinahe schon langweilig.“

    „Wieso?“, fragte er, offenbar verwirrt.

    „Es ist so Standard. Es gibt hier bessere Sachen“, meinte Pakhet. Sie hoffte, dass es so war. „Gibt es vielleicht eine Spezialität für den Herrn?“

    Der Barkeep grinste. „Ich denke, ich weiß genau, was ich ihm empfehle.“ Damit wandte er sich ab, nahm zwei Gläser und begann – nun mit den Rücken zu ihnen – etwas zu mixen.

    „Wie aufmerksam von dir“, sagte der Aufschneider. „Darf ich deinen Namen erfahren?“

    „Nein“, grummelte sie.

    „Zu schade.“ Er zuckte mit den Schultern, grinste. „Soll ich dich stattdessen Schätzchen nennen?“

    Oh, konnte nicht einfach ein Blitz auf ihn hinabschlagen? Manchmal wünschte sie sich, ihre magischen Fähigkeiten wären ausgeprägter. Doch alles, was sie hätte tun können, wäre, ihm einen Kinnhaken zu verpassen – etwas, was fraglos mit ihr außerhalb der Bar enden würde. In den meisten Bars und Clubs wurde Gewalt nicht geduldet. Bestenfalls bekam man ein Hausverweis, schlimmstenfalls durfte man sich mit der Polizei herumschlagen.

    Der Barkeep kam zu ihnen. „Hier.“ Er stellte ein Glas mit einem karamellfarbigen Whiskey vor sie, ein anderes Glas mit einer weit helleren Flüssigkeit – wahrscheinlich irgendein Brand – vor den Mann. „Und unsere Spezialität.“

    „Die geht auf mich“, meinte Pakhet.

    Er grinste sie an. „Vielen Dank.“

    Der Barmann zwinkerte. Zwar ging er dazu über, einige Flaschen, die auf der anderen Seite der Theke stehen geblieben waren, zusammenzusammeln, doch beobachtete er sie.

    Pakhet ahnte, was los war. Er hatte wahrscheinlich ihrem netten Aufschneider irgendeinen scharfen Schnaps gegeben. Chillischnapps oder vergleichbares.

    Der Mann hob sein Glas und hielt es ihr entgegen. „Auf einen wunderschönen Abend“, meinte er.

    Halbherzig stieß sie an, setzte ihr Glas an, ließ jedoch nur einen kleinen Schluck ihre Lippen benetzen, während sie ihn beobachtete.

    Er trank das Glas auf ex und stieß dann ein tiefes Seufzen aus, ehe er dem Glas einen ehrerbietenden Blick schenkte. „Ja, das ist gar nicht so schlecht.“ Er zwinkerte dem Barmann zu. „Kann ich davon noch einen haben?“

    Der Barmann starrte ihn für zwei Sekunden nur sprachlos an. Dann nickte er. „Natürlich.“ Er schenkte Pakhet einen Blick der sagte: „Ich hab's versucht.“

    Pakhet seufzte. Verdammt. Vielleicht sollte sie doch gehen. Sie konnte in fünf Minuten zurückkommen. Solange der Typ ihr auf den Keks ging, konnte sie wohl kaum mit diesem Jack reden.

    Sie ließ sich vom Barhocker gleiten, als der Aufschneider nach ihrem Arm griff. „Du gehst schon, Sonnenschein?“

    „Lass mich“, knurrte sie und sah ihm mit kalten Blick an.

    Er beugte sich zu ihr vor. „Und da dachte ich, du hattest dich mit mir treffen wollen, Pakhet.“ Seine dunklen Augen musterte sie. „Ich versuche uns eine Möglichkeit zu geben, von hier unauffällig zu verschwinden, also spiel mit, Sonnenschein.“

    Was hatte das Universum eigentlich gegen sie?

    Für einen Augenblick war sie versucht, ihm einen Korb zu geben, doch dann erinnerte sie sich an die Jugendlichen, an die Schlange und daran, dass sie dringend Hilfe brauchten.

    Sie setzte sich neben ihn. „Von mir aus“, knurrte sie leise.


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    [23.08.2011 – J02 – Angebot]


    „Jetzt schau nicht so grummelig, Sonnenschein“, flötete Jack, als er die Tür des Hinterzimmers schloss. Er musterte sie, wobei sein Grinsen langsam verblasste und einem ernsten Gesichtsausdruck wich.

