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Hallo und herzlich willkommen zum Vote der dritten Runde des Saisonfinales 2019!
Beim Voting könnt ihr den einzelnen Abgaben zwischen 1 (nicht gut) und 10 (sehr gut) Punkte vergeben. Dabei sind auch halbe Punkte (wie 2.5) möglich. Wichtig ist dabei, dass ihr alle Abgaben bewertet. Da der Wettbewerb anonym ist, vergeben Teilnehmer beim Voten Punkte an alle Abgaben - auch an die eigene. Diese werden bei der Auswertung nicht beachtet. Stattdessen erhaltet Teilnehmer einen Punkteausgleich für ihre Unterstützung. Begründungen sind nicht verpflichtend.
Der Vote läuft bis zum Sonntag, den 22.12., 23:59 Uhr.
Verwendet bitte folgende Schablone für den Vote:
ZitatWir alle sind in unserem Leben irgendwann mit einer Situation konfrontiert, wo wir ganz von vorne beginnen müssen. Das kann alles Mögliche bedeuten: Vielleicht versuchen wir in der Schule, eine schwierige Aufgabe zu lösen und stellen fest, dass alle unsere Ansätze nicht fruchten und wir besser noch einmal bei Null anfangen. Oder aber wir schließen mit einem Teil unseres Lebens ab und beginnen etwas völlig Neues, möglicherweise indem wir uns selbst neu erfinden oder etwas ausprobieren, das wir noch nie gemacht haben. Wir wagen Neustarts nach Beziehungen, nach Phasen der Einsamkeit und nachdem wir im Knast eingesessen haben (ich schwöre bis heute, dass ich es nicht gewesen bin, aber mir glaubte keiner). Und wer von uns hat nicht schon einmal die Option "Neues Spiel" ausgewählt und es später dann doch bitter bereut?
Wie auch immer ihr euch einen Neuanfang vorstellt, in dieser Runde könnt ihr über ihn schreiben. Geschehen soll dies in der Form eines Dramas, davon ab sind euch aber bei der Umsetzung des Themas keinerlei Grenzen gesetzt.
1. Szene
Nacht. Ein Wald im Winter. Es liegt Schnee. Auf einer Lichtung steht eine Gruppe Pokémon, die durcheinander reden. PUMPDJINN stimmt einen unheimlichen Gesang an.
HYPNO. Muss das wirklich sein?
GENGAR. So oft, wie es uns schon verflucht hat, kommt es auf einmal mehr auch nicht mehr an ...
PUMPDJINN. (hört auf zu singen) Schön, dass ich jetzt eure volle Aufmerksamkeit habe.
HYPNO. (nuschelnd) Was man ja auch nicht anders hätte schaffen können.
PUMPDJINN. Es freut mich, dass ihr alle zu unserer monatlichen Vollversammlung erschienen seid. Als erster Punkt auf der Tagesordnung freut es mich, verkünden zu können, dass der Konflikt zwischen Zwirrklop und Gengar geschlichtet werden konnte. Dementsprechend wird Gengar seine Arbeit in Zukunft auf die Dörfer beschränken, während Zwirrklop nur verirrte Seelen in den Wäldern in sich aufnimmt. Nehmt diesen Konflikt als strahlendes Beispiel. Wenn ihr vernünftig miteinander sprecht, müssen Auseinandersetzungen nicht in Kämpfen oder gar Flüchen enden.
HYPNO. (nuschelnd) Wir sind ja so schon genug verflucht.
PUMPDJINN. Möchtest du etwas sagen, Hypno?
Alle Augen richten sich auf HYPNO, das einzige Psychopokémon in der Gruppe der Geister.
HYPNO. (leicht panisch) Nein, nein. Alles super. Es freut mich, dass sich Konflikte in dieser Gruppe so leicht lösen lassen!
PUMPDJINN. Gut. Dann können wir jetzt mit den Berichten weitermachten. Drifzepeli, möchtest du beginnen?
DRIFZEPELI. Sehr gerne. Ich habe in diesem Monat fünfzehn Menschen ins Jenseits transportiert. Das sind fünf mehr als durchschnittlich im letzten Jahr. Ich bin sehr zufrieden. Gerade Kinder sind oft so dumm, mich für einen Ballon zu halten ...
Während die Pokémon berichten, steht TROMBORK etwas abseits.
UNBEKANNTE STIMME. (singend) Ah ah ah ah ...
TROMBORK. Was ist los?
SKELABRA. Halt die Klappe, ich hab nichts gesagt.
