Zitat von ThrawnEs dürfte korrekt sein, dass Merkels Hochrechnung nicht genau wiedergibt, wie sich die Zahlen entwickeln werden und dass erhebliche Abweichungen davon möglich sind. Das Ganze aber so hinzustellen, als habe Merkel eine möglichst präzise Prognose abgeben wollen, ist zugleich eine eklatante Fehlwahrnehmung der eigentlichen Situation. Nach den in den Medienberichten geschilderten Kontexten zu urteilen ging es offenbar um die Vermittlung der Anstiegsgefahr, die nun im Herbst und Winter droht. Man kann natürlich kritisieren, dass zur Illustration dessen auf eine sehr hohe Zahl zurückgegriffen wurde (ich glaube persönlich, dass vorsichtiger geschätzte Zahlen eine ähnliche Signalwirkung gehabt hätten und glaube zudem, dass Unsicherheiten generell stärker kommuniziert werden sollten), aber es wäre vermutlich falsch, es so darzustellen, als sei Merkel der Ansicht, damit eine absolut korrekte Prognose abgeliefert zu haben oder als sei das ihr Ziel gewesen; das scheint doch eher ein Strohmann zu sein, mit dem man es sich selbst leichter machen will.
Jaa, aber wer behauptet, dass sich der Anstieg bis zum Winter hinein hinein verdoppelt? Das ist wissenschaftlich nicht haltbar finde ich. Wenn nicht weißt wie skch die Zahlen entwickelt, dann nennt man auch keine Zahlen.
Zitat von ThrawnIm Zuge dieser Kritik müsste man übrigens, wenn man fair sein will (bitte nicht immer vergessen, dass "kritisch hinterfragen" auch Fairness und Selbstkritik miteinschließt), zumindest auch eingestehen, dass nun in der Tat aus verschiedenen Gründen ein Anstieg droht. Stattdessen wurde hier aber offenbar versucht, diesen Anstieg zu verneinen und mit schwachen Argumenten und Falschaussagen über die Funktionsweise des Immunsystems wegzudiskutieren, die in der darauffolgenden (eher nötigen) Diskussion zu Recht debunkt wurden.
Wie gesagt, der Körper ist ganzjährig aktiv. Wir fressen uns nicht voll um einen Winterschlaf zu halten. Unser Immunsystem funktioniert immer, aber klar egal ob wir schwitzen, weil zu heiß oder weil wir frieren, weil zu kalt. Das überstrapaziert den Körper. Für das Immunsystem heißt es dann: "Alarm, Alarm" und versucht die Körpertemperatur zu regulieren an den Stellen, wo es überstrapaziert wurde. Währenddessen das Immunsystem so abgelenkt ist, kommen die Viren und haben halt leichteres Spiel. Dennoch ist es richtig, dass bei richtigen Umgang mit der Kälte die Wahrscheinlichkeit krank zu werden eben nicht unbedingt größer ist als zu den wärmeren Monaten. Es ist schließlich nunmal ein Fakt, dass zumindest Erkältungsviren und Grippeviren ab Herbst besser geschützt sind vor Sonneneinstrahlungen usw.. und daher auch in der kälteren und trüberen Monaten länger überleben. Das habe ich bereits in Kurzform geschrieben, aber bei mir wird immer alles verneint.
Zitat von ThrawnKann sein, aber darum geht es nicht. Du hast das Spiel erwähnt als Reaktion auf das Argument, dass sich Impfstofftestphasen mit Geld nicht beschleunigen lassen. Ich nehme mal an, in diesem Spiel wird es anders dargestellt, aber es sollte wohl klar sein, dass dies spielmechanische Gründe hat und nicht eine Abbildung der Realität ist. Nimm also bitte nicht ein Videospiel mit äußerst schwachem Bezug zur Realität als Beweis für die These, man müsse nur mehr Geld in die Impfstoffforschung pumpen und dann sei er nach einer Woche oder so auf dem Markt erhältlich.
