Hallo Mandelev,
nachdem du dich letztens für meine Meinung zu den Drabbles bedankt hast, traue ich mich jetzt mal, ein paar deiner Werke von hier zu kommentieren.
Erstmal ein großes Lob an deinen "Sandkuchen" insgesamt. Ich finde es toll, dass du so viele verschiedene Arten von Texten und Gedichten ausprobierst. Deine Werke sind unheimlich kreativ, oft auch amüsant und regen mich manchmal zum Nachdenken an. Leider kann ich nicht auf alles hier eingehen, daher beschränke ich mich auf einige neuere Beiträge.
Dieses Gedicht habe ich schon bei der Sternzeichen-Aktion gesehen und fand es wirklich beeindruckend. Nicht nur der Umriss des Pokémon ist deutlich zu erkennen, auch die farblich hervorgehobenen Wörter passen einfach perfekt in das Bild, besonders natürlich das Auge. Ich kann nur ahnen, wie schwierig es gewesen sein muss, Inhalt und Form des Gedichts in Einklang zu bringen.
Besonders gut gefällt mir das bereits erwähnte Auge, das "Lusardin" genau in der Mitte und die Schwanzflosse, die durch die fast gleich langen Wörter symmetrisch ist.
Auch die Aussage des Textes ist sehr berührend und orientiert sich am Thema Sternzeichen. Ich finde es interessant, dass der Inhalt deines Gedichts dem von @Rainbows Geschichte ähnelt, vor allem das Motiv des Zusammenschlusses der einzelnen Lusardin, um ihren Traum, die Sterne erreichen zu können, zu verwirklichen.
Ich habe nur deshalb nicht für dein Gedicht gevotet, weil ich den Text von @Rainbow auch wunderschön fand und mich nicht entscheiden konnte. Aber du hast ja sowieso deutlich gewonnen.
Oder auch: Team Magmas Hymne.
Ich bin echt beeindruckt, wie viele Anspielungen an Pokémon dieses Gedicht enthält, obwohl du kein spezifisches Pokémon-Vokabular verwendest. Da wäre z.B. die "[u]ralte Macht aus der Tiefe", die mich sofort an Groudon/Kyogre erinnert hat, da diese ja in der Urzeithöhle leben. Vers 5-7 könnte man dann auf die Entstehungsgeschichte der Hoenn-Region beziehen, die durch die Legendären Pokémon geformt wurde.
Während sich der erste Teil eher auf die Vergangenheit bzw. Gegenwart bezieht, werden besonders im letzten Teil die Ziele und Träume von Team Magma nochmal ganz deutlich - die Vernichtung der Ozeane und das Entstehen von neuem Land. Mir gefällt es sehr, wie Groudon in diesem Gedicht (zumindest meiner Interpretation nach) angesprochen und gehuldigt wird, das passt echt gut zur Story in den Spielen.
Das Gedicht klingt durch die vielen ausdrucksstarken Wörter ("[g]leißend", "erschütterst", "Retter") sehr feierlich, fast schon dramatisch. Am meisten mag ich den Parallelismus in den drei aufeinanderfolgenden Versen. Das ergibt eine sehr geordnete, aber trotzdem nicht langweilige Struktur und passt durch den leicht repetitiven Charakter sehr gut zum Titel. Die Wiederholung des Wortes "Erwache" bildet dann noch einen schönen Rahmen.
Also meiner Meinung nach sollte man das direkt in die nächsten Hoenn-Remakes einbauen ^^
Ich habe echt lange gebraucht, um dieses Gedicht richtig zu verstehen (wenn es mir überhaupt gelungen ist), und das, obwohl ich direkt beim ersten Lesen das Gefühl hatte, mich zumindest teilweise mit dem Sprecher identifizieren zu können.