UNBEKANNTE STIMME. (singend) Ah ah ah ah ...
TROMBORK. Aber da ist doch irgendwas!
SKELABRA und ECHNATOLL. Sch!
UNBEKANNTE STIMME. (singend) Ah ah ah ah ...
TROMBORK. (lauter) Hört ihr das denn nicht?
PUMPDJINN. Was ist da hinten los?
SKELABRA. TROMBORK macht mal wieder Schwierigkeiten.
GENGAR. (zu sich selbst) Wie immer ...
PUMPDJINN. Trombork, du weißt, was mit denen passiert, die diese Arbeit nicht ernst nehmen.
TROMBORK. Nein, ich, da war wirklich eine Stimme, sie singt.
GENGAR. Ja klar ...
SKELABRA. Ich hab nichts gehört.
TROMBORK. Doch, wirklich. Sie hat gesungen!
UNBEKANNTE STIMME. (singend) Ah ah ah ah ...
TROMBORK. Da! Da war sie wieder!
SKELABRA. Nope. Immer noch nichts.
PUMPDJINN. Trombork, langsam gehen mir deine Geschichten auf die Nerven. Jeden Monat stehst du abseits und hast kaum entführte oder verfluchte Seelen vorzuweisen.
TROMBORK. Ich sagte doch schon, ich verfluche niemanden, der dem Wald nicht schadet!
ECHNATOLL. (TROMBORK nachäffend) Niemanden, der dem Wald nicht schadet!
ZWIRRKLOP. Echnatoll hat recht, so jemand wie du ist erbärmlich!
GENGAR. Genau, du gehörst hier einfach nicht her. Das versuche ich dir schon seit Ewigkeiten klar zu machen!
SKELABRA. Also wirklich, Trombork. Du solltest wissen, dass es nicht um gut und böse geht. So ist das nun mal.
PUMPDJINN. Ruhe! (die anderen Pokémon verstummen und schauen aufmerksam zu PUMPDJINN) TROMBORK, ich hatte Geduld mit dir, aber ich muss den anderen leider zustimmen, langsam gehst du wirklich zu weit.
TROMBORK. Aber da war wirklich eine –
PUMPDJINN. SCHWEIG! Ich denke, wir sind uns hier alle einig, dass es so nicht weitergehen kann. So leid es mir tut, ich muss dich aus der Gruppe verbannen.
TROMBORK. (voller Angst) Nein! Nein, wirklich. Pumpdjinn. Ich bin doch auch einer von euch Geistern! Da war keine Stimme. Es tut mir leid. Ich werde mich bessern!
PUMPDJINN. Es tut mir wirklich leid. Es ist immer hart, jemandem aus der eigenen Gruppe die Lebensenergie zu nehmen, aber du kennst die Regeln. Uns bleibt keine andere Wahl.
TROMBORK. Nein, nein bitte. Bitte!
Alle Pokémon sammeln sich um TROMBORK, da erscheint ein helles Licht. Als es wieder verlöscht, ist TROMBORK verschwunden.
PUMPDJINN. Was -?
HYPNO. Die letzten Male sah das aber anders aus ...
PUMPDJINN. (wütend zu HYPNO) Willst du der nächste sein?
HYPNO. (zurückrudernd) Nein, nein, ich hab nur sagen wollen, dass ich letzten Monat fast eine ganze Schulklasse hypnotisiert und weggeführt habe!
2. Szene
Dieselbe Waldlichtung im Sommer. Die Sonne scheint. TROMBORK steht alleine in ihrer Mitte.
TROMBORK. Hallo? Pumpdjinn? Skelabra? Wo seid ihr? Bin ich schon tot?
UNBEKANNTE STIMME. (singend) Ah ah ah ah ...
TROMBORK. Du! Wer bist du? Wo bin ich hier? Antworte mir endlich!
CELEBI taucht von TROMBORK auf der Lichtung auf.
CELEBI. Hallo TROMBORK. Mein Name ist Celebi. Es freut mich, dich endlich persönlich zu treffen.
TROMBORK. (verwirrt) Was – wie – wo kommst du her?
CELEBI. Aus dem Wald. (kichert) Du musst wissen, ich bin die Stimme des Waldes. Und ich versuche schon so lange, dich zu erreichen. Es freut mich, dass du mir endlich zugehört hast.
TROMBORK. Dann warst du das immer? Du hast gesungen? Ich dachte, das wären nur Schwalbini ...
CELEBI. Nein, das war ich.
TROMBORK. Aber warum ich? Warum konnten die anderen es nicht hören?