    Sie sah sich um. Das Hinterzimmer war bei weitem nicht so komfortabel eingerichtet, wie in Tutus Club, aber für den Zweck eines Gesprächs würde es wohl reichen. Sie setzte sich auf das hier stehende Sofa, das sehr nach IKEA aussah, verschränkte die Arme. „Könntest du damit aufhören?“, fragte sie.

    „Womit?“ Er nahm sich einen kleinen, schwarzen Hocker, der auf dem hölzernen Boden stand und setzte sich drauf.

    „Mich so zu nennen“, erwiderte sie durch zusammengepresste Zähne.

    „Wenn es dir wichtig ist, dann natürlich, Honigkuchen.“ Er schenkte ihr ein kurzes Grinsen.

    „Arschloch“, grummelte sie.

    Er zuckte mit den Schultern, verschränkte seine Arme, musterte sie. „Ein gewisser Herr Smith hat mich angerufen und gesagt, dass du jemand bist, der im Moment Hilfe im Zusammenhang mit Menschenhandel brauchst. Also sag mir, worum es geht.“

    „Gerne.“ Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme ebenfalls und sah zur einfachen, zierlosen Betonwand ihr gegenüber, die vorrangig durch eine unter der Decke aufgehängte Lichterkette beschienen wurde. „Ich bin Söldnerin und habe vor einigen Tagen den Auftrag bekommen eine verschwundene Prostituierte zu ihrem Pimp zurück zu bringen. Ich bin einigen Spuren gefolgt und bin zu einem Haus, das von einem 'Scout' als Casino bezeichnet wurde gekommen. Am östlichen Rand der Flats. Sie haben dort einige Jungendliche gefangen gehalten, sie lassen sie  …“ Sie brach ab. „Wie viel weißt du über das Übernatürliche?“

    „Genug“, antwortete er. „Ich bin freischaffend, habe aber selbst schon Monster gejagt, wenn es das ist, was du fragst.“

    Sie nickte. „Sie lassen sie von Dämonen bewachen, haben einige wohl auch Dämonen geopfert. Sie verkaufen die Leute – ich weiß nicht, ob es nur Jugendliche und Kinder sind – über das Dark Web.“

    Mit deutlich ernsterem Gesicht als vorher, musterte Jack sie. „Okay. Weiter?“

    „Wir, also mein Partner und ich, haben uns mit zwei der Dämonen angelegt und den kürzeren gezogen. Wir mussten fliehen. Wer auch immer dahinter steht, hat im Verlauf des Tages das Gebäude räumen lassen und hat die Jugendlichen in das Shoreline am Hafen und zum alten Wasserwerk bei Epping Garden bringen lassen. Ich gehe davon aus, dass sie weiterhin bewacht werden. Ich nehme auch an, dass der Magier dahinter am Wasserwerk ist.“

    „Eine Falle“, erwiderte Jack. Seine dunklen Augen musterten sie.

    „Ja.“ Genau zu demselben Schluss war auch sie gekommen. Sie rechneten damit, dass sie wiederkommen würde und wetteten darauf, dass sie das Wasserwerk zuerst angreifen würde, um den Magier auszuschalten. Also würden sie dort etwas für sie vorbereiten.

    „Jedenfalls werde ich das nächste Mal nicht unvorbereitet da reingehen.“

    „Weißt du, wohin sie das Mädchen, das du finden solltest, gebracht haben?“, fragte Jack.

    Sie schüttelte den Kopf. „Das tut auch nichts zur Sache.“

    „Tut es das nicht?“, fragte er. Seine Augen suchten ihren Blick, doch sie wich auf, sah auf die graue Wand. „Warum willst du sonst agieren?“

    Wieder biss Pakhet ihre Kiefer zusammen. Sie mochte es nicht, solch einen Tick zu zeigen, doch konnte sie sich im Moment kaum beherrschen. „Weil ich gesehen habe, was sie da mit den Kindern machen. Sie verkaufen sie, vergewaltigen sie, verfüttern sie an Dämonen. Das ist  …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist abartig.“

    „Und passiert so an tausend anderen Orten auf dieser Welt“, erwiderte Jack nüchtern. „Wieso also hier etwas tun?“

    Weil sie es, nachdem sie es so gesehen hatte, nicht länger ignorieren konnte. „Weil es für diese Kinder keinen Unterschied macht, dass tausend andere ihr Schicksal teilen.“

    „Wie alt waren die Kinder?“, fragte Jack.

