2.5.2506, Ista Weyr, Konferenzraum
„Bevor wir mit der Besprechung anfangen, möchte ich euch darüber informieren, dass ich wieder einmal von Meisterharfner Robinton einen Brief bekommen habe“, berichtete Weyrleiter Rangul. Tatsächlich hatten Weyrherrin Jora und er alle Geschwaderführer und einige wenige ausgewählte Geschwaderzweite in den Konferenzraum gebeten, um die anstehenden Belange des Weyrs zu besprechen, und um die Stimmung etwas aufzulockern, berichtete der Weyrleiter als erstes von dem Brief des Harfners: „Er schreibt, dass er davon überzeugt ist, dass es demnächst wieder zu einem ‚Konflikt mit alten Feinden‘ kommen könnte und dass wir uns besser darauf vorbereiten sollen. Na ja, ich denke, das können wir wohl ignorieren.“
Er wartete einen Moment, während einige der Geschwaderführer zustimmend nickten und wechselte dann das Thema: „Wichtiger ist jedoch die Liste der Kandidaten für die beiden Drachenprägungen. Wie ihr wisst, hatten wir in der letzten Zeit ungewöhnlich kurz hintereinander zwei Paarungsflüge, und dementsprechend haben wir im Moment gut vierzig Eier in der Brutstätte, darunter ein goldenes Ei, aus dem unsere nächste Königin schlüpfen wird. Mit den Jungen und Mädchen, die wir hier im passenden Alter haben, werden wir also nicht weit kommen. Also werden wir dieses Mal wohl ein paar Städte und Dörfer belästigen müssen, um dort nach geeigneten Kandidaten zu suchen.“
„Für das goldene Ei ist es sowieso nicht schlecht, ein paar Mädchen zu haben, die nicht im Weyr aufgewachsen sind“, pflichtete Fanna, die Reiterin der zweiten Drachenkönigin im Weyr, dem bei. Tatsächlich wählten frisch geschlüpfte goldene Drachen sehr gerne Kandidaten von außerhalb des Weyrs.
„Wo sollen wir nach geeigneten Kandidaten suchen?“, fragte einer der Geschwaderführer.
„Ich denke, Telgar und Nerat sollten geeignet sein“, schlug Rangul vor. „In beiden Fürstentümern haben wir schon lange keine Suche mehr veranstaltet, und falls die Fürsten sich dadurch belästigt fühlen, haben sie auch nur wenige Nachbarn, die davon etwas mitbekommen können.“ Er zögerte kurz und fuhr dann fort: „Sellel, dein Geschwader übernimmt Nerat und Birto, dein Geschwader übernimmt Telgar.“
„Wäre es nicht effektiver, in Fort auf die Suche zu gehen?“, mischte sich Geschwaderführer Falloner ein. „Die haben dort doch in ein paar Tagen ihr Festival, und wahrscheinlich werden sehr viele Besucher dorthin kommen.“
„Die sich aber erst recht von einer Suche belästigt fühlen werden“, wandte Rangul ein. „Außerdem möchte ich nicht, dass sich die Tatsache, dass wir nach Kandidaten für eine Drachenprägung suchen, überall herum spricht. Die Fürsten fühlen sich von uns schon genug belästigt.“
„Wir brauchen dort ja auch keine richtige Suche zu veranstalten. Es würde reichen, wir einfach nur das Festival besuchen und die potentiellen Kandidaten ganz diskret ansprechen.“
„Du vergisst, dass wir bei minderjährigen Kandidaten das Einverständnis der Eltern und des jeweiligen Fürsten benötigen. Und bei den Besuchern wird das in der Regel nicht Fürst Groghe sein.“
„Und was ist, wenn wir nach älteren Kandidaten suchen?“, schlug Fallarnon, Falloners Geschaderzweiter, vor. Fallarnon war zwar erst zweiundzwanzig Jahre alt, aber als Sohn von Falloner war er vor achteinhalb Jahren bei einer Drachenprägung erfolgreich gewesen und seither schnell im Rang aufgestiegen.