CELEBI. Nun, du bist der Einzige, der die Stimme des Waldes hören konnte, weil du mir als einziger zugehört hast natürlich. Du bist der Einzige, dem der Wald wichtig genug war dafür. Deshalb hast du mich gehört. Und ich hatte es mir so gewünscht. Ich wollte dich schon so lange von diesen finsteren Gestalten wegholen.
TROMBORK. Dann hast du das gemacht? Wohin hast du mich gebracht?
CELEBI. Nicht wohin. (kichert) Die richtige Frage lautet. Wann?
TROMBORK. Wann?
CELEBI. Ja, genau. Das ist meine zweite Fähigkeit. Ich kann durch die Zeit reisen, um immer für den Wald da sein zu können. Also habe ich uns einfach ein bisschen weiter in der Zeit geführt. Nur ein paar Jahrzehnte. Gerade genug, um deine Peiniger über ihren Schock hinwegkommen zu lassen. (kichert wieder)
TROMBORK. Meine Peiniger?
CELEBI. Ja, die fiesen Pokémon, die dir deine Seele rauben wollten. Für dich ist das gerade erst geschehen, das kannst du doch noch nicht vergessen haben.
TROMBORK. (verwirrt) Ja, ich meine nein, ich meine ... Weshalb hast du mich gerettet?
CELEBI. Ach ja, das hab ich ja noch gar nicht gesagt! (lächelnd) Ich habe dich ausgewählt, um mein Waldwächter in dieser Zeit zu werden?
TROMBORK. Ei-ein Waldwächter? Was ist das?
CELEBI. Nun, ich hab ja gesagt, dass ich auf den Wald in verschiedenen Zeiten aufpasse, aber trotz des Zeitreisens kann ich nicht überall gleichzeitig sein. Also brauche ich jemanden, der für mich vor Ort ist, jemanden, der aufpasst, kurz. Jemanden wie dich.
TROMBORK. Jemanden wie mich ... (plötzlich aufmerksam) Moment, du willst mir eine solch große Verantwortung übergeben? Wirklich?
CELEBI. Ja, aber natürlich. Du erfüllst alle Voraussetzungen! Du achtest auf den Wald und seine Bewohner, bestrafst all jene, die ihm Leid zufügen und – was am allerwichtigsten ist – du hast mein Lied gehört. Dein Herz ist rein. Und du lässt es zu. Du bist perfekt!
TROMBORK. Perfekt ... ich war noch nie perfekt für irgendwas. Ich war immer nur der Außenseiter. Immer haben sie mir gesagt, ich sei nicht gut genug, weil ich nicht genug Seelen fange.
CELEBI. (stöhnt) Wie ich es hasse, dass mir die besten Kandidaten immer schlecht gemacht werden ... Du hast es in dir, glaub mir! Und was die anderen angeht, die dich immer niedergemacht haben ... da hab ich auch schon einen Plan. (zwinkert TROMBORK verschwörerisch zu)
TROMBORK. (sieht CELEBI skeptisch an) Ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Ich will eigentlich niemandem Schaden, der nichts Schlechtes getan hat ...
CELEBI. ... der nichts Schlechtes getan hat? (starrt TROMBORK mit großen Augen an) Sie wollten dich UMBRINGEN! Nur wegen dieser Einstellung! Die haben eine Lektion verdient! Und jetzt, da sie glauben, du wärst wirklich tot, können wir ihnen einen wunderbaren Schrecken einjagen. (lächelt auffordernd)
TROMBORK. Na gut. Vielleicht hast du recht ...
CELEBI. Natürlich hab ich recht! Ich bin die Stimme des Waldes! Ich habe immer recht! Aber bevor wir uns an die Arbeit machen, musst du mir noch diese Frage beantworten. Möchtest du denn mein Wächter des Waldes werden? Du müsstest einfach so weitermachen wie bisher, nur mit dem Unterschied, dass du mich jederzeit rufen könntest, wenn du Hilfe brauchst.
TROMBORK. (nach einem kurzen Moment voller Überzeugung) Ja. Ich will dem Wald helfen. Ich will ihn beschützen. Ich werde dein Waldwächter!
CELEBI. (quietscht vor Glück) Yeay! Ich hatte so gehofft, dass du Ja sagst. (aufgeregter) Das wird wunderbar! Wir werden ein tolles Team. Ich zeig dir all die wichtigen Stellen, die du kennen musst und die Orte, auf die du besonders achten musst. Es gibt da zum Beispiel diese Dartiri-Familie, die immer wieder Probleme mit den lauten Autos der Menschen hat, und ... Ach, (bremst sich) alles zu seiner Zeit. Erst sag ich dir, wie wir die schrecklichsten Gestalten des Waldes mal so richtig erschrecken.
