Fanwork-Wichteln 2018: Geschenke-Topic

Wir kennen uns zwar nicht, aber als ich gesehen habe, dass du Latias und Latios magst, stand für mich fest, dass ich dir etwas mit diesen beiden Pokémon schenken werde, da ich diese ebenfalls sehr gerne mag. Ich bin normalerweise als Autor tätig, versuche mich aber hin und wieder auch am Zeichnen, weshalb ich dir sowohl eine Kurzgeschichte geschrieben als auch ein dazu passendes Bild gezeichnet habe. Da meine Zeichenkünste allerdings eher bescheiden sind, habe ich mich bei Letzterem ein wenig an den offiziellen Artworks orientiert, ich hoffe, es gefällt dir trotzdem.

Viel Spaß beim Lesen (und Bildbetrachten) und frohe Weihnachten! :)

Rot wie der Herbst

Einsam und allein tapste Endivie durch den Wald, einzig begleitet durch einen schwachen Windhauch, der das Geäst zum Rascheln brachte und es grüne Nadeln auf das Pokémon regnen ließ.

Grün.

Endivie seufzte tief und betrachtete aus den Augenwinkeln ihr eigenes, traurig herabhängendes Blatt. Wie gerne wäre sie jetzt bei den anderen Pokémon des Waldes gewesen. Wie gerne wäre sie jetzt zum großen, geschmückten Baum gegangen, wo sich alle versammelt hatten, um den Geschichten des wandernden Abenteurers Absol zu lauschen, der jedes Jahr zu dieser Zeit hierher kam. Doch wenn sie sich dort blicken ließe, würden alle sie nur wieder auf diese abgestoßene, verächtliche Weise ansehen. Die anderen Endivie hatten ihr mal wieder in aller Deutlichkeit klar gemacht, dass sie sich vom großen Baum fernzuhalten hatte.

»Erspare dem großen Absol deinen Anblick«, hatten sie gesagt. »Mit diesem hässlichen Blatt bist du nicht würdig, seine Geschichten zu hören. Blätter sollten grün sein!«

Endivie war es gewohnt, und doch stach jedes einzelne dieser Worte ihr ins Herz wie ein giftiger Bibor-Stachel. War es denn zu viel verlangt, zu sein wie alle anderen? Warum hatte das Schicksal sie damit gestraft, anders zu sein? All die anderen Endivie besaßen saftig grüne Blätter, wie es sich gehörte, einzig sie war mit einem orange-roten Blatt geboren. Es war so unansehnlich, als wären alle Nährstoffe daraus abgezogen worden. Sie fiel auf, und weil sie auffiel, konnten sie die übrigen Endivie nicht in Ruhe lassen. Die ließen sie nie vergessen, was sie war. Abnormal.

Traurig ging sie weiter durch die Stille, dem fernen Licht des großen Baumes nur gelegentlich sehnsuchtsvolle Blicke zuwerfend. Ziellos streifte sie durch die Gegend, frierend in der winterlichen Kälte. Aber wen kümmerte es, dass ihr kalt war? Wer würde sich um sie Sorgen machen, wenn sie den anderen Pokémon fernblieb? Die Antwort war so offensichtlich wie schmerzvoll. Es gab schon lange niemanden mehr, der sie in Schutz nahm. Nicht seit…

Ein Windstoß, weit stärker als alle vorherigen, riss sie schlagartig aus ihren Gedanken. Die Tannen und Fichten in der Nähe neigten sich wie unter plötzlich Sturmböen, indes ein ohrenbetäubendes Brummen die Luft erzittern und ihren Körper vibrieren ließ. Sie versuchte, sich mit ihrem Blatt die Ohren zu bedecken, doch es brachte nichts.

Was ist das?! Was geschieht hier?!

Die Erde unter ihren Füßen erbebte, sodass sie taumelte, und dann, kaum einen Wimpernschlag später, fegten zwei undeutliche Schemen über ihr vorbei, der eine wie eine rote Sternschnuppe, der andere ein blauer Blitz. Hinter sich her zogen sie einen weiteren Sturm, noch heftiger als jenen, der ihre Ankunft angekündigt hatte, sodass Endivie von den Füßen gerissen wurde und gegen den Stamm eines nahen Baumes prallte. Als sie dort zum Liegen kam, kauerte sie sich in eine Mulde zwischen den Wurzeln, wo sie einigermaßen geschützt war.

Kurz darauf versiegte der jähe Sturm ebenso schnell wieder, wie er gekommen war. Völlig verwirrt wagte sich Endivie aus ihrem Versteck hervor, sah sich vorsichtig um und atmete schließlich erleichtert auf, als ihr klar wurde, dass es tatsächlich vorbei war.

Was, beim Hüter des Waldes, war das?

Sie zitterte noch immer vor Schreck, als sie nun langsam einen Schritt vor den nächsten setzte, doch immerhin verlor sie nicht das Gleichgewicht. Der schmale Pfad, dem sie vorher gefolgt war, war nun nicht mehr zu erkennen, Erde und Schnee waren aufgerüttelt und durcheinander gewirbelt worden. Die ganze Umgebung sah verändert aus, einzig die schweigsamen Bäume mit ihren mächtigen Stämmen zeugten davon, dass sie sich noch immer an derselben Stelle befand.

Sie wollte ihre planlose Wanderung gerade fortsetzen, das kam auf einmal wieder dieser jähe Wind auf.

»Nochmal?!«

Diesmal hielt sie sich geistesgegenwärtig gleich an einer aus dem Boden ragenden Wurzel fest, während das Sturmheulen um sie herum mehr und mehr anschwoll und schließlich eine heftige Böe über sie hinweg fegte. Dann wurde es erneut still, doch als Endivie aufblickte, schwebte vor ihr in der Luft ein Pokémon, das sie noch nie gesehen hatte. Sein Hals und sein Kopf waren größtenteils weiß, doch verfügte es über ein Paar roter, gerader Flügel, die an ihren Enden in drei Spitzen ausliefen. Ein blaues Dreieck prangte am roten Bauch des seltsamen Wesens, das sie aus gelben Augen heraus musterte. Am meisten ängstigten Endivie jedoch die scharfen Klauen an den kurzen Armen des Pokémon.

Ein Drachen-Pokémon? Will es mich auffressen? Aber ich sehe doch gar nicht schmackhaft aus!

»Sag mal, bist du ein Herbst-Endivie?«, fragte das rot-weiße Pokémon daraufhin interessiert. Es verfügte über eine liebliche, mädchenhafte Stimme.

»Äh… wie bitte?«

»Ich habe gefragt, ob du ein Herbst-Endivie bist.« Das Pokémon wankte in der Luft hin und her und hob dabei eine Hand nachdenklich zum Mund, während es Endivie von allen Seiten beäugte. »Wegen deinem Blatt, das ist so rot wie der Herbst. So etwas habe ich noch nie gesehen!«

»Ah… das.« Sofort sank Endivies Laune deutlich ab. Möglicherweise gefressen zu werden, das war eine Sache, dagegen konnte sie sich vielleicht verteidigen, aber mit ihrer Andersartigkeit konfrontiert zu werden, war etwas völlig Anderes. Dagegen gab es keinen Schutz. Wie aus Gewohnheit kauerte sie sich zusammen. »Ich weiß, es ist hässlich, aber…«

»Hässlich? Nein, nein, nein!« rief das fliegende Pokémon und lachte. »Es ist wunderschön!«

»W-Was?« Hatte sie das gerade richtig gehört? Nein, das konnte nicht sein. Sie musste es sich eingebildet haben. Wunderschön… das war ein Wort, das man einfach nicht mit ihrem orangenen Blatt in Verbindung brachte. Ausgeschlossen. Dennoch… ein Teil von ihr wollte es glauben. Wollte unbedingt hoffen, dass diese Fremde es für schön hielt. »M-Meinst du das ernst?«

»Aber klar doch! Hihi.« Etwas daran schien Endivies wie aus dem Nichts erschienene Gesprächspartnerin ziemlich zu amüsieren. »Warum sollte ich es nicht ernst meinen? Es ist neu, es ist anders, es gefällt mir! Gibt es hier noch mehr Herbst-Endivie?«

»Nein… ich bin das einzige… Herbst-Endivie.«

»Hm«, machte das rot-weiße Pokémon und flog dabei noch einmal um Endivie herum. Die war sich dabei nicht sicher, ob es einfach wirklich fasziniert war oder nun doch darüber nachdachte, sie zu fressen.