Wie sonst will man sowas komplexes denn abbilden. Um die Vorstellung wie ein Virus verbreiten kann ist Plague Inc perfekt. Dazu ist es durchaus möglich, dass es mal ein Virus gibt, was so stark mutiert, dass die Menschen kein Mittel dagegen finden werden und daran aussterben. Viren sind für uns eine größere Bedrohung als andere Aktivitäten. Und ist aber auch Fakt, umso höher die Nachfrage eines Impfstoffes ist, umso mehr Geld fließt da auch ein. Es gibt Krankheiten, die es gibt, aber im einen sejr kleinen Maße, was kaum nachverfolgt wird. Bei Coronavirus beteiligen sich so viele Forschungsinstitute wie noch nie und so eine Relevanz um den Kampf des Impfstoffes ist auch beispiellos..
Zitat von MightyHonweiselIch stehe nicht erst seit gestern im Labor, habe verschiedene Ebenen durchlaufen und kann dir sagen, dass von einer neuen Zentrifuge oder einem modernen Satz elektronischer Pipetten die Forschung (also die Entwicklung, das Lesen von Studien, die Auswertung der Daten) überhaupt nicht beeinflusst wird. Ein Forschungslabor steht und fällt mit jedem einzelnen Kopf im und um das Labor herum. An dieser Stelle muss ich auch mal ein bisschen die mediale Mär aufklären, wenn immer so getan wird, als stünde der Prof. selbst im Labor. Das mag ab und an der Fall sein, aber in aller Regel sitzen diese Leute in ihren Büros, übernehmen die Entwicklung von Konzepten und geben sie dann an ihre TAs weiter, die sich um den Teil im "alten, schmutzigen" Labor kümmern. Und wenn die gut sind, ist es völlig wumpe, ob man für ne extra Geldspritze neues Equipment bekommt. Aber genug davon.
Ihr strengt euch aber bei bestimmten Dingen mehr an als bei Anderen. Beim Coronavirus liegt der Fokus voll darauf, weil hier ja auch später das meiste Geld zu generieren ist. Eine Impfung gegen das HIV wird zwar schon lange verfolgt, aber ist immer daran gescheitert, weil die Wichtigkeit eines Impfstoffes nachlässt, aufgrund der vielfachen Behandlungsmöglichkeiten wie, dass kein Aids aufbricht. Also wieso noch an ein Impfstoff forschen, wenn nur Tausende in Genuss kommen während eine Impfung gegen das Coronavirus Millionen zu Gute kommt? Wieso sonst auch steckt der Staat so viel Geld in die Forschungen? Einfach um alles schmackhafter zu machen? Oder ist es Smybolpolitik und schmeißt deswegen viel Geld aus dem Fenster?
Zitat von MightyHonweiselKleiner Exkurs aus der Biochemie: Tatsächlich gab es mal eine Art "Spiel", bei dem es darum ging, Proteine in ihrer räumlichen Struktur zu falten. In erster Linie wurde das öffentlich gemacht, da jeder ein bisschen seiner Computerleistungen abgeben konnte und dafür Wissenschaftlern "Vorlagen" geliefert wurden, wie sich bestimmte Aminosäuresequenzen im Raum anordnen könnten. Jetzt kommt das große ABER. Plague inc. verwendet tatsächlich ein epidemisches Modell zur Ausbreitung. Jedoch zu behaupten, dass das Spiel unterschiede zwischen den Krankheiten aufzeigt und ihnen einen Namen gibt, gipfelt für mich als Student der Naturwissenschaften und ausgebildete (medizinische) Laborfachkraft echt an ne persönliche Beleidigung. Warum tu ich mir das überhaupt an, wenn doch n olles Spiel ausreicht, die Resistenzmechanismen eines X-beliebigen Erregers präzise vorhersagen zu können? Brauchen wir überhaupt noch Wissenschaftler?