    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich würde die meisten zwischen dreizehn und zwanzig schätzen.“

    „Das sind keine Kinder mehr.“

    Sie sah ihn an. „Für mich schon.“

    Ein seltsamer Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er nickte stumm.

    „Also“, fragte sie kühl. Sie war sich nicht sicher, was sie über diesen Mann denken sollte. „Ich weiß nicht, warum Smith dich mir empfohlen hat, aber er sagte, du würdest eventuell helfen. Irgendetwas von wegen, dass du dich für solche Fälle interessierst.“

    Kurz zeigte sich Verwirrung mit einer Spur von etwas anderem – Angst? – in seinem Blick, dann lächelte er. „Das ist wahr. Ich interessiere mich für so etwas.“ Er räusperte sich. „Ich habe in der Vergangenheit öfter für Interpol gearbeitet. Als Freischaffender.“ Er räusperte sich. „Ich wäre bereit dir zu helfen, Pakhet.“ Er betonte ihren Namen, so als würde er hervorheben wollen, dass er ihr ausnahmsweise keinen albernen Spitznamen gab. „Allerdings nicht für umsonst.“

    So viel war klar gewesen. „Was willst du?“, fragte sie stur.

    „Ich gebe dir die Auswahl“, erwiderte er. „Entweder du zahlst mir vierzigtausend für meine Hilfe oder ich gebe mich mit achttausend zufrieden und wenn wir die ganze Angelegenheit überleben sollten, begleitest du mich auf ein Date.“ Er schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.

    „Willst du mich verarschen?“, kam es ihr unfreiwillig über die Lippen. Sie sah ihn an. Das musste ein schlechter Witz sein. Vierzigtausend Rand war viel, dann aber nicht ungewöhnlich für einen potentiell gefährlichen Einsatz, der schlimmstenfalls über mehrere Wochen andauern würde. Achttausend dagegen lächerlich wenig.

    „Nein“, erwiderte er. „Es ist mein voller Ernst. Vierzigtausend oder Achttausend und ein Date. Vollkommen unverbindlich natürlich.“

    „Also kein Sex?“, fragte sie.

    Er lächelte. „Nicht, wenn du nicht willst. Nur ein Date.“

    Was war sein verdammtes Ziel? Sie musterte ihn schnaubend, schüttelte dann den Kopf. Verdammt, sie hatte vor zwei Tagen mit einem schmierigen Typen geschlafen, nur um an Informationen über den Verbleib Denés zu kommen. Da konnte sie auch auf ein Date mit diesem schmierigen Typen gehen. Was für einen Unterschied machte es schon? Zwar hatte sie mehr als genug Geld, doch schadete es nicht zu geizen – speziell wenn sie damit rechnen musste, noch einiges für ein Artefakt bezahlen zu müssen, das sie brauchte, um mit den Dämonen klar zu kommen. „Von mir aus“, sagte sie kühl. „Achttausend plus Date. Sofern wir die Sache beide überleben und die Kinder befreien.“

    Er lächelte sie an. „Ich wusste, dass du nicht nein sagen würdest, Sweetheart.“ Er hielt ihr seine Hand entgegen. Sie sollte auf das Geschäft einschlagen.

    Kurz schloss sie die Augen, streckte ihre Hand dann aus. „Deal.“ Er musterte ihn. Was zur Hölle wollte er denn von ihr? „Und mein Name ist Pakhet.“

    „Sicher, Liebling.“


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    [23.08.2011 – D32 – Zuhause]


    Pakhet war verwirrt, als sie zum Krankenhaus zurückkam. Sie wusste nicht, was sie über diesen Jack denken sollte. Warum hatte er ein Date mit ihr gewollt? Hatte er sie testen wollen? Wenn ja, warum? Verdammt, der Typ verwirrte sie. Hatte er ernsthaftes Interesse an ihr? Wollte er ihr etwas beweisen? Sie war sich nicht sicher, doch egal was es war: Es konnte nichts gutes sein. Verdammt. Aber wenn er kein ernsthaftes Interesse hatte, warum hatte er ihr dann einen so lächerlichen Preis angeboten? Achttausend Rand, das waren weniger als fünfhundert Dollar. Für einen potentiell lebensgefährlichen Einsatz über mehrere Tage war der Preis nahezu lächerlich. Also: Wieso?

