Fiktion: Pokémon-Direct ODER: Euer Ernst?

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  • Fiktion: Pokémon-Direct oder: Euer Ernst?


    Es ist schon relativ spät an diesem Donnerstag Nachmittag. Tsunekazu Ishihara geht nur sehr widerwillig in den Raum, den seine schlecht bezahlten Assistentinnen hinter seinem Rücken auch den Friedhof der Hoffnung nennen. Ishihara bekommt davon nichts mit. Dies liegt zum größten Teil daran, dass er selbst sowieso nie wirklich an Gesprächen beteiligt ist, die weder etwas mit den Massen an Geld in seinem Tresor oder mit geplanten Änderungen an Pokémon-Produkten zu tun haben, die nicht wirklich gewinnbringend sind. Dabei wundert es uns, dass er heute nicht wirklich gut gelaunt in die Runde schaut. Immer wieder stöhnt er leicht weinerlich auf dem Weg diverse Klagelaute von sich, als wäre er völlig enttäuscht über das, was er zu berichten habe. Den wahren Grund dafür? Man kann es nur versuchen zu erraten. Jedenfalls betritt er nach einem für ihn offenbar kraftraubendem und äußerst beanspruchendem Weg das Büro, in welches gerade noch wacker die langweilige Pikachu Puppe, die gerade aus der Produktion kommt, wie auch die Pokémon-Ball Tasse mit perfekt angespitzten Bleistiften gestellt wurde. „Müssen wir wirklich jetzt schon diese Neuigkeiten verbreiten“ jammert er Tina an. Diese steht immer hinter Kamera, wenn er für das Pokémon-Direct News aufnimmt. „Wieso denn nicht? Du hast selbst gesagt dass das Konzept gut ist“ faucht sie, völlig entnervt von ihrem Chef, zurück. „Wenn du meinst“ murmelt Ishihara, das Geldstück in der Hand, welche in seiner rechten Hosentasche ein zweites Zuhause gefunden hat, geschmeidig zwischen den Fingern hin und her schiebend. Tina sagt mittlerweile nicht mal mehr an, wenn die Aufnahme beginnt. Zum einen weil es ihren Chef sowieso nicht interessiert, zum anderen hat die Kamera praktischer Weise eine LED, welche anfängt Rot zu blinken sobald man den Aufnahmeknopf drückt.


    In dem Moment, wo besagtes Blinken beginnt, setzt sich Ishimara das schiefste und zugleich traurig wirkendeste Lächeln auf, was bisher auf Kamera erfasst wurde. Schaut man ihn genau an, so ist man sich nicht mal mehr sonderlich sicher, ob er lächelt weil er besonders reich ist, oder weil er mittlerweile amüsiert darüber ist, wie schlecht gelaunt die arme Tina hinter der Kamera reinschaut.


    „Willkommen zur Pokémon Direct. Ich bin Ishihara von The Pokémon Company. Heute wollen wir mit der Welt und euch Fans große Neuigkeiten zu Pokémon Home teilen. Unsere Experten von GameFreak haben dazu einige Grafiken vorbereitet, die euch all die neuen Features vorstellen werden. Herr Masuda, Herr Ohmori, bitte sehr.“

    An dieser Stelle sei gesagt, dass die beiden alles andere als gut vorbereitet waren. Bis vor einer Stunde waren sie noch bei diesem nervigen Kurs in welchem ihnen beigebracht werden sollte, so zu winken dass nicht jeder sofort den Gedanken hat in Windeseile den Bildschirm ausmachen zu müssen und darüber hinaus ein Lächeln aufzusetzen, dass man nicht das Gefühl hat von einem Deponitox nach einem Zungenkuss gefragt zu werden. Nur irgendwie war das einfach nicht das richtige für die beiden. Sie haben erkannt, dass sie viel mehr Spaß daran haben, statt Neuigkeiten zu verbreiten die den Spielern Freude bereiten, Dinge zu entwickeln bei denen ein klares Gleichgewicht herrscht zwischen Unzufriedenheit bei den Spielern und dem Geldeingang auf dem Konto der Entwickler.


    In dem Video der beiden passiert genau genommen das Gleiche wie immer. Ein wenig falsches Lächeln hier, ein Bild da, ein paar Videoausschnitte von der spannenden Mechanik wie man Pokémon von der achten Generation auf Home überträgt. Anschließend ein kleines Gespräch zwischen den beiden, dass sich die Spieler auf ganz viele neue fantastische Funktionen freuen können. Wie beispielsweise die GTS – eine Weltneuheit. So kann man, wenn man möchte, Pokémon in eine Art Lagerung hineinstellen in welcher sie automatisch mit einem anderen Pokémon getauscht werden, was die Kriterien des Erstellers erfüllt. „Wahnsinn, aber ich glaube das hatten wir schonmal als Feature in einem Spiel drin“ murmelt der Praktikant der im Hintergrund durch das Bild läuft. Sowas passiert hier relativ häufig, weil der Raum, in welchem Ishimara sitzt, entweder nicht mit der Tasse und der Puppe ausgestattet ist und die beiden deshalb nicht dort sein können sondern sich wohl oder übel auf die Gemeinschaftscouch in der Empfangshalle von GameFreak setzen müssen, oder aber weil die beiden die besagte Couch nur höchst ungerne verlassen angesichts der Tatsache, dass sich immernoch am besten Geld verdienen lässt wenn man gemütlich sitzt.