Auch hier wechselt die Stimmung stark zwischen den drei "Akten". Im ersten Teil überwiegt noch die Angst des Sprechers vor dem Druck, der durch die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf ihm lastet. Da diese ihn anscheinend genau kennen (und dadurch gewisse Erwartungen an ihn haben?), fühlt er sich in seiner Handlungfreiheit eingeschränkt und hat somit Angst davor, zu viel von sich preiszugeben. Diese Angst bringt in schließlich dazu, vor dem Druck zu flüchten. Hier fällt mir besonders der metaphorische Gegensatz "im Licht stehen" - "in die Dunkelheit zurückziehen" auf, wobei das Licht ungewöhnlicherweise als negativ empfunden wird.
Im zweiten Teil scheint der Sprecher mit seiner Entscheidung, sich vor dem Licht zu verstecken, noch zufrieden zu sein. Er glaubt, dass er durch diese Zurückgezogenheit dem Druck der Öffentlichkeit entgeht und mehr Freiheit in seinen Entscheidungen hat, da er diese nicht mehr öffentlich fällen muss.
Zuletzt kommen ihm jedoch wieder Zweifel, ob sein Entschluss wirklich richtig gewesen ist, da er selbst in der Zurückgezogenheit immer noch den Druck der Menschen spürt. Diese Unsicherheit wird durch die vielen rhetorischen Fragen sehr deutlich. Am Schluss kommt dann noch einmal ein neuer Aspekt auf, nämlich die Frage, ob es überhaupt von Bedeutung ist, was andere Menschen von den eigenen Entscheidungen halten und ob es nicht vielleicht sogar wünschenswert ist, die Reaktion der anderen zu erhalten.
(Nein, ich glaube, ich hab es immer noch nicht richtig verstanden. Die Gedanken des Sprechers sind einfach zu verworren. Aber ich mag es trotzdem ^^)
Ich war schon sehr gespannt, wie du dieses Thema umsetzen würdest, und es ist dir meiner Meinung nach echt gut gelungen. Nach den vorherigen Werken mit ernsteren Themen wirkt dieses Gedicht etwas spielerischer und ungezwungener. Der traditionelle Paarreim mit dem oft verwendeten (und wohlklingenden) vierhebigen Jambus bildet einen sehr geordneten Aufbau. Nur in Vers 3 stimmt das Metrum nicht ganz, wenn ich mich nicht irre, ist aber nicht weiter schlimm. Die Reime sind gleichzeitig kreativ und trotzdem sehr sauber.
Interpretieren kann ich hier nicht viel, da kaum Metaphern enthalten sind. Dafür gefällt mir aber die Form des Gedichts und der humorvolle Ton.
Bei diesem Werk geht es wohl weniger um die inhaltliche Aussage und mehr um die äußere Form. Das Thema ist nicht gleich von Anfang an erkennbar, vielmehr entwickelt es sich aus der Ausgangssituation. Das hast du auch sehr schön optisch verdeutlicht. Man hätte das Thema auch ein wenig weiter interpretieren können, aber die Aussage deines Gedichts ist sehr allgemein formuliert: Zwei Dinge, die zu Beginn komplett gegensätzlich wirken, können sich einander annähern und schließlich harmonieren.
Das lässt sich auf viele unterschiedliche Lebensbereiche übertragen.
Also entweder fasst man das Werk als völlig unmetaphorisch oder als extrem verschlüsselt auf. Ich werde mich für die erste Variante entscheiden, sonst müsste ich jetzt einen Roman über alle verschiedenen Situationen schreiben, zu der die Aussage dieses Gedichts passen könnte. Aber dieser Beitrag hier wird auch so schon lang genug werden.
Und ich dachte am Sonntag schon, du hast Ruhetag :)
Allein in der Art, wie du dieses Gedicht veröffentlichst, beweist du mal wieder deine beneidenswerte Kreativität. Denn damit hast du das Thema eigentlich schon perfekt umgesetzt, ganz egal, worum es in dem Gedicht überhaupt geht.