    Verdammt.

    Sie schlüpfte aus ihren flachen Stiefeln, als sie in die Wohnung über dem Krankenhaus kam. Wieso war sie überhaupt hierher gefahren? Es wäre näher gewesen, wäre sie zu ihrem Haus gefahren, das nicht allzu weit vom Ferryman entfernt gewesen war. Doch sie hatte nicht einmal drüber nachgedacht, war hierher gekommen.

    Verdammt.

    Sie ging ins Gästezimmer, wo sie einige Ersatzkleidung gelagert hatte, wo auch die weit grobschlächtigere Prothese an der Ladestation hing, und nahm ein einfaches Tanktop aus dem Kleiderschrank. Sie lagerte schon einen Teil ihrer Kleidung hier.

    Verdammt.

    Heidenstein war noch nicht hier oben. Das Licht war ausgewesen, als sie angekommen war. Vielleicht war er noch unten, vielleicht  … Ach, was wusste sie schon?

    Sie legte ihre Prothese ab, tauschte die Prothesen am Ladegerät aus und ging dann, mit der Abdeckung über dem Armstumpf und mit einem Tanktop, einer kurzen Sporthose und einer Unterhose ins Bad, um sich zu duschen. Sie wollte das Make-Up loswerden und sich zudem wieder sauber fühlen. Auch wenn es hieß, dass sie die Pflaster erneut wechseln musste.

    Es würde ihr zumindest etwas zu tun geben.

    Also duschte sie, wechselte danach die Pflaster, was durch den beschlagenen Spiegel nicht leichter wurde, zog sich dann die Kleidung an, in der sie auch schlafen würde. Sie kam aus dem Bad und lief beinahe in Heidenstein, der draußen offenbar gewartet hatte.

    Er lächelte sie an. „Hast du Hunger?“

    Kein „Was machst du hier?“, kein „Wann bist du zurück gekommen?“. Er schien sich nicht einmal zu wundern, dass sie hier war.

    Verdammt.

    Sie hatte tatsächlich Hunger. Den ganzen Abend hatte sie zwar getrunken, aber nichts gegessen. „Ja, danke“, flüsterte sie und verfluchte sich selbst für diese Antwort. Was für einen Eindruck machte sie hier eigentlich?

    „Ich habe vorhin etwas mitgebracht. Indisch.“

    „Danke“, wiederholte sie.

    Er trat zur Seite und keine fünf Minuten später saßen sie auf seinem Sofa und aßen.

    Wieder stellte sie fest, dass sie es kaum noch gewohnt war, ohne ihre Prothese etwas zu machen. Sie hatte sie nicht wieder angesteckt und stellte sich mit nur einem Arm ungeschickter als üblich beim Essen an. Doch Heidenstein sagte nichts dazu. Stattdessen fragte er:

    „Wie ist es gelaufen, mit diesem Jack?“

    Sie zuckte mit den Schultern. Auch die Geste fühlte sich seltsam an, da das Gewicht an ihrer linken Schulter fehlte. „Er hilft uns.“ Sie schürzte die Lippen und streckte die Hand nach dem Zitronenwasser aus, das er in einer Karaffe vorbereitet hatte. Einfach nur Zitronensaft und Leitungswasser.

    „Aber?“, fragte Heidenstein, der offenbar spürte, dass dennoch etwas nicht stimmte.

    Pakhet seufzte. „Sagen wir es mal so. Der gute Jack hat mich angeflirtet und ist mir ziemlich auf den Keks gegangen.“ Sie lächelte und wollte es wie einen Witz wirken lassen, auch wenn es ihr nicht so vorkam. Als Heidenstein nichts erwiderte fügte sie hinzu: „Und jetzt habe ich ihm für seine Hilfe achttausend Rand und ein Date versprochen.“ Sie wandte sich wieder ihrem Essen – einem Linseneintopf, den sie mit Naan aß – zu.