3. Szene
Die Waldlichtung in einer Sommernacht. Die Pokémon um PUMPDJINN versammeln sich. PUMPDJINN singt nur die ersten Töne seines Liedes und auf der Lichtung wird es mucksmäuschenstill.
PUMPDJINN. Wie schön, dass sich in letzter Zeit so schnell die Ruhe einfindet. Das spart uns alle Zeit und Nerven.
HYPNO. (fast unhörbar) Und Flüche ...
PUMPDJINN. Wie jedes Jahr, ist auch dieser Sommer wieder eine sehr ergiebige Jahreszeit. Ich selbst habe bestimmt zwei duzend Menschen in der letzten Neumondnacht meinem Lied lauschen sehen. Ich bin äußerst zufrieden mit meiner Quote.
GENGAR. Geht mir genauso. Zwar sind die Sommernächte kürzer, aber sie locken deutlich mehr Menschen auf die Straßen, mit denen ich meine Späße treiben kann.
ZWIRRKLOP. Und erst der Wald! So voller Zelte war er noch nie! Und es gibt immer wieder Wanderer, die ihren Rastpunkt nicht mehr finden.
SKELABRA. Ich stimme absolut zu. Dieser Sommer –
Ein helles Licht blendet die Pokémon und TROMBORK erscheint in ihrer Mitte und wendet sich zu PUMPDJINN.
TROMBORK. Guten Abend Pumpdjinn. Habt ihr mich vermisst?
PUMPDJINN. Tr-Tro-Trombork? Ich dachte, du wärst tot?
HYPNO. Ich wusste doch, dass das Lebensenergieaussaugen anders aussieht!
SKELABRA. Wo warst du?
GENGAR. Wo kommst du her?
ECHNATOLL. Bist du überhaupt gealtert?
TROMBORK. (mit unheimlicher Stimme) Ihr solltet so etwas doch kennen. Ich bin überall und nirgends. Ich erscheine aus dem Nichts und verschwinde genauso schnell. (flüstert) Und ich habe ungeheure Kräfte.
Mit einer winzigen Bewegung von TROMBORK beginnen die Bäume am Rande der Lichtung zu zucken.
SKELABRA. Was?
ZWIRRKLOP. Wie?
TROMBORK. Oh, ihr habt ja keine Ahnung, wozu ich fähig bin ...
PUMPDJINN. Trombork ...
TROMBORK. (hält inne und schaut PUMPDJINN prüfend an) Ich warte ...
PUMPDJINN. (unterwürfig) Was verlangst du von uns?
Die umstehen Pokémon atmen erschreckt ein.
ZWIRRKLOP. Sowas hat er ja noch nie gemacht.
ECHNATOLL. Er hat Angst?
GENGAR. Pumpdjinn?
PUMPDJINN. Trombork ist unserer gebündelten Macht entkommen. Jetzt liegt unser Schicksal in seiner Hand.
TROMBORK. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Aber es ist, wie es ist. Also verlasst diesen Wald!
ZWIRRKLOP. Was???
DRIFZEPELI. Auf keinen Fall! Dieser Wald ist die reinste Goldgrube!
Dröhnend biegen sich die Äste einer Tanne und umklammern DRIFZEPELI.
DRIFZEPELI. (röchelnd) Hilf- L-l-lass mich r-runter! I-ich rieg- kein-e Luft!
PUMPDJINN. Bitte, Trombork! Lass ihn gehen! Wir tun, was du verlangst!
GENGAR. Ja.
ZWIRRKLOP. Absolut!
HYPNO. Ich hatte eh keine Lust mehr auf diesen Wald ...
ECHNATOLL. Ja, es wird Zeit für etwas Neues.
TROMBORK. Na gut. (löst den Griff um DRIFZEPELI) Dieses Mal will ich die Gnade walten lassen, die mir versagt wurde.
PUMPDJINN. Danke Trombork, vielen Dank.
TROMBORK. Jetzt geht. Ich will euch hier nie wieder sehen.
PUMPDJINN. Ja, Trombork, sofort.
PUMPDJINN, ECHNATOLL, GENGAR, HYPNOPNO, DRIFZEPELI, ZWIRRKLOP und SKELABRA verschwinden im Wald. CELEBI erscheint.