Btw. hätte ich nicht mitbekommen, dass sich irgendein Wissenschaftler/Virologe dieser Welt auf das Spiel berufen hat. Ich wüsste daher schon gerne, woher du das Wissen beziehst, dass dies schon "zocken werden".
Ich weiß, dass Millionen das Spiel spielen und auch jetzt zu Coronavirus wurde vorgeschlagen, Plague Inc. zu spielen, was es eben wie bei Corona heißt wenn das Virus sich ausbreitet. Hast du denn das mal gespielt? Im Spiel wird halt eher darstellt, dass es mehrere Krankheiten gibt, dass Krankheiten sich mutieren können, dass Krankheiten sich der Umgebung anpassen können, dass Krankheiten sich stark oder auch langsam ausbreiten können usw.. Also nur grobe Eigenschaften werden wiedergeben, die man eben aus der Forschung kennt. Es ist schon grober darstellt wie es in der Wissenschaft läuft. Dort ist es wohl feiner und wohl auch etwas komplizierter. Außerdem hat man im Spiel die Aufgabe mit einem Virus, Pilz, Bakterium usw.. die Welt auszurotten. Welcher Wissenschaftler nimmt sich zum Anlass mit einer Krankheit ausrotten zu wollen? Es gibt wie gesagt Gegensätze, aber das man das alles nur ausblendet und lediglich meint, dass das nur ein Spiel ist und deswegen 0,0 miteinander vergleichbar wäre. Das finde ich naiv.
Zitat von MightyHonweiselIm Ernst jetzt? Mal abgesehen davon, dass Merkel in meinen Augen sehr wohl versucht, den Bürgern Mut zu machen (ob man ihre eher abgeklärte Art persönlich mag oder nicht sei mal dahingestellt) ist das markierte immerhin realistisch. Man sieht doch an Brasilien oder den USA was passiert, wenn die Leadership das Problem einfach runterspielt. Und es ist nunmal extrem wahrscheinlich, dass der Winter die Ausbreitungen enorm begünstigt (siehe auch die aktuellen Zahlen). Das wird auch besonders darauf zurückgeführt, dass wir uns die letzten Wochen und Monate enorm viel draußen aufhalten konnten. Jetzt verlagert sich unser Leben eher nach drinnen, man ist wieder näher und direkter mit den Leuten konfrontiert und das ohne die Luftzirkulation von Außen. Die Leute gehen nicht mehr so zu Fuß irgendwohin, sondern nutzen vermehrt den ÖPNV . Wochenmärkte gibts nicht mehr, man geht also wieder in den Supermarkt. Und nicht zuletzt dann doch auch die erhöhte Infektanfälligkeit. Gerade jetzt werden die AHA-Regeln enorm wichtig. Und dazu gehört zB auch, dass man den MNS korrekt trägt, sich die Hände desinfiziert und umso besser den Abstand einhält (im Rahmen des Möglichen).
Man soll auch nicht abspielen, sondern Hoffnung schöpfen und keine Angst schüren und das tut Merkel aber mit ihren nicht haltbaren Prognosen. Es wird immer nur schlimmer, rettet wer kann usw.. dabei finde ich es viel wchtiger wenn man den Menschen Hoffnung und Glauben schenkt, was auch das Selbstbewusstsein und das Selbsthandeln bestärkt. Naja in Räumlichkeiten wie ÖPNV, Supermarkt sind die Temperaturen gleich. Lediglich draußen wird wohl das Virus anders verhalten wenn es bestätigt ist, dass das Coronavirus ähnlich wie bei Erkältungsviren ist. Es kann auch sein, dass das Coronavirus bei einer Temperatur ab 10 Grad und weniger sofort zerstört wird, weil es zu kalt ist. Hier würde ich gerne eine deutsche Studie mal sehen. Es gibt doch bestimmt Viren, die bei einer bestimmten Temperatur sofort zerstört sind. Ist das bei Corona auch so?