    Jedenfalls ignorieren die beiden den Kommentar und gehen in ein abschiedliches Winken über, was zum Abschluss anhand wundervoll gestalteter Bilder noch einmal schnell zeigen soll, wofür die Spieler bald ihr Geld ausgeben sollen.


    Und diese Features haben es wirklich in sich. GameFreak hat es als erstes Unternehmen der Welt geschafft, ein Konsolenspiel mit dem Handy zu verbinden und so eine App zu entwickeln, die von beiden Geräten aus gesteuert werden kann. Naja, nicht ganz wenn wir ehrlich sind. Immerhin kann man die Geheimgeschenke zum Beispiel nur über die Mobile Version erhalten, was aber gar nicht ganz so schlimm ist. Schließlich kostet es kaum etwas, die Konsolenversion und die mobile benutzen zu können. Das hindert die beiden aber nicht daran, die Spieler so richtig hinter das Licht zu führen. (Hier sei gesagt, dass beim einblenden der Bilder die beiden Schlauköpfe lauthals lachen. Das können sie nicht, während die Kamera läuft, weil das ist dann Arbeit.)


    Es fällt auf, dass die Formulierungen der beiden Varianten perfekt gewählt sind. So werden uns eine normale und eine premium Version gezeigt. Die kostenlose Standardversion hat hierbei tatsächlich nur sehr geringe Nachteile. Auch wenn man nicht ganz so viele Pokémon lagern kann wie in der kostenpflichtigen Alternative so hat man immerhin noch die Möglichkeit sich darüber zu ärgern, dass man seine Gefährten die man schon in der Pokémon Bank abgelegt hat nicht auf die neueste Version der Spiele übertragen kann. Aber sind wir mal ehrlich? Wozu braucht man das? Pokémon Home ist auch so eine wundervolle und gewünschte Abwechslung.

    Außerdem: Man kann ja auch einfach den Entwicklern von GameFreak ein wenig bezahlen für die harte Arbeit die zum Thema Pokémon Home passiert ist. Die Kosten für die Premium Variante liegen schließlich nur bei 15,99€ bzw. 17,99€ im Jahr. Da braucht man sich dann auch nicht mehr darüber ärgern, dass man sowieso schon Geld für das Hauptspiel, kommende DLCs, Pokémon Bank und Nintendo Switch Online bezahlt. Wir freuen uns beim Anblick der Preisgrafik jedenfalls riesig, dass Nintendo Switch jetzt auch endlich auf den Pay2Win Zug aufgesprungen ist. Mal ehrlich: Wer war noch gelangweilt davon, dass man bislang doch noch relativ häufig auf Kundenzufriedenheit gesetzt hatte?

    Am Ende des Einspielers sitzen wir mit offenem Mund vor dem Monitor. Noch nie war es soweit gekommen, dass ein Pokémon Direct in dieser kurzen Zeit unsere Träume hat wahrwerden lassen. Genau der richtige Moment, um in das Büro von Ishihara zurückzuschalten, der derweilen versucht hatte mit einer kurzen kostengünstigen Botoxeinspritzung sein gespieltes Lächeln zu fixieren.


    „Danke an euch zwei für die großartigen Neuigkeiten. Wir freuen uns immer wieder, wenn wir euch da draußen solche Neuheiten anbieten können. Bleibt auch weiterhin gespannt: Derzeit arbeiten wir nicht nur an den lang ersehnten Naturzonen-Tagestickets, sondern erarbeiten auch eine Möglichkeit mit Hilfe von Pokémon Home alte bisher noch nicht integrierte Pokémon älterer Spiele über ein wahnsinnig unterhaltsames Booster-Sammelkarten-System freizuschalten. Was haltet ihr von dem teuersten Cloudspeicher der Welt? Teilt es uns gerne mit. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!“


    Jetzt lächelt sogar Tina. Sie hat gerade erst erkannt, warum Ishimara heute so niedergeschlagen ist. Er hatte von seinen beiden Jungs eigentlich erwartet, dass seine Pläne schneller umgesetzt werden und er alles in einem einzigen Pokémon Direct bekanntgeben kann. So muss er weniger Zeit dafür opfern, vor der Kamera zu sitzen und kann ungestört seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Zusammen mit seinem Lieblingspokémon Mauzi die Geldstücke zählen, die ihm seine ganzen Fans einbringen. Aber, eigentlich hat das ganze doch etwas Gutes; Tina wird noch weitere Aufnahmen machen können, Ishimara wird wenigstens noch so tun müssen, als würde er etwas für sein Geld unternehmen und unsere beiden Lieblingsentwickler dürfen bald erneut zeigen, wie fleißig sie daran gearbeitet haben, uns mit ihren menschlichen Höflichkeitsgesten ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

  • Kann deinen Ärger absolut verstehen.

    Ich frage mich wie viel Geld sie uns noch aus der Tasche ziehen wollen, nur damit wir all die Funktionen nutzen können, die in den alten Generationen (abgesehen von Pokemon Bank) kostenlos mit dabei waren. :cursing:

    Ich sehe es schon kommen, das wir z. B. auch für Mega-Entwicklungen extra zahlen müssen.

    "Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen"
    Raupy Hornliu Waumpel Strawickl Purmel
    Antoine de Saint-Exupéry