TROMBORK. War das gut so?
CELEBI. Es war perfekt. (kichert) Sie haben es dir absolut abgekauft!
TROMBORK. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe, aber irgendwie hat es mir sogar Spaß gemacht. Zumindest ein ganz kleines bisschen ...
CELEBI. Glaub mir, sie hatten es verdient. Sie haben dem Wald so viel Schaden zugefügt. Das hier war deine allererste Mission als Waldwächter. Und du hast sie mir Bravour gemeistert!
TROMBORK. Danke Celebi. Danke für alles. Jetzt kann alles besser werden!
CELEBI. Ich danke dir. Denn du bist es, der alles besser machen wird. Glaub mir. Ich war in der Zukunft. (kichert) Ich hab es gesehen.
4. Szene
Die Waldlichtung im Winter. Es liegt Schnee. Einige DARTIRI fliegen durch die Luft. TROMBORK kommt mit zwei jungen PARAGONI aus dem Wald. Die DARTIRI fliegen um sie herum.
DARTIRI. (zwitschernd) Trombork! Trombork! Es ist perfekt! Danke, dass du unsere Nester hergebracht hast!
TROMBORK. Das ist meine Aufgabe. Und die Lichtung brauchte sowieso eine neue Bestimmung.
ERSTES PARAGONI. Das sind also die Dartiri, die du umgesiedelt hast?
ZWEITES PARAGONI. War das schwer?
TROMBORK. Überhaupt nicht. Wisst ihr, wenn euch der Wald wichtig genug ist, dann ist es ganz einfach auf ihn aufzupassen.
ERSTES PARAGONI. Und woher wissen wir, dass wir so weit sind?
TROMBORK. Schließt die Augen und lauscht. (schließt die Augen)
Die PARAGONI schließen die Augen. Auch die DARTIRI werden still.
CELEBI. (singend) Ah ah ah ah ...
ZWEITES PARAGONI. (schreckt auf) Da war was!
ERSTES PARAGONI. Was ist das?
TROMBORK. (lächelnd) Das ist die Stimme des Waldes. Wenn ihr sie hört, dann seid ihr bereit.
ERSTES PARAGONI. War das bei dir auch so?
TROMBORK. Oh ja. Diese Stimme hat mir ein neues Leben geschenkt. Ihr verdanke ich, dass ich heute hier sein kann, um euch zu zeigen, wie man auf den Wald achten kann.
ZWEITES PARAGONI. Und zeigst du uns noch mehr?
ERSTES PARAGONI. Ja! Wir wollen alles wissen!
TROMBORK. Schon gut, nicht so stürmisch. Ihr werdet schon alles lernen.
ERSTES PARAGONI. Werden wir dann auch eines Tages Waldwächter?
ZWEITES PARAGONI. Und lernen wir dann auch die Stimme des Waldes kennen?
ERSTES PARAGONI. Und ...
Weiterhin Fragen stellend verlassen TROMBORK und die PARAGONI die Lichtung. Zwischen den Bäumen hockt CELEBI und lächelt. Dann verschwindet es in einem hellen Licht.
Bühnenbild: Karge, felsige Gegend.
MARVIN Da wären wir. Etwas weiter in die Richtung, und du bist über der Grenze.
LENA Danke.
Stille. Sie sehen einander an.
LENA Hey, ähm … Danke für alles, ja?
MARVIN Keine Ursache. Du brauchtest Hilfe, also … Na ja, wofür hat man Freunde?
LENA Ja … Ich meine nur, es ist … Ach, ich weiß nicht. Ich meine, du hast eine Zukunft und alles. Du hast einen Freund.
MARVIN Tim hält es auch ein paar Tage ohne mich aus. Ist ja nicht so, als würde ich mit dir abhauen.
LENA (lacht) Nein, natürlich nicht. Trotzdem – wenn irgendwer rausfindet, dass du mir geholfen hast …
MARVIN Wie soll das jemand rausfinden? Überhaupt, man kann mich ja wohl nicht zwingen, zu sagen, wo du hin bist. (kurze Pause) Mach dir mal um mich – um uns – keine Sorgen. Wichtig ist, dass du jetzt in Sicherheit bist.
LENA Du bist ein guter Freund, Marvin.
MARVIN Danke. Aber ich wünschte, ich könnte mehr tun.
LENA Du hast genug getan, glaub mir.
MARVIN Wenn ich früher davon gewusst hätte, was dieser Typ dir antut …
LENA Bitte. Ich will nicht darüber sprechen.