»Latias!«

Wie Donner fuhr da schlagartig eine tiefe, mächtige Stimme zur Erde hinab, und vom Himmel herabgeschwebt kam gleich darauf ein weiteres seltsames Pokémon, das fast genauso wie das erste aussah, nur in Blau und größer. Außerdem wirkte es ernster… und gefährlicher. Während es bei dem ersten Pokémon nur eine vage Vermutung gewesen war, dass es Endivie vielleicht fressen wollte, wirkte es bei diesem zweiten so, als würde es jemanden wie sie ohne einen zweiten Gedanken als kleinen Happen zum Frühstück verspeisen. Das dort schien ihr ein wahrer Drache zu sein. Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun.

»Warum bist du auf einmal umgekehrt, Latias?«, verlangte das blaue Pokémon in gestrengem Ton zu wissen.

»Oh, Bruder!« Das rote Pokémon, das offenbar Latias hieß, zeigte sich von der einschüchternden Aura ihres Gegenübers vollkommen unbeeindruckt und deutete stattdessen nur aufgeregt auf Endivie. »Sieh nur, was ich gefunden habe! Ein Herbst-Endivie!«

»Ein was?«, fragte der blaue Drache, und nun fixierten seine furchteinflößenden roten Augen erstmals das kleine Pflanzen-Pokémon am Boden. »Oh, das. Das ist kein Herbst-Endivie, Schwesterherz, sondern ein gewöhnliches Endivie mit besonderer Farbe.«

»Wo liegt der Unterschied?«

»Nun… ähm, das spielt doch jetzt keine Rolle«, antwortete er um eine Antwort verlegen und glitt nun ein wenig weiter hinab, bis er knapp über dem Boden verharrte. Die Schärfe war nun aus seinem Blick gewichen, sodass er tatsächlich nicht mehr allzu unheimlich wirkte. »Du hast nichts von uns zu befürchten. Es tut mir leid, dass meine Schwester dir so einen Schrecken eingejagt hat.«

»Oh… schon gut«, antwortete Endivie etwas unsicher, wie sie auf die plötzliche Freundlichkeit reagieren sollte. »Ähm… wer seid ihr überhaupt? Wart ihr für diesen Sturm gerade eben verantwortlich?«

»Dies ist Latias, und mein Name lautet Latios«, stellte er sich und seine Schwester nun vor. »Wir sind Geschwister, und bereisen gemeinsam die Welt. Für gewöhnlich, wenn wir zu dieser Jahreszeit hier vorbeikommen, ist im Wald nichts los, weil alle sich am leuchtenden Baum versammeln. Hätten wir gewusst, dass jemand hier ist, wären wir vorhin etwas langsamer geflogen.«

»Ich verstehe.« Die Erwähnung des großen Baumes mit all seinem glänzenden Schmuck erinnerte Endivie wieder an die Versammlung, die sie verpasste. Und die Geschichten. »Ich bin dort nicht erwünscht, deshalb bin ich durch den Wald gelaufen. Die anderen Endivie wollen mich dort nicht sehen, weil mein Blatt so hässlich ist.«

»Ist es nicht!«, beharrte Latias erneut. »Es ist wunderschön!«

»Wie kann so etwas schön sein? So rot und leblos, wo doch Grün die Farbe der Natur ist! Rot sind die Blätter nur im Herbst, wenn die Bäume das Leben verlässt und sie in ihren tiefen Winterschlaf sinken. Wahrscheinlich erinnere ich die Anderen stetig daran, dass Kälte und Dunkelheit immer wiederkehren.«

»Die anderen Endivie sind eben dumm! Wer sagt denn, dass der Herbst nicht ebenfalls schön und voller Leben sein kann? Ich hab's!« Freudig zog Latias ein paar gewagte Kreise zwischen den Bäumen. »Wenn die alle nicht deine Freunde sein wollen, dann werde ich eben zu deiner Freundin. Ich weiß es wenigstens zu schätzen, dass du ein Herbst-Endivie bist!«

»W-Wirklich?« Endivie wusste, sie sollte gegenüber Fremden vorsichtiger sein, aber sie war so froh über dieses Freundschaftsangebot, dass ihr das im Augenblick völlig unwichtig erschien. Es hatte noch nie jemand gesagt, dass er mit ihr befreundet sein wollte… sie war so glücklich, ihr kamen fast die Tränen.

»Komm, spielen wir!«, forderte Latias da plötzlich und landete direkt neben Endivie. Mit einem Nicken in Richtung ihres eigenen Rückens gab sie Endivie zu verstehen, dass sie aufsteigen sollte. Das Pflanzen-Pokémon warf jedoch erst einen vorsichtigen Blick zu Latias' Bruder, der jedoch ebenfalls kaum merklich nickte. Dann konnte sie nichts mehr halten. Sie würde fliegen! Sie würde den Wald von oben zu sehen bekommen, wie ein Vogel-Pokémon! Eilig sprang sie auf, und schon hob Latias ab.

Eine Zeit lang spielten sie daraufhin, flogen durch die Gegend, jagte sich durch den Wald und lachten miteinander, sodass Endivies Zweifel mehr und mehr zerstreut wurden und ihr langsam klar wurde, dass sie tatsächlich eine echte Freundin gefunden hatte. Schließlich meinte Latios jedoch, dass er und seine Schwester nun weiterziehen müssten.

»Es ist an der Zeit, Latias. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«

»Oh, du Spielverderber!«

Das warf sie ihm zwar vor, aber sie fügte sich ziemlich schnell, weil sie wohl einzusehen schien, dass er recht hatte und sie nun los mussten. Bevor sie jedoch davonflogen, verharrte Latios noch kurz und wandte sich ein letztes Mal an Endivie.

»Ich bin im Laufe meines Lebens schon viel herumgekommen, und habe vieles gesehen, auch manch ein Pokémon wie du, das von anderer Farbe war als seine Artgenossen. Es ist nichts, wofür du dich schämen müsstest. Wenn ich auf meinen Reisen eines gelernt habe, dann dass viele so sehr darauf bedacht sind, das zu beneiden, was Andere haben, dass sie nicht erkennen, was sie selbst haben. Meine Schwester findet dein Blatt wunderschön, was also hält dich davon ab, es ebenfalls so zu sehen? Wozu all die anderen Endivie beneiden, die alle nur über schlichtes Grün verfügen? Sie sind diejenigen, die dich beneiden sollten – sofern du lernst, das Beste aus dem zu machen, was an dir Besonders ist.«

Damit stieg er wieder empor in luftige Höhen. Für einen Moment verharrte Endivie reglos, in Gedanken versunken über seine Worte, doch dann erwachte sie aus ihrer Starre und rief den beiden laut hinterher: »Latias! Werden wir uns je wiedersehen?«

»Selbstverständlich!«, rief Latias zurück. »Wir kommen jedes Jahr zu dieser Zeit hierher! Warte dann auf mich! Aber nicht hier in der Kälte, sondern drüben am Leuchtbaum bei allen anderen, okay? Lass dich von denen nicht unterkriegen!«

Mehr hörte sie nicht mehr, da die beiden Drachen nun zu weit entfernt waren und bald schon in der Ferne verblassten, ebenso schnell, wie sie erschienen waren, als wäre all das nur ein flüchtiger Traum gewesen. Doch die Wärme in Endivies Herzen bewies, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatte.

Sie machte sich wieder auf den Weg, doch dieses Mal wandte sie sich direkt in Richtung des großen Baumes. Ganz gleich, was die anderen Endivie sagten, sie würde Latias' und Latios' Worte immer in Erinnerung behalten und ihr rotes Blatt fortan nicht mehr mit Scham tragen, sondern mit Stolz.

Noxa · 21. Dezember 2018

von Nebula Dreams

Und zwei weitere Wichtel dürfen sich über ihre Geschenke freuen, nämlich Naraku und PLUSQUAMPERFEKTION.

Für Bishamon

Für Happily

IIIIllllIIIllllIII · 21. Dezember 2018

Quelle

@Slimsala darf sich heute über sein Geschenk freuen!

Wichtelgeschenk

IIIIllllIIIllllIII · 21. Dezember 2018

Quelle

Zur späten Stunde kommt auch noch das Geschenk für Vynn hereingeflogen!

Wichtelgeschenk

Falsches Feuer

Fidosh hatte längst jede Mühe aufgegeben, leise zu sein, als er den sich windenden Pfad entlang hastete.

„Ist wohl so oder so sinnlos“, murmelte er beunruhigt, als er daran dachte, dass der arkane Schild, der ihn umgab, mit seinem grellen, purpurnen Leuchten wahrscheinlich jedes Raubtier im Umkreis von mehreren hundert Fuß auf ihn aufmerksam machte.

