Ich würde jetzt sagen, das ist schon radikal, ist es auch irgendwo, aber ich bin auch öfter skeptisch bei Frauen und ihren Protagonistinnen, einfach weil man es doch nicht schafft überhaupt nicht voreingenommen zu sein.
Die Sache ist: Ich finde - außerhalb von Young Adult - bei Frauen weit weniger Power Fantasies in diesem Sinne. Ich meine, ich kenne eine (Anita Blake), aber die ist damit halt auch allein. Also gibt sicher noch andere, aber über die stolpere ich einfach wesentlich seltener, als bei männlichen Figuren. Was - denke ich - halt auch daran liegt, dass Autorinnen sich weniger schwer damit tun, ihre Heldinnen verwundbarer zu zeigen (physisch, als auch emotional), was das ganze einfach stärker ausgleicht.
Ich meine, technisch gesehen lese ich drei weiße cis Autoren: Rick Riordan, Ben Aaronovich und Max Gladstone. Allerdings schreiben die halt auch eher selten über weiße Dudes und sind allgemein beim schreiben reflektierter.
Leider ist es sehr schwer Bücher von enby Autoren* zu finden ...
Wobei ich halt selbst sagen muss: Auch bei reflektierten und dahingehend bewussten Autor*innen ... sobald Prota ein weißer cis Dude ist, merkst du oft, wie es bei Prota in bestimmter Hinsicht anfängt auf diese "Woah, Kämpfer" Art zuzugehen. Ich habe jetzt zwei Monate lang versucht mich von dahineghend definitiv reflektierten Freunden durch ein Buch durchzuquälen ... aber der weiße cishet Prota ist einfach so ein langweiliger Kämpfer-Dude ...
Anime und auch Manga sind überhaupt keine Literatur, aber sehrwohl ein Medium, das in größeren Teilen der Welt konsumiert wird, ebenso wie Comics, Cartoons, Marvelstuff und Computerspiele. Demnach passt sich die Art Geschichten zu erzählen ja auch wohl immer mehr einander an.
Die Sache ist: Manga hat - jedenfalls, wenn man wie Sunaki vornehmlich sich die großen Publikationen, die damit sehr Marktoptimiert sind - halt eine komplett eigene Art zu erzählen, die in anderen Medien nicht funktioniert und nicht funktionieren kann. Oftmals auch, weil vieles nur funktioniert, weil wir gelernt haben, es zu akzeptieren, wie es ist. Effektiv eine eigene Suspension of Disbelief, die aber sehr vom Medium abhängt. Diese Manga sind auf eine Art hyperstilisiert, die einfach anders nicht funktioniert - schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass international gesehen Manga halt doch eine absolute Nische sind. Das heißt: Viele kennen den Stil nicht und diese hyperstilisierte "Sprache" der Manga. Wir können Superheldengeschichten (die auch hyperstilisiert sind) in Bücher übersetzen und es funktioniert, weil spätestens seit dem MCU der Anteil an Leuten, die diese Stilsprache kennen, groß genug ist. Aber über Manga, in diesem Fall marktkonforme Shonen-Manga (vornehmlich der Jahrtausendwende) haben eben eine andere Rolle.