MARVIN Tut mir leid.
LENA Schon okay. (holt tief Luft) Weißt du … Ich hatte so oft daran gedacht, dich anzurufen. Aber ich habe es nicht gemacht. Irgendwie bin ich selbst schuld.
MARVIN (fasst sie an den Schultern und sieht ihr ins Gesicht) Hey, das bist du nicht, klar? Ich weiß zwar nicht, wie es ist, in so einer Situation zu sein, aber ich habe alles Mögliche darüber gelesen. Leute wie Fe… wie dieser Typ sind schlau. Sie sind gerissen. Sie sind manipulativ. Ihre Opfer denken immer wieder daran, sich Hilfe zu holen, aber sie tun es nicht, weil ihnen das Gefühl gegeben wird, es würde sich alles bessern. Du bist nicht schuld daran, wenn es dir genau so ging. Und die Hauptsache ist doch, dass du dir schließlich dann doch Hilfe geholt hast. Du hast die Kontrolle über dein Leben zurück. (er lässt sie los) Und jetzt kannst du noch einmal völlig neu anfangen.
LENA (lächelt) Ja … Das kann ich wohl. Ach … Es ist schon komisch.
MARVIN Was?
LENA Na ja – du weißt schon, das mit uns beiden damals.
MARVIN Fernbeziehung hat halt nicht funktioniert.
LENA Aber ich bin echt froh, dass wir Freunde geblieben sind. (zögernd) Jetzt sehe ich dich also vielleicht nie wieder.
MARVIN Vielleicht können wir dich ja besuchen kommen, wenn ein wenig Zeit verstrichen ist.
LENA Das wäre schön. Aber vielleicht bin ich dann schon ganz woanders. Der Job in dem Nationalpark ist ja nur für ein Jahr – danach muss ich mir wahrscheinlich was anderes suchen.
MARVIN Aber du kannst uns schreiben, wenn du magst.
LENA Ja, vielleicht … Aber das wird dauern, verstehst du? Ich will erst einmal alles hinter mir lassen. Außerdem will ich nicht, dass er mich am Ende doch noch findet. Danach … Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was danach kommt.
MARVIN Das musst du ja auch noch nicht wissen. Nimm dir am besten erst einmal Zeit, dich einzugewöhnen, such dir ein paar neue Freunde, all so was.
LENA Mache ich.
Stille.
LENA Also dann … Mach’s gut, Marvin. Und danke noch einmal für alles.
MARVIN Wie gesagt, keine Ursache.
LENA Wir bleiben Freunde, oder? Auch wenn wir uns nie wiedersehen?
MARVIN Sicher.
Sie umarmen sich. LENA lächelt MARVIN zu, dreht sich dann um und geht. MARVIN kommen die Tränen, doch er lächelt traurig.
MARVIN Alles Gute, Lena.
A: Wir sollten gehen.
B: Warum?
A: Hier gibt es nichts mehr, was uns bereichert.
B: Findest du?
A: Wir haben alles gesehen.
B: Es könnte ja noch mehr kommen.
A: Anderswo gibt es auch neue Erfahrungen. Vielleicht sogar bessere.
B: Aber denk doch mal an die guten Zeiten. All die Freunde, die wir getroffen haben.
A: Merkst du es nicht? Sie sind schon längst fortgezogen. Wir sind die Letzten.
B: …
A: …
B: Ich kann nicht gehen.
A: Warum?
B: Es gibt etwas, was mich an diesen Ort bindet.
A: Was denn?
B: Ein Pflichtgefühl.
A: Du schuldest niemandem etwas.
B: Ich habe schon so viel getan. Wie kann ich einfach verschwinden?
A: Du musstest das alles nicht tun. Du hast dich bisher aus freien Stücken zum Bleiben entschieden.
B: …
A: …
B: Doch habe ich das?
A: Wer zwingt dich?
B: Ich.
A: …
B: …
A: …
B: Wir sollten gehen.
A und B ab.
ERNÜCHTERUNG und HOFFNUNG sitzen in ihren altangestammten Plätzen im Emotionszentrum. Sie sehen: Keine neuen Benachrichtigungen auf dem Smartphone ihres Menschen.
ERNÜCHTERUNG. Natürlich. Was haben wir auch erwartet? Dass er auf einmal wieder auftaucht? Lächerlich.
HOFFNUNG. Ja. Genau das.
ERNÜCHTERUNG. Er hat sich seit fast zwei Wochen nicht gemeldet! Warum sollte er es jetzt tun?