Rein theoretisch brauchte Fidosh sich keine Sorgen zu machen. Schließlich handelte es sich um den mächtigsten existierende Schutzzauber. Dieser sollte ihn rein theoretisch vor jeglicher Gefahr bewahren. Rein theoretisch sollten auch die Energiekristalle, die den Schild aufrecht hielten, genug Saft haben, um Fidosh sicher durch dieses verdammte Moor zu bringen.

Aber mit der Theorie ist es so eine Sache.

Rein theoretisch hätte ihn auch das Pferd, das ihm die Gilde zur Verfügung gestellt hatte, nicht panisch abgeworfen und schnurstracks kehrt gemacht, kaum dass sie das Moor erreicht hatten. Rein theoretisch hätte er sich nun keine Sorgen darüber machen müssen, wie lange die Energiekristalle noch den Schild aufrecht halten konnten.

Immerhin ist das Fläschchen in seiner Brusttasche nicht zerbrochen, also war noch nicht alles verloren. Und so folgte Fidosh dem Pfad zu Fuß und hoffte, dass er es rechtzeitig schaffen würde. Die Gesundheit vieler Menschen hing davon ab.

Mittlerweile waren seine Füße zu eisigen Klumpen geworden, sodass er nicht mehr spürte, wie die gefrorenen Reste von Grashalmen unter seinen Schritten brachen. Alle paar Minuten hielt er inne, um das Fläschchen zu überprüfen. Nachdem er sichergestellt hatte, dass es keinen Riss hatte, der Korken nach wie vor fest im Hals saß und kein Tropfen der rosig glitzernden Flüssigkeit verloren gegangen war, orientierte er sich kurz und hastete dann weiter.

Obwohl der Mond mittlerweile seinen Zenit erreicht hatte, konnte sein Licht das Dickicht des Waldes nicht durchdringen und so blieb das purpurne Leuchten des Schildes Fidoshs einzige Lichtquelle. Irgendwo hinter ihm erklang der heisere Schrei einer Eule, als würde sie sich über die klirrende Kälte beschweren. Plötzlich brach der Schrei ab. Beunruhigt, aber unbeirrt lief Fidosh weiter und murmelte vor sich hin, während er die immer gleichen Gedanken wiederholte.

„Du hast die Hälfte hinter dir, Fidosh“, redete er sich ein. „Nicht mehr lange, Fidosh. Dir kann nichts passieren, der Schild wird dich schützen. Immer nach Nord-Nord-Ost, bis du das Moor verlassen hast und du bist fast da. Nicht mehr lang, Fidosh. Nur noch die Hälfte. Ist das Fläschchen in Ordnung?“ Erneut blieb Fidosh stehen und tastete mit seiner Hand nach der Brusttasche.

In diesem Moment ertönte hinter ihm das Kratzen von Klauen über gefrorene Erde und ein hungriges Knurren. Reflexartig riss Fidosh seine Arme über den Kopf, drehte sich um und stolperte rückwärts. Wie in Zeitlupe sah er einen Sekundenbruchteil lang an den Speichelfäden, die aus einem aufgerissenen Maul geflogen kamen, vorbei in die irre dreinblickenden Augen des Wolfes, der direkt vor Fidosh in der Luft steckengeblieben zu sein schien. Der Schild erleuchtete schlagartig blendend hell auf und entlud sich mit einem ohrenbetäubenden Knall. Fidosh sackte zu Boden und blieb dort einige Sekunden lang keuchend sitzen, seine Arme immer noch über dem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen.

Als das Klingeln in seinen Ohren sich langsam wieder gelegt und sein Atem sich beruhigt hatte, rappelte er sich auf und blickte sich um. Der Wolf lag nur wenige Schritte entfernt von ihm reglos auf dem Boden. Fidosh fiel sofort auf, dass mit ihm etwas nicht stimmen konnte. Vorsichtig schritt er näher heran, um ihn genauer zu betrachten.

Er war riesig. Fast doppelt so lang wie ein gewöhnlicher Wolf und bestimmt dreimal so schwer, schätzte Fidosh. Sein Körper war völlig ungleichmäßig und irgendwie klumpig, als würden sich Knochen an Stellen befinden, an die sie nicht gehörten. Die rechte Kopfhälfte war größer als die linke und hinter den Ohren konnte Fidosh Ansätze von grauen Hörnern erkennen. An Stelle der hinteren linken Pfote befand sich ein Ziegenhuf. Außerdem fehlte dem Wolf der Schwanz. Dem blutigen Stumpen am Hinterteil nach zu urteilen muss er von jemandem oder etwas abgerissen worden sein.

Am meisten Sorgen machte Fidosh aber eine Wunde auf dem Rücken des Wolfes. Trotz des von Blut verklebten Fells konnte er leicht erkennen, dass die Wunde tief saß. Fidosh zählte sieben Schnitte, die eng nebeneinander quer von einer Schulter über die Wirbelsäule nach hinten verliefen. Ein Wesen, das einem so großen Wolf eine derartige Wunde zu verpassen vermochte, musste riesig sein. Und hungrig genug, um Jagd auf mutierte Wölfe zu machen.

„Sieben Schnitte“, dachte Fidosh voller Grauen. „So ein Tier gibt es nicht.“

Bald kehrte wieder Leben in Fidoshs Beine zurück. Hastig drehte er sich um und stolperte weiter.

„Nur noch die Hälfte“, sagte er sich. „Vielleicht sogar weniger. Bald habe ich dieses verdammte Moor hinter mir. Und immerhin weiß ich jetzt, dass der Schild tut, was er soll. Nur noch die Hälfte.“

Wenn Fidoshs Sinne zuvor nicht angespannt waren, so waren sie es jetzt auf jeden Fall. Der Wald hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Er horchte nach Geräuschen und zwischen dem Pfeifen des Windes meinte er immer wieder das Flattern von Flügeln oder das Knacken von Ästen zu vernehmen. Der Wald keuchte und fleuchte und war für Fidoshs Geschmack definitiv zu lebendig.

Bald war Fidosh an einer Weggabelung angekommen. Vorsichtig spähte er den Pfad entlang, in dessen Richtung er das Ende des Moores erwartete. Beunruhigt stellte er dabei fest, dass der arkane Schild nicht mehr so stark leuchtete wie zuvor, denn seine Sichtweite hatte sich mittlerweile halbiert. Wie lange würde der Schild ihm noch Schutz bieten können? Drei Stunden vielleicht? Vielleicht weniger?

Gerade, als er sich nach rechts wenden wollte, ertönte von links eine quiekende Stimme: „Nein, nein! Nicht da lang!“

Erschrocken fuhr Fidosh fuhr herum und fand sich einem Ogodet, einem Flammenkind gegenüber, welches aufgeregt auf und ab hüpfte.

Er hatte sich Flammenkinder immer ganz anders vorgestellt. Die Flamme erstrahlte nicht in hellem rot, stattdessen war sie halb durchsichtig und hatte eine schmutzige, gelbgrüne Farbe. Vorne am Kopf züngelten bläuliche Flammen, die Gesichtszügen entsprachen. Das Flammenkind grinste Fidosh schelmisch an.

„Nicht da lang, nicht da lang!“, quiekte es aufgeregt und hüpfte in großen, langsamen Sprüngen über den anderen Weg. „Hierher, hierher!“

Fidosh hielt verunsichert inne. Er ging eigentlich davon aus, sich auf dem richtigen Weg zu befinden, andererseits schien das Ogodet anderer Meinung zu sein. Sollte er sich getäuscht haben? Sollte er dem Flammenkind folgen?

Ogodets waren gutherzige, Geist-artige Wesen, die zwar gerne Streiche spielten, aber auch Menschen in Not halfen. Nicht umsonst waren sie Teil vieler Geschichten und Legenden, die man Fidosh in seiner Kindheit erzählt hatte. Seit er denken konnte, wollte er sich mit einem Ogodet anfreunden.

Unsicher sah Fidosh zwischen den Pfaden hin und her. Er konnte es sich nicht leisten, Zeit zu verlieren. Er musste den Wald bereits verlassen haben, wenn die Energiekristalle den arkanen Schild nicht mehr aufrecht halten konnten. Denn eins wusste er sicher: ohne den Schild war er so gut wie tot.

„Hierher, hierher!“, rief das Flammenkind ein letztes Mal und begann, summend den anderen Pfad entlangzuhopsen.

Fidosh blickte noch einmal verzweifelt zum Mond und folgte dem Ogodet schließlich fluchend. „Warte!“, rief er außer Atem.

Zu Fidoshs Leidwesen schien es dem Ogodet herzlich egal zu sein, ob Fidosh ihm folgte, oder nicht. Fröhlich lief es voraus, schwebte springend von einer Seite des Pfades zur anderen und summte seine Melodie. Bald wurde es von Fidosh eingeholt, der sich große Mühe gab, Schritt zu halten.