    Heidenstein hustete. Hatte er sich verschluckt? Was für ein Klischee. „Ein Date?“, fragte er, als er nach seinem Glas griff.

    „Ja“, antwortete sie. „Ansonsten hätte er Vierzigtausend verlangt.“

    Heidenstein schwieg, räusperte sich, aß dann wieder ehe er vielleicht eine halbe Minute später fragte: „Ein Date mit dir ist ihm zweiunddreißigtausend wert?“

    So hatte Pakhet noch gar nicht darüber nachgedacht. Sie war einfach davon ausgegangen, dass es nur ein doofer Spruch gewesen war. Dass Jack etwas beweisen wollte. „Offenbar.“

    Heidenstein seufzte leise. „Du  …“, setzte er an, verfiel dann aber in Schweigen und schüttelte den Kopf. Er hatte offenbar nichts mehr dazu zu sagen.

    Schweigen senkte sich über sie, während sie weiter aßen. Der Eintopf war scharf, doch was erwartete man anderes von indischem Essen?

    Schließlich, nachdem sie einen weiteren Schluck ihres Wassers getrunken hatte, sah Pakhet auf. „Und du? Ich meine  …“ Sie unterbrach sich kurz. „Wo warst du vorhin?“

    „Ich habe uns vielleicht auch noch etwas Hilfe besorgt“, antwortete er. „Ich habe mich mit einer Heilerin getroffen.“ Er blickte sie an. „Wenn wir wirklich keine polizeiliche Unterstützung holen, dann werde ich magische Hilfe brauchen, um die Jugendlichen zu versorgen. Also wenn wir es wirklich schaffen sollten, sie daraus zu holen.“

    Pakhet nickte stumm. Sie wusste, dass ihre Chancen ohne Hilfe gering waren. Doch wen konnte sie um Hilfe bitten? „Und, was hat sie gesagt?“

    „Sie hat gesagt, sie wäre bereit uns zumindest vorrübergehend zu helfen, wenn wir ihre Sicherheit vor etwaigen Dämonenangriffen garantieren“, antwortete er und lächelte.

    Pakhet nickte wieder nur. Sie schwieg und machte sich daran, weiter zu essen. Sie hasste den Gedanken daran, was passieren würde, wenn sie scheiterten. Dann würde sie nicht nur das Leben der Kinder, sondern auch Heidenstein, Murphy und all die anderen, die sie nun mit hinein zog, zum Tod oder schlimmeren verurteilen.

    Sie hasste diesen Gedanken. Genau deswegen hatte sie sich immer von so etwas fern gehalten. Genau deswegen hatte sie sich von anderen fern gehalten.

    Etwas warmes auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken. Heidenstein hatte ihr seine Hand auf die Schulter gelegt. Er schenkte ihr ein wohl aufmunternd gemeintes Lächeln.

    „Wir schaffen das schon irgendwie“, meinte er. „Mach dir nicht so viele Sorgen.“

    Sie schnaubte, sah ihn an. Obwohl er kein Make-Up trug, zeichneten sich Falten auf seiner Stirn ab. „Du wirkst nicht gerade unbesorgt“, erwiderte sie.

    Er lächelte. „Eben.“ Seine Stimme war sanft und ein wenig Amüsement klang aus ihr hervor. „Es reicht doch, wenn ich mir Sorgen mache.“

    Sie seufzte, schüttelte den Kopf. Warum war sie überhaupt hier? „Verfickter Idiot“, murmelte sie leise. Sie stellte den mittlerweile leeren Teller auf den Tisch vor sich und lehnte sich auf dem Sofa zurück. „Du bist ein verfickter Idiot, weißt du das?“

    Heidenstein lächelte. „Das hast du mehrfach erwähnt.“

  • „Willst du die Information?“, fragte er.

    Was konnte es sein? Scheiße! „Wie viel?“

    „Achthundert Dollar“, erwiderte er. „Und das ist ein Schnäppchen.“

    Er weiß sie ist ne hoch moralische Person. Hätte sie nein gesagt, würde das bedeuten, sie hat das Mädchen schon gefunden.

    Dachte ich mir, ging dann aber in ne andere Richtung.

    Das sie jemand sucht beweißt ihm schon fast, dass sie bereits fündig geworden war.

