Siehe hier der aktuelle Erkenntnisstand zu Pandemrix. Zitat:
ZitatAufgrund der Ergebnisse der epidemiologischen Studien muss man von 2−6 zusätzlichen (zusätzlich zu den Fällen, die natürlicherweise auftreten) Fällen von Narkolepsie pro 100.000 verimpften Dosen Pandemrix bei Kindern und Jugendlichen und von 0,6−1 zusätzlichen Fällen pro 100.000 verimpften Dosen Pandemrix bei Erwachsenen ausgehen.
Das entspricht im worst case einer Gefahr von 0,006%. Nicht falsch verstehen, das ist an sich immer noch hoch genug und aus genau diesem Grund wird hier auch für Personen unter 20 Jahren keine Impfempfehlung mehr ausgesprochen. Aber wie man sieht ist das Risiko als Individuum an solchen Impfschäden zu erkranken, selbst bei den populärsten und medial lautesten Meldungen, noch immer denkbar gering. Ansonsten gibt es in Deutschland noch die STIKO und das Paul-Ehrlich-Institut, die Impfungen auch nach einer Zulassung weiter überprüfen und bei unerwarteten Problemen vom Markt nehmen können. Davon ab ist die Grippeimpfung aber allgemein eher ein schlechtes Beispiel für die Impfbereitschaft der Leute, da hier eine Impfempfehlung nur für Risikogruppen ausgesprochen wird und die Impfung jährlich erneuert werden muss (was zusätzlich meiner Kenntnis nach auch zu logistischen Problemen führen könnte, wenn alle geimpft werden würden). Aber ja, auch hier kann man durchaus argumentieren, dass die Grippe jährlich eine Menge Tote zur Folge hat und man hier in der Bevölkerung eigentlich mal mehr Aufklärungsarbeit leisten müsste.
Zur Frage danach, ob man diese Menschen nun alle als Gefahr für die Gesellschaft bezeichnen müsse: Im Zitat steht, dass es um alle "nötigen" Impfungen geht. Ich gehe hier davon aus, dass damit Krankheiten wie Polio und co. gemeint sind. Also ja, müsste man. Ein Wiedererstarken dieser Krankheiten hätte drastische Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Teilweise auch solche, die sich heutzutage wohl viele nicht mehr vorstellen können, in Anbetracht dessen, dass schon genug Menschen ein Problem damit haben, ein Stück Stoff vor dem Mund zu tragen. Wollte mich an dieser Stelle eigentlich für die Polemik entschuldigen, ist aber irgendwie zu treffend.
Das man dahingehend nun eben durch verkürzte Testdauern skeptischer ist und abwarten will, ist also eigentlich nur gesunder Menschenverstand.
Der "gesunde Menschenverstand" ist nichts, worauf man sich bei einer objektiven Betrachtung berufen sollte (Appeal to common sense). Es macht sicher die Haltung mancher Menschen erstmal nachvollziehbarer, vorsichtig zu sein. Nur sollte einen das nicht unempfänglich für Argumente machen, was bei Impfgegnern nun einmal so der Fall ist.
Abgesehen davon darf man auch nicht vergessen, dass wir es mit einem Virus zu tun haben, der nunmal, wie es Viren so tun, mutiert. Das sieht man ja am Grippe-Virus sehr gut, da braucht es auch jährlich einen neuen Impfstoff, weil der alte schon nicht mehr wirksam ist. Ähnliche Bedenken gibt es ja auch zum Impfstoff gegen Corona. Niemand garantiert einem, dass man dadurch plötzlich fine ist, denn sobald Mutationen des Virus herumkommen (und es liegt nunmal in der Natur eines Virus, zu mutieren, also ist es dahingehend auch nur eine Frage der Zeit) bringt die Impfung schon nichts mehr.
Der Vergleich zwischen dem Corona-Virus und der Grippe hinkt halt auch an dieser Stelle gewaltig. Da ich kein Mediziner oder gar Virologe bin will ich mich an dieser Stelle nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und vergeblich versuchen, die Gründe hierfür zu erklären, das wurde denke ich schon an anderer Stelle in diesem Thema hervorragend ausgeführt. Ein zentraler Punkt dabei war in meiner Erinnerung, dass Influenza vergleichsweise schnell mutiert und schon so lange existiert, dass sich hier zahlreiche Untergruppen gebildet haben. Das ist bei Corona nicht der Fall. Was stimmt ist natürlich, dass eine Mutation des Virus potenzielle Impfstoffe wirkungslos machen oder zumindest deren Schutz abschwächen könnte. Unter anderem deswegen hat man ja zum Beispiel auch diese strikten Maßnahmen bei der Nerz-Population in Dänemark angewendet. Das ist aber eigentlich eher ein Argument für einen zügigen Einsatz des Impfstoffs: Je mehr Menschen an Covid erkrankt sind, desto höher natürlich auch die Gefahr, dass Mutationen entstehen, das Virus auf unsere Nutz- oder Haustiere etc. überspringt und da mutiert und so weiter. Wir sind daher eigentlich sogar sehr daran interessiert, das Virus so gut es geht auszurotten, um dieses Risiko zu minimieren und anschließend mehr Ressourcen in die Erforschung von Corona-Viren (also nicht nur SARS-CoV-II) zu stecken.