„Wir haben immer schon Kandidaten zwischen zwölf und achtzehn Jahren zur Drachenprägung zugelassen“, erwiderte Rangul etwas verärgert, „und ich sehe keinen Grund, warum wir das auf einmal anders machen sollten.“
„Ich halte Fallarnons Idee gar nicht mal so dumm“, mischte sich Falloner ein. „Falls Robinton mit seiner Warnung Recht hat, kann es sowieso nicht schaden, wenn die Drachenreiter ein paar Jahre älter sind. Die Drachen sind in ein oder zwei Jahren ausgewachsen, aber bei üblichen Drachenreiter-Kandidaten dauert es deutlich länger, bis wir die in ein reguläres Geschwader aufnehmen können.“
„Was sagst du dazu, Varon? Wären ältere Kandidaten für dich OK?“, erkundigte sich der Weyrleiter.
„Ich würde nur ungern ältere Kandidaten nehmen“, antwortete Weyrlingmeister Varon. „Meiner Erfahrung nach sind ältere Drachenreiter zwar kräftiger und sollten daher weniger Probleme haben, sich um ihre Drachen zu kümmern, aber sie haben auch schon ihren eigenen Willen, und das führt bei der Ausbildung oft zu Problemen, wenn sie Sachen nicht einsehen wollen.“
Rangul überlegte eine Weile und wandte sich dann an Falloner: „Meinetwegen kannst du gerne das Festival besuchen und dich dort diskret nach älteren Kandidaten umsehen. Falls von denen aber einer bei der Drachenprägung erfolgreich sein sollte, wird sich Fallarnon um dessen Ausbildung kümmern.“
6.5.2506, Wiesen vor der Burg Fort
Es war ein herrlicher, warmer Frühlingstag, als sich zahlreiche Gäste vor der Burg Fort versammelten. Weil das Gründungsfest der Burg dieses Jahr auf einen Samstag fiel und die Harfnerhalle nur wenige Kilometer entfernt war, würde es nun ein zwei Tage andauerndes Festival geben, auf dem rund um die Uhr Harfner spielten oder Lieder vortrugen. Dies sorgte - neben der Tatsache, dass das Gründungsfest der Burg Fort in vielen Jahren das erste Fest in der Mitte des Drachenlandes war, bei dem angenehme Temperaturen herrschten - dafür, dass Gäste von überall aus dem Drachenland angereist kamen.
Natürlich konnte die Burg nicht alle Gäste aufnehmen, und so war für dieses Festival traditionsgemäß ein Festgelände auf den Wiesen vor der Burg errichtet worden. Zahlreiche Händler boten an vielen Verkaufsständen ihre Ware an, die Harfner sorgten rund um die Uhr für musikalische Unterhaltung - wobei sie abwechselnd ein paar Lieder vortrugen und Stücke spielten, zu denen die Gäste des Festes tanzen konnten. Für diejenigen, die sich ausruhen wollten, gab es ganz am Rande des Festgeländes Zelte, in denen man schlafen konnte, und für Gäste, die genügend Geld besaßen und nicht im Zelt übernachten wollten, boten die Burg, die Harfnerhalle und - in ein paar Kilometern Entfernung - auch die Stadt Bent Ridge Unterkünfte an.
Kurz gesagt, es war ein Festival, welches man sich nicht so leicht entgehen lassen sollte. Und genau deshalb hatte Goldenar seine Kurierläuferroute so gewählt, dass er am Morgen des ersten Festivaltages nur die Strecke von Forthafen zur Burg Fort bewältigen musste, so dass er am späten Vormittag die Kurierläuferstation der Burg erreichte. Dort konnte er berufsmäßig kostenlos übernachten, und nachdem er sich erst einmal frisch gemacht hatte, schlenderte er erst einmal quer über das Festivalgelände und verschaffte sich so einen ersten Überblick.
Off Topic:
Damit startet jetzt auch das Drachenreiter-RPG. Willkommen an die Mitspieler!
Alle, die im Anmeldetopic auf der Teilnehmerliste stehen, dürfen jetzt ihre ersten Beiträge schreiben. Aber natürlich nehmen wir auch gerne noch weitere Anmeldungen entgegen.
Wie ihr euch sicher denken könnt, sollen eure Charas zu dem Festival nach Fort kommen. Ihr dürft erst einmal die feierliche Stimmung genießen und vielleicht auch einander kennen lernen. Einfache NPCs wie andere Gäste des Festes oder Händler, die euch unter Anderem Getränke und Snacks verkaufen, dürft ihr gerne selber steuern – solange ihr es damit nicht übertreibt, versteht sich.