„Hallo“, schnaubte er angestrengt.

„Hallo! Hallo!“, zischte das Ogodet. „Das Moor ist laut heute. Viele wach heute. Eine schlechte Nacht um im Moor zu sein.“

„Gibt es hier auch gute Nächte?“

„Nein. Schon lange nicht mehr.“

Fidosh versuchte, sich noch weiter mit dem Flammenkind zu unterhalten, aber es ignorierte ihn und summte wieder seine Melodie. Sie erinnerte Fidosh an Schlaflieder, die er in seiner Kindheit vorgesungen bekommen hatte. Lauschend schritt Fidosh neben dem Ogodet her. Er freute sich darüber, endlich einem der sagenumwobenen Flammenkinder begegnet zu sein. Bald hatte sich ein wohliges Gefühl der Wärme hatte in ihm ausgebreitet. Es war schön, nicht alleine laufen zu müssen.

Und während er so neben dem Flammenkind den Pfad entlangmarschierte, vergaß er die Zeit. Langsam wurde das Geäst der Bäume dichter. Später verließen sie den Pfad, aber das registrierte Fidosh nicht. Er folgte nur dem Flammenkind und lauschte wie verzaubert seinem Lied.

Irgendwann kamen sie zu einer Lichtung. Nichts wuchs auf ihr, keine Bäume, keine Sträucher und es gab nicht einen gefrorenen Grashalm. Das Ogodet hörte auf zu summen und hüpfte freudig zur Mitte der Lichtung voraus und begann, zwischen zwei eckigen, menschengroßen Löchern im Boden hin- und herzuhüpfen und Fidosh zuzuwinken. „Komm! Komm!“, rief es.

Fidosh sah sich um, als wäre er aus einer Trance erwacht. Er merkte sofort, dass hier etwas nicht stimmte. Jede magische Faser seines Körpers sträubte sich davor, hier zu sein. Fidosh wollte weg von hier. Sofort. Er versuchte, sich zu orientieren, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er sich befand. Er wusste auch nicht, wie lange, wie weit oder in welche Richtung sie gelaufen waren. Von einem Pfad, dem er hätte zurückfolgen können, fehlte jede Spur. Die wohlige Wärme in seinem Inneren war längst verschwunden, zurück blieb nur kalter Angstschweiß.

„Wo sind wir hier?“, krächzte er. „Was ist das für ein Ort?“

Das Ogodet kicherte. „Hier ist Grund. Grund für Veränderung. Alles hier“, erzählte es. „Frau und Kind gestorben. Aber Mann nicht. Versuchte, sie zurückzubringen.“

Fidosh betrachtete die Löcher im Boden. In das kleinere Loch hätte ein junges Mädchen gut hineingepasst. Langsam setzte sich ein Bild in Fidoshs Kopf zusammen. „Oh nein“, stöhnte er und sah sich panisch um. „Nekromantie. Oh nein.“

Das Ogodet lachte. „O ja! O ja! Mann hat versucht. Ohne Erfolg. Obwohl Magie war stark. Sehr stark. Vielleicht zu stark.“ Es lachte erneut. „Magie hat Moor verändert. Erst den Boden. Felsen atmen. Bäume reden. Dann Tiere. Vögel ohne Schnabel. Dafür dritter Flügel. Moor jetzt anders.“

Fidosh begriff nun, wieso der Wolf so seltsam war. Es war nicht nur der Wolf, der seltsam war. Es war das ganze verdammte Moor. Und er steckte mittendrin fest.

„Du bist kein Ogodet, oder?“, rief er halb vorwurfsvoll, halb verzweifelt. „Du bist kein Flammenkind?“

Sein Gegenüber lachte laut. „Nein, nein. Hier keine Flammenkinder.“ Die blauen, lächelnden Flammen wurden breiter und leuchteten nun blutrot auf. „Bin Irrlicht!“, rief es, klatschte zischend in die Hände und verschwand.

Fidosh blieb alleine, von seinem schwach leuchtenden Schild umgeben, auf der totenstillen Lichtung zurück.

Liebe @Vynn!

IIIIllllIIIllllIII · 22. Dezember 2018

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Auch für hufe_di ist das Wichtelgeschenk angekommen!

Für *Miro*

Rampenlicht

"Und damit kommen wir zum krassen Finale des Kraftkoloss-Kampfturniers!", kündigte Blackfox sichtlich nervös an. Immerhin war es das erste Kampfturnier, das er selbst leiten durfte. "Auf der einen Seite haben wir Corvin, den krassen Finsterkaiser, der sich in einem heftigen Kampf gegen Kirika durchgesetzt hat." Corvin winkte in die Runde, wo er zum Teil bejubelt, zum Teil ausgebuht wurde. "Und auf der anderen Seite steht Miro, eine unbekannte Abenteurerin, die sich krass überraschend in einem heißen Battle gegen Keksi beweisen konnte." Auch Miro winkte und erhielt einigen Beifall. "Jeder darf seine drei krassesten Pokémon einsetzen. Yo, los geht's!" Blackfox atmete durch. Er hatte es richtig gut gemacht, wie er fand.

"Wir sind stolz auf dich, Filius", sagte Nero und klopfte ihm auf die Schulter.

Corvin konzentrierte sich. Es konnte ja wohl nicht sein, dass irgendein komplett unbekannter Abenteurer neuerdings diese Turniere gewann.

"Los, Lohgock!", rief er und sein Pokémon machte sich auf dem Kampffeld bereit und führte nur Momente später eine Mega-Entwicklung durch.

"Ich wähle dich, Pampross!", rief seine Gegnerin und auch ihr Pokémon stellte sich auf das Kampffeld. Es schnaubte laut und baute sich bedrohlich vor dem Feuervogel auf.

"Das kann ja spannend werden", kommentierte Corvin, "diese neu entdeckten Pokémon kenne ich noch nicht so gut." Er wusste aber immerhin, dass es sich bei diesem Pferd um einen Boden-Typen handelte.

"Himmelhieb!", befahl er, und sein Lohgock rannte auf den Gegner zu. Es wollte ihm einen Kinnhaken verpassen, doch das Pampross drehte sich schnell zur Seite, sodass der Angriff ins Leere ging.

"Stampfer!", befahl die Abenteurerin und in einer flinken Bewegung traf ihr Pokémon den verdutzten Gegner, der dem nicht mehr ausweichen konnte.

Corvin biss sich auf die Lippe. Er wusste nicht, zu welchen Manövern dieses Pokémon noch fähig war. Er musste jetzt vorsichtig vorgehen.

"Noch einmal Himmelhieb!", befahl er. Sein Lohgock sprintete wieder auf das Pampross zu.

Miro schaute verwirrt darüber, dass er noch einmal eine nicht funktionierende Taktik anwenden würde. "Ausweichen und wieder Stampfer!", rief sie dem Boden-Pokémon zu.

Genau das hatte Corvin erwartet. Er befahl seinem Feuerhahn zu springen und dann Flammenblitz einzusetzen. Dieser sprang genau im richtigen Moment ab, um dem Angriff des Pampross auszuweichen, das dann wiederum seinem aus direkter Nähe ausgeführten Angriff nicht mehr ausweichen konnte und in dessen Feuer eingehüllt wurde.

Beide Pokémon atmeten schwer, der Kampf hatte ihnen schwer zugesetzt.

"Pampross, renn auf das Lohgock zu!", rief Miro und ihr Pokémon gehorchte. Corvin machte sich dazu bereit, seinem Lohgock im richtigen Moment ein Ausweichmanöver zu befehlen.

"Jetzt springen!", rief er und sein Lohgock sprang in die Luft.

"Pferdestärke!", rief Miro, woraufhin sich das Pampross umdrehte und mit seinen Hinterläufen auf das über ihm in der Luft befindliche Feuer-Pokémon eintrat. Dieses wurde davon sehr effektiv getroffen und blieb regungslos am Boden liegen.

"Wie krass!", rief Blackfox in sein Mikrofon. "Miro hat Corvins Lohgock mit einem richtig heftigen Move aus dem Turnier gekickt! Aber ob es selbst noch lange stehen wird?"

"Wird es nicht", knurrte Corvin und schickte nun sein Yveltal auf das Kampffeld. Es wurmte ihn, sehr sogar, dass diese Neue nun ihn Führung lag. Und das nur, weil er ihr Pokémon nicht richtig einschätzen konnte.

Er befahl die Unheilsschwinge und mit einem pulsierenden roten Strahl zischte dieser Angriff auf seinen bereits angeschlagenen Gegner nieder. Regungslos blieb das Pampross am Boden liegen.