Die Aussage des zweiten Haikus kann ich total nachvollziehen, das ging mir beim Kommentieren der Drabbles oft so. Ich habe mehrmals erst nach Mitternacht meinen Kommentar vom Vortag gepostet, weil ich es einfach nicht geschafft habe, eher fertig zu sein. Auch an diesem Beitrag hier sitze ich jetzt schon den dritten Tag in Folge, da ist die Verzögerung nicht mehr kurz ^^
Ich finde übrigens noch die Doppeldeutigkeit/Widersprüchlichkeit amüsant, dass du im letzten Haiku eben diesem dankst, dass es dich von den Grübeleien ablenkt (für die es ja erst verantwortlich ist?)
Nachdem ich Flocons ausführlichen Kommentar gelesen habe, traue ich mich dann doch nicht mehr, noch viel zu diesem Drabble zu sagen. Ich könnte es eh nicht besser ausdrücken.
Grundsätzlich stimme ich seiner Interpretation zu. Am Anfang wird die Resignation deutlich, mit der viele Menschen die täglichen Nachrichten aufnehmen. Die ersten zwei Sätze klingen als Kontrast zur Aussage relativ emotionslos.
Mir gefällt, wie du "das Schlechte" personalisiert hast. Das Flimmern soll vermutlich auf die Nachrichten im Fernsehen anspielen, und das "dumpfe[...] Bohren" ist eine interessante Metapher für das Gefühl der Niedergeschlagenheit, das einen beim Anschauen dieser Nachrichten oft überfällt. Besonders durch den Satz "Die nächste Schlagzeile wartet schon" wird deutlich, dass man heutzutage so oft mit schlechten Neuigkeiten überhäuft wird, dass man sich unmöglich auf jedes Ereignis fokussieren und den Grund/Ablauf dahinter verstehen kann. Das alles führt letzendlich dazu, dass man sich den Missständen gegenüber völlig verschließt und versucht, sie so gut wie möglich aus dem Alltag zu verdrängen. Was passiert, wenn das nicht gelingt, kann man ja ohne Probleme auf der Welt beobachten.
Bei dieser scheinbaren Übermacht von schlechten Nachrichten fällt es dann meist schwer, die guten Dinge noch zu erkennen, doch genau darauf macht der zweite Teil des Gedichts aufmerksam.
Wie Flocon finde ich auch den letzten Satz sehr interessant. Ich persönlich verstehe es so, dass eine Krise nicht unbedingt überwunden werden muss, damit man wieder glücklich sein kann, sondern dass es auch inmitten einer solchen Situation möglich ist, etwas Gutes zu finden und daraus Kraft zur Überwindung des Schlechten zu ziehen.
Ich persönlich hätte das Thema zwar anders interpretiert, aber wie wohl unschwer zu erkennen ist, finde ich deine Herangehensweise auch sehr inspirierend.
Oh, jetzt habe ich doch mehr zu diesem Drabble geschrieben, als ich eigentlich vorhatte...
Wer kennt nicht den Schrecken, den alte Fotos auslösen können, besonders wenn man selbst abgebildet ist... Aber ob das wirklich kostenlos ist?
So, das reicht erstmal für einen Beitrag. Wie gesagt schreibe ich schon eine Weile an diesem Kommentar, und jeden Tag kommt ja ein neues Werk von dir, was ich dann auch noch kommentieren möchte...
Ich freue mich schon auf deine Umsetzung der restlichen Themen der Liste, besonders auf das "unheimliche Mittagessen" bin ich gespannt. Und ich hoffe, dass du uns auch in den nächsten Monaten ab und zu mit neuem Sandkuchen versorgst :)
Ich bin zwar keine Expertin, was Textinterpretation anbelangt, aber es hat mir viel Spaß gemacht, deine Werke zu lesen und zu kommentieren. Vielleicht darf ich mich trotz dieses Monster-Beitrags mal wieder hier blicken lassen.
Danke für deine Mühe und mach weiter so!
LG Evoluna