HOFFNUNG. Weißt du, warum er sich nicht gemeldet hat? Vielleicht ist irgendetwas passiert, worüber er mit uns nicht reden konnte. Vielleicht kann er es jetzt.
ERNÜCHTERUNG. Oder vielleicht hasst er uns auch einfach.
HOFFNUNG. Nein! Er hasst uns nicht. Da bin ich mir sicher.
ERNÜCHTERUNG. Warum ignoriert er uns dann?
HOFFNUNG. Er wird schon seine Gründe haben.
ERNÜCHTERUNG. Ja. Dass wir ihm zu viel wurden. Zu aufdringlich. Zu … aggressiv süß. Oder was weiß ich.
HOFFNUNG. Halt. Die. Klappe.
ERNÜCHTERUNG. Ach ja? Du glaubst doch nicht etwa auch daran?
HOFFNUNG. Fresse!
ERNÜCHTERUNG. Siehst du? Du glaubst auch daran.
HOFFNUNG. Ich versuche hier nur, meinen Job zu machen. Seit Wochen versuche ich, die Stimmung halbwegs aufrechtzuerhalten, aber du musst mir jeden beschissenen Tag dazwischenfunken!
ERNÜCHTERUNG. Ich denke nur realistisch.
HOFFNUNG. Und ich denke so, dass nicht alles innerhalb von Sekunden im Chaos untergeht.
ERNÜCHTERUNG. Also denkst du auch, dass ich realistisch denke? Ach, warum frage ich. Natürlich tust du das.
HOFFNUNG. Lass mich endlich in Ruhe.
Auf dem Smartphone werden Bilder angeschaut. VERKNALLTHEIT betritt das Emotionszentrum.
VERKNALLTHEIT. Hach, er ist so hot! Wie kann ein einzelner Mensch nur so hot sein?
HOFFNUNG. seufzt Jetzt kommt die auch noch daher.
ERNÜCHTERUNG. Er mag hot sein, aber offensichtlich will er nichts von uns wissen.
VERKNALLTHEIT. Was? Wie kannst du so etwas nur sagen?!
ERNÜCHTERUNG. Ich weiß ja nicht. Hast du in letzter Zeit etwas von ihm gehört?
VERKNALLTHEIT. Äh, nein?
ERNÜCHTERUNG. Siehst du.
VERKNALLTHEIT. A-aber …
ERNÜCHTERUNG. Er hasst uns. Sieh's ein.
VERKNALLTHEIT rennt heulend aus dem Raum.
HOFFNUNG. seufzt Musste das sein?
ERNÜCHTERUNG. Ich hab nur die Wahrheit gesagt.
HOFFNUNG. schreit Nein, hast du nicht! Er hasst uns nicht!
ERNÜCHTERUNG. Ach ja? Hast du gesehen, was er mit der armen Verknalli gemacht hat?
HOFFNUNG. schreit Er weiß doch noch nicht einmal, dass sie existiert! Wie könnte er ihr mit Absicht etwas antun?
ERNÜCHTERUNG. So offensichtlich, wie sie sich gezeigt hat?
HOFFNUNG. Dann ist er halt schwer von Begriff!
ERNÜCHTERUNG. Oder es wurde ihm zu viel und er will ab jetzt ohne uns leben. Neu anfangen. Mit weniger aufdringlichen Freunden.
HOFFNUNG. Das würde er nicht tun. Er ist doch immer noch unser bester Freund.
ERNÜCHTERUNG. Unser „bester Freund“, natürlich. Beste Freunde machen das ja auch so. Die ignorieren sich manchmal halt für ein paar Wochen und antworten auf keine Anfrage.
HOFFNUNG. Unser bester Freund, ja. Der, mit dem wir über Dinge reden können, die sonst keiner wissen darf. Der, mit dem wir uns Nächte um die Ohren hauen können, ohne daran zu denken, was am nächsten Tag kommen mag. Der, mit dem wir durch fremde Städte ziehen und uns einfach frei fühlen können. Dieser beste Freund.
VERKNALLTHEIT. aus dem nächsten Raum Du hast vergessen zu erwähnen, wie hot er ist!
HOFFNUNG. ruft Das tut hier auch nichts zur Sache!
ERNÜCHTERUNG. Unser „bester Freund“, der mit uns nie ganz so offen war wie wir mit ihm. Der manchmal unangekündigt für einen Tag oder zwei weg war. Der uns in unserem letzten Gespräch noch versprochen hat, den Kontakt nicht abbrechen zu lassen, bevor er einfach abgetaucht ist. Der –
HOFFNUNG. Hör auf!