"Nun steht es wieder Unentschieden", kommentierte der Prinz das Geschehen. "Für welches krasse Pokémon wird sich unsere Herausforderin wohl als nächstes entscheiden?"

Miro rief ihr Pampross zurück und schickte nun ein Shaymin in den Kampf, ein Modell jener Form, die zum Teil auch ein Flug-Typ war.

Der Finsterkaiser war irritiert über diese Wahl, immerhin hatte sie so einen klaren Typnachteil. Oder hatte sie etwa eine bestimmte Taktik geplant?

Er beschloss, einfach einmal anzugreifen und seine Taktik dann gegebenenfalls anzupassen. Wieder griff sein Yveltal mit seiner Signatur-Attacke an, doch seine Gegnerin befahl ihrem Shaymin, schnell auszuweichen.

"Jetzt Schocksamen!", rief sie und es gehorchte und führte den Angriff aus. Die Pflanzenattacke steckte das Flug-Pokémon mit Leichtigkeit weg und Corvin war umso zuversichtlicher, dass er diese Runde für sich entscheiden würde. Beide Teilnehmer bestanden weiterhin auf ihrer Taktik, Shaymin wich der Unheilsschwinge flink aus und attackierte dann selbst mit leuchtend grünen Pflanzenkugeln. Doch ewig ausweichen konnte dieses Pflanzen-Pokémon nicht, darauf setzte der Finsterkaiser.

Einmal mehr griff das Yveltal mit dem pulsierenden roten Strahl an, doch das Shaymin konnte auch diesmal ganz knapp entkommen und selbst kontern. Grüne Kugeln regneten auf den Todesvogel nieder, doch diesmal war etwas anders. Es kam aus dieser Attacke geschwächt hervor.

"Oh Mist", flüsterte Corvin, als ihm dämmerte, was das bedeutete: Die Schocksamen hatten ihren Zusatzeffekt entfaltet, durch den sie die Spezial-Verteidigung des Gegners senkten. Steckte hinter diesen auf den ersten Blick ungünstig gewählten Angriffen doch mehr?

Das Shaymin lächelte zuversichtlich, als es schon seinen nächsten Angriff vorbereitete, den es mit seiner Trainerin oft geübt hatte. Als diese den Befehl zur Zauberschein-Attacke gab, brauchte es nur Augenblicke, um das ganze Kampffeld in ein helles Licht zu hüllen.

Das Publikum staunte über den atemberaubenden Anblick. Das musste dieses Yveltal doch geradezu überwältigt haben. Doch urplötzlich und wie aus dem Nichts durchbrach ein krachendes, lautes Geräusch die Szene, als ein pulsierender tiefroter Strahl den leuchtenden Teppich durchbrach und das eben noch so siegessichere Shaymin mit seiner vollen Kraft zu Boden zwang.

Corvins Yveltal schlug mit den Flügeln und erlaubte damit wieder eine Sicht auf das ganze Kampffeld. Miros Pokémon lag regungslos am Boden, während der Todesvogel, der eben noch so gut wie besiegt war, dessen Kraft mit seiner eigenen Attacke absorbiert hatte.

"Das ist ja unglaublich!", brüllte Blackfox. "Was für ein krasses Comeback von Corvins Yveltal! Es sah schon so gut wie down aus, da hat es sich gerade nochmal gerettet! Wie wird Miros Antwort darauf aussehen?" Sein Herz klopfte, als wäre er selbst einer der Trainer am Feld, wenn nicht sogar eines der kämpfenden Pokémon. Was für ein großartiges Finale für sein erstes eigenes Turnier.

Miro schickte nun ihr letztes Pokémon in den Ring, ein schwarzes Kyurem.

Corvin überlegte. Er hatte nun einen klaren Typnachteil, doch wenn Yveltal mit seiner Unheilsschwinge nur oft genug traf, konnte es damit immerhin seine Kraft regenerieren. "Weiter so wie bisher!", rief er seinem Pokémon also zu.

Das rote Vogel-Pokémon entlud einmal mehr seine mächtigste Attacke und traf damit den gegnerischen Eis-Drachen. Dieser zuckte zusammen, schaffte es dann aber mit einer schnellen Bewegung, dem Angriff zu entkommen. Es atmete schwer, doch gönnte sich keine Sekunde, bevor es zum nächsten Angriff überging, den seine Trainerin ihm befahl. Es hüllte sich in eine pulsierende Kugel aus Elektrizität und rammte seinen Gegner, bevor es ihn dann mit seinen Armen festhielt, sodass er diesem sehr effektiven Kreuzdonner nicht mehr entkommen konnte.

"Es ist nicht zu packen, Leute! Die beiden geben sich nix! Das ist Miros krasses Comeback, jetzt ist wieder alles drin! Das letzte Pokémon von Corvin wird entscheiden, wer dieses krasse Finale gewinnt!", brüllte Blackfox in sein Mikrofon und sprang nun aufgeregt auf und ab.

Der Finsterkaiser wechselte sein letztes Pokémon ein, ein Rayquaza. Gegen das Kyurem war er nun stark im Nachteil, doch noch sollte dieser Kampf nicht verloren sein. Nicht gegen einen Neuling.

Das Drachen-Pokémon mega-entwickelte sich, wodurch es seine spezielle Fähigkeit Delta-Wind aktivierte, die es wenigstens ein bisschen gegen die Eis-Attacken des Kyurem schützte. Sie wären zwar immer noch effektiv, doch immerhin nicht so extrem wie ohne diese spezielle Form.

Doch was war nun das beste Vorgehen? Zenitstürmer wirkte nur mit seiner normalen Kraft, während der sehr effektive Draco Meteor Rayquazas nächsten Angriff sehr abschwächte. Keine dieser beiden Optionen war optimal und Corvin konnte nicht einschätzen, was nun die "sicherere" Variante war. Das Kyurem war schon leicht geschwächt, aber wie sehr?

Corvin beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. "Draco Meteor!"

Das grüne Pokémon schwebte etwas in die Höhe und ließ farbige Meteore erscheinen, die das Feld so großflächig trafen, dass das Kyurem nicht ausweichen konnte und von einigen davon getroffen wurde. Es keuchte und stolperte einige Schritte vorwärts.

"Kontere mit Frostvolt!", rief Miro dem Pokémon zu, das sich daraufhin kurz schüttelte und dann das ganze Feld um Rayquaza in einen eisigen Nebel hüllte, durch den Blitze zuckten.

Als der Eisnebel sich lichtete, schwebte Rayquaza zitternd an der Stelle. Es versuchte, sich zu bewegen, doch es gelang ihm nicht.

"Paralyse", stammelte Corvin fassungslos. Wenn sein Rayquaza sich nicht schnell wieder daraus befreite, war dieser Kampf verloren. "Setz wieder Draco Meteor ein, sobald du kannst!", rief er ihm zu und hoffte.

Das Eis-Pokémon brauchte einige Momente, bevor es wieder angreifen konnte. Wieder hüllte es das Feld in elektisch aufgeladenen Eisnebel. Das Flug-Pokémon war nicht mehr zu sehen, da erschienen über dem Schwarzen Kyurem bunte Steine. Corvins Herz blieb einen Moment lang stehen. Hatte er noch eine Chance? Die Meteore schlugen auf dem Boden ein und wirbelten dabei Staub auf, der sich wie ein Schleier über das Feld legte.

Als sich der Nebel wieder lichtete, standen beide Pokémon schwer atmend da und konnten sich kaum noch aufrecht halten. Rayquaza stützte sein Gewicht mit seinem Hinterleib, während Kyurem seine Arme nutzte, um nicht nach vorn umzukippen. Die beiden konnten offensichtlich nicht mehr angreifen; derjenige, dessen Pokémon später umfiel, würde diesen Wettkampf gewinnen.

"Rayquaza, du schaffst das!", rief Corvin in einem verzweifelten, fast weinerlichen Ton. Er konnte doch jetzt nicht verlieren. Nicht so. Nicht gegen einen dahergelaufenen Fremden.

"Halte durch, Kyurem!", rief Miro ihrem Pokémon zu.

In der Arena herrschte eine angespannte Stille, die Augen der Zuschauer klebten geradezu an den beiden Kontrahenten.

Die Pokémon zitterten und fielen nach vorne. Kyurem schaffte es noch einmal, sich mit seinen Armen zu stützen, doch Rayquazas Arme waren für so etwas nicht stark genug. Es fiel um und nur eine Sekunde später fiel auch das schwarze Eis-Pokémon zu Boden.

Das Publikum tobte.

