Als ich vor 2 Tagen auf Twitter war, fiel mir der trending Hashtag "Gamer" auf. Unter diesem Hashtag wurde das Verhalten von "Gamern" diskutiert. Eine häufige Behauptung war dabei Gamer seien sehr oft "sexistisch, rassistisch und auch homophob", verhalten sich elitär und allgemein sehr toxisch (beleidigend, unfair, verachtend).
So unsachlich viele der Posts und Diskussionen geführt wurden stellte ich mir doch die Frage:
Ist die Videospiel-Community toxischer als andere Communities?
Und beim Überlegen sind mir doch viele Fälle aufgefallen, bei denen Gamer sich toxisch verhalten. Ein paar Beispiele hierfür sind z.B.:
- Der nahezu übermäßige Hass vieler gegenüber bestimmter Entwickler, Spielereihen oder auch anderer Konsolen. Immer wieder liest man heutzutage darüber wie "scheiße" EA beispielsweise sei und dass es ihnen nur um das Geld geht. Dabei wird oft unsachlich und mit falschen Informationen argumentiert. Denn hat EA früher häufig eher unfaire Bezahlmodelle benutzt, haben Sie nach Kritik an Star Was Battlefront im Herbst 2017 auch reagiert und seitdem die Bezahlmodelle in ihren den meisten Spielen grundlegend geändert. Der Hass allerdings bleibt bestehen und nimmt oft erschreckende Maßstäbe an.
- Hass gegen Spielereihen wie Fortnite und co. liest man in sozialen Medien täglich. Häufig gilt hier: was beliebt ist, hat auch viele Gegner. Aber oft haben die Kritiker die Spiele nie gespielt und kaum einen EInblick in die Materie. Gehatet wird trotzdem.
- Ingame Chats in Spielen strotzen oft nur so von beleidigenden, sexistischen, rassistischen oder auch homophoben Behauptungen. Wer Spiele wie League of Legends und ähnliches spielt wird dies bereits am selbst erlebt haben. Natürlich sind diese Beleidigungen nicht immer 100% ernst gemeint. Aber dennoch sind Aussagen wie "kill yourself" oder derbe Beleidungen in vielen Spielen an der Tagesordnung. VIele Spieler scheinen dabei zu vergessen, dass am anderen gegenüber auch ein Mensch sitzt, der solche Beleidigungen oft nicht einfach so wegsteckt. Der gegenseitige Respekt fehlt in Spielen oft. Viele Spieler haben oft als Ziel den anderen Spielern durch Trolling, Spamming oder Beleidigungen das Spiel zu verderben.
- Hass zwischen den Videospiellagern. Das eine gewisse Rivalität zwischen den großen Videospielmarken wie Sony, Microsoft und Nintendo besteht ist klar. Jedoch nimmt dies sehr oft in Kommentarspalten übertriebene und oft schon peinliche Maßstäbe an. Oft werden die Befürworter anderer Konsolen heftig beleidgt. Auch "Bewegungen" wie die "PC-Masterrace", welche anfangs scherzhaft die Überlegenheit von PC-Spielen thematisiert hat, wird immer häufiger in Kommentarspalten beleidigend und verhält sich unnötig elitär.
- Elitäres Auftreten von selbsternannten "Gamern". Diese Menschen sehen sich oft durch verschiedene Dinge anderen überlegen. Sie entscheiden wer wirklich ein Gamer ist und das ist in ihren Augen ein privileg was nicht jeder verdient. Oft werden beispielsweise "Handy-Gamer", also Spieler von Smartphone Spielen nicht ernst genommen. Wer wenig spielt oder das falsche Spielt ist dann nicht in ihrem elitären Kreis willkommen.
Auch mit dem Thema "Gamer sind oft sexistisch" findet man immer wieder Beispiele. Frauen werden sehr oft in der Gaming Community im E-Sport Bereich nur belächelt und nicht ernst genommen. In der Vergangenheit kam es auch bereits mehrmals vor dass professionelle weibliche Spielerinnen sich nach massiver Kritik und Beleidigungen bis hin zu Drohungen (sogar Morddrohungen) von Zuschauern aus der Szene zurückziehen und nicht mehr öffentlich auftreten (so geschehen beispielsweise in der LoL Szene sowie der Overwatch Szene). Auch werden weibliche Streamer auf Plattformen wie Twitch oft nicht ernst genommen und schnell als "Thot" abgestempelt, was quasi bedeutet, dass diese Spielerinnen eigentlich nur sich und ihren Körper im Stream verkaufen um einfaches Geld zu bekommen. Dass beispielweise attraktive Frauen auch Videospiele mögen können wird oft als unmöglich dargestellt. Die Kommentarspalten sind deutlich stärker auf das Aussehen der Streamerinnen fokussiert und weniger auf die Spielweise und die Fähigkeiten der Streamerin. Dies ist natürlich nicht immer der Fall, kann jedoch täglich auf Twitch in vielen Streams mitverfolgt werden.
Auch als weibliche Spieler selbst erlebe ich es tagtäglich dass man oft nicht wirklich ernst genommen wird in der competitiven Szene von Videospielen. Man wird belächelt und es wird einem unterstellt, man tut das nur um Aufmerksamkeit zu erhalten. Von Belästigungen mal ganz zu schweigen.
Hass und Beleidigungen existieren natürlich in allen Communitys und auch in der Gesellschaft selbst. Die Frage ist nun? Haben die Kritiker auf Twitter am Ende recht und die Gaming Community ist schlimmer als andere?
Dies sind nur ein paar Beispiele von Hass und Beleidigung in der Gaming-Community. Natürlich will ich jetzt nicht die gesamte Community verteufeln. Ein Großteil der Spieler verhalten sich so nicht und respektieren ihre Mitmenschen und Mitspieler. Hass und Beleidigungen existieren natürlich auch in anderen Communitys und auch in der Gesellschaft selbst. Aber dennoch liest man sehr oft in der Gaming Community von solchen Negativbeispielen. Deshalb hab ich jetzt einige Diskussionsfragen vorbereitet:
- Haltet ihr die Gaming-Community für überdurchschnittlich toxisch. Dies kann alles umfassen (Sexismus, Rassismus, beleidigend, elitär, etc.).
- Findet ihr solches Verhalten sehr schlimm oder könnt ihr eher darüber hinwegsehen?
- Habt ihr selbst solche Fälle wie oben beschrieben bereits miterlebt? Wenn ja eventuell sogar am eigenen Leib?
- Identifiziert ihr euch trotz solchen Negativbeispielen auch und gerne als "Gamer"?
- Habt ihr vielleicht Lösungsansatze wie man solches Verhalten verringern kann?