ERNÜCHTERUNG. Wir sollten unseren „besten Freund“ hinter uns lassen.
HOFFNUNG. Spinnst du?!
ERNÜCHTERUNG. Offensichtlich braucht er uns nicht mehr. Und alles, was er uns bringt, ist … dieses Chaos hier.
HOFFNUNG. Ich bin mir sicher, er braucht uns noch.
ERNÜCHTERUNG. Und ich bin mir sicher, wir wären besser dran, würden wir nicht mehr alle zwei Minuten an jemanden denken, der sich augenscheinlich nicht mehr für uns interessiert.
HOFFNUNG. Wenn er sich nicht mehr für uns interessiert, warum hat er sich dann letztens erst gemeldet, um uns zu sagen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen?
ERNÜCHTERUNG. Du meinst diese drei Wörter, die er mit uns gewechselt hat? Die so kalt, so gefühllos und so distanziert waren, dass wir uns danach nicht einmal besser fühlen konnten?
HOFFNUNG. Ich weiß nicht, was er hat, aber wenn wir ihm egal wären, hätte er sich überhaupt nicht gemeldet. Hat er aber. Ich bin mir sicher, wenn es ihm wieder besser geht, wird er sich wieder melden, und dann können wir von vorn anfangen. Gemeinsam. Und diese Zeit hier hinter uns lassen.
ERNÜCHTERUNG. Warum kannst du nicht endlich loslassen?
HOFFNUNG. Weil ich nicht will.
ERNÜCHTERUNG. Ich versteh dich nicht.
HOFFNUNG. Und ich versteh dich nicht. Warum willst du unbedingt loslassen?
ERNÜCHTERUNG. Weil er uns wehtut. Was uns wehtut, hat in unserem Leben nichts zu suchen.
HOFFNUNG. Du machst dir die Sache wirklich einfach. Er ist dir doch auch immer noch wichtig.
ERNÜCHTERUNG. Ja, schon, aber …
HOFFNUNG. Würde es dir nicht wehtun, loszulassen?
ERNÜCHTERUNG. Ja, schon, aber …
HOFFNUNG. Warum machst du es dann nicht so wie ich? Halte an den guten Erinnerungen fest und lass dich von einer ungewissen Zukunft nicht komplett aus der Bahn werfen.
ERNÜCHTERUNG. Aber nach allem, was passiert ist …
HOFFNUNG. Nach allem, was passiert ist, wird wieder eine bessere Zeit kommen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber wenn du aufgibst, kommt sie nie.
ERNÜCHTERUNG. Aber ich kann doch nicht so tun, als wäre das alles nie passiert.
HOFFNUNG. Aber du musst auch nicht so tun, als wäre etwas, wovor du dich fürchtest, bereits passiert.
ERNÜCHTERUNG. Aber er ignoriert uns doch bereits.
HOFFNUNG. Und wenn er es nicht mehr tut, fängt ein neuer Abschnitt für uns alle an.
VERKNALLTHEIT. aus dem nächsten Raum Darf ich dann wieder erwähnen, wie hot er ist?
HOFFNUNG. seufzt Ja, meinetwegen auch das.
ERNÜCHTERUNG. Aber was, wenn er das nicht erwidert?
HOFFNUNG. Was, wenn doch?
Auf dem Smartphone steht unter dem Namen der Person auf einmal „online“.
ALLE. halten angespannt den Atem an
ERNÜCHTERUNG. Wird nicht passieren. … Oder?
Der Status verschwindet wieder.
ALLE. seufzen
VERKNALLTHEIT. Er ist so hot auf seinem Profilbild!
HOFFNUNG. Ach, halt doch einfach die Klappe.
B.
Die Sonne ist tot.
A.
Die Sonne ist tot.
Sie war es gar schon immer.
Wir sahen nur nicht.
B.
Das Licht ist tot.
A.
Auch das Licht ist tot.
Die Wärme ist erloschen.
Kälte dominiert.
B.
Wir sind tot.
A.
Wir haben gekämpft.
Wir haben es nicht geschafft.
Finster die Liebe.
B.
Ich? Tot.
A.
Ja, auch du bist tot.
Gestorben im Sternenstaub.
Bloß Erinnerung.
B.
Du?
A.
Mit dir gestorben.
Wir waren der Sonne so
nah. Endlich leben.
B.
Ist der Mond frei?
A.
Ja, der Mond ist frei.
Und auch wir sind mit ihm frei.
Wir sollten gehen.