Corvin konnte es nicht fassen. Er hatte verloren. Er hatte im Finale verloren. Durch ... so etwas. Seufzend rief er sein Pokémon zurück. Das war ja nicht sein letztes Turnier, beim nächsten Mal musste dann einfach alles besser laufen.

"Krass! Unfassbar!", schallte Blackfox' Stimme durch die Lautsprecher. "Mit einem unglaublich knappen Vorsprung gewinnt Miro, die unbekannte Abenteurerin, dieses krasse Turnier! Ey, sie gehört nun auf die krasse Liste der vergangenen Turniersieger, Seite an Seite mit den krassesten Helden unserer Geschichte!" Seine Stimme überschlug sich regelrecht. Er atmete tief durch, als er fertig war.

Seine Freundin Skye ging zu ihm und legte ihren Arm um seine Schulter. "Das hast du echt krass moderiert."

Nero nickte. "Wir sind stolz auf dich, Filius. Doch du solltest nun hinabsteigen und der Siegerin ihren Preis überreichen."

"Ja, Vater", sagte Blackfox. Er ging hinunter auf das Kampffeld und zu Miro, die sich gerade um ihre verletzten Pokémon kümmerte.

"Ich überreiche dir diesen Siegerorden als Beweis, dass du ein offizielles Kampfturnier gewonnen hast", sagte er und überreichte ihr den Orden. "Außerdem gewinnst du fünf PokéDiamanten. Herzlichen Glückwunsch!"

Alola, Miro!

Ich tu gar nicht erst so, als würde dein Geschenk mich nicht innerhalb von Sekunden verraten.

Im Grunde genommen hast du es mir recht leicht gemacht. Du meintest in deinem Anmeldungspost, du hättest gerne einmal eine Kurzgeschichte, du warst während dem originalen Run von Spielzeugschatten wohl der größte Fan und immer für eine spannende Kampfszene zu haben, hast in einem vergangenen Wichtel-Anmeldepost die FF sogar zu deinen liebsten Fandoms gezählt, da hatte ich ziemlich schnell die Idee, einfach einen Turnierkampf zu beschreiben, in dem ich dich zu einem Herausforderer mache. Und da du Corvin nie sehr mochtest, wurde er eben dein Gegner, den du besiegen darfst.

Als deine Pokémon habe ich Pampross, Shaymin und Kyurem gewählt. Pampross, weil du Pferde magst, Shaymin, weil du es letztes Jahr bei der Pokédex-Challenge als persönliches Signaturpokémon gezeichnet hast (ja, für diese Auswahl hab ich wirklich tief gegraben), und Kyurem, weil du es im Profil als Lieblingspokémon eingestellt hast.

Ich hoffe, du fandest die Geschichte schön spannend und hast dich darüber gefreut. 😁

Ich wünsche dir noch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch.

Liebe Grüße, dein nicht ganz so mysteriöser Wichtel 🎅

PS: Tut mir leid, dass dein Geschenk erst jetzt kommt, ich hab das mit dem Zeitmanagement mal wieder komplett verhauen. 🙄

IIIIllllIIIllllIII · 23. Dezember 2018

Quellen

Heute dürfen sich Draconira und Molnija auf ihr Geschenk freuen!

Wichtelgeschenk - Draconira

Wichtelgeschenk - Molnija

Dein Geschenk

Seit sie verstanden hatte, was es bedeutete, aus einer reichen Familie zu stammen, hatte Kattlea damit gerechnet, dass man eines Tages versuchen würde, sie zu entführen - allerdings hatte sie nie gedacht, dass sich ihre aus Langeweile geborenen Tagträume in die Wirklichkeit verwandeln würden.

In Zeitlupe sah sie den dunkel gekleideten Mann durch die Menge gehen. Wie ein Wassertropfen Wellen erzeugte, verbreitete sich das Raunen durch den Raum, als die Menschen ihn sahen. Dabei unterschied er sich vom Kleidungsstil gar nicht von den umstehenden Männern in ihren dunklen Anzügen – bis auf den leuchtend gelben Schal und die spitz nach oben frisierten Haarsträhnen auf beiden Seiten seines Kopfes

Er schlenderte an den Anwesenden vorbei, die Hände in den Taschen und mit einem lässigen Gang, als würde er nur einen überfüllten Bürgersteig entlang gehen, während er alle Aufmerksamkeit allein mit seiner Präsenz auf sich zog. „Unglückskind.“ „In Ungnade Gefallener.“ „Bankrott.“ „Ruin.“ Ob er so in Gedanken war, dass er die Stimmen vielleicht gar nicht hörte? Doch bei einem provokativ zu laut geflüsterten „Was macht einer wie er denn hier?“ drehte er sich abrupt um und lehnte sich nach vorn auf die Höhe des kleinen Mannes, der unweigerlich noch mehr zu schrumpfen schien.

„Ich kann Ihnen versichern, dass auch ich zu dieser Feier eingeladen wurde. Persönlich, möchte ich anmerken.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wer weiß, vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück.“ Ohne einen weiteren Blick ließ er die Menge hinter sich wie die Reste des schmelzenden Schnees, der von seinen Schuhen tropfte, und setzte seinen Weg zum Rand des Raumes fort.

Erst jetzt wurde Kattlea sich wieder sich selbst bewusst und nippte betont beiläufig an ihrem Champagnerglas – bis ihr auffiel, dass sie es bereits ausgetrunken hatte. Nachschub zu holen war der einzige Weg gewesen, einer früheren Konversation zu entfliehen, nach der sie einen ganzen Tag lang hätte schlafen können. Sie senkte ihren Arm, atmete tief ein und stellte sich mit einer fließenden Bewegung gerade hin, sodass sie dem Neuankömmling wenigstens bis zur Schulter reichte.

„Meine Dame“, begrüßte er sie und bevor sie sich versah, hatte er bereits ihre andere Hand zu einem Handkuss hochgezogen. Sie fühlte ihr Herz schneller schlagen, als die Haut dort prickelte, wo seine Lippen sie berührt hatten. Wie von selbst fand ihre Hand den Weg zu dem Stoff ihres Kleides, wo ihre Finger mit einer Falte herumspielten.

„Kein Grund, so förmlich zu sein, Astor“, sagte sie nur, während sie hinter ihm aus den Augenwinkeln die neugierigen Blicke der Leute sehen konnte. „So bist du doch bei der Arbeit auch nicht.“

Astor richtete sich aus seiner leichten Verbeugung wieder auf und zuckte kurz mit den Schultern. „Das stimmt, aber solch ein feierlicher Anlass verlangt nach einer angemessenen Begrüßung.“

Kattleas Augen begannen zu schmerzen, als sie den Reiz unterdrückte, mit ihnen zu rollen. „Oh bitte. Mein Vater hat jedes Jahr Geburtstag. Und das dürfte die erste Feier sein, zu der du kommst.“

„Und die letzte, wie ich ohne Bitterkeit sagen kann. Dein alter Herr hat mich angesehen, als würde ich die Pest über ihn bringen, also habe ich mich nicht lange mit ihm aufgehalten und die Person gesucht, wegen der ich eigentlich hier bin.“

Vermutlich war das der Moment gewesen, in dem ihr Vater bereut hatte, zu Weihnachten Zuhause geblieben zu sein, statt sich wie sonst in den südlicheren Regionen zu entspannen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du tatsächlich gekommen bist“, sagte sie seufzend und fuhr sich über die Schläfe. Der Abend war ja schon anstrengend genug und Kattlea war sich nicht sicher, ob die Anwesenheit des Top 4 Mitgliedes eine Erleichterung war oder den Stresslevel empfindlich hob. „Du weißt schon, dass ich es nicht ernst gemeint habe, als ich gewettet habe, dass du dich nicht hierhin traust?“

Astor sah sie mit großen Augen an, eine Hand mit abgespreizten Fingern auf seine Brust gelegt. „Das war alles nur eine Farce? Was für eine bodenlose Enttäuschung. Dabei hast du mich doch eingeladen, dir deinen Abend zu versüßen, und ich bin gekommen, um dies einzulösen.“

Kattlea hob ihre Augenbraue, die schon viele ihrer Diener dazu gebracht hatte, ihre ‚Vorschläge‘, was das Gemüseessen und Zu-Bett-Gehen anging, noch einmal zu überdenken. „An etwas so Absurdes kann ich mich nicht erinnern.“

Astors breites Grinsen ließ ihre Augen unruhig über sein Gesicht gleiten, als könnte sie an seinen kleinen Bewegungen sehen, was er vorhatte. „Wie praktisch, dass ich diese Worte noch genau in meinem Gedächtnis verankert habe.“ Er räusperte sich und fuhr fort, nun eine Oktave höher: „Astor, du würdest doch schon an der Tür deinen Rückzug antreten. Aber bitte, wenn du unbedingt kommen willst, dann arrangiere ich das für dich, bevor du durch die Fenster einbrichst wie ein zwielichtiger Phantom-Dieb. Und wer weiß“ – er flippte eine imaginäre Haarsträhne – „ vielleicht heitert mich dein kümmerlicher Versuch, dich meiner Klasse anzupassen, ja auf.“

„Das hab ich nicht gesagt!“, hätte Kattlea nur zu gerne geschrien, aber zu ihrem Missfallen hatte Astor sie perfekt getroffen.