    Danach wartete sie. Halb wünschte sie sich, sie hätte Heidenstein mitgenommen, doch der Gedanke war albern.

    Ja, ja, wäre so leicht für sie wenn sie einen zweiten Kampffähigen Teamkollegen hätte. Dann könnte sie ihm leichter aus dem Weg gehen.

    „Ja, das ist gar nicht so schlecht.“ Er zwinkerte dem Barmann zu. „Kann ich davon noch einen haben?“

    Auch wenns "Alkohol Scharf" war, Leute die scharfe Sachen vertragen sind mir immer grundsympathisch.

    Korb zu geben

    Sie fühlt sich wahrscheinlich ziemlich erniedrigt, da seine Methode mit ihr zu verschwinden so aussieht als spränge sie auf den Flirt an.

    Tja, schlecht für sie.

    Achttausend Rand, das waren weniger als fünfhundert Dollar. Für einen potentiell lebensgefährlichen Einsatz über mehrere Tage war der Preis nahezu lächerlich. Also: Wieso?

    Möglicherweise weil sie das Selbe tun würde?

    Möglicherweise weil er selbst mal in der Situation war und sich hineinversetzen kann?

    „Ein Date mit dir ist ihm zweiunddreißigtausend wert?“

    Oh, Oh! Dass beweißt das er ein echter Doctor ist! Er kann sogar Dividieren.

    Amaaaazing.

  • Okay ... Also zunächst zu der Info von Michael; einerseits scheint es natürlich klar, dass jemand sich auf die Suche nach Pakhet und dem Doc machen würde, ein bisschen Sorgen mache ich mir aber nunmehr wegen der Info, dass jemand auf sie angesetzt worden sein soll. Das heißt, ich würde eigentlich auf der Basis jetzt anfangen, alles und jeden zu verdächtigen. Nun ist es aber so, dass Murphy und Alice dahingehend wohl ausgeklammert werden können, und Siobhan und Jack fallen für mich auch irgendwie raus. Einzig die Heilerin, die Heidenstein im letzten Kapitel erwähnt, ist da eben eine Person, über die noch nichts bekannt ist; deswegen wäre sie jetzt erst einmal Hauptverdächtige, aber gerade weil noch nichts über sie bekannt ist, wäre das auch mehr als voreilig. Und "ansetzen" muss ja nicht heißen, dass sich jemand bei denen einschleichen soll (warum dann nicht einfach schnell umbringen?), insofern kann es auch sein, dass ich mir da allgemein zu viele Gedanken machen würde.

    Nun ja, jedenfalls lernen wir Jack kennen - er spricht viele Sprachen, dürfte also in der Tat schon viel rumgekommen sein. Und er kann offenbar etwas Scharfes trinken, ohne mit der Wimper zu zucken. Das macht ihn beides schon ein wenig mysteriös und mich wiederum neugierig. Interessant aber auch, dass er ebenfalls, ähnlich wie Siobhan, nach Pakhets Motiven fragt, wobei er sie fast schon ein wenig zu provozieren scheint ("passiert doch an tausend anderen orten auch"). Insgesamt wirkt es in Kombination mit der Andeutung, dass er sich für solche Fälle interessiert, schon so, als ob es ihm nicht wirklich ums Geld gehen würde. Also frage ich mich, was genau seine Motivation ist. Vielleicht will er einfach Leuten helfen? Oder gibt es noch irgendeinen persönlichen Bezug?

    Nun ja, apropos Geld - also warte mal, Südafrikanischer Rand, davon 32000, das macht umgerechnet - Google hilf - 1878,76€? Das ist schon relativ viel, hust. Was mich jetzt doch wieder irgendwie misstrauisch oder zumindest stutzig macht. Hat er Pakhet jetzt überhaupt zum ersten Mal gesehen? Hat er vorher schon von ihr gehört oder so? Es wirkt einfach, als hätte er ein besonderes Interesse an ihr als Person (muss ja nicht einmal unbedingt romantisch sein, das Date könnte eben auch nur dazu dienen, sie allgemein besser kennenzulernen) und es wirft die Frage auf, ob das jetzt wirklich nur an dieser ersten Begegnung lag oder ob da nicht doch irgendwie mehr hintersteckt.