„Oh, du erinnerst dich.“ Ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht, während sich ihr Mund zusammenzog. „Aber mal ehrlich, du hättest mich ruhig zu meinem Selbstschutz von hier fernhalten können. Hier ist es ja öder als in meinem Kampfsaal, wenn ich mein Kartenspiel vergessen habe. Wie hältst du das nur aus?“

„Ein gewisser Grad an mentalem Durchhaltevermögen, von dem du noch Welten entfernt bist.“ Sie strich ihre Haare nach hinten und merkte erst jetzt, wie treffsicher Astor diese kleine Geste eingefangen hatte.

„Ja ja, die psychokinetischen Kräfte des Wunderkindes dieser alteingesessenen Familie.“ Er breitete die Arme aus und schaute zu beiden Seiten mit einem neugierigen Blick, als würde er vergeblich suchen, was ihn begeistern sollte.

Kattlea verschränkte die Arme. „Versuchst du andere schlecht zu reden, um sie auf dein Niveau herunterzuholen?“ Es war ein weiteres der unzähligen Male, in denen neidvolle Personen über ihre Familie herzogen, aber als das spitzbübische Lächeln aus seinem Gesicht verschwand, wünschte sie sich, die Worte zurückzunehmen. Es war nicht Astors Schuld, dass seine Familie ihren Stand und ihr Ansehen kurz nach seiner Geburt durch ihr eigenes Verschulden verloren hatte. Wenn das Schicksal es anders mit ihm gemeint hätte, hätten sie sich vielleicht regelmäßig auf solchen Veranstaltungen getroffen.

Was für eine Schande es gewesen wäre, wenn er niemals zu dem Mann geworden wäre, der nun vor ihr stand und sich so lebhaft von all dem monochromen Hintergrund abhob.

„Gräme dich nicht, Prinzessin“, sagte er mit schief gelegtem Kopf, während sie bei dem absurden Spitznamen ihren Mund verzog. „Das Leben bietet so viel mehr Schönheit, wenn man von all der Aufgesetztheit und dem Zwang entbunden ist.“

Kattleas Augen verengten sich, doch es geschah nicht aus Bosheit, sondern lediglich gesunder Skepsis. „Ich gehe davon aus, dass du etwas Bestimmtes im Sinn hast?“

Astor nickte langsam. „Zweifelsohne. Die einzige Ungewissheit ist, ob die Dame des Hauses bereit ist, sie mit mir zu erleben.“

Zum zweiten Mal an diesem Abend streckte er eine Hand nach ihr aus, doch diesmal überließ er es ihr, den Kontakt herzustellen.

Kattlea ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, um nach bestimmten Personen Ausschau zu halten, und als sie einen Moment zu lange brauchte, sah sie die Unsicherheit in Astors Gesicht aufblitzen. Sie lächelte. „Das wäre nicht das erste Mal, dass ich mich aus diesem Haus stehle“, vertraute sie ihm an, als sie bereitwillig die Hand ihres Entführers nahm.

„Dann ist es beschlossen.“ Astor lachte, als er eine überrascht aufschreiende Kattlea auf seine Arme hob und wie die Gelassenheit in Person zur nächsten Tür trug. „Ich leihe sie mir mal eben aus“, ließ er die Umstehenden wissen, während Kattlea mit einer Hand ihr Kleid nach unten zog und mit der anderen ihr rasch errötendes Gesicht zu verstecken versuchte.

„Ist es noch weit?“, fragte Kattlea, die Hände in den Taschen ihres Mantels vergraben, den sie sich geistesgegenwärtig vom Kleiderständer geangelt hatte.

Astor sah lächelnd auf sie herab und sie fragte sich, wie er es trotzdem schaffte, niemanden anzurempeln, während sie durch die Menge wateten. „Da ist aber jemand ungeduldig.“

„Mir ist kalt. Und meine Füße tun weh.“

Er sondierte sie von oben bis unten, als würde er sie zum ersten Mal in dem Abendkleid und den hochhackigen Schuhen sehen. „Ich schätze, du bist tatsächlich ziemlich unvorteilhaft angezogen. Vielleicht könntest du deine langen Haare als Schal tragen. Oder soll ich Abhilfe schaffen und dich noch einmal tragen?“

Kattlea schnaubte wenig damenhaft. „Bloß nicht. Auch wenn du daran schuld bist.“

„Die Lady möge mir verzeihen, dass ich meinen Nerven nicht die Zerreißprobe antue, bei diesem Menschenaufkommen in die Innenstadt hineinzufahren.“

Fragend runzelte Kattlea die Stirn. „Warum sind die überhaupt alle hier? Gibt es hier irgendetwas umsonst?“

Astor brach in ein solch schallendes Lachen aus, dass sich die Umstehenden zu ihnen umdrehten. „Ist das der einzige Grund, warum du denkst, dass das gemeine Volk sein Haus verlässt? Das und zu arbeiten, versteht sich“, fügte er mit einem Zwinkern hinzu. „Aber sei unbesorgt, zumindest bei einem deiner Probleme kann ich Abhilfe schaffen.“

„Ach ja?“, fragte sie skeptisch und trat einen Schritt zurück, sollte er sie wirklich erneut hochheben.

Als Antwort streckte er nur seinen Arm zur Seite wie ein Diener, der ihr auf seiner Handfläche etwas präsentieren wollte. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es eine Einladung war, um die nächste Ecke zu gehen. Kattlea sah ihn einen Moment lang an, bevor sie unschlüssig ihre Beine in Bewegung setzte und an dem Haus vorbeiging.

Viel weiter kam sie nicht, als sie wie versteinert stehen blieb. Ihre Augen wussten gar nicht, wo sie bei all den Lichtern zuerst hinschauen sollte. Sie meinte, die Umrisse des Stadtplatzes zu erkennen, doch der hatte in seinem jetzigen Zustand nichts mit dem ihr Bekannten gemeinsam. Sie konnte die bunten Lichter nicht einmal zählen, die in den Bäumen, zwischen den Fassaden und zwischen den kleinen Häusern auf dem Platz hingen. Überall tummelten sich Menschen in zähfließenden kleinen Strömen, deren Gelächter und Gerede sich mit der Weihnachtsmusik vermischte.

„Gefällt es dir nicht?“, fragte Astor mit einem Lächeln, das sie wissen ließ, dass er vom Gegenteil überzeugt war. „Ich dachte, ich bringe dich mal her, wo das doch das erste Mal ist, dass nicht wie Zugvögel vor der Kälte geflohen seid.“ Zielsicher schritt er an ihr vorbei und Kattlea musste aufpassen, dass sie ihn nicht aus den Augen verlor, während ihr Blick umher irrte wie ein Paar verirrte Motten, immer den Lichtern nach.

„Wie kann es sein, dass ich noch nie hier war?“, fragte sie mehr sich selbst als ihn, doch er antwortete trotzdem:

„Du wärst nicht die erste Hochgeborene, der eine solche mondäne Tradition entgeht. Und das legt nahe, dass du auch davon keine Ahnung hast.“

Kattlea konnte nicht einmal entscheiden, ob sie dankbar oder beleidigt war, da hatte er ihr schon die dampfende Tasse in die Hand gedrückt. Misstrauisch roch sie daran. Süß und würzig, doch sie konnte nicht sagen, was genau darin war. „Willst du mich abfüllen?“, fragte sie, weil sie wusste, dass man das unter Erwachsenen für gewöhnlich so tat. Zumindest hatte sie jede Menge Filme gesehen und gelernt, dass es bei einem Date irgendwann zwangsläufig zu Alkohol kommen würde. Nicht dass sie eine Entführung als solches betiteln konnte. Oder wollte.

„Himmel nein, wo denkst du hin? Das ist Kinderpunsch.“

Kattlea setzte den süßesten Schmollmund auf, den er je gesehen hatte. „Astor, ich bin genauso alt wie du!“, ließ sie ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger wissen.

Sein selbstgefälliges Lächeln ließ sie sich nur noch kleiner fühlen. „Das weiß ich doch. Und jetzt trink, ich will dich schon nicht vergiften.“

Kattlea schätzte, dass sie das Getränk tatsächlich so angesehen hatte, als könnte es ihr letztes sein. Sie versuchte, es nicht so aussehen zu lassen, als hätte er ihr einen mentalen Schubs gegeben, und setzte die Tasse an ihre Lippen an. Natürlich verbrannte sie sich sofort die Lippen, doch sie lächelte, als sie ihm antwortete: „Du hast ja doch Geschmack.“

„Aber natürlich“, sagte Astor und deutete an seiner Kleidung herunter, der Inbegriff der Bescheidenheit. „Und ich bin zugleich überrascht und erfreut, dass du meiner Meinung bist.“ Grinsend sah er sie an, während er auf ihre Erwiderung wartete.

Kattlea zog es allerdings vor, ihren Kopf von ihm wegzudrehen – und daraufhin aufzukreischen, bevor sie durch die Menge lief und von ihr verschluckt wurde.

Ihr Begleiter stand einen Moment wie angewurzelt stehen und tat sein bestes, die Verfolgung aufzunehmen, was gar nicht so einfach war, wenn man sich erst an dutzenden Menschen vorbeischieben musste. Neugierig reckte er den Hals, um zu sehen, was so plötzlich ihre Aufmerksamkeit gefangen hatte. Als er den Verkaufsstand erblickte, verlangsamten sich seine Schritte. „Das darf doch nicht wahr sein“, murmelte er und kam neben ihr zum Stehen. „Für einen kleinen Moment dachte ich, ein Gengar hätte von dir Besitz ergriffen, und dann finde ich heraus, dass du dem Traum eines kleinen Kindes erlegen bist.“ Er wusste nicht, wie groß Kattleas Zimmer war, aber Astor war überzeugt, dass es nie im Leben all die Stofftiere beheimaten konnte, die sich vor seinen Augen auftürmten.

Kattlea winkte ab. „Das verstehst du einfach nicht.“

Astor fing den missbilligenden Blick der Verkäuferin auf und nahm dem Top 4 Mitglied sicherheitshalber die Tasse aus der Hand. Wenn die Frau gewusst hätte, wer da vor ihr stand, hätte sie vermutlich die Chance begrüßt, dass Kattlea ihr wegen des Schadens die gesamte Ware hätte abkaufen müssen – und so, wie sie sich aufführte, wollte Astor es nicht ausschließen, dass es gewollter Vandalismus gewesen wäre. Was die junge Frau nicht alles tat, um ihren Willen durchzusetzen. Allerdings konnte selbst er, der ihr fast täglich begegnete, nicht glauben, dass es sich um die hochwohlgeborendste Trainerin handelte, die je zu den Untergebenen des Champs gehört hatte.

„Kattlea?“, versuchte er verhalten, sie in die Wirklichkeit zurückzuholen.

„Es ist perfekt!“, rief sie und er konnte förmlich das Glitzern in ihren Augen sehen.

„Welches… genau?“, fragte er und schaute über die Tiergestalten, eine grotesker als die andere. Von den Farben und Merkmalen her erkannte er sofort die Pokémon, denen sie nachempfunden waren, trotz des Morphismus‘, der ihren Körpern angetan worden war. Hunderte Glasglubschaugen blickten zurück, als würden sie um Erlösung bitten.

„Na das da!“ Kattleas Finger zeigte in eine Ecke von Kreaturen, die ihm das kalte Entsetzen aufs Gesicht schrieben. Sie hatten die plattgedrückten Gesichter von Voltilamm, inklusive ihres wolligen Fells. Auch ihre Beine waren damit überzogen und auf die doppelte Länge gestreckt. Zu guter Letzt hatte man sie noch mehreren Pokémon nachempfunden. So flappte Kattlea die Flügel eines Gluraks, strich über die Eierschale eines Togepis und rupfte an dem Unkraut eines Myraplas, was sie wohl nie wieder tun würde.

Astor hatte sich gerade mit dem Schicksal abgefunden, dass Kattlea sich für eines der verunstalteten Pokémon entscheiden würde, als sie ein besonders verstörendes Exemplar in die Höhe hob und verkündete: „Du bist mein neuer Liebling.“

Astor fühlte sich, als würde er gleich den Regenbogen kotzen, aus dem dieses Wesen entstanden war. Sein Körper war mit pinken, blauen und gelben Pastelltönen besprenkelt worden, bevor es in eine Wanne voll Glitzer gefallen war. „Bei Arceus“, murmelte er nur, weil er zu mehr nicht imstande war.

Er vernahm das endgültige Rascheln der Tüte, als Kattleas neuer bester Freund reisefähig gemacht wurde. Vermutlich würde sie ihn gleich wieder befreien und stolz unter ihrem Arm umhertragen.

„Astor!“, rief sie plötzlich, als wäre die größte vorstellbare Tragödie über sie hereingebrochen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie jetzt vor ihm stand, und er schaute in ihre großen, hellblauen Augen, als sie sagte: „Ich hab mein Geld Zuhause vergessen.“

„Oh“, sagte Astor nur und hieß die einzige Möglichkeit willkommen, wie er seine Kollegin vor diesem schrecklichen Fehler bewahren konnte. Dann sah er das Glitzern in ihren Augen, dass diesmal eine Flut von Tränen ankündigte, und entschied, dass er seine Selbstachtung für einen Abend lang opfern konnte. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob du Glück hast“, sagte er und blätterte in seiner Brieftasche, die er gerade außerhalb ihrer Sichtweite hielt, und dann noch etwas höher, als Kattlea sich auf die Zehenspitzen stellte.

Er blickte über den Rand zu ihr nach unten und rang sich für sie ein Lächeln ab, auch wenn ihm gar nicht danach zumute war, wo er für so einen Kitsch sein hart verdientes Geld blechen musste. „Uuund… Tada.“ Wie ein Magier zog er kunstvoll einen Schein heraus und reichte ihn über ihren Kopf hinweg der Verkäuferin.

„Hurra!“, rief Kattlea und machte tatsächlich einen Luftsprung, als sie nach der Tüte griff und den Inhalt in eine feste Umarmung zog.

Astor hoffte, dass ihn niemand mit ihr in Verbindung bringen würde. „Gib es mir einfach zurück, wenn die Feiert-“

Kräftigt war das letzte Wort, das ihm bei der zierlichen Trainerin in den Sinn gekommen wäre, und doch fiel es ihm schwer zu atmen, als Kattlea ihre Arme um ihn schlang. „Du bist einfach der Beste!“

Astor lächelte, als er eine Hand auf ihren Rücken legte, um sie näher zu ziehen, und die andere auf ihre Haare legte. „Ich weiß“, sagte er mit einem neckenden Lächeln. Wer hätte gedacht, dass ihm dieser niedrige Einsatz einen solchen Gewinn bescheren würde?

Wichtelpost

blueberry · 23. Dezember 2018

Noxa darf sich über ihr Geschenk freuen!

Spoiler anzeigen

Noxa · 24. Dezember 2018

Frohe Weihnachten alle zusammen!
Und zwei Geschenke sind auch noch eingetrudelt, nämlich für @Indigo und Dandelion.

Für Indigo

Für Cáithlyn

Noxa · 24. Dezember 2018

Die letzten werden die Ersten sein. Oder auch, Dreykopff hat heute Bescherung <3

Für das Schicksal

IIIIllllIIIllllIII · 25. Dezember 2018

Quelle

Am ersten Weihnachtstag darf sich Carlace freuen!

Wichtelgeschenk

Shiny Endivie · 26. Dezember 2018

Heute am 2. Weihnachtstag darf sich Frechdachs über sein Geschenk freuen.

Frohe Weihnachten, lieber Frechdachs !

Ich hatte mich sehr gefreut, als mir dein Name zugelost wurde! Ausnahmsweise konnte ich ein Geschenk planen, das kein Text ist und trotzdem annehmbar ist :D Bin ich doch völlig unfähig was GFX, FanArt und Spriting angeht. Obwohl du schon weißt, wer ich bin, werde ich das mal in dem Beitrag für andere offen lassen, schließlich dürfte das Rätsel nicht allzu schwer zu lösen sein. Du darfst auch ein bisschen Spaß mit meiner nicht ganz so begabten Idee der Ratebildchen haben :x Wie gesagt, Bildbearbeitung ist nicht meine Stärke. Ich hoffe ansonsten, dass du schöne Feiertage hattest und dich über den Zigzachs-Magneten freust! Es hatte auf jeden Fall viel Spaß gemacht, daran rumzuwerkeln.

Liebe Grüße,

dein Wichtel

Welches Pokémon ist das?