    Was ihn weiter als Person angeht - irgendwie bin ich zwiegespalten, weil mir sein Verhalten ein bisschen zu machohaft ist (es ist irgendwie ein bisschen wie Murphy, aber ohne dessen sympathisch wirkende Naivität/Unschuld), andererseits ist es vielleicht hier eben zumindest ein Stück weit auch einfach Getue, also bin ich grundsätzlich offen für das, was noch von ihm kommt. Gleichzeitig ist er halt insgesamt noch etwas schwer einzuschätzen für mich, wobei ich dieses Mysteriöse und dass er ja doch etwas draufzuhaben scheint, eigentlich ganz gerne mag. Aber ja, mal schauen, wie er sich so schlägt. Und wie sich alle anderen schlagen, wenn es demnächst losgeht.

  • Das sie jemand sucht beweißt ihm schon fast, dass sie bereits fündig geworden war.

    Ja, das könnte durchaus sein. Leute haben zumindest Verdacht, dass sie was machen könnte ... oder haben von irgendwo darüber Informationen bekommen.


    Auch wenns "Alkohol Scharf" war, Leute die scharfe Sachen vertragen sind mir immer grundsympathisch.

    Haha, ja, das kann er.


    Sie fühlt sich wahrscheinlich ziemlich erniedrigt, da seine Methode mit ihr zu verschwinden so aussieht als spränge sie auf den Flirt an.

    Ja, er ist an dieser Stelle fies zu ihr. Sie hasst ihn gerade ein kleines bisschen dafür.


    Möglicherweise weil er selbst mal in der Situation war und sich hineinversetzen kann?

    Da könntest du auf der richtigen Spur sein ;)


    Oh, Oh! Dass beweißt das er ein echter Doctor ist! Er kann sogar Dividieren.

    Subtrahieren. Nicht Dividieren. :P


    einerseits scheint es natürlich klar, dass jemand sich auf die Suche nach Pakhet und dem Doc machen würde, ein bisschen Sorgen mache ich mir aber nunmehr wegen der Info, dass jemand auf sie angesetzt worden sein soll. Das heißt, ich würde eigentlich auf der Basis jetzt anfangen, alles und jeden zu verdächtigen.

    Ja, irgendwann wird da etwas passieren. irgendwann. Die Frage ist nur wann.


    Nun ja, jedenfalls lernen wir Jack kennen - er spricht viele Sprachen, dürfte also in der Tat schon viel rumgekommen sein. Und er kann offenbar etwas Scharfes trinken, ohne mit der Wimper zu zucken. Das macht ihn beides schon ein wenig mysteriös und mich wiederum neugierig. Interessant aber auch, dass er ebenfalls, ähnlich wie Siobhan, nach Pakhets Motiven fragt, wobei er sie fast schon ein wenig zu provozieren scheint ("passiert doch an tausend anderen orten auch"). Insgesamt wirkt es in Kombination mit der Andeutung, dass er sich für solche Fälle interessiert, schon so, als ob es ihm nicht wirklich ums Geld gehen würde. Also frage ich mich, was genau seine Motivation ist. Vielleicht will er einfach Leuten helfen? Oder gibt es noch irgendeinen persönlichen Bezug?

    Du und Sunaki hat beide die richtigen Ideen, wenn es um Jack und seine Motivation geht. Also ihr seid schon auf der richtigen Spur. ;)


    Nun ja, apropos Geld - also warte mal, Südafrikanischer Rand, davon 32000, das macht umgerechnet - Google hilf - 1878,76€?

    Laut dem Kurs von 2011 waren es 1780€ in etwa. :) Aber ich kann das gerade nicht nach der aktuellen Inflation umrechnen.


    Was ihn weiter als Person angeht - irgendwie bin ich zwiegespalten, weil mir sein Verhalten ein bisschen zu machohaft ist (es ist irgendwie ein bisschen wie Murphy, aber ohne dessen sympathisch wirkende Naivität/Unschuld), andererseits ist es vielleicht hier eben zumindest ein Stück weit auch einfach Getue, also bin ich grundsätzlich offen für das, was noch von ihm kommt

    Ihr werdet ihn dann noch in den nächsten Kapiteln besser kennenlernen. Eigentlich ist er ja ein